[...] Die somit
in der Theorie recht durchschaubare Bildung und Anwendung des Subjunktivs wird erschüttert
durch den tatsächlichen Gebrauch dessen im gesprochenen Französisch: Einerseits
wird der Subjunktiv nach Konjunktionen verwendet, die ursprünglich keinen verlangen
(après que), andererseits ist bei immer mehr Verben, die ursprünglich den Subjunktiv verlangen,
ein Rückgang des Subjunktivs zu verzeichnen (z.B. bei verneinten Verben des Fühlens
und Denkens). Bei einigen wenigen der Subjunktiv fordernden Verben, wie z.B. falloir,
scheint er sich jedoch zu halten. Es kann angenommen werden, dass die Konservierung des
Subjunktivs bei diesen Verben mit der Frequenz der Verben selbst zusammenhängt. Was aber nun, wenn nach falloir nicht der Subjunktiv, sondern Indikativ oder Konditional
folgt?
Diese Frage soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Gegenüber stehen sie hierbei
der Konservierungseffekt (Subjunktiverhalt) und die Tendenz zu analogem Ausgleich (Indikativ-/
Konditionalgebrauch), wie er bei vielen Matrixverben bereits geschehen ist. Im Folgenden
wird untersucht, welche semantischen, pragmatischen und syntaktischen Bedingungen
erfüllt werden, dass nach falloir nicht der Subjunktiv folgt. Dabei soll diskutiert werden,
ob die Semantik des Matrixverbs, wie Poplack (1992) annimmt, keine Rolle beim Gebrauch
oder Nichtgebrauch des Subjunktivs spielt und der Ausdruck des Modus von morphosyntaktischen
Faktoren abhängt. Dies soll in Hinblick auf die Rolle der Frequenz bei Sprachwandelprozessen geschehen.
Wenn man davon ausgeht, dass der Gebrauch von sprachlichen Formen die Grammatik formt
(„language use shapes grammar“, Bybee und Thompson 2007: 269), so ist die Häufigkeit des
Gebrauchs einer sprachlichen Form und die folgende Verankerung derer (entrenchment) in
der mentalen Repräsentation des Sprechers von zentraler Bedeutung.
Die Rolle der Frequenz bei Sprachwandelprozessen wird in Kapitel 1 erläutert. Dabei wird
die Studie von Poplack zum Gebrauch des Subjunktivs im Kanadafranzösischen vorgestellt
und ihre Ergebnisse werden kritisch betrachtet. In Kapitel 2 folgt die Analyse des Indikativoder
Konditionalgebrauchs nach falloir im Französischen Europas. In Kapitel 3 wird diese
Untersuchung mit Poplacks Studie verglichen und die Rolle der Frequenz wird hinsichtlich
der Ergebnisse diskutiert. Kapitel 4 wird einen Ausblick gegeben.
Inhaltsübersicht
Einleitung
1. Theoretischer Hintergrund
1.1 Frequenzeffekte
1.2 Poplacks Studie zum Subjunktiv im Kanadafranzösischen
1.3 Kritische Betrachtung von Poplacks Studie
2. Empirische Untersuchung
2.1 Daten
2.2 Vorgehen und Auswertung der Daten
2.3 Ergebnisse der Untersuchung
(A) IND-Gebrauch aufgrund von falloir als Diskurs strukturierender Marker
(B) IND-Gebrauch aufgrund von falloir als Einleitung konkurrierend mit anderen syntaktischen Strukturen
(C) Der IND als Vereinfachung der Informations- und syntaktischen Struktur
(D) KOND-Gebrauch aufgrund von Tendenz zur Zeitkonkordanz
3. Synthese, Vergleich mit Poplacks Studie, Diskussion
4. Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Anhang
Einleitung
Subjunktiv, Indikativ oder Konditional nach falloir
und die Rolle der Frequenz
Das Französische unterscheidet vier Modi: Indikativ, Imperativ, Subjunktiv und Konditional. Diese Verbalmodi dienen dem Ausdruck der Modalität. „Die Modalität eines Satzes ist eine semantische Eigenschaft, die die Einstellung des Sprechers zum Inhalt des Satzes betrifft“ (Lehmann: Internet). Während der Indikativ sich auf einen Sachverhalt bezieht, der als fak- tisch, reell betrachtet wird, bezieht sich der Subjunktiv auf einen Sachverhalt, der als gedank- lich, nicht faktisch betrachtet wird. Das Konditional bezieht sich auf einen Sachverhalt, der als hypothetisch betrachtet wird, für den eine Bedingung erfüllt werden muss. Es beinhaltet eine größere Ungewissheit bezüglich des Sachverhalts, wohingegen der Subjunktiv eine spe- zifischere Alternative zu einem Sachverhalt darstellt (vgl. Dreer 2007: 258). Die Grenzen sind hier im tatsächlichen Sprachgebraucht jedoch schwer zu ziehen. In traditionellen Gram- matiken werden Verben deshalb in semantische Klassen unterteilt, die dem Sprecher anzei- gen, welcher Modus zu wählen ist. Somit gibt es Auflistungen von Matrixverben, nach wel- chen der Subjunktiv stehen muss, beispielsweise bei deontischen Modalitäten oder verneinten Verben des Fühlens und Denkens, oder stehen kann, je nach Absicht des Sprechers. Die so- mit in der Theorie recht durchschaubare Bildung und Anwendung des Subjunktivs wird er- schüttert durch den tatsächlichen Gebrauch dessen im gesprochenen Französisch: Einerseits wird der Subjunktiv nach Konjunktionen verwendet, die ursprünglich keinen verlangen (après que), andererseits ist bei immer mehr Verben, die ursprünglich den Subjunktiv verlan- gen, ein Rückgang des Subjunktivs zu verzeichnen (z.B. bei verneinten Verben des Fühlens und Denkens). Bei einigen wenigen der Subjunktiv fordernden Verben, wie z.B. falloir, scheint er sich jedoch zu halten. Es kann angenommen werden, dass die Konservierung des Subjunktivs bei diesen Verben mit der Frequenz der Verben selbst zusammenhängt.
Was aber nun, wenn nach falloir nicht der Subjunktiv, sondern Indikativ oder Konditional folgt?
Diese Frage soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Gegenüber stehen sie hierbei der Konservierungseffekt (Subjunktiverhalt) und die Tendenz zu analogem Ausgleich (Indi- kativ-/Konditionalgebrauch), wie er bei vielen Matrixverben bereits geschehen ist. Im Fol- genden wird untersucht, welche semantischen, pragmatischen und syntaktischen Bedingun- gen erfüllt werden, dass nach falloir nicht der Subjunktiv folgt. Dabei soll diskutiert werden, ob die Semantik des Matrixverbs, wie Poplack (1992) annimmt, keine Rolle beim Gebrauch oder Nichtgebrauch des Subjunktivs spielt und der Ausdruck des Modus von morphosyntak- tischen Faktoren abhängt.
Dies soll in Hinblick auf die Rolle der Frequenz bei Sprachwandelprozessen geschehen. Wenn man davon ausgeht, dass der Gebrauch von sprachlichen Formen die Grammatik formt („language use shapes grammar“, Bybee und Thompson 2007: 269), so ist die Häufigkeit des Gebrauchs einer sprachlichen Form und die folgende Verankerung derer (entrenchment) in der mentalen Repräsentation des Sprechers von zentraler Bedeutung.
Die Rolle der Frequenz bei Sprachwandelprozessen wird in Kapitel 1 erläutert. Dabei wird die Studie von Poplack zum Gebrauch des Subjunktivs im Kanadafranzösischen vorgestellt und ihre Ergebnisse werden kritisch betrachtet. In Kapitel 2 folgt die Analyse des Indikativ- oder Konditionalgebrauchs nach falloir im Französischen Europas. In Kapitel 3 wird diese Untersuchung mit Poplacks Studie verglichen und die Rolle der Frequenz wird hinsichtlich der Ergebnisse diskutiert. Kapitel 4 wird einen Ausblick gegeben.
1. Theoretischer Hintergrund
1.1 Frequenzeffekte
Von der Grundannahme ausgehend, dass „die mentalen Repräsentationen sprachlicher Struk- turen sich zumindest in Teilen unserer Erfahrung mit Sprache verdanken“, so beeinflusst „die Häufigkeit, mit der ähnliche oder gleiche sprachliche Ereignisse produziert und perzipiert werden […] die kognitive Repräsentation von Sprache“ (Pfänder 2009: 1). Durch diese wie- derholten Erfahrungen entstehen sprachliche Routinen bzw. „kognitive Trampelpfade“ (entrenchment) (vgl. Pfänder 2009: 1). Dabei werden sprachliche Handlungen automatisiert (vgl. Bybee und Thompson 2007: 271). Somit lassen sich quantitative Veränderungen im Sprachgebrauch als Erklärungen für sprachlichen Wandel heranziehen (vgl. Pfänder 2009: 12). Diese quantitativen Veränderungen konstituieren sich in zwei verschiedenen Arten von Häufigkeiten: Token - und Typefrequenz. Tokenfrequenz ist die Anzahl der Wortformen in einem Korpus, wobei jede Wiederholung einer Form einmal zählt. Typefrequenz ist die An- zahl der verschiedenen Wortformen in einem Korpus, wobei jede Form nur einmal zählt. Ei- ne hohe Tokenfrequenz ist einerseits verantwortlich für den sogenannten Reduktionsprozess, d.h. sie fördert sprachlichen Wandel. Der Reduktionseffekt agiert auf drei Ebenen: der phone- tischen (phonetische Reduktion), der syntaktischen (Verlust der internen Konstituen- tenstruktur), und auf der semantischen Ebene (semantic bleaching) (vgl. Bybee und Thomp- son 2007: 270f.). Andererseits ist eine hohe Tokenfrequenz für den sogenannten Konservie- rungseffekt verantwortlich, wobei Konstruktionen resistent gegenüber sprachlichem Wandel werden. Während der Reduktionseffekt bei Grammatikalisierungsprozessen eine wichtige Rolle spielt, agiert der Konservierungseffekts vor allem aufgrund von produktiven Mustern mit hoher Typefrequenz und führt zu Irregularitäten (vgl. Bybee und Thompson 2007: 269f.).
Der Konservierungsprozess geschieht aufgrund einer erhöhten lexikalischen Stärke und entrenchment eines bestimmten Wortes oder einer Phrase. Dieses „konservative Verhalten“ hängt damit zusammen, dass hochfrequente Formen kognitiv leichter zugänglich sind: Je mehr eine sprachliche Form gebraucht wird, desto mehr wird ihre mentale Repräsentation gestärkt, was sie beim nächsten Gebrauch leichter und schneller zugänglich macht. Wörter, die fest verankert (entrenched) und einfach zugänglich sind, sind weniger von regulären Ni- vellierungen und analogischen Ausgleichen im sprachlichen System betroffen (vgl. Bybee und Thompson 2007: 271). Morphologische Irregularität findet man somit immer bei hochfrequenten sprachlichen Formen.
1.2 Poplacks Studie zum Subjunktiv im Kanadafranzösischen
Ein Beispiel für den Konservierungsprozess findet sich nach Poplack (1992) im Kanadafran- zösischen. In ihrem Aufsatz „The inherent variability of the French subjunctive” (1992: 235- 263) untersucht Poplack, in welchen syntaktischen und semantischen Kontexten der Subjunk- tiv gebraucht wird. Ihre Hypothese ist, dass die Wahl des Subjunktivs nicht von der Semantik des Matrixverbs abhängt und sie plädiert für eine morphosyntaktische Interpretation der Mo- duswahl im Kanadafranzösischen. Im Folgenden wird Poplacks Studie genauer erläutert.
Die Frage nach der genauen Bestimmung des Modus in den romanischen Sprachen wird schon Jahrhunderte lang von traditionellen Grammatikern sowie zeitgenössischen Linguisten diskutiert (vgl. Poplack 1992: 235). Da offensichtlich im Französischen nach einigen Verben der Subjunktiv folgt und nach anderen der Indikativ, stellt sich die Frage, ob die Alternation zwischen Subjunktiv (fortan: SUB) und Indikativ (fortan: IND) eine automatische Konse- quenz der Natur des Matrixverbs[1] ist und der Modus in diesem Fall eine rein redundante Mar- kierung für Subordination wäre (siehe Beispiel (1) im Anhang),[2] oder ob die Alternation ei- nen Unterschied in der Bedeutung der Aussage darstellt, d.h. verdeutlicht, wie der Sprecher zum Wahrheitsgehalt der Aussage steht. Folgende Beispiele lassen diese Annahme zu:
(2) a. Mais quand tu es jeune, moi je crois que c’est (I) une- une bonne chose. (034/1125)[3]
b. Je crois pas que ce soit (S) la fin du monde. (060/195)
(3) a. Admettons mes deux petits soient (S) détachés, ils peuvent me donner une amende pour deux fois vingt-huit piastres. (027/1938)
b. Admettons qu’elle peut (I) pas ou que l’enfant est (I) malade, on peut pas l’envoyer. (117/851)
Diese letztere Annahme entspricht der traditionellen Sichtweise und macht den Gebrauch des SUBs von der Semantik des Matrixverbs abhängig. Verben werden in semantische Klassen eingeteilt (volitiv, emotiv, epistemisch usw.), nach welchen der SUB verwendet oder nicht verwendet werden muss. Ausnahmen zu diesen Regeln werden damit erklärt, dass der Spre- cher beispielsweise die Realität der Tatsache betonen möchte (IND in SUB-Kontext), er die Aussage im Kopf vorausplant (SUB in IND-Kontext), oder die Aussage als hypothetisch be- trachtet (KOND in SUB-Kontext). Auf weitere Vorschläge einer semantischen Interpretation des Modusgebrauchs soll hier nicht weiter eingegangen werden (siehe dazu Poplack 1992: 236-239).
Die Matrixverben im Kanadafranzösischen aus Poplacks Untersuchung können ebenfalls in drei Gruppen unterteilt werden: Die Verben in Gruppe (1) erfordern immer den SUB (dire, demander, ne pas concevoir, désirer), die in Gruppe (2) erfordern ihn nie (prier, se plaindre, être surpris, avoir l’espoir) und jene in Gruppe (3) erfordert ihn ab und zu (vouloir, avoir peur, ne pas penser, empêcher). Der Unterschied ist jedoch, dass alle diese Verben in den traditionellen Grammatiken den SUB fordern können, d.h. auch jene, die nach Poplacks Un- tersuchung ihn nie fordern (2). Des Weiteren kommen jene Verben, die den SUB nach Pop- lack immer oder nie fordern (1), (2), nur drei oder vier Mal in ihrem Korpus vor, wohingegen alle hochfrequenten Matrixverben in Poplacks Korpus einen Grad an Variabilität zeigen (3). Somit lässt sich (auch in Gruppe (1)) eine inhärente Variabilität beim Gebrauch des SUBs vermuten, die wie Poplack annimmt über Jahrhunderte hinweg stabil war. Die Beispiele (7) - (11) im Anhang verdeutlichen diese Variabilität: In den Beispielen (7) und (8) können so- wohl die SUB-, als auch die IND- und KOND-Form des Verbs être unter dem gleichen Mat- rixverb (falloir) in der gleichen Tempusform verwendet werden. In den Beispielen (9) bis (11) sagt der Sprecher annähernd oder ganz genau dasselbe zum gleichen Gesprächspartner und behält das gleiche Matrixverb in der gleichen Tempusform bei, wechselt aber zwischen SUB-, IND- und KOND-Form der eingebetteten Verben. Verschiedene Ansätze zur Erklä- rung dieser Variabilität bestehen darin, die Matrixverben in weitere Subkategorien zu unter- teilen. So wird bei Connors (1978) beispielsweise zwischen einer „automatischen“ Klasse der Matrixverben (Moduswahl und Semantik nicht relevant) und einer „nicht-automatischen“ Klasse (Variation aufgrund semantischer Unterschiede) unterschieden oder bei Rothe (1967) zwischen Opposition (semantischer Unterschied), Variation (semantischer Unterschied ist weniger deutlich) und Automatik (Redundanz und Bedeutungslosigkeit) (vgl. Poplack 1992: 242). Poplack aber geht von der These der inhärenten Variabilität aus, d.h. sie nimmt an, dass der SUB-Modus eine Variante einer linguistischen Variablen ist, die mit dem IND- und KOND-Modus in eingebetteten Sätzen alterniert. Somit dürfte es auch keinen Bedeutungsun- terschied zwischen den Aussagen geben. Nach der Theorie der inhärenten Variabilität wird die Wahl einer Variablen in einem bestimmten Kontext von bestimmten Faktoren in der Um- gebung bedingt oder gefördert, jedoch nicht endgültig determiniert. Diesen Kontext unter- sucht Poplack in einen Korpus, wofür 120 Französisch-Muttersprachler in Ottawa-Hull auf- genommen wurden. 3,5 Millionen Wörter natürlicher Sprache wurden auf SUB-Kontexte durchsucht.[4] Dabei wurde nur der SUB-Gebrauch in Nebensätzen, die unter SUB anbinden- den Matrixverben eingebettet sind, berücksichtigt. 67 SUB anbindende Matrixverben wurden in 6000 Sätzen gefunden. Die Hälfte der eingebetteten Verben waren ambig, d.h. IND- und SUB-Form identisch (außer für die 1. und 2. Person Plural). Die Untersuchung bezieht sich jedoch nur auf die nicht ambigen Verben (insgesamt 2694).
Als relevant für den SUB-Gebrauch, d.h. für eine nicht-faktische Lesart, wurden folgende Faktoren geachtet, wobei nicht ausgeschlossen wird, dass andere Faktoren ebenso eine Rolle spielen könnten:
(1) Natur des Matrixsatzes (affirmativ, negiert, interrogativ, konditional)
(2) weitere Indikatoren für eine nicht-faktische Lesart im Matrixsatz:
(a) lexikalische: possiblement, peut-être
(b) Tempuswahl
(c) semantische Klasse des Matrixverbs (volitiv, emotiv etc.)
(3) Zeitkonkordanz zwischen Matrix- und eingebettetem Verb
(4) Präsenz des Komplementierers que
(5) Existenz von lexikalischem Material zwischen Matrix- und eingebettetem Verb
(6) Morphologische Form und Häufigkeit des eingebetteten Verbs
(7) Lexikalischer Zusammenhang zwischen Matrixverb und Modus
Jeder der 2694 Sätze wurde auf diese Faktoren mithilfe eines statistischen Programms, der Variable Rule Analysis überprüft um herauszufinden, welche der Faktoren einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Wahl des SUBs haben. In 77% der Fälle, in denen im Korpus ein SUB gebraucht werden müsste, wird der SUB tatsächlich auch verwendet, was auf eine nach wie vor starke Tendenz des SUB-Gebrauchs im Kanadafranzösischen hinweist. In zwei Dritteln dieser Fälle ist falloir das Matrixverb. Da seine Häufigkeit das Ergebnis der quantita- tiven Studie verfälschen könnte, wird dieses separat untersucht. Nach falloir selbst wird in 89% der Fälle der SUB gewählt. Welche Faktoren die Wahl des INDs nach falloir begünsti- gen, soll die Variable Rule Analysis zeigen. Für die Analyse nicht signifikant sind die Struk- tur des Matrixsatzes (1) (affirmativ, negiert etc.), weitere Indikatoren für eine nicht-faktische Lesart (2a, c) und die Präsenz von que (4). Ausschlaggebend scheint vor allem das Tempus des Matrixverbs (2b) zu sein. Wenn dieses im KOND steht, so ist die Tendenz sehr stark, dass nach falloir kein SUB gebraucht wird: In 50% der Kondiationalkontexte folgt im einge- betteten Satz das KOND und nicht der SUB (= Zeitkonkordanz). Des Weiteren scheint die Distanz zwischen dem Matrix- und dem eingebetteten Verb eine Rolle zu spielen (5). Ein- schübe, falsches Starten oder andere Arten von lexikalischem parenthetischem Material ver- hindern die Wahl des SUBs. Ebenso ist die morphologische Form des eingebetteten Verbs ausschlaggebend. Einige der französischen Verben, die zu den häufigsten überhaupt im Fran- zösischen gehören, haben unregelmäßige SUB-Formen (avoir, être, aller, faire, savoir, etc.). Diese unregelmäßigen Verben machen zwei Drittel (62%) der 1669 SUB-Fälle unter dem Matrixverb falloir aus. Ein regelmäßiges eingebettetes Verb scheint somit im Umkehrschluss den Nicht-Gebrauch des SUBs zu begünstigen.
Die hohe Frequenz von unregelmäßigen Verben im Sprachgebrauch überhaupt, die Ten- denz zum SUB-Gebrauch bei ihnen und die hohe Frequenz von falloir in SUB-Kontexten lassen die Annahme zu, dass sogenannte Routinen im SUB-Gebrauch mit falloir existieren.
Die restlichen Matrixverben (ein Drittel der 77%) binden den SUB genauso oft an sich, wie nicht. Nicht signifikant für die Wahl des SUB-Modus sind die Struktur des Matrixsatzes (1) (affirmativ, negiert etc.) und weitere Indikatoren für eine nicht-faktische Lesart (2a). Als ausschlaggebend wurde die semantische Klasse des Matrixverbs befunden (2c): Meinungs- verben scheinen die Nicht-Wahl des SUBs zu begünstigen. Dies sollte jedoch nicht vor- schnell zu einer semantischen Interpretation des SUBs veranlassen: Zum Einen schwankt die Einteilung der Verben in semantische Klassen von Grammatik zu Grammatik, zum Anderen binden die Meinungsverben nur in nicht affirmativen Kontexten den SUB an sich. Ebenso spielt das Tempus des Matrixverbs eine Rolle (2b): Steht das Matrixverb im periphrastischen Futur oder im KOND, so wird der SUB vermieden. Die morphologische Form bzw. die Fre- quenz des eingebetteten Verbs spielt ebenfalls eine wichtige Rolle (6): Ist das Matrixverb unregelmäßig und sehr frequent, so wird tendenziell der SUB gebraucht. Im Gegensatz zu falloir spielt bei diesen Matrixverben die Präsenz des Komplementierers que eine Rolle: Bei Präsenz wird zu SUB-Gebrauch tendiert, bei Abwesenheit zum IND- oder KOND-Gebrauch.
Was machen Sprecher nun, wenn sie keinen SUB gebrauchen? Wie bei falloir gesehen, neigen Sprecher zur Zeitkonkordanz, wenn falloir im KOND steht. Eine ähnliche Beobach- tung lässt sich für alle untersuchten Verben machen, wenn kein SUB gebraucht wird: Matrix- und eingebettetes Verb neigen zu Zeitkonkordanz, vor allem KOND, periphrastisches Futur und Imperfekt. Diese Zeitkonkordanz, die rein syntaktischer Natur ist, ist für Poplack ein weiterer Beweis dafür, dass die Moduswahl nicht von der Semantik des Matrixverbs abhän- gig ist.
Zusammenfassend hält Poplack fest, das bestimmte Verben wie falloir oder vouloir stark mit dem SUB-Gebrauch verbunden zu sein scheinen, wohingegen negierte Meinungsverben nicht zum SUB-Gebrauch führen. Sie schließt eine von der Semantik des Matrixverbs abhän- gige Interpretation der Moduswahl auch daher aus, da in ihrer Untersuchung für jedes unter- suchte Matrixverbs sowohl der SUB, als auch ein anderer Modus folgen kann. Des Weiteren lassen sich für Matrixverben, die oft mit dem SUB vorkommen, lexikalische und syntaktische Synonyme finden, die den SUB nicht fordern (préférer - 100% vs. aimer mieux - 2% SUB- Gebrauch). Daneben stützen die als statistisch signifikant gefundenen morphologischen und syntaktischen Faktoren der Variable Rule Analysis ihre Behauptung.
Bei der Analyse darf jedoch nicht die Tatsache in den Hintergrund gerückt werden, dass Kontexte, in denen der SUB eine Option ist, relativ selten in der gesprochenen Sprache sind. Ein Grund hierfür ist die Tendenz zu Dislokationen im gesprochenen Französisch, wobei „immer mehr das Geflecht Parataxe-Hypotaxe/n“ gebrochen wird (Blaikner-Hohenwart 2006: 615).[5] Des Weiteren ist in einem Drittel bis zur Hälfte der möglichen SUB-Fälle die Form des eingebetteten Verbs ambig. Bei den morphologisch deutlichen SUB-Fällen ist in mindestens 40% der Fälle falloir das Matrixverb. Es muss somit darauf hingewiesen werden, dass es rela- tiv wenige Kontexte gibt, in welchen die Stärke des SUBs gemessen werden kann und auf- grund der „Inflation“ durch falloir scheint der SUB produktiver als er ist (vgl. Poplack 1992: 254-259).
Bybee und Thompson (2007) erwähnen Poplacks Untersuchung in ihrem Artikel „Three frequency effects in syntax“ in ihrem Kapitel zum Konservierungseffekt. Auch sie führen die Erhaltung des SUBs auf diesen zurück: Die meisten SUB-Verbformen kommen in bestimm- ten stark entrenchten Sätzen mit bestimmten, hochfrequenten Matrixverben vor, mit bestimm- ten eingebetteten Verben, welche wiederum unregelmäßig sind. Diese hochfrequenten Aus- drücke behalten ihre ursprüngliche Form trotz genereller Nivellierungsprozesse, die die Kon- struktion solcher Sätze mit IND-Formen in ähnlichen, aber weniger frequenten Kontexten erlauben. Diese Tatsache lässt vermuten, dass diese Hauptverb-Komplementkonstruktionen sich nicht von hoch generalisierten syntaktischen Schemata ableiten, sondern dass vielmehr spezifische Konstruktionen (Routinen) gespeichert und im Sprachgebrauch verwendet wer- den. Es gibt somit nicht nur eine mentale Repräsentation pro Konstruktion, sondern es kann eine spezifische Instantiierung einer Konstruktion mit spezifischen lexikalischen Items ihre eigene Repräsentation im Gedächtnis haben. Daher kann sie beispielsweise von phono- logischer Reduktion oder Bedeutungs-/Funktionsausbleichung unabhängig von Beispielen der gleichen Konstruktion betroffen sein. In einem späteren Stadium können diese stark entrenchten Konstruktionen weiter benutzt werden, obwohl neue produktive Muster geläufi- ger sind.
Wenn von entrenchment ausgegangen wird so klingt auch plausibel, dass je größer die Distanz zwischen Matrix- und eingebettetem Verb ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass kein SUB gewählt wird: Wenn der Sprecher von seinem geplanten, automatisierten Weg (z.B. il faut que …) abkommt, so wird er weniger den routinisierten Weg wieder aufnehmen, als dass er die häufigere und generell gebrauchte IND-Form benutzt.
Nach Bybee und Thompson (2007) sollten somit scheinbar willkürliche Verteilungen auf den Konservierungseffekt untersucht werden: Nicht alle Kontraste oder Verteilungen sind bedeutend oder funktional, sondern können sie Überreste von früheren produktiven Mustern sein (vgl. Bybee und Thompson 2007: 272-274, 277).
1.3 Kritische Betrachtung von Poplacks Studie
Auch wenn diese statistische Analyse durchaus zu überzeugen scheint, so sind es die Indika- tiv- und Konditionalbeispiele aus Poplacks Untersuchung wert, genauer betrachtet zu werden. Dabei soll besonders auf die Semantik und Funktion des Matrixverbs sowie des Nebensatzes geachtet werden, sowie auf den Grad der Einbettung des Nebensatzes. Zur weiteren Analyse muss gesagt werden, dass die Beispiele Poplacks nur orthografisch transkribiert sind. Es sind keinerlei Pausen oder Betonungen verzeichnet, was die Analyse erheblich erschwert und ver- fälschen kann, wie wir im Laufe der Arbeit sehen werden.
Da nach falloir in 89% der SUB folgt, bei allen anderen Matrixverben aber eine extrem hohe Variabilität zu verzeichnen ist, so werde ich im Folgenden nur Beispiele mit falloir als Matrixverb untersuchen um bei gegebenen Beobachtungen die inhärente Variabilität größten- teils ausschließen zu können.
(10) a. Faut que je lui dis (I) c’est vrai. (064/356)
b. Faut je lui dise (S) c’est la vérité. (064/369)
In beiden Beispielen sind die eingebetteten Sätze von der Aussage her sehr ähnlich (10a. dass ich ihm sage, das/es ist wahr, 10b. dass ich ihm sage, das/es ist die Wahrheit). Da gera- de in 10a., wo ein que vorhanden ist, der IND gebraucht wird, schließt hier aus, dass der Sprecher aufgrund des que s eher den SUB gebraucht als den IND oder das KOND, davon ausgehend, dass faut que besonders entrenched ist. Jedoch unterscheiden sich die Beispiele in ihrer internen Struktur. 10a. könnte man in drei Teile segmentieren: Faut que (Pause?) - je lui dis (Pause?) - c’est vrai (direkte Rede). Wie angedeutet wäre nach faut que eine Pause denk- bar, der Satz wird abgebrochen und mit je lui dis fortgesetzt. Der Sprecher ändert in diesem Moment seinen Plan. Er kommt von seinem SUB-Pfad ab und beginnt möglicherweise eine neue Satzeinleitung. C’est vrai ist Teil der direkten Rede, die, möglicherweise wieder nach einer kurzen Pause, an dis anschließt. Die Abwesenheit des que s nach dis ist nicht auffällig, da das que nach faut immer noch rezent ist und unbewusst nach dis ergänzt wird. Der IND nach faut que agiert in diesem Beispiel möglicherweise auf der textuellen Ebene und faut que dient, wie je lui dis, als Einleitung zu c’est vrai. In 10b. ist keine solche Segmentierung mög- lich. Faut je lui dise ist wahrscheinlich eine zusammenhängende Intonationseinheit ohne Pau- se. Die Abwesenheit des que s nach dise fällt in diesem Beispiel jedoch mehr auf, da nach faut ebenfalls kein que folgt.
Im Folgenden Beispiel hängt der Gebrauch des SUBs von der Einbettung der Nebensätze
ab:
(11) a. Fallait qu’elle répond (I) “oui, tu peux faire trois pas de géant.“
b. Fallait qu’elle réponde (S) la phrase complète. (025/2186)[6]
Répond in 11a. bedeutet soviel wie sagen, antworten, réponde in 11b. lässt sich hingegen mit beantworten, wiederholen übersetzen. Répond in 11a. ist ein intransitives Verb und steht re- lativ frei, ihm folgt die direkte Rede, die syntaktisch nicht eingebettet ist. Réponde in 11b. hingegen ist ein transitives Verb und bindet das Akkusativobjekt la phrase complète an sich. La phrase complète ist hier ein von fallait qu’elle réponde abhängiger Sprechakt, im Gegen- satz zu 11a., wo die direkte Rede nicht von répond abhängt. In diesem Beispiel wird deutlich, dass die Moduswahl durchaus von der Semantik abhängt, jedoch nicht von der des Matrix- verbs sondern von der des eingebetteten Verbs und der gesamten Satzaussage bzw. der Ein- bettung dieser.
In den folgenden zwei Beispielen bestätigt sich Poplacks Analyse zur Zeitkonkordanz, wenn das Matrixverb im KOND steht:
(16) a. J’ai dit, “faudrait (C) je ferais (C) un ménage dans ces papiers-là“. (119/2955)
b. Faudrait (C) qu’il serait (C) mis en prison pour lui montrer qu’est-ce qu’il a faite de tort, ces affaires-là. (032/1476)
Das KOND stellt in Kontexten, in denen das Matrixverb im KOND steht, eine hohe Konkur- renz für den SUB dar. Dreer sieht vor allem im umgangssprachlichen Französisch eine Ten- denz, den SUB in bestimmten Kontexten durch das KOND zu ersetzen (vgl. Dreer 2007: 258).
Beispiele 17a. und b. belegen Poplacks These, dass die Distanz zwischen Matrix- und ein- gebettetem Verb eine Rolle spielt:
(17) a. Je comprends, parce qu’après ça faut toute tu classes (AMBIG) ça, tu mets (I) toute ça ensemble? (042/43).
b. Puis même les batailles temps en temps ça fait du bien, il faut au moins tu te c- - tu fais
(I) pas mal à l’autre personne. (025/1114)
Poplack begründet die Wahl des INDs in diesen Beispielen mit dem Einschub von lexi- kalischem Material. In 17a. ist dies ein vorangehender, von faut abhängiger Nebensatz (ça faut toute tu classes ça), wobei hier nicht erkennbar ist, ob SUB oder IND verwendet wird, in 17b. wird au moins eingeschoben sowie scheint der Sprecher hier seine Pläne zu ändern: tu te c- - weist auf eine reflexive Verbalkonstruktion hin, die jedoch wieder aufgegeben wird. In Beispiel 17b. scheint es sehr plausibel, dass der Sprecher aufgrund der Planänderung vom SUB-Pfad abkommt, in Beispiel 17a. ebenfalls bzw. könnte der Sprecher analog zur ambigen Form (classes) den IND wählen. Jedoch wäre in Beispiel 17a. ebenso gut möglich, dass der Sprecher nach tu classes ça eine deutliche Pause macht und tu mets toute ça ensemble ein neuer Satz ist und daher der Modus nicht mehr von faut abhängig ist.
In den hier behandelten Beispielen lassen sich neben Poplacks Parameter weitere Indizien festmachen, die die Wahl des INDs oder KONDs begünstigen. Diese Indizien finden sich auf textueller und syntaktischer Ebene. Es lässt sich eine Bedeutungserosion von falloir feststel- len und zugleich eine Funktionsausweitung, was typisch für Grammatikalisierungsprozesse ist.
2. Empirische Untersuchung
Im weiteren Verlauf sollen nun anhand einer eigenen Korpusanalyse Kontextbedingungen untersucht werden, die zu einem IND/KOND[7] -Gebrauch in SUB-Kontexten führen.
2.1 Daten
Für die folgende Analyse wurden insgesamt sechs große Korpora zum gesprochenen Franzö- sisch ausgewertet: Das C-Oral-Rom Korpus (seit 1978, ca. 500000 Wörter), das ELICOP Korpus (Etude Linguistique de la Communication Parlée, 1968-2000, ca. 1,164 Mio. Wör- ter),[8] das Korpus Choix de Textes von Blanche-Benveniste (1989-2000, 60626 Wörter), die Korpora Corpora Romanica (2009, 578612 Wörter) und CIEL-F (Corpus International Eco- nomique de la Langue Française 2008, ca. 55048 Wörter) der Universität Freiburg sowie das Korpus CLAPI (Corpus de la Langue Parlée en Interaction, 35 Korpora, 200h Aufnahmen zugänglich) der Universität Lyon.[9] Kriterium für die Auswahl der Korpora war, dass die Auf- nahmen von französischen Muttersprachlern aus Europa sind, d.h. aus Frankreich, Belgien oder der Schweiz. Kanada- und Überseefranzösisch wurde aus der Analyse ausgeschlossen, da man in diesen Fällen von größerem Sprachkontakt, der das gesprochene Französisch dort beeinflusst, ausgehen muss. Des Weiteren wurde darauf geachtet, dass in den Monologen und Dialogen möglichst natürlich gesprochen wurde. Der Inhalt der Aufnahmen sind Interviews zu bestimmten Themen, Erzählungen aus dem Leben der interviewten Personen, Arbeitssit- zungen, Konversationen beim Essen und weitere. Die Zusammenstellung der Korpora ist sehr repräsentativ: Personen aus allen Altersschichten, mit unterschiedlichen sozialen Status und mit unterschiedlichen Berufen wurden befragt. Die Aufnahmen in den Korpora sind alle or- thografisch transkribiert. Bei CIEL-F, dem C-ORAL-Rom und dem CLAPI Korpus sind die Tondateien aligniert, beim Choix de Textes Korpus waren mir vereinzelte Tondateien zugäng- lich, wohingegen beim Corpora Romanica und dem ELICOP Korpus keine Tondateien zu- gänglich waren. Phonologische Informationen wie z.B. Betonungen, Dehnungen oder Pausen sind nur in den Transkripten von CIEL-F, ELICOP und CLAPI sichtbar.
2.2 Vorgehen und Auswertung der Daten
In den zuvor genannten Korpora wurden mithilfe von Suchmaschinen nach Formen von fal- loir gesucht: Fallu, fallait, faut, faudra, faudrait, falloir tauchten in allen Korpora auf. Für die Passé Simple Form fallut wurden keine Treffer erzielt. Falloir kam hierbei in folgenden syn- taktischen Umgebungen vor: (1) tout ce qu’il faut, (2) comme il le faut, (3) il faut faire ça, (4) il faut qu’on fasse, (5) il faut qu’on reconnaît. Kontexte wie in (1) und (2), in denen falloir kein Matrixverb ist, wurden im Vornherein ausgeschlossen. Falloir in Kontext (3) (falloir + INF) kommt mit Abstand am Häufigsten in allen Transkripten vor. Für die Analyse relevant sind jedoch Kontext (4) und (5), in denen falloir Matrixverb ist und einen untergeordneten Nebensatz einleitet. Kontext (4) zeigt den vorgeschriebenen, standardsprachlichen Gebrauch des SUBs nach falloir. Im Fokus der Arbeit steht jedoch falloir in Kontext (5), wo anstatt eines SUBs der IND, wie in diesem Fall, oder das KOND gebraucht wird. Ambige Formen, d.h. das eingebettete Verb kann sowohl SUB als auch IND sein, wurden ausgeschlossen.[10]
Innerhalb der sechs großen Korpora wurden für nicht ambige IND/KOND-Formen insgesamt 36 Treffer erzielt. Im Folgenden sollen nun 9 Beispiele der 36 exemplarisch untersucht wer- den.[11] Ziel ist es zu zeigen, welche Kontextbedingungen den IND- oder KOND-Gebrauch nach falloir begünstigen. Dabei wird genauer untersucht: Das Tempus des Matrixverbs, An- oder Abwesenheit von que, Tempus und Form des eingebetteten Verbs, Distanz zwischen Matrix- und eingebettetem Verb und der Grad der Einbettung des Nebensatzes.
[...]
[1] = Regierendes Verb im Matrixsatz. Der Matrixsatz ist ein übergeordneter Satz, in den ein anderer eingebettet ist; das Matrixverb leitet diesen Nebensatz ein.
[2] Diese Funktion entspricht der bedeutungslosen Funktion des SUBs im Lateinischen (vgl. Ludwig 1988: 168, Poplack 1992: 257f.).
[3] Die Zahlangaben entsprechen den Nummern der Sprecher und den Zeilenangaben im Ottawa-Hull Korpus.
[4] Zum genaueren Vorgehen siehe Poplack 1992: 243-246.
[5] «Je suis content que papa soit revenu » wird ersetzt durch: « je suis content, il est revenu, papa » bzw. « papa il est revenu, je suis content », „was semantische Erklärungen über die Markiertheit/Nichtmarkiertheit subjonctif bzw. Indikativ eben in den Bereich der Stilistik/Emphase verlagert“ (Blaikner-Hohenwart 2006: 615).
[6] Die Bezeichnung 11a. und 11b. stammt von der Autorin. In Poplacks Artikel erscheinen beide Beispiele in einem (s. Anhang).
[7] IND/KOND bedeutet Indikativ oder Konditional.
[8] Ausführlichere Informationen zum Korpus ELICOP befinden sich im Anhang.
[9] Die Anzahl der Wörter bezieht sich auf die für meine Analyse relevante und untersuchte Anzahl der Wörter (≠ Gesamtzahl).
[10] Wenn zu einem Transkript keine Tondatei verfügbar ist, so muss sich auf die korrekte Transkription des Transkribierenden verlassen werden.
[11] Im Anhang befinden sich die ergänzenden Beispiele. 36 IND/KOND-Formen wurden in 33 Beispielsätzen
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