Inhaltsangabe
Einleitung
1 Gustave Flaubert
1. 1 Das Leben des Gustave Flaubert
1. 2 Das Werk Gustave Flauberts
1. 3 Die Wirkung des Gustave Flaubert
1. 4 Zusammenfassung - Gustave Flaubert: Wichtige Stationen aus Leben und Werk
2 Gustave Flaubert: Madame Bovary
2. 1 Zur Entstehungsgeschichte des Romans
2. 2 Der Inhalt des Romans
2. 3 Die Personenkonstellation in ,,Madame Bovary"
3 Charakteristik der Hauptpersonen
3. 1 Emma Bovary
3. 2 Charles Bovary
4 Die Konfliksituationen in "Madame Bovary"
4. 1 Der Konflikt zwischen Emma und Charles Bovary
4. 2 Der Konflikt zwischen Emma Bovary und Rodolphe Boulanger
4. 3 Der Konflikt zwischen Emma Bovary und Léon Depuis
5 Der Stil in ,,Madame Bovary"
6 Die Wirkung des Romans nach seiner Veröffentlichung
7 Resümee
Anhang
Quellenangabe
Einleitung
Wer war Madame Bovary?
War sie ein Opfer ihrer Umwelt oder ein Opfer ihrer selbst?
War sie sehr einfältig oder besonders gerissen?
Was macht Madame für viele heute noch so faszinierend?
Den meisten ist die Tragödie Emmas wohl bekannt, einige wollen sie wieder lesen, manche haben, aus welchen Gründen auch immer, noch nichts von ihr gehört und viele waren bis jetzt zu jung, um sie zu kennen.
Antworten auf dieses Fragen versuche ich in der folgenden Belegarbeit zu geben, indem ich Charaktere gegenüberstelle und analysiere sowie im Buch vorkommende Konfliktsituationen aufzeige.
1 Gustave Flaubert
1. 1 Das Leben des Gustave Flaubert
Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert wurde am 12. Dezember 1821 als zweiter Sohn eines angesehenen Chirurgen in Rouen, in der Normandie, geboren und wuchs ohne Zuneigung auf, da er ein ungewolltes Kind war. Er lebte in der düsteren Atmosphäre des Krankenhauses von Rouen, in dem seine Eltern einen Seitenflügel bewohnten. In der Familie galt der Junge als dumm und zurückgeblieben, dennoch war Flaubert ein mittelmäßiger Schüler.
Schon in früher Jugend schrieb Flaubert Erzählungen, welche trotz der unreifen Drastik1 Interesse verdienen. Ab 1841 studierte der spätere Schriftsteller in Paris Jura, war aber 1844 auf Grund einer Nervenkrankheit gezwungen, das Studium abzubrechen.
In der Folgezeit führte er ein sehr zurückgezogenes Leben, seit 1846 auf einem Landgut in Croisset bei Rouen. Dort widmete er sich fast ausschließlich dem Schreiben. In diesem Jahr lernte Flaubert auch seine langjährige Geliebte Louise Colet (1810 - 1876) kennen, die zu dieser Zeit eine angesehene Literatin gewesen war.
1848 nahm Flaubert an der Februarrevolution in Paris teil, die zum Sturz der nach der Julirevolution 1830 errichteten so genannten Julimonarchie führte.
Mit seinem Freund Maxime du Camp bereiste der Schriftsteller von 1849 bis 1851 Ägypten, den Nahen Osten und Griechenland. Ende der 50iger Jahre des 19. Jahrhunderts unternahm Flaubert eine Reise nach Tunesien, wo er Eindrücke für seinen Roman ,,Salammbô" gesammelt hatte.
1863 machte Gustave Flaubert die Bekanntschaft mit George Sand, einer französischen Schriftstellerin, die sich in ihren Romanen mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinandersetzt. Im selben Jahr lernte der Franzose auch einen der bedeutendsten russischen Autoren des 19. Jahrhunderts kennen, nämlich Iwan Sergejewitsch Turgenjew, dessen Romane, Erzählungen und Dramen von großer atmosphärischer Dichte und stilistischer Meisterschaft sind. Außerdem war der Autor mit Théophile Gautier, einem französischen Dichter und Romancier sowie mit Guy de Maupassant, einem französischen Schriftsteller, der durch sein umfangreiches Schaffen zu den bedeutendsten Novellisten der Weltliteratur gehört, befreundet.
Im Jahre 1872 begann Flaubert, der vorher intensive Studien auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten betrieben hat, mit der Arbeit an dem in vielerlei Hinsicht einzigartigen und ungewöhnlichen Roman ,,Bouvard und Pécuchef", der 1881 erschien.
Gustave Flaubert, dessen Werk zur Weltliteratur zählt und das die Anfänge der Prosakunst der Moderne markiert, starb am 8. Mai 1880 in Croisset.
1. 2 Das Werk Gustave Flauberts
Nachdem Flaubert zunächst historische Dramen, autobiographisch inspirierte Erzähltexte ,,Erinnerungen eines Narren"(1901), den Roman ,,Novembre" (1910) und die erste Fassung ,,Jules und Henry oder Die Schule des Herzens" (1910), vor allem aber zahlreiche in der Tradition der Schauerromantik stehende Erzählungen verfasst hatte, gelang ihm mit ,,Madame Bovary"(1857) der Durchbruch und ein großer Publikumserfolg. Mit diesem Roman verabschiedete der Schriftsteller die Tradition der französischen Romantik und legte den Grundstein für die Moderne.
Mit seinem Antikeroman ,,Salammbô"(1862) konnte Flaubert nicht an den Erfolg mit ,,Madame Bovary" anknüpfen. Sein literaturgeschichtlich hoch angesehener Roman ,,Lehrjahre des Gefühls" (1869), die dritte Fassung von ,,Die Versuchung des heiligen Antonius" (1874) sowie die Komödie ,,Der Kandidat" (1874) stießen hingegen fast durchweg auf Ablehnung. Erst die ,,Hérodias" (1877), eine Bearbeitung des biblischen Salome - Stoffes, die im Mittelalter angesiedelte ,,Legende vom Heiligen Julian dem Gastfreien" (1877) und die Erzählung ,,Ein schlichtes Herz" (1877), die von einem Dienstmädchen handelt, verschafften dem Schriftsteller die lang ausgebliebene öffentliche Anerkennung.
Flauberts letzter, als ,,Sammlung menschlicher Dummheit" geplanter Roman ,,Bouvard und Pécuchet", an den schließlich als zweiter Teil sein geniales, im Laufe der Jahre zusammengestelltes ,,Wörterbuch der Gemeinplätze" (1985) angehängt wurde, blieb unvollendet und wurde erst nach seinem Tod im Jahre 1881 veröffentlicht.
1. 3 Die Wirkung des Gustave Flaubert
Die epochale Bedeutung Flauberts für die Entwicklung des Romans beruht nicht auf den dargestellten Inhalten wie etwa einem auffälligen Wechsel zwischen zeitgeschichtlichen und historischen Stoffen. Als das dringlichste Anliegen des Autors muss man vielmehr die Perfektionierung der literarischen Form ansehen. Der Romancier Gustave Flaubert wendet sich vom zeitgenössischen Realismus mit dem Ziel einer möglichst genauen oder umfassenden Darstellung der Wirklichkeit ab und versucht nach Unvoreingenommenheit zu streben.
Flaubert erarbeitet das literarische Material vom beweisenden Ausgangspunkt her und tritt dafür ein, dass ,,der Autor wie Gott im Universum allgegenwärtig und nirgends sichtbar" sein solle. Mit Hilfe der durchgehend ironischen Erzählhaltung und einer meisterhaft eingesetzten erlebten Rede versucht Flaubert, seine Ideale der ,,Unpersönlichkeit" und der ,,leidenschaftslosen Darstellung" zu verwirklichen. Für den Autor ist deshalb der Stil, den er als ,,absolute Sehweise" definiert, von grundlegender Bedeutung. In seinen Briefen ist dokumentiert, wie sehr sich der Franzose in mühsamer Arbeit, tagelang mit kleinen Formulierungen beschäftigt, um eine stilistische Vervollkommnung der Texte zu erreichen. Er glaubt, dass es eine ganz bestimmte Weise gibt, wie man etwas ausdrücken kann, und dass das Wort zum Gedanken passen muss wie der Handschuh auf die Hand. ,,Wenn ich in einem meiner Sätze eine Assonanz2 oder eine Wiederholung finde, dann weiß ich,, dass ich mich in etwas Falschem verfangen habe." Flaubert gestattet es sich also nicht, zwei Mal das gleiche Wort auf einer Seite zu verwenden.
Die fanatische Kunstbegeisterung des Schriftstellers entstammt seinem menschenfeindlichen Ekel vor der Mittelmäßigkeit und Einfallslosigkeit des Lebens, welcher sich in seinen großen Romanen und im ,,Wörterbuch der Gemeinplätze" niedergeschlagen hat: Klischees und moderne Redensarten, die Flaubert in die Rede seiner Romanfiguren einschiebt, bringen die Verachtung zum Ausdruck, die der Antibourgeois für seine Umwelt empfindet. Die Texte des Schriftstellers scheinen also als eine ,,Art Rache an der Niedrigkeit des Daseins" (H. Friedrich), die Flaubert durch künstlerische Perfektion zu überwinden suchte. Flauberts Erzählwerk zählt neben Balzac, Stendhal und Zola zu den bedeutendsten des 19. Jahrhunderts in der Französischen Literatur und weist ihn als Erneuerer der Erzählliteratur, als ,,Vorläufer des zeitgenössischen Romans", vor allem aber als Vater der modernen Literatur aus.
1. 4 Zusammenfassung - Gustave Flaubert: Wichtige Stationen aus Leben und Werk
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2 Gustave Flaubert: Madame Bovary
2. 1 Zur Entstehungsgeschichte des Romans
Der Roman "Madame Bovary", der zu den berühmtesten Romanen der Weltliteratur gehört, verdankt seine Entstehung einem Misserfolg: Maxime du Champ und Louis Bouilhet, beide literarische Freunde von Flaubert, waren nach einer ermüdenden Lesung der ersten Fassung von ,,Die Versuchung des heiligen Antonius" so enttäuscht, dass sie Flaubert ein alltägliches, aktuelles und weniger hochspannendes Thema empfahlen.
,,Un sujet terre á terre", ein Vorfall aus dem bürgerlichen Leben bietet sich an: Der Selbstmord der Delphine Delamare. Sie lebte, einer Zeitungsnotiz zufolge, in dem normannischen Dorf Ry, welches nicht weit von Rouen liegt. Die junge Frau war mit einem unbedeutenden Landarzt verheiratet, brach aus Langeweile die Ehe, machte Schulden und vergiftete sich schließlich 1848.
Flaubert nimmt also den Fall der ehebrecherischen Arztfrau aus der Provinz auf und beginnt mit der Arbeit an dem Roman ,,Madame Bovary".
Fast fünf Jahre lang, von 1851 bis 1856, arbeitet der Schriftsteller Tag für Tag mit unendlicher Mühe und Geduld an der literarischen Formung dieses banalen Stoffes.
In einem Briefwechsel, der über die Entstehung dieses Romans Aufschluss gibt, spricht Flaubert von ,,grauenhaften Anstrengungen der Kunst", von der Sklavenarbeit, zu der ihn die exakte Reproduktion der ,,niederen Wirklichkeit" des Stoffes zwinge.
Wie oft Flaubert Notizen zu diesem Roman wieder ändert, wie viel er nach lauten Leseproben wieder geopfert hat, zeigen die Skizzenbücher und Manuskripte, welche später veröffentlicht worden sind und somit der Stilforschung teilweise Aufschlüsse über die Arbeitstechniken des Schriftstellers geben. Nicht weniger sorgfältig war die dokumentarische Vorbereitung Flauberts, die durch eine Fülle von Dispositionen3, Lage- und Zeitplänen sowie Expertisen4 zu medizinischen und technischen Details belegt ist.
2. 2 Der Inhalt des Romans
Der junge Charles Bovary kommt mit einer seltsamen Kopfbedeckung, einer hässlichen Troddelmütze, als neuer Schüler in ein Provinzgymnasium. Mit einer stummen und stumpfen Geduld erträgt er den Hohn seiner Mitschüler. Auch später, als Charles eine mittelmäßige Karriere als Landarzt verfolgt und auf Wunsch seiner Mutter die 45 jährige Witwe Hélo_se ihrer hohen Rente wegen heiratet, erträgt er alles mit derselben Geduld.
Charles Bovary begegnet Emma Rouault das erste Mal, als er ihren Vater nach einem Unfall untersucht. Dieses Erlebnis erscheint ihm als eine Wende in ein glücklicheres Leben. Der Landarzt besucht seinen Patienten im Nachbardorf öfter als notwendig, weshalb seine Frau Hélo_se eifersüchtig wird: "Als sie jedoch erfuhr, dass er5 eine Tochter hatte, zog sie Erkundigungen ein, und sie hörte, dass Mademoiselle Rouault [...] eine ,,feine Erziehung genossen habe" [...] Das war ja die Höhe [...] Oh, dieses Weib! Dieses Weib! ... Und instinktiv verabscheute sie sie." (S. 23/24) Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass Hélo_se Bovary doch nicht so reich ist, wie sie vorgegeben hat ,,... was sie dem Notar hinterlegt hatte, das wusste Gott allein, und der Schiffsanteil überstieg keineswegs tausend Taler. Sie hatte also gelogen, die gute Dame!" (S. 25). Acht Tage, nachdem diese Sache herausgekommen ist, erleidet Charles' erste Frau einen Blutsturz und stirbt.
Der Tod Hélo_ses ermöglicht Bovary also bald eine zweite Hochzeit mit Emma, der wohlbehüteten Tochter des reichen Bauern Rouault, die in einem Kloster erzogen worden ist. Durch die Abgeschiedenheit einer äußerst ereignislosen Jugend ist das empfindsame Mädchen für Träumereien empfänglich geworden. Familie Bovary lebt in dem kleinen normannischen Dorf Tostes, wo Charles als Landarzt tätig ist.
Das sechste Kapitel im ersten Teil von Flauberts Roman ,,Madame Bovary" nimmt eine Schlüsselstellung innerhalb des Werkes ein. Es kann sozusagen als ,,Inkubationszeit" der romantischen Krankheit, die Flucht aus der Gegenwart in eine Welt des schönen Scheins, bezeichnet werden, auf deren Diagnose der gesamte Roman angelegt ist.
Während Charles sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig glücklich fühlt, bemerkt Emma bereits in den ersten Wochen ihrer Ehe ein unerklärliches Unwohlsein. Die Monotonie des Alltages bedrückt und beunruhigt sie um so mehr, als Charles sich seinem Beruf als Landarzt mit gelassener Selbstverständlichkeit und dumpfer Betriebsamkeit zuwendet. ,,Vor der Heirat hatte sie geglaubt, verliebt zu sein; da aber das Glück, das sich aus dieser Liebe hätte ergeben müssen nicht eingetroffen war, musste sie sich, wie sie meinte, getäuscht haben. Und Emma versuchte herauszufinden, was man im Leben unter den Worten ,,Glückseligkeit", ,,Leidenschaft" und ,,Rausch", die ihr in den Büchern schön vorgekommen waren, genau verstand." (S. 42)
Die Einladung des Marquis d' Andervilliers zu einem Ball auf Schloss Vaubyessard unterbricht die Eintönigkeit im Leben der Bovarys und hat eine verhängnisvolle Wirkung, da Emma im Glauben an das Bestehen der von ihr erträumten schöneren Welt bekräftigt wird. Sie lernt das luxuriöse Leben kennen und findet Gefallen daran, sogar so sehr, dass sie in diese Scheinwelt flüchtet: ,,Oft zog sie [...] das grünseidene Zigarrenetui [...] hervor." Dieses Etui, wahrscheinlich von einem Vicomte, den Emma auf dem fest getroffen hat, haben sie und Charles auf dem Heimweg vom Ball gefunden. ,,... Es war vielleicht ein Geschenk seiner Geliebten [...] Sie war in Tostes. Er, er 6 war jetzt in Paris! Wie war dieses Paris? Was für ein unermesslicher Name! Halblaut wiederholte sie ihn, um sich daran zu erfreuen; er klang in ihren Ohren wie eine große Domglocke! Er strahlte ihr selbst auf dem Etikett ihrer Pomadendose in die Augen." (S. 67/68)
Der Ball, die Flucht in die Scheinwelt und die Enttäuschungen durch Charles (,,Was für ein armseliger Mann! Was für ein armseliger Mann", flüsterte sie und biss sich auf die Lippen." (S. 73)) lösen bei Emma eine Nervenkrise aus, sie wird nervös und kränkelnd. Charles, der ihre Krankheit nicht versteht, ist der Meinung, dass eine Übersiedlung in ein anderes normannisches Dorf, Yonville - l' Abbaye, und der damit verbundene Klimawechsel Emma helfen könnten.
Der neue Ort, in den die Bovarys nun ziehen, scheint ein wenig Abwechslung zu bringen. Da wäre zum Beispiel der Apotheker Homais, eine der wenigen witzigen Figuren im Roman, oder der Notariatsangestellte, im Roman auch Schreiber genannt, Léon Depuis, der sich um Emmas Gunst bemüht. In ihm findet sie einen verwandten Geist. Jedoch zieht er bald nach Paris, um dort sein Rechtsstudium zu beenden, da er das Spiel Emmas, die getreue Frau und Mutter zu sein, nicht durchschaut und demnach von der Hoffnungslosigkeit seiner Liebe zu ihr überzeugt ist. Diese Rolle wird von Madame Bovary jedoch nur angenommen, da sie ein Kind von Charles bekommen hat, über das sie sich nicht freut. Ihre wahren Gefühle versteht Emma gut zu verbergen.
Der zunehmende Hass auf ihren Mann, den Emma empfindet, fördert ihre Bereitschaft zum Ehebruch. ,,... Seine Überzeugung, dass er sie glücklich mache, kam ihr wie eine einfältige Kränkung, seine Sicherheit darüber wie Undank vor." (S. 126) Als Emma dann auch noch Rodolphe Boulanger, einen geschickten Verführer und wohlhabenden Gutsherren kennenlernt, scheinen sich all ihre Träume zu verwirklichen. Jetzt glaubt sie, ihren Romanheldinnen an Leidenschaft, Ekstase und Verrücktheit in nichts nachstehen zu müssen. Emma genießt die Liebe mit Rodolphe, deren Höhepunkt ein gemeinsamer Waldritt ist. Diese Beziehung findet jedoch abrupt ein Ende, da Emmas Geliebter ihre gemeinsamen Fluchtpläne zurückweisend zerstört. Danach fällt Flauberts Romanheldin in tiefe Depressionen und immer rascher folgen für sie flüchtige Befriedigung und Enttäuschung aufeinander, so dass sich der Kontrast zwischen Traum und Wirklichkeit immer deutlicher zeigt.
Als Emma mit ihrem Mann Charles einen Theaterbesuch nach Rouen unternimmt, trifft sie Léon wieder. Mit ihm beginnt Madame Bovary bald eine leidenschaftliche Beziehung, in dem sie ihn jeden Donnerstag, unter dem Vorwand Klavierunterricht zu nehmen, besucht. Diese Verbindung scheint Emma endlich Glück zu versprechen, jedoch verliert dieses Vergnügen bald seinen Reiz, da dieser der faden Gewöhnlichkeit solcher Rendezvous weicht.
Als im Verlauf des Romans der Händler Lheureux die Bezahlung der Luxusartikel, welche Emma bei ihm in verschwenderischer Laune gekauft hat, per Gericht einzutreiben versucht, erkennt die junge Frau die ausweglose Situation, in der sie sich befindet. Denn weder Léon noch Rodolphe, an die sie sich in höchster Not wendet, leihen ihr Geld. Als Folge dessen vergiftet sich Emma mit einem Fläschchen Arsen, das sie aus der Apotheke Homais' entwendet. Doch anstatt sanft einzuschlafen, wie sie gehofft hat, erleidet sie, durch Blutspucken und Krämpfe, einen schrecklichen Tod.
Charles findet erst einige Zeit nach Emmas Tod die Briefe, die sie sich mit ihren beiden Geliebten geschrieben hat. Diese öffnen ihm zwar die Augen, aber die Zuneigung zu seiner Frau können sie nicht zerstören. Am Ende stirbt dann auch Charles, einsam und voller Kummer.
2. 3 Die Personenkonstellation in ,,Madame Bovary"
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Charakteristik der Hauptpersonen
3. 1 Emma Bovary
Emma Rouault, eine junge Frau mit schwarzen Haaren und schönen braunen Augen, die durch die Wimpern fast schwarz wirken, lebt mit ihrem Vater und dessen Bediensteten auf einem Bauernhof namens Les Bertaux, wo sie eine gutbürgerliche Erziehung geniest. Mit dreizehn Jahren wird das junge Mädchen in ein Klosterpensionat gebracht, wo sie sich sehr gottesfürchtig gibt. Ihre Mädchenzeit hat sie in diesem Pensionat verträumt, wo man sie nach wirklichkeitsfremden Vorstellungen und Bedürfnissen bildet. Jung und lebenshungrig, denkt sie, die Zukunft könne nur Schönheit und Glück für sie bereithalten.
,,Um sich zu kasteien7, versuchte sie, den ganzen Tag lang nichts zu essen. Sie zerbrach sich den Kopf, um irgendein Gelübde zu entsinnen, das sie erfüllen könnte." (S. 43/ 43). Während Emma im Kloster ist, stirbt ihre Mutter. Im Laufe des Geschehens erfährt man auch, dass Emma einen Bruder hat, der aber ebenfalls in jungen Jahren gestorben ist. ,,Ich habe meine Frau dahinscheiden sehen..., danach meinen Sohn, und heute nun ist es meine Tochter! (S. 387), so Monsieur Rouault bei der Beerdingung Emmas.
Als die junge Frau nach dem Tod der Mutter von ihrem Vater aus dem Kloster abgeholt wird und wieder zu Hause ist, beginnt sie das Gesinde wie eine Hausherrin zu kommandieren, sie ist jetzt schließlich die einzige Frau im Haus. Trotz dieser Macht, die sie besitzt, ist Emma unzufrieden, was sich erst dann ändert, als der Landarzt Charles Bovary auf den Hof der Rouaults kommt, um ihren Vater zu behandeln. Nun glaubt sie die Leidenschaft zu kennen, von der sie bisher nur in ihrer Phantasie geträumt hat. Aber die geistige Beschränktheit ihres Mannes, die Untätigkeit ihres Lebens und die trostlose Eintönigkeit ihrer kleinbürgerlichen Umwelt lassen sie bald die Leere ihres Daseins empfinden.
Ihre Liebesgefühle erweisen sich sehr schnell als oberflächlich und flüchtig ,statt Leidenschaft und Anbetung macht sich ein Vakuum in ihrem Herzen breit. Die Monotonie des Alltags bedrückt und beunruhigt Emma.
Madame Bovary ist nicht in der Lage, wahre Muttergefühle ihrer Tochter gegenüber zu entwickeln. ,,Sie wünschte sich einen Sohn; er würde kräftig und dunkelhaarig sein und Georges heißen; und dieser Gedanke, ein männliches Wesen als Kind zu bekommen, war wie die ersehnte Vergeltung für ihre vergangene Ohnmacht." (S.103) Bei der Geburt der Tochter wendet sie ihren Kopf ab und verliert das Bewusstsein, da sie enttäuscht ist, dass ihr Wunsch, einen Sohn zu gebären nicht erfüllt worden ist.
Wenn Emma besonders unzufrieden mit sich und ihrem Dasein ist, ist sie ihrer Tochter Berthe gegenüber sehr aufgebracht. Einmal, als sie diese mit dem Ellenbogen wegstößt, fällt das Kind gegen den Metallsockel einer Kommode und schneidet sich dabei in die Wange. In der Gegenwart von Charles spielt sie immer die treusorgende und liebende Mutter. Als Ausrede für den Unfall meint sie zu ihm: ,,...da hat sich die Kleine eben beim Spielen auf dem Fußboden verletzt." (S. 134)
In diesem Zusammenhang bezeichnet sie ihre Tochter, die zerzaust und verweint aussieht, sogar als hässlich. ,,Es ist seltsam, dachte Emma, wie hässlich dieses Kind ist!" (S. 134).
Diese Taten und Aussagen Madame Bovarys sind auf die Enttäuschung zurückzuführen, dass sie eine Tochter und keinen Sohn geboren hat.
In Flauberts Roman ,,Madame Bovary" ist Emma die einzige Person, die sich mit den Gegebenheiten ihrer Existenz nicht abfindet. Sie leidet an den Widersprüchen zwischen dem Dasein, das sie führt und dem Leben ihrer Träume, mit allem Luxus und allen Vorzügen, die eine Frau nur haben kann.
Der Ausbruch aus diesem Gefängnis, in das die Ehe mit einem glanzlosen Mann, Charles Bovary, und die stickige Atmosphäre einer Kleinstadt sie einsperrt, wäre für Emma das größte Glück. Das Verlangen nach Erfüllung ihrer romantische Mädchenträume, durch die Lektüre verlogener Romane noch gesteigert, treibt sie in Liebesabenteuer und Schulden.
Sie verspürt ein Bedürfnis der Unabhängigkeit und da sie durch ihre Herkunft und Erziehung vom Bürgertum gezeichnet ist, sind ihre Befreiungsversuche nur halbherzig. Emma baut sich ein Wunschreich der Empfindsamkeit auf, dass nicht nur in einem starken Widerspruch zur Realität steht, die ihr in Gestalt ihrer Geliebten begegnet, sondern auch in ihrem eigenen Wesen, welches sie immer wieder in eine Niederlage treibt.
Ihren bohrenden Lebenshunger versucht sie mit dem Kauf kostbarer Teppiche, wertvoller Möbel und edler Stoffe zu stillen, wobei sie maßlos über ihre Verhältnisse lebt, was in einem Streitgespräch mit Charles Bovarys Mutter zum Ausdruck kommt: ,,Konnte man nicht auf einen Teppich verzichten? Weshalb war der Stoff der Lehnstühle erneuert worden? [...] ,Nicht jeder kann reich sein! Jedes Vermögen erschöpft sich einmal! Ich würde mich schämen, mich so zu verzärteln, wie Sie es tun! ... Da! Da! Modische Kinkerlitzchen! ... Futterseide zu zwei Francs! ... Wo man doch Jakonett zu zehn Sous und sogar zu acht Sous bekommt, der den Zweck völlig erfüllt!' " (S. 313/ 314)
Der Unterschied zwischen Emmas romantischen Träumen und den tatsächlichen und persönlichen Möglichkeiten, sie zu verwirklichen, wird im Laufe der Handlung immer unüberbrückbarer, so dass sie letztendlich an diesem Widerspruch zugrunde geht. Ihr Untergang kommt nur deshalb zustande, weil Emma ständig über ihre Verhältnisse leben will, ohne das sie je eine Aussicht gehabt hätte, dieses Ziel zu erreichen. Sie hat sich also, verglichen mit ihrer eigenen Leistungsfähigkeit, zuviel vorgenommen und das auf Kosten anderer, sie sieht keine Perspektive für ihr weiteres Leben. Madame Bovary verstrickt sich in ein Netz von Lügen und Heimlichkeiten, aus dem sie schließlich keinen Ausweg mehr findet. Emma begreift nicht, dass die Leidenschaft ein hartes Brot ist, trotz ihrer berauschenden Höhepunkte. Man kann davon nicht leben. Am Ende muss sie für ihr blindes Umherirren und ihre verzweifelten Ausschweifungen teuer bezahlen.
3. 2 Charles Bovary
Charles Bovary ist als Sohn eines ehemaligen Stabsarztes und der Tochter eines Mützenmachers in einem abgelegen Bauernhof geboren worden. Hierher hat sich sein Vater zusammen mit der Mutter im Alter von 45 Jahren zurückgezogen, da die Menschen ihn anekeln und er deswegen in Frieden leben will.
Der Vater wünscht sich, dass Charles besonders weise, tapfer sowie sein Körper gestählt wird. Ihm schwebt gewissermaßen ein männliches Kindheitsideal vor, wonach er seinen Sohn zu formen versucht und dieser deshalb mit spartanischer Härte erzogen wird. ,,Er ließ ihn in einem ungeheizten Zimmer schlafen, brachte ihm bei, in großen Zügen Rum zu trinken und über die Prozessionen zu spotten." (S. 10)
Die Mutter hingegen verwöhnt Charles, indem sie ihn mit Konfekt füttert, ihn ständig hinter sich herzieht und ihm Figuren aus Pappe schneidet. ,,In der Abgeschiedenheit ihres Lebens übertrug sie nun alle ihre Erwartungen, die zerronnen und zerbrochen waren, auf diesen Knaben. Sie träumte von hohen Stellungen und sah ihn schon vor sich: groß, schön, geistvoll und in gesicherter Position...". (S.10)
Seine Kindheit verbringt Charles in freier Natur bei den Landarbeitern, wird dadurch sehr kräftig und bekommt eine gesunde Farbe.
Die Mutter erreicht, trotz gegenteiliger Meinung des Vaters, dass ihr Sohn vom Pfarrer unterrichtet wird. Es vergehen einige Jahre, bis Charles endgültig auf das Gymnasium nach Rouen geschickt wird, denn seine Eltern haben das aus Sparsamkeitsgründen immer weiter nach hinten geschoben. Der Junge ist in der Schule fleißig und hält sich stets im Klassendurchschnitt, so dass er letztendlich auch den Abschluss schafft und Medizin studieren kann.
Das Studium, welches Charles in Rouen beginnt, fällt ihm sehr schwer. Obwohl er hart arbeitet und alle Vorlesungen regelmäßig besucht, wird er aus vielen Dingen nicht schlau. Charles wird daraufhin nachlässig, beginnt mit dem Trinken, spielt nächtelang Karten und fällt schließlich durch das Staatsexamen. Beim zweiten Mal bereitet er sich ausreichend vor und besteht, was seine Eltern sehr stolz macht.
Durch die Verkupplungsversuche seiner Mutter muss Charles nun die ältere Witwe Hélo_se Dubuc heiraten, mit der er eine unglückliche, kurze Ehe führt, ehe sie an einem Blutsturz stirbt. In dieser Zeit wird er in seiner Freiheit eingeschränkt, denn Charles' erste Frau verfügt über das Geld, erteilt ihm Rederecht, kleidet ihn ein und spioniert in seiner Post. Monsieur Bovary erträgt all das sehr geduldig, verrichtet seine stupide Arbeit als Landarzt gewissenhaft, mit Selbstverständlichkeit und dumpfer Betriebsamkeit.
Diese Charaktereigenschaften Charles' spiegeln sich auch in seiner zweiten Ehe mit Emma Rouault wider, die die Ursachen für das entstehende Problem, die kommende Ehekrise und das egoistische Verlangen seiner Gattin sind. Denn er ist nach wie vor sehr anspruchslos, äußerst konservativ und ein fast langweiliger, unaufmerksamer Mensch. ,,... aber jeden Abend fand er ein flackerndes Feuer, den gedeckten Tisch, bequeme Möbel und eine hübsch gekleidete, reizende und frisch duftende Frau vor, ohne eigentlich zu wissen, woher dieser Duft kam, ..." (S. 71/ 72)
So erkennt Charles auch nicht den wahren Grund für die Krankheiten, die Ohnmachtsanfälle und Depressionen Emmas. Er liebt seine Frau noch nach ihrem Tode, obwohl er inzwischen Kenntnis von ihrem schändlichen Ehebruch sowie den hohen Schulden hat, wodurch Emma letztendlich auch sein Leben ruiniert hat.
Im Ort und bei seinen Patienten ist der Landarzt jedoch sehr beliebt und hat einen gefestigten Ruf. ,,Die Leute auf dem Lande mochten ihn gern, weil er nicht überheblich war. Er streichelte die Kinder, ging niemals ins Wirtshaus und flößte außerdem durch sein moralisches Verhalten Vertrauen ein." (S. 72)
Ferner fürchtet Charles stets, seinen Mitmenschen bei Behandlungen etwas anzutun. Deshalb verordnet er fast nur Brechmittel, Beruhigungsmittel oder Fußbäder. Das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten fehlt ihm.
4 Die Konfliktsituationen in ,,Madame Bovary"
4. 1 Der Konflikt zwischen Emma und Charles Bovary
Emma Rouault, ein verträumtes Mädchen, ist in einem Kloster erzogen worden und sehnt sich nach der großen Liebe sowie dem schönen, reichen Leben in der Stadt. Als sie Charles Bovary kennenlernt und dieser um ihre Hand anhält, willigt sie ein, um dem trostlosen Landleben zu entfliehen und in der Hoffung, endlich das angenehme Leben zu entdecken. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Emma ist enttäuscht, als sie feststellen muss, dass ihr Ehemann ihr nichts von dem bieten kann, was sie sich sehnlichst gewünscht hat. Sie stört sich an seiner Sprechweise, die ,,platt wie ein Bürgersteig" (S. 50) ist, dass er weder schwimmen, fechten, mit Pistolen schießen oder einen Begriff erklären kann, auf den sie in einem Roman gestoßen ist.
Gegen Ende September soll sich aber in dem Leben der Bovarys etwas Außergewöhnliches ereignen. Sie werden zu einem Ball des Marquis d' Andervilliers eingeladen. Hier lernt Emma endlich das luxuriöse Leben kennen, von dem sie immer geträumt hat. Andererseits schämt sie sich Charles' wegen. Als dieser mit dem Thema Tanzen anfängt und meint, dass ihn die Hosenträger dabei stören würden, antwortet seine Frau nur: ,,Tanzen? [...] Aber du hast ja den Verstand verloren! Man würde sich über dich lustig machen; bleib an deinem Platz." (S. 59) Sie jedoch tanzt den ganzen Abend lang mit einem Vicomte und ignoriert ihren Mann. Auch lässt Emma keine Zärtlichkeiten von Charles zu. Als dieser sie auf ihre Schulter küssen will, antwortet seine Frau nur kurz, dass er das bitte unterlassen möchte, weil sonst ihr Kleid zerdrückt würde.
Für Emma ist der Ball alles, was sie sich jemals erträumt hat, weshalb ihr das triste Leben mit Charles, als sie wieder zu Hause waren, umso bewusster wird. Sie fühlt sich immer mehr von ihrem Mann wegen seiner Einfältigkeit abgestoßen und ärgert sich über seine Mittelmäßigkeit. In ihren Träumen ist der Name Bovary berühmt, liegt bei den Buchhändlern aus und wird in den Zeitungen wiederholt. Da aber Charles in ihren Augen keinen Ehrgeiz hat, erkennt Emma, dass diese Wünsche nie in Erfüllung gehen werden.
Eine weitere Sache, die Emma sehr an ihrem Mann stört, ist, dass Charles nicht seine Meinung vor Kollegen verteidigt. ,,Ein Arzt aus Yvetot, mit dem er kürzlich bei einer Konsultation zusammengetroffen war, hatte ihn obendrein am Bett des Kranken, vor versammelter Verwandtschaft gedemütigt." (S. 73) Als Charles ihr dann beim Abendessen von diesem Ereignis erzählt ,,ereifert sie sich sehr lautstark über den Kollegen". (S. 73) Ihr Mann versteht diesen Wutausbruch Emmas allerdings total falsch und ist so davon berührt, dass er sich durch Zärtlichkeiten bei ihr bedanken möchte. Seine Frau ist jedoch außer sich vor Scham und hätte ihn am liebsten geschlagen. Stattdessen geht sie in den Flur, reißt das Fenster auf und atmet die frische Luft ein, um sich zu beruhigen. Kurz um, Emma ist sehr unglücklich in ihrer Ehe und wird Charles gegenüber immer gereizter.
Sie stößt sich an seinen Manieren, die er sich mit zunehmendem Alter angewöhnt, wie die Korken von leeren Flaschen beim Nachtisch zu zerschneiden oder sich nach dem Essen mit der Zunge über die Zähne zu fahren.
Aber Emma umsorgt ihren Mann auch, in dem sie ihm den Saum seiner Hemden wieder unter die Weste schiebt oder ihm die Krawatte zurechtrückt. Charles glaubt, dass sie es seinetwegen tue, täuscht sich allerdings, denn seine Frau handelt nur aus ,,überquellendem Egoismus, aus nervöser Gereiztheit". (S. 73)
Madame Bovary spricht auch über Romanstellen, die sie kürzlich gelesen hat, oder über eine Anekdote aus der ,,großen Welt" mit ihrem Mann, da er immer ein offenes Ohr hat. Jedoch vertraut sie ebenfalls vieles Gegenständen an, wie den Holzscheiten im Kamin oder dem Pendel an der Stutzuhr, was ein Beweis dafür ist, dass Emma ihren Mann nicht als einen gleichwertigen Partner sieht, sondern als ein ihr untergeordnetes Geschöpf.
Als Charles den Versuch wagt, einen Dorfbewohner von seinem Klumpfuss zu befreien, ist sie kurzzeitig stolz auf ihn, da alle anderen Bewohner zu ihm aufsehen, ihn bewundern und ihr Name endlich in der Zeitung erwähnt wird. Ihre Wünsche, so hofft Emma, gehen nun doch noch in Erfüllung. Der Apotheker Homais hat nämlich einen Artikel verfasst, in dem es um den von Charles durchgeführten Eingriff geht: ,,Monsieur Bovary, einer unserer hervorragendsten praktischen Ärzte...". (S. 205) Aber als dann nach dieser Operation Komplikationen auftreten und das Bein amputiert werden muss, ist das Gefühl des Stolzes sehr schnell wieder verflogen und der gewöhnliche Alltag kehrt zurück.
Nach den ständigen Enttäuschungen, die Emma durch Charles erfährt, fällt es ihr nun auch nicht schwer, ihn zu belügen und zu betrügen. Sie gibt sein hart erarbeitetes Geld für Luxusartikel aus, macht dabei immense Schulden und hat im Laufe der Handlung zwei Liebhaber. Emma verhält sich egoistisch, um im Liebesleben ihr Ziel zu erreichen und ein Stück vom Leben in Reichtum zu bekommen, verstrickt sich immer mehr in Widersprüchen und damit in die Ausweglosigkeit ihrer Situation.
Charles merkt von alldem nichts, da er sich nur darum bemüht, seine Frau glücklich zu sehen. Auch als er nach dem Tod Emmas die Liebesbriefe von ihr und den Liebhabern findet, werden seine Gefühle ihr gegenüber nicht im geringsten erschüttert. Er kann sich sogar mit Rodolphe, einem der Liebhaber, in ein Wirtshaus setzen, eine Flasche Bier trinken und zu ihm sagen: ,,Ich bin Ihnen nicht böse! [...] Nein, ich bin Ihnen nicht mehr böse! [...] Es ist die Schuld des Schicksals!" (S. 398), was ein Beweis von unendlich großer Liebe und Großzügigkeit, Emma alle Fehler zu verzeihen, ist.
4. 2 Der Konflikt zwischen Emma Bovary und Rodolphe Boulanger
Emma lernt Rodolphe Boulanger, einen vierunddreißigjährigen jungen Mann mit rauem Charakter und viel Erfahrung mit Frauen kennen, als dieser mit seinem Fuhrmann, der zur Ader gelassen werden möchte, in die Praxis von Charles kommt. Dieser ist sofort fasziniert von Madame Bovary. ,,Sie ist allerliebst, diese Frau des Arztes! Hübsche Zähne, die Augen schwarz, der Fuß zierlich und eine Haltung wie eine Pariserin." (S. 151)
Er erkennt sofort, dass diese Frau sich an der Seite von Charles Bovary langweilt, lieber tanzen und in der Stadt wohnen möchte. Rodolphe malt sich in Gedanken ein Abenteuer mit Emma aus und überlegt gleichzeitig, wie er es wieder beenden kann.
In der kommenden Zeit macht er Emma den Hof, was ihr sichtlich gefällt. Auf einer Veranstaltung im Dorf weicht Rodolphe nicht von Emmas Seite, macht indirekte Komplimente, um dadurch ihre inneren Gefühle und Wünsche anzusprechen. ,,... Sie brauchen abwechselnd Traum und Tat, die reinsten Leidenschaften, den heftigsten Sinnenrausch, und so stürzt man sich in alle Arten von Launen, von Torheiten." (S.165)
Um mehr Zeit mit Emma zu verbringen und Charles nicht misstrauisch zu machen, schlägt er vor, Ausritte in die Natur zu unternehmen. Bei diesen Ausflügen kommen sich die beiden näher und tauschen erste Zärtlichkeiten aus. Rodolphe weiß sehr genau, wie man sich einer Dame nähert, ohne sie gleich zu verschrecken. Er beginnt zögerlich mit schönen Liebesworten und schüchternen Gesten, ist aber dabei doch konsequent. Emma erkennt sein Ziel, fühlt sich geschmeichelt und verstanden.
Es entsteht im Laufe der Zeit eine Liebesbeziehung, die jedoch nur von einer Seite, nämlich von Emmas, wirklich ernst gemeint ist. Da sie sich jedoch nicht von Rodolphe Boulangers vorherigen Geliebten unterscheidet, wird sie für ihn, auch durch die ewige Monotonie der Leidenschaft, welche immer die gleichen Formen und Sprachen hat, langweilig. Der Reiz des Neuen verfliegt für Rodolphe also allmählich.
Als sich Emma dann auch noch in den Kopf setzt, mit ihm zusammen zu fliehen, hat Monsieur Boulanger nur noch eine Wahl, er muss mit Emma brechen. Als der Zeitpunkt der Flucht immer näher rückt, hofft er durch Verlängerung der Frist, dass seine Geliebte kein Interesse mehr daran hat. ,,Er verlangte noch zwei Wochen Aufschub, um einige Dinge zu erledigen; als dann acht Tage vergangen waren, verlangte er weitere vierzehn Tage, danach sagte er, er sei krank; dann unternahm er eine Reise; der August verstrich..." (S. 227)
Da all das aber nicht geholfen hat, sieht Rodolphe nur noch einen Ausweg, nämlich endgültig einen Schlussstrich unter die Beziehung mit Emma zu ziehen, denn mit dem Gedanken einer Flucht kann er sich absolut nicht anfreunden. ,,Schließlich [...] kann ich doch nicht auswandern und mich mit einem Kind belasten [...] Und übrigens, die Scherereien, die Kosten ... Ach! Nein, nein, tausendmal nein! Das wäre zu dumm gewesen." (S. 230)
Rodolphe schreibt Emma also einen Brief, in dem er ihr mitteilt, nicht mit ihr zu fliehen, da er nicht der Anlass für das Unglück ihres Lebens sein möchte. Er wird sie jedoch niemals vergessen und das, wenn beide zusammen geflohen wären, sie überall hätten Verleumdung, Verachtung und Schmach ertragen müssen. Um seinen Zeilen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, befeuchtet Rodolphe seine Finger mit ein wenig Wasser und lässt einen dicken Tropfen auf das Geschriebene herabfallen, sodass sich auf der Tinte ein blasser Fleck bildet.
So soll seine Geliebte den Eindruck haben, es wäre ihm unter Tränen schwer gefallen, sich von ihr zu verabschieden.
Diesen Brief lässt er dann Emma überbringen, die daraufhin in tiefe Depressionen fällt und als Folge sogar an Selbstmord denkt. ,,... Weshalb nicht Schluß machen? Wer hielt sie denn zurück? Sie war frei. Und sie trat nach vorn, sie blickte auf das Pflaster, und sie sagte sich: Los! Los!" (S. 236)
Die beiden sollten sich aber nach etwa zwei Jahren noch einmal begegnen, da sich Emma in einer Notlage befindet. Nachdem sie alle ihr möglichen Adressen Hilfe zu bekommen aufgesucht hat, wendet sie sich als letzte Hoffnung an Rodolphe, der ihr einen beachtlichen Betrag an Geld leihen soll.
Ihr ehemaliger Liebhaber ist jedoch nicht in der finanziellen Lage, ihr zu helfen, da er selbst Schwierigkeiten hat. Emma, in ihrer Verzweiflung so aufgebracht, fängt an zu toben und beschimpft Rodolphe aufs Schlimmste. Sie sehe nicht ein, wie man unter Geldnot teure Gewehre, Uhren und Länderein besitzen könne. Emma ist der Meinung er hätte sie nie so innig geliebt, wie es andersrum der Fall gewesen sei, ansonsten würde er ihr das Geld ohne Umschweife geben.
,,Sie ging. Die Wände schwankten, die Decke erdrückte sie; und sie lief zurück durch die lange Allee, über die Laubhaufen stolpernd, die der Wind zerstreute." (S. 357) Es ist das letzte Mal gewesen, dass Rodolphe Emma lebend gesehen hat.
4. 3 Der Konflikt zwischen Emma Bovary und Léon Depuis
Emma und Léon lernen sich an dem Abend kennen, als Familie Bovary nach Yonville - l' Abbaye zieht. Sie sind sich von Anfang an sympathisch, da sie fast das Gleiche denken und fühlen, denn er ist wie Emma gebildet, liest Bücher und interessiert sich für Gedichte. Zwischen ihnen entsteht etwas wie eine Bindung, die aus einem ständigen Austausch von Büchern und Romanzen besteht. Außerdem verbringen sie viel Zeit miteinander, Léon begleitet Emma zu einem Besuch bei der Amme, wo sie ihre Tochter sieht. Er verliebt sich in sie, ist aber von der Hoffnungslosigkeit dieser Liebe überzeugt, weswegen er die Stadt verlässt und in Paris sein Rechtsstudium weiterführt.
Bei einem Opernbesuch in Rouen, den Emma zusammen mit Charles unternimmt, treffen sie sich wieder. In Léon flammt sofort wieder die alte Leidenschaft Emma gegenüber auf. Gutmütigerweise erlaubt Charles seiner Frau einen längeren Aufenthalt in Rouen. Emma und Léon treffen sich und haben ein erstes wildes Liebesabenteuer in einer Droschke, die auf Anweisung Léons mehrmals durch die Straßen der Stadt fährt.
In den nächsten Wochen und Monaten findet Emma immer wieder andere Gründe, in die Stadt zu fahren und trifft sich dann dort mit Léon. Mal sind es Klavierstunden, mal Gespräche mit ihrem Geliebten als ,,Notar". Charles schöpft keinen Verdacht bzw. Emma macht ihm ihre Besuche in der Stadt stets von neuem glaubhaft.
Die Rendezvous in Rouen sind für beide Stunden der Zärtlichkeit, wo sie sich gegenseitig verwöhnen, Champagner trinken, zärtliche Worte zuflüstern. Emma und Léon leben nur noch für die Donnerstage, die einzigen Tage, wo sie sich treffen können.
Für Léon ist Emma die erste Liebe in seinem Leben und er kann es gar nicht fassen, dass ,,eine Frau von Welt" (S. 303) und dazu noch eine verheiratete, seine Geliebte ist. Sie ruft in ihm auf Grund ihrer Stimmungsschwankungen, die von schwärmerisch, fröhlich zu geschwätzig und gleichgültig wechseln, viele Begierden wach.
Auch für Emma ist es eine neue Erfahrung, einen, um einige Jahre jüngeren, Liebhaber zu haben. Sie nennt Léon sogar Kind: ,,Kind, liebst du mich?". (S. 304) Allerdings versucht sie auch, seine Eifersucht auf die Probe zu stellen, indem sie ihm von einem früheren Liebhaber erzählt.
Dem Druck seines Arbeitgebers, Notar Dubocages, den Witzeleinen seiner Freunde, aber auch seiner selbst willen beginnt Léon über seine Beziehung mit Emma nachzudenken, denn er merkt, dass das Feuer in ihm erloschen ist. ,,... wurde sein Herz träge und gleichgültig gegenüber dem Ungestüm einer Liebe, deren Feinheiten es nicht mehr unterschied." (S. 331) Emma fühlt dasselbe. ,,Sie war seiner ebenso überdrüssig, wie er ihrer müde war. Emma fand im Ehebruch die ganze Schalheit der Ehe wieder." (S. 332)
Nachdem sie sich in den letzten Wochen nur noch Briefe geschrieben haben, sucht Emma in ihrer Not, in der sie sich auf Grund der Pfändung ihrer Sachen befindet, Léon auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Er soll ihr bei der Beschaffung des Geldes behilflich sein. Nachdem er in Rouen einige Adressen aufgesucht hat, ist es ihm dennoch nicht gelungen, Geld für Emma zu besorgen.
Da schlägt Emma ihm vor, sich doch ganz unauffällig an der Kasse seines Arbeitgebers zu bedienen, um ihr somit aus der Misere zu helfen. Léon macht daraufhin den Vorschlag, einen Freund, dessen Vater sehr reich ist, um Hilfe zu bitten. Das Geld würde er ihr dann am nächsten Tag vorbeibringen.
Emma, die sehr erleichtert über diesen Vorschlag ist, fährt beruhigt, aber nachdenklich nach Hause. ,,Ahnte sie die Lüge?" (S. 340)
Léon hat sich nämlich über den Vorschlag Emmas, seinen Herren zu bestehlen, mächtig erschrocken, ja er hat sogar Angst vor ihr, und will sie mit dieser Notlüge loswerden. Die beiden werden sich nie wieder begegnen.
5 Der Stil in ,,Madame Bovary"
Obwohl das Buch ,,Madame Bovary" heißt und Emma die Hauptperson ist, beginnt Flaubert mit dem Leben und der ersten Ehe Charles. Die Absicht des Autors ist es, die Geschichte seiner Hauptfigur wie ein Gemälde durch die Geschichte ihres Mannes einzurahmen. Dadurch rundet Flaubert seine Erzählung ab und gibt ihr eine Geschlossenheit.
Ein bedrückendes, lähmendes Schicksal, das durch eine Kreisbewegung entsteht, welches die Ereignisse immer auf den gleichen Anfangspunkt - die Langeweile des Provinz-Alltags - zurückführt, es scheint über die Versuche, diesem Zwang der Dinge zu entfliehen, zu spotten, ist eines der Stilmittel Flauberts in seinem Roman ,,Madame Bovary".
Diese Stilmittel, welche von Flaubert mit Bedacht angewendet werden, wie zum Beispiel der Gebrauch der indirekten Rede oder die Wiederholungen schaffen eine Art von unbeweglicher Atmosphäre. Der Schriftsteller beschränkt sich in den Beschreibungen der Umwelt nur auf wenige typische Schauplätze wie Rouen, wo sich Emma und Léon während ihrer Liaison regelmäßig treffen oder Yonville - l' Abbaye, der Wohnort der Bovarys. Diese Beschreibungen sind beispielhaft für die Technik der kommentarlosen Enthüllung der spießbürgerlichen Beschränktheit, wie zum Beispiel die Szene der Landwirtschaftsausstellung, in der die Festtagsreden im starken Kontrast zum Liebeswerben Rodolphes um Emma stehen.
Flaubert ermöglicht es dem Erzähler wie ,,Gott im Universum überall gegenwärtig, nirgends sichtbar" zu sein, sich also weitgehend zurückzuziehen. Ferner bedient sich der Autor der ,,erlebten Rede", einer Zwischenform von direkter und indirekter Rede, um somit die klischeehaften Gedanken seiner Romanfiguren, teilweise auch ironisch, darzulegen. Der Autor verwendet sogar in mehreren Kapiteln des ersten Teils nicht ein einziges Mal die wörtliche Rede. Alles, was Flaubert wichtig erscheint, damit der Leser das Buch versteht, wird in indirekter Rede beschrieben, wie z. B. die Überlegung von Monsieur Rouault, Charles Emma zu geben, falls dieser um ihre Hand anhält: ,,... sagte er sich: Wenn er um sie anhält, gebe ich sie ihm." (S. 31) oder die Beschreibung der Hochzeit von Charles und Emma. Auch bedient sich der Autor in seinem Roman sehr vieler Aneinanderreihungen von Hauptsätzen wie: ,,Madame Bovary nahm Rodolphes Arm; er brachte sie nach Hause zurück; sie trennten sich vor ihrer Tür; dann ging er allein auf der Wiese spazieren und wartete auf den Beginn des Banketts." (S. 175) Ferner findet man auch kurze knappe Ausrufesätze: ,,Oh! Rodolphe!" (S. 186). Und auch Wiederholungen wie ,,Emma! Emma!" (S. 186) oder ,,Sie wiederholte sich: Ich habe einen Geliebten! Einen Geliebten!..." (S. 187) werden in dem Roman verwendet.
Flaubert benutzt in seinem Werk auch einige lateinische Begriffe ,,Fabricando fit faber, age quod agis" (S. 285), was soviel bedeutet wie ,,Durch Arbeiten wird man zum Meister, was du tust, tu deshalb richtig"(S. 423) oder auch ,,Amor nel cor" (S. 219) - ,,Liebe im Herzen" (S. 423).
Ebenfalls gebraucht der Schriftsteller neben den vorher aufgezählten stilistischen Mitteln auch Redewendungen und Vergleiche. Im folgenden Beispiel ist sogar beides zu finden: ,,Denn die Regierung verfolgt uns, und die absurde Gesetzgebung, die uns unterjocht, ist wie ein wahres Damoklesschwert, das über unserem Haupte hängt!". (S. 285) Allerdings sind Vergleiche auch ohne jede Verbindung zu anderen Stilmitteln gebraucht, wie das nun folgende Beispiel belegt: ,,In meiner Seele sind Sie wie eine Madonna auf einem Sockel...". (S. 185) Wenn man Flauberts Buch ,,Madame Bovary" aufmerksam liest, fällt einem noch eine weitere Besonderheit in der Schreibweise auf. Der Autor benützt nämlich Erläuterungen, die in Klammern in Sätze eingefügt sind, damit der Leser dem Geschehen folgen kann. Solche Anmerkungen sind unter anderem ,,(Und er schaute sie an.)" (S. 166), ,,(um seine Eifersucht auf die Probe zu stellen oder weil sie einem zu starken Mitteilungsbedürfnis nachgab)". (S. 307)
Ein weiteres stilistischen Mittel sind die häufigen Auslassungen in den Sätzen der wörtlichen Rede, die Flaubert durch drei Punkte kennzeichnet. Ich glaube, dass diese Punkte die Funktion haben, den Leser zum Nachdenken anzuregen, was der Sprecher als nächstes sagen wird. ,,Ja, ich denke immerfort an Sie! ... Die Erinnerung an Sie bringt mich zur Verzweiflung! Ach! Verzeihung! ... Ich verlasse Sie ... Leben Sie wohl ... Ich werde weit fortgehen ..., so weit fort, dass Sie nichts mehr von mir hören werden! ... Und dennoch ..., heute ..., [...]". (S. 180)
6 Die Wirkung des Romans nach seiner Veröffentlichung
Durch ,,Madame Bovary" hielt ein einfaches Thema wie Ehebruch Einzug in die Weltliteratur. Jedoch löste dieser Stoff nach seiner Veröffentlichung 1857 einen großen Skandal aus.
Es kam zu einem Gerichtsprozess, in dem Flaubert durch die minutiöse Schilderung des Ehebruches wegen Beleidigung der öffentlichen Moral und der Religion angeklagt wurde. Der Autor ist des weiteren beschuldigt worden, den in seinem Roman dargestellten Ehebruch nicht verurteilt zu haben. Aufgrund eines ausgezeichneten Plädoyers seines Anwaltes ist Flaubert freigesprochen worden.
Es sollte allerdings noch einige Zeit vergehen, bis sein Werk ,,Madame Bovary" die Anerkennung als eines der Meisterwerke der Literatur fand.
7 Resümee
,,Man muss das Werk lesen und das darin pulsierende Leben kennenlernen. Es sind geradezu einzige Stellen darin enthalten, Stellen, die klassisch geworden sind, wie die Ehe Emmas und Charles', die Szene bei der landwirtschaftlichen Ausstellung, in der Rodolphe der jungen Frau den Hof macht; namentlich aber sind der Tod und das Begräbnis der Madame Bovary grausig wahr. Außerdem hat das ganze Werk bis auf die unbedeutendsten Vorkommnisse ein peinigendes, durchaus neues, bis zum Erscheinen dieses Buches vollkommen unbekanntes Interesse, das Interesse an der Wirklichkeit, an dem Drama des alltäglichen Lebens erregt. Die Schilderungen dringen uns mit unbesiegbarer Macht ins Herz, wie ein Schauspiel, eine Handlung, die unmittelbar vor unseren Augen sich vollzieht."
Émile Zola
Der Schriftsteller Émile Zola hat mit diesem Zitat das Wesentliche aus Flauberts Roman ,,Madame Bovary" noch einmal zusammengefasst.
Madame Bovarys Schicksal, welches von Flaubert in seinem gleichnamigen Roman aufgezeigt wird, ist für die Frauen jener Zeit typisch, da diese damals durch die gesellschaftlichen Verhältnisse um ihr Glück im Leben und in der Liebe betrogen wurden. Eine Entfremdung wird angedeutet, die hundert Jahre später in den entwickelten Gesellschaften Männer und Frauen, besonders Frauen, erfasst. In dem Roman wird gezeigt, was passieren kann, wenn Frauen in Rollen gezwängt werden, Aufgaben erhalten, denen sie nicht gewachsen sind.
Es wird Emmas Problem dargestellt, den Raum zwischen Illusion und Realität, den Abstand zwischen Wunsch und Erfüllung, auszugleichen. Sie versucht, die Leere ihres Lebens mit bestimmten Dingen wie Liebhabern und kostbaren Konsumgütern, auszufüllen. Für mich persönlich war das Lesen dieses Buches mehr Pflicht als Lust. Ich bin der Meinung, dass Flaubert diesen Roman sehr langweilig und ermüdend geschrieben hat, wie das Leben der Madame Bovary. Vielleicht lag das auch in der Absicht des Autors, um sich besser in die Handlung hineinversetzen zu können.
Jedoch hat Flaubert die Personen seines Romans stets nur dargestellt und nicht bewertet. Die Bewertung überlässt er dem Leser, was ich positiv finde. Dadurch wird der Lesende zum Mit- und Nachdenken angeregt.
Durch die Leere in ihrem Alltag und die Nichterfüllung ihrer Wünsche und Träume, stürzt sich Emma in Liebesabenteuer. Damit kommen letztendlich auch ihre immensen Schulden zustande. Wenn das, was Emma in Flauberts Roman widerfahren ist, heute geschieht, hätte sie viel mehr Möglichkeiten sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Denn in der heutigen Zeit ist es nicht verwerflich, wenn sich eine Frau von ihrem Mann trennt. Sie hat auf jeden Fall die Alternative einer Scheidung und kann an einem anderen Ort ein neues Leben für sich und ihre Kinder aufbauen. Ferner werden mögliche Verhaltensveränderungen einer Frau in ihrer Umwelt, durch Arbeitskollegen oder Freunde, wahrgenommen.
Quellenangabe
- Autorenkollektiv: Harenberg Literaturlexikon: Autoren, Werke und Epochen, Gattungen und Begriffe von A - Z. Dortmund: Verlags- und Mediengesellschaft mbH + Co. KG, 1997, S. 333f, 655f
- Flaubert, Gustave: Madame Bovary: Ein Sittenbild aus der Provinz. Berlin: Rütten & Loening, 1969
- Internet
- www. amazon. de
- www. gutenberg. aol. de/autoren/ flaubert. htm
- www. perso. wanadoo. fr/ cl/ flaubert. htm
- Jens, Walter: Kindlers neues Literaturlexikon: Ea - Fz: Bd. 5. München: Kindler Verlag GmbH, 1988, S. 606ff
- Microsoft Encarta 98 Enzyklopädie, Microsoft Corporation, 1993 - 1997
- Naumann, Manfred: Lexikon der französischen Literatur. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1987, S. 198f
- Somerset Maugham, W.: Zehn Romane und ihre Autoren. Zürich: Diogenes Verlag AG, 1994, S. 223ff
[...]
1 übertriebene Anschaulichkeit, Direktheit, Derbheit
2 unvollständiger Reim, bei dem nur die Vokale gleich klingen, Halbreim, Gleichklang
3 Plan, Gliederung, Anordnung
4 Gutachten
5 Monsieur Rouault
6 der Vicomte
7 sich Entbehrungen auferlegen, sich züchtigen
- Citar trabajo
- Katrin Schmidt (Autor), 2000, Flaubert, Gustave - Madame Bovary - Ein Sittenbild aus der Provinz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99792
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