Beschäftigt man sich im Deutschen mit dem „Erzählen“ oder „Erzählungen“, wird man fest-stellen, dass gewissermaßen in sämtlichen Alltagssituationen erzählt wird: Die Lehrer im Un-terricht erzählen genauso etwas, wie die Schüler in der Pause, in Funk und Fernsehen wird erzählt, ebenso innerhalb der Familie oder im Freundeskreis. Mit einer „Erzählung“ ist jedoch unweigerlich eine literarische Erzählung verknüpft. Was aber macht eine literarische Erzäh-lung aus?
Zunächst muss man genau definieren, was der Erzähler in einem Roman, einer Novelle oder ähnlichen Formen eigentlich erzählt. Zur Differenzierung kann Gérard Genette herangezogen werden, der „zwischen narration (dem Erzählakt des Erzählers), discours (der Erzählung als Text bzw. Äußerung) und der histoire (der Geschichte, die der Erzähler in seiner Erzählung erzählt)“ unterscheidet. In einem Roman wird darüber hinaus im Gegensatz zu einem Sach-buch eine fiktive Welt entworfen und erzählt, die untrennbar mit dem Erzähltext und der er-zählten Geschichte verwoben ist.
Da kein Autor die wirkliche oder fiktive Welt in Gänze wiedergeben kann, hat die erzählte Geschichte auch immer etwas mit Perspektive zu tun, d.h. der Autor wählt bestimmte Aspek-te, die er erzählen will, und blendet zahlreiche andere Gesichtspunkte aus.
Ein Erzähler fungiert dabei – in der verbalen Kommunikation wie in der literarischen Erzäh-lung – als Vermittler. „Der Erzähltext gestaltet die erzählte Welt auf der Darstellung- bzw. (Text-)Ebene kreativ und individualistisch um, was insbesondere durch die (Um-)Ordnung der zeitlichen Abfolge in der Präsentation und durch die Auswahl der Fokalisierung (Perspek-tive) geschieht.“
Diese Konstruktionen von Zeit, Perspektive etc. wirken in spezifischer Weise auf den Leser und sollten daher bei einer Beschäftigung mit erzählenden Texten thematisiert werden.
In der vorliegenden Arbeit soll daher eine fiktive Unterrichtsreihe zur Erzählanalyse der Mann’schen „Buddenbrooks“ entworfen werden. An dieser Einheit soll aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten sich bei der Analyse erzählender Texte ergeben. In Bezug auf medien-didaktische Aspekte ergeben sich vielfältige mediale Einsatzmöglichkeiten, so dass im Rah-men der Unterrichtsreihe Medien sowohl als Hilfsobjekte im Unterricht eingesetzt, gleicher-maßen jedoch als Lerngegenstand thematisiert werden können .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwurf einer fiktiven Unterrichtsreihe „Erzählanalyse"
- Bedingungsanalyse
- Notwendige Voraussetzungen und Begründung der Unterrichtsreihe
- Einordnung der Doppelstunden in die Unterrichtseinheit
- Sachanalyse
- Hauptziel der Unterrichtseinheit
- Planung zur Unterrichtsstunde Nr.2
- Hauptziel
- Feinlernziele
- Geplanter Stundenverlauf
- Didaktische Strukturierung
- Sachanalyse
- Didaktische Analyse
- Methodische Analyse
- Planung zur Unterrichtsstunde Nr. 4
- Hauptziel der Unterrichtstunde
- Feinlernziele
- Geplanter Stundenverlauf
- Didaktische Strukturierung
- Didaktische Analyse
- Methodische Analyse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit entwirft eine fiktive Unterrichtsreihe zur Erzählanalyse von Thomas Manns „Buddenbrooks“. Ziel ist es, anhand dieses Romans die verschiedenen Aspekte der Erzähltheorie zu beleuchten und den Schülern ein tieferes Verständnis für die Konstruktion von Zeit, Perspektive und Erzählhaltung in literarischen Texten zu vermitteln. Die Unterrichtsreihe soll zudem die mediendidaktischen Möglichkeiten des Romans aufzeigen und die Schüler für die Analyse von Filmadaptionen sensibilisieren.
- Erzähltheorie und ihre Anwendung in der Analyse von literarischen Texten
- Zeitgestaltung in erzählenden Texten (Erzählzeit, erzählte Zeit, Erzähltempo)
- Perspektive und Fokalisierung in der Erzählung
- Die Rolle des Erzählers und seine Haltung zur erzählten Welt
- Medienkompetenz und die Analyse von Filmadaptionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Erzählanalyse ein und erläutert die Bedeutung von Gérard Genettes Unterscheidung zwischen Narration, Discours und Histoire. Sie stellt die „Buddenbrooks“ als geeigneten Text für eine solche Analyse vor und begründet die Wahl des Romans anhand seiner literarischen Bedeutung, seiner thematischen Vielschichtigkeit und seiner medialen Relevanz.
Die Bedingungsanalyse beleuchtet die Voraussetzungen für die Durchführung der Unterrichtsreihe, insbesondere die Einordnung in die gymnasiale Oberstufe und die Verfügbarkeit von Unterrichtszeit. Sie stellt die einzelnen Stunden der Einheit vor und hebt die beiden exemplarisch behandelten Stunden zwei und vier hervor.
Die Planung zur Unterrichtsstunde Nr. 2 fokussiert auf die Analyse der Zeitgestaltung in den „Buddenbrooks“. Die Schüler sollen anhand eines Kapitels die erzählte Zeit, die Erzählzeit und das Erzähltempo bestimmen und die Bedeutung von Zeitsprüngen und Auslassungen für die narrative Struktur des Romans erkennen.
Die Planung zur Unterrichtsstunde Nr. 4 konzentriert sich auf die Analyse der Perspektive und der Erzählhaltung in den „Buddenbrooks“. Die Schüler sollen die verschiedenen Fokalisierungstechniken des Romans analysieren und die Rolle des Erzählers in der Konstruktion der erzählten Welt erforschen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erzählanalyse, die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann, die Zeitgestaltung in erzählenden Texten, die Perspektive und Fokalisierung, die Rolle des Erzählers, die mediendidaktischen Möglichkeiten des Romans und die Analyse von Filmadaptionen. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Erzähltheorie und zeigt auf, wie diese in der Analyse von literarischen Texten angewendet werden können.
- Citar trabajo
- Bachelor of Arts Britta Wehen (Autor), 2008, Unterrichtsentwurf zur Erzählanalyse bei den Buddenbrooks: Narration und Perspektive, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129786
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