Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung der Frauenfiguren folgender Texte: Harriet Beecher Stowes Gesellschaftsroman 'My Wife and I or, Harry Henderson’s History' (1871) und Louisa May Alcotts Kurzgeschichte 'Behind a Mask' (1866). Ziel ist es, eine möglichst große Vielfalt an verschiedenen Bildern von Weiblichkeit darzustellen. Es gilt herauszufinden, ob sich bestimmte Frauentypen aus diesen Figuren ableiten lassen, und ob es unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten eines bestimmten Typs gab. Hierbei konzentriert sich die Untersuchung darauf, in welcher Beziehung die Frauenfiguren zum Literaturdiskurs ihrer Entstehungszeit standen; ob sie in Bezug auf ihr Wesen und ihr Verhalten gegen diesen aufbegehrten, ihn stützten oder ob auch innerhalb eines Textes Reibung zwischen diskursfestigenden und –gefährdenden Tendenzen entstand. Da die weiblichen und männlichen Figuren zueinander in Beziehung stehen und einander teilweise stark beeinflussen, finden auch Protagonisten Erwähnung, die den Diskurs der Geschlechterdifferenz in Frage stellen oder unterminieren.
Im zweiten Kapitel wird zusammengefasst, auf welchen Vorstellungen und Überzeugungen sich das Weiblichkeitsideal im viktorianischen Amerika des neunzehnten Jahrhunderts hauptsächlich gründete. Im dritten Kapitel erläutere ich die theoretischen Hintergründe der Untersuchung. Folgend werden die Genres domestic und sentimental fiction definiert, die auf Harriet Beecher Stowes Gesellschaftsromane My Wife and I sowie Pink and White Tyranny Bezug nehmen, und mit denen sich im fünften und sechsten Kapitel befasst wird.
Der eingangs erwähnte Text von Louisa May Alcott ist nicht nur ein Beispiel für das Aufeinandertreffen von verschiedenen Weiblichkeitskonzepten, die sich auseinander entwickeln; er gibt auch Hinweise darauf, dass Alcott bestimmte Texte von den hier behandelten Autorinnen kannte. So war Harriet Beecher Stowes little Eva aus Uncle Tom’s Cabin Vorbild für die Figur der Beth (Vgl. Fiedler 114). Dies ist ein Zeichen dafür, dass die englischsprachigen Autorinnen in Beziehung zueinander standen und einander beeinflussten, indem sie sich gegenseitig lasen. Nach einigen Erläuterungen zum Genre Sensation Fiction wird die Protagonistin von 'Behind a Mask' in Kapitel 7.1 untersucht.
Im zehnten Kapitel werden die Ergebnisse der Analyse zusammengefasst.
Der Anhang befasst sich mit Bildern der Maler Robert Reid, Edward Burne-Jones und Horace Vernet, die ich den Texten in Beziehung stelle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frauenideale im viktorianischen Amerika
- Theorie
- Frauenliteratur? Domestic und Sentimental Novel
- Harriet Beecher Stowes New York-Romane
- Die Funktion des Erzählers in My Wife and I
- Stowes Cult of True Motherhood: Harrys Mutter in Highland
- Audacia Dangyereyes
- Ida und Caroline
- Eva Van Arsdel
- Pink and White Tyranny: A Society Novel
- Lillie
- Sensational Fiction
- Jean Muir
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Antiheldinnen in der viktorianischen Literatur, insbesondere in den Werken von Harriet Beecher Stowe. Sie untersucht, wie diese Autorinnen mit den zeitgenössischen Anforderungen an Weiblichkeit umgingen und ob sie diese in ihren Texten bestätigten oder unterminierten.
- Die Konstruktion von Weiblichkeit im viktorianischen Amerika
- Die Rolle der Frauenliteratur im gesellschaftlichen Diskurs
- Die Darstellung von Antiheldinnen in der domestic novel und der Sensationsliteratur
- Die Herausforderungen, denen Autorinnen im Umgang mit zeitgenössischen Weiblichkeitsidealen begegneten
- Die Beziehung zwischen Literatur und gesellschaftlichen Normen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Rahmen der Arbeit vor. Sie beleuchtet anhand von Jo Marchs Rolle in Louisa May Alcotts "Good Wives" die Problematik der Antiheldin in der viktorianischen Literatur. Das zweite Kapitel analysiert die Konstruktion von Weiblichkeit im viktorianischen Amerika und die damit verbundenen Erwartungen an Frauen. Das dritte Kapitel widmet sich der Theorie der Frauenliteratur und ihren spezifischen Merkmalen. In Kapitel vier werden die Gattungen der domestic und sentimental novel im Kontext des viktorianischen Literaturdiskurses untersucht. Kapitel fünf beleuchtet Harriet Beecher Stowes New York-Romane und analysiert die Darstellung von Antiheldinnen in diesen Werken. Kapitel sechs untersucht "Pink and White Tyranny", einen Roman, der sich mit den Konventionen der Society Novel auseinandersetzt. Schließlich werden in Kapitel sieben Aspekte der Sensationsliteratur und deren Einfluss auf die Darstellung von Antiheldinnen behandelt.
Schlüsselwörter
Antiheldin, viktorianische Literatur, Frauenliteratur, Weiblichkeitsideal, domestic novel, Sensationsliteratur, Harriet Beecher Stowe, Louisa May Alcott, Geschlechterdiskurs.
- Arbeit zitieren
- Claudia Schraut (Autor:in), 2009, Die Antiheldin in der viktorianischen Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141083
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