Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Akkulturationsprozesse bei syrisch-muslimischen Geflüchteten zu analysieren und die Herausforderungen dieser Thematik zu erkennen. Dazu wird die folgende Forschungsfrage formuliert: „Wie lassen sich die Herausforderungen und Mechanismen der Akkulturation syrisch-muslimischer Geflüchteter in Bezug auf ihren religiösen Wertvorstellungen in Deutschland durch das Akkulturationsmodell nach Esser beschreiben?“. Um die Forschungsfrage dieser Arbeit zu beantworten, wurden Experteninterviews mit Menschen, die durch ihre Berufstätigkeit seit ca. 2015 einen direkten Kontakt zu geflüchteten syrisch-muslimischen Menschen haben, durchgeführt.
Bei der Datenauswertung wird auf das Verfahren der Inhaltsanalyse nach Philip Mayring zurückgegriffen und die Analyse der ausgewerteten Daten wird mit Hinblick auf das Integrationsmodell von Hartmut Esser geführt. Die erzielten Ergebnisse zeigen, dass die religiösen Wertvorstellungen insgesamt einen Einfluss auf die Integration haben, vor allem zeigt sich in jeglichen Beobachtungen der Experten eine Segmentation, Assimilation, aber auch eine Mehrfach-Integration. Dies lässt aber nicht ausschließen, dass es von Individuum zu Individuum einen gewissen Effekt auf jegliche Situationen hat.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Geflüchtete
2.2 Integration
2.3 ReligiöseWertvorstellung
2.4 Ableitung der Forschungsfrage
3 Methodisches Vorgehen
3.1 Erhebungsinstrument
3.2 Gestaltung des Leitfadens
3.3 Auswahl und Charkterisi erung der Experten
3.4 Datenerhebung
3.5 Datenauswertung
3.6 Güte der Forschung
3.7 Erstellung des Kategoriensystems
4 Analyse
4.1 Kategorie 1: Herausforderungen seitens des Staates/ der Gesellschaft
4.2 Kategorie 2: Herausforderungen allgemein (intrinsisch)
4.3 Kategorie 3: Chancen seitens des Staates/ der Gesellschaft
4.4 Kategorie 4: Chancen allgemein (intrinsisch)
4.5 Kategorie 5: Herausforderungen aufgrund der religiösen Wertvorstellungen
4.6 Kategorie 6: Individualität
5 Beantwortung der Forschungsfrage
6 Fazit undAusblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Zusammenfassung
Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es die Akkulturationsprozesse bei syrisch-muslimischen Geflüchteten zu analysieren und die Herausforderungen dieser Thematik zu erkennen.
Dazu wird die folgende Forschungsfrage formuliert: ,, Wie lassen sich die Herausforderungen und Mechanismen der Akkulturation syrisch-muslimischer Geflüchteter in Bezug auf ihren religiösen Wertvorstellungen in Deutschland durch das Akkulturationsmodell nach Esser beschreiben?“. Um die Forschungsfrage dieser Arbeit zu beantworten, wurden Experteninterviews mit Menschen, die durch ihre Berufstätigkeit seit ca. 2015 einen direkten Kontakt zu geflüchteten syrisch-muslimischen Menschen haben, durchgeführt. Bei der Datenauswertung wird auf das Verfahren der Inhaltsanalyse nach Philip Mayring zurückgegriffen und die Analyse der ausgewerteten Daten wird mit Hinblick auf das Integrationsmodell von Hartmut Esser geführt. Die erzielten Ergebnisse zeigen, dass die religiösen Wertvorstellungen insgesamt einen Einfluss auf die Integration haben, vor allem zeigt sich injeglichen Beobachtungen der Experten eine Segmentation, Assimilation, aber auch eine Mehrfach-Integration. Dies lässt aber nicht ausschließen, dass es von Individuum zu Individuum einen gewissen Effekt aufjegliche Situationen hat.
Abstract
The aim of this bachelor thesis is to analyze the acculturation processes among syrian- muslim refugees and to find out the challenges of this topic.
The following research question is formulated: "How can the challenges and mechanisms of the acculturation of syrian-muslim refugees with regard to their religious values in germany be described by the acculturation model according of Esser?" In order to answer the research question of this work, expert interviews were carried out with people who have direct contact with refugee syrian-muslim people through their work since 2015. The data analysis uses the method of content analysis according to Philip Mayring and the analysis of the evaluated data is carried out with regard to the integration model by Hartmut Esser. The results show that religious values as a whole have an influence on integration. Above all, any observation by the experts shows segmentation, assimilation, but also multiple integration. However, this does not rule out that it has a certain effect on every situation individual.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Typen der Sozialintegration von Migranten und ethnischen Minderheiten
Abbildung 2: Kategoriensystem nach Philip Mayring
Abbildung 3: Auswertung nach Hartmut Esser
Abbildung 4: Auflistung der Interviewleitfragen zur Kategorie Vorstellung
Abbildung 5: Auflistung der Interviewleitfragen zur Kategorie Platzierung
Abbildung 6: Auflistung der Interviewleitfragen zur Kategorie Interaktion
Abbildung 7: Auflistung der Interviewleitfragen zur Kategorie Kulturation
Abbildung 8: Auflistung der Interviewleitfragen zur Kategorie Identifikation
Abbildung 9: Auflistung der Interviewleitfragen zur Kategorie Abschlussfragen
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Interview-Leitfaden
Anhang 2: Interview 1
Anhang 3: Interview 2
Anhang 4: Interview 3
Anhang 5: Interview 4
Anhang 6: Interview 5
Anhang 7: Interview 6
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Migration galt in Deutschland eher als ein Randthema in den Medienjedoch erreichte die “Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015 ihren Höhepunkt (vgl. Lehmann 2015: o.S.).
Nach den Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe (UNHCR) flüchteten weltweit ca. 65,3 Millionen Menschen vor Kriegen, Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen. Der UNHCR verzeichnete die größte Flüchtlingszuwanderung seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Der starke Anstieg von Flüchtlingen machte sich zu dieser Zeit auch in Deutschland bemerkbar. 2015 erreichten ungefähr 890.000 Flüchtlinge die Bundesrepublik Deutschland (vgl. BMI 2016: o.S.).
In dieser Bachelorarbeit werden die Herausforderungen einer gelingenden Integration Geflüchteter genau untersucht. Diesbezüglich wird die Forschungsfrage „Wie lassen sich die Herausforderungen und Mechanismen der Akkulturation syrisch-muslimischer Geflüchteter in Bezug auf ihren religiösen Wertvorstellungen in Deutschland durch das Akkulturationsmodell nach Esser beschreiben?“ analysiert.
Zu dieser Thematik leistet nicht nur die Regierung ihren Beitrag, sondern auchjedes einzelne Individuum. Dies gilt nicht nur für die Geflüchteten, sondern auch für die Einheimischen, die mit einer neuen Situation konfrontiert werden. Es bilden sich verschiedene Haltungen gegenüber der damals neuen Situation, die sowohl negativ als auch positiv ausgeprägt ist. Die negative Haltung gegenüber Geflüchteten zeigt sich zum Beispiel durch Teilnahmen an Demonstrationen gegen Geflüchtete oder dem Wahlverhalten gegenüber der AfD. Neben den Gegnern gibt es aber auch die Befürworter, die sich auf verschiedene Art und Weise für die Geflüchteten einsetzen und somit ihre Solidarität zeigen (vgl. Spiegel Online 2015: o.S.).
Die Wichtigkeit dieser Thematik zeigt sich schon alleine durch die Verwendung des Begriffes „Flüchingskrise“, der zu dieser Zeit verwendet wurde um die Herausforderung, die diese Thematik mit sich bringt, zu bezeichnen. Der Begriff zielte dabei nicht auf die Geflüchteten selbst ab, sondern auf die Gestaltung der Migrationspolitik der EU (vgl. Schulze-Wessel 2017: o.S.). Alleine die Tatsache, dass sich die gesamte EU mit dieser Thematik beschäftigt und eine sogenannte Migrationspolitik betreibt, verdeutlicht die Bedeutsamkeit um sich damit im Rahmen einer Bachelorarbeit theoretisch und praktisch auseinanderzusetzen.
Seit 2015 befassen sich Politik, Kommunen, Bürgerinnen und Bürger, Geflüchtete sowie ehrenamtliche Helfer mit dem Thema Migration, Flucht, Integration und religiöse Wertvorstellungen. Diesbezüglich kann man erkennen, dass dies kein temporäres Thema bleibt, sondern Deutschland weiterhin in jeglicher Hinsicht sich damit beschäftigen muss. (vgl. Spiegel Online 2019: o.S.). Die deutsche Regierung (Bund, Land) und die EU sind der Herausforderung ausgesetzt, Lösungen in verschiedenen Bereichen zu entwickeln. Ein entscheidender Bereich an dieser Stelle ist die Integration.
Eine gelingende Integration der geflüchteten Bürgerinnen und Bürger dient dazu das alltägliche Zusammenleben mit Respekt, gegenseitigem Vertrauen, Zusammengehörigkeitsgefühl und gemeinsamer Verantwortung von allen zu gewährleisten. Die Integration soll vor allem Chancengleichheit und die Teilhabe in allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen ermöglichen (vgl. Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat2019: o.S.).
Für die Analyse werden syrisch-muslimisch Geflüchtete ausgewählt, da diese Nationalität im Jahr 2019 mit 26.722 Geflüchteten an derSpitze,dermeist Geflüchteten in Deutschland steht (vgl. Statista 2019: o.S.).
Die religiöse Wertvorstellung wird bei der Integration aufgrund der Tatsache, dass Deutschland ein christlich geprägtes Land ist, betrachtet. Denn durch die Zuwanderung der Geflüchteten ist die Zahl der Menschen mit einer anderen Religion bzw. der muslimischen Religion angestiegen (vgl. Fowid 2018: o.S.).
Nach dieser Einleitung werden zunächst die theoretischen Grundlagen betrachtet. Zuerst wird genau der Begriff Geflüchtete und religiöse Wertvorstellung definiert. Danach wird die Integration nach Hartmut Esser erläutert. Daraufhin folgt das methodische Vorgehen, indem das Erhebungsinstrument, die Auswahl und Beschreibung der Interviewten, die Gestaltung des Leitfadens, die Datenerhebung und die Datenauswertung dargestellt werden. Als Nächstes werden die Ergebnisse präsentiert und dann folgt die Diskussion mit Blick auf die Forschungsfrage. Als letztes wird ein Fazit gezogen, indem die Arbeit, das Vorgehen und die dabei gewonnen Erkenntnisse kurz reflektiert werden.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Geflüchtete
Gemäß Artikel 1A der Genfer Flüchtlingskonvention lässt sich das Wort „Flüchtling“ als eine Person bezeichnen, die aus Gründen wie Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Religion, Rasse, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, Nationalität oder aufgrund von ihrer politischen Überzeugung nicht mehr in dem Land befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt. Denn sie kann den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen oder wegen dieser Befürchtungen den Anspruch nicht nehmen möchte (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: o.S.).
Etliche engagierte Helfer und Ehrenamtliche nehmen den Begriff „Geflüchtete“ in Gebrauch, da der Begriff „Flüchtling“ angeklagt ist. Der Vorwurf gegen dieses Wort ist, dass das Wort eine bedenkliche Wortstruktur hat, seine Endung ,,-ling“ befindet sich meistens in negativ assoziierten Wörtern wie beispielsweise Fiesling (vgl. Kothen 2016: o.S.).
Im Jahr 2015 gab es 158.657 Asylbewerber aus Syrien, die nach Deutschland kamen. Ein Jahr später stieg die Zahl der syrischen Asylsuchenden auf 266.250. 2017 sank die Zahl der Asylbewerber stark auf 48.974. Im darauf folgenden Jahr verringerte sich die Anzahl leicht auf 44.167 Asylbewerber. Im Jahr 2019 fiel die Zahl der Asylbewerber aus Syrien auf 39.270. Aktuell liegt die Zahl bei 3.498 (vgl. BPB 2020: o.S.).
2.2 Integration
Im Bereich der Integration wird von drei unterschiedlichen Integrationsmodellen gesprochen. Dazu gehören das Akkulturationsmodell, das Modell einer segmentierten multikulturellen Gesellschaft und das Assimilationsmodell.
Das Akkulturationsmodell erklärt, dass Migranten und Aufnahmegesellschaft aufeinander zugehen und somit ein kultureller Dialog entsteht. Dieser ermöglicht, dass sich sowohl die Migranten als auch die Aufnahmegesellschaft letztendlich verändern, sodass sich als Ergebnis eine neue Form der Gesellschaft herauskristallisiert.
Bei dem zweiten Modell, der segmentierten multikulturellen Gesellschaft erfolgt im Gegensatz zum Akkulturationsmodell keine Anpassung und keine Aufnahme derjeweils anderen Kultur. Dies bedeutet, dass sowohl die Aufnahmegesellschaft, als auch die Migranten jeweils ihre eigenen kulturellen Vorstellungen und Lebensweisen wahren, ohne sich zu nähern. Das komplette Gegenteil zeigt das Assimilationsmodell. Die Anpassung findet in diesem Fall nur einseitig statt, nämlich seitens der Migranten. Die für die Migranten neue Gesellschaft behält ihre gewohnten Strukturen bei. Die neue Gesellschaft der Migranten öffnet ihre eigenen Strukturen den Zuwanderern und die Zuwanderer nehmen diese dann auf (vgl. Bendel u. Hildebrandt 2006: 13).
Ob eine gelungene Integration nach Hartmut Esser stattfindet, wird mit Hilfe seines Sozialintegrationsmodells geprüft. Ganz allgemein versteht Esser Integration als einen sozialen Einbezug der verschiedenen Akteure in einer Gesellschaft (vgl. Esser 1999: 14). Jedoch unterscheidet er zwischen vier Dimensionen: Platzierung, Interaktion, Kulturation und Identifikation.
- Die erste Dimension ist die Platzierung, damit meint Esser die Besetzung von verschieden Position durch einen Akteur. Durch die Platzierung werden die Akteure in das soziale System eingebunden. Dies geschieht zum Beispiel durch den Erhalt von Rechten, wie zum Beispiel das Wahlrecht, die Eingliederung in die eigene Bildungskarriere und dem Arbeitsmarkt (vgl. Esser 2001: 9).
- Die zweite Dimension nach Esser ist die Interaktion. Diese kennzeichnend sich durch die Aufnahme von sozialen Beziehungen im Alltag (vgl. Esser 2001: 10).
- Die dritte Dimension ist die Kulturation, diese beschreibt den Erwerb von Wissen, Kompetenzen und Fertigkeiten, um im Alltag sinnvoll und erfolgreich interagieren zu können. Das Wissen und die Kompetenzen gelten für die wichtigsten Regeln für typische alltägliche Situationen und die Beherrschung der dafür nötigen kulturellen Fertigkeiten. Ein Akteur sollte wissen, welche Normen und Werte wichtig sind und welches soziale Handeln von der Gesellschaft erwartet wird. Dazu gilt auch zum Beispiel das Erlernen der Sprache (vgl. Esser 2001: 8).
- Die letzte Dimension wird als die Identifikation bezeichnet. Esser möchte damit auf die emotionale Beziehung und Hinwendung zur Gesellschaft eingehen. Dabei soll sich ein Akteur mit einem sozialen System identifizieren können, demnach soll er sich mit dem sozialen Gebilde als eine Einheit sehen. In der Dimension der Identifikation unterscheidet er jedoch zwischen der Werteintegration, dem Bürgersinn und der Hinnahme (vgl. Esser 1999: 15).
Dabei ist zu beachten, dass sich Integration auf das Herkunftsland bzw. ethnische Gemeinde und auf die Aufnahmegesellschaft bezieht. Aus diesem Grund entwickelte Hartmut Esser das Modell der Typen der Sozialintegration nach Bezugssystemen (vgl. Esser 1999: 20).
Nach diesem Modell bilden sich vier mögliche Konstellationen:
1. Zum einen die Mehrfachintegration, in der eine gelungene Integration in beiden Bezugssystemen, sprich in der Aufnahmegesellschaft und in der Herkunftsgesellschaft bzw. ethnischen Gemeinde stattfindet.
2. Die Assimilation, in der eine Integration in der Aufnahmegesellschaft gelingt, aber die Ablehnung der Herkunftsgesellschaft bzw. ethnischen Gemeinde vorkommt.
3. Die dritte Konstellation ist die Segmentation, hier kann man eine Integration in der Herkunftsgesellschaft bzw. ethnischen Gemeinde aber nicht in der Aufnahmegesellschaft erkennen.
4. Die letzte Konstellation ist die Marginalität. Diese findet statt, wenn weder eine Integration in der Aufnahmegesellschaft noch in der Herkunftsgesellschaft bzw. ethnischen Gemeinde zu erkennen ist. Dementsprechend also das Fehlen jeder Sozialintegration (vgl. Esser 1999: 21).
Abbildung 1: Typen der Sozialintegration von Migranten und ethnischen Minderheiten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Esser, Hartmut (1999): Journal für Konflikt- und Gewaltforschung. Inklusive, Integration und ethnische Schichtung.
Verbindet man die vier Dimensionen der Integration mit dem Sozialintegrationsmodell nach Esser, erhält man eine ausführliche Sicht auf einen Integrationsprozess (vgl. Eiwert 2015: 35).
Das mehrdimensionale Konzept der Integration nach Esser wird häufig im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und im Bundesministerium des Inneren gebraucht. Zusätzlich bildet es die Grundlage der Migrations- und Integrationsforschung in Deutschland (vgl. Eiwert 2015: 39). Aus diesen Gründen wird die Kombination beider Modelle für diese Bachelorarbeit verwendet.
2.3 Religiöse Wertvorstellung
Die religiösen Wertvorstellungen und Einstellungen gelten als das Ergebnis einer religiösen Sozialisation und sowie religiöser Erfahrungen und stellen die individuelle Betrachtung der Religiosität dar. Sie bilden die Basis eines religiösen Überzeugungssystems, das sich im Bewusstsein des Menschen befindet (vgl. Pickel 2011: 43).
Die religiösen Wertvorstellungen beziehen sich dabei ausschließlich auf die Subjektivität einer Einzelperson. Sie lassen sich als die dauerhaften und festen Überzeugungen definieren, während die Einstellungen eher über einen kurzen Zeitraum bestehen bleiben und anpassbar sind. Wertvorstellungen stellen eher die grundsätzliche Haltung im Allgemeinen zur Religion dar, wobei die Einstellungen durch gefühlsbestimmte und bewusste Haltungen zu vereinzelten religiösen Fragen bedingt sind. Die Sozialisation bildet den Kern für die Entwicklung der Wertvorstellungen, denn dort werden die zentralen Haltungen im Bezug zur Religion bestimmt, die prägend für das gesamte Leben sind. Diese könnenjedoch im Lebenslauf nachlassen oder sich verstärken in verschiedenen Situationen wie zum Beispiel durch schwere Lebensphasen. Die Grundlagen der Haltung gegenüber der Religion werden allerdings früh im Leben verinnerlicht (vgl. Pickel 2011: 44).
2.4 Ableitung der Forschungsfrage
Aufgrund der Theorie nach Esser und der Kombination, die hergestellt werden soll baut der Leitfaden auf die vier Dimensionen Platzierung, Interaktion, Kulturation und Identifikation auf, sodass dann in der Analyse das Modell der Typen der Sozialintegration von Migranten und ethnischen Minderheiten ebenfalls nach Esser, sprich die Mehrfach-Integration, Segmentation, Assimilation und Marginalität verwendet werden kann. Auch die theoretische Grundlage der religiösen Wertvorstellungen von Individuen wird bei der Erstellung des Leitfadens beachtet und später bei der Analyse mit einbezogen.
So kann man sich weitergehend mit der Forschungsfrage „Wie lassen sich die Herausforderungen und Mechanismen der Akkulturation syrisch-muslimischer Geflüchteter in Bezug auf ihren religiösen Wertvorstellungen in Deutschland durch das Akkulturationsmodell nach Esser beschreiben?“ befassen.
3 Methodisches Vorgehen
3.1 Erhebungsinstrument
Für diese Bachelorarbeit standen zum einen die Methode der quantitativen Sozialforschung und zum anderen die Methode der qualitativen Forschung zur Auswahl.
Quantitative oder qualitative Vorgehensweisen haben in diesem Forschungskontext beide Vor- und Nachteile. Das Ziel der quantitativen Forschung ist die standardisierte Erhebung von vergleichbaren (repräsentativen) Daten, die dann mit statistischen Methoden ausgewertet werden können. In der quantitativen Sozialforschung spielt die Unabhängigkeit des Beobachters vom Forschungsgegenstand eine zentrale Rolle. In der qualitativen Sozialforschung dagegen interveniert die Wahrnehmung des Forschers als ein gewisses Element der Erkenntnis. Die quantitative Forschung ist von der Standardisierung der Datenerhebung abhängig um statistische Auswertungen zu erzielen. Aus diesen Grund sind meistens die Reihenfolgen der Fragen und Antwortmöglichkeiten vorgegeben und sollen bei allen Teilnehmern stetig sein. Im Gegensatz dazu sind qualitative Forschungen flexibler und können sich in jedem Einzelfall anpassen. Bei der qualitativen Forschung geht es hingegen um die breite Erfassung von möglichst heterogenen Daten, die ein Problemfeld repräsentieren. Eine breite Erfassung des Themas endet mit einer ganzheitlichen Betrachtung und Repräsentation des Untersuchungsfeldes (vgl. Witt 2001: o.S.). Da möglichst viele Informationen über das Thema erfassen werden sollen, wird auf die Möglichkeiten der qualitativen Methode zurückgegriffen. Aus diesem Grund werden leitfadengestützte Experteninterviews durchgeführt, welche nicht standardisiert sind. Dabei ist die Vorgehensweise explorativ, da keine Hypothesen vorab formuliert worden sind. Diese Methode ist vor allem auf das Sammeln von möglichst vielen Informationen ausgerichtet (vgl. WPGS 2019: o.S.).
Eine explorative Vorgehensweise ist sinnvoll da sie eine gewisse und nötige Flexibilität bietet, sodass die Interviews auf das jeweils geführte Interview angepasst bzw. Nachfragen gestellt werden können, die Reihenfolge der Fragen ändern kann und es so einen natürlichen Redefluss gibt (vgl. Bogner et. al. 2014: 23).
3.2 Gestaltung des Leitfadens
Für politikwissenschaftliche Forschungen werden meistens Leitfaden entwickelt, die danach für Experteninterviews genutzt werden (vgl. Behnke et. al. 2010: 248). Bei Experteninterviews handelt es sich um Interviews, für deren Durchführung ein Leitfaden entwickelt wird. Da kein Vergleich erforscht werden möchte, sondern eine möglichst große Erfassung von Informationen zu einem gewissen Untersuchungsfeld erreicht werden soll, müssen die Interviewfragen nicht vollständig standardisiert sein (vgl. Bogner et. al. 2014: 27). Ein leitfadengestütztes Interview zu führen kann als Gestaltung eines Kommunikationsprozesses beschrieben werden, der dem jeweiligen Kontext des Interviewten angepasst wird und gleichzeitig für den Interviewer die nötigen Informationen für die Untersuchung erbringt (vgl. Gläser u. Laudel 2004: 61). Demnach ist ein leitfadengestütztes Interview stärker strukturiert als zum Beispiel ein narratives Interview (vgl. Behnke et. al. 2010: 248). Die Entwicklung eines Leitfadens basiert vor allem auf der präzisen Formulierung des Erkenntnisinteresses, daher ist es für die Entwicklung bedeutsam, dass die Fragen passend ausgewählt und formuliert werden. Als Grundlage dient dabei die Theorie des zu erforschenden Kontextes. Demnach orientiert sich der Leitfaden dieser Arbeit an der vorab abgeleiteten Forschungsfrage bzw. an den vier Dimensionen nach Esser (vgl. Gläsern. Laudel 2004: 61).
Ein nichtstandardisiertes Interview eignet sich hier besonders, denn dadurch wird ein thematischer Rahmen vorgegeben (vgl. Bortz u. Döring 2006: 238). Das nichtstandardisierte Interview ist besonders in explorativen Studien vertreten. Diese Art von Interview bietet die erste Orientierung über Meinungen zu einem Thema und eignet sich besonders für eher schwierigere Thematiken, die manchmal als unangenehm empfunden werden und durch den Befragten erleichtert werden. Aufgrund dessen ist ein nichtstandardisiertes Interview gut für diese Bachelorarbeit geeignet (vgl. Bortz u. Döring 2006: 239).
Die Fragen des Leitfadens werden alle offen gehalten, da dadurch eine detaillierte Erfassung eines Einzelfalls erreicht wird und auch eine authentische Sprache herrscht (vgl. Goerres 2019: 15). Außerdem wird dem Interviewer überlassen, wie er das Gespräch führt (vgl. Bortz u. Döring 2006: 239).
Das Interview entwickelt sich mit den vorhandenen Kenntnissen der Experten, sodass bereits geklärte Fragen nicht mehr gestellt werden, sondern Fragen hinzukommen oder spontane Nachfragen formuliert werden und auf bestimmte Antworten Bespiele gefordert werden. Außerdem ist es bei Experteninterviews sinnvoll und notwendig, die Leitfäden im Hinblick auf die unterschiedlichen befragten Personen anzupassen (vgl. Bogner et. al. 2014: 29).
Jedoch ist dies hier nicht der Fall, denn es wird über die eigene Erfahrung mit beispielsweise einer dritten Person gesprochen (vgl. Behnke et. al. 2010: 248).
Das Interview wird nach dem Erhalt des Einverständnisses mit Hilfe eines Aufnahmegerätes aufgezeichnet (vgl. Bortz u. Döring 2006: 239). Außerdem wurden die Daten der Experten anonymisiert, sodass keine Nachteile oder irgendwelche Arten von Risiken in jeglicher Hinsicht für die Teilnehmer des Interviews entstehen (vgl. Bogner et. al. 2014: 89).
3.3 Auswahl und Charkterisierung der Experten
In der qualitativen Sozialforschung ist es nicht das Ziel, eine bestimmte Personengruppe zu repräsentieren, sondern ein bestimmtes Untersuchungsfeld durch die Auswahl der Befragungspersonen zu erforschen (vgl. Witt 2001: o.S.). Demnach ist die Wahl eines Experten abhängig vom Untersuchungsgegenstand und dem darauf bezogenen theoretisch-analytischen Forschungsansatz (vgl. Flick 2014: 214).
Um dies zu erreichen, werden teilweise durchschnittliche Repräsentanten befragt, zum Teil aber auch extremere oder außergewöhnlichere Repräsentanten, um das Problemfeld möglichst breit und von vielen Seiten betrachten zu können (vgl. Witt 2001: o.S.).
Dabei muss darauf geachtet werden, dass nicht irgendwelche Personen befragt werden, sondern dass die befragten Personen ein gutes Wissen oder ausreichend Erfahrung bezüglich des zu untersuchenden Themas verfügen. Sie müssen dementsprechend als Experten auf dem befragten Gebiet betitelt werden können (vgl. Bogner et. al. 2014: 14). Aufgrund seines Wissens und oft auch seiner Position nimmt man an, dass ein Experte eine gewisse Distanz zum Thema hat, sodass er einen breiten Zusammenhang eingliedern, analysieren und beurteilen kann. Demnach kann gesagt werden, dass Experteninterviews geführt werden, wenn der Forscher Interesse an der Professionalität, Erfahrung und am Einblick des Experten hat (vgl. Behke et. al. 2010: 248). Bei der Suche nach Experten für diese Arbeit wurde also nicht nur darauf geachtet, dass das Themenfeld Geflüchtete, Integration und religiöse Wertvorstellungen möglichst breit abgedeckt wird, sondern auch, dass die Interviewpartner als richtige Experten bezeichnet werden können. Um möglichst viele Sichtweisen des Themenfeldes abzudecken, sollten die Interviewpartner Personen aus der direkten Praxis mit den Geflüchteten sein. Dies wäre zum Beispiel ein Mitarbeiter aus einer Notunterkunft für Geflüchtete oder ein Mitarbeiter aus der Verwaltung (vgl. Behke et. al. 2010: 248).
Die erste Expertin ist seit 2016 für einen Verband im Rahmen der Gemeinwesenarbeit tätig. Darüber betreut sie viele geflüchtete Familien oder Familien mit Migrationshintergrund. Zu ihren Aufgaben gehört es unterschiedliche Angebote für Familien mit Migrations- und Fluchthintergrund und verschiedenen Alters und Geschlechts zu konstruieren und durchzuführen. Ziel dieser Angebote ist es, dass die Menschen ihren persönlichen Kontext fördern oder erst einmal herausfinden, wie genau ihre Zukunft aussehen soll. Sie organisiert daneben Sprachkurse und leistet große Hilfe im Bezug zum Arbeitsmarkt. Dies bedeutet sie unterstützt bei der Suche nach einer Ausbildung, Tätigkeit oder einem Studium. Zuvor hat die Expertin Sozialpädagogik studiert und sehr lange in der Berufsförderung gearbeitet.
Die zweite Expertin war als Helferin in einer Notunterkunft bei dem Deutschen Roten Kreuz für Geflüchtete tätig. Zu ihren Aufgaben zählte im Rahmen der Betreuungstätigkeiten die Hilfe bei der Bewältigung des Alltags der Geflüchteten unter Berücksichtigung kultureller und religiöser Faktoren. Sie unterstützte Geflüchtete in schwierigen Situationen, hatte die Funktion einer Dolmetscherin und schlichtete unterschiedliche Spannungen und Konflikte zwischen den Gästen. Des Weiteren erklärte sie Geflüchteten wichtige Themen, wie zum Beispiel die weitere Unterbringung und das Asylverfahren. Im Bereich der Bürotätigkeiten war die Expertin eine Hilfe in dem sie den Schrift- und Telefonverkehr mit anderen Notunterkünften, Geschäftspartnern, Behörden und einzelnen Privatpersonen führte. Daneben bereitete sie Registrierungen, Zuweisungen und den Transfer der Gäste vor und begleitete sie zu den jeweiligen Behörden mit. Außerdem erfüllte die Expertin auch Aufgaben im alltäglichen Bereich wie die Begleitung bei den Mahlzeiten und Fahrdienste, die Überwachungen und Kotrollen bei den Räumlichkeiten- und Geländereinigungen und des Hygieneplans.
Die dritte Expertin ist in der öffentlichen Verwaltung im Bereich des Sozialamtes tätig. Hauptsächlich arbeitet und betreut sie Geflüchtete die vorerst nur eine sogenannte Duldung von dem Staat erhalten haben. Jedoch ist sie auch zuständig für die Betreuung der Wohngruppen der jüngeren Generation, dessen Eltern nicht mit ihnen nach Deutschland kommen konnten. Zudem wirkt sie in einem Projekt für die berufliche Integration von Menschen mit einem Alter von 18 bis 29 Jahren mit und ist zuständig für die Kooperation mit verschiedenen Netzwerken, die gleiche Ziele verfolgen. Dies findet zumeist innerhalb von Behörden statt. Zuvor hat die Expertin ihren Bachelor als soziale Arbeit abgeschlossen und war danach in einer Notunterkunft für Geflüchtete als Sozialarbeiterin tätig. Hauptsächlich bestanden ihre Aufgaben darin bedarfsorientierte Angebote für Kinder zu organisieren und Konflikte innerhalb der Geflüchteten zu schlichten.
Die vierte Expertin ist bei einem Träger für Sprachkurse, im Fachbereich für Integration und öffentlich geförderte Kurse, tätig. Zu ihrer zentralen Aufgabe gehört es Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bezüglich Sprachkurse und Arten von Sprachkursen zu beraten. Zu den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte gehören sowohl Geflüchtete, als auch Migranten aus aller Welt. Die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderten Integrationskurse, bieten die Sprache, Geschichte und die Prinzipien des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschlands in Form eines Orientierungskurses an, in dem sowohl Geflüchtete als auch Migranten diese im Anschluss erlernen können. Des Weiteren zeigt die Expertin ihre Unterstützung indem sie die Anmeldung, Begleitung und Weitergabe von Informationen für Integrations- und Berufssprachkursen für Geflüchtete und Migranten übernimmt. In Ausnahmefällen und bei Schwierigkeiten der Sprache und des Sprachverständnisses der Geflüchteten bietet sie Beratungen bei sozialrechtlichen Fragen und auch Hilfestellungen in sozialen Angelegenheiten an.
Die fünfte Expertin ist duale Studentin des Studiengangs „Soziale Arbeit“ mit dem Schwerpunkt Armut und (Flüchtlings-) Migration an der FH Dortmund. Sie ist durch ihr duales Studium bei dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) im Haus der Jugend in Gelsenkirchen tätig. Das Haus der Jugend ist das einzige offene Kinder- und Jugendlichenhaus der Gewerkschaft in Deutschland. Ihre Aufgaben liegen im Bereich der offenen Tür, Jugendverbandsarbeit, Kinder- und Jugendarbeit und die Arbeit mit Geflüchteten. Daneben bewältigt die Expertin Gewerkschaftsarbeit, Kooperationen und Netzwerkarbeit. Sie führt Projekte im Rahmen der offenen Tür und der Hausaufgabenbetreuung für Kinder von sechs bis zehn Jahren. Daneben fördert sie das Jugendcafé für Menschen mit Migartions- und Fluchthintergrund, das Frauencafé und führt Beratungsangebote durch. Im Jahr 2015 bis 2016 war die Expertin in einer Notunterkunft für Geflüchteten tätig und hat anschließend neben ihrem Studium bei der Studenteninitiative für Geflüchtete in Griechenland mitgewirkt.
Die sechste Expertin war Mitarbeiterin in einer Notunterkunft. Sie hatte bei ihrer Tätigkeit eine beratende Rolle, sodass sie Einzelfallberatungen und Gruppenberatung in der Unterkunft durchführte. Des Weiteren diente sie als eine Unterstützung bei der Organisation des täglichen Lebens der Geflüchteten und vermittelte ein gewisses Verantwortungsgefühl und Eigenverantwortlichkeit. Sie gab Orientierungshilfe zur Einführung in das kulturelle, soziale und rechtsstaatliche System Deutschlands. Sie diente als Stütze für die Erklärung der Lebensbedingungen und Lebensangewohnheiten, die in Deutschland gelten. Außerdem führte sie Beratungen im Bereich Sprach- und Integrationskurse, Bildung, Ausbildung, Arbeitsmarkt und bei der Suche eines Wohnraumes durch. Mittlerweile ist sie bei der Allgemeinen Ortkrankenkasse (AOK) als Sozialversicherungsfachangestellte tätig. Sie hilft vor allem betreute Geflüchtete, bei denen das Asylverfahren noch läuft per Telefonverkehr bei der Aufklärung einer Krankenkassenversicherung und ihr Anspruch auf Sozialleistungen. Des Weiteren ist sie noch der Aufgabe ausgesetzt Erklärung in Bezug auf das System Deutschlands wie der Rentenversicherung oder bestimmte Nachweise von Behörden zu tätigen.
3.4 Datenerhebung
Drei der Interviews wurden in Form der direkten Gespräche geführt interviewt, indem sich die Gesprächspartner persönlich gegenübersaßen. Die anderen beiden Interviews wurden per Telefon geführt, da es zu dem Zeitpunkt nicht möglich war ein persönliches Treffen zu vereinbaren. Auf Grund dessen das diese Interviews zur Beschaffung von Informationen dienen, sind die möglichen Einschränkungen von Telefoninterviews nicht von großer Bedeutung (vgl. WPGS (o.J.): o.S.).
Der Ablauf des Interviews orientierte sich an dem vorher angefertigten Interviewleitfaden. Jedoch war es an manchen Stellen angebracht, bestimmte Fragen vorzuziehen, Nachfragen zu stellen, auf bestimmte Punkte näher einzugehen oder nach Beispielen zu fragen (vgl. Bogner et. al. 2014: 29). Während des Interviews wurde besonders darauf geachtet, dass eine freundliche und vertrauliche Beziehung zu dem Befragten aufgebaut wird und diese auch über den ganzen Verlauf des Interviews bestehen bleibt. Die Dauer der einzelnen Interviews lag zwischen 20 und 45 Minuten.
Auf Grund dessen, dass die Interviews mit einem Aufnahmegerät aufgenommen wurden, konnten die erhobenen Daten des Interviews anschließend transkribiert werden. Diese Bachelorarbeit fokussiert sich auf die Beschaffung von Informationen, persönliche Meinungen und Einschätzungen der ausgewählten Experten, deswegen wurden Sprechpausen, die Stimmlage und weitere sprachliche Faktoren der Experten nicht analysiert (vgl. Behke et. al. 2010: 248).
3.5 Datenauswertung
Für die Datenauswertung der zuvor erhobenen Interviewdaten wird auf das Verfahren der Inhaltsanalyse nach Philip Mayring zurückgegriffen. Diese Methode zielt auf eine Analyse von Materialien ab, die aus einer Form von Kommunikation stammen. Die Untersuchungsgegenstände werden dabei auf die symbolische Bedeutung ihres Inhaltes untersucht und anhand nachvollziehbarer Regeln systematisiert (vgl. Mayring u. Fenzl 2014: 543).
Philip Mayring hält für die Inhaltsanalyse fest:
1. Die Inhaltsanalyse arbeitet mit symbolischem Material und besitzt fixierte Kommunikation zum Gegenstand,
2. das Vorgehen ist systematisiert und somit nachvollziehbar,
3. die Analyse ist theoriegeleitet, orientiert sich dabei an einer konkreten Fragestellung mit theoretischem Entscheidungshintergrund und
4. will ein Resümee auf bestimmte Elemente der Kommunikation ziehen (vgl. Mayring u. Fenzl 2014: 546).
Innerhalb der Inhaltsanalyse wird zwischen der qualitativen und der quantitativen Inhaltsanalyse unterschieden. Bei der quantitativen Inhaltsanalyse liegt der Fokus auf manifeste Inhalte, da eine Zuordnung von konkreten Abschnitten im Text zu ausgewählten Kategorien gebildet werden. Die Anzahl zuzuordnenden Textabschnitten kennzeichnet die Eigenschaft des Textes und somit ist als Ergebnis eine Häufigkeitszählung und -Verteilung möglich. Die Häufigkeiten von Texteinheiten werden ermittelt und dann für einen Vergleich herangezogen. Danach werden den Textpassagen Kategorien zugeordnet, um abschließend die durchschnittliche Bewertung für alle Kategorien zu berechnen, beschreiben und erläutern zu können (vgl. Mayring u. Fenzl 2014: 543).
Die qualitative Inhaltsanalyse wird bei individuellen Ansätzen betrachtet und versucht sich somit in unterschiedlichen Zusammenhängen hineinzuversetzen (vgl. Kuckartz u. Rädiker 2014: 394). Die entscheidenden Forderungen an die qualitative Inhaltsanalyse ist das Beibehalten des systematischen Vorgehens, die Einordnung des Materials als Bestandteil einer Kommunikationskette, die Anwendung eines aufgestellten Kategoriensystems als zentraler Aspekt der Analyse und letztendlich die mögliche Überprüfung mit Hilfe von wissenschaftlicher Gütekriterien (vgl. Mayring u. Fenzl 2014: 544).
Da die Datenauswertung sich an dem Modell der Inhaltsanalyse nach Mayring richtet, ist es das Ziel das Interviewmaterial so zu reduziert, dass die zentralen Informationen aus dem Interview übrig bleiben, aber das Abbild des Grundmaterials erhalten wird (vgl. Mayring 2010: 64).
Die Inhaltsanalyse nach Mayring besteht aus drei zentrale Schritte der Paraphrasierung, Generalisierung und Reduktion. Im Schritt der Paraphrasierung werden aus den transkribierten Interviewdaten die gesamten inhaltlichen Ausschnitte des Textes heraus gearbeitet, die einen direkten Bezug zur Thematik dieser Arbeit aufweisen. Daraufhin wird ein konsistentes Sprachniveau gebildet und der Inhalt wird zu einer grammatikalisch kürzeren Form transformiert. Außerdem werden Bestandteile, die inhaltlich irrelevant sind wie zum Beispiel Wortwiederholungen oder Ausschmückungen gestrichen. Bestehen viele und große Mengen an Daten kann man hier schon weitere Paraphrasen zusammenfassen (vgl. Mayring 2010: 69).
Bei der Generalisierung werden die Paraphrasen abstrakter generalisiert bzw. verallgemeinert, sodass eine konkrete Beziehung zu dem Untersuchungsfeld entwickelt werden kann. Dadurch können Paraphrasen entstehen, die den gleichen Inhalt haben. Diese können dann gestrichen werden.
Der letzte Schritt ist die Reduktion. Hier werden dann alle Paraphrasen entfernt, die die gleiche inhaltliche Bedeutung haben oder gleich formuliert sind. Es werden nur diese Paraphrasen beibehalten, die auch im zweiten Durchgang als inhaltlich relevant erachtet werden. Des Weiteren werden alle Paraphrasen mit dem selben Inhalt in Kategorien zusammengefasst (vgl. Mayring 2010: 70).
3.6 Güte der Forschung
Zur wissenschaftlichen Überprüfbarkeit gilt auch in der qualitativen Forschung die Bedingung, die Gütekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität zu erfüllen.
Objektivität bedeutet, dass über den gesamten Forschungsprozess gesehen eine intersubjektive Nachvollziehbarkeit gewährleistet ist (vgl. Flick 2014: 411). Eine deutliche Ausformulierung der Arbeitsschritte ermöglicht die geforderte intersubjektive Nachvollziehbarkeit, sodassjeder die Vorgehensweise genau nachvollziehen kann (vgl. Meyer u. Meier 2014: 248). Der Forscher stellt seine Perspektive, Vorstellungen und Vorgehensweise für die interessierte Öffentlichkeit dar und schafft damit die Möglichkeit der Überprüfung. Somit ist das Ergebnis einer Person in Bezug auf die Durchführung, Untersuchung und Erläuterung der Testsituation, aber auch der untersuchenden Person unabhängig. Das bedeutet, dass die Anwendung eines Messinstrumentes durch unterschiedliche Personen zu gleichen Ergebnissen führen muss (vgl. Früh 2011: 59). Die Reliabilität befasst sich mit dem Messinstrument und bezieht sich auf die Stabilität, Unveränderbarkeit, und Zuverlässigkeit von Inhalten der Messung im Zeitverlauf. Führt der Forscher nach einer bestimmten Zeit erneut die Analyse durch und kommt zu den gleichen Ergebnissen, spricht man in der Theorie von der Intracoderreliabilität (vgl. Klein 2014: 844). Es kann nachgewiesen werden, dass nicht etwa der Zeitpunkt der Durchführung Einfluss auf das Messinstrument genommen hat, sondern dieses stabil und genau misst, sodass es zu unveränderten Erkenntnissen kommt.
Das Gütekriterium der Validität überprüft, inwieweit in einem Forschungsvorhaben auch tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll. Darüber hinaus kristallisieren sich zwei Fragestellungen heraus, die prägend für die Validität sind. Zum einen ob sich die gesamte Interpretation plausibel aus den Daten ableiten lässt und in welchem Maße die Muster und Erklärungen auf andere Situationen bzw. andere Fälle verallgemeinerbar sind (vgl. Bortz u. Döring 2006: 334). Besonders die Überprüfung der Validität zeigt sich als problematisch, da eine Gültigkeitsprüfung, aufgrund fehlender Kontrolluntersuchungen, oft nur als inhaltliche Validierung betrachtet werden kann (vgl. Helfferich 2014: 573).
Auf Grund dessen, dass bei explorativen Experteninterviews die Standardisierung und die Vergleichbarkeit keine bedeutende Rolle spielen, kann die Güte des Forschungsprozesses nicht an den gewohnten Gütekriterien der quantitativen und qualitativen Forschung wie Objektivität, Reliabilität und Validität festgemacht werden. Stattdessen trägt vor allem das Kriterium der Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Erhebungsinstrumentes und des Datenauswertungsprozesses einen hohen Grad an Bedeutung. Deswegen wurden alle Vorgänge und Prozesse, zu Beginn bei der Wahl des Erhebungsinstrumentes, bei der Auswahl der Experten bis hin zur Datenerhebung und -auswertung präzise dokumentiert. Zudem werden die transkribierten Interviews mit den Interviewleitfäden sowie die Auswertungstabellen dieser Arbeit beigefügt (vgl. Bogner et. al. 2014: 92; vgl. Mayring 2010: 118).
3.7 Erstellung des Kategoriensystems
Sowohl bei der quantitativen als auch bei der qualitativen Inhaltsanalyse steht das Kategoriensystem mit seinen Kategorien im Zentrum der Datenauswertung und -analyse, daher wird es auch als grundlegendes Instrument der Inhaltsanalyse bezeichnet. Es dient der Klassifikation und der Kodierung des Materials (vgl. Kuckartz u. Rädiker 2014: 395). Für eine sinnvolle und deutlich getrennte Klassifizierung ist es notwendig, dass die Kategorien sich gegenseitig ausschließen und die theoriegeleitete Fragestellung entsprechend im Kategoriensystem wiederzufinden ist (vgl. Mayring u. Frenzl2014: 546). Je nach der vorhandenen Fragestellung erfolgt die Kategorienbildung dabei induktiv oder deduktiv. Induktiv bezeichnet eine Kategorienbildung, die sich aus dem Material ableitet, ohne sich auf die Theorie zu beziehen, im Gegensatz dazu erfolgt die deduktive Kategorienbildung anhand der vorhandenen Theorie und dem Forschungsstand (vgl. Mayring u. Frenzl 2014: 547).
Um die Kategorienbildung sowohl bei der induktiven als auch bei der deduktiven Entwicklung möglichst transparent und verständlich zu halten, wird ein Kodierleitfaden in der Theorie empfohlen, dieser enthält zur besseren Nachvollziehbarkeit genaue Definitionen und Beispiele der entsprechenden Kategorie (vgl. Mayring u. Frenzl 2014: 548).
Ausgehend von den formulierten Fragestellungen dieser Bachelorarbeit ist das Kategoriensystem deduktiv abgleitet und entwickelt worden. Auswertungskategorien sollen dabei jedoch nicht ausschließlich vor der Erhebung bestimmt werden, um so die Offenheit der qualitativen Forschung zu gewährleisten. Aus diesem Grund wird ein Kategoriensystem genutzt, das auf der einen Seite eine starke Verbindung zur bereits dargestellten Theorie zeigt und auf der anderen Seite genug Gestaltungsspielraum bietet, um eine induktive Herangehensweise zu ermöglichen. Im Folgenden stehen die Kategorien, die abgeleitet worden sind:
Abbildung 2: Kategoriensystem nach Philip Mayring
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Die zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring wurde bei allen sechs Experteninterviews eingesetzt. Aufgrund dessen das ein Überblick über das bestimmte Untersuchungsfeld geschaffen werden soll, wurden die Kategorien der einzelnen Interviews miteinander verglichen und gegebenenfalls zu einer endgültigen Kategorie zusammengetragen. Letztendlich wurden es sechs endgültige Kategorien aus allen Experteninterviews mit Hilfe von MAXQDA herausgefiltert.
4 Analyse
4.1 Kategorie 1: Herausforderungen seitens des Staates/ der Gesellschaft
Bezüglich der Herausforderungen, die der Staat und die Gesellschaft stellen, sind sich die Experten ziemlich einig. Die Experten 1, 4 und 5 sind der Meinung, dass die Anerkennung von Qualifikationen wie beispielsweise Zeugnisse und Abschlüsse ein Problem darstellen (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 5 u. vgl. Anhang 6). Des Weiteren erklären die Experten 1, 2, 5, und 6, dass die Bürokratie in Deutschland ebenfalls eine Herausforderung für Geflüchtete ist, um sich zu integrieren. Sie sind überfordert mit der Post, sie haben einen sehr hohen bürokratischen Aufwand, den sie leisten müssen und sie wissen nicht welche Unterlagen oder Nachweise wann oder für welche Behörde erforderlich ist (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 3; vgl. Anhang 6 u. vgl. Anhang 7). Ein großer Punkt ist die Diskriminierung. Alle Experten sahen die Diskriminierung von der Aufnahmegesellschaft gegenüber der Geflüchteten als ein Problem für eine erfolgreiche Integration. Gerade die ältere Generation macht es den Geflüchteten schwer (vgl. Anhang 3). Dies geschieht vor allem durch Kontrollen im Alltag durch Nachbarn, durch die Polizei oder durch herablassende Blicke (vgl. Anhang 3; Anhang 6 u. Anhang 7). Diskriminierung findet auch im Arbeitsmarkt statt, da Unternehmen sehr selektiv agieren und Menschen bevorzugt einstellen, die nicht syrisch aussehen (vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 7). Außerdem findet Diskriminierung bei der Wohnungssuche statt, bei Behörden wie zum Beispiel beim Jobcenter oder der Agentur für Arbeit, weil Geflüchtete gesondert behandelt werden (vgl. Anhang 4 u. Anhang 6). Beispielweise herrscht hier eine Trennung, da Geflüchtete ihren Ausweis bei der Ausländerbehörde abholen müssen, während die Einheimischen diesen im Bürgerbüro abholen (vgl. Anhang 4). Der Integration fallen auch Vorurteile der Aufnahmegesellschaft zur Last, gerade in der Fastenzeit, wenn Einheimische nicht verstehen wieso beispielweise Kinder mit fasten müssen, (vgl. Anhang 6).
4.2 Kategorie 2: Herausforderungen allgemein (intrinsisch)
In der zweiten Kategorie wurden ebenfalls die Meinungen unter Expertin 1, 2 und 7 geteilt. Vor allem Traumata gelten als Hindernisse für Integration, die sich beispielweise bei Erwachsenen bei einer gewissen Hektik, Unruhe, Erschöpfung oder Unkonzentriertheit zeigen. Bei Kindern ist es oft so, dass sie Schlafstörungen haben, Albträume und Bettnässe (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 3 u. vgl. Anhang 6). Dies ist auch der Grund wieso manche Kinder nicht zu Übernachtungen oder Klassenfahrten dabei sein können (vgl. Anhang 6). Alle Experten bis auf die fünfte Expertin sind der Meinung, dass das größte Hindernis der Geflüchteten die Sprachbarriere ist, um sich zu integrieren (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 3; vgl. Anhang 4; Anhang 5 u. vgl. Anhang 7). Geflüchtete haben Angst vor Missverständnisse durch ihre Sprachbarriere und bleiben aus diesem Grund eher unter sich (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 7). Dieser Aspekt trifft vor allem auf die ältere Generation zu (vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 7).
4.3 Kategorie 3: Chancen seitens des Staates/ der Gesellschaft
Alle Experten weisen drauf hin, dass der Staat und die Gesellschaft Hilfsangebote für Geflüchtete bietet, damit sie sich besser integrieren können (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 3; vgl. Anhang 4; vgl. Anhang 5; vgl. Anhang 6; vgl. Anhang 7). Vor allem wird auf die Sprachangebote in Form von Integrationskursen hingewiesen, die zum Teil ehrenamtlich staatfinden oder durch verschiedene Behörden wie zu Beispiel das Jobcenter und die Agentur für Arbeit gefördert werden (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 3; vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 5). Auch Betreuungen werden angeboten zum einen durch eins zu eins Betreuung von Rentnern, Patenschaften und Ehrenamtlichen (vgl. Anhang 2, vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 6). Auch Hilfeleistungen im Alltag werden oft beobachtet, die Geflüchteten weiterhelfen sich zu integrieren. Beispielsweise bei einem Einkauf oder dadurch, dass private Menschen ihre Hilfeleistung anbieten, sie einladen, mit ihnen kommunizieren oder spenden (vgl. Anhang 3, vgl. Anhang 5 u. vgl. Anhang 6).
4.4 Kategorie 4: Chancen allgemein (intrinsisch)
Die größte Kategorie von allen war das was Geflüchtete leisten, um sich zu integrieren. Die Experten waren sich bei dem Punkt einig, dass Geflüchtete vor allem ihre Dankbarkeit gegenüber der in Deutschland herrschenden Demokratie, einhergehend mit den Gesetzen zeigen und die auch wirklich nutzen (vgl. Anhang 3; vgl. Anhang 4, vgl. Anhang 5, vgl. Anhang 6 u. vgl. Anhang 7). Sie machen ihrem Recht Gebrauch und gründen beispielsweise Vereine (vgl. Anhang 2 u. vgl. Anhang 6). Des Weiteren wird die Meinungsfreiheit ausgiebig genossen in Form von der Teilnahme an Demonstrationen oder einer Diskussion über ihre Werte, dass sie sich mit ihrem Kopftuch identifizieren und es nicht ein Zeichen der Unterdrückung ist (vgl. Anhang 3; vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 6). Geflüchtete zeigen auch ihre Solidarität gegenüber Deutschland und dass sie sich zugehörig fühlen. Das hat sich vor allem an der Teilnahme und Freude an Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft gezeigt, durch die Wertschätzung und auch durch eine gewisse Verteidigung gegenüber Deutschland (vgl. Anhang 3, vgl. Anhang 4, vgl. Anhang 5, vgl. Anhang 6 u. vgl. Anhang 7). Darüber hinaus sind Geflüchtete stets bemüht die deutsche Sprache zu lernen und sich im Arbeitsmarkt einzugliedern. Dementsprechend das in Anspruch zu nehmen, was ihnen geboten wird. Sie schicken ihre Kinder in die Schule damit sie sich integrieren können und sie sind vor allem sehr offen und freundlich und wollen Kontakte zu den Einheimischen knüpfen (vgl. Anhang 2; vgl. Anhang 3, vgl. Anhang 4, vgl. Anhang 5, vgl. Anhang 6 u. vgl. Anhang 7). Die Expertinnen 2, 3, 5 und 6 erwähnen auch im positiven Sinne der Integration, dass Geflüchtete ihre religiösen Wertvorstellungen zu Hause ausleben, aber in der Öffentlichkeit eher zurückhaltender damit umgehen oder dass jegliche trotz ihrer Religion Alkohol trinken oder ähnliches, sodass sie als sehr offen betrachtet werden können (vgl. Anhang 3, vgl. Anhang 4, vgl. Anhang 6 u. vgl. Anhang 7).
4.5 Kategorie 5: Herausforderungen aufgrund der religiösen Wertvorstellungen
Es wurden Einschränkungen aufgrund der religiösen Wertvorstellungen von allen sechs Expertinnen genannt (vgl. Anhang 2, vgl. Anhang 3, vgl. Anhang 4, vgl. Anhang 5, vgl. Anhang 6 u. vgl. Anhang 7). Zum einen war das Rollenverständnis von Mann und Frau ein Problem. Das ist besonders in Situationen aufgefallen, dass ein Mann keine Beratung von einer Frau angenommen hat, dass eine Frau als Krankenpflegerin keine Männer pflegen wollte oder auf ihrer Arbeit dann nur langärmliche Kleidung tragen wollte (vgl. Anhang 2, vgl. Anhang 3 u. vgl. Anhang 7). Zum anderen wurden Situationen beschrieben, dass Frauen fremden Männern nicht die Hände schütteln wollten. Bei Wohnungsbesuchen durfte die Ehefrau zwar im Zimmer sein, aber nur ihr Mann und ihr Sohn durften reden oder ein Mann wollte nicht, dass seine Frau einen Sprachkurs belegt (vgl. Anhang 2, vgl. Anhang 3, vgl. Anhang 4 u. vgl. Anhang 7). Expertin 2 sah auch bezüglich des Betens eine Einschränkung für eine erfolgreiche Integration, da sie erlebt hat, dass Geflüchtete fünf Mal am Tag gebetet haben und das egal in welcher Situation sie sich befanden (vgl. Anhang 3). Oftmals haben die Expertinnen auch das Problem der Diskriminierung unter den Geflüchteten selbst dargestellt. Beispielsweise, dass stark religiöse Muslime die diskriminieren, die eher offener sind und zum Beispiel mit Einheimischen Kontakt haben, mit ihnen rausgehen und Alkohol trinken, weil sie der Meinung sind, dass eine zu große Differenz zwischen den Muslimen und den Deutschen besteht (vgl. Anhang 5 u. vgl. Anhang 7). Expertin 4 und 6 haben auch Diskriminierung gegenüber Menschen mit einer homo- oder transsexuellen Orientierung beobachtet. Einige Geflüchtete haben damit ein Verständnisproblem inwiefern dies vereinbar wäre hier in Deutschland, da es mit ihrer eigenen religiösen Wertvorstellung nicht vereinbar ist (vgl. Anhang 5 u. vgl. Anhang 7). Expertin 5 hat vor allem die Probleme während der Ramadan beschrieben, dass Kinder zu der Zeit in der Schule nichts essen und trinken dürfen und dies sich auf ihre Leistungen auswirkt. Außerdem hat sie noch davon gesprochen, dass gerade bei Klassenfahrten mit Übernachtungen, die Mädchen oftmals nicht teilnehmen dürfen (vgl. Anhang 6).
[...]
- Citation du texte
- Katherina Nati (Auteur), 2020, Akkulturationsprozesse bei syrisch-muslimischen Geflüchteten. Herausforderungen im Kontext des gesellschaftlichen Eingliederungsprozesses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1174189
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