Verstummen, Schweigen und Stille sind Phänomene, die in der Literatur seit Ovid einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Die Thematisierung der Sprache findet sich auch im Werk Franz Kafkas kontinuierlich verarbeitet. Funktion und Wirkung von Verstummen, Stille und Reartikulation bei Kafka wurde für dessen Romane erschöpfend untersucht. Diese Arbeit soll, in zwei relativ kurzen Texten Kafkas, Ähnlichem im Zuge des Seminars „Vom Verstummen zum Reartikulieren“, nachgehen.
Allein der Titel des ersten Textes „Das Schweigen der Sirenen“ legt die Idee nahe- nicht nur ob der ausdrücklichen Erwähnung des Schweigens an sich, sondern auch wegen der Verwurzelung des Stoffes in der griechischen Mythologie. Möglicher Ausgangspunkt allen Verstummens, Schweigens und Reartikulierens nämlich ist die grausame Geschichte der Philomele in Ovids „Metamorphosen“. Hierauf gründet sich der Ansatz, das Verstummen der Sirenen im Text zu analysieren, seine Wirkung und die Frage nach einer Reartikulation der Sirenen aufzuwerfen.
„Die Verwandlung“ Kafkas lässt sich ebenso in mit dem Thema des Seminars verbinden: Erneut kann man im wortwörtlichen Sinne bleiben, Die Verwandlung als Anspielung von Ovids Metamorphosen, dem Zyklus in dem der Philomele-Mythos sich einreiht, ist assoziativ denkbar, wenn auch Beispielweise Hartmut Binder „keinerlei“1 direkte Verbindung herstellen will.2 Auch hier ist ein Verstummen des Protagonisten zu beobachten, zudem findet der bewusste Versuch statt, den Sprachverlust durch Reartikulation auf physischer Ebene zu kompensieren. Der Umfang dieses Abschnittes ist größer, als der der Sirenen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass auch der Textumfang der Verwandlung ungleich größer ist.
Zuletzt findet sich als Ausblick aus „Die Verwandlung“ eine weitere Art der Reartikulation der Kafkarezeption an sich: Peter Kuper verfasste, ähnlich wie Robert Crumb mit „Introducing Kafka“3, eine Comicversion des literarischen Textes. Über Kafkas literarisches Schaffen hinaus entsteht eine neuerliche Reartikulation in Form eines Medienwechsels, der nicht unerwähnt bleiben soll. Allerdings beschränkt sich der kurze Zusatz auf die Untersuchung der Rede des Herrn Samsa und die Darstellung derselben im Comic.
- Arbeit zitieren
- Julia Dorner (Autor:in), 2010, Eure Rede aber sei; Ja, ja; nein, nein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146126
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