Mit der Unterzeichnung des Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Vertrages (EWGV) gründeten Deutschland, die drei Benelux-Staaten, Italien und Frankreich 1957 die Basis für eine Europäische Zollunion, die Europäische Gemeinschaft (EG), später dann Europäische Union (EU). Hervorgegangen ist diese Kooperation aus der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die auf Wunsch der ehemaligen „Erbfeinde“ Deutschland und Frankreich nach dem zweiten Weltkrieg gegründet wurde, um sich einander politisch und wirtschaftlich anzunähern und damit die Gefahr eines innereuropäischen Krieges auf lange Sicht zu vermindern. Langfristiges Ziel der EWG war die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes, welcher im allgemeinen mit der Europäischen Währungsunion 1999 als vollendet gilt.1 Die Verschmelzung verschiedener nationaler Märkte zu einem einheitlichen europäischen Markt, auf dem alle Güter und Dienstleistungen ohne Hindernisse oder Barrieren gehandelt werden können, erforderte eine Angleichung der stark divergierenden nationalen Regelungen. Die nationalen Agrarpolitiken wurden so seit Beginn der europäischen Integration zugunsten supranationaler Agrarpolitiken abgelöst und damit auf die Ebene der Europäischen Union übertragen.
Grundlage für die Übertragung von agrarpolitischen Hoheitsrechten war der Artikel 38, IV des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Verantwortlich für die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) waren seitdem der Agrarminister-Rat (eine Zusammenkunft aller nationalen Agrarminister), die Europäische Kommission und bei besonders wichtigen Entscheidungen und Fragestellungen, die im Agrarminister-Rat keinen Konsens fanden, der Europäische Rat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Legitimation und Ziele der europäischen Agrarpolitik
- Das Wohlstandsziel
- Das Verteilungsziel
- Das Stabilitätsziel
- Das Versorgungs- oder auch Sicherheitsziel
- Die Instrumente der Europäischen Agrarpolitik
- Die Agrarabschöpfung
- Die Flächenstilllegung
- Weitere Instrumente
- Erklärung der europäischen Agrarpolitik
- Die Neue Politische Ökonomie
- Die Akteure der europäischen Agrarpolitik
- Die Europäische Kommission
- Der Agrarministerrat
- Das Europäische Parlament und der Europäische Rat
- Die Interessenverbände
- Einflussnahme der Verbände auf den politischen Entscheidungsprozeß
- Neueste Entwicklungen der europäischen Agrarpolitik
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Europäischen Agrarpolitik und analysiert ihre Legitimation, Ziele, Instrumente sowie die Akteure und ihre Einflussnahme im politischen Entscheidungsprozess. Dabei werden die wichtigsten Aspekte der Neuen Politischen Ökonomie herangezogen, um das Verhalten der verschiedenen Akteure zu erklären. Die Arbeit beleuchtet insbesondere die historische Entwicklung und die jüngsten Reformen der Agrarpolitik im Kontext der EU-Osterweiterung und der GATT-Verhandlungen.
- Legitimation der Europäischen Agrarpolitik
- Ziele der Europäischen Agrarpolitik
- Instrumente der Europäischen Agrarpolitik
- Einflussnahme von Interessenverbänden
- Aktuelle Entwicklungen der Europäischen Agrarpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Entstehung der Europäischen Agrarpolitik im Kontext der europäischen Integration und der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) erläutert. Es werden die wichtigsten Ziele der Agrarpolitik, wie das Wohlstandsziel, das Verteilungsziel, das Stabilitätsziel und das Versorgungsziel, vorgestellt und in ihren historischen Kontext eingeordnet.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Legitimation der Europäischen Agrarpolitik. Dabei werden die Argumente für ein Marktversagen im Agrarsektor, wie die geringe Preiselastizität von Angebot und Nachfrage sowie die Immobilität des Faktors Boden, analysiert. Es wird jedoch deutlich, dass die Anwendung der Theorie des Marktversagens zur Erklärung der Europäischen Agrarpolitik nicht ausreichend ist.
Im dritten Kapitel werden die wichtigsten Instrumente der Europäischen Agrarpolitik, wie die Agrarabschöpfung und die Flächenstilllegung, exemplarisch dargestellt. Es wird gezeigt, dass diese Instrumente zwar kurzfristig positive Effekte für Landwirte haben, aber langfristig zu Wohlfahrtsverlusten und einer Fehlallokation von Ressourcen führen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Erklärung der Europäischen Agrarpolitik anhand der Neuen Politischen Ökonomie (NPÖ). Es werden die verschiedenen Akteure, wie die Europäische Kommission, der Agrarministerrat, das Europäische Parlament, der Europäische Rat und die Interessenverbände, vorgestellt und ihr Verhalten im Rahmen der NPÖ analysiert. Dabei wird deutlich, dass die Interessenverbände, insbesondere die Agrarlobby, einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung der Agrarpolitik haben.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die neuesten Entwicklungen der Europäischen Agrarpolitik im Kontext der GATT-Verhandlungen und der EU-Osterweiterung. Es wird gezeigt, dass die EU zunehmend von einer direkten Subventionierung der Landwirtschaft zu einer Förderung von umweltpolitischen Zielen übergeht. Die Arbeit endet mit einer positiven Bewertung dieser Entwicklungen, die einen Schritt in die richtige Richtung darstellen, auch wenn die Reformen noch viel zu geringfügig sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Europäische Agrarpolitik, Marktversagen, Neue Politische Ökonomie, Interessenverbände, EU-Osterweiterung, GATT-Verhandlungen, Wohlstandsziel, Verteilungsziel, Stabilitätsziel, Versorgungsziel, Agrarabschöpfung, Flächenstilllegung, Umweltleistungen, Landwirtschaft, Agrarlobby.
- Quote paper
- Thorsten Jopp (Author), 2002, Europäische Agrarpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2087
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