"Wally, die Zweiflerin" ist ein literaturgeschichtlich sehr umstrittener Roman. So wird er vom Kritiker Fester als "folgenschwere Jugendsünde eines bedeutenden Mannes" eingeschätzt und Sengle sieht in ihm die Arbeit des "halben Talente(s)" Gutzkows, von dem "sich die Literaturgeschichte noch immer (...) blenden lasse". Letztendlich ist der Roman wohl auch vor allem deshalb schwierig zu beurteilen, weil die Motive, aus denen heraus Gutzkow ihn schrieb, miteinander schwer zu vereinbaren waren. In einem Brief an Georg Büchner äußerte sich Gutzkow über seinen Roman wie folgt: "Zuletzt hab` ich in der Hast von 3 Wochen (schnelle Arbeiten sind die besten) einen Roman geschrieben: Wally, die Zweiflerin". Hier, wie in anderen Dokumenten dieser Zeit, wird deutlich, dass Gutzkow bestrebt sein musste, schnell und viel zu schreiben, wenn er durch Literatur seinen Lebensunterhalt sichern wollte. Dabei trat die Tatsache erschwerend hinzu, dass Gutzkow noch relativ unbekannt war und seine ersten Erfolge bestätigen musste, um für den Literaturbetrieb interessant zu bleiben.
Gliederung
1 Motive des Autors
1.1 Gutzkow als Berufsschriftsteller
1.2 Gutzkow als Zeitschriftsteller
1.3 Kunst
2 Inhalt
3 Rezeption
3.1 Zeitgenössische Rezeption
3.1.1 Menzel
3.2 Gutzkow und Löwenthal
3.3 Spätere Kritik
4 Zeittafel
5 Literaturverzeichnis
1 Motive des Autors
„Wally, die Zweiflerin“ ist ein literaturgeschichtlich sehr umstrittener Roman. So wird er vom Kritiker Fester als „folgenschwere Jugendsünde eines bedeutenden Mannes“ eingeschätzt und Sengle sieht in ihm die Arbeit des „halben Talente(s)“ Gutzkows, von dem „sich die Literaturgeschichte noch immer (...) blenden lasse“. Letztendlich ist der Roman wohl auch vor allem deshalb schwierig zu beurteilen, weil die Motive, aus denen heraus Gutzkow ihn schrieb, miteinander schwer zu vereinbaren waren.
1.1 Gutzkow als Berufsschriftsteller
In einem Brief an Georg Büchner äußerte sich Gutzkow über seinen Roman wie folgt: „Zuletzt hab` ich in der Hast von 3 Wochen (schnelle Arbeiten sind die besten) einen Roman geschrieben: Wally, die Zweiflerin“. Hier, wie in anderen Dokumenten dieser Zeit, wird deutlich, dass Gutzkow bestrebt sein musste, schnell und viel zu schreiben, wenn er durch Literatur seinen Lebensunterhalt sichern wollte. Dabei trat die Tatsache erschwerend hinzu, dass Gutzkow noch relativ unbekannt war und seine ersten Erfolge bestätigen musste, um für den Literaturbetrieb interessant zu bleiben.
1.2 Gutzkow als Zeitschriftsteller
Die Fragen, die Gutzkow in seinem Roman aufwirft und behandelt, entsprachen der zeitgenössischen Diskussion und hatten für Gutzkow zudem auch persönliche Bedeutung. Über die intendierte Aussage seines Romans äußerte er sich einmal so „wenn er (der Roman) eine Tendenz hatte, war es diese, in einer Kirche, wo ich meine heuchlerischen Freunde beten sah, eine Rakete aufsteigen zu lassen“. Wie im Roman deutlich wird, richtet sich Gutzkow tatsächlich gegen die Verlogenheit der bürgerlichen Gesellschaft und die Doppelmoral, die Christentum und Lebensstil in ein starkes Spannungsverhältnis setzt. Allerdings ging es ihm keinesfalls darum, dieses Spannungsverhältnis aufzulösen und das Christentum mit der modernen Zeit in Einklang zu bringen; eher beabsichtigte er, das Christentum als generell weltfremd darzustellen.
1.3 Kunst
Gutzkows dritter Beweggrund war auf den künstlerischen Wert seines Romans hin angelegt. Wie sich auch bei der Inhaltsanalyse zeigen wird, wollte Gutzkow moderne Poesie schreiben. Unter moderner Poesie verstand er „eine ideelle Opposition, ein dichterisches Gegenteil der Zeit“. Damit richtet er sich deutlich gegen eine Nachbildung der Wirklichkeit in der Kunst. In Wally zeigt er dies; er beschreibt das Unmögliche: Verhältnisse, in denen die Institutionen in Sitte, Meinung und politischer Einrichtung suspendiert sind, denn an sie Glauben wir (nach Gutzkows Meinung) zu Unrecht. Der Roman geht der Frage nach, was passiert, wenn wir all das über Bord werfen und er zeigt ein glückliches (Cäsar) und ein unglückliches (Wally) Ende.
Das diese drei Motive nur sehr begrenzt vereinbar waren, dürfte einleuchten Wenn man sich noch einmal vor Augen führt, was Gutzkow wollte, dann kommt man zu folgender Aussage: Innerhalb der drei Wochen, die er am Werk arbeitete, wollte er ein künstlerisch wertvolles Produkt abliefern, dass am Puls der Zeit sein sollte. Es sollte profitabel sein und Zustände der Zeit derart scharf kritisieren, dass seine heuchlerischen Freunde dadurch entlarvt werden.
2 Inhalt
These:
Der Roman weist eine stark heterogene Struktur (Tagebuch, Romanhandlung, Bärbel, Sigunenszene) auf. Es lassen sich sowohl erzählende als auch reflexive Passagen finden. Gutzkow konnte so ein breites Publikum treffen.
„Mein Roman schildert Charaktere, die den Haltpunkt ihres Lebens verloren haben und als Hauptcharakter eine Person, die solchen zu finden sucht“ (Karl, Gutzkow, Appellation an den gesunden Menschenverstand, 1835)
Im Handlungszentrum steht die Liebesbeziehung zwischen einer jungen, wohlhabenden Dame (Wally) und Cäsar, einer intellektuellen Figur, die jungdeutsche Züge trägt. Ihre Liebe bleibt unerfüllt. Wally geht eine Konveniezehe mit dem sardischen Gesandten ein, in der sie bloßes Objekt bleibt, und flüchtet schließlich wieder in Cäsars Arme. Cäsar jedoch wendet sich Delphine, einer faszinierenden Jüdin, zu und erschüttert durch die religionskritischen Schriften, die er Wally zusendet, ihr Weltbild. Ohne inneren und äußeren Halt begeht Wally Selbstmord.
In den reflexiven Schriften des Romans geht es vor allem um eine rationale Bibel- und Religionskritik. So wird die Figur Jesus zwar als edler Mensch gewürdigt, aber eben gleichsam als Mensch entlarvt. Die angeblich auf Jesus basierende Religion und die Kirche sei nur eine Erfindung der Jünger, so heißt es. Im Roman wird stattdessen eine Naturreligion entwickelt, die vor allem den entscheidenden Vorteil der Förderung des Fortschritts besitzt. Die traditionelle Religion wird stark kritisiert, denn sie stehe Fortschritt, Liebe und Glück im Wege und wer sich an ihr festhalten wolle, der gehe, wie Wally, zugrunde. Als Gegenfigur zu Wally sucht und findet Cäsar Gott nicht im Jenseits sondern im Diesseits und befürwortet eine Eheform, die durch die Liebe allein geheiligt wird[1].
[...]
[1] „Der Staat sollte niemals die Ehe bürgerlich vollziehen lassen bis nicht ein Kind vorhanden ist, welches das Dasein der Liebe vorher ausweisen muß“ (50) vgl.: auch „Sie fühlte, dass das wahrhaft Poetische höher steht, als alle Gesetze der Moral“ (54).
- Citar trabajo
- Hanno Frey (Autor), 2002, Kurzvortrag zu: Gutzkows Wally, "Die Zweiflerin", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15583
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