Mit immer neuen Fällen von Kindesvernachlässigung und Kindstötung, die durch die Medien gehen, müssen sich vor allem die Sozialarbeiter in den jeweiligen Jugendämtern die Vorwürfe anhören, dass sie nicht zum Wohl und Schutz des Kindes gehandelt, Missstände übersehen oder falsch bewertet haben und sich somit mit schuldig gemacht haben. Zu den bekanntesten Fällen gehören wohl der Tod des zweijährigen Kevin im Jahr 2006 oder der siebenjährigen Jessica im Jahr 2005. Eine heftige Debatte über die alte Frage des Verständnisses von Hilfe und Kontrolle und über strafrechtliche Haftung entsteht. So lautet zum Beispiel der Titel der Süddeutschen Zeitung am 11. Oktober 2006 “Der Fall Kevin- ein Kind stirbt weil der Staat versagt”
Es ist Aufgabe des Jugendamtes im Auftrag des Staates eingreifend tätig zu werden, wenn das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet ist und die Eltern auch nicht mit öffentlicher Hilfe bereit oder in der Lage sind diese Gefährdung abzuwenden. In der Fachdiskussion steht der Subjektstatus des Klienten, Beteiligungsrechte und Mitbestimmungsmöglichkeiten im Fokus. Die Betroffenen sollen aktiv mitbestimmen und mitarbeiten können. Das Jugendamt soll helfen, unterstützen und beraten um individuelle oder soziale Krisen zu überwinden. Vermehrt wird der Bereich der Kinder- und Jugendhilfe als Dienstleistungssektor betrachtet.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle. Zuerst wird der Ursprung von Hilfe und Kontrolle näher erläutert. Daran anschließend werden die Begriffe Hilfe und Kontrolle definiert und die drei Formen sozialer Kontrolle kurz vorgestellt. Der vierte Punkt “Das Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle” stellt dar, warum der doppelte Auftrag von Hilfe und Kontrolle überhaupt ein Problem darstellt und worin dieses besteht. Als nächstes wird der Begriff ‘doppeltes Mandat’ erläutert und anschließend die Schwierigkeit der Definition von Kindeswohlgefährdung und die daraus resultierenden Konsequenzen veranschaulicht. Punkt 6 stellt die Arbeit der Jugendämter im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle dar. Anschließend wird die Gefahr der Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe als Dienstleistungssektor betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ursprung von Hilfe und Kontrolle
- Begriffsklärung- was ist Hilfe, was ist Kontrolle?
- Das Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle
- Was ist Kindeswohlgefährdung?
- Die Arbeit des Jugendamtes im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle
- Dienstleistungscharakter vs. Kontrollaufgabe
- Wie gehen die Fachkräfte des Jugendamtes mit dem Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle um?
- Studie von Ulrike Urban
- Durchführung
- Ergebnis
- Fazit
- Studie von Maja Heiner
- Die Bedeutung von Reflexivität
- Durchführung
- Umgang und Wahrnehmung von Hilfe und Kontrolle
- Einordnung der Interviewten in Handlungsmodelle
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle im Kontext der Arbeit des Jugendamtes. Sie analysiert die historische Entwicklung des Grundwiderspruchs zwischen Hilfe und Kontrolle, definiert die Begriffe und untersucht die Herausforderungen, die sich aus dem doppelten Mandat von Hilfe und Kontrolle ergeben. Die Arbeit beleuchtet die Schwierigkeit der Definition von Kindeswohlgefährdung und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Arbeit des Jugendamtes. Darüber hinaus werden die Studien von Ulrike Urban und Maja Heiner herangezogen, um zu untersuchen, wie Fachkräfte des Jugendamtes mit dem Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle umgehen.
- Der Ursprung und die historische Entwicklung des Grundwiderspruchs von Hilfe und Kontrolle
- Die Definition von Hilfe und Kontrolle sowie die verschiedenen Formen sozialer Kontrolle
- Das Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle und die Herausforderungen des doppelten Mandats
- Die Definition von Kindeswohlgefährdung und die daraus resultierenden Konsequenzen
- Der Umgang von Fachkräften des Jugendamtes mit dem Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext von Kindesvernachlässigung und Kindstötung dar. Sie beleuchtet die Aufgabe des Jugendamtes im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle und die Bedeutung des Subjektstatus des Klienten.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Ursprung von Hilfe und Kontrolle und stellt die historische Entwicklung des Grundwiderspruchs zwischen Hilfe und Kontrolle dar. Es wird deutlich, dass die soziale Fürsorge im 19. Jahrhundert sowohl die Funktion der Hilfe als auch der Kontrolle innehatte. Die Kritik an der einseitigen Betrachtung der Individualität in den 60er und 70er Jahren führte zu einer Umkehrung der Perspektive, wobei die Soziale Arbeit als Angriff auf die Freiheit und als Mittel zur Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung verstanden wurde.
Das dritte Kapitel definiert die Begriffe Hilfe und Kontrolle und stellt die drei Formen sozialer Kontrolle vor. Es wird deutlich, dass der Hilfebegriff eng mit dem Erziehungsbegriff verbunden ist und dass beide mit einem Stück Kontrolle verbunden sind, da es um die Vermittlung oder Einhaltung von Normen geht.
Das vierte Kapitel analysiert das Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle und stellt dar, warum der doppelte Auftrag von Hilfe und Kontrolle ein Problem darstellt. Es wird deutlich, dass die Arbeit des Jugendamtes im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle stattfindet und dass die Fachkräfte mit dem Grundwiderspruch zwischen Hilfe und Kontrolle konfrontiert sind.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Schwierigkeit der Definition von Kindeswohlgefährdung und die daraus resultierenden Konsequenzen. Es wird deutlich, dass die Definition von Kindeswohlgefährdung schwierig ist und dass die Fachkräfte des Jugendamtes mit unterschiedlichen Interpretationen und Definitionen konfrontiert sind.
Das sechste Kapitel stellt die Arbeit des Jugendamtes im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle dar. Es wird deutlich, dass das Jugendamt im Auftrag des Staates eingreifend tätig werden muss, wenn das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet ist. Die Fachdiskussion steht im Fokus des Subjektstatus des Klienten, Beteiligungsrechte und Mitbestimmungsmöglichkeiten.
Das siebte Kapitel betrachtet die Gefahr der Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe als Dienstleistungssektor. Es wird deutlich, dass die Kinder- und Jugendhilfe zunehmend als Dienstleistungssektor betrachtet wird, was zu einer Verlagerung des Fokus von der Hilfe auf die Kontrolle führen kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Hilfe, Kontrolle, Jugendamt, Kindeswohlgefährdung, Sozialarbeit, Hilfeplanung, Strukturproblem, doppeltes Mandat, Dienstleistungssektor, Reflexivität, Handlungsmodelle, Studie, Urban, Heiner.
- Citation du texte
- Manuela Siegel (Auteur), 2008, Wie gehen die Fachkräfte im Jugendamt mit dem Strukturproblem von Hilfe und Kontrolle um?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113287
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