Antisemitismus im Dritten Reich
Der Antisemitismus hat seine Wurzeln schon im Christlichen Mittelalter (ca. 380 - 1250). Die Höhepunkte des Antisemitismus sind allerdings im Dritten Reich zu finden. Schon nach dem Ersten Weltkrieg (1914 - 1918) kam ein größerer Antisemitismus auf: Deutsch - nationale, völkische und nationalsozialistische Gruppen machten die Juden für den Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1918 und den Versailler Vertrag verantwortlich. Seit Hitlers Wahl zum Reichskanzler (30.1.1933 ) wurde der nationalsozialistische Antisemitismus den Rassenantisemitismus zur Propaganda gegen den angeblich jüdischen Liberalismus und Marxismus ausgeweitet. Es folgten Boykotte der NSDAP gegen jüdische Geschäfte, jüdische Ärzte, Rechtsanwälte und Zeitungen, außerdem ein "Gesetz zur Wiederherstellung des Beamtentums", welches die Ausschaltung der Juden aus allen Berufszweigen außerhalb von Handel Industrie und Gewerbe beinhaltete. Außerdem wurden Auswanderungsabsichten von Juden gefördert, ihr Vermögen bei Auswanderung allerdings eingezogen.
Eine weitere antisemitische Maßnahme waren die "Nürnberger Gesetze", die 1935 in Kraft traten und die Juden in Deutschland unter ein Ausnahmerecht stellten. Zu den Nürnberger Gesetzen gehörte das Reichsbürgergesetz, welches besagte, dass nur "Reichsbürger" - das waren "Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes" - volle politische Rechte haben, solange sie auf der Seite des politischen Regimes standen. Dazu wurde festgelegt, dass ein Jude kein Reichsbürger sein kann, und dass man als Jude galt, wenn mindestens 2 Großeltern der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörten. Daraus folgte, dass Juden kein Stimmrecht mehr hatten und aus allen öffentlichen Ämtern verdrängt wurden. Außerdem gab es in den Nürnberger Gesetzen das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre". Dieses verbot Eheschließungen und außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und "Reichsbürgern" unter Gefängnis - oder Zuchthausstrafe (später Erschießung). Insgesamt waren die Nürnberger Gesetze die gesetzliche Grundlage für Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung der Juden in Deutschland. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand der Antisemitismus in der Reichspogromnacht einen ersten Höhepunkt: Im ganzen Deutschen Reich wurden 91 Morde an Juden registriert, mehr als 26.000 Juden wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, ca. 600 Synagogen wurden angezündet, jüdische Wohnungen und Geschäfte wurden demoliert. Der Sachschaden betrug mehrere Millionen Reichsmark, dazu hatten die Juden eine "Bußzahlung" von einer Milliarde Reichsmark zu zahlen. Von den Nationalsozialisten wurde als Grund für diese Maßnahmen der Mord an einem deutschen Gesandtschaftsrat in Paris angegeben, der von einem Juden als Protest gegen die Abschiebung seiner Eltern aus Deutschland begangen wurde. Zu dem Zeitpunkt wurde auch die "Judensternpflicht" eingeführt, außerdem musste bei Juden im Pass ein "J" eingetragen sein. Mit Beginn des Krieges am 1.9.1939 begann die Erfassung, Deportation und systematische Vernichtung der Juden durch die SS. Diese systematische Vernichtung der Juden wurde auf der von Reinhard Heydrich geleiteten Wannseekonferenz am 20.1.1942 in einem Konzept zum Thema "Endlösung der Judenfrage" festgehalten. Allerdings waren auch schon vorher ca. 370.000 Juden in besetzten polnischen und russischen Gebieten erschossen worden. Heydrichs Plan sah die Judenverfolgung und -vernichtung in allen unter deutschem Zugriff stehenden Gebieten vor. Durchgeführt werden sollte dieser Plan mit der Errichtung und verstärkten "Nutzung" von Gettos und Konzentrationslagern (die es allerdings vorher auch schon gab). Außerdem sollten Juden Zwangsarbeit leisten - zwecks natürlicher Verminderung. Insgesamt waren mehrere hunderttausend Menschen an dieser "Mordmaschinerie" beteiligt, die ca. 6 Millionen Juden, 500.000 Sinti und Roma, 1 Million Angehörige anderer ethinischen Gruppen, politisch Verfolgten, Zwangsarbeitern, Zwangsdeportierten, Homosexuellen und geistig Behinderten das Leben kostete. Als der größte Konzentrations- und Vernichtungslagerkomplex und Symbol für organisatorisch durchgeführten Massenmord vor allem an Juden aus allen Teilen Europas galt dabei Auschwitz. In dieser polnischen Stadt hatte die SS im Mai 1940 ein KZ errichtet, das im Zuge der "Endlösung der Judenfrage" durch zwei weitere Hauptlager (Birkenau und Monowitz) und zahlreiche Außen - und Nebenlager erweitert wurde. Bis zur Besetzung des Lagers durch sowjetische Truppen am 27.1.1945 wurden in Auschwitz ca. eine Million Menschen vergast.
Dieser systematische Massenmord wird als Holocaust bezeichnet. Dieses Wort stammt vom griechischen Wort "holokaustos" ab, was übersetzt soviel wie "völlig verbrannt" oder auch "Brandopfer" bedeutet. Von den Mitgliedern der jüdischen Religionsgemeinschaft wird allerdings nicht das Wort "Holocaust", sondern "Shoa" benutzt, da dieses die Leiden des
jüdischen Volkes in Vertreibung und Krieg besser ausdrückt und aussagekräftiger als das Wort "Brandopfer" ist.
Der 9. November in der deutschen Geschichte
Vier mal in der deutschen Geschichte war der 9.November ein wichtiger Tag.
Am 9. November 1918 gab es den politischen Umsturz im deutschen Reich, welches an diesem Tag eine Republik wurde. Die Ursachen dafür lagen in der allgemeinen Kriegsmüdigkeit: die Hochseeflotte verweigerte ihren Einsatz, Aufstände schlugen auf das Binnenland und die Großstädte über, wo sich sogenannte Räte bildeten, die die Abdankung des Kaisers forderten. Als sich die Lage zuspitzte, wurde Ebert das Amt des Reichskanzlers übertragen. Dieser erklärte den Rücktritt des Kaisers schon bevor ein entsprechendes Telegramm mit dieser Nachricht angekommen war, später folgte jedoch der Rücktritt und Ebert hatte im Prinzip die ganze Macht. Um 14 Uhr rief Scheidemann aus einem Fenster des Reichstages die Republik aus, Liebknecht verkündete später die Räterepublik. Im Jahr 1923 Fand in München der missglückte Hitlerputsch statt. Diesem waren einige andere Ereignisse vorausgegangen: Zunächst stiegen die Mitgliederza hlen der NSDAP von 15.000 auf 55.000 Mitglieder, außerdem konnte man einflußreiche Persönlichkeiten der Wirtschaft für sich gewinnen. Da der Einfluß Hitlers im Herbst 1923 wieder zu schwinden drohte, plante dieser eine Propagandaaktion und verkündete den Ausbruch einer nationalen Revolution. Des weiteren erzwang er einen Pakt mit der Regierung, den diese allerdings noch in der gleichen Nacht, nämlich vom 8. Auf den 9. November widerrief. Als Hitler am Morgen des 9. Davon erfuhr, versuchte er, die Lage noch ganz zu wenden und organisierte den "Marsch zur Feldherrenhalle". Dieser endete jedoch im Kugelhagel der Polizei, dem Hitler leicht verletzt und völlig verwirrt über seinen Misserfolg entfloh. Er musste sich vor Gericht verantworten und wurde am 1. April 1924 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aus der er allerdings bereits am 20. Dezember 1924 entlassen wurde.
Das wohl schlimmste Ereignis, welches an einem 9. November stattfand, war die ·Reichspogromnacht. Mehr dazu: Antisemitismus Das jüngste Ereignis an einem 9. November war der Fall der Mauer am 9. November 1989. 28 Jahre lang war Deutschland durch diese getrennt gewesen, bis sie schließlich von Bürgern der BRD und DDR gestürmt wurde. Aufgrund der Machtkonstellationen nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten sich zwei deutsch Staaten, die Bundesrepublik Deutschland (am 23./24.5.1949) und die Deutsche Demokratische Republik (am 7.10.1949). 1961 wurde mit dem Mauerbau begonnen, die Grenze wurde fortan stark bewacht, nur für Rentner war die Ausreise möglich. Mit dem wirtschaftlichen Sinken der DDR und der wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung kam es dann schließlich zum Fall der Mauer und zur Auflösung der DDR.
Lidice
Seit dem 27.9.1941 war Reinhard Heydrich Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Am 27. Mai 1942 wird in Prag - Liben ein Attentat mit tödlichen Folgen auf ihn verübt. Die Täter waren, wie erst viel später herausgefunden, zwei Fallschirmjäger der in England stationierten tschechoslowakischen Armee, Jozef Gabcik und Jan Kubiš. Die Fahndung nach den Attentätern war zunächst ziemlich erfolglos.
Am 3. Juni bekam man Hinweise darauf, dass sich die Attentäter in der Nähe von Lidice, im Dorf Cabarna, aufgehalten haben; diese erwiesen sich jedoch als falsch. Einen Tag später durchsuchte die Gestapo alle Häuser in Lidice mit dem fadenscheinigen Vorwand, dass Söhne der Familien Horák und Stribrný der Armee angehören und seit 1939 verschollen sind; demnach hätten sie also, wie auch alle anderen Angehörigen der tschechoslowakischen Armee, die Attentäter sein können. An diesem Tag wurden 8 Männer und 7 Frauen dieser Familien festgenommen. Fünf Tage später, am 9. Juni, wurde Lidice von Soldaten umstellt, die Häuser wurden geplündert und abgebrannt, alle Männer und Jungen über 15 Jahren erschossen. Die Frauen und Kinder aus Lidice brachte man zunächst in die Kreisstadt Kladno, von dort wurden die Frauen am 12. Juni in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert; die meisten der Kinder kommen in Kinderheime, einige werden auch zur "Arisierung" in SS - oder SA - Familien gebracht. Von den insgesamt 493 Einwohnern Lidices werden 339 getötet, außerdem werden alle sich in einer Prager Kirche Befindenden Menschen erschossen, da diese als Aufenthaltsort der Attentäter benannt worden war.
Die Überreste des Guts der Familie Horák
Der Weg zur Diktatur
Eine Diktatur setzt es voraus, dass eine Person alle drei Staatsgewalten besitzt; dieses ist normalerweise aber nicht möglich. So bekam auch Hitler nur die exekutive Gewalt auf vollkommen legalem Weg, und zwar durch seine Wahl zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Am 24. März 1933 wurde das "Ermächtigungsgesetz" erlassen, welches die Parteien im Prinzip ausschaltete und Hitler dadurch auch die Legislative freigab. Die Judikative eignete sich Hitler schließlich durch den sogenannten Röhm - Putsch an. Somit waren alle Voraussetzungen für eine Diktatur gegeben, und wurden seitdem ja auch genutzt, um die Ziele Hitlers und der NSDAP (Erweiterung des Lebensraumes im Osten, Rassismus und Antisemitismus mit Verdrängung der "Nic ht - Arier" aus Deutschland, Durchsetzung des Führerprinzips, welches bei der Verwirklichung der anderen Ziele helfen sollte) durchzusetzen.
Die Alliierten Konferenzen und die Pläne der Alliierten zur "unconditional surrender" Die Alliierten, vor allem England und die USA, arbeiteten während des Krieges auf eine bedingungslose Kapitulation der Dreierpaktmächte Deutschland, Italien und Japan hin. Dazu gab es im Vorfeld verschiedene Konferenzen.
Auf der Konferenz von Casablanca im Januar 1943 trafen sich die beiden Staatsoberhäupter Roosevelt (USA) und Churchill (England) und legten die "unconditional surrender" (bedingungslose Kapitulation) als Kriegsziel fest. Im Mai 1943 schloss sich Stalin dieser Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation an. Außerdem beschloss man zunächst, eine gemeinsame strategische Luftoffensive gegen Deutschland und die deutsche U-Boot - Gefahr zu bekämpfen. Die Luftoffensive (Combined Bomber Offensive) wurde erstmals Ende Juli 1943 gegen Hamburg eingesetzt und kostete etwa 50.000 Menschenleben. Im Mai 1943 eroberten die westalliierten Streitkräfte die Hafenstädte Tunis und Bizerta und beendeten dadurch die deutsch - italienische Militärpräsenz in Nordafrika. Dies bedeutete nicht nur strategische, sondern auch personelle Verluste für Deutschland und Italien: Mehr als 250.000 italienische und deutsche Soldaten wurden in Kriegsgefangenschaft genommen, außerdem fiel die Ausrüstung von 14 Divisionen in die Hände der Westmächte.
Die erste gemeinsame Konferenz der drei Staatschefs der alliierten Mächte - Roosevelt, Churchill und Stalin - fand im November 1943 in Teheran statt. Hier setzen sich die amerikanischen und sowjetischen Interessen durch, möglichst bald eine Invasion in Frankreich herbeizuführen, während die Briten auf einen Nebenkriegsschauplatz am Balkan spekulierten. Hitler erwartete die Invasion in Nordwesteuropa im Frühjahr 1944. Er räumte sich Chancen ein, den Krieg doch noch zu gewinnen, falls es ihm gelänge, die britischen und amerikanischen Truppen von den Küsten zurückzuwerfen. Dann hätte er seiner Meinung nach alle Kräfte frei für einen entscheidenden Kampf gegen die Sowjetunion. Der Angriff war allerdings sehr viel massiver als erwartet, die deutsche See- und Luftwaffe war machtlos. Ende Juli standen unter Oberbefehlshaber Eisenhower 850.000 alliierte Soldaten mit 150.000 Fahrzeuge in der Normandie.
Auf der Konferenz von Jalta trafen sich Anfang Februar 1945 erneut die drei alliierten Staatschefs. Deutschland war im Prinzip besiegt: Stalin hatte fast ganz Süd - und Osteuropa unter Kontrolle, seine Truppen standen 60 km östlich von Berlin an der Oder, Polen war in sowjetischer Hand, die Westmächte konnten weder in territorialen Fragen noch für die polnische Exilregierung in London dauerhafte Zugeständnisse erreichen. Hauptthema der Konferenz war daher die Zukunft des besiegten Deutschlands. Es wurde die Einrichtung einer französischen Besatzungszone in Deutschland beschlossen - allerdings nur mit widerstrebender Zustimmung Stalins. Außerdem wurde die Denazifizierung und Demilitarisierung Deutschlands beschlossen; die Meinungen der Westalliierten und der Sowjetunion zu Fragen der Reparationen und der Demokratisierung gingen allerdings noch weit auseinander. Des weiteren sagte Stalin zu, nach der deutschen Kapitulation in den Krieg gegen Japan einzutreten. Es wurde beschlossen, dass er dafür territoriale Entschädigungen erhalten soll.
Die auf der Konferenz von Jalta gefassten Beschlüsse sollten auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 präzisiert und in Kraft gesetzt werden. In Schloss Cecilienhof trafen sich US - Präsident Truman, Stalin und Churchill, der am 28. Juli von seinem Nachfolger Attlee abgelöst wurde. Frankreich stimmte dem Abkommen am 7. August unter Vorbehalt zu. Bei der Potsdamer Konferenz wurde vor allem die gemeinsame Verantwortung der Siegermächte für Deutschland festgelegt, außerdem wurden die Pläne zur Demilitarisierung, Denazifizierung, Demontage und Demokratisierung Deutschlands gesichert.
Die Nachkriegszeit
Die Folgen des Krieges in Deutschland
Die Hauptprobleme der Bevölkerung lagen nach dem Krieg in der Nahrungsbeschaffung, dem Wohnraumdefizit und der Gesundheitsgefahr aufgrund mangelnder Hygiene. Es waren nicht nur ca. 18 % der städtischen Wohnungen zerstört und etwa 29 % beschädigt, durch rückkehrende Evakuierte und Flüchtlinge kam es darüber hinaus zu einer größeren Überbelegung. Asu materiellen und technischen Gründen wurden auch kaum Reparaturen vorgenommen oder neue Wohnungen gebaut.
Außerdem waren Wasser - und Energieversorgung zusammengebrochen, was zu einem Mangel an Heiz - und Kochmöglichkeiten führte und die Menschen auch vor das Problem fehlender sanitärer Einrichtungen stellte. Daraus resultierte eine Gesundheitsgefahr besonders für Säuglinge und alte Menschen und eine sinkende Arbeitsfähigkeit der Erwachsenden.
Bei der Ernährung der Bevölkerung gab es trotz der Rationierung Probleme: Wegen gesunkener Agrarerzeugung, größerer Nachfrage (wegen wachsender Bevölkerung durch Rückkehrer) und Engpässe im Transportwesen waren die Rationen oft geringer als im Krieg. Daher kam es oft zu Vergleichen zwischen der Nazi - Diktatur und der alliierten Besatzung, zu Hungermärschen, Demonstrationen und Schwarzmärkten. Oft fuhren Stadtbewohner auch zum sogenannten "Hamstern" in ländlichere Gebiete. Sowohl Lebensmitteleinfuhren aus England, den USA und der UdSSR als auch Lebensmittelpakete internationaler Hilfsorganisationen trugen zum Überleben einiger Menschen bei. Zur Grunderfahrung der Menschen gehörten auch die Trauer über umgekommene Familienmitglieder und die Ungewissheit über das Schicksal der Vermissten. Das lag zum Teil auch daran, dass sich die Heimkehr aus Gefangenenlagern über mehrere Jahre hin zog: Erst im Januar 1956 kamen die letzten Kriegsgefangenen aus der UdSSR zurück. Allein dort starben in der Kriegsgefangenschaft 1,1 von 3,2 Millionen Kriegsgefangenen.
Eine Gesellschaft in Bewegung
Durch Flucht, Vertreibung, Zwangsaussiedlung und Umsiedlung waren viele Menschen in Bewegung von einem Ort zum anderen. Während der Kämpfe im Winter 1944/45 sind viele Menschen geflüchtet, diese kehrten jetzt oft in die alte Heimat zurück. Außerdem gab es für Einige auch eine ganz neue Heimat in Deutschland, nachdem sie aus anderen Länder vertrieben worden sind (so zum Beispiel die Sudetendeutschen). Auch kamen die Zwangsarbeiter aus Osteuropa seit 1947 zurück nach Deutschland. Fazit aller Vertreibung, Zwangsaussiedlung und Umsiedlung war, dass ca. 12 Millionen Menschen ihre Heimat verloren. Durch die Vertreibung der in ehemaligen deutschen Ostgebieten wohnenden Menschen wurden zwar die Menschenrechte verletzt, aber da dies als Reaktion auf die systematische Angriffs - und Vernichtungspolitik der SS, deutscher Truppen und der osteuropäischen Verwaltung geschah, wurde verständlicherweise nichts dagegen unternommen. Die Flüchtlinge und Vertriebenen kamen zunächst in Durchgangslager und wurden dann meistens in ländlichen Gemeinden oder zum Teil auch in provisorischen Massenquartieren untergebracht. Die Probleme der Flüchtlinge waren nicht nur, dass sie besonders schwer an Nahrung, Arbeit und eine Wohnung kamen, auch gab es seitens der Bevölkerung wenig Verständnis oder Hilfsbereitschaft (dazu: "Sudetendeutsche"). Auch noch viel später kamen sogenannte Spätaussiedler aus ehemaligen deutschen Ostgebieten zurück nach Deutschland; 1950 lebten noch 2,6 Millionen von ihnen in ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Frauen und Familie in der Nachkriegszeit
Noch 1950 lebten etwa 40 % der westdeutschen Bevölkerung in unvollständigen Familien, obwohl es viele Versuche zur Familienzusammenführung gab: Oft wurden Mitteilungen an Hauswände geschrieben, Vermisstenanzeigen wurden veröffentlicht, es gab den Suchdienst des Roten Kreuzes. Da die Frauen so oft genug alleine für ihre Familie verantwortlich waren und tagsüber arbeiten mussten, wuchsen viele Kinder und Jugendliche ohne Aufsicht auf, was zu einer höheren Gefahr von Jugendkriminalität führte. Oft gab es auch sogenannte Generationenkonflikte, da die Jugendlichen hinterfragten, wie es zum Nationalsozialismus kam und wer Schuld daran war. Auch die Rückkehr des Vaters nach mehreren Jahren brachte Probleme mit sich, da Kinder und Jugendliche die Autorität der Mutter gewohnt waren und die des Vaters daher nicht anerkennen wollten. Trotzdem kam es zu einer Stabilisierung der Familien, allerdings zog man sich in die Kleinfamilie zurück, die einem Halt, Sicherheit und Geborgenheit bot.
Sudetendeutsche
Nach dem 1. Weltkrieg entstanden aus der Doppelmonarchie Österreich - Ungarn die Länder Österreich, Ungarn und Tschechoslowakei. Dabei verteilten sich Menschen verschiedener Staatsangehörigkeiten in verschiedene Gebiete. So entstand auch das Sudetenland in der Tschechoslowakei, in dem fortan die Sudetendeutschen lebten, die eigentlich " Deutsche tschechischer Staatsangehörigkeit" ( Zitat Martha Wickenkamp) waren. Bei diesen Sudetendeutschen war die Begeisterung natürlich dementsprechend groß, als es seit dem 16. März das Protektorat Böhmen und Mähren gab, da das für sie bedeutete, wieder stärkeren Kontakt zu Deutschen zu haben. Außerdem gab es seitdem auch dort den BDM und die HJ; es wurden auch Heimatabende und ähnliches unter deutscher Führung veranstaltet. Dann kam es allerdings zum Zweiten Weltkrieg, und darüber hat mir meine Oma Martha Wickenkamp folgendes berichtet:
" Die Front war zwanzig Kilometer von unserem Dorf entfernt, als die Deutschen am 8.Mai kapitulierten. Am nächsten Morgen waren die Russen da. Wir Mädchen und Frauen hielten uns auf Dachböden versteckt, da die Russen natürlich besonders Frauen suchten und mitnahmen. Unsere Haustüren durften nicht abgeschlossen werden, weil sich ja Partisanen in unseren Häusern versteckt gehalten haben konnten. (Diese Partisanen haben sich aber meist in Wäldern versteckt und viele von uns "deutschen Tschechen" erschossen, die aus dem Krieg wiederkamen.) Man musste auf jeden Fall immer damit rechnen, dass die Russen ins Haus kamen. Ende Juni kamen dann die Tschechen mit Maschinengewehren und wollten uns vertreiben. Wir hatten 10 Minuten um die nötigsten und wichtigsten Sachen aus uns erem Haus zu holen. Dann wurden alle Dorfbewohner auf dem Dorfplatz zusammengetrieben.
Meine Oma war damals schon 80 Jahre und mein Vater ging noch einmal nach Hause - obwohl er das ja nicht durfte - und holte einen Handkarren, weil meine Oma nicht mehr so gut laufen konnte. Wir haben sie dann in diesem Handkarren gezogen, aber die meisten alten Leute konnten nicht mit oder sind irgendwo zurückgeblieben. Zunächst sind wir dann Richtung Schlesien gelaufen. Meine Familie konnte bei einem Bauern in der Scheune unterkommen. Nach 10 Monaten kamen dann aber die Polen, die sowohl die Schlesier als auch uns Sudetendeutsche loswerden wollten. Diese Verteribung war allerdings schon regelrecht zivilisiert. Wir kamen in Viehwaggons der Bahn nach Deutschland, genauer gesagt in die Nähe von Göttingen (Niedersachsen). Von dort wurden wir nach Ahlen gebracht, wo es ein Flüchtlingslager gab, bzw. eher so etwas wie eine "Flüchtlingsweiterverteilungsstelle". Von einem Sünninghauser wurden wir von dort mit einem Traktor abgeholt. Aber haben wollte man uns hier auch nicht. Es fielen Sprüche wie: " Wenn die da, wo sie herkommen, was gehabt hätten, wären sie jetzt nicht hier." Im Prinzip ging es uns hier damals, wie es jetzt vielen Ausländern hier geht. In der Kirche setzte man sich zum Beispiel nicht neben uns, und wenn wir uns in eine Bank setzten, in der schon welche saßen, rückten die Leute weg oder setzten sich wo anders hin. Und das, obwohl wir ja sogar die gleiche Sprache sprachen wie sie und sie sich ja gut mit uns verständigen konnten. Trotz unserer Tschechischen Staatsangehörigkeit waren wir ja irgendwie Deutsche und haben uns so gefühlt. Aber trotzdem wäre es den meisten wohl lieber gewesen, in der alten Heimat geblieben zu sein, keiner ist freiwillig von zu Hause weg, aber was soll man machen, wenn da Soldaten mit Maschinengewehren stehen und sagen, dass man entweder geht oder erschossen wird?" (Martha Wickenkamp, *14.3.1926 in Luszdorf in der heutigen Tschechischen Republik, damals Tschechoslowakei)
Definitionen
Merkantilismus :
In absolutistischen Staaten gab es vom 16. Bis 18. Jahrhundert den Merkantilismus. Das höchste Ziel des Merkantilismus' war es, Geld für die Staatskasse zu erwirtschaften um die Macht des Staates zu stärken. Außerdem wurde die aktive Handelsbilanz (d. h. mehr Export als Import) gefördert, der Export von Rohstoffen und der Import von Fertigprodukten gehemmt. Um Arbeitskräfte zu bekommen wurde das Bevölkerungswachstum gefördert, des weiteren wurde · Imperialismus betrieben; Kolonien lieferten Edelmetalle und Rohstoffe. Der Merkantilismus wurde in allen Staaten etwas anders betrieben; in Deutschland gab es zum Beispiel auch eine großzügige Einwanderungspolitik, in Frankreich wurde vor allem die Entwicklung von Gewerbe gefördert; in England gab es im Gegensatz dazu eine große Textilindustrie, auch wurde viel Kolonialpolitik betrieben.
Imperialismus :
Mit Imperialismus ist das Streben nach weltweiter politischer und wirtschaftlicher Macht oder Geltung gemeint. Als Mittel dienten Eroberung, Annexion und wirtschaftliche Durchdringung fremder Gebiete. Charakteristisch für den Imperialismus ist die Verbindung von Politik, wirtschaftlicher Expansion und Nationalismus zu expansiver Politik im Dienste expansiver, nationaler Wirtschaft. Die Zeit des Imperialismus ist im engeren Sinn die Zeit zwischen 1870 und 1914.
Faschismus :
Dieser Begriff, der ursprünglich nur für die italienische Bewegung Mussolinis benutzt wurde, bezeichnet eine politische Bewegung, die in verschiedenen Erscheinungsformen in Europa zwischen 1920 und 1945 mächtig war.
Der Faschismus ist in erster Linie nicht durch eigene Gedanke, Sondern durch seine Anti -
Haltung bestimmt (anti - marxistisch, - demokratisch, - parlamentarisch, - liberal, - semitisch). Er verfolgt nationalsozialistische und · imperialistische Ziele und herrscht in einem Einheitsstaat, dessen öffentliches Leben dann von der faschistischen Partei durchdrungen ist.
Lidice 1942 und1945 : Eintrittskarte des Museums in Lidice
Quellen: Encarta '99; "Zeiten und Menschen", Band 3 und 4, Schöningh & Schroedel; "Lidice", herausgegeben vom Museum und Archiv in Lidice
- Citar trabajo
- Lukas Wickenkamp (Autor), 2000, 2. Weltkrieg und Nachkriegszeit - Kursprotokoll, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99900
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