In der Fachwelt ist mittlerweile unumstritten, dass auch Menschen mit einer geistigen Behinderung Verhaltensauffälligkeiten entwickeln oder psychisch erkranken können (vgl. LINGG/THEUNISSEN 2000, S. 11). Bisher fehlte jedoch ein interdisziplinärer Diskurs. Viele der früheren Arbeiten widmeten sich diesem Thema entweder aus einem klinisch-psychologischen Interesse oder aus einer rein behindertenpädagogischen Perspektive (vgl. LINGG/THEUNISSEN 2000, S. 9). Eine monokausale Sichtweise wird der Komplexität der Thematik nicht gerecht. Die exemplarischen Fallbeispiele dieser Arbeit beziehen sich auf erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung, die in einer stationären Wohngruppe leben. Das Interesse an dieser Thematik resultiert aus der langjährigen Arbeit mit erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung und durch die in der täglichen Praxis immer wieder auftretenden Fragen zu dieser aktuellen Problematik. Ist das Verhalten des Bewohners „verhaltensauffällig“ oder ist es „psychisch gestört“? Warum bekommen Bewohner seit langer Zeit Psychopharmaka? Welche sozialpädagogischen Herausforderungen ergeben sich aus dieser Problematik? Was ist zu tun bzw. wie ist der pädagogische Alltag zu verändern, um diesem Personenkreis adäquat begegnen zu können? Zu Beginn der Arbeit werden definitorische Bestimmungen vorgenommen. Die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung, für deren Erklärung das Vulnerabilitäts-Stress-Modell (vgl. 2.4.3) herangezogen werden kann, werden in Kapitel 2 aufgezeigt. Nach der Darstellung theoriegeleiteter Modelle, wird in Kapitel 3 auf die Diagnostik psychischer Auffälligkeiten mit ihren Grundlagen und Besonderheiten bei Menschen mit geistiger Behinderung eingegangen. In Kapitel 4 werden einige wichtige psychiatrische Störungsbilder nach ICD-10 zunächst allgemein skizziert, um dann in ihrer Gültigkeit speziell für Menschen mit geistiger Behinderung überprüft zu werden. Eine Behandlungsmöglichkeit psychischer Auffälligkeiten ist die Gabe von Psychopharmaka, deren Wirkungen, Nebenwirkungen und Besonderheiten bei diesem Personenkreis in Kapitel 5 erläutert wird. In Kapitel 6 wird anhand eines Fallbeispiels aus der Praxis der Einsatz von Psychopharmaka dokumentiert. Lebensweltorientierung und Empowerment werden in Kapitel 7 exemplarisch als sozialpädagogische Konzepte dargestellt. Die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen bilden den Abschluss der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- BEGRIFFSBESTIMMUNG
- Behinderung
- WHO-Definition
- Sozialrechtliche Definition
- Geistige Behinderung
- Psychische Gesundheit
- Psychische Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung
- Prävalenz
- Atiologie
- Vulnerabilitäts-Stress-Modell
- Behinderung
- DIAGNOSTIK
- Psychiatrische Untersuchung
- Besonderheiten der psychiatrischen Diagnostik bei Menschen mit geistiger Behinderung
- Verstehende Diagnostik
- SPEZIELLE AUFFÄLLIGKEITEN
- Schizophrenie bzw. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis
- Definition
- Symptome und Diagnostik
- Schizophrenie und geistige Behinderung
- Affektive Psychosen
- Definition
- Atiologie
- Diagnose
- Affektive Psychosen und geistige Behinderung
- Demenz
- Definition
- Symptome und Diagnostik
- Demenz und geistige Behinderung
- Schizophrenie bzw. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis
- PSYCHOPHARMAKA
- Grundlagen
- Einteilung der Psychopharmaka
- Neuroleptika
- Einteilung
- Dosierung
- Einsatzmöglichkeiten
- Nebenwirkungen
- Langzeittherapie
- Tranquilizer
- Antidepressiva
- Neuroleptika
- Umgang mit Psychopharmaka
- Psychopharmaka bei Menschen mit geistiger Behinderung
- Grundlagen
- Besonderheiten
- Multidimensionaler Ansatz
- Rechtliche Aspekte
- FALLBEISPIEL
- SOZIALPÄDAGOGISCHE KONZEPTE
- Einleitung
- Strukturorientierter und sozialökologischer Ansatz
- Prozess- und kommunikationsorientierter systemischer Ansatz
- Konstruktivistischer systemischer Ansatz
- Sozialpädagogische Interventionen
- Lebensweltorientierung
- Theoretische Grundlagen
- Lebensweltorientierte Behindertenarbeit
- Biographiearbeit mit geistig behinderten Menschen
- Empowerment
- Dialogisches Prinzip
- Einleitung
- SCHLUSSBETRACHTUNG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema der psychischen Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung. Ziel ist es, die Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Auffälligkeiten im Kontext der Lebenswelt und des sozialen Umfelds dieser Menschen zu beleuchten. Dabei werden verschiedene psychiatrische Störungsbilder, wie Schizophrenie, affektive Psychosen und Demenz, in ihrer Bedeutung für Menschen mit geistiger Behinderung dargestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der kritischen Analyse des Einsatzes von Psychopharmaka bei diesem Personenkreis, insbesondere im Hinblick auf die häufig fragliche Indikation und die fehlende interdisziplinäre Zusammenarbeit.
- Definitionen und Abgrenzungen von Behinderung, geistiger Behinderung und psychischen Auffälligkeiten
- Erklärungsmodelle für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung
- Diagnostik psychischer Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung und ihre besonderen Herausforderungen
- Spezielle psychiatrische Störungsbilder im Kontext geistiger Behinderung
- Kritik am Einsatz von Psychopharmaka bei Menschen mit geistiger Behinderung und die Notwendigkeit eines multidimensionalen Ansatzes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit führt in die Thematik ein und stellt anhand eines Praxisbeispiels die Problematik des Umgangs mit Menschen mit geistiger Behinderung und psychischen Auffälligkeiten dar. Das Kapitel „Begriffsbestimmung" erläutert die verschiedenen Definitionen von Behinderung und geistiger Behinderung sowie die Bedeutung des Konstrukts "psychische Gesundheit". Es werden auch die Prävalenzraten und die Ätiologie psychischer Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung im Kontext des Vulnerabilitäts-Stress-Modells diskutiert. Das Kapitel „Diagnostik" fokussiert auf die Besonderheiten der psychiatrischen Untersuchung bei Menschen mit geistiger Behinderung und die Notwendigkeit einer verstehenden Diagnostik. In „Spezielle Auffälligkeiten" werden wichtige psychiatrische Störungsbilder, wie Schizophrenie, affektive Psychosen und Demenz, in ihrer Bedeutung für Menschen mit geistiger Behinderung dargestellt. Das Kapitel „Psychopharmaka" befasst sich mit den Grundlagen, der Einteilung und dem Umgang mit Psychopharmaka im Allgemeinen sowie mit den Besonderheiten des Einsatzes bei Menschen mit geistiger Behinderung. Das Fallbeispiel in Kapitel 6 veranschaulicht den Einsatz von Psychopharmaka bei einer erwachsenen Bewohnerin einer Wohngruppe und zeigt die Problematik des Umgangs mit Medikamenten bei Menschen mit geistiger Behinderung auf. Das Kapitel „Sozialpädagogische Konzepte" stellt zwei wichtige Konzepte, Lebensweltorientierung und Empowerment, vor und diskutiert deren Bedeutung für die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung. Die Schlussbetrachtung fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und fordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Professionen, um den Bedürfnissen von Menschen mit geistiger Behinderung und psychischen Auffälligkeiten gerecht zu werden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Förderschwerpunkt Lernen, die schulische Inklusion, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, sowie den inklusiven und exklusiven Unterricht. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Rahmenbedingungen und Herausforderungen der inklusiven Beschulung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt), die die Leistungsentwicklung und das Wohlbefinden von Schülern in inklusiven und exklusiven Förderarrangements vergleicht. Weitere Themen sind Förderempfehlungen, die Herausforderungen der Inklusion sowie Implikationen für die Schulentwicklung und Inklusionspraxis.
- Quote paper
- Imke Wolkenhaar (Author), 2005, Psychische Auffälligkeiten bei Menschen mit geistiger Behinderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57490
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