Der Realitätsanspruch des extradiegetischen und der fiktionale Charakter des diegetischen Universums in "Rosalie geht sterben" wird durch das Aufbegehren der Hauptfigur, daraus folgenden Metalepsen und schließlich durch das Kapitulieren des Erzählers in Frage gestellt. Diese These wird in der folgenden Erzähltextanalyse untersucht. Da Metalepsen durch das Überqueren der Grenze zwischen dem Erzähler und der erzählten Welt generell die Idee verdeutlichen, die Welt außerhalb der Diegese könne ebenso gut fiktional sein und die Diegese möglicherweise real, scheinen sie das Ringen Rosalies um ihre Realität hervorragend zu illustrieren. Folglich steht am Beginn dieser Arbeit eine knappe Definition dieses narratologischen Phänomens; anschließend wird die Darstellung des Erzählers der Narration als nicht eigenständige Welt, das Aufbegehren Rosalies und letztlich die Kapitulation des Erzählers vor seiner Figur diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Metalepsen: eine Definition
- Erzähltheoretische Analyse zu Rosalie geht sterben
- „Du bist meine Erfindung": die Unselbstständigkeit der Diegese
- Die Erzählung als eigenständige Welt: Rosalies Veränderung und Auseinandersetzungen zwischen Erzähler und Figur
- die Kapitulation des Erzählers vor der Figur: Realitätsanspruch von extradiegetischer und diegetischer Welt
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die erzähltheoretischen Besonderheiten der Romanepisode Rosalie geht sterben aus Daniel Kehlmanns Roman Ruhm. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern die Metalepsen in der Geschichte den fiktionalen Charakter der erzählten Welt und den Realitätsanspruch der extradiegetischen Welt in Frage stellen. Dabei wird die Entwicklung der Hauptfigur Rosalie in Bezug auf ihre Wahrnehmung und ihr Verhältnis zum Erzähler untersucht.
- Metafiktion und die Unselbstständigkeit der Diegese
- Rosalies Identitätswandel und ihr Aufbegehren gegen den Erzähler
- Metalepsen als Ausdruck des Konflikts zwischen Erzähler und Figur
- Die Kapitulation des Erzählers und der Realitätsanspruch beider Welten
- Der Einfluss von Intertextualität und der Frage der Fiktionalität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Metalepsen und deren Bedeutung für die Analyse von Rosalie geht sterben ein. Sie stellt die These auf, dass die Metalepsen in der Geschichte sowohl den fiktionalen Charakter der erzählten Welt als auch den Realitätsanspruch des Erzählers in Frage stellen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definition der Metalepse und beleuchtet die verschiedenen theoretischen Ansätze von Gérard Genette, Bernd Häsner und Jorge Luis Borges. Es wird deutlich, dass Metalepsen eine Grenzüberschreitung zwischen der extradiegetischen und der diegetischen Welt darstellen, die den Realitätsanspruch des Textes in Frage stellen.
Kapitel drei analysiert die Romanepisode Rosalie geht sterben im Detail. Es wird gezeigt, wie der Erzähler die Diegese als unwirklich präsentiert und die Hauptfigur Rosalie als abhängig von seiner Kreativität darstellt. Allerdings entwickelt Rosalie im Laufe der Geschichte eine eigene Identität und begehrt gegen den Erzähler auf. Die Metalepsen markieren die Momente, in denen die beiden Figuren auf gleicher Ebene miteinander interagieren und Rosalies Aufbegehren gegen den vorgegebenen Handlungsverlauf deutlich wird.
Im letzten Kapitel der Analyse wird die Kapitulation des Erzählers vor Rosalies Wünschen untersucht. Es wird deutlich, dass der Erzähler durch das Auftauchen einer ihm fremden Figur seinen Kontrollverlust über die Geschichte erleidet. Die Metalepsen in Rosalie geht sterben verdeutlichen somit die Fragilität des Realitätsanspruchs des Erzählers und die Möglichkeit der Figur, eine eigene Identität zu entwickeln.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Metalepsen, Erzähltheorie, Fiktionalität, Diegese, extradiegetische und diegetische Welt, Daniel Kehlmann, Rosalie geht sterben, Ruhm, Intertextualität, Identitätswandel, Kontrollverlust, Realitätsanspruch.
- Arbeit zitieren
- Franz Kröber (Autor:in), 2011, Metalepsen und das Aufbegehren der Figur gegen den Erzähler in "Rosalie geht sterben" aus Daniel Kehlmanns Roman "Ruhm", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189258
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