Unsere Welt und unser Alltag werden immer digitaler. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Erwachsene, sondern gestaltet auch Kindheit zusehends neu. Eltern und Pädagogen müssen Kindern daher schon früh Medienkompetenzen mit auf den Weg geben.
Welchen Stellenwert und welche Rolle können moderne Medien im Kindergartenalltag einnehmen? Wie vermitteln Erzieher Medienkompetenz am besten? Und welche Vorteile und Gefahren sollte man dabei nicht außer Acht lassen?
Eltern und Pädagogen fördern die Medienkompetenzen von Heranwachsenden gezielt, indem sie sie als Lernprozess verstehen. Dadurch erlernen Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien, der medienkritisch, aber nicht angstbesetzt ist. Diese Publikation zeigt, wie man Kindererziehung in Zeiten der Digitalisierung bewusst gestaltet.
Aus dem Inhalt:
- Frühkindliche Entwicklung;
- Bildung;
- Medienerziehung;
- Medienzeitalter;
- Digitale Lebenswelten
2. Entwicklung der Medienkultur von Kindern
2.1 Relevante Begrifflichkeiten
2.2 Medienbegriff im Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre
2.3 Digitale Lebenswelten von Kindern
2.4 Medienbildung in der frühkindlichen Entwicklung
3. Medienarbeit im Kindergartenalltag
3.1.1 Medienarbeit im pädagogischen Team
3.2 Elternarbeit mit und über Medien
4. Medienaneignung und Medienkompetenz
4.1 Vier Stationen der Medienaneignung
4.2 Alltagsintegrierter und sinnvoller Einsatz digitaler Medien im Kindergarten
4.2.1 Praktische Beispiele und Anregungen
4.3 Medienkompetenzförderung
4.3.1 Medienkompetenz als Bestandteil der Medienkritik
4.4 Sicherheitsaspekte
4.4.1 Geräte und Anwendungen
4.4.2 Datenschutz
4.4.3 Kommunikation über WhatsApp
5. Medienkritik
5.1 Bedeutung
5.2 Dimensionen von Medienkritik
6. Fazit und Ausblick
Quellenverzeichnis
Anhang I
1. Einleitung
Heutzutage wird die Zeitung schon lange nicht mehr in Papierformat am sonntäglichen Frühstückstisch gelesen, sondern digital per App[1] auf dem Smartphone[2] oder Tablet[3]. Das bringt den Vorteil, dass man jedwede deutsche sowie anderssprachige Zeitung per Knopfdruck – oder besser gesagt per Touchscreen[4] sofort parat hat. Egal in welcher Form, morgendliche Schlagzeilen gehören wie die Butter auf das Brötchen zum Frühstück dazu. Fettgedruckt und in Großbuchstaben leuchtet die aktuellste Neuigkeit des Tages auf dem Tablet auf, welches wie Teller, Kaffeetasse und Besteck selbstverständlich zur modernen Grundausstattung eines Frühstückstisches gehört: „Erzieher mit blinkenden Herzaugen“ (Anhang I). Kurz und prägnant stellt man sich nun die Frage, was wohl damit gemeint sein könnte. Verliebte Erzieher*innen, arbeitsliebende pädagogische Fachkräfte oder kann man mit diesen vier kurzen Worten doch etwas völlig anderes vermuten? Schlagzeilen dienen seit jeher dazu, den Leser auf den Artikel aufmerksam zu machen und eine gewisse Sensation zu betonen. Liest man ein wenig weiter, wird klar, worum es in dieser Überschrift geht. Gemeint ist ein Roboter namens „Keeko“ mit leuchtenden Herzaugen und digitalem, lachendem Mund, der in mehr als sechshundert chinesischen Kindergärten die Pädagog*innen unterstützen soll. Er liest den Kindern vor und stellt ihnen Aufgaben. Einerseits schürt dieser Artikel von 2018 aus der badischen Zeitung Angst, indem er auf die Ersetzbarkeit von Erzieher*innen und anderen pädagogischen Fachkräften abzielt. Andererseits stellt sich nach dem Weiterlesen die Frage, ob ein Roboter als pädagogische Fachkraft wirklich notwendig und sinnvoll ist. Das Land China ist in der gesamten Welt bei der Entwicklung von Technik und vor allem bei der Herstellung und Produktion von Smartphones Spitzenreiter. Auf unzähligen und neuesten technischen Modellen von Handys, Fernsehern, Computern, Tablets und sogar auf Spielzeug, das man in Deutschland kaufen kann, findet man den Aufdruck „Made in China“. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Welle der Idee von Robotern als Erzieher*innen zu uns nach Deutschland schwappt. Schließlich gibt es bereits Technik in unserem Land, die den Kindern vorlesen oder gewünschte Musik abspielen kann, wenn man den Namen „Alexa“ sagt. Die Schlagzeile ist also nicht weit hergeholt, geschweige denn ausgedacht. Im Gegenteil: Sie ist hochaktuell, auch im Jahr 2020.
Um dieses prägnante Thema von Digitalisierung der Gesellschaft und Medien im pädagogischen Alltag soll es in der vorliegenden Bachelorarbeit gehen. Es wird die Frage untersucht, wie der alltagsintegrierte Einsatz moderner Medien und die Förderung der Medienkompetenz im Kindergarten sinnvoll gelingen kann. Nachfolgend des ersten Kapitels, welches die Einleitung betitelt, erschließt sich der nächste Abschnitt dieser Arbeit: „Entwicklung der Medienkultur von Kindern“. Darin werden relevante Begrifflichkeiten zum Thema Medien und digitale Lebenswelten erläutert und in Bezug zu allen, im Arbeitsfeld Kindergarten, zusammenhängenden Personen wie Kinder, Erwachsene und pädagogische Fachkräfte gesetzt. Ein spezieller Blick auf die Arbeit mit Medien und der dazugehörige Bildungsbereich gilt anschließend dem Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 18 Jahre. Weiter geht es mit den digitalen Lebenswelten von Kindern und die Medienbildung in der frühkindlichen Entwicklung. In Kapitel drei der Bachelorarbeit wird näher auf die „Medienarbeit im Kindergartenalltag“ eingegangen. Hierbei wird die Medienbiografiearbeit, die Arbeit mit dem pädagogischen Team, den Eltern und Heranwachsenden näher beleuchtet. Um „Medienaneignung“ und die Entwicklung von „Medienkompetenz“ soll es im darauffolgenden Kapitel gehen. Mit dieser Passage soll besonders die oben genannte prägnante Frage untersucht werden. Mit Hilfe der Unterkapitel wie die vier Stationen der Medienaneignung, alltagsintegrierter und sinnvoller Einsatz digitaler Medien im Kindergarten, Entwicklung von Medienkompetenz und einigen Sicherheitsaspekten soll die Arbeit die Thesis Frage beantwortet und mit praktischen Beispielen belegt werden können. Zu Guter Letzt geht es im Kapitel „Medienkritik“ um die Bedeutung und Dimensionen vom kritischen Blick auf Medienpädagogik. Abschließend resultieren sich aus den fünf Kapiteln das Fazit und der Ausblick heraus.
Hinweis
Mit der Bitte um Verständnis ist zu erwähnen, dass weibliche, maskuline und diverse Personen- und Funktionsbezeichnungen in der gesamten Arbeit, mit „*innen“ gekennzeichnet sind. Diese Formulierung geschieht im Sinne der Gleichberechtigung und besserer Lesbarkeit.
2. Entwicklung der Medienkultur von Kindern
Im zweiten Gliederungspunkt dieser Arbeit soll es um Begrifflichkeiten gehen, die für das Thema Medien und Medienkultur relevant sind. Dazu zählen unter anderem Definitionen und Zusammenhänge wie neue Medien, Medienkultur und die Digitalisierung der frühen Kindheit. Bezugnehmend auf die Thesis, wird in diesem Abschnitt besonders auf die Differenzierung von modernen und alten Medien eingegangen. Um die Aktualität der Thesenformulierung beizubehalten wird eine besondere Feststellung getroffen. Des Weiteren wird ein Augenmerk auf die digitalen Lebenswelten der Kinder und die Entwicklung der Medienbiografie im Hinblick auf die Vorbildwirkung von Eltern und pädagogischen Fachkräften gelegt. Nicht außer Acht zu lassen ist in diesem Kapitel außerdem die Wichtigkeit der Thematik Medien im Thüringer Bildungsplan, welche darin einen eigenen Bildungsbereich kennzeichnet und den täglichen Einsatz im Kindergarten mitbegründet. In diesem Kapitel sollen die Bedeutsamkeit und die Aktualität der sich stetig verändernden Medienkultur und die Relevanz der Digitalisierung in der frühen Kindheit dargestellt und durch Erkenntnisse aus aktuellen Studien, Fachbüchern und anderen wissenschaftlichen Werken belegt werden.
2.1 Relevante Begrifflichkeiten
Medien Zum besseren Verständnis und zum fließenden Erschließen der Inhalte dieser Bachelorarbeit werden im ersten Unterpunkt relevante Begrifflichkeiten erläutert. Im Folgenden wird der Begriff „Medien“ näher beleuchtet. Das Medium an sich ist „ […] ein vermittelndes Element […]“[5], das heißt es steht immer in der Mitte zwischen einem Sender und Empfänger und ist „[…] Träger oder Vermittler von Informationen aller Art[…].“[6] Gleichermaßen sind Medien eine „[…] Form der Übermittlung […].“[7] „Medien dienen also der zwischenmenschlichen Kommunikation(.)“[8], daraus folgt, dass „[…] auch Sprache, Gestik und Mimik […]“[9] dazu zählen. „Medien ermöglichen sowohl Massenkommunikation als auch Individualkommunikation.“[10] Zu den Massenmedien gehören ein Sender und viele Empfänger, dies ist zum Beispiel bei Zeitung, Radio, Fernsehen oder Internet der Fall. Wohingegen bei der Individualkommunikation die Kommunikation zwischen einzelnen Individuen im Vordergrund steht und alle Teilnehmer zugleich Sender und Empfänger sind.[11] Medien und Medienarten kann man verschiedenhaft differenzieren, beispielsweise nach den Wahrnehmungen wie auditiv oder visuell.
Analoge und digitale Medien Die in der Einleitung gestellte Thesis Frage, die es in der vorliegenden Bachelorarbeit zu bearbeiten gilt, ist mit der Bezeichnung „moderne“ Medien aufgestellt. Durch die Auseinandersetzung mit der Thematik und die intensive Arbeit mit Fachtexten und zeitlich aktuellen Fachbüchern wurde schnell deutlich, dass diese Bezeichnung längst überholt ist. Differenziert wird nicht mehr nach „neu“ beziehungsweise „modern“ und „alt“ sondern überwiegend nach analogen und digitalen Medien.
Mittels der analogen Medien erfolgt die Kommunikation nur in eine Richtung. Sie können sich nur bedienen, ansehen, anschalten, ausschalten und anhalten lassen. Audiokassetten, Schallplatten, CDs, Plakate, Bücher, Zeitungen und VHS-Kassetten sind einige Beispiele für die analogen Medien.
Im Gegensatz dazu stehen die digitalen Medien, welche Reaktionen auf den Benutzer und Interaktionen zwischen dem Menschen und dem Medium möglich machen. Die komplexe Steuerung dieser technischen Geräte erfolgt durch Mikroprozessoren. Die Informationen werden in Form von Zahlen (Binärcodes) beschrieben und für den Menschen in Buchstaben beziehungsweise Worten übersetzt. Digitale Medien haben eine wesentliche Aufgabe: Sie dienen der Digitalisierung, Berechnung, Aufzeichnung, Speicherung, Verarbeitung und Darstellung digitaler Inhalte. Das Besondere bei dieser Medienart ist, dass sie sowohl Informations- als auch Unterhaltungsmöglichkeiten bieten und dem Nutzer völlig neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnen. Es gibt beispielsweise Tablets, E-Books, digitales Fernsehen, Internet, Computer- und Konsolenspiele. Damit nicht genug findet sich in der heutigen Hosentasche das Smartphone, am Handgelenk das Fitness-Armband oder die Smartwatch. In der Schule gibt es bereits interaktive Whiteboards und zu Hause werden Hausanlagen oder Haushaltsgeräte über Apps gesteuert.[12] Eine Differenzierung, die umgangssprachlich mit den Begriffen neue und alte Medien arbeitet, ist zwar ebenso logisch, dennoch nicht wissenschaftlich fundiert genug. Ein Medium, welches heute noch als „neu“ gilt, kann morgen aufgrund der schnellen Weiterentwicklung technischer Geräte und Möglichkeiten, sogleich wieder alt sein. Aus diesem Grund findet im weiteren Verlauf der Bachelorarbeit die Differenzierung der Medienarten, wenn nicht in einzelnen Quellen anders aufgeführt, ausschließlich mit diesen beiden Begrifflichkeiten (analog und digital) statt.
Medienkultur Durch die Entwicklung unserer Welt und den technischen Möglichkeiten darin, spricht man von einer Medienkultur. Dies ist die zweite Begrifflichkeit, die nachfolgend analysiert wird. Kultur ist etwas vom Menschen Gemachtes, sie wird nicht nur von Einzelpersonen gelebt, sondern von Mehreren. In jedweder Kultur der Menschheitsgeschichte gibt es bereits Medien, die im Mittelpunkt der Entwicklung standen und die zur stetigen Weiterentwicklung der Welt und Wirtschaft beigetragen haben. Medien wirken und verändern Kultur und dessen Werte und Normen. Außerdem beeinflussen sie die Bildung und Entwicklung aller Menschen. Der stetige Einfluss von Medien stellt eine besondere Rolle in der Ethnologie dar. Dieser ist so wichtig und bedeutsam, dass innerhalb der Forschung über Ethnologie ein neuer Bereich benannt wurde: Die Cyberethnologie. Diese ist ein Teil moderner Medienethnologie, untersucht darin Produktion und Rezeption von Massenmedien und schließt auch elektronische Medien mit ein. Das prägende Arbeitsgebiet in dieser Forschung ist das Verhältnis von Online- und Offline-Realität. Im Hinblick auf die Thesisfrage dieser Arbeit begründet dieser Punkt die Aktualität des Themas. Es wird mit stetiger Entwicklung von Medien und der Interaktion von Menschen und Medien immer weiter und mehr geforscht, denn die Medienkultur aktualisiert und verändert sich unaufhörlich. Es braucht nur ein weiteres technisches Produkt auf den Markt kommen, dass wieder eine neue Funktion innehat, welche es vorher noch nicht gab. Schon ist wieder Forschung und wissenschaftliches Überdenken notwendig.[13]
Digitalisierung Die Digitalisierung der frühen Kindheit bedeutet so viel wie „[…] die Veränderung unserer Gesellschaft durch stark verbesserte Produktionstechnologien, einen enormen Zuwachs an Möglichkeiten, Dinge selbst zu entwickeln und selbst herzustellen, die wachsenden Möglichkeiten für jedermann, zu programmieren und in Echtzeit rund um den Globus zu kommunizieren.“[14] Gleichermaßen führt die Entwicklung der weltlichen Technologien zu erheblichen Veränderungen für unsere Gesellschaft. Die nachwachsende Generation erlebt in Bezug auf Digitalisierung einen enormen Vorsprung. Kinder helfen ihren Großeltern quasi dabei, sich in der neuen und technisierten Welt zurechtzufinden. Der Kindergarten selbst ist längst digitalisiert. Anmeldungen und Kommunikation finden per E-Mail statt, Verwaltungsprozesse werden durch spezifische Software geleitet sogar pädagogisch initiierte Dokumentationen, wie die Portfolioarbeit, werden durch das digitale Fotografieren, digitale Bilderrahmen, Diashows auf Fernsehern und dem Filmen per Digitalkamera unterstützt. Computer, Laptop, Fernseher, DVD-Player und Tablet finden sich in vielen Einrichtungen wieder und erleichtern den pädagogischen Bildungsalltag.[15]
Frühe Kindheit Mit dieser Begrifflichkeit ist in der Entwicklungspsychologie durch eine Altersspanne gekennzeichnet, die zwischen dem Neugeborenen und dem vollendeten zweiten Lebensjahr liegt. In der Medienpädagogik hingegen ist mit dem Begriff frühe Kindheit das Alter bis zum fünften oder gar sechsten Lebensjahr erweitert worden. Forscher raten dazu, dass bei der Medienerziehung und -nutzung nicht nur auf die kognitive und körperliche Entwicklung Rücksicht genommen werden sollte, sondern ebenso auf das eigene Interesse und die kindliche Zuwendung zu Medien.[16] Hieran wird die Sinnhaftigkeit des Arbeitsfeldes Kindergarten der Thesis deutlich, denn die Altersspanne liegt genau bei zwei bis sechs Jahren.
2.2 Medienbegriff im Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre
Im Thüringer Bildungsplan werden zur Erklärung des Fachausdrucks und der Signifikanz von Medien für die Bildung von Kindern alle Medienarten in Betracht gezogen, aber ein verstärktes Augenmerk auf die modernen Medien wie die Digitalen, das Internet und „[…] die neuen, vor 20 Jahren noch unvorstellbaren Möglichkeiten der Echtzeit- und Mobilkommunikation sowie auf die Interaktivität heutiger Mediennutzung […]“[17] gelegt. Die Wichtigkeit von Medien im Alltag von Kindern wird durch die Tatsache begründet, dass „[…] die verschiedenen technisch hergestellten Kommunikate, Geräte und Infrastrukturen, mehr und mehr zu „Miterziehenden“ von Kindern und Jugendlichen geworden(.)“[18] sind. Das heißt, dass „[…] Medien auf vielfältige Weise Informationen, Wissensinhalte und Wertorientierungen an Kinder und Jugendliche herantragen […]“[19] und sie somit „[…] als Formen der informellen Bildung neben den Einflüssen von Erziehung und schulischer Bildung […]“[20] stehen. Moderne Medien haben „[…] die Voraussetzungen, Notwendigkeiten und Möglichkeiten des Lernens verändert.“[21] Somit ist die „Medienbildung […] dem grundlegenden Verständnis von Bildung als lebenslangem Prozess (lebenslanges Lernen) verpflichtet und zu verstehen als ein dauerhafter Vorgang der konstruktiven Auseinandersetzung mit der Medienwelt, der auf unterschiedliche Weise pädagogisch strukturiert und begleitet wird.“[22] Kindern und Jugendlichen soll Medienbildung einen „[…] (Handlungs-)Raum bieten, indem sie Erfahrungen mit den verschiedenen Medien (vom Foto über das Buch bis hin zu mobilen Online-Diensten) sammeln und diese auch gegenüber Erwachsenen ausdrücken und mit ihnen besprechen können.“[23] „Dabei gilt es zum Einen, an die individuellen Kompetenzen, Alltagserfahrungen und das Vorwissen von Kindern und Jugendlichen anzuknüpfen. […] Zum Anderen gilt es, die neueren Entwicklungen bei Kinder- und Jugendmedien mit ihren Chancen und Risiken zum Thema zu machen und auch die didaktischen Möglichkeiten, die der Einsatz digitaler Medien eröffnet, aktiv zu nutzen (z. B. mit Einsatz von Tablets im Unterricht).“[24] Des Weiteren nennt der Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre nun vier Bereiche, die zentrale Schwerpunkte und Bildungsaufgaben bezüglich Medienpädagogik aufzeigen. Diese sollen wissenschaftlich begründen, warum es wichtig ist, Kinder schon in der frühen Kindheit an Medien heranzuführen.
Im ersten Bereich geht es um das Kennenlernen von elektronischen Geräten. Dazu gehört die Funktionsweise, die Bedienung und sinnvolle Verwendung im Alltag. Als Beispiele werden Geräte genannt wie das Telefon und die Digitalkamera. Wobei man sagen muss das, zur Aktualität der Thematik, beim Smartphone beides (Digitalkamera und Telefonie) in einem Gerät integriert ist und es aus diesem Grund ebenso aufgezählt werden müsste.
Im zweiten Bereich sollen Kinder und Jugendliche ein Verständnis dafür entwickeln, Medien für eigene Belange oder Fragen zu benutzen. Medieninhalte sollen zum Lernen und zur Informationsgewinnung dienen aber ebenso als Mittel zur Kommunikation und Unterhaltung sowie zur Entspannung.
Als Drittes soll der Medienumgang geschult werden und die Benutzer werden darauf aufmerksam gemacht, über medienbezogene Erfahrungen intensiv nachzudenken, verschiedenste Handlungsmöglichkeiten auszuloten und über Erlebnisse mit Medien zu sprechen.
Im vierten und letzten Punkt wird auf die Medienkompetenz Bezug genommen. Kinder sollen frühzeitig durch eigens erworbenes Wissen und den gemachten Erfahrungen mit Medien dazu in der Lage sein, Medieninhalte zu reflektieren, deren Absichten zu durchschauen und Werbung zu entschlüsseln.[25]
In dieser Bachelorarbeit ist auf den ersten Bereich besonders Bezug zu nehmen. In der frühen Kindheit geht es bei der Medienpädagogik also eher um das Kennenlernen verschiedener Medien, sowohl digitale als auch analoge. Das besondere Augenmerk liegt, wie oben genannt, hier beim Bedienen und die sinnvolle Verwendung im Alltag, zum Beispiel Fotos schießen. Im Alltag der Kinder häufen sich solche Situationen und finden sich täglich wieder. Das Smartphone ist schnell gezückt, um von besonderen Momenten Fotos zu machen. Vorstellbar ist, dass Kinder von ihren Eltern erlernt bekommen, wie man diese Funktion bedient, denn fast ein jedes Kind hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal ein Bild von seinen Eltern mit dem Smartphone machen dürfen. Das Aufwachsen mit digitalen Medien ist für Kinder in der heutigen Zeit zur Normalität geworden und nicht mehr wegzudenken. Für Eltern hingegen war das in ihrer Kindheit noch nicht verbreitet.
2.3 Digitale Lebenswelten von Kindern
Um das Aufwachsen in digitalen Lebenswelten von Kindern zu erfassen und nachzuvollziehen ist es notwendig, auch die der Eltern, sonstigen näherstehenden Familienmitgliedern und anderen Miterziehenden zu ergründen. Hiermit wird die Wichtigkeit der Vorbildwirkung betont, denn kleine Kinder ahmen bekanntlich Verhaltensweisen und Verhaltensmuster aller Art nach. Erkenntnisse aus der „DIVSI U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt“[26] belegen, dass 26 Prozent der befragten Eltern jüngerer Kinder zu den „digital Souveränen“ angehören. Sie sind gekennzeichnet durch einen organisierten Medienalltag ihrer Kinder, dies gelingt durch klare Regeln und Absprachen im Dialog. Des Weiteren fügen sich Medien in diesen Familien fließend in den Alltag ein. Die Eltern sind für ihre Kinder begleitend in der medialen Welt für sie da. Die Vorteile von digitalen Medien und deren Nutzung stehen für diese souveränen Eltern im Vordergrund. Kinder, die in solchen Familien aufwachsen, werden also an Medien frühzeitig herangeführt, dennoch mit klaren Regeln und viel Unterstützung im „Mediendschungel“. Die Studie besagt weiterhin, dass 19 Prozent sogenannte „effizient-orientierte Performer“ sind. Diese Einordnung von Eltern und Familien organisiert ihren Alltag sogar mit Hilfe digitaler Medien und sehen diesen Fortschritt als erhebliche Alltagserleichterung an. In diesem Fall sehen sich Eltern als professionelle Berater bezüglich des Heranführens an digitale Medien ihrer Kinder. Wobei man diesen Punkt kritisch betrachten muss, denn manche Kinder wissen meist schon mehr darüber Bescheid als ihre Eltern selbst. Zu guter Letzt gehen Mütter und/oder Väter in dieser Gruppierung davon aus, dass ein gut erlernter Medienumgang und dessen Nutzung hohe Zukunftschancen bietet.[27] Laut den Erkenntnissen der DIVSI U9-Studie sind die Hälfte aller Personen, die teilgenommen haben, mit Medien vertraut, setzen diese im Alltag ein und wollen, dass ihre eigenen Kinder mit und mit Hilfe von Medien sicher aufwachsen. Die andere Hälfte ist eher skeptisch gestimmt und sieht die neuen Medien kritisch an. Manche Eltern sind gar Gegner und andere wiederum können sich die neueste Technik finanziell nicht leisten und somit leider keine eigenen Erfahrungen damit machen und deren Kinder ebenfalls nicht. „Die Art, wie der Medienumgang in der Familie gestaltet und besprochen wird, hängt auch vom Bildungshintergrund und dem Beschäftigungsverhältnis der Eltern ab. […] Eltern mit geringem Bildungshintergrund lesen weniger Zeitung und Bücher, nutzen seltener das Internet und spielen mehr digitale Spiele. Ein vielseitiger, zielgerichteter Umgang mit digitalen Medien findet eher nicht statt und es gibt weniger oder keine Regeln zum Umgang mit Medien.“[28] „Die FIM Studie 2016 belegt, dass der Bildungshintergrund starken Einfluss auf die Einschätzung der eigenen Medienkompetenz hat. Demnach fühlen sich rund 20% der Eltern mit geringer formaler Bildung wenig oder gar nicht fit für Fragen der Medienerziehung.“[29] Hier stellt sich nun die Frage, wie diese Mädchen und Jungen einen sicheren Umgang mit Medien erlernen können und von wem? Unterstützungsmöglichkeiten gibt es nicht nur von Eltern, sondern genauso in Institutionen, die Kinder täglich besuchen.
2.4 Medienbildung in der frühkindlichen Entwicklung
Um Medien und deren Inhalte überhaupt begreifen zu können, sind Fähigkeiten nötig, die Kinder in den ersten Lebensjahren erlernen. Die sprachliche und sozial-moralische Entwicklung trägt am meisten dazu bei. Dennoch ist die Entwicklung der Medienerschließung nicht allein am Alter festzumachen. Erhebliche Unterschiede gibt es bei der Fähigkeit Medien eigenständig zu nutzen. Gleichermaßen ist dies auch bei der autarken Benutzung und der Umgangsweise verschiedener Angebote in der Medienvielfalt der Fall. Kleinere Kinder werden üblicherweise mit dem analogen Medium Buch in den ersten Lebensjahren vertraut gemacht. Darüber hinaus können auditive und visuelle Medien wie beispielsweise der CD-Player oder der Fernseher den anfänglichen Erwerb von Medienkompetenz unterstützen. Eine besondere Rolle spielen, wie in Punkt 2.3 genannt, dabei die Eltern als Vorbild. Ebenso erfüllen andere Familienmitglieder oder pädagogische Fachkräfte in Kindergärten und Kindertagesstätten diese Vorbildfunktion. Durch sie und mediale Bilder werden Kinder an die ersten Erfahrungen herangeführt. Auf Bettwäsche, Tapete oder Kleidungsstücke finden sich solche wieder. Neugeborene bekommen neben den Stimmen der Familienmitglieder natürlich auch die audiovisuellen Reize durch das Radio oder das Fernsehen mit und drehen sich automatisch in die Richtung, aus welcher Geräusche oder flackernde, sich bewegende Bilder kommen. Dennoch ist dies nur eine Reaktion, die unbewusst und nicht gerichtet stattfindet. Es benötigt, wie bereits genannt, die kognitive sozial- moralische Entwicklung, damit junge Kinder die Aufmerksamkeit zielgerichtet von Personen weg und hin zu medialen Angeboten leiten zu können. In den ersten Jahren der Kindheit geht es um die Beobachtung von nahen Verwandten beim Umgang mit technischen Geräten. Danach folgen Ertasten und Befühlen dieser. Die Nachahmung spielt in der frühen Entwicklungsphase von Kindern ebenfalls eine besondere Rolle, die sich bei der Bedienung von Medienangeboten widerspiegelt. Diese Erkenntnis zeigt wieder die Wichtigkeit der Vorbildfunktion von Eltern und Familienmitgliedern im Umgang mit Medienangeboten auf. Sie stellen eine grundlegende Unterstützung von Medienbildungsprozessen des Nachwuchses dar. Die Familie begleitet das Erlernen eines ersten Zugangs zur Medienwelt. In der späteren Entwicklung von Heranwachsenden ist das Wiedererkennen von Bildern, die in Zusammenhang mit ihrer natürlichen Umwelt stehen, ein weiterer Entwicklungsschritt. Bild und Realität werden nun dank Bilderbüchern oder anderen symbolischen Abbildungen und Medieninhalten auf elektronischen Geräten unterschieden und interessant. Es wird sogar über etwas gelernt, was vorher noch nie im echten Leben gesehen wurde, beispielsweise Tiere, die in Deutschland ausschließlich im Zoo leben (Löwe, Zebra, Tiger). Im basalen Bereich der Entwicklung von Kindern nimmt ebenso die Sprachbildung einen zusätzlich hohen Stellenwert ein. Erste Begriffe werden gehört und nachgesprochen. Mimik und Gestik werden erlernt und nachgeahmt. Später wird auch erkannt, welche Bedeutung gesichtslose Stimmen aus verschiedenen auditiven Reizen haben. Mediale Figuren wie Bob der Baumeister oder der Sandmann werden erkannt und zu ihnen wird eine parasoziale Bindung aufgebaut. Das heißt, sie werden durch freundliches Aussehen und lustiges Auftreten gemocht und mit positiven Gefühlen verbunden. Diese Gefühle, von Positivität geprägt, eröffnen das empfänglich Sein für neue Informationen, folglich werden Lernen und Bildung mit Hilfe von Medien möglich. Außerdem wird das Hineindenken in andere Lebenswelten diskutabel. Im elementaren Bereich, sind Mädchen und Jungen in der Lage zu begreifen, dass es, entgegen ihrer unmittelbaren Wahrnehmung und Gefühlen, andere Handlungen und Motive gibt. Diese Voraussetzung dient dazu, Medien als etwas vom Menschen Gemachtes zu verstehen. Es schafft, beispielsweise den Bildschirm als Grenze zur irrealen Welt anzusehen. Kinder in diesem Alter begreifen nun auch, dass technische Geräte Dinge aufzeigen, die es in der Realität nicht gibt und erfunden sind.
Interaktive Medien wie zum Beispiel das Smartphone mit Apps, das Tablet oder interaktive Bücher („TipToi“) können Kinder im elementaren Bereich bereits kennenlernen, sie zu nutzen erscheint erst in der primaren Bildung sinnvoll, wenn es um schulische Aufgabenerfüllung geht. Die Lesekompetenz spielt hierbei eine besondere Rolle. Damit Kinder technische Geräte eigenständig und sinnig bedienen können, ist es später erforderlich selbstständig zu lesen und zu verstehen. Im elementaren Bereich können Kinder einzelne Buchstaben und Zahlen zwar erfassen, aber noch keine sinnhaften Worte oder gar Sätze lesen, die es aber zum sinnvollen Gebrauch von interaktiven Medien benötigt.[30]
3. Medienarbeit im Kindergartenalltag
Für den sinnvollen Einsatz von Medien im Alltag und die Förderung der Medienkompetenz von Kindern, ist es äußerst wichtig, dass Mädchen und Jungen in ihrer unmittelbaren Umgebung auf ausgebildete Fachkräfte und themenspezialisierte Ansprechpartner zurückgreifen können. Um mit Hilfe digitaler Medien bestmögliche Bildungschancen zu erreichen, ist es notwendig, dass Erzieher*innen sich über das Thema fachlich informieren und weiterbilden. Die eigene Haltung und die gemachten Erfahrungen bezüglich Medien spielen eine wichtige Rolle dabei, die Thematik in den Alltag der Kinder einzubetten. Offen, unvoreingenommen und mit positiver Haltung gegenüber der Thematik stehend, spiegelt sich dies in verschiedenen Eigenschaften, wie die Motivation von Kindern digitale Medien in den Kindergartenalltag aufzunehmen, wieder. Aufgrund dessen wird in Kapitel drei die Signifikanz der individuellen Medienbiografie eines Einzelnen, mit der im Zusammenhang stehenden Arbeit mit Kindern verglichen. Die Betonung auf erlebte Erfahrungen und das Weitergeben von Kenntnissen über digitale Medien findet hier Erklärungen. Ob die Arbeit im pädagogischen Team zur Alltagserleichterung ebenso digitalisiert werden kann wird aufgeklärt. Ein spezieller Blick wird in diesem Kapitel auf die Biografiearbeit, Teamprozesse und Elternarbeit gelegt. In der Bildungseinrichtung Kindergarten werden Medien wahrlich nicht zur Unterhaltung eingesetzt. Medien können die Elternarbeit vielseitig unterstützen. Informationen per E-Mail sind schon längst bei den Erziehungsberechtigten angekommen, aber dies ist noch nicht das Ende der Möglichkeiten für digitale und sinnhafte Elternarbeit im Kindergarten.
3.1 Medienbiografie
Es ist äußerst wichtig die Medienbiografie von Eltern und pädagogischen Fachkräften zu erörtern, denn alle an der Erziehung von Kindern Beteiligten haben eine andere Grundlage und Wissensbasis für die Thematik. Außerdem hat jede Person Medien und deren Umgang verschiedenartig in seiner eigenen Erziehung und seinem Aufwachsen erfahren. Meistens gibt man solche eigens gemachten Erfahrungen seinen Kindern und zu Erziehenden ohne darüber nachzudenken weiter. Dennoch ist es bei der Medienbiografiearbeit wichtig, die gemachten Erfahrungen zu hinterfragen und kritisch zu reflektieren. Es sollte sich selbst die Fragen gestellt werden:
„Welche Medien gab es in meiner Kindheit?“,
„Konnten mir meine Eltern einen guten Medienumgang beibringen?“,
„Wie habe ich Medien und Werbung als Kind wahrgenommen?“,
„Gab es Regeln und Verbote?“ und noch viele mehr.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2021, Medienkompetenz im Kindergarten. Wie gelingt der Einsatz von digitalen Medien?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1006982
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