Welche Vorteile bietet die Monte-Carlo-Simulation (MCS) in den einzelnen Bilanzierungsphasen des Geschäfts- oder Firmenwerts? Können die Nachteile der MCS zu dem Befund führen, wonach der Capital Asset Pricing Modell-Ansatz gegenüber der MCS vorzuziehen ist?
Im Jahr 2022 operieren Unternehmen in einem hochdynamischen Multikrisen-Umfeld. Neben dem VUCA-Phänomen, sowie der Erderwärmung (Häufung von Katastrophenereignissen) kamen 2020 die Corona-Pandemie und gegenwärtig der russisch-ukrainische Krieg mit nachteiligen Folgen für die Wirtschaftssubjekte hinzu. Unter anderem ist im Zuge dieser Entwicklungen die Planungsunsicherheit deutlich angestiegen.
Im Jahr 2020 erschien das Akronym „BANI“ (Brüchig, Ängstlich, Nichtlinear, Unbegreiflich, incomprehensible) analog des VUCA-Akronyms als Reaktion auf das Multikrisen-Umfeld. Das BANI-Rahmenwerk beansprucht die zeitgerechte Ablöse des VUCA-Rahmenwerks zu sein. Im Kern beschreibt es ein Umfeld des Chaos‘, mit der Handlungsempfehlung des Arrangierens mit diesem Chaos. Ob sich das BANI-Akronym durchsetzen wird, bleibt indessen abzuwarten. Die Treiber des VUCA-Phänomens – Digitalisierung bzw. die digitale Transformation (besonders Big-Data) und Globalisierung – sind wirksam; sie verstetigen sich. Daraus ergeben sich u. a. höhere Volatilitäten mit der Folge steigender Planungsunsicherheit für Unternehmen. Die engere Abfolge disruptiver Veränderungen führt darüber hinaus zu einer erhöhten Eintrittswahrscheinlichkeit existenzbedrohender Risiken. Beispielhaft sei hierzu auf den wachsenden Bedeutungsverlust von Printmedien, das Reisebürosterben oder die sinkende Anzahl von Bankfilialen verwiesen. Abzugrenzen ist die Disruption von der Innovation: Bei einer Disruption wird ein Teil der Wertschöpfungskette überflüssig, Innovationen revolutionieren dagegen die Wertschöpfungskette. Die VUCA-Rahmenbedingungen eröffnen zugleich bspw. durch technologische Innovationen auch Chancen. Diese Chancen sind zusammengefasst v. a. Potenziale der Wettbewerbsfähigkeit: Neue Produkte und Dienstleistungen, Steigerung der Effizienz von Geschäftsprozessen, sowie die Weiterentwicklung oder Neuerfindung von Geschäftsmodellen. Demnach beinhaltet das VUCA-Phänomen auch eine Ambivalenz zwischen Disruption und Innovation. Das VUCA-Umfeld beeinflusst sonach das Risiken- und Chancenportfolio von Unternehmen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Auswirkungen des VUCA-Phänomens auf Unternehmen
- Anforderungen an das Risikomanagement
- Sollvorgabe zur erwartungstreuen Planung
- Fortbestandsrisiko: Abwertungsbedürftiger Geschäfts- oder Firmenwert
- Erläuterung des VUCA-Phänomens
- VUCA: Herkunft und Bedeutung
- Umgang mit VUCA in der Unternehmensplanung
- Erläuterung des Begriffs VUCA-Prime
- VUCA-Prime mittels stochastischer Szenarioanalyse in der Unternehmensplanung
- Unternehmensakquisitionen, VUCA-Phänomen und GoFW
- Risikomanagement und Monte-Carlo-Simulation
- Pflicht zur Unterhaltung und Anforderungen an das Risikomanagement
- State of the art: Monte-Carlo-Simulation
- Geschichtliche und mathematische Grundlagen der Monte-Carlo-Simulation
- MCS: Erstmalige Beschreibung und Namensherkunft
- Darstellung des Nadelproblems von Buffon
- Herleitung des zentralen Satzes der Monte-Carlo-Rechnung
- Bedeutung der MCS für die Ermittlung des aggregierten und quantifizierten Gesamtrisikoumfangs
- Eigenkapital- und Liquiditätsbedarf: Überschuldungs- und Insolvenzwahrscheinlichkeit
- Verletzung der Financial Covenants
- Gründe für die Ausweitung der MCS auf die gesamte Unternehmensplanung
- Erforderlicher Paradigmenwechsel - Bandbreitensimulation
- Betrachtung unsicherer Entwicklungen in der gesamten Bandbreite
- Bestimmung erwartungstreuer Planwerte, Konfidenzintervalle und Risikomaße
- Entscheidungsgrundlage - Quantifizierung von Maßnahmenwirkungen
- Erneuerung der traditionellen Unternehmensplanung
- Bestimmung der risikoadjustierten Kapitalkosten einer Unternehmung
- Ausgleich werttheoretischer Mängel des DCF-Kalküls
- Wesen und Ansatzbilanzierung des GoFW nach IFRS
- Wesen des Geschäfts- oder Firmenwerts
- Bestandteile des Geschäfts- oder Firmenwerts
- Abgrenzung: Originärer und derivativer GoFW
- Originärer Geschäfts- oder Firmenwert
- Derivativer Geschäfts- oder Firmenwert
- Ansatz und Erstbewertung des derivativen GoFW nach IFRS
- GoFW-Allokation und zahlungsmittelgenerierende Einheiten
- Allokation des GoFW auf ZMGE
- Begriff und Bildung von ZMGE
- Bedeutung von ZMGE für die Folgebewertung des derivativen GoFW
- Folgebewertung des GoFW nach IAS 36
- Impairment-Only-Approach als Folgebewertungskonzept für den derivativen GoFW
- Verwirklichung des Impairment-Only-Approach durch Impairment-Tests
- Kriterium für einen Abwertungsbedarf und Abschreibungshöhe
- Bedeutung von Triggering-Events
- Begriff und Ermittlungsgrundsätze für den Nutzungswert
- Grundzüge des DCF-Verfahrens und Interpretation des GoFW
- Darstellung der Grundzüge des DCF-Verfahrens und Verfahrensvarianten
- Interpretation des GoFW als barwertiges Residuum
- Nutzungswert als Teilunternehmenswert und Abgrenzung zum Nettoveräußerungspreis abzüglich Veräußerungskosten
- Nutzungswert als IAS 36-konformer Teilunternehmenswert
- Nettoveräußerungspreis abzüglich Veräußerungskosten
- Ermittlung des IAS 36-spezifischen Cashflows
- Cashflow der Detailplanungsphase
- Cashflow der Fortschreibungsphase
- Unsicherheiten in Bezug auf die betragsmäßige Höhe und den zeitlichen Anfall der Cashflows sowie enumerative Dichtefunktionen
- Unsicherheiten in Bezug auf die betragsmäßige Höhe und den zeitlichen Anfall der Cashflows
- Enumerative Dichtefunktionen gemäß IAS 36.A11
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterthesis untersucht die Chancen einer simulationsbasierten Planung für die wertorientierte Unternehmenssteuerung. Dabei liegt der Fokus auf der Folgebewertung des derivativen Geschäfts- oder Firmenwerts mithilfe der Monte-Carlo-Simulation. Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen des VUCA-Phänomens auf Unternehmen und den daraus resultierenden Anforderungen an das Risikomanagement.
- Einfluss des VUCA-Phänomens auf Unternehmen und die Notwendigkeit einer simulationsbasierten Planung
- Risikomanagement und die Anwendung der Monte-Carlo-Simulation zur Bewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts
- Die Folgebewertung des derivativen Geschäfts- oder Firmenwerts nach IAS 36 und der Impairment-Only-Approach
- Anwendung des DCF-Verfahrens zur Ermittlung des Nutzungswerts und die Berücksichtigung von Unsicherheiten bei Cashflows
- Die Bedeutung der Monte-Carlo-Simulation für die Quantifizierung von Risiken und die Verbesserung der Entscheidungsgrundlage
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Problemstellung der Masterthesis und zeigt die Auswirkungen des VUCA-Phänomens auf Unternehmen auf. Es werden die Anforderungen an das Risikomanagement und die Notwendigkeit einer erwartungstreuen Planung sowie das Fortbestandsrisiko und die Abwertung des Geschäfts- oder Firmenwerts erörtert.
Kapitel 2 erläutert das VUCA-Phänomen und geht auf seine Herkunft und Bedeutung ein. Es wird der Umgang mit VUCA in der Unternehmensplanung beschrieben, insbesondere die Anwendung des VUCA-Prime mittels stochastischer Szenarioanalyse.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Risikomanagement und der Monte-Carlo-Simulation. Es werden die Pflicht zur Unterhaltung und die Anforderungen an das Risikomanagement sowie die geschichtlichen und mathematischen Grundlagen der Monte-Carlo-Simulation dargestellt.
Kapitel 4 untersucht die Gründe für die Ausweitung der Monte-Carlo-Simulation auf die gesamte Unternehmensplanung. Es wird der erforderliche Paradigmenwechsel und die Bedeutung der Bandbreitensimulation für die Betrachtung unsicherer Entwicklungen in der gesamten Bandbreite hervorgehoben.
Kapitel 5 behandelt das Wesen und die Ansatzbilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts nach IFRS. Es werden die Bestandteile des Geschäfts- oder Firmenwerts, die Abgrenzung zwischen originärem und derivativen GoFW sowie die Ansatz und Erstbewertung des derivativen GoFW nach IFRS beschrieben.
Kapitel 6 befasst sich mit der Folgebewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts nach IAS 36. Es wird der Impairment-Only-Approach als Folgebewertungskonzept für den derivativen GoFW sowie die Verwirklichung des Impairment-Only-Approach durch Impairment-Tests erläutert.
Schlüsselwörter
Die Masterthesis behandelt die Themen VUCA-Phänomen, Risikomanagement, Monte-Carlo-Simulation, Folgebewertung, derivativer Geschäfts- oder Firmenwert, Impairment-Only-Approach, DCF-Verfahren, IAS 36, Nutzungswert, erwartungstreue Planung, Bandbreitensimulation, Unternehmenssteuerung, wertorientierte Unternehmenssteuerung.
- Citation du texte
- Adrian Krauß (Auteur), 2022, Wertorientierte Unternehmenssteuerung in unsicheren Zeiten. Monte-Carlo-Simulationen versus Capital Asset Pricing Model, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1359567