Aus der europäischen Geschichte sind einige Staaten mit einer ganz besonders kleinen Landfläche und Population hervorgegangen. Zu diesen sogenannten europäischen Mikrostaaten werden üblicherweise Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und der Staat Vatikanstadt gezählt. Sie haben gemein, dass sie allesamt nicht der EU angehören, geografisch aber von der EU umschlossen werden und damit potentielle EU-Beitrittskandidaten sind. Diese Situation ergibt sich aus der Tatsache, dass erstens die EU daran interessiert ist, Regulierungslücken im Herzen Europas zu schließen und zweitens die Mikrostaaten schon jetzt in vielen Bereichen die Vorzüge der EU nutzen. Zum Einen dadurch, dass sie durch Abkommen direkt mit der EU verbunden sind und zum Anderen dadurch, dass sie durch enge Beziehungen zu ihrem größeren Nachbarstaat indirekt in die EU integriert und damit europäisiert sind. Auch sind einige der Mikrostaaten Mitglied in anderen europäischen Organisationen wie der EFTA oder dem EWR, nutzen den Euro oder gehören zum EU-Zollgebiet.
Dadurch entsteht ein komplexes und interessantes Integrationsgeflecht, welches sich gerade aufgrund der nur äußerst selten getätigten Betrachtung dieser Mikrostaaten lohnt, genauer zu beleuchten. Die Unkenntnis über die Beziehungen dieser Staaten zur EU geht sogar so weit, dass bis in die 1970er Jahre in der Wissenschaft fälschlicherweise die Meinung vorherrschte, die Mikrostaaten würden bereits zur EG gehören und dort somit das Gemeinschaftsrecht anwendbar wäre. Die vorliegende Arbeit wird entgegen der üblichen Betrachtungsweise von großen Staaten auf die Bedeutung der Mikrostaaten in der Politik Europas aufmerksam machen.
Ziel der Arbeit ist es, die spezielle Integration und Europäisierung der einzelnen Mikrostaaten punktuell darzustellen. Es werden vor allem die Beziehungen der Mikrostaaten zur EU sowie zu den EU-Mitgliedsstaaten und die sich daraus ergebende Integration in die EU untersucht. Dabei wird ferner zwischen direkter und indirekter Integration unterschieden. Die Mikrostaaten werden jeweils einzeln untersucht und nach ihrem Europäisierungslevel kategorisiert. Bei dem Vorgehen steht die Frage im Vordergrund, wie sich der Status quo der Integration der Mikrostaaten in die EU vollzogen hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Europäisierung in der Politikwissenschaft
- 2.1 Beitrittseuropäisierung
- 3. Die europäischen Mikrostaaten
- 4. Die Europäisierung der Mikrostaaten
- 4.1 Andorra und die EU
- 4.2 Liechtenstein und die EU
- 4.3 Monaco und die EU
- 4.4 San Marino und die EU
- 4.5 Vatikanstadt und die EU
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die spezifische Integration und Europäisierung der europäischen Mikrostaaten (Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und Vatikanstadt). Das Hauptziel ist die Darstellung der Beziehungen dieser Staaten zur EU und den EU-Mitgliedsstaaten, sowie die daraus resultierende direkte und indirekte Integration in die EU. Der aktuelle Integrationsstatus quo wird analysiert.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs "Europäisierung", insbesondere "Beitrittseuropäisierung"
- Charakterisierung der europäischen Mikrostaaten und ihrer Besonderheiten
- Analyse der Integrationsformen (direkt und indirekt) der Mikrostaaten in die EU
- Vergleich des Europäisierungsgrades der einzelnen Mikrostaaten
- Untersuchung der Auswirkungen der EU-Politik auf die Mikrostaaten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der europäischen Mikrostaaten (Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und Vatikanstadt) ein. Sie hebt deren besondere geografische Lage hervor – umgeben von der EU, aber nicht Mitglieder – und betont die bisherige unzureichende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrer Integration in die europäischen Strukturen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die spezifische Integration und Europäisierung dieser Mikrostaaten zu analysieren, indem sie ihre Beziehungen zur EU und den EU-Mitgliedsstaaten untersucht und dabei zwischen direkter und indirekter Integration unterscheidet. Es wird eine Kategorisierung der Mikrostaaten nach ihrem Europäisierungslevel angestrebt.
2. Europäisierung in der Politikwissenschaft: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene politikwissenschaftliche Definitionen von „Europäisierung“. Es werden die Ansätze von Ladrech und Radaelli diskutiert, wobei der interaktive Charakter des Prozesses hervorgehoben wird, der sowohl die top-down-Einflüsse der EU als auch die nationale Reaktion und Einflussnahme umfasst. Es werden verschiedene Dimensionen der Europäisierung und ihre Auswirkungen auf nationale Politiken beleuchtet, darunter die Herausforderungen an nationale Systeme und die unterschiedlichen Reaktionen der Mitgliedsstaaten. Der Einfluss der EU-Politik auf Nicht-Mitgliedsstaaten wie Beitrittskandidaten wird ebenfalls thematisiert.
2.1 Beitrittseuropäisierung: Dieses Unterkapitel differenziert zwischen Mitglieds- und Beitrittseuropäisierung. Es beschreibt die Konditionalität als zentrale EU-Strategie zur Einflussnahme auf Drittstaaten, unter Ausnutzung verschiedener Mechanismen (Modelle, finanzielle Mittel, Benchmarking, Beratung, Gatekeeping). Die asymmetrische Verteilung von Verhandlungsressourcen und die dadurch entstehende top-down-Perspektive im Beitrittsprozess werden diskutiert. Trotz der formalen Wahlfreiheit der Kandidatenstaaten, wird der starke Einfluss der EU auf deren Transformation und politischen Wandel betont.
3. Die europäischen Mikrostaaten: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die europäischen Mikrostaaten. Obwohl es keine einheitliche Definition gibt, werden die typischen Merkmale und die Gemeinsamkeiten dieser Staaten erläutert. Es wird auf die unterschiedlichen Beziehungen dieser Staaten zur EU hingewiesen, die im weiteren Verlauf der Arbeit im Detail analysiert werden.
Schlüsselwörter
Europäisierung, Mikrostaaten, Beitrittseuropäisierung, EU-Integration, Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino, Vatikanstadt, direkte Integration, indirekte Integration, top-down-Europäisierung, Konditionalität, Integrationslevel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Europäisierung der europäischen Mikrostaaten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die spezifische Integration und Europäisierung der europäischen Mikrostaaten Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und Vatikanstadt. Der Fokus liegt auf den Beziehungen dieser Staaten zur EU und den EU-Mitgliedsstaaten sowie deren direkter und indirekter Integration in die EU. Der aktuelle Integrationsstatus quo wird analysiert.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Abgrenzung des Begriffs "Europäisierung", insbesondere "Beitrittseuropäisierung", die Charakterisierung der europäischen Mikrostaaten und ihrer Besonderheiten, die Analyse der Integrationsformen (direkt und indirekt) der Mikrostaaten in die EU, einen Vergleich des Europäisierungsgrades der einzelnen Mikrostaaten und die Untersuchung der Auswirkungen der EU-Politik auf die Mikrostaaten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Europäisierung in der Politikwissenschaft (inkl. Unterkapitel Beitrittseuropäisierung), Die europäischen Mikrostaaten, Die Europäisierung der Mikrostaaten (mit Unterkapiteln zu jedem einzelnen Mikrostaat) und Zusammenfassung. Die Einleitung führt in die Thematik ein, Kapitel 2 beleuchtet verschiedene politikwissenschaftliche Definitionen von Europäisierung, Kapitel 3 beschreibt die europäischen Mikrostaaten, Kapitel 4 analysiert deren Europäisierung und Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen.
Was versteht die Arbeit unter "Beitrittseuropäisierung"?
Das Unterkapitel "Beitrittseuropäisierung" differenziert zwischen Mitglieds- und Beitrittseuropäisierung. Es beschreibt die Konditionalität als zentrale EU-Strategie zur Einflussnahme auf Drittstaaten und diskutiert die asymmetrische Verteilung von Verhandlungsressourcen und den daraus resultierenden top-down-Einfluss der EU auf die Transformation und den politischen Wandel der Kandidatenstaaten.
Wie werden die europäischen Mikrostaaten in der Arbeit charakterisiert?
Kapitel 3 bietet eine Einführung in die europäischen Mikrostaaten. Obwohl es keine einheitliche Definition gibt, werden typische Merkmale und Gemeinsamkeiten dieser Staaten erläutert, wobei auf ihre unterschiedlichen Beziehungen zur EU hingewiesen wird, die im weiteren Verlauf der Arbeit detailliert analysiert werden.
Welche Schlüsselwörter sind für diese Arbeit relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Europäisierung, Mikrostaaten, Beitrittseuropäisierung, EU-Integration, Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino, Vatikanstadt, direkte Integration, indirekte Integration, top-down-Europäisierung, Konditionalität und Integrationslevel.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel der Arbeit ist die Darstellung der Beziehungen der europäischen Mikrostaaten zur EU und den EU-Mitgliedsstaaten sowie die daraus resultierende direkte und indirekte Integration in die EU. Die Arbeit zielt darauf ab, den aktuellen Integrationsstatus quo zu analysieren und eine Kategorisierung der Mikrostaaten nach ihrem Europäisierungslevel vorzunehmen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2016, Die Europäisierung der europäischen Mikrostaaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353070