Fragt man ein Kind, ob es gerne spielt, so ist die häufigste Antwort:
Ja, weil es Spaß macht!
Wie darf diese Aussage verstanden werden? Das Kind, welches in der gewöhnlichen
Lebenssituation nicht handeln kann wie es der Erwachsene vollzieht, schafft sich
durch das Spiel eine fiktive Wirklichkeit, welche die Befriedigung seiner eigenen
Bedürfnisse ermöglicht. Dem gegenüber steht eine Wirklichkeitskategorie, die nie
aufhört zu sein – der reale Alltag.
Im Spiel ist ein Bereich gefunden, der sich von der „ernsthaften“, festgelegten und
festlegenden Wirklichkeit und ihrem hohen Wirklichkeits- und
Verbindlichkeitscharakter abhebt. Spielen ist eine andere Wirklichkeit mit anderen
Funktionen und Wirkungen, d. h. es ist unverbindlicher, freier sowie offener.
Das Kind realisiert sein Bedürfnis auf verschiedene Art und Weise, d. h. es kann
Lehrer, Elternteil, Arzt, ... werden, während es in seinem Leben und im realen Alltag
zu keiner Zeit eine dieser Personen werden könnte. Weil das Kind sich den
Verhaltensprinzipien der genannten Personen unterstellt, erlernt es die Normen der
Gesellschaft, wobei es sich diesen unterordnet. Es versetzt sich in eine Rolle.
Mit „Rollenspiel“ ist das Spielen der Kinder im frühkindlichen bzw.
vorschulischen Alter gemeint, bei dem die Kinder Personen darstellen,
die sie in ihrem Alltag selber nicht sind.1
Durch die Fähigkeit des Perspektivenwechsels bereitet das Spiel das Kind auf das
Gesellschaftsleben vor, da das Kind nur das tut, was ihm Spaß und Freude bereitet.
Eng damit verbunden ist der bedeutsame Anteil der Phantasie, durch welchen es zur
Umwandlung und Neuschaffung der Wirklichkeit kommt. Diese Art schöpferischen
Spiels trägt eine selbstständige Erkenntnisleistung in sich, da Wirklichkeit neu
bewertet, erkannt und gestaltet wird.
In Anbetracht meiner späteren Lehrertätigkeit möchte ich anhand der Hausarbeit
aufzeigen, dass in jedem Spiel ein Stück Sozialisation stattfindet, als auch dass der
schulische Lernprozess durch Spielen aufgelockert werden kann, wobei durch Spiele
Lernstoff vermittelt wird. Bei der pädagogischen Betrachtungsweise sollte nicht die
Therapie durch Spielen vergessen werden, da einige Schularten auch verhaltens- bzw.
entwicklungsgestörte Kinder in ihren Reihen sitzen haben. Abgerundet werden soll
die Betrachtung durch den Blick in eines der bekanntesten Kinderbücher.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spiel und Normen: Ist Spiel und Spielvorgang als ein „Spiegel" von Weltbegebenheit zu sehen?
- Spielen und Lernen: In welcher Form kann Spielen im Unterricht nutzbar gemacht werden?
- Therapie durch Spielen: Wie dient die Spieltherapie als Mittel zur Kommunikations- und Identitätsförderung?
- Das „gewisse" Kinderbuch mit sozialem Lerneffekt
- Schlusswort
- Quellennachweis und Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung des Spiels für die Entwicklung von Kindern und deren soziales Handeln. Sie analysiert, wie das Spiel als „Spiegel" der Weltbegebenheit und der Gesellschaft fungiert und wie es im schulischen Unterricht und in der Therapie eingesetzt werden kann. Die Arbeit untersucht auch die pädagogischen und sozialen Auswirkungen des Spiels, indem sie ein bekanntes Kinderbuch mit sozialem Lerneffekt analysiert.
- Die Rolle des Spiels in der Sozialisation und Entwicklung von Kindern
- Das Spiel als „Spiegel" der Weltbegebenheit und der Gesellschaft
- Der Einsatz des Spiels im schulischen Unterricht und in der Therapie
- Die pädagogischen und sozialen Auswirkungen des Spiels
- Die Analyse eines Kinderbuchs mit sozialem Lerneffekt
Zusammenfassung der Kapitel
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Die Einleitung stellt die These auf, dass in jedem Spiel ein Stück Sozialisation stattfindet und dass der schulische Lernprozess durch Spielen aufgelockert werden kann. Außerdem wird die Bedeutung der Spieltherapie für verhaltens- bzw. entwicklungsgestörte Kinder hervorgehoben.
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Das Kapitel „Spiel und Normen" analysiert, wie Spiel und Spielvorgang als „Spiegel" von Weltbegebenheit und gesellschaftlichen Normen und Werten verstanden werden können. Es werden verschiedene Gesellschaftsspiele wie Monopoly, Risiko, Scotland Yard und Das Nilpferd in der Achterbahn als Beispiele für die Vermittlung von gesellschaftlichen Produktions-, Interaktions-, Verkehrs- und Bewusstseinsformen durch Spielregeln, Spielformen, Spielmittel, Spielinhalte und Verhaltensweisen herangezogen.
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Das Kapitel „Spielen und Lernen" befasst sich mit der Frage, wie Spielen im Unterricht nutzbar gemacht werden kann. Es wird die Entwicklung des Spiels vom Zeitvertreib zur „Arbeit des Kindes" durch die Spieltheorie von Karl Groos dargestellt. Es werden verschiedene Lernspiele vorgestellt, die die Motivation der Schüler steigern und den Lernprozess unterstützen können. Die Vorteile und Nachteile von Lernspielen werden diskutiert.
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Das Kapitel „Therapie durch Spielen" erläutert, wie die Spieltherapie als Mittel zur Kommunikations- und Identitätsförderung bei Kindern mit Problemverhalten eingesetzt werden kann. Die Ziele der Spieltherapie werden in zwei Gesichtspunkte unterteilt: Wachstums- und Entwicklungsförderung sowie Abbau von Problemverhalten und Aufbau von Problemlösungsverhalten. Verschiedene Techniken, die zur Behandlung von Problemverhalten eingesetzt werden können, werden vorgestellt.
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Das Kapitel „Das „gewisse" Kinderbuch mit sozialem Lerneffekt" analysiert das Kinderbuch „Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann. Es wird die Doppelbödigkeit des Buches, d. h. die Text-Bild-Beziehung, sowie die Vermittlung von elementaren Regeln von Ethik, Moral und Ästhetik durch die eindringlichen Bilder und kurzen Reimzeilen hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Spiel, die Sozialisation, die Entwicklung von Kindern, das schulische Lernen, die Spieltherapie, die Kommunikations- und Identitätsförderung, das Kinderbuch, die pädagogischen und sozialen Auswirkungen des Spiels sowie die Vermittlung von Normen und Werten.
- Citation du texte
- Lukas Scholz (Auteur), 2001, Inwiefern können mit Hilfe des Spiels soziale, fachliche und therapeutische Ziele erreicht werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12055
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