Durch diese schriftliche Ausarbeitung des Seminars „Schulgeschichten und Lehrerbilder – Autobiographische Zugänge durch kreatives Schreiben“ im Sommersemester des Jahres 2002, möchte ich eine Art Protokoll des Seminars verfassen, welches mir auch bei späterem Lesen noch ein Begriff ist.
Ich werde versuchen die einzelnen Sitzungen zu reflektieren und aus meiner Sicht der Dinge zu erläutern, was die Sitzungen in mir bewirkt haben, um anschließend zu einem kurzen Fazit zu kommen, welches die Sitzungen für mich auf den Punkt bringt.
Anschließend daran werde ich noch eine Reflexion über das Seminar anfügen, welche an den Seminarleiter gerichtet ist.
Inhalt
1. Einleitung
2. Zugänge zur Lehreridentität
2.1. Erinnerungen an den letzten Schultag
2.2. Freie Assoziationen zum Schulalltag
2.3. Automatisches Schreiben oder das Entstehen der Kurzgeschichte
2.4. Haikus und imaginatives Schreiben im Bezug zur eigenen Geschichte
2.5. Die unterbrochene Schulstunde
2.6. Das Verbrechen im Cluster
2.7. Die eigene Identität während der Schulzeit
2.8. Betrachtung der ehemaligen LehrerInnen
2.9. Mögliche Problemquellen im Märchen verpackt
3. Fazit
1. Einleitung
Durch diese schriftliche Ausarbeitung des Seminars „Schulgeschichten und Lehrerbilder – Autobiographische Zugänge durch kreatives Schreiben“ im Sommersemester des Jahres 2002, möchte ich eine Art Protokoll des Seminars verfassen, welches mir auch bei späterem Lesen noch ein Begriff ist.
Ich werde versuchen die einzelnen Sitzungen zu reflektieren und aus meiner Sicht der Dinge zu erläutern, was die Sitzungen in mir bewirkt haben, um anschließend zu einem kurzen Fazit zu kommen, welches die Sitzungen für mich auf den Punkt bringt.
Anschließend daran werde ich noch eine Reflexion über das Seminar anfügen, welche an den Seminarleiter gerichtet ist.
2. Zugänge zur Lehreridentität
2.1. Erinnerung an den letzten Schultag
Habe Geduld gegen alles Ungelöste
in deinem Herzen und versuche,
die Fragen selbst liebzuhaben
wie verschlossene Stuben und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Forsche jetzt nicht nach Antworten,
die dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben kannst
und es handelt sich darum alles zu leben.
- Lebe jetzt die Fragen -
vielleicht lebst du dann allmählich
ohne es zu merken
in die Antwort hinein.
Rainer Maria Rilke
Das Gedicht von Rilke finde ich deshalb für erwähnenswert, weil es meine Gefühle an meinem letzten Schultag fast identisch widerspiegelt. Nach dem Abitur habe ich mehr Fragen gehabt und habe sie immer noch, als während meiner ganzen Schulzeit. Es hatte sich eine ganze Welt voller Möglichkeiten ergeben, aber welche soll man wählen? Studieren oder Ausbildung? Ausland oder Inland? Auch heute übe ich die Gelassenheit und lasse alle Fragen in mir aufkommen, nicht zuletzt weil ich Philosophie studiere. Man muss sogar in die Fragen des eigenen Lebens hineinleben, denn sie sind nicht a priori zu beantworten. Insofern ist das Leben gerade wegen der vielen Fragen, welche es aufwirft, lebenswert.
Die erste Schreibanregung des Seminars war relativ spannend. Die Teilnehmer sollten in Gruppenarbeit, reihum, jeder ein Satzglied auf einen Zettel schreiben, welches ihm zu seinem letzten Schultag einfiel. Am Ende sollte ein Satz dabei rauskommen. Bei mir kam folgender Satz am Ende heraus:
Aufregung, Freude und Trauer werden zu Anspannung, die abzubauen, nicht einfach ist,
aber mit Blick auf das Unerwartete wie ein Feuerwerk sich endlich nach so langer Zeit
nicht mehr jeden Tag sehen zu müssen.
Ich finde den Satz, der bei mir herausgekommen ist zwar recht spannend, aber er reflektiert nicht das wider, was ich am letzten Schultag fühlte. Ich hatte weniger das Bedürfnis zu feiern oder sonst was, ich dachte im stillen Kämmerlein darüber nach was ich nun mache, wie ich mein Leben nach der Schule verbringen will.
Ich denke, die Schule füllt eine lange Zeit im Leben und es ist schon irgendwie komisch, wenn sie dann endlich vorbei ist. Ich denke noch heute an die erste Klasse zurück, ich hatte damals keine Lust auf Schule und ich sagte meiner Mutter, dass ich lieber zuhause bleiben wolle, weil die Schule so lange dauern würde.
Zum jetzigen Zeitpunkt denke ich eigentlich kaum noch an meine Schulzeit zurück und ich fand das Seminar ganz gut, um mal darüber nachzudenken, wie meine Schulzeit eigentlich war und auch wie die Lehrer darin waren, schließlich will ich ja selbst Lehrerin werden.
2.2. Freie Assoziationen zum Schulalltag
Die Sitzung über freie Assoziationen war sehr interessant. Freie Assoziationen „beginnen immer in der Gegenwart“, wir sollten zu einem bestimmten Thema alles aufschreiben was uns in den Sinn kam ohne sie zu zensieren.
Hierzu folgender Auszug aus Freuds „Traumdeutung“:
Bei den psychoanalytischen Arbeiten habe ich gemerkt, dass die psychische Verfassung des Mannes, welcher nachdenkt, eine ganz andere ist als die desjenigen, welcher seine psychischen Vorgänge beobachtet. Beim Nachdenken tritt eine psychische Aktion mehr ins Spiel als bei der aufmerksamsten Selbstbeobachtung, wie es auch die gespannte Miene und die in Falten gezogene Stirne des Nachdenklichen im Gegensatz zur mimischen Ruhe des Selbstbeobachters erweist. In beiden Fällen muss eine Sammlung der Aufmerksamkeit vorhanden sein, aber der Nachdenkende übt außerdem eine Kritik aus, infolge derer er einen Teil der ihm aufsteigenden Einfälle verwirft, nachdem er sie wahrgenommen hat, andere kurz abbricht, so dass er den Gedankenwegen nicht folgt, welche sie eröffnen würden, und gegen noch andere Gedanken weiß er sich so zu benehmen, dass sie überhaupt nicht bewusst, also vor ihrer Wahrnehmung unterdrückt werden. Der Selbstbeobachter hingegen hat nur die Mühe, die Kritik zu unterdrücken; gelingt ihm dies, so kommt eine Unzahl von Einfällen zum Bewusstsein, die sonst unfassbar geblieben wären.
Zu diesem Auszug aus Freuds Traumdeutung möchte ich erst mal soviel sagen, als das das Lesen solcher Texte die selben Schwierigkeiten mit sich bringt, wie das Lesen philosophischer Texte. Die Satzstruktur ist nur schwer zu übersehen und meist versteht man sie erst nach dem zweiten Lesen.
Um den Auszug kurz zu erklären möchte ich darauf eingehen, wie ich Freuds Text interpretiere. Freud unterscheidet zwischen dem Nachdenklichen und dem Selbstbeobachter. Der Nachdenkliche denkt immer gleich über die Dinge nach und lässt ihnen eine Wertung zukommen. Beispiel wäre hierfür ein kritischer Textschreiber, der seinen Text zehnmal schreibt, jedes Mal was rausstreicht und wieder was dazuschreibt. Der Selbstbeobachter hingegen hat die Aufgabe nur sich selbst zu beobachten, er soll keine Wertungen dazu abgeben und einfach alles denken und tun ohne darüber nachzudenken. Beispiel hierfür wäre aus dem Bereich der Germanistik die „psycho narration“, bei dieser wird alles aufgeschrieben, was einem in den Sinn kommt, gerade wie es dahin kommt.
Worauf Freud hinaus will ist, dass der Nachdenkliche die meisten Gedanken schon im Vorfeld verwirft dadurch, dass er ihnen eine negative Bewertung zukommen lässt. Der Selbstbeobachter jedoch entwickelt alle Gedanken die er hat und dadurch kommen viele Einfälle zu Tage, die der Nachdenkliche wegradiert hätte.
Im Seminar hatten wir die Aufgabe vier Begriffe aufzuschreiben, die uns zum Schulalltag einfielen. Danach sollte unser Nachbar vier Begriffe dazu schreiben, die sich auf die Begriffe reimten. Hiernach sollte man selbst ein Gedicht daraus basteln.
Mein Gedicht ging von folgenden Wörtern aus:
Lehrer - Verehrer
Pause - Zuhause
Schulstunde - Erdkunde
Tafel - Waffel
Leider reimte sich das letzt Wortpaar nicht, aber es kam folgendes Gedicht dabei heraus:
In der Schule hatte ich einen Verehrer
leider war er auch mein Lehrer.
Einmal in der großen Pause
war ich mit bei ihm zuhause.
Dann, während der Schulstunde
Übte er mit mir Erdkunde.
Und am Ende stand an der Tafel
Ich hätte einen an der Waffel.
Dieses Gedicht half mir jetzt nicht unmittelbar dabei, über meinen vergangenen Schulalltag nachzudenken, aber es war doch sehr interessant ein Gedicht zu schreiben. Gedichte haben an sich, zumindest für mich, etwas sehr kreatives. Nicht jeder kann so einfach Gedichte schreiben und es gelingt nicht immer, dass es sich reimt.
Die zweite Aufgabe dieser Seminarsitzung war es dann Freuds Selbstbeobachter zu folgen. Wir sollten unser Mäppchen beobachten und alles aufschreiben, was uns dazu einfiel, im Anschluss sollten wir daraus eine Kurzgeschichte formen. Ich kam bei der Beobachtung des Mäppchens auf folgende Wörter:
Leder, neu, viele Stifte, Marke, Freunde, Geschenk, verstecken, Kuh, verloren, verschieden,
Tinte, Grundschule, Spicker, Geld, Neid
Hieraus bastelte ich folgende Kurzgeschichte:
Die Geschichte des Mäppchens: Einst, da stand das schwarze Ledermäppchen in Form einer Kuh auf der Wiese, aber dann wurde die Kuh zu Höherem berufen. Als teures Markenmäppchen endete das Leder der Kuh im Schaufenster. Die Aufgabe des neu entstandenen Mäppchens war es, die Kinder in die Schule zu begleiten und ihre Stifte zusammenzuhalten. Naja, dachte sich das Mäppchen, das war kein leichter Job und gerade in Grundschulen würde seine Lebensdauer nicht sehr lange währen, aber was solls, Job war Job. Als das Mäppchen nun eines Tages gekauft wurde bekam es schnell am eigenen Leder mit, dass der Job recht anstrengend war, denn niemand half dem Mäppchen als es dreckig wurde, die Tinte wieder vom Leder zu bekommen.
Noch schlimmer war es, wenn man verloren ging oder einen die anderen Kinder im Klassenraum versteckten und der Eigentümer die stillen Rufe nicht hörte. Aber es gab auch andere Zeiten, da musste man als Mäppchen Verantwortung tragen und beispielsweise auf Geld oder Spicker aufpassen. Am Ende jedoch, war alles besser als nutzlos im Laden herum zu liegen.
Ich bin mir sicher, dass durch solche Spontaneinfälle und Beobachtungen spannende Geschichten entstehen können, ich würde diese Art des Schreibens nur benutzen, wenn mir wirklich gar nicht mehr einfällt und ich unter einer Schreibblockade oder ähnlichem leide, weil ich nicht der Meinung bin, dass durch diese Art zu Schreiben ein wissenschaftlicher Text zustande kommen kann. Natürlich ist die Methode sehr kreativ, aber zu einem wissenschaftlichen Text gehört schon ein wenig mehr.
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- Quote paper
- Jasmin Weitzel (Author), 2002, Reflexion über das Ich und Zugänge zum Beruf des Lehrers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30025
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