In Zeiten einer stets schneller und komplizierter werdenden Welt greift der Mensch zunehmend auf institutionalisierte Prozesse, d.h. auf vorgefertigte Muster zurück, welche Orientierung und somit Entlastung bieten. Dies ist gerade angesichts der viel-fältigen sozialen Interaktionen von hoher Relevanz. Luckmann und Berger stellen fest: „Alles menschliche Tun ist dem Gesetz der Gewöhnung unterworfen.“ Nach Aussage der Wissenschaftler verfestigen sich sämtliche menschliche Handlungen bei häufiger Wiederholung zu Modellen, die für das Individuum wie auch die Gesellschaft eine Er-leichterung darstellen. Die Handlungen werden habitualisiert und der Einzelne durch die Gewöhnung von der „Bürde der Entscheidung“ befreit. Jeder Mensch verfügt somit über einen Wissensvorrat an Mustern und Modellen, welche das Handeln in eine be-stimmte Richtung lenken und Gesellschaft und Kommunikation erst ermöglichen.
Einen Bestandteil dieses gemeinsamen, wenn auch interkulturell unterschiedlichen Wissensvorrats bilden die so genannten kommunikativen Gattungen, welche im Mit-telpunkt dieser Arbeit stehen. Es soll versucht werden, dass Konzept der Kommunika-tiven Gattungen mit dem Konzept der institutionellen Kommunikation zu verbinden. Ziel ist, der Fragestellung nachzugehen, inwieweit kommunikative Gattungen inner-halb institutioneller Kommunikation vorkommen und welche Funktionen sie dort mög-licherweise erfüllen. Die Frage soll exemplarisch am Beispiel der Institution ‚Gericht’ beantwortet werden. Der Fokus liegt dabei auf den defensiven Strategien, auf welche Zeugen vor Gericht zurückgreifen. Hierzu wird im Folgenden zunächst in einem theore-tischen Teil auf das Konzept der Institutionellen Kommunikation und das Konzept der kommunikativen Gattungen eingegangen. Im Anschluss daran soll in einem prakti-schen Teil die Forschungsfrage anhand mehrerer Transkripte von Zeugenbefragungen beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
- Institutionelle Kommunikation
- Der Begriff der Institution
- Institutionelle Kommunikation und ihre Besonderheiten
- Der Begriff der Kommunikativen Gattung
- Kommunikative Gattungen - Eine Definition
- Die Funktion Kommunikativer Gattungen. Abgrenzung vom Begriff der Kommunikationsform
- Strukturmerkmale und Strukturebenen kommunikativer Gattungen
- Kommunikation vor Gericht - Methodische Aspekte der Datenanalyse
- Die Daten
- Die Methode der Konversationsanalyse
- Kommunikation vor Gericht - Datenanalyse
- Strategische Besonderheiten – Komponenten defensiver Strategien
- Vorausschauendes Antwortverhalten
- Herunterspielen von Sachverhalten
- ,Ich kann mich nicht erinnern'
- Alternative Beschreibungen
- Zwischenfazit
- Formale Besonderheiten
- Strategische Besonderheiten – Komponenten defensiver Strategien
- Defensive Strategien = Kommunikative Gattungen?
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Literaturverzeichnis
- Internetverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Konzept der kommunikativen Gattungen im Kontext institutioneller Kommunikation. Ziel ist es, die Funktion dieser Gattungen innerhalb institutioneller Kommunikation zu untersuchen, insbesondere im Kontext der Institution „Gericht“. Der Fokus liegt dabei auf den defensiven Strategien, die Zeugen vor Gericht anwenden.
- Die Rolle von kommunikativen Gattungen in institutionellen Kontexten
- Die Analyse defensiver Strategien von Zeugen in Gerichtsverhandlungen
- Die Verbindung von institutioneller Kommunikation und kommunikativen Gattungen
- Die Bedeutung von Gewohnheit und Musterbildung in der Kommunikation
- Die Funktion von institutionellen Strukturen in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Zielsetzung. Sie stellt die Verbindung zwischen kommunikativen Gattungen und institutioneller Kommunikation her und benennt die Institution „Gericht“ als Beispiel für die Untersuchung.
Das Kapitel „Institutionelle Kommunikation“ definiert den Begriff der Institution und erläutert die Besonderheiten institutioneller Kommunikation. Es wird deutlich, dass institutionelle Kommunikation nicht an den physischen Ort gebunden ist, sondern durch den Aufgabenbezug und die Zielgerichtetheit der Interaktion gekennzeichnet ist.
Das Kapitel „Der Begriff der Kommunikativen Gattung“ definiert den Begriff der kommunikativen Gattung und erläutert deren Funktion und Strukturmerkmale. Es wird deutlich, dass kommunikative Gattungen historisch und kulturell spezifische, gesellschaftlich verfestigte und formalisierte Lösungen kommunikativer Probleme darstellen.
Das Kapitel „Kommunikation vor Gericht - Methodische Aspekte der Datenanalyse“ beschreibt die Daten und die Methode der Konversationsanalyse, die für die Analyse der Zeugenbefragungen verwendet werden.
Das Kapitel „Kommunikation vor Gericht - Datenanalyse“ analysiert die strategischen und formalen Besonderheiten der defensiven Strategien von Zeugen in Gerichtsverhandlungen. Es werden verschiedene Komponenten defensiver Strategien wie vorausschauendes Antwortverhalten, Herunterspielen von Sachverhalten, „Ich kann mich nicht erinnern“ und alternative Beschreibungen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen kommunikative Gattungen, institutionelle Kommunikation, Gerichtskommunikation, Zeugenbefragung, defensive Strategien, Konversationsanalyse, Gewohnheit, Musterbildung, soziale Interaktion, Institution, Gericht, Recht, Kommunikation, Sprache, Interaktion, Gesellschaft, Kultur.
- Citation du texte
- Lydia Prexl (Auteur), 2007, Kommunikative Gattungen in der institutionellen Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128145
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