Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Themenbereich des nachhaltigen Bauens. Hierbei werden Relevanz, aktuelle Entwicklung und Regularien betrachtet. Der Hauptbestandteil der Arbeit ist die Analyse einer Vielzahl nachhaltiger Baumethoden. Mit Hilfe dieser Analyse wird ein Konzept für ideales nachhaltiges Bauen herausgearbeitet. Darüber hinaus werden Schlüsse über potenzielle Entwicklungen gezogen. Die Leitfrage der Arbeit lautet: Ist es möglich, effektive Veränderungen durch nachhaltige Methoden hervorzurufen, um Wohlstand und Sicherheit kommender Generationen zu gewährleisten?
Die Welt befindet sich in einer Zeit der globalen Vernetzung in einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß. Der Lebensstandard, den die Menschen heutzutage als selbstverständlich ansehen, hat einen langen Weg der Entwicklung hinter sich. Jedoch kann diese Entwicklung der modernen Welt nicht nur positiv betrachtet werden. Besonders in den vergangenen Jahren stieg das Bewusstsein über das "zweischneidige Schwert" in Form des globalen Fortschritts auf sämtlichen Ebenen. Die Ausbeutung von Rohstoffen und Ressourcen führt besonders wirtschaftlich schwächere Länder immer weiter in die Armut und sorgt für Abhängigkeitsverhältnisse. Des Weiteren findet eine starke Belastung der Umwelt statt. Hohe Energie- und Ressourcenverbräuche gehören zum Alltag eines jeden Menschen. Lange genug wurde ohne Rücksicht gewirtschaftet und entwickelt, wodurch hohe Renditen erzielt wurden. Diese permanente Belastung geschah jedoch auf Kosten der Umwelt. Selbst als die Schäden deutlicher wurden, lag die Priorität zu lange weiter auf der Entwicklung statt auf dem Schutz der gesamten Welt.
Angekommen im Jahr 2022 pulsiert die Klimadebatte mehr denn je. Teilweise wird bereits von irreparablen Schäden gesprochen, die besonders junge Generationen zukünftig belasten werden. In nahezu jeder Wirtschaftsbranche werden nachhaltige Methoden zum Schutz der Umwelt erforscht und eingeführt. Trotzdem steht die Menschheit erst am Anfang eines wohl lange andauernden Kampfes gegen den Klimawandel. Studien und Forschungen müssen betrieben werden, um neue Möglichkeiten für Veränderungen zu finden, die ein besseres Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Erhalt der Lebensbedingungen schafft.
Inhaltsverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
II Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Relevanz der Thematik - Nachhaltigkeit
3 Spezialisierung - Nachhaltigkeit von Immobilien
3.1 Kriterien zur Beurteilung nachhaltiger Immobilien
3.2 Green Buildings
4 Klimaschutzpolitik
4.1 Klimaschutz in Deutschland
5 Zertifizierungssysteme nachhaltiger Gebäude
5.1 Die deutsche Gesellschaft nachhaltiges Bauen
6 EU-Taxonomie- ESG
7 Aktuelle Entwicklung des Immobilienmarktes in Deutschland
8 Methodik
9 Nachhaltiges Bauen
9.1 Methoden während der Bauphase
9.1.1 Ermittlung der Ressourceneffizienz
9.1.2 Minderung von Oberflächenversiegelung und Schonung von Wasserressourcen
9.1.3 Energieeffizienz
9.2 Methoden während der Nutzung des Gebäudes
9.2.1 ein nachhaltiges Nutzungsverhalten
9.2.2 Instandhaltung
9.3 Methoden während des Rückbaus des Gebäudes
9.3.1 Recyclingmethoden verbrauchter Baustoffe
9.3.2 Exkurs: Ist ein Rückbau in Zeiten des Wohnraummangels sinnvoll?
10 Bewertung und Vergleich der Methoden der drei Phasen
10.1 Bauphase
10.2 Nutzungsphase
10.3 Rückbau
11 Konzeptentwurf eines idealen nachhaltigen Gebäudes
12 Fazit und Zukunftsaussicht
III Literaturverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: eigen aufgenommenes Foto
Abbildung 2: Außenwand Beton (Ingenieurbüro Andreas Rehm, 2021, S.2)
Abbildung 3: Thermisches Modell (Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer der TU Dresden mbH, 2022, S.4)
Abbildung 4: Grundriss und Schnitt der Scheune (Dorfgemeinschaft Bredenbeck, 2016)
Abbildung 5: (eigenständig überarbeitet) Scheune wird Wohnhaus (Architekturbüro Knöpfel, 2019)
Abbildung 6: 3. Modulfläche- Beliebiges Gebäude 01-Belegungsfläche Süd (Ing Büro Bickmann, 2022, S.7
Abbildung 7: Außenwand Beton (Ingenieurbüro Andreas Rehm, 2021, S.2)
Abbildung 8: Flachdach Gründach (Ingenieurbüro Andreas Rehm, 2021, S.2) ..
II Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Life Cycle Assessment
Tabelle 2: ESSENZ Methode
Tabelle 3: Gründachbepflanzung
Tabelle 4: Zisterne
Tabelle 5: Photovoltaikanlage
Tabelle 6: Solarthermie
Tabelle 7: Wärmepumpe
Tabelle 8: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Tabelle 9: Betriebskostendokumentation in der Haus-Akte
Tabelle 10: Wassersparende Armaturen
Tabelle 11: Instandsetzung am Beispiel einer Außenwand
Tabelle 12: Modernisierung am Beispiel dreifachverglaster Fenster
Tabelle 13: Umnutzung am Beispiel einer Scheune
Tabelle 14: Ressourcenrecycling zu einem Neuprodukt gleichen Materials am Beispiel Kupfer
Tabelle 15: Ressourcenrecycling zur Herstellung nicht gleichartiger Produkte am Beispiel Beton
1 Einleitung
Die Welt befindet sich in einer Zeit der globalen Vernetzung in einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß. Der Lebensstandard, den die Menschen heutzutage als selbstverständlich ansehen, hat einen langen Weg der Entwicklung hinter sich. Jedoch kann diese Entwicklung der modernen Welt nicht nur positiv betrachtet werden. Besonders in den vergangenen Jahren stieg das Bewusstsein über das „Zweischneidige Schwert“ in Form des globalen Fortschritts auf sämtlichen Ebenen. Die Ausbeutung von Rohstoffen und Ressourcen führt besonders wirtschaftlich schwächere Länder immer weiter in die Armut und sorgt für Abhängigkeitsverhältnisse. Des Weiteren findet eine starke Belastung der Umwelt statt. Hohe Energie- und Ressourcenverbräuche gehören zum Alltag eines jeden Menschen. Lange genug wurde ohne Rücksicht gewirtschaftet und entwickelt, wodurch hohe Renditen erzielt wurden. Diese permanente Belastung geschah jedoch auf Kosten der Umwelt. Selbst als die Schäden deutlicher wurden, lag die Priorität zu lange weiter auf der Entwicklung statt auf dem Schutz der gesamten Welt. Angekommen im Jahr 2022 pulsiert die Klimadebatte mehr denn je. Teilweise wird bereits von irreparablen Schäden gesprochen, die besonders junge Generationen zukünftig belasten werden. In nahezu jeder Wirtschaftsbranche werden nachhaltige Methoden zum Schutz der Umwelt erforscht und eingeführt. Trotzdem steht die Menschheit erst am Anfang eines wohl lange andauernden Kampfes gegen den Klimawandel. Studien und Forschungen müssen betrieben werden, um neue Möglichkeiten für Veränderungen zu finden, die ein besseres Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Erhalt der Lebensbedingungen schafft. Diesbezüglich werde ich einen vertiefenden Blick auf die allgemeine Thematik der Nachhaltigkeit und ihren Bedrohungen werfen. Da sich die Thematik auf jegliche Bereiche des Lebens verlagert, betrachte ich darauffolgend die Auswirkungen und Veränderungen, die auf dem Immobilienmarkt und in der Baubranche entstehen. Besonders genau betrachte ich die Regularien der Nachhaltigkeit im Bau, Betrieb und Rückbau. Wie lässt sich Nachhaltigkeit klassifizieren und messen? Des Weiteren möchte ich verschiedenste Methoden für mehr ökologisches Bauen begutachten, analysieren, bewerten und vergleichen, um einen Anteil für zukünftige Lösungsfindungen beizutragen. Dazu orientiere Ich mich an der Leitfrage: Ist es möglich, effektive Veränderungen durch nachhaltige Methoden hervorzurufen, um Wohlstand und Sicherheit kommender Generationen zu gewährleisten? Abschließend möchte ich meinen Standpunkt innerhalb der gesamten Thematik darstellen und Theorien formulieren, wie das Leben zukünftig unter der Berücksichtigung des Klimawandels innerhalb der Bauindustrie aussehen könnte.
2 Relevanz der Thematik - Nachhaltigkeit
Wir befinden uns in Zeiten eines rasanten globalen Wandels, welcher viele Innovationen und Möglichkeiten mit sich bringt. Die Globalisierung sorgt für eine Vernetzung der gesamten Welt in noch nie zuvor dagewesenen Ausmaß. Dadurch werden der Menschheit Freiheiten und Lebensqualitäten eröffnet, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wären. Ob Fernreisen, importierte Güter oder internationale Echtzeitkommunikation, dem Menschen des 21. Jahrhunderts sind fast keine Grenzen gesetzt.
Für einige Jahre wurde diese Entwicklung bedingungslos dankbar wahrgenommen. Mit der alltäglichen Integration dieser Möglichkeiten stieg jedoch insbesondere in den vergangenen Jahren das Bewusstsein gegenüber den Schattenseiten der gewonnen Möglichkeiten. Drastische Folgen sind nun klar erkenntlich und allgemein bekannt. Fakt ist, dass zur Erschließung der Welt weitreichend in das Erdsystem eingegriffen wird, wodurch wir unfreiwillig das globale Klima beeinflussen. Deutlich kann man dies an den Kenngrößen des Stickstoffeintrages in Ökosystemen festmachen, welche sich zum natürlichen Zustand bereits verdoppelt haben. Ein weiteres Indiz ist, dass aktuell eine Million von acht Millionen weltweit bekannter Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. (Blättel-Mink, 2021, S.2) All diese Veränderungen sind auf den globalen Wandel und die damit verbundenen Eingriffe in die Umwelt zurückzuführen.
Die wahrscheinlich bekannteste Auswirkung ist der Klimawandel. Besorgniserregend wirkt dieser besonders auf jüngere Generationen, welche stetig wachsend zu mehr Aufmerksamkeit und Veränderung in der Thematik drängen. Paradebeispiel hierfür ist die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg, welche mit einer Reihe Schulstreiks unter dem Motto: „Fridays for Future“ viele weltweite Demonstrationen ins Rollen brachte und dadurch viel Aufsehen bezüglich der Thematik erregte. Trotz ihrer Jugend führte ihr Einsatz und Engagement dazu, dass sie von vielen als Vorbild der jüngeren Generationen im Kampf gegen den Klimawandel gesehen wird. Fest steht, dass man die Ökologische Bedrohung nicht weiter ignorieren und verharmlosen kann. In manchen Bereichen spricht man sogar schon von irreparablen Schäden, die durch den Klimawandel entstanden sind. Klimaaktivisten sind sich einig: Ein umsteuern ist unausweichlich für die Zukunft der Menschheit.
Dieser Umschwung ist ein hoch komplexes Themengebiet, was sich auf sämtliche Bereiche des Lebens auswirkt. Nahezu in jeder Branche des globalen Marktes können Maßnahmen ergriffen werden, um eine Entlastung der Ökosysteme herbeizuführen. Die Entwicklung und Umsetzung dieser Maßnahmen sind jedoch weitaus schwieriger, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Glücklicherweise sind schon viele Veränderungen im Gange. Der Fokus und die Konzentration auf erneuerbare Energien werden immer mehr verschärft. Dadurch konnten die Kosten für Solarstrom im letzten Jahrzehnt um 80% gesenkt werden. Dies ist die Folge daraus, dass die heutige Stromerzeugung bereits zu ca. 50% aus erneuerbaren Energien geschöpft wird. Zusätzlich verdoppelt sich die Stromerzeugung aus Wind und Sonne aktuell alle vier Jahre, was auf eine langfristige Verbesserung der Kohlendioxid Emissionen hoffen lässt. Auch durch unvorhergesehene gesellschaftliche Zwischenfälle wie die Corona-Pandemie kann die Umwelt profitieren. In der Zeit zwischen 2019 und 2021 sank die Kohlendioxid Emission um 8% (Blättel-Mink, 2021, S.3).
Obwohl diese Werte Hoffnung erwecken, muss weitaus mehr passieren, um einen tatsächlichen Umschwung zu bewirken und die Umwelt langfristig zu entlasten. Nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf sozialer Ebene muss ein Wandel stattfinden. Die bisherigen Nachhaltigkeitsentwicklungen sind nicht ausreichend, um eine gesunde Zukunft für kommende Generationen zu sichern. Die Menschheit muss es wagen, sich eine komplett umstrukturierte Welt vorzustellen. Dies bezieht sich nicht nur auf den Bereich der Energieerzeugung und - nutzung, sondern auch auf jegliche Branchen des Lebens wie z.B. des Reisens, der Ernährung oder auch des Bauens. In jedem dieser Bereiche gibt es unzählige Möglichkeiten, Forschungen und Konzepte für eine ökologischere Zukunft. Fachspezifisch bietet eine Betrachtung der Branche des Nachhaltigen Bauens viele Möglichkeiten zur effektiven Entlastung der Umwelt.
3 Spezialisierung - Nachhaltigkeit von Immobilien
Die vorher beschriebene Klima- und Umweltschutz Debatte sorgt im Großteil der Wirtschaftssektoren für Diskussionen, so auch auf dem Immobilienmarkt. Ein Gebäude dient dem Menschen als Ort des Friedens, der Geborgenheit sowie der Warenproduktion, -distribution und Dienstleistungserbringung. Somit hat die Branche einen hohen Stellenwert unter den verschiedenen Wirtschaftssektoren. Forderungen für Nachhaltige Lösungen und Verbesserungen werden stetig lauter und der Drang nach ökologischem Handeln wird immer größer. Eingriffe der Politik sind notwendig, um Veränderungen herbeizuführen. Der EU Green Deal, welcher zu einem späteren Zeitpunkt der Arbeit genauer betrachtet wird, steckt das Ziel, bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr frei zu setzen. Die Reduktion betrifft insbesondere auch den Gebäudesektor. Bei diesem entfallen 40% des Energieverbrauchs und 36% der Treibhausgasemissionen auf Gebäude innerhalb der EU (Börschig, 2021, S.8). Allein in Deutschland belaufen sich die Gebäudestämmigen CO2 Emissionen auf rund 30% (Umweltbundesamt, 2020, S.58-59). Die bisherigen Maßnahmen und Einsparungen reichen bei weitem nicht aus. Zu lange wurde in jeglicher Art und Weise nach Belieben gebaut, um die hohe Nachfrage an Immobilien zu bedienen. Individuelle Wünsche wurden ohne Probleme und Rücksicht umgesetzt, solange der Auftraggeber über genügend liquide Mittel verfügte. Gleichzeitig waren aber Kostenersparnisse stets ein wichtiger Punkt in der Projektverwirklichung, um die Renditen maximieren zu können. Dabei kamen Umweltaspekte, wie sie aktuell verschärft betrachtet werden müssen, häufig zu kurz. Somit verfügen insbesondere ältere Gebäude meist über hohe Energieverbräuche und Schadstoffausstöße, schlechte Wärmedämmungen sowie schwer recyclebare umweltschädliche Baustoffe. Ein Auszug des Brundtland-Berichtes, welcher sich auf die Beschlüsse der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung bezieht, besagt, dass die aktuelle Generation ihre Bedürfnisse befriedigen soll, ohne die Möglichkeit der Bedürfnis Befriedigung für kommenden Generationen zu gefährden (Hinrichsen, 1987). Bei Betrachtung der verursachten Umweltschäden kann diese Bestimmung nicht als erfüllt bewertet werden.
Durch den steigenden Druck der Gesellschaft, dem allgemein wachsendem Bewusstsein bezüglich der Thematik und staatlichen Regularien kommt es nun auch in der Immobilienbranche zu einem Umschwung in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft. Nachhaltige Immobilientrends erfreuen sich steigender Beliebtheit. Bereits 2018 waren 27% aller Bau- und Immobilienfachkräfte in Projekten engagiert bei denen Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt. Diese Zahl wurde prognostiziert bis 2021 auf 47% anzusteigen (Fuerst, 2019, S.174).
Trotzdem sind die derzeitigen Anstrengungen nicht effektiv genug, um das ZweiGrad-Ziel der Erderwärmung zu erreichen, welches 2015 im Pariser Klimaabkommen beschlossen wurde. Als Grund wird häufig die mangelnde Zahlungsbereitschaft von Wohnungs- und Gewerbemietern erwähnt. Fest steht, dass ein nachhaltiges Gebäude eine weitaus höhere Kostenintensität aufweist als ein herkömmliches, bei dem noch an vielen Ecken Ersparnisse auf Kosten der Umwelt erzielt werden konnten. Deswegen besteht zukünftig auch die Aufgabe, kostengünstige und dennoch nachhaltige Alternativen zu finden, um ökologischeres Bauen für die breite Allgemeinheit attraktiv zu machen. Der Kostenaspekt ist im Vergleich aber auch nur ein kleiner Bestandteil des großen Themenfeldes - Nachhaltigkeit einer Immobilie.
3.1 Kriterien zur Beurteilung nachhaltiger Immobilien
Am übersichtlichsten zur Klassifizierung der Nachhaltigkeitsbemühungen ist die Einteilung in drei verschiedene Dimensionsebenen: die Ökonomische-, die Ökologische- und die soziale Dimension. Jede dieser drei Dimensionen weist eigene Bedingungen und Aufgaben auf, welche betrachtet und berücksichtigt werden müssen. Angefangen mit der Ökonomischen Ebene, bei der insbesondere auf die Kosten des Projektes geachtet wird. Zielsetzung ist eine langfristige Wertstabilität und Ertragsmaximierung über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Im Idealfall soll ein möglichst hoher Ertrag mit möglichst geringem Aufwand erzielt werden. Eine große Rolle spielen hierbei z.B. Herstellungs- und Betriebskosten. Während der Errichtung wird versucht die Baukosten zu optimieren, in der Nutzungsphase verschiebt sich der Fokus dann auf die Bewirtschaftungskosten, die ebenfalls möglichst geringgehalten werden sollen. Auch Flächeneffizienz und Leerstand werden genauer betrachtet, um das höchstmögliche Nutzungspotenzial zu erzielen, da z.B. eine niedrige Flächeneffizienz dem Nachhaltigkeitsgedanken widerspricht. Um das Nutzungspotenzial weiter auszunutzen wird, falls möglich, die Drittverwendungsfähigkeit gezielt mit in die Planung eines Gebäudes integriert. Gekoppelt mit den genannten Aspekten ist es von äußerst großer Bedeutung, eine lange Nutzungsdauer für die Immobilie zu gewährleisten. In diesem Punkt überschneidet sich die Ökonomische- mit der Ökologischen Dimension, denn niedrige Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen spiegeln sich in den Gesamtkosten der Immobilie wider. Zusätzlich kann es bei umweltfreundlichen Gebäuden wie z.B. Green Buildings (Kapitel 4.1) durch bestimmte Kreditinstitute zu Zinsvorteilen kommen.
Die Ökologische Ebene bedarf einer guten Planung und Organisation des Baugeschehens. An erster Stelle steht der Ressourcenverbrauch, welcher sich erneut auf den gesamten Lebenszyklus des Baus, Betriebs und des Rückbaus bezieht. Dazu ist es notwendig, eine möglichst präzise Planung der benötigten Ressourcen zu treffen, um Verschwendungen zu vermeiden. Gleiches gilt für den Rückbau, bei dem eine Menge Bauschutt sowie Treibhausgasemissionen entstehen. Des Weiteren kommt es im Falle eines Rückbaus zur Vernichtung von grauer Energie, welche eine Primärenergie beschreibt, die zur Errichtung des Gebäudes notwendig war. Mit strategischer Planung können Baustoffe recycelt und wieder verwendet werden, um zusätzlich die Umwelt zu entlasten. Neben dem Ressourcenverbrauch wird die Umweltwirkung betrachtet. Während der Bauphase fokussiert man sich auf Versiegelung, Biodiversität sowie Lärm und Luftemissionen. Der Aspekt der Luftemissionen wird auch während des Betriebes weiter thematisiert, zusätzlich kommt dazu noch die möglichst niedrige Schadstoffverschmutzung von Wasser und Boden. Hilfreich ist an dieser Stelle eine Lebenszyklusanalyse, welche alle genannten Aspekte berücksichtigt und bewertet. Die Aufstellung dieser Analyse, auch Ökobilanz genannt, ist seit 2006 durch die Normen DIN EN ISO 14040 und DIN EN ISO 14044 geregelt. Zusätzlich kommen Zertifizierungssysteme wie DGNB und BNB zum Einsatz, welche zu einem späteren Zeitpunkt noch vertieft definiert werden (Börschig, 2021, S.12-14). Ein wichtiger Punkt für das Verständnis der Ökologischen Ebene ist aber auch, dass nicht nur das Gebäude Einflüsse auf die Umwelt hat, sondern auch umgekehrt. Diese Einflüsse der Umwelt auf das Gebäude könnten z.B. Luftverschmutzung durch naheliegenden Verkehr, ein hoher Grundwasserspiegel oder Altlasten im Boden sein. Aber auch Extremwettereinflüsse können einen Einfluss auf das Gebäude haben. Da diese Einflüsse immer häufiger auftreten, bilden sie ein steigendes Risiko, was in der Planung in Form von Anpassungsfähigkeiten berücksichtigt werden muss. Diese externen Einwirkungen spiegeln sich je nach Größe der Belastung und des Risikos im Wert des Gebäudes wider. Ziel der Ökologischen Ebene ist allerdings die Schadstoffreduktion.
In diesem Punkt überschneidet sich die Ökologische- mit der Sozialen Dimension. Diese Ebene beschäftigt sich mit den Endmietern insbesondere von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Wie oben genannt ist es zukünftig eine große Aufgabe, trotz nachhaltigen Bauens die Bezahlbarkeit für die breite Masse gewährleisten zu können. Hierfür müssen alternative Innovationen und staatliche Anreize entwickelt werden, damit die Attraktivität zum nachhaltigen Bauen langfristig gesteigert wird. Trotzdem dürfen der Komfort und die gebotene Lebensqualität nicht unter den Kostenreduzierungen leiden. Insbesondere die Innenraumqualität muss hierbei auf einem guten Standard angesetzt werden. Neben dem Innenraum muss selbstverständlich auch das äußere Erscheinungsbild thematisiert werden. Hierzu ist eine passend gewählte Ästhetik, sowie eine gute Eingliederung in die lokale Umwelt von großer Notwendigkeit. Diese Punkte sind ebenfalls ein Einflussfaktor für die Steigerung der Nutzungsdauer einer Immobilie. Die bisherige Betrachtung der Thematik zeigt, wie schnell und vielfältig sich die Bedürfnisse verändern, daher muss auch auf sozialer Ebene eine Anpassungsfähigkeit vorhanden sein, um sich mit pulsierenden Veränderungen weiterentwickeln zu können. Die Soziale- Dimension zielt auf eine hohe Nutzerzufriedenheit sowie die Gewährleistung eines gesunden Lebensumfeldes durch nachhaltige Immobilien. In diesem Punkt überschneiden sich wiederum die soziale- und ökonomische Dimension. Wichtig ist das Verständnis, dass die Ebenen nie einzeln betrachtet werden, sondern sich immer überlappen und so gut wie möglich ergänzen sollen. Da dies nie perfekt möglich ist, weil sich Inhaltliche Punkte teilweise gegenseitig behindern, kommt es immer zu einem Abwägungsprozess. Bei diesem müssen Kompromisse zur Verwirklichung des nachhaltigen Projektes getroffen werden. Wenn eine Ebene bevorzugt wird, muss dies an einer anderen Stelle kompensiert werden.
Mit Hilfe der drei Bedarfsebenen lässt sich die komplexe Thematik der Nachhaltigen Immobilien zusammenfassen, die im Endeffekt auf einen geringen Energieverbrauch zum Schutz der Umwelt abzielt. Zusammengefasst sind nachhaltige Immobilien erkennbar an den Merkmalen geringer negativer Umweltwirkungen im Lebenszyklus, wirtschaftlicher Effizienz durch langfristige Nutzung, Förderung der Gesundheit und Lebensqualität der Nutzer sowie der Eingliederung in das soziokulturelle Umfeld.
3.2 Green Buildings
Eine Immobilie, in derer Entstehung alle drei Dimensionen bis zu einem gewissen Grad berücksichtig und integriert wurden, trägt die Bezeichnung Green Building oder auch nachhaltiges Gebäude. Um diesen Titel zu bestätigen, erfolgt in den meisten Fällen eine Zertifizierungsprüfung über eine der zahlreichen Zertifizierungssysteme wie z.B. die Deutsche Gesellschaft Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB). Diese kann entfallen, wenn ein Gutachter im Rahmen einer Immobilienbewertung die Analyse übernimmt. Unter genauerer fachlicher Betrachtung gibt es jedoch einen Unterschied zwischen Green Building und nachhaltigkeitszertifiziertem Gebäude, da der Schwerpunkt des Green Buildings mehr auf der Erfüllung der drei Dimensionen liegt und auch ohne Zertifizierungsprüfung als solches betitelt wird. Das nachhaltigkeitszertifizierte Gebäude erhält den Titel erst wenn tatsächlich eine Prüfung durch eines der vorher genannten Zertifizierungssysteme erfolgt ist (Börschig, 2021, S.21).
4 Klimaschutzpolitik
Regierungen erkannten weltweit früh, dass politische Eingriffe nötig sind, um den Klimaschutz voranzutreiben. 1983 rief die UN-Generalversammlung daher die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen ins Leben. Diese publizierte 1987 den Brundtland Bericht, welcher sich zum Leitbild nachhaltiger Entwicklung und gegen den Klimawandel entwickelte. Der Fokus der Zielformulierung wurde auf die Bereiche Bevölkerung, Ernährung, Artensterben, Energie und Industrie gelegt (United Nations, 1987). 1992 wurde daraufhin eine Klimarahmenkonvention ins Leben gerufen an der sich mittlerweile 197 Staaten und Parteien beteiligen. Das Hauptziel besteht in der Eindämmung des menschenverursachten Klimawandels. Das aktuellste Klimaabkommen wurde im Dezember 2015 in Paris verabschiedet. Dieses legte konkrete Ziele, z.B. das ZweiGrad-Ziel fest. Dieses Abkommen wurde von 187 Vertragsparteien bestätigt und unterzeichnet. Zusätzlich verpflichtete es aber auch alle Parteien bis 2020 eigenständig nationale Ziele zur Senkung der Treibhausgasemissionen zu bestimmen.
Die EU entschied sich für zeitlich gestaffelte Einsparvorgaben für alle Mitgliedsstaaten. Das sogenannte EU-Klimapaket 2020 soll bis 2030 20% der Treibhausgase und 40% in der Energie- und Klimapolitik gegenüber 1990 einsparen (Bundesregierung, 2019a). Das übergeordnete Ziel der EU ist es, bis 2050 komplett klimaneutral zu werden. Um dies zu erreichen, prüft die EU vorherige Ziele und führt Maßnahmen in sämtlichen Wirtschaftssektoren ein.
4.1 Klimaschutz in Deutschland
Auch in Deutschland weist der Gebäudesektor einen viel zu hohen Energieverbrauch und zu hohe Treibhausgasemissionen auf. Diese belaufen sich auf ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands (Umweltbundesamt, 2020, S.13-14). Durch die fortgeschrittene Entwicklung des Landes auf technischer, politischer und sozialer Ebene wurden bestimmte Programme und Gesetze beschlossen, die Deutschland eine nachhaltigere Zukunft garantieren sollen. Der Klimaschutzplan 2050, welcher am 14.11.2016 beschlossen wurde, möchte bis 2050 eine Senkung des Primärenergiebedarfs um 80% gegenüber 2008 erzielen. Dieser Plan beinhaltet die Maßnahmen, die zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens angedacht wurden. 2019 folgte das Klimaschutzprogramm 2030, beschlossen durch das Bundeskabinett. Dies formuliert weitere Kernziele zur Verwirklichung des Klimaschutzplans 2050. Unter anderem beinhaltet es die Einführung einer C02-Bepreisung für Waren- und Verkehrssektoren sowie Maßnahmen im Gebäudebereich, z.B. steuerliche Förderungen von energetischen Sanierungsmaßnahmen (Bundesregierung, 2019b). Um dieses Programm erfolgreich durchsetzen zu können, wurden ebenfalls unterstützende Gesetze erlassen. Darunter fallen das BundesKlimaschutzgesetz (KSG), Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Das KSG hat hierbei einen großen Einfluss auf die Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030. Es beinhaltet klare Emissionsziele für alle Sektoren, die bis zu einem jeweiligen festgelegten Zeitpunkt erreicht werden müssen. Sind diese vorgeschriebenen Werte nicht rechtzeitig erreicht, greift die Bundesregierung umgehend ein. Das in diesem Sektor zuständige Ministerium erhält dann einen zusätzlichen Zeitraum von drei Monaten, in dem ein Sofortprogramm erstellt und vorgelegt werden muss. Der Expertenrat der Bundesregierung wird daraufhin beurteilen und konkrete Maßnahmen festlegen, wie das Ziel doch noch erreicht werden kann. Um dieses System aufrecht erhalten zu können, fordert die Bundesregierung Transparenz und Erfolgskontrollen in den einzelnen Sektoren. Die Emissionsdaten werden einmal jährlich begutachtet und bewertet (Bundesregierung,2019c).
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- Citation du texte
- Anonyme,, 2022, Nachhaltiges Bauen. Methodenanalyse für mehr ökologisches Bauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1358772
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