Arbeitslosigkeit kann neben der Inflation als eines der bedeutendsten Probleme großer Wirtschaftssysteme bezeichnet werden. Seit 1975 hält die Dauerarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland an. Viele Ökonomen haben sich mit diesem Problem auseinandergesetzt. Es gibt eine Reihe von Theorien die versuchen Arbeitslosigkeit zu erklären, um so Möglichkeiten zur Beseitigung zu eröffnen.
Die neoklassische Theorie sucht jenseits ihrer Vollbeschäftigungsmodelle, die stets aus den grundlegenden Annahmen der Preisflexibilität hervorgehen, nach Erklärungen für die empirisch unbestreitbare Existenz der Arbeitslosigkeit. Mit den Lohnrigiditäten in den neoklassischen Kontrakttheorien (Risikomodell, Anreizmodell) versucht man diesem Erklärungsdruck zu begegnen. Andererseits versuchen einige Keynesianischen Theorien zu zeigen, dass die Vollbeschäftigung die Ausnahme, Arbeitslosigkeit hingegen eher das Übliche in den Makroökonomien ist.
In der vorliegenden Arbeit werden diese theoretischen Überlegungen dargestellt und miteinander vergleichen.
Inhalt
Einleitung
1. Neoklassische Erklärung der Arbeitslosigkeit
1.1. Das neoklassische Vollbeschäftigungsmodell
1.1.1. Die Arbeitsnachfrage
1.1.2. Das Arbeitsangebot
1.2. Rigide Löhne
1.2.1. Kontrakttheorien
1.2.1.1. Risikomodell
1.2.1.2. Anreizmodell
2. Keynesianische Erklärung der Arbeitslosigkeit
2.1. Der Arbeitsmarkt bei gegebenem Produktionsvolumen
2.1.1. Die Arbeitsnachfrage
2.1.2. Das Arbeitsangebot
2.2. Der Arbeitsmarkt bei Veränderung des Produktionsvolumen
3. Vergleich
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Einleitung
Arbeitslosigkeit kann neben der Inflation als eines der bedeutendsten Probleme großer Wirtschaftssysteme bezeichnet werden. Seit 1975 hält die Dauerarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland an. Viele Ökonomen haben sich mit diesem Problem auseinandergesetzt. Es gibt eine Reihe von Theorien die versuchen Arbeitslosigkeit zu erklären um so Möglichkeiten zur Beseitigung zu eröffnen.
Thema dieser Arbeit ist es, mit Hilfe von neoklassischen und keynesianischen Ansätzen das Phänomen – Dauerarbeitslosigkeit – zu erklären.
Um dem Problem zu begegnen, beziehe ich mich grundlegend auf die Fachbücher: Rothschild „Theorien der Arbeitslosigkeit“ und Heine, Herr „Volkswirtschaftslehre“.
1. Neoklassische Erklärung der Arbeitslosigkeit
1.1. Das neoklassische Vollbeschäftigungsmodell
Die neoklassische Theorie beruht auf dem einfachen Marktmodell, flexible Preise (p) ermöglichen einen Ausgleich von Angebot (S) und Nachfrage (D). Das Say´sche Gesetz, welches besagt, dass sich jedes Angebot seine eigene Nachfrage schafft, akzeptiert weder Überangebot noch Übernachfrage. Die Märkte sind in x* (Angebot gleich Nachfrage) und p* ausgeglichen. (siehe Abb. 1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1
Dieser übliche Verlauf von Angebots- und Nachfragekurve wird aus neoklassischer Sicht auf den Arbeitsmarkt (sowie Geldmarkt) übertragen. Arbeitsleistung ist das Gut, um das am Arbeitsmarkt gehandelt wird. Haushalte bieten ihre Arbeitskraft zu einem bestimmten Preis, hier Lohn, an. Unternehmen fragen diese nach. Bei flexiblen Löhnen ergibt sich wie bei Gütern ein Gleichgewichtslohn p*. Die Höhe dessen entscheidet über den Umfang von Angebot und Nachfrage der Arbeitsleistung. In p* erhält jeder, der zum arbeiten bereit ist, auch einen Arbeitplatz. Die Höhe des Arbeitsangebotes der Haushalte und der Arbeitsnachfrage der Unternehmen, ist zum Gleichgewichtslohn gleich. Jeder der im Gleichgewicht nicht arbeitet, ist demnach freiwillig arbeitslos. Bei dieser Annahme wird davon ausgegangen, dass: “was für eine einzelne Person oder einen Markt gilt, gilt auch für die Gesamtheit aller Personen oder Märkte.“[1]
„Ein Unterschied zum Gütermarkt wird insofern konzediert, als die „normale“ Nachfrage nach Arbeitskräften in Betrieben nicht unmittelbaren Nutzen für den Käufer stiftet, sondern dass es sich um eine abgeleitete Nachfrage handelt, die von den Absatzmöglichkeiten der erzeugten Güter abhängt.“[2]
1.1.1. Die Arbeitsnachfrage
Die Nachfrage nach Arbeit (bei gegebenen Nachfragebedingungen am Gütermarkt) richtet sich nach dem Ziel der Unternehmen, ihren Gewinn (g) zu maximieren. Die Nachfragekurve für ein einzelnes Unternehmen lässt sich daher folgendermaßen herleiten. Das Unternehmen produziert das Gut X, welches am Arbeits- und Gütermarkt vollkommener Konkurrenz unterliegt. Gegeben sind: der Lohn der Arbeiter (w), der Preis (p) des Gutes X sowie die Produktionsfunktion (y), welche die Höhe der Produktionsmenge in Abhängigkeit von der Höhe der Arbeitsmenge (L) bei gegebenem Kapitalbestand (K) wiedergibt.
Gleichung1 y=f (L/K), fL>0, fLL<0[3]
„wobei die Annahmen des Ertragsgesetzes gelten, daß mit zunehmendem Arbeitseinsatz die Produktionszuwächse kleiner werden.“[4]
Der Gewinn der Firma stellt sich folgendermaßen dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unternehmen werden nun so viele Arbeitskräfte L zu dem Lohn w/p beschäftigen, dass ihr Gewinn ein Maximum erreicht. Dazu wird g nach L differenziert und das Ergebnis gleich 0 gesetzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Ergebnis besagt: das Unternehmen stellt so viele Arbeitskräfte ein, bis der Reallohn gleich dem Grenzprodukt des Arbeiters ist. „Da das Grenzprodukt gemäß Gleichung 1 mit steigender Arbeitszahl fällt, ergibt die Profitmaximierungsbedingung aus
Gleichung 5, daß mit fallenden Löhnen zusätzliche Arbeiter rentabel werden. Es ergibt sich somit eine „normale“ Nachfragekurve: die nachgefragte Arbeitsmenge ist mit der Lohnhöhe invers verknüpft.“[6]
Der Entscheidung der Unternehmen über die Nachfrage nach dem Produktionsfaktor Arbeit, steht die Entscheidung der Haushalte gegenüber, wie viel Arbeit sie anzubieten bereit sind.
1.1.2. Das Arbeitsangebot
Haushalte haben eine bestimmte Menge an Zeit zur Verfügung, die sie für bezahlte Berufsarbeit oder unbezahlte Freizeit verwenden können. „Die optimale individuelle Entscheidung besteht nun darin, daß man jene Menge an Arbeitszeit anbietet, welche den Nutzen aus den Lohngütern plus dem Nutzen aus der verfügbar gebliebenen „Freizeit“ (Eigenproduktion, Vergnügen, Muße etc.) maximiert, wobei das Zeitbudget und der Reallohn gegeben sind.“[7] Mit steigendem Reallohn steigt der erreichbare Nutzen.
Wie beim Gütermarkt, rechnet man bei steigenden Preisen auch mit steigendem Angebot. Wobei jedoch auf dem Arbeitsmarkt die Abnahme der Freizeit der steigenden Arbeitsbereitschaft Grenzen setzt.
Ab dem Lohn w/p1 ist die Person nicht mehr bereit ihre Arbeitszeit bei steigendem Reallohn, ihrer Freizeit zu opfern. Abbildung 2 beschreibt diesen Sonderfall einer Arbeitsangebotskurve.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2
Personen können nur über ihre Teilnahme oder Nichtteilnahme am Arbeitsprozess entscheiden, jedoch nicht über die Dauer. In Unternehmen wird die Arbeitszeit festgelegt. Das übliche Optimierungskalkül, nach dem Individuen über die Höhe des Arbeitsangebotes nach der Höhe des Nutzens entscheiden, ist nur beschränkt anwendbar.
Diese Einschränkung sowie der Sonderfall des Angebotsverlaufs erklären die Darstellung des Arbeitsangebotes. Die Menge des Arbeitsangebotes ist vorgegeben oder steigt nur gering bei steigenden Löhnen.
Das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt (Abbildung 3) stellt sich bei flexiblem Reallohn ein. Vollbeschäftigung L* zum Gleichgewichtslohn w/p* wird erreicht, wenn sich Arbeitsangebot Ls und Arbeitsnachfrage Ld decken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3
Gleichgewichtstheorien haben es schwer Arbeitslosigkeit zu erklären. Hat das erläuterte Modell seine Gültigkeit, ist Vollbeschäftigung die Regel, da Markträumungs- und Gleichgewichtsmechanismen dauerhafte Arbeitslosigkeit ausschließen.
Die Geschichte zeigt aber, dass Arbeitslosigkeit ein andauerndes Phänomen der Wirtschaftssysteme ist.
Wie erklärt nun die neoklassische Theorie das Dauerphänomen Arbeitslosigkeit?
1.2. Rigide Löhne
Einen Eingriff in den Gleichgewichtsmechanismus stellen rigide (starre) Löhne dar, denn Voraussetzung für das soeben beschriebene Modell sind flexible Preise der Arbeitskraft. Die Folge rigider Löhne kann zu Arbeitslosigkeit führen.
„Wenn tatsächlich Leute „echt“ arbeitslos sind, zu niedrigeren Löhnen zu arbeiten bereit sind und ferner Unternehmer bei niedrigen Löhnen zusätzliche Arbeiter (mit niedrigerem Grenzprodukt) rentabel einstellen könnten, warum führt dann nicht das Selbstinteresse der Marktteilnehmer zu Lohnsenkungen und Beschäftigungssteigerung? Was ist die Ursache für mangelnde Flexibilität der Löhne?“[8]
Die neoklassische Theorie sieht verschiedene Erklärungen für das zu Stande kommen von Lohnrigiditäten vor. Man unterscheidet exogene Einflüsse (wie gewerkschaftlich bedingte Starrheit) und endogene Ansätze (wie Kontrakt- und Effizienzlohntheorie) die den Gleichgewichtsmechanismus behindern.
Rigide Löhne sind der Grund für andauernde Arbeitslosigkeit, wenn sie höher als der Gleichgewichtslohn sind und nicht auf diesen herabgesetzt werden können, weil exogene Einflüsse wie Staat oder Gewerkschaft eine Herabsetzung verbieten.
Wie kommt es aber zu Lohnstarrheiten und Arbeitslosigkeit in Ländern bei denen der Staat bzw. die Gewerkschaft nicht in das Marktgeschehen eingreift? Hier widerspricht das Verhalten der Marktteilnehmer dem neoklassischem Modell. Denn dieses geht vom optimierenden Verhalten der Anbieter und Nachfrager unter bestimmten Beschränkungen aus.
Existiert Arbeitslosigkeit und zwischen Anbieter und Nachfrager kommen keine Arbeitsverträge zu geringeren Löhnen zu Stande, obwohl es für beide von Vorteil wäre, dann muss erklärt werden, „daß eine solche Rigidität im „rationalen“ Interesse irgendwelcher Marktteilnehmer liegt und von ihnen am Markt durchgesetzt werden kann.“[9]
Mit diesem Problem setzen sich Kontrakttheorien (welche jetzt näher erklärt werden) sowie Effizienzlohntheorien auseinander.
[...]
[1] Kromphardt, 1987, S. 76
[2] Rothschild, 1988, S. 12
[3] Mit fL ist die erste, mit fLL die zweite Ableitung von f nach L bezeichnet.
[4] Rothschild, 1988, S. 13
[5] Mit gL ist die erste Ableitung von g nach L, mit yL die erste Ableitung von y nach L bezeichnet.
[6] Rothschild, 1988, S.13
[7] Rothschild, 1988, S.14
[8] Rothschild, 1988, S. 37
[9] Rothschild, 1988, S. 45
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.