"Das Geiseldrama von Gladbeck" ist zu einem wichtigen Begriff in der Kommunikationsgeschichte geworden. Als Journalist erinnert man sich etwas beschämt, vor allem aber immer fragend und ungläubig daran. Drei Tage lang sorgten zwei Verbrecher für Schlagzeilen in Deutschland: sie überfielen eine Bank, nahmen Menschen als Geiseln und töteten sogar einige von ihnen, bis sie endlich von der Polizei fest genommen wurden. Die deutsche Bevölkerung wusste bestens über die Verfolgungsjagd und die Vorgänge Bescheid - die Journalisten sorgten durch aktuelle Bilder und Interviews Tag und Nacht dafür, dass die Zuschauer und Zeitungsleser über alle Einzelheiten informiert waren. Einige von ihnen nahmen diese Berichterstattungspflicht zu genau.
Drei Tage lang schienen manche Journalisten das Denken und Hinterfragen ausgeschaltet zu haben. Es ging nur noch um Bilder und O-Töne, um Aktualität und Sensation. Und so wurde Opfern die Würde genommen, Geiselnehmer entwickelten sich zu begehrten Gesprächspartnern, und der Polizei war es unmöglich, ihre Arbeit zu machen, weil Reporter überall im Weg waren. Mit anderen Worten, Journalisten haben die Berufsethik komplett ignoriert.
Im Rahmen dieser Arbeit werde ich versuchen, die Ereignisse und Fehlhandlungen von Gladbeck zu analysieren. Ich werde, nach einer Definition der Begriffe "Ethik" und "Moral" im Journalismus, drei gängige Ethiktheorien der Kommunikationswissenschaften vorstellen und anschließend versuchen, mithilfe dieser die Gründe für die Eskalation in Gladbeck zu untersuchen. Im Anschluss werde ich aufzeigen, welche Lehren aus den Fehlern von 1988 gezogen wurden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ablauf der Geiselnahme von Gladbeck
- Drei Ansätze der Medienethik
- Wichtige Definitionen im Zusammenhang mit der Medienethik
- Die Individualethik
- Die Mediensystem-Ethik
- Die Publikumsethik
- Versagen der Ethik in Gladbeck
- Fehler in der Arbeit der einzelnen Journalisten
- Journalisten behindern die Polizei
- Der Journalist als Akteur
- Missverständnis der Aktualitätspflicht
- Journalisten als Handlanger der Geiselnehmer
- Mediensystematische Gründe für die Eskalation
- Ökonomisierung des Mediensystems
- Technische Entwicklung
- Das journalistische Berufsverständnis und die Rolle der Redaktionen
- Besondere Umstände in Gladbeck
- Das gierige Publikum
- Fehler in der Arbeit der einzelnen Journalisten
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Ereignisse der Geiselnahme von Gladbeck im Jahr 1988, die als ein Beispiel für das Versagen der journalistischen Ethik gilt. Die Arbeit untersucht die Gründe für die Eskalation der Ereignisse und die Fehlhandlungen der Journalisten im Kontext von drei gängigen Ethiktheorien der Kommunikationswissenschaften.
- Die Rolle der Individualethik im Journalismus
- Die Bedeutung der Mediensystem-Ethik und die Verantwortung des Mediensystems
- Die Relevanz der Publikumsethik und die Frage nach der Mitverantwortung des Publikums
- Die Auswirkungen der Ökonomisierung des Mediensystems auf die journalistische Ethik
- Die Auswirkungen der technischen Entwicklung und die Rolle der Bilder im Journalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt das Geiseldrama von Gladbeck als ein wichtiges Ereignis in der Kommunikationsgeschichte vor und beschreibt die problematische Berichterstattung der Journalisten. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Ereignisse und Fehlhandlungen der Journalisten zu analysieren und die Gründe für die Eskalation mithilfe von drei gängigen Ethiktheorien der Kommunikationswissenschaften zu untersuchen.
Das zweite Kapitel der Arbeit beschreibt den Ablauf der Geiselnahme von Gladbeck. Es schildert die Ereignisse vom Überfall auf die Bank in Gladbeck bis zur Festnahme der Geiselnehmer in Bad Honnef. Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Journalisten bei der Berichterstattung über die Geiselnahme und zeigt auf, wie sie durch ihr Verhalten die Arbeit der Polizei behindert und die Situation eskaliert haben.
Im dritten Kapitel werden die drei wichtigsten Ansätze der Medienethik vorgestellt: die Individualethik, die Mediensystem-Ethik und die Publikumsethik. Die Arbeit erläutert die jeweiligen Ansätze und ihre Kritikpunkte sowie die Frage nach der Verantwortung des einzelnen Journalisten, des Mediensystems und des Publikums.
Das vierte Kapitel analysiert das Versagen der Ethik in Gladbeck. Es untersucht die Fehler der einzelnen Journalisten, die durch ihr Handeln die Arbeit der Polizei behindert und die Situation eskaliert haben. Das Kapitel beleuchtet die Gründe für das Fehlverhalten der Journalisten, wie z.B. das Missverständnis der Aktualitätspflicht, die Ökonomisierung des Mediensystems und die technische Entwicklung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die journalistische Ethik, das Geiseldrama von Gladbeck, die Individualethik, die Mediensystem-Ethik, die Publikumsethik, die Ökonomisierung des Mediensystems, die technische Entwicklung, die Rolle der Bilder im Journalismus, die Verantwortung des Journalisten, die Verantwortung des Mediensystems, die Verantwortung des Publikums sowie die Auswirkungen der Berichterstattung auf die Ereignisse.
- Arbeit zitieren
- Lena Gorelik (Autor:in), 2002, Das Geiseldrama von Gladbeck. Wie die journalistische Ethik versagte. Eine Analyse anhand von drei Ethiktheorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6474
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