Seit Beginn der Europäischen Wirtschaftskrise 2007/2008 erfreut sich auch der Internationale Währungsfonds (IWF) wachsender, vielfach aber auch zweifelhafter Berühmtheit. Insbesondere im Fall der Griechenlandkrise wird dem IWF oftmals Versagen vorgeworfen. So seien die gemeinsam mit der Europäischen Union und der Europäischen Zentralbank (Troika) auferlegten Sparmaßnahmen zu harsch, würden Unruhen und unweigerlich den Zusammenbruch des Sozialstaats zur Folge haben. Die Troika hingegen verweist stetig auf den Reformunwillen der Regierung Tsipras. Der IWF selbst lässt feststellen, dass bereits viel früher von Seiten der Internationalen Organisation ein Schuldenschnitt gefordert worden sei.
Die vorliegende Ausarbeitung wird natürlich nicht zur Lösung der Griechenlandkrise beitragen oder unmittelbare Lösungsansätze finden. Jedoch kann die Untersuchung um einen Paradigmenwechsel des IWF im Konflikt des Washington Consensus – sowie dem damit verbundenen Marktfundamentalismus – gegenüber dem Aufbegehren eines neuen Keynesianismus viel über eine der einflussreichsten Internationalen Organisationen der Welt aufdecken. Auch kann eine kritische Untersuchung Aufschluss über Entwicklungsdynamiken im Hinblick auf die Entwicklung im internationalen Wirtschaftsraum nach der Wirtschaftskrise geben.
Um zu einer Darlegung solcher Entwicklungen und Dynamiken beizutragen, musste der vorliegende Untersuchungszeitraum eingegrenzt werden. Wenn auch die Entwicklung des IWF bereits früh durch den Konflikt von Neoliberalismus und Keynesianismus geprägt war, so erscheint es geboten den unmittelbaren Wandel nach der Wirtschaftskrise 2007/2008 zu fokussieren. Hier wurden aufgrund einer ökonomischen und subsequent auch politischen Krise der bestehende Interpretationsrahmen verschoben. Vor diesem Hintergrund wird das Policy Learning als theoriegeleiteter Erklärungsansatz herangezogen, um dem Grad des Politikwandels einen Erklärungswert beizumessen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Policy Learning
- Einführung in das Lernen in der Politik
- Einführung in das Lernen
- Einführung in die Akteure des Lernens
- Ansätze des Lernen in der Politik
- Beratungsorientierte Ansätze
- Analyse orientierte Ansätze
- Soziologisch orientierte Ansätze
- Übersichtstabelle: Drei elementare lerntheoretischer Ansätze
- Zwischenfazit: Warum Hall?
- Halls Theorie des Sozialen Lernens
- Historischer Institutionalismus
- Politikfeld
- First Order Change
- Second Order Change
- Third Order Change
- Paradigmenwechsel
- Die Idee im politischen Prozess
- Erwarteter Erklärungswert
- IWF
- Geschichte: Gründung, Übereinkommen, Ziele
- Organisationsstruktur
- Mitgliedschaft und Quoten
- Organe
- Gouverneursrat
- Exekutivdirektorium
- Geschäftsführender Direktor
- Beratungs- und Kontrollkomitees
- Stimmrecht und Wahlsystem
- Mittelaufkommen
- Instrumentarien
- Überwachung und Konsultation
- Finanzierungsmechanismen
- Ausgestaltung der Kredite
- Kredite
- Technische Unterstützung
- Demokratische Legitimation
- Der Paradigmenwechsel in der Organisation des IWF - ein theoriegeleiteter Erklärungsversuch
- Die Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
- Globalisierung
- Die Ökonomie des Weltmarktes
- Neoliberalismus als Politik-Paradigma
- (Neo)Keynesianismus
- Gegenüberstellung Neoliberalismus – Keynesianismus
- Der Wandel des IWF
- First Order Change
- Second Order Change
- Third Order Change
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit befasst sich mit dem organisationalen Wandel des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Kontext der Europäischen Wirtschaftskrise von 2007/2008. Ziel ist es, den Paradigmenwechsel des IWF im Hinblick auf den Konflikt zwischen dem Washington Consensus und dem Aufkommen eines neuen Keynesianismus zu untersuchen. Dabei wird Policy Learning als theoretischer Erklärungsansatz herangezogen, um den Wandel in der Politik des IWF zu beleuchten.
- Policy Learning als theoretischer Rahmen für die Analyse von politischem Wandel
- Halls Theorie des Sozialen Lernens und die Bedeutung von Paradigmenwechseln
- Der organisationale Wandel des IWF im Kontext der globalen Wirtschaftskrise
- Der Konflikt zwischen dem Washington Consensus und einem neuen Keynesianismus
- Die Rolle des IWF in der internationalen Wirtschaftsordnung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Konzept des Policy Learning und stellt verschiedene Ansätze innerhalb der Theorie dar. Es beleuchtet die Rolle von Akteuren und Lernformen. In diesem Kontext wird die Theorie von Hall hervorgehoben, die als besonders relevant für die Untersuchung des IWF erachtet wird.
Das zweite Kapitel widmet sich Halls Theorie des Sozialen Lernens. Es erläutert die zentralen Elemente der Theorie, wie den historischen Institutionalismus, das Verständnis von Politikfeldern und die Konzepte des First, Second und Third Order Change.
Das dritte Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über den IWF. Es behandelt die Geschichte, die Organisationsstruktur, die Instrumente und die Legitimation des IWF.
Das vierte Kapitel analysiert den Wandel des IWF im Rahmen des Theorienschemas von Hall. Es betrachtet die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Konflikt zwischen dem Washington Consensus und dem Aufkommen eines neuen Keynesianismus sowie die Prozesse des First, Second und Third Order Change im IWF.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen des Policy Learning, des organisationalen Wandels, des Internationalen Währungsfonds (IWF), des Washington Consensus, des Keynesianismus, des Neoliberalismus und der Globalisierung.
- Citation du texte
- Jan Alexander Linxweiler (Auteur), 2015, Der organisationale Wandel des IWF, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314016