Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, anhand der im Inhaltsverzeichnis angegebenen Gliederung das Themenfeld Reformation und reformatorisches Grundverständnis zu erarbeiten und didaktisch sowie pädagogisch darzustellen.
Die Reformation zusammen mit dem reformatorischen Grundverständnis sind innerhalb der evangelischen Kirchengeschichte die bedeutsamsten Geschehnisse. Darum hat es auch im Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg einen so hohen Stellenwert. Die Schüler:innen sollen erläutern können, warum es die Reformation gab und was ihre Auswirkung bis heute für Evangelische zu bedeuten hat. Dem angeschlossen sollen Schüler:innen Grundzüge des evangelischen Kirchenverständnisses erläutern und reflektieren können.
Die hier vorliegende Hausarbeit befasst sich mit einem Unterrichtsentwurf zu dem Thema "Reformation" und "Reformatorisches Grundverständnis von Kirche". Dem Unterrichtsentwurf wird das Buch von u.a. Friedrich Schweitzer Elementarisierung 2.0 vorangestellt. Anhand diesem Elementarisierungsmodell wird Schritt für Schritt der Unterrichtsentwurf erarbeitet.
Innerhalb der Hausarbeit wird die "Lutherbibel von 1984, Stuttgart 1984 – Nachdruck 2006" als Angabe für Bibel Zitate herangezogen und alle folgenden Bibelzitate, wenn nicht anders gekennzeichnet, stammen ebenfalls von Martin Luthers Übersetzung aus dem Jahr 1984. Zunächst wird die Lern-Lehrbedingung analysiert. Hierbei wird die vorliegende Schulklasse vorgestellt, aber auch entwicklungspsychologische Modelle -anhand religiöser Entwicklung- finden hier ihren Platz. Folgend wird die Fachdidaktische Analyse in den Fokus rücken. Didaktische Zusammenhänge werden erläutert und es wird anhand der elementarisierenden Erschließung das Thema näher bestimmt. Darauf aufbauend werden Kompetenzen und Lernziele formuliert, die dem Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg zugrunde liegen. Schließlich wird erneut die Elementarisierung in Form der Elementaren Lernform aufgegriffen. Hier findet der Unterrichtsentwurf zur Reformation, sowie dessen Begründung, seinen Platz. Abschließend wird in einem synoptischen Verlaufsplan die Unterrichtssunde detailliert dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Analyse der Lern- Lehrbedingungen
3. Fachdidaktische Analyse
3.1 Didaktischer Zusammenhang
3.2 Elementarisierende Erschließung
3.2.1 Elementare Strukturen
3.2.2 Elementare Erfahrungen
3.2.3 Elementare Zugänge
3.2.4 Elementare Wahrheiten
4. Formulierung der Kompetenzen und Lernziele
4.1 Stundenlernziel
4.2 Teillernziele
5. Elementare Lemformen - Begründung und Diskussion
5.1 Elementare Lernform
5.2 Begründung und Diskussion des Lernwegs
6. Synoptischer Verlaufsplan des Unterrichts (in Tabellenform)
7. Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.2 Sekundärliteratur
8. Anhang
Der Anhang wurde entfernt.
1. Einleitung
Die Reformation zusammen mit dem reformatorischen Grundverständnis sind innerhalb der evangelischen Kirchengeschichte die bedeutsamsten Geschehnisse. Darum hat es auch im Bildungsplan1 des Landes Baden-Württemberg einen so hohen Stellenwert. Die Schüler:innen sollen erläutern können, warum es die Reformation gab und was ihre Auswirkung bis heute für Evangelische zu bedeuten hat. Dem angeschlossen sollen Schüler:innen Grundzüge des evangelischen Kirchenverständnisses erläutern und reflektieren können.2
Die hier vorliegende Hausarbeit befasst sich mit einem Unterrichtsentwurf zu dem Thema „Reformation“ und „Reformatorisches Grundverständnis von Kirche“. Dem Unterrichtsentwurf wird das Buch von u.a. Friedrich Schweitzer Elementarisierung 2.0 vorangestellt.3 Anhand diesem Elementarisierungsmodell wird Schritt für Schritt der Unterrichtsentwurf erarbeitet.
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, anhand der im Inhaltsverzeichnis angegebenen Gliederung das Themenfeld Reformation und reformatorisches Grundverständnis zu erarbeiten und didaktisch sowie pädagogisch darzustellen.
Innerhalb der Hausarbeit wird die „Lutherbibel von 1984, Stuttgart 1984 - Nachdruck 2006“4 als Angabe für Bibel Zitate herangezogen und alle folgenden Bibelzitate, wenn nicht anders gekennzeichnet, stammen ebenfalls von Martin Luthers Übersetzung aus dem Jahr 1984.
Zunächst wird die Lern-Lehrbedingung analysiert. Hierbei wird die vorliegende Schulklasse vorgestellt, aber auch entwicklungspsychologische Modelle -anhand religiöser Entwicklungfinden hier ihren Platz. Folgend wird die Fachdidaktische Analyse in den Fokus rücken. Didaktische Zusammenhänge werden erläutert und es wird anhand der elementarisierenden Erschließung das Thema näher bestimmt. Darauf aufbauend werden Kompetenzen und Lernziele formuliert, die dem Bildungsplan des Landes BadenWürttemberg zugrunde liegen. Schließlich wird erneut die Elementarisierung in Form der Elementaren Lernform aufgegriffen. Hier findet der Unterrichtsentwurf zur Reformation, sowie dessen Begründung, seinen Platz. Abschließend wird in einem synoptischen Verlaufsplan die Unterrichtssunde detailliert dargestellt.
2. Analyse der Lern- Lehrbedingungen
Diese hier vorliegende Klassenkonstruktion wird anhand eines von mir besuchten Gymnasiums des Bundeslandes Baden-Württemberg (Stadt: Rottweil) entnommen, mit den Konfessionsfächern Evangelische Religionslehre, Römisch- Katholische- Religionslehre und Ethik). Bei der hier vorliegenden Schulklasse handelt es sich um eine 11. Klasse eines allgemeinbildenden Gymnasiums in Baden-Württemberg. Die Unterrichtsstunde wurde an einem Mittwochnachmittag von 14:00 bis 15:35 abgehalten. Bei der Zusammensetzung der Klasse ist in erster Linie zu beachten, dass es sich bei dem Unterricht um einen Religionsunterricht handelt. Dies bedeutet genauer, dass die Schüler:innen (in der Regel) in ihre jeweilige Konfession unterteilt werden (Evangelische- Religionslehre/ Römisch- Katholische- Religionslehre und Ethik). Durch die Trennung der Konfessionen kommt es auch zu einer Trennung von Schüler:innen innerhalb der einzelnen Klassen einer „Stufe“. Wichtig wird diese Trennung der Klassen, bei dem gemeinsamen Miteinander der Schüler:innen z.B. bei Gruppenarbeiten. Die Schüler:innen sehen sich voraussichtlich in gemischten Gruppen nur im Religions- (ev./kath.), Ethik- und Sport- Unterricht. Daher besteht schon von Grund keine tieferliegenden Beziehungen innerhalb Kommunikation und Kameradschaft - Ausnahmen bestätigen natürlich den Regelfall -. Diese Distanz ist von der Lehrkraft zu beachten und nötigenfalls von der lehrenden Person durch Lernstrukturen zu überwinden. Zusätzlich ist die Gender- Frage zu beachten. Hierbei ist unteranderem die Gewichtung der Mädchen und Jungen zu berücksichtigen auch muss beachtet werden, dass sich einzelne Schüler:innen nicht in eine der bekannten Gender-Gruppen eingliedern lassen können bzw. wollen. Grundsätzlich ist auch das Alter der Jugendlichen nicht unbedeutend, was im Schnitt in einer 11. Klasse bei 15 bis 17 Jahren liegt. Abweichungen sind aber auch hier möglich, beispielsweise durch zu frühes oder zu spätes Einschulen in die Grundschule, oder durch die Möglichkeit einer Wiederholung einer Klassenstufe durch Sitzenbleiben, oder freiwilliges Wiederholen. Anhand des Alters lassen sich entwicklungspsychologische Modelle hinzuziehen - anhand religiöser Entwicklung-:
Zum einen das von James Fowler und zum anderen das von Fritz Oser und Paul Gmünder. Zunächst muss man sich bei James W. Fowlers Theorien klarmachen, dass er generell nicht von religiöser Entwicklung spricht, sondern vom Glauben und der Entwicklung des Glaubens. Man erkennt bei Fowler, dass die Entwicklung des Glaubens mit dem sogenannten „Sinn-Schaffen“ gleichzusetzen ist. Er geht hier von dem Standpunkt aus, dass der Mensch sich auf der ständigen Suche nach Sinn befindet. Bezogen auf heute, ist die Welt, in der wir leben sehr deutungsbedürftig und so für den Menschen Sinnstiftend.
Jedoch erschließt sich der Sinn der Welt und der Sinn des Lebens nicht aus sich selbst, sondern unterliegt einem Prozess der Sinnfindung, den der Mensch durchlaufen muss. Der Mensch befindet sich also in ständiger Entwicklung des Glaubens, die mit einem steten Sinnstreben einhergeht.4 James W. Fowler stellt seine Erkenntnisse in sechs Stufen dar. In Bezug auf unsere 11. Klasse wäre bei Fowler der Konventionelle „Stufenabschnitt“ anzusehen, der laut seiner Darstellung mit den „jungen Erwachsenen“ anfängt. Grundsätzlich muss auf den Synthetischkonventionellen Glauben geschaut werden, der sich zunächst auf das Pubertätsalter beschränkt. Zwar werden die meisten der 11. Klasse nicht mehr direkt in der Pubertät stecken jedoch als „Vorentwicklung“ nicht unbedeutend. Der „Glaube“ ist hier noch nicht persönlich angeeignet. Er wird von Fowler als von anderen übernommen und von anderen abhängig eingestuft.5 Daher wird „[e]in eigenes, kritisches Urteil [...] nicht gefällt“.6 Dies ändert sich jedoch auf Stufe 4. dem Individuierenden- reflektierenden Glauben, die sich im späten Jugendalter finden lässt. Die Person, die diese Stufe erreicht hat, hat sich von Stufe 3. gelöst und hinterfragt nun das, was sonst stillschweigend geglaubt wurde bzw. nicht hinterfragt wurde. Es entsteht „[.] nun ein klares, fast überzogenes Bewußtsein der eigenen Individualität und Autonomie“.7 Fritz Oser und Paul Gmünder richten sich auf eine Theorie der Entwicklung des religiösen Urteils.8 Oser und Gmünder stellen in ihrer Theorie zur genauen Bestimmung des religiösen Urteils und seiner Entwicklung „sieben Dimensionen“ dar. Diese sogenannten Dimensionen sollen ein Gleichgewicht herstellen, das den Menschen beeinflusst. Nach Oser und Gmünder können Jugendliche im Alter von 15-17 Jahren in dem Modell zur Entwicklung des religiösen Urteils klassischer Weise der Stufe 3. dem Deismus zugeordnet werden.[10] In Stufe 3. grenzt sich der Mensch von dem Einfluss einer höheren Macht ab und fühlt sich autonom. Er ist sich selbst verantwortlich und von Gott ist nur noch am Rande die Rede. Oser und Gmünder verstehen in dieser Stufe die Geschichte des Menschen als von Gott unabhängig.
Neben den entwicklungspsychologischen Modellen für religiöse Entwicklung ist es von Bedeutung auf das entwicklungspsychologische Modell von Erik H. Erikson einzugehen. Erik H. Erikson:
Eriksons Modell beschreibt vor allem die Entwicklung der menschlichen Identität. Das Modell startet mit dem Kindesalter (1. Lebensjahr) und führt sich in insgesamt acht Stufen fort bis hin in das hohe Erwachsenenalter.9 Ausgehend vom Kindesalter entwickelt sich die menschliche Identität permanent weiter, dies geschieht durch die Konfrontation mit der „sozialen Umwelt“ -Gesellschaft, Eltern, Freundeskreise, Anforderungen innerhalb der Gesellschaft, usw.-.10 Die Quintessenz die Erikson vorgibt ist dementsprechend die Beziehung zur sozialen Umwelt und die Interaktion mit dieser. Da durch eigene Interessen und eigene Individualität die Anforderungen an diese Umwelt oftmals nicht vereinbar sind kommt es innerhalb der Entwicklung zu Konflikten mit dieser Umwelt.11 Im Hinblick auf die vorgegebene Schulklasse ist bei Erikson die Stufe Nummer 5 ausschlaggebend: Identität gegen Identitätsdiffusion (Adoleszenz).12 Zu verweisen sei hier auf Helmut Fend, welcher die Identitätsarbeit als Charakteristikum der Adoleszenz näher beschreibt.13 Erikson sieht im Jugendalter die immer stärker werdende Frage nach der eigenen Identität. Die ich- Identität befasst sich (in diesem Lebensabschnitt) mit dem Erwachsenwerden. Genauer gesagt mit dem glauben alles Wissen zu müssen was das Leben für einen bereit hält.14 Der Jugendliche versucht all sein Wissen zu verknüpfen und zu analysieren.15 Dies soll vor allem für sich selbst eine Antwort auf die Frage bringen „Wer bin ich?“ und „Wo ist mein Platz in der Gesellschaft?“. Zudem kommt es zu einer Gruppenidentität, wobei die Freundesgruppe zu einer zweiten Familie wird. Laut Erikson soll hier die Festigung der Persönlichkeit entstehen.16 Eine Identitätsdiffusion zeigt sich anhand von „einer Auflösung der Zielperspektive“, „Flucht in eine negative Identität“ und „Arbeitslähmungen“.17
Im Hinblick auf den Unterrichtentwurf ist zunächst allgemein auf den Religionsunterricht zu schauen:
„[...] [Es] ist von einem erheblichen Anteil von jugendlichen auszugehen, die ein deutlich ausgeprägtes religiöses Interesse und entsprechende Glaubensüberzeugungen aufweisen. Dem steht allerdings ein zwar kleiner, aber nicht zu übergehender Teil [.] gegenüber, die Religion und Glaube für sich ablehnen.“[20]
Jugendsoziologisch gesehen liegt eine grundlegende Bedeutung in den religiösen Einstellungen und Glaubensüberzeugungen von Jugendlichen. Davon ausgehend ist zu erfragen, sind Christen anwesend, die dem Glauben zustimmen oder ablehnen?, wie ist ihr Verhältnis zu der Institution Kirche?, wo sehen Jugendliche Probleme mit religiösen Traditionen und Glaubensinhalten? - nur um wenige Punkte zu nennen-.18
Schaut man nun auf die zu behandelnde Klasse so fällt sehr schnell auf, dass diese sich in Sozial, Arbeits-, und Lemverhalten deutlich voneinander unterscheiden. Betreffend das Sozialverhalten fallen zunächst in dem Unterricht auf, dass „Gruppenbildungen“ der Fall sind -geschuldet durch die Verschmelzung mehrerer Parallelklassen-. Aber auch die Kommunikation zwischen den Gruppen fällt mangelhaft aus, da die meisten Schülerinnen die Komfortzonen, der bereits Bekannten „Gesichter“, nicht verlassen wollen. Dies trägt auch zum Klassenklima bzw. zur Klassenatmosphäre bei. In den Gruppen herrscht reger Austausch, lediglich außerhalb der Gruppen fällt dieses Flach. Im Sinne der Mitarbeit kristallisieren sich oft wenige Schülerinnen heraus, welche tatsächlich aktiv im Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Wenn man diese Schülerinnen „analysiert“ steht oft ein christlicher Hintergrund im Raum. Diese Schülerinnen arbeiten oft in der Gemeinde, entweder im Chor, der Jugendweihe, usw. Dazu ist zu sagen, dass dies lediglich dem Regelfall entspricht. In Sachen Arbeitsverhalten spiegelt sich ein ähnliches Bild wie aus anderen Fächern. Wer Interesse am Thema hat der arbeitet mit, ansonsten treten Gespräche oder Desinteresse, in Form von „Nichts- Tun“, auf. In Punkto Lernverhalten stet stehts das Ziel Klassenarbeit vor Augen. Egal ob interessiert oder nicht, dass Bedürfnis auf eine individuelle Zufriedenheit, im Blick auf die Note, ist für jeden essenziell. Die Lehrerinnen Schülerinnen Beziehung wirkt dem Augenschein nach klar. Die Lehrkraft als Lehrende:r sowie als Respektperson, welcher den Lernenden gegenübersteht. Was jedoch ausfällig ist auch im Vergleich mit anderen Fächern wie Mathe oder Deutsch, ist das oftmals persönliche Gespräche mit der Lehrkraft geführt werden, was für eine Nähe zwischen der Lehrperson und den Schülerinnen sorgt. Gerade dies tritt häufig in Religionsunterrichten auf, da der Religionsunterricht nicht nur Glaubensinhalte vermittelt, sondern auch eine persönliche Entwicklung begleitet und initiiert. Im Folgenden werden nun unter anderem die Lernumstände näher betrachtet. Wie bereits erwähnt findet die Unterrichtsstunde an einem Mittwochnachmittag von 14:00 bis 15:35 statt. Angesichts der Lernumstände bietet diese Zeit einen optimale Lerneffekt. Dies resultiert daraus, dass die morgen Müdigkeit verflogen ist und die Schülerinnen aus ihrer einstündigen Mittagspause zurück an die Schule kehren. Durch die Mittagspause war eine Nahrungsaufnahme möglich, sowie es möglich war an die frische Luft zu kommen. Dies sind Faktoren, die zu einer Verbesserung der Lernfähigkeit beitragen. Der Lehrraum ist ein Klassenzimmer, der für ca. 30 Schülerinnen und eine Lehrkraft Platz bietet. Ausgestattet ist dieser mit einem PC, einem Beamer und einer Multifünktions-Kamera, welche sich mit dem Beamer verbinden lässt, sowie eine Kreidetafel mit ausreichend Kreide. Durch diese überdurchschnittlich gute Ausstattung ist es möglich, digitale Medien schnell an die Schüler:innen zu bringen und durch den Einsatz der Kamera ist es praktischer Arbeitsblätter mit den Schüler:innen zu besprechen.
3. Fachdidaktische Analyse
3.1 Didaktischer Zusammenhang
Um die nachliegende Unterrichtsstunde in die Gesamtheit der Unterrichtseinheit stellen zu können muss man zunächst die davor behandelten Themen erfassen. Für die Klassen 11. und 12. sind Grundsätzliche folgender Lehrinhalt zu vermitteln: 1. Mensch; 2. Welt und Verantwortung; 3. Bibel; 4. Jesus Christus; 5. Kirche und Kirchen; 6. Religionen und Weltanschauungen.19 Der Themenkomplex, mit dem sich diese Arbeit auseinandersetzt, ist Kirche und Kirchen mit der Vertiefung auf „Reformatorisches Grundverständnis von Kirche“. Der Bildungsplan von Baden- Württemberg setzt hier folgende Zielsetzung für Schüler:innen: „Die Schülerinnen und Schüler stellen thematische Längsschnitte anhand ausgewählter Stationen der Kirchengeschichte dar. Sie erläutern historische Erscheinungsformen von Kirche unter ausgewählten Fragestellungen“.20 Zudem sollen die Schüler:innen unter anderem am Ende des Schuljahres „das Verhältnis von Kirche und Judentum an ausgewählten Stationen darstellen (Drittes Reich und zum Beispiel Kreuzzüge, die große Pest, Reformation, Aufklärung, Kaiserreich, Kirche und Juden nach Auschwitz)“ , „die Haltung von Christen gegenüber dem Staat in autoritären Regimen untersuchen (zum Beispiel Bekennende Kirche und Deutsche Christen zur Zeit des Nationalsozialismus, Verfolgung und Unterdrückung von Christen weltweit)“ und „Kennzeichen und historische Wurzeln unterschiedlicher Kirchen und Denominationen erläutern (zum Beispiel Orthodoxie, Anglikanische Kirche, Freikirchen, Pfingstbewegung).“[24] Um das Thema „Reformatorisches Grundverständnis von Kirche“ im Unterricht vorstellen zu können sind zunächst -innerhalb des Themenblockes Kirche und Kirchen- andere Unterrichtseinheiten vorangestellt. Ein Einstieg in den Themenblock Kirche und Kirchen bietet eine Unterrichtsstunde, in der Schüler:innen eigene Erfahrungen mit Glauben, Kirche und Religion darstellen. Dabei kann dies anhand eines offenen Gespräches dargestellt werden. Leitfragen an die sich Schüler:innen halten können wären unter anderem: „Glaube ja - Kirche nein“; „Glaube als Privatsache“?; „Religion ohne oder gegen die Kirche“?; Lebensbegleitung und Sinnsuche, z.B. kirchliche Feste, Rituale, Kasualien, Begegnung und Erfahrung mit dem Heiligen, z.B. Kirchenraum Gottesdienste. Nach Abschluss dieser Unterrichtseinheit, hinführend zum reformatorischen Grundverständnis, ist als nächstes die Unterrichtsstunde zu „frühchristliche Traditionen“ zu nennen. Innerhalb dieses Themenbereiches wird zunächst das Neue Testament und ihre Rezeption in der Theologie erschlossen. Im Mittelpunkt dieser Erschließung soll Mt. 28,1-20; Apg. 2,118 sowie die Apg. 4, 32-37 in den Fokus rücken. Ausgeführt werden soll dies unter anderem durch die Nachfolge in Mk. 2,13-17, die Urgemeinde in Apg. 2 und 1. Kor. 12, 1231a (Der eine Leib und die vielen Glieder als Bild für die frühe Kirche). Zu den frühchristlichen Traditionen ist es bedeutend die Urkirche im Verständnis des Nicänischen Glaubensbekenntnisses zu behandeln im Blick auf die eine, heilige, allgemeine, apostolische Kirche.
Der nachliegende Unterrichtsentwurf fächert sich in 4 Doppelstunden auf. Sind all diese Unterrichtseinheiten vorangestellt kann auf das ausgewählte Thema (Reformatorisches Grundverständnis von Kirche“ Bezug genommen werden. Grundsätzlich sollten die Schüler:innen bereits das Thema Reformation behandelt haben, eine Wiederholung bzw. „Auffrischung“ empfiehlt sich dringlich. Stichpunkte für die Wiederholung sind allen voran Martin Luther, Philipp Melanchton und der Augsburger Reichstag 1530. Darauf aufbauend werden nach und nach die vier Soli detailliert erklärt und den Schüler:innen vor Augen geführt (Unterrichtsstunde I). In der darauffolgenden Unterrichtsstunde ist zunächst einzuräumen um was es sich bei dem reformatorischen Grundverständnis handelt. Eine genauere Definition findet hier seinen Platz so wie der Verweis auf Wilfried Härle (Unterrichtsstunde II). Weiterführend soll das Selbstverständnis der evangelischen Kirche durch die Confessio Augustana begründet werden. Die Confessio Augustana ist hier deutlich hervorzuheben, da sie die das Herzstück des Selbstverständnisses der evangelischen Kirche zu Zeiten Luthers ist. Deutlich hervorgehoben werden Artikel 7 und 8 der Confessio Augustana (Was Kirche zu Kirche macht und wo Kirche ist). Aufbauend auf Artikel 7 des Augsburger Bekenntnisses (Unterrichtsstunde III) und bereits übergreifend auf den Themenblock „Ein ekklesiologischer Entwurf der Gegenwart in seinen Grundzügen“ wird der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer thematisiert mit seiner bekannten These: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“ Unterrichtsstunde IV). Dieser rote Faden, der Unterrichtseinheit Kirche und Kirchen, schließt in Kirchliches Handeln heute (u.a. Diakonie), Verhältnis von Kirche und Staat im Spiegel theologischer Reflexion (u.a. Christenverfolgung und die Konstantinische Wende), sowie in Brennpunkt der Kirchengeschichte am Beispiel der frühen Kirche, Mittelalter, Kirche im Widerstand oder Kirche im Sozialismus.
3.2 Elementarisierende Erschließung
Im Folgenden wird das Stundenthema mithilfe des Elementarisierungsmodells didaktisch aufarbeitet. Das Elementarisierungsmodell eignet sich besonders, weil es im Religionsunterricht sehr stark auf eine erfahrungsbezogene und lebensbedeutsame Erschließung von Inhalten für die Schüler:innen ankommt.21 Es hilft eine „lebensbezogene Begegnung zwischen den Inhalten oder Themen und den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen.“22
3.2.1 Elementare Strukturen
Bereits beim Blick in das Lexikon RGG[3] zum Thema Reformation23 wird man auf das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) verwiesen. Da dies also essenziell ist für die Reformation bzw. im Hinblick auf das reformatorische Grundverständnis und auch einen wesentlichen Teil der Unterrichtsstunde ausmachen wird, werde ich im Folgenden meine Analyse in drei Teile gliedern. Beginnend mit der Reformation und Confessio Augustana, weiterführend mit dem reformatorischen Grundverständnis der Kirche sowie mit dem Selbstverständnis der evangelischen Kirche und abschließend mit der These Dietrich Bonhoeffers.
Die Reformation war vor allen Dingen eine theologische Bewegung. Sie verstand sich, in erster Linie nicht als kirchenpolitische Revolution, denn Martin Luther wollte keine Revolution (also eine neue Kirche gründen), sondern eine Reformation (also eine Erneuerung der Kirche). Die Reformation war gedacht als Reinigung und Erneuerung der einen christlichen Kirche. Für diese Erneuerung der Kirche waren vier Grundsätze wichtig, welche sich in den frühen Schriften Martin Luthers um 1520 entwickelten: sola scriptura; solus christus; sola gratia; sola fide.24
Das Selbstverständnis bzw. Grundverständnis der evangelischen Kirche ist programmatisch in der Confessio Augustana von 1530 formuliert. Auf dem Augsburger Reichstag 1530 konnten die protestantischen Landesherren und Reichsstädte Rechenschaft über ihren Glauben und ihre Kirchenordnung abgeben. Ziel des Reichstages war es, den „Zwiespalt“ der Kirche zu beseitigen. Im Auftrag des sächsischen Kurfürsten (Friedrich III. aka. Friedrich der Weise) formulierte Philipp Melanchton ein Bekenntnis, das Luther guthieß. Luther selbst konnte als Geächteter nicht auf dem Reichstag erscheinen.25 In 28 Artikeln entfaltet die Confessio Augustana die evangelische Lehre und ist die grundlegende Bekenntnisschrift der lutherischen Reformation.26 Die Formulierung der Bekenntnisschrift der evangelisch-lutherischen Kirche knüpft an das apostolische Glaubensbekenntnis an. Bis heute werden alle evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer bei ihrer Amtseinsetzung (Ordination) auf die Confessio Augustana und auf das Barmer Bekenntnis verpflichtet. In Bezug auf das Unterrichtsthema kristallisiert sich vor allem Artikel 7 heraus. In diesem Artikel wird erläutert, was Kirche zu Kirche macht.27
[...]
1 Vgl. als Beispiel die baden-württembergischen Bildungspläne unter Link: www.bildungsplaenebw.de/bildungsplan,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_GYM (Zugriff vom 23.03.2022).
2 Vgl. Ebd.
3 Schweitzer F., Haen S., Krimmer E., Elementarisierung 2.0. Religionsunterricht vorbereiten nach dem Elementarisierungsmodell, Göttingen 2019. 4 Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers.
4 Vgl. Schweitzer, F., Lebensgeschichte und Religion. Religiöse Entwicklung im Kindes- und Jugendalter, 8. Aufl., Gütersloh 2016, S. 137ff.
5 Vgl. A.a.o., S. 146.
6 A.a.o., S. 147.
7 A.a.o., S. 148.
8 Vgl. A.a.o., S. 121. 10 Vgl. A.a.o., S.128.
9 Erikson, Identität S. 62ff., sowie S. 214f.
10 Vgl. A.a.o., S. 61.
11 Vgl. A.a.o., S. 64.
12 Vgl. Erikson, Identität., S. 106.
13 Vgl. Fend, Entwicklungspsychologie, S. 403.
14 Vgl. Erikson, Identität S. 106.
15 Vgl. A.a.o., S. 107.
16 Vgl. A.a.o., S. 111., Vgl. Fend, Entwicklungspsychologie, S. 406.
17 Vgl. Fend, Entwicklungspsychologie, S. 406f. 20 Schweitzer, Eine Repräsentativstudie, S.24.
18 Schweitzer, Eine Repräsentativstudie, S. 42.
19 Vgl. als Beispiel die baden-württembergischen Bildungspläne, 3.5.5 Kirche und Kirchen, NaN, www.bildungsplaenebw.de/bildungsplan,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_GYM (Zugriff vom 23.03.2022).
20 Vgl. Ebd. 24 Ebd.
21 Vgl. Schweitzer F., Haen S., Krimmer E., Elementarisierung 2.0. Religionsunterricht vorbereiten nach dem Elementarisierungsmodell, Göttingen 2019, S. 7.
22 Baumann, Elementarisierung, 3.
23 Vgl. Maurer, W., Reformation, in: Galling, K. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart: [RGG3]; Bd. 5, Tübingen 1961, Sp. 858ff.
24 Vgl. Blickle, P., Die Reformation im Reich, Stuttgart 1992, S. 44.
25 Vgl. Peters, C., Augsburger Bekenntnis, in: Betz, H. D., u.a. (Hg.): Religion in Geschichte und Gegenwart: [RGG4] ; Bd. 1, Tübingen 1998, Sp. 958f.
26 Vgl. Peters, Augsburger Bekenntnis, Sp. 959.
27 Vgl. Pöhlemann, H. G., Unser Glauben. Die Bekenntnisschriften der ev.- luth. Kirche, hg. vom Luth. Kirchenamt der VELKD, Gütersloh 1986, S. 64f., Vgl. siehe im Anhang Ab. 2. 32 Preul, R., Kirchentheorie.Wesen, Gestalt und Funktion der Evangelischen Kirche, Berlin 1997, S. 50.
- Arbeit zitieren
- Pascal Selinger (Autor:in), 2021, Kirche und Kirchen über die Reformation. Einführung in religionspädagogische Fragestellungen (11. Klasse Religion), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1357988
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