Die Forschungsgruppe von Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel versuchten mit modernen Erhebungsmethoden die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit zu untersuchen. Anfang der 30er Jahre, nach der Weltwirtschaftskrise, trug Paul F. Lazarsfeld dem österreichischen Sozialistenführer Otto Bauer seinen Plan vor, das Freizeitverhalten von Arbeitern zu untersuchen. Dieser wiederum lehnte die Idee weit blickend ab, denn das dringendste Problem stellte zu der Zeit die Arbeitslosigkeit dar. Somit wurde das Forschungsteam zu einer empirischen Studie von Massenarbeitslosigkeit inspiriert, die noch heute ihre Aktualität nicht verloren hat. Nun war es ihr Ziel, mit modernen Erhebungsmethoden ein Bild von der psychologischen Situation einer Arbeitslosenpopulation zu gewinnen.
Gliederung
Die Hintergründe
Der Ort des Geschehens
Die Hypothesen
Der Multi – Methoden – Mix
Die Kleideraktion
Der Mädchenturnkurs
Die ärztliche Sprechstunde
Die politischen Veranstaltungen
Der Schnittzeichenkurs
Der Umgang mit der Zeit
Die abschließende Bearbeitung und Auswertung
Fazit
Quellennachweis
Primärquellen
Sekundärquellen
Die Hintergründe
Die Forschungsgruppe von Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel versuchten mit modernen Erhebungsmethoden die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit zu untersuchen.
Anfang der 30er Jahre, nach der Weltwirtschaftskrise, trug Paul F. Lazarsfeld dem österreichischen Sozialistenführer Otto Bauer seinen Plan vor, das Freizeitverhalten von Arbeitern zu untersuchen. Dieser wiederum lehnte die Idee weit blickend ab, denn das dringendste Problem stellte zu der Zeit die Arbeitslosigkeit dar.
Somit wurde das Forschungsteam zu einer empirischen Studie von Massenarbeitslosigkeit inspiriert, die noch heute ihre Aktualität nicht verloren hat. Nun war es ihr Ziel, mit modernen Erhebungsmethoden ein Bild von der psychologischen Situation einer Arbeitslosenpopulation zu gewinnen.
Der Ort des Geschehens
Als Untersuchungsort wählten sie Marienthal. Es war ein kleines Fabrikdorf an der Fischa – Dagnitz im Steinfeld in Niederösterreich. „1830 entsteht eine Textilfabrik, die sich stetig vergrößert, so dass immer mehr Arbeiter nach Marienthal ziehen. Je größer der Betrieb wurde, desto organisierter wurden die Arbeiter.“[1]
Mitte 1929 folgte nach Jahren des Aufschwungs eine ernste Krise. Im selben Jahr schloss die Spinnerei, im August die Druckerei, im September die Bleiche und schlussendlich im Februar 1930 die Weberei. Die Konsequenz der Schließungen war eine nahezu totale Arbeitslosigkeit. Von den in Marienthal insgesamt lebenden 478 Familien „[…] hatte in 367 Familien kein Familienmitglied einen regulären Arbeitsplatz.“[2]
Diesen Stand fand das Forschungsteam vor, als sie im Dezember 1931 die Untersuchungen aufnahmen.
Die Hypothesen
Die Forschungsgruppe stellte sich die Aufgabe die Thematik als Massenproblem zu betrachten. Interessant ist nicht der Einzelne, sondern das arbeitslose Dorf als Gesamtheit. Sie entschieden sich für eine empirische Untersuchung „[…] zwischen zwei widersprüchlichen Hypothesen: (1) Massenarbeitslosigkeit führt zu einer Radikalisierung der Arbeiter, (2) Arbeitslosigkeit führt zu Resignation und Apathie bei Arbeitslosen.“[3] Diese Thesen galten als Hauptaugenmerk und sollten mit dem Multi – Methoden – Mix betrachtet werden. Sie wollten vielfältige, unterschiedliche Methoden verwenden, um die Folgen der Arbeitslosigkeit differenziert zu erfassen und durch alternative Methoden abzusichern.
Der Multi – Methoden – Mix
Zunächst sammelte man das Material zusammen, welches die Erhebungstätigkeit vereinfachen sollte. Bei der Auswertungsarbeit wurde das Forschungsteam unterstützt von so genannten Katasterblättern. Für jeden Einwohner Marienthals wurde ein Kataster angelegt auf dem unter anderem Personaldaten und „[…] alle Beobachtungen über Wohnverhältnisse, Familienleben, Haushaltsführung usw., (die) für die spätere Bearbeitung protokolliert“[4] wurden.
Des Weiteren sammelte man statistische Daten, wie zum Beispiel Abonnements von Illustrierten oder auch Mitgliederzahlen der Vereine.
Außerdem erhielt die Gruppe Informationen über die Bevölkerungsstatistik, also Altersaufbau, Geburten sowie Todesfälle und auch Eheschließungen, etc.
Die ersten Überlegungen bezogen sich auf die Beobachtungsart. Das Team entschied sich für die verdeckt – teilnehmende Beobachtung. „Es war unser durchgängig eingehaltener Standpunkt, dass kein einziger unserer Mitarbeiter in der Rolle des Reporters und Betrachters in Marienthal sein durfte, sondern dass sich jeder durch irgendeine, auch für die Bevölkerung nützliche Funktion in das Gesamtleben natürlich einzufügen hatte.“[5]
Von diesem Standpunkt aus entwickelte man die Idee diverser Veranstaltungen. Somit wurden eine kostenlose ärztliche Sprechstunde, eine Erziehungsberatung, ein Schnittzeichenkurs und ein Mädchenturnkurs organisiert.
Die Kleideraktion
Ein charakteristisches Beispiel für die Beobachtungen der Studien in Marienthal ist die Kleideraktion. Eine Mitarbeiterin der Forschungsgruppe machte bei 100 Familien in Marienthal Hausbesuche, um die Notwendigkeit von Kleidungsstücken, sowie deren Erwünschtheit zu erkunden. Auf diese Weise erhielt sie Einblick in die häuslichen Verhältnisse, erkannte was den Familien besonders fehlte „[…] und auf welches Familienmitglied besondere Rücksicht genommen […]“[6] wurde. Mit den erhaltenen Informationen, führte man in Wien eine private Kleidersammlung durch. Die gesammelten Kleidungsstücke konnten dann gezielt an die Bevölkerung verteilt werden. Auf diesem Weg konnte das Team, das jeweilige Verhalten des Einzelnen zusätzlich und ohne aufgedeckt zu werden, beobachten. Man protokollierte die verschiedenen Reaktionen der Beteiligten und „[…] wie sie sich zu dieser Fürsorge speziell und zu ihrer eigenen Not im allgemeinen einstellen […].“[7] Außerdem wurden die Betreffenden nach ihren Lebensgeschichten befragt. Da das Team durch diese Veranstaltung das Vertrauen der Einwohner gewonnen hatte, erzählten diese bereitwillig ihre Geschichten. Die Beobachtung bei der Kleideraktion fand ohne Mitwissen der Menschen statt. Ganz ihrem Standpunkt nach, handelt die Forschungsgruppe verdeckt, aber teilnehmend. Des Weiteren ist anzumerken, dass die Beobachtung auf einer natürlichen Situation basierte, denn die befand sich in einer, für die Bewohner gewöhnlichen Umgebung. Der Definition nach handelt es sich um die so genannte Feldbeobachtung. „Die Beobachtungsergebnisse (wurden), wie bei der teilnehmenden Beobachtung meist üblich, nachträglich protokolliert.“[8]
Neben der genannten Untersuchung wurden noch weitere Beobachtungen durchgeführt.
[...]
[1] www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal; 09.01.2004
[2] Andreas Diekmann (2002): „Empirische Sozialforschung“. Grundlagen, Methoden, Anwendung. Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, S. 459
[3] Andreas Diekmann (2002): „Empirische Sozialforschung“. Grundlagen, Methoden, Anwendung. Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, S. 460
[4] Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel (1975): „Die Arbeitslosen von Marienthal“. Ein soziographischerVersuch. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, S. 26
[5] Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel (1975): „Die Arbeitslosen von Marienthal“. Ein soziographischerVersuch. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, S. 28
[6] Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel (1975): „Die Arbeitslosen von Marienthal“. Ein soziographischerVersuch. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, S. 28
[7] Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel (1975): „Die Arbeitslosen von Marienthal“. Ein soziographischerVersuch. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, S. 28
[8] Andreas Diekmann (2002): „Empirische Sozialforschung“. Grundlagen, Methoden, Anwendung. Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, S. 462
- Citar trabajo
- Saskia Pohl (Autor), 2004, Methodenmix der Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28395
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