Der vorliegende Text beinhaltet eine Interpretation der topographischen Karte L 3326 Celle und dient als Orientierung dafür, was in einer vierstündigen Staatsexamensklausur für eine sehr gute Beurteilung erwartet werden kann.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Physiogeographische Detailuntersuchung
2.1. Teilraum I: Alte Endmoräne
2.2. Teilraum II: Sanderflächen
2.3. Teilraum III: Alte Grundmoräne
2.4. Teilraum IV: Flusstäler
3. Kulturgeographische Detailuntersuchung
3.1. Siedlungsgenese
3.2. Stadt Celle
3.3. Land-/Forstwirtschaft und Industrie
3.4. Tourismus/Naherholung/Verkehr
4. Synthese
Literatur
1) Einleitung:
Das Kartenblatt L 3326 Celle zeigt einen Ausschnitt des Weser-Aller-Flachlandes mit einem Teil der Lüneburger Heide. Die Karte zeigt einen ländlich geprägten Raum, der sich augenscheinlich durch Land- und Forstwirtschaft auszeichnet. Das Gebiet spiegelt typische Geländeformen des Norddeutschen Tieflandes wieder. Methodisch bieten sich zur Analyse sowohl das Länderkundliche Schema (aufeinanderfolgende Analyse der naturräumlichen Faktoren wie Hydrologie, Geologie, Böden etc.) als auch eine vergleichende Vorgehensweise an. Da bei genauerem Hinsehen offensichtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Teilräumen zu erkennen sind, wurde für die Interpretation der Länderkundliche Vergleich gewählt.
Allgemeines:
Herausgeber: LVA Niedersachsen, 1996
Räumliche Einordnung
- Einordnung in Gradnetz
- NO: 52°48’ Nord, 10°00’ Ost; NW: 52°48’ Nord, 10°20’ Ost
- SW: 52° 36’ Nord, 10°20’ Ost; SO: 52° 36’ Nord, 10°00’ Ost
- Politische Einordnung
- Bundesland: Niedersachsen; Landkreise: Celle
- Städtenetz
- Wichtigste Siedlungen: Celle, Eschede, Lachendorf
- Angrenzende Städte: Hamburg (ca. 50km), Hannover (38km), Lüneburg (ca. 45km)
- Naturraum
- Naturraum: Weser-Aller-Flachland, Lüneburger Heide
- Wichtigste Gewässer: Aller
- Höchster Punkt: 105m (79/52); Tiefster Punkt: 34m (68/35)
- Reliefenergie: 71m
2. Physiogeographische Detailuntersuchung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Geologie
2.1. Teilraum I: Alte Endmoräne
Dem Norddeutschen Tiefland entsprechend zeichnet sich die Morphologie des dargestellten Raumes recht monoton dar. Ledigleich kleine Bereiche im Norden heben sich etwas davon ab. Ein unruhiger Isohypsenverlauf sowie die größten absoluten Höhen (bis 105m) deuten darauf hin, dass es sich hierbei möglicherweise um Ablagerungen einer Endmoräne handelt. Die relative Fließgewässerarmut gibt Hinweise auf wasserdurchlässiges Material. Es finden sich keinerlei Felssignaturen, was als Beleg für allochtones Material herangezogen werden kann.
Weite Teile des Norddeutschen Tieflandes wurden im Pleistozän glazial überprägt. Somit stellt sich die Frage, ob es sich hier um Jung- oder Altmoränenland handelt. Jungmoränenlandschaften sind gewöhnlich wenig gegliedert und weisen ein hügeliges Relief auf. Dies ist hier jedoch nicht der Fall. Periglaziale Prozesse haben die Landschaft eingeebnet, sodass es sich hier ausschließlich um Ablagerungen der vorletzten Eiszeit handeln kann. Somit lassen sich die hier auftretenden Formen eindeutig der Saale-Vereisung zuordnen, die ihrerseits zwei charakteristische Vereisungsphasen besaß: Das Drenthe-Stadium mit der größten Ausdehnung sowie das Warthe-Stadium (vgl. Abb. 3). Die Tatsache, dass südlich der Endmoräne noch Grundmoränenmaterial zu Tage tritt, lässt einzig den Schluss zu, dass es sich um eine saaleeiszeitliche Endmorände des Warthe-Stadiums handelt.
Als weitere Belege dafür lassen sich die mutmaßlich ungünstigen Böden (Bewaldung) sowie einige Seen heranziehen. Bei den Seen könnte es sich um Toteisseen handeln. Gleichwohl ist auch eine anthropogene Ursache (ausgebaggerte Moore durch Torfabbau) möglich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Haupteisrandlagen im Norddeutschen Tiefland
Quelle: Seedorf, 1977, S 105, verändert. Das rote Viereck zeigt die Lage von L 3326 Celle
2.2. Teilraum II: Sanderflächen
Der der Endmoräne südlich vorgelagerte Bereich weist ein deutlich ausgeglicheneres Relief auf. Der Glazialen Serie entsprechend müsste es sich hierbei um Sanderlächen handeln (vgl. Abb. 4).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4:
Glaziale Serie
Quelle: http://www2.klett.de/sixcms/media.php/281/urstromtal.jpg
Der Bereich fällt insgesamt leicht nach Süden ab, was die These nach einem Sander stützt. Das Gebiet ist ebenfalls stark bewaldet ("Garßener Holz"; "Bätzloh") und wenig landwirtschaftlich genutzt. Der hier zu erwartende zonale Bodentyp ist der Podsol, der sich ackerbaulich nur für anspruchslose Gewächse (z.B. Kartoffeln) eignet. Die Genese der Teiche lässt sich wahrscheinlich auf anthropogene Nutzung zurückführen. In einigen Bereichen finden sich vermoorte Senken. Heidesignaturen sowie die Informationen "Mahtheide" (44/74) und "Immenbusch" können als weitere Belege für Sanderflächen herangezogen werden. Unmittelbar südlich der Signatur "Mahtheide" befindet sich der Klosterhof Salinenmoor. Damit lassen sich gleich drei geographische Aspekte erklären. Wie erwähnt sind Moore typisch für Altmoränenlandschaften. Der Hinweis "Saline" lässt sich nur durch ein abbauwürdiges Salzvorkommen erklären. Dieser Abbau geschah wahrscheinlich bereits im Mittelalter durch die Institution Kirche ("Klosterhof"). Beispielhaft lässt sich folglich durch die Bezeichnung "Klosterhof Salinenmoor" die geographische Vorgehensweise , nämlich die Betrachtung der Landschaft als ganzes, veranschaulichen. Das Salz, welches hier abgebaut wurde, ist mutmaßlich Zechsteinsalz. Im ausgehenden Erdaltertum (Zechstein als Teil des Perm) lagen weite Teile des heutigen Norddeutschlands unter marinem Einfluss, welches die Salzschichten im Untergrund erklärt (vgl. Abb. 5).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Verbreitung der Zechsteinsalze
Quelle: Bauer et al, Physische Geographie kompakt, 2004, S. 70
Weitere Hinweise, etwa auf Halokinese oder Subrosion finden sich auf der Karte nicht. In weiten Teilen Norddeutschlands spielen diese Prozesse jedoch eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Entstehung der Landschaft, beispielsweise auf Helgoland oder im Bereich von Hildesheim.
2.3. Teilraum III: Alte Grundmoräne
Südlich der Sanderfläche hebt sich ein weiterer Teilraum deutlich von Umland ab, in dem sich die absoluten Höhen um ca. 60m bewegen. Dieser Bereich wird im Gegensatz zur ansonsten vorherrschenden Forstwirtschaft überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Sowohl ackerbauliche wie auch Grünlandnutzung werden praktiziert. Dieser Umstand ist möglicherweise auf eine schwache Löss- oder Flottsandauflage zurückzuführen. Die These nach einer Lössschicht liegt aufgrund der Lage innerhalb des pleistozänen Vereisungsgebietes nahe. Möglicherweise wurde das äolische Feinsediment während des Abschmelzens der Saalegletscher ausgeweht und hier angelagert. Somit dürften die Böden in diesem Areal etwas fruchtbarer sein als in der Umgebung. Der Untergrund könnte sowohl dem Sander als auch der Grundmoräne zuzuordnen sein, wobei das tendenziell etwas ausgeprägtere Gewässernetz für letzteres spricht. In diesem Fall müsste die Grundmoräne dem Drenthe-Stadium der Saale-Vereisung zugeordnet werden (vgl. Abb. 3). Insgesamt fungiert der Bereich als Bindeglied zwischen Endmoräne und Urstromtal.
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