Theorieprüfend soll in dieser Arbeit anhand des Länderbeispiels Spanien untersucht werden, inwieweit zentrale Deduktionen der second order election These (SOET) empirisch bestätigt werden können. In einem ersten Schritt wir sich hierbei auf den positiven Theorieteil der SOET, die less-at-stake Dimension (LSD), beschränkt. Aus aktuellem Anlass erfolgt die Analyse, neben der historischen Perspektive, mit besonderem Fokus auf die Europawahlen im Mai 2014. Sind die Thesen zum Europawahlergebnis der SOET im Länderbeispiel Spanien zutreffend? Wodurch wird das Erklärungspotential der LSD im konkreten Fall relativiert, welche alternativen Erklärungsansätze lassen sich anführen? Dem Projekt der vorliegenden Arbeit liegt der epochemachende Artikel Reifs und Schmitts zugrunde.
Der bis heute einflussreichste Ansatz In der politikwissenschaftlichen Forschung zu den Direktwahlen des europäischen Parlaments reicht bis in den Kontext der ersten
Direktwahlen zurück und klassifiziert die Europawahlen als Wahlen zweiter Ordnung, sog. „second order elections“. Der zugrundeliegende Forschungsartikel "Nine Second-Order Elections – A Conceptual Framework for the Analysis of European Election Results" gilt heute als „moderner Klassiker“ der paneuropäischen Wahlforschung. Dem in diesem Artikel formulierten Ansatz liegt die Annahme zugrunde, dass, aus Perspektive der Wahlbevölkerung, bei den Europawahlen bedeutend weniger auf dem Spiel steht als bei den entscheidenden nationalen Wahlen, „less at stake“ ist. Hieraus wird gefolgert, dass die Ergebnisse der Europawahlen in erheblicher Abhängigkeit zu den Ergebnissen der jeweils wichtigsten nationalen Wahlereignisse stehen und in deren Licht zu interpretieren sind. Bei der Wahl des Europaparlaments (EP) handele es sich also nicht eigentlich um eine paneuropäische Wahl, sondern um eine Anzahl parallel stattfindender, nationaler Wahlereignisse.
Die Methodik ist im Wesentlichen quantitativ. Anhand der Vorhersagen der Operationalisierung der LSD werden die Wahlergebnisse der Europawahl im Fallbeispiel Spanien
quantitativ untersucht.Schließlich erfolgt eine Relativierung der quantitativen Ergebnisse anhand besonderer institutioneller Charakteristika und konkreter soziopolitischer Rahmenbedingungen des Länderbeispiels Spanien, durch welche die Ergebnisse des quantitativen Teils ergänzt werden.
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
II Theoretische Grundlage: Die Second-Order-Election These
III Analyse der Europawahl in Spanien anhand der SOET
1. Der Analysegegenstand
2. Konstruktiver Theorieteil, die less-at-stake Dimension
a) Geringere Wahlbeteiligung
b) Kleinere und neue Parteien gewinnen, große Parteien verlieren
c) Europawahlergebnis der Regierung abhängig vom nationalen Wahlzyklus
3. Relativierender Theorieteil
a) Zwischenbewertung des Ergebnisses der quantitativen Analyse
b) Institutionell-prozeduraler Erklärungsansatz
c) Tatsächliche Verschiebung von Parteipräferenzen des Elektorats
IV Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
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