Nietzsche nennt den Menschen ein „nicht festgestelltes Tier“ (1) und meint, dass der größte Unterschied darin bestände, dass sich der Mensch im Gegensatz zum Tier selbst deuten könne und Kant beginnt sein Werk „Über Pädagogik“ mit den Worten: „Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss.“(2) Der Mensch habe den drang dazu, sich immer zu „verhalten“, also wäre praktisch jede vom Menschen ausgeführte Handlung im Vorfeld überlegt, und nicht wie es eben bei den Tieren der Fall ist, aus dem Instinkt heraus entstanden.
Das Bedeutet, dass der Mensch, bevor er eine Handlung begeht, erstmal einen Plan für diese Handlung machen muss. Dieses nach Plessner (3) besondere Wesensmerkmal, auch „exzentrische Positionalität genannt“, ist ein ganz wesentliche Eigenart der menschlichen Natur überhaupt. Also muss der Mensch, nach Nietzsche gesprochen, „festgestellt“ werden und wie es Kant formulierte, „erzogen“ werden. Der Mensch würde möglicherweise durch seine fehlenden Instinkte ohne eine Erziehung anderer ebenfalls schon erzogener Menschen nicht gegen die Tiere bestehen können und somit wäre dann das Überleben der Menschen insgesamt in frage gestellt. So ist der Mensch gekennzeichnet durch die fundamentale Angewiesenheit auf den Anderen. Hier liegt einerseits die Chance in der Gemeinschaft Schritt für Schritt zur Selbstbestimmung zu gelangen, aber auch die Gefahr, dass innerhalb der erzieherischen Interaktion die letzte Stufe der Selbstgesetzgebung nicht erreicht wird. Für Kant ist der Mensch das, was der Lehrende aus ihm macht. Das zeigt den extrem hohen Stellenwert in Form der Verantwortung für das Zusammenleben der Menschen im Ganzen auf. Die Erziehung sozusagen ist eine Form von mitmenschlicher Hilfe bei der kulturellen Neuerschaffung der Gesellschaft. Ohne eine solche Hilfe ginge der Mensch unaufhaltsam körperlich und geistig zugrunde. Mit der grundsätzlichen Erziehungsbedürftigkeit ist die Verwiesenheit auf den anderen Menschen impliziert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung der beiden Werke
- Kant: „Über Pädagogik“
- Foucault: Die gelehrigen Körper, “Überwachen und Strafen”
- Begriff der Aufklärung
- Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die pädagogischen Konzepte von Immanuel Kant und Michel Foucault, wobei der Fokus auf der Frage liegt, wie diese Denker die Rolle des Körpers in der Gesellschaft und in der Bildung verstehen.
- Das Verhältnis von Körper und Geist in der Bildung
- Die Bedeutung von Disziplin und Kontrolle in der Erziehung
- Die Rolle der Aufklärung in der pädagogischen Praxis
- Der Einfluss von Machtstrukturen auf die Bildung
- Das Konzept der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung in der Pädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die zentralen Begriffe und Fragestellungen der Arbeit vor und führt in die Themengebiete von Kant und Foucault ein. Sie beleuchtet die Bedeutung von Erziehung für die menschliche Entwicklung und die Herausforderungen, die sich aus der Notwendigkeit der Selbstbestimmung ergeben.
Einordnung der beiden Werke
Kant: „Über Pädagogik“
Dieser Abschnitt befasst sich mit Kants anthropologischer Sicht auf die Pädagogik und beschreibt die Notwendigkeit der Erziehung als Mittel zur Selbstverwirklichung. Er beleuchtet Kants Konzept der „exzentrischen Positionalität“ und die Bedeutung der Selbstgesetzgebung für den Menschen.
Foucault: Die gelehrigen Körper, “Überwachen und Strafen”
Hier wird Foucaults Analyse von Macht und Disziplin im Kontext der Bildung behandelt. Es werden die Mechanismen der Überwachung und Kontrolle in der modernen Gesellschaft beleuchtet und die Auswirkungen auf den Körper und die Erziehung diskutiert.
Schlüsselwörter
Pädagogik, Anthropologie, Körper, Disziplin, Macht, Überwachung, Selbstbestimmung, Aufklärung, Selbstverantwortung, Erziehung, Bildung, Gesellschaft, Mensch, Kultur, Geschichte, Philosophie.
- Citation du texte
- Master of Education Marc Schneider (Auteur), 2007, Kant: Über Pädagogik und Foucault: Die gelehrigen Körper, „Überwachen und Strafen“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118641
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