Die Arbeit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten zur Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes innerhalb der sozialpädagogischen Beratung. Es wird der Frage nachgegangen, wie ein Reflexionstool zur Aktivierung von Ressourcen gestaltet werden kann, dass innerhalb einer sozialpädagogischen Beratungssituation Anwendung finden soll. Die Arbeit möchte damit einen ersten Teil zur Integration dieses Ansatzes in die Soziale Arbeit beitragen.
Es wird das Ziel verfolgt, den schematherapeutischen Ansatz auf dessen Anwendbarkeit in der ressourcenorientierten Sozialen Arbeit zu überprüfen. Im Anschluss wird ein praktisches Tool entwickelt, welches einen Reflexionsprozess bei Klient*innen auslöst und deren Ressourcen aktiviert.
Im Verlauf der Arbeit wird deutlich, dass der schematherapeutische Ansatz ein hohes Potential für die Anwendung in der sozialpädagogischen Beratung mit sich bringt. Außerdem werden diverse Techniken vorgestellt, die zur Aktivierung von Ressourcen beitragen können. Das Ergebnis dieser Arbeit stellt ein Imaginationsverfahren dar, durch welches der kompetente Erwachsenenmodus aktiviert bzw. gestärkt wird. Dieses Verfahren bedient sich der Imagination des inneren besten Freundes, welcher Klient*innen dazu auffordert, sich selbst mit mehr Mitgefühl und Akzeptanz zu begegnen. Durch ihn können Individuen dazu befähigt werden, belastende Situationen mit mehr Selbstsicherheit und Zuversicht zu bewältigen. Ziel der Imagination ist es, das Wohlbefinden von Personen durch einen positiven Rückkopplungsprozess nachhaltig zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Abbildungsverzeichnisiv
Tabellenverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Die Grundlagen der Schematherapie
2.1 Die psychischen Grundbedürfnisse
2.1.1 Das Bindungsbedürfnis
2.1.2 Das Bedürfnis nach Autonomie
2.1.3 Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung
2.1.4 Das Bedürfnis nach Spiel, Spaß, Freude, Genuss, Lustgewinn und Stimulation
2.1.5 Das übergeordnete Bedürfnis nach Konsistenz bzw. Identität
2.1.6 Wechselwirkungen zwischen den Grundbedürfnissen
2.2 Die 18 maladaptiven Schemata
2.2.1 Schemadomäne: Abgetrenntheit und Ablehnung
2.2.2 Schemadomäne: Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung
2.2.3 Schemadomäne: Beeinträchtigung im Umgang mit Begrenzungen
2.2.4 Schemadomäne: Übertriebene Außenorientierung und Fremdbezogenheit
2.2.5 Schemadomäne: Übertriebene Wachsamkeit und Selbsthemmung
2.3 Das Modus-Modell
2.3.1 Kind-Modi
2.3.2 Innere Kritiker*innen und Bewerter*innen
2.3.3 Maladaptive Bewältigungsmodi
2.3.4 Modus des kompetenten Erwachsenen
2.4 Zusammenfassung
3 Der schematherapeutische Ansatz in der sozialpädagogischen Beratung
3.1 Abgrenzung zwischen Therapie und Beratung
3.2 Potential und Grenzen des schematherapeutischen Ansatzes in der sozialpädagogischen Beratung
4 Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes
4.1 Definition Ressourcenaktivierung
4.2 Ressourcenkategorien
4.3 Die Bedeutung von Ressourcenaktivierung in der sozialpädagogischen Beratung
4.4 Techniken zur Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes
4.4.1 Stärkenorientierung
4.4.2 Entwicklungs- und Zielorientierung
4.4.3 Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung
4.4.4 Vorfreude, Genusskompetenz und Dankbarkeit
4.4.5 Imaginationsverfahren
4.4.6 Weitere Techniken zur Ressourcenaktivierung
4.5 Möglichkeiten zur Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes
4.5.1 Ressourcen und Schemata
4.5.2 Ressourcen und Grundbedürfnisse
4.5.3 Ressourcen und Modi
5 Konzeption eines Imaginationsverfahrens zur Ressourcenaktivierung
5.1 Imaginationsübung: Der innere beste Freud
5.2 Zielformulierung
5.3 Aufbau des Imaginationsverfahrens zur Ressourcenaktivierung
5.3.1 Aufbau der Imaginationsübung
5.3.2 Aufbau der Reflexion
5.4 Durchführung des Imaginationsverfahrens
5.4.1 Voraussetzungen für die Ressourcenaktivierung anhand des Imaginationsverfahren
5.4.2 Besonderheiten bei der Durchführung des Imaginationsverfahrens
5.4.3 Reflexion des Imaginationsverfahrens
5.5 Evaluation des Imaginationsverfahrens in der Praxis
6 Diskussion
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abstract
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten zur Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes innerhalb der sozialpädagogischen Beratung. Es wird der Frage nachgegangen, wie ein Reflexionstool zur Aktivierung von Ressourcen gestaltet werden kann, dass innerhalb einer sozialpädagogischen Beratungssituation Anwendung finden soll. Die Arbeit möchte damit einen ersten Teil zur Integration dieses Ansatzes in die Soziale Arbeit beitragen.
Es wird das Ziel verfolgt, den schematherapeutischen Ansatz auf dessen Anwendbarkeit in der ressourcenorientierten Sozialen Arbeit zu überprüfen. Im Anschluss wird ein praktisches Tool entwickelt, welches einen Reflexionsprozess bei Klient*innen auslöst und deren Ressourcen aktiviert.
Im Verlauf der Arbeit wird deutlich, dass der schematherapeutische Ansatz ein hohes Potential für die Anwendung in der sozialpädagogischen Beratung mit sich bringt. Außerdem werden diverse Techniken vorgestellt, die zur Aktivierung von Ressourcen beitragen können. Das Ergebnis dieser Arbeit stellt ein Imaginationsverfahren dar, durch welches der kompetente Erwachsenenmodus aktiviert bzw. gestärkt wird. Dieses Verfahren bedient sich der Imagination des inneren besten Freundes, welcher Klient*innen dazu auffordert, sich selbst mit mehr Mitgefühl und Akzeptanz zu begegnen. Durch ihn können Individuen dazu befähigt werden, belastende Situationen mit mehr Selbstsicherheit und Zuversicht zu bewältigen. Ziel der Imagination ist es, das Wohlbefinden von Personen durch einen positiven Rückkopplungsprozess nachhaltig zu verbessern.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Grundbedürfnismodell (Graaf et al., 2013, S.25)
Abb. 2: Schemaentstehung, Schemabewältigung und Beratung bzw. Therapie (Eigene Darstellung in Anlehnung an Roediger, 2018, S.38)
Abb. 3: Entstehung neuer, adaptiver Schemata durch den Modus des kompetenten Erwachsenen (Eigene Darstellung)
Abb. 4: Positiver Rückkopplungsprozess (Eigene Darstellung in Anlehnung an ebd., S. 34f.)
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Grundbedürfnisse, Schemadomänen und Schemata (eigene Darstellung in Anlehnung an Roediger, 2018, S. 34)
Tab. 2: Charakterstärken (Eigene Darstellung in Anlehnung an Peterson und Seligman, 2004)
Tab. 3: Adaptive Schema, dazugehörige Bedürfnisse und Verhaltensweisen (Eigene Darstellung in Anlehnung an Handrock et al., 2016, S.249-261)
Tab. 4: Bedingungen für den Erfolg des Imaginationsverfahrens „Der innere beste Freund“ (Eigene Darstellung)
1 Einführung
Seit Anfang des Jahres hat die Corona-Pandemie die Welt in einen krisenhaften Zustand versetzt, welcher u.a. mit Gefühlen der Angst, Ungewissheit, Überforderung, sozialer Isolation, finanzieller Unsicherheit und der Gefährdung vieler Menschenleben einhergeht. Diese Ausnahmesituation konfrontiert die Menschen mit Herausforderungen, welche mit psychischem Stress verbunden sind und die Personen an ihre Grenzen bringen. Nach einer Studie der Techniker Krankenkasse litten bereits im Jahr 2016 sechs von zehn Deutschen unter regelmäßig wiederkehrendem Stress(Wohlers & Hembrecher, 2016, S.6). Ein Viertel der Bevölkerung sieht sich mit dauerhaftem Stress konfrontiert(ebd.). Aufgrund der Corona-Pandemie ist davon auszugehen, dass sich das Stresslevel der deutschen Bevölkerung weiter erhöht hat. Die Folgen von dauerhaftem Stress können u.a. Schlafstörungen, Depressionen oder das Burnout-Syndrom sein(Hapke et al., 2013, S.752).
In Krisensituationen nimmt die Soziale Arbeit eine zentrale Rolle innerhalb der Gesellschaft ein(Buschle & Meyer, 2020, S.156). Die sozialpädagogische Beratung ist in nahezu allen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit vertreten und bietet eine wichtige Unterstützungsmöglichkeit in der Krisenbewältigung. Ein Themenschwerpunkt in Beratungssituationen stellen die sozialen Beziehungen von Personen dar(Nußbeck, 2019, S.21). Während der Corona-Pandemie fällt der zusätzlich entstandene Stress häufig den engsten Angehörigen zur Last. Dies führt zu belastenden Situationen, die wiederum den Beratungsbedarf innerhalb der Bevölkerung erhöhen.
Die Schematherapie ist ein therapeutisches Modell, dass sich mit solchen zwischenmenschlichen Beziehungen auseinandersetzt. Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen den unbewussten Überzeugungen einer Person und den daraus resultierenden Emotionen und Verhaltensweisen. Diese unbewussten Denkmuster und Erwartungshaltungen wirken sich zum Teil negativ auf zwischenmenschliche Beziehungen aus und werden größtenteils in intimeren Beziehungen, zu den engsten Angehörigen, sichtbar(Roediger, Behary & Zarbock, 2013, S.8). Um zusätzliche Belastungen in Krisensituationen verringern zu können, kann es hilfreich sein, die eigenen unbewussten Muster zu erkennen und zu verändern. Daraus lässt sich schließen, dass der schematherapeutische Ansatz ein Unterstützungspotential für Klient*innen während der aktuellen Corona-Pandemie bietet.
Die Schematherapie ist eine von Young, Klosko und Weishaar (1990, 1999, 2008) entwickelte integrative Therapie, die aus der praktischen Arbeit mit Personen, die eine Persönlichkeitsstörungen vorweisen, entwickelt wurde. Sie fußt auf der kognitiven Verhaltenstherapie und vereint diese mit Anteilen der Bindungstheorie, Gestalttherapie, konstruktivistischen Psychotherapie, Objektbeziehungstheorie und psychoanalytischer Schulen(Young, Klosko & Weishaar, 2008, S.29). Durch die Integration verschiedener Therapiemodelle wird ein ganzheitlicher Blick auf die Entstehung, Zusammensetzung sowie Veränderbarkeit der Persönlichkeit und Psyche des Menschen ermöglicht. Da die von Young et al. erarbeiteten Schemata und Modi nicht nur auf Personen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, zutreffen, sondern in abgeschwächter Form bei nahezu jedem Menschen zu finden sind, eignet sich diese Theorie ebenfalls für den Einsatz in der Sozialen Arbeit. Um ein Grundverständnis für den schematherapeutischen Ansatz zu schaffen, widmet sich der erste Teil der Arbeit zunächst der Erläuterung dieser Theorie.
Die Interdisziplinarität der Profession macht es zur Aufgabe von Sozialarbeiter*innen die verschiedenen Bezugsdisziplinen auf geeignete Arbeitsmodelle für die sozialpädagogische Beratung zu untersuchen. Außerdem erscheint es sinnvoll, das sozialarbeiterische Handeln an dessen Wirkfaktoren zu orientieren. Zu diesen Wirkfaktoren zählt u.a. die Ressourcenaktivierung, welcher eine hohe Bedeutung für die Initiierung von Veränderungsprozessen zukommt(Grawe, 2000, S.34f. & 95-99).
Um Ressourcenaktivierung innerhalb des schematherapeutischen Ansatzes zu ermöglichen, beschäftigt sich diese Arbeit mit den Ressourcen sowie Möglichkeiten der Ressourcenaktivierung, die aus dem schematherapeutischen Ansatz abgeleitet werden können. Hierzu werden Techniken, wie z.B. Stärkenorientierung, Achtsamkeit, Vorfreude, Dankbarkeit, Imaginationsübungen und das Reframing vorgestellt. Zusätzlich werden die beschriebenen Grundbedürfnisse, Schemata und Modi auf ihre Möglichkeiten zur Aktivierung von Ressourcen untersucht.
Darauf aufbauend, kann der Fokus auf die Forschungsfrage gerichtet werden: Wie kann ein Reflexionstool zur Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes gestaltet sein, dass sich für die Anwendung in der sozialpädagogischen Beratung eignet? Um die Frage zu beantworten wird im fünften Teil der Arbeit die für die Ressourcenaktivierung entwickelte Imaginationsübung sowie deren Reflexion vorgestellt. Dazu werden die Ziele, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Imaginationsverfahrens beschrieben. Zum Abschluss dieses Kapiteln werden die Evaluationsmöglichkeiten der Technik in der Praxis aufgezeigt.
Im letzten Teil der vorliegenden Arbeit wird die Eignung des schematherapeutischen Ansatzes für die sozialpädagogische Beratung diskutiert und auf dessen Grenzen eingegangen. Daneben werden die Einsatzmöglichkeiten der Imaginationsübung in der Praxis aufgezeigt und mögliche Probleme des Einsatzes herausgearbeitet. Die Arbeit endet mit einem allgemeinen Fazit zum Thema.
Die Relevanz der Arbeit wird durch den Blick auf die vorhandene Literatur zur Thematik erkennbar. Es gibt einige Werke, die sich aus psychologischer Sicht mit der Schematherapie beschäftigen. Allerdings ist nur eine geringe Auswahl an Literatur vorhanden, die sich auf die Anwendung des Ansatzes in der Beratung bezieht. Dabei handelt es sich meist um Werke, die dem Coaching innerhalb eines Unternehmens zuzuordnen sind und nur z.T. auf Ressourcenaktivierung eingehen. Für die Anwendbarkeit der Methode innerhalb der Soziale Arbeit mit Erwachsenen konnte keine Literatur ausfindig gemacht werden.
2 Die Grundlagen der Schematherapie
2.1 Die psychischen Grundbedürfnisse
Für die Entstehung von Schemata machenYoung et al.die Befriedigung von Kernbedürfnissen in der Kindheit bzw. Jugend verantwortlich(2008, S. 39f.). Werden diese mangelhaft bzw. übermäßig erfüllt, entstehen maladaptive Schemata1, die die Befriedigung im Erwachsenenalter verhindern können(Roediger & Zarbock, 2015, S.60). Das Ziel der Schematherapie ist deshalb die unbefriedigten Grundbedürfnisse ausfindig zu machen und deren Befriedigung zu ermöglichen(Jacob & Arntz, 2011, S.30). Die folgenden Ausführungen orientieren sich an dem Grundbedürfnismodell nachGraaf, Loose und Zarbock(2013, S.24-26), dass aus fünf Kernbedürfnissen besteht. Die Auswahl des Modells fand aufgrund der Tatsache statt, dass Graaf et al. in ihrer Darstellung, neben den Schilderungen von Young et al., außerdem die Ausführungen von Brazelton & Greenspan sowie Grawe integrieren(ebd.), was zu einer umfassenderen Darstellung der Grundbedürfnisse beiträgt.
2.1.1 Das Bindungsbedürfnis
Bindung stellt nachBowlby und Ainswortheine enge, dauerhafte und liebevolle Beziehung zu einer Bezugsperson dar(2010, S.11). Wird das Bindungsbedürfnis in der Kindheit befriedigt, können Personen im Erwachsenenalter stabile und tragfähige Beziehungen aufbauen(Grawe, 2000, S.395-411). Die Beziehungen sind von Liebe und Vertrauen geprägt sowie von der Gewissheit, dass man sich in unsicheren Situationen auf die Bindungsperson verlassen kann(Zarbock, 2014, S. 27f.). Personen fühlen sich zugehörig und integriert(Graaf et al., 2013, S.24). Die Stärke der Bindung ist von der entgegengebrachten Aufmerksamkeit und Akzeptanz abhängig(Young et al., 2008, S.39).
2.1.2 Das Bedürfnis nach Autonomie
Das Autonomiebedürfnis äußert sich durch den inneren Drag, nicht auf andere angewiesen zu sein und das eigenen Leben unabhängig zu gestalten(Graaf et al., 2013, S.24). Daraus resultiert der Wunsch, eigene Entscheidungen zu treffen(ebd.). Voraussetzung für die Befriedigung dieses Bedürfnisses ist die Fähigkeit der Orientierung und Kontrollerleben(Zarbock, 2014, S.28-31). Damit ist die Überzeugung gemeint, das Leben auf Grundlage der eigenen Kompetenzen bewältigen zu können(Graaf et al., 2013, S.24). Diese Überzeugung beruht auf der Erfahrung, die Gegebenheiten im Inneren und in der Umwelt der eigenen Person beeinflussen zu können(ebd.).
2.1.3 Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung
Die Ausführungen von Young et al. und Graaf et al. unterscheiden sich bei diesem Bedürfnis. Graaf et al. sind der Meinung, dass das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung durch Selbstwirksamkeitserfahrungen2 und das Einholen von Anerkennung befriedigt wird(2013, S.24). Erlebt sich eine Person als kompetent, löst dies ein Gefühl von Stolz aus, welches deren Selbstwert3 erhöht(Zarbock, 2014, S. 31f.). Spricht eine Person über ihre Erfolge, sucht sie damit unbewusst Anerkennung von außen, was dazu führt, dass sich ihr sozialer Status4 innerhalb einer Gruppe erhöht(ebd.). Roediger beschreibt dieses Bedürfnis als den intrinsisch5 motivierten Prozess des lebenslangen Lernens(2016, S. 17f.).
Young et al.ordnen diesem Bedürfnis dahingegen den Wunsch zu, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken(2008, S.39). Grundlage für den Ausdruck von Emotionen ist deren Akzeptanz und Anerkennung. Das wiederum setzt voraus, dass Personen ihre Gefühle nicht unterdrücken. Werden Emotionen unterdrückt, kann das das Wohlbefinden einer Person negativ beeinflussen. Der Ausdruck von Bedürfnissen ist notwendig, um Bedürfnisbefriedigung in bestimmten Situationen zu ermöglichen. Werden diese nicht ausgedrückt, hat das ebenfalls negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Individuums. Ergänzend kann angenommen werden, dass für den freien Ausdruck von Emotionen und Bedürfnissen ein gewisser Selbstwert nötig ist.
2.1.4 Das Bedürfnis nach Spiel, Spaß, Freude, Genuss, Lustgewinn und Stimulation
Bei diesem Bedürfnis steht das menschliche Streben, Freude zu empfinden (Lustgewinn) und Unangenehmes zu vermeiden (Unlustvermeidung), im Vordergrund(Grawe, 2000, S.393-395). NachGraaf et al.wird dieses Bedürfnis außerdem durch die Möglichkeit erfüllt, spontanen Impulsen nachzugehen und sein Selbst auszudrücken(2013, S.24).Zarbocksetzt das Bedürfnis mit dem Modus des glücklichen Kindes (siehe Kapitel2.3.1) gleich. Er erläutert, dass für die Befriedigung ein leistungsunabhängiger Raum notwendig ist. Ferner unterscheidet er zwischen langfristigem und kurzfristigem Lustgewinn. Hat eine Person eine niedrige Frustrationstoleranz erfolgt die Bedürfnisbefriedigung häufig durch Aktivitäten, die das Bedürfnis kurzfristig erfüllen. Für langfristige und nachhaltige Erfolge ist dahingegen ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz erforderlich, um bei Misserfolgen nicht direkt aufzugeben. Ist diese nicht vorhanden, kann das einer nachhaltigen Befriedigung des Bedürfnisses im Weg stehen(2014, S. 32f.).
Wird das Bedürfnis nach Spiel und Spaß in der Kindheit nur mangelhaft erfüllt, fällt es den Betroffenen im Erwachsenenalter zunehmend schwer, dieses Bedürfnis zu befriedigen(Reiß, Vogel & Knörnschild, 2016, S. 26f.). Ergänzend beschreibt Grawe, dass sich häufende, positive kindliche Erfahrungen (Lust) eine optimistische Grundhaltung herbeirufen können, wohingegen ein Übermaß an negativen kindlichen Erfahrungen (Unlust) den Grundstein für ein pessimistisches Weltbild legen kann(2000, S.393-395).
2.1.5 Das übergeordnete Bedürfnis nach Konsistenz bzw. Identität
Graaf et al.beschreiben Konsistenz als stimmige, widerspruchsfreie Wahrnehmung des eigenen Selbst(2013, S. 24f.). Das Konsistenzstreben nimmt die einzelne Person als Bedürfnis nach Identität6 war(ebd.). Um Konsistenz zu ermöglichen werden bisherige Erinnerungen, die Selbstwahrnehmung und das aktuelle Erleben stimmig miteinander in Verbindung gebracht, sodass sie in das Selbst- und Weltbild einer Person integriert werden können(ebd.). Um Identität zu schaffen sind außerdem Grenzen, Strukturen und Regeln nötig(ebd.). Durch diese werden z.B. das Zugehörigkeitsgefühl zu Gruppen und die damit verbundene Abgrenzung von anderen Gruppen ermöglicht. Anteile, die dem Selbstbild widersprechen werden so verändert, dass sie integriert werden können(Zarbock, 2014, S. 33f.).
2.1.6 Wechselwirkungen zwischen den Grundbedürfnissen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Grundbedürfnismodell(Graaf et al., 2013, S.25).
Das Grundbedürfnismodell in Abbildung 1 verdeutlicht die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Grundbedürfnissen. Zunächst teilen Graaf et al. die Bedürfnisse in zwei gegenüberliegende Achsen ein (Bindung und Autonomie, Lustgewinn und Selbstwert). Im Mittelpunkt steht das übergeordnete Bedürfnis nach Konsistenz und Identität.
Das Bindungsbedürfnis stellt dabei die Grundvoraussetzung für die Bedürfnisbefriedigung dar. Ist dieses befriedigt, kann davon ausgegangen werden, dass der Wunsch nach Autonomie stärker wird(Zarbock, 2014, S.34-36). Durch Bindung entsteht das Gefühl von Sicherheit und Gruppenzugehörigkeit. Dies ist evolutionsbiologisch betrachtet die Grundvoraussetzung, um das Überleben des einzelnen Menschen zu sichern. Erst wenn dieses Bedürfnis befriedigt wurde, kann sich eine Person der Befriedigung weiterer Bedürfnisse widmen. Um Selbstwerterhöhung sowie Spiel, Spaß und Freude zu ermöglichen, ist zunächst autonomes Verhalten nötig. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass nach der Herstellung einer sicheren Bindung automatisch das Bedürfnis nach Autonomie befriedigt wird. Die Achse Bindung und Autonomie wird deshalb vonRoedigerals Grundvoraussetzungen für ein zufriedenstellendes Leben identifiziert(2018, S.27).
Auf der zweiten Achse befinden sich die Bedürfnisse Selbstwerterhöhung und Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung(Zarbock, 2014). Durch das Aushalten von Unlust wird das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung nachhaltiger befriedigt. Das liegt daran, dass durch das Erreichen langfristiger Ziele der Selbstwert gesteigert wird(ebd., S. 32f.). Die selbstwerterhöhende Handlung ist wiederum mit Spaß verbunden, der die Motivation für weitere solcher Handlungen steigert. Das Empfinden von Lust bzw. Vermeiden von Unlust hat Auswirkungen auf die Motivation zur Befriedigung der anderen Grundbedürfnisse(Grawe, 2000, S.393-395). Durch die Vermeidung von Unlust wird die Auseinandersetzung mit den negativen Emotionen unbefriedigter Bedürfnisse vermieden und verhindert damit dauerhaft deren Befriedigung(ebd.).
Das Bedürfnis nach Konsistenz ist nach Grawe nicht mit den anderen Bedürfnissen gleichzusetzen, sondern ein übergeordnetes Streben des Menschen, von welchem die Erfüllung der anderen vier Bedürfnisse abhängig ist(2000, S.421-426). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das Konsistenzerleben die Voraussetzung für die Bedürfniserfüllung ist(ebd.). Der schematherapeutische Ansatz kann durch Information und Aufklärung über die Schemata und Modi das Erleben von Konsistenz fördern(Zarbock, 2014). Dies erfolgt, indem Klient*innen die Zusammenhänge ihrs Handelns aufgezeigt werden und damit deren Verständnis für das eigene Erleben und Verhalten verbessert wird. Als Resultat können Klient*innen ihre Bedürfnisse besser befriedigen und mehr Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden übernehmen.
2.2 Die 18 maladaptiven Schemata
Ein Schema ist nach Young et al. die Speicherung von sich wiederholenden Beziehungserfahrungen aus der Kindheit und Jugend(2008, S.36). Diese werden in Form von Emotionen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Körperempfindungen sowie andren situationsbestimmenden Kognitionen7 abgespeichert und können u.U. auf bereits gespeicherten Überzeugungen aufbauen(ebd.). Schemata Formen das Selbstbild und die Art, wie eine Person die Welt wahrnimmt(ebd.). Dadurch bilden sie die Grundlage für das Erleben und Verhalten von Menschen(ebd.). Sie treten bei allen Menschen auf und ermöglichen die automatische und damit unbewusste Verarbeitungen von Informationen(Faßbinder, Schweiger & Jacob, 2011, S.11; Zarbock, 2014, S.51).
Es kann zwischen dysfunktionalen und funktionalen Schemata unterschieden werden(Roediger, 2016, S.12). Dysfunktionale Schemata8 führen zu starken negativen Emotionen und lösen dysfunktionales Verhalten aus(Faßbinder et al., 2011, S.11; Young et al., 2008, S.36). Funktionale Schemata9 können dahingegen als Ressourcen betrachtet werden und gestärkt werden(Roediger, 2016, S.12).
Schemata entstehen nachYoung et al.meist in der Kindheit, teilweise im Jugendalter, durch:
a) Mangelnde Befriedigung der Grundbedürfnisse
b) Traumatisierungen
c) Übermäßige Befriedigung der Bedürfnisse des Kindes sowie
d) Selektive Internalisierung10 und Modelllernen(2008, S.39-42)
Die Entstehung eines Schemas kann außerdem durch das Temperament eines Kindes beeinflusst werden(ebd., S.39-42).
Daneben können Schemata als Bewältigungsreaktion für bereits entwickelte Schemata entstehen(Roediger, 2018, S.37). Es wird dafür zwischen unkonditionalen und konditionalen Schemata unterschieden. Unkonditionale Schemata11 können überwiegend der ersten und zweiten Schemadomäne12 (siehe Kapitel2.2.1/2.2.2) zugeordnet werden(ebd.). Konditionale Schemata13 werden der vierten und fünften Domäne zugeordnet (siehe Kapitel2.2.4/2.2.5)(ebd.). Die Schemata der dritten Domäne (siehe Kapitel2.2.3) können sowohl als unkonditionales, als auch als konditionales Schema auftreten(ebd.).
Die nachfolgende Tabelle informiert über die Grundbedürfnisse sowie die dazugehörigen Schemadomänen und Schemata.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.1: Grundbedürfnisse, Schemadomänen und Schemata (eigene Darstellung in Anlehnung an Roediger, 2018, S. 34).
Schemata sind unbewusste Muster und können nicht von außen beobachtet werden(Roediger, 2016, S.95). Sie steuern das Erleben und Verhalten, dass in Form von Modi (siehe Kapitel2.3) auftritt. Schemata und Modi sind sehr eng miteinander verbunden. Um ein besseres Verständnis für die Schemata zu ermöglichen, fließen in die folgende Darstellung zum Teil Emotionen und Verhaltensweisen ein, die mit einem Schema zusammenhängen. Die folgende Vorstellung der 18 maladaptiven Schemata beruht auf den Ausführungen vonYoung et al.(2008, S.44-49)und Young(2012, S.24-30).
2.2.1 Schemadomäne: Abgetrenntheit und Ablehnung
(1) Verlassenheit/Instabilität
Das Schema Verlassenheit/Instabilität äußert sich in der Annahme, dass in engen Beziehungen die permanente Gefahr bestehe, verlassen zu werden. Den Betroffenen fehlt das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Stabilität von Beziehungen. Kinder haben häufig die Erfahrung gemacht, dass ihre Bezugspersonen keine permanente, stabile Zuwendung für sie bereitstellen konnten. Ursache dafür kann einerseits eine psychische oder körperliche Erkrankung, der Sterbefall oder die emotionale Instabilität (z.B. Wutausbrüche) der Bezugsperson sein. Andererseits kann eine häufige Abwesenheit der Bezugsperson oder eine Bevorzugung des Kontakts zu anderen Personen verantwortlich für die Entstehung dieses Schemas sein.
(2) Misstrauen/Missbrauch
Young et al. nehmen an, dass für die Entstehung dieses Schemas körperliche, sexuelle oder psychische Missbrauchserfahrungen in der Kindheit verantwortlich sind. Aus diesen Erfahrungen resultiert die Erwartung weiterhin von anderen Menschen missbraucht, gedemütigt, betrogen, manipuliert oder ausgenutzt zu werden. Betroffene haben häufig ein generelles Misstrauen gegenüber Personen entwickelt und deshalb Problem mit dem Aufbau eines vertrauensvoller Beziehungen. Des Weiteren kann durch dieses Schema das Gefühl entstehen, ständig benachteiligt zu werden. Die Betroffenen nehmen sich selbst oft aus der Opferperspektive wahr.
(3) Emotionale Vernachlässigung
Sind Eltern bzw. andere wichtige Bezugspersonen ihrem Kind mit wenig Zuneigung und Empathie begegnet oder haben ihm nicht genügend Orientierung und Schutz geboten, entsteht das Schema der emotionalen Vernachlässigung. Charakteristisch ist die Annahme, dass die eigenen emotionalen Bedürfnisse nicht durch andere Personen befriedigt werden können, was die Betroffenen daran hindert ihre Gefühle zu äußern. Als Folge fühlen sie sich in intimen Beziehungen nicht geliebt oder mit anderen verbunden. Sie wirken unnahbar und haben Probleme einen Zugang zu ihren Gefühlen zu finden bzw. diese auszudrücken.
(4) Unzulänglichkeit/Scham
Liegt das Schema Unzulänglichkeit/Scham vor, sind die Betroffenen der Ansicht, dass sie äußeren Anforderungen nicht genügen und deshalb minderwertig bzw. unerwünscht seien. Durch die negative Bewertung der eigenen Person (z.B. als dumm, egoistisch oder hässlich) entsteht das Gefühl von Scham. Daneben haben die Betroffenen häufig Angst, dass Personen in ihrem Umfeld ihre Unzulänglichkeit bemerken würden. Deshalb fühlen sie sich in sozialen Situationen oft unsicher und neigen z.T. dazu soziale Kontakte zu vermeiden. Kinder können dieses Schema durch eine überkritische, ablehnende Haltung der Bezugspersonen entwickeln. Die Betroffenen reagieren deshalb in Situationen, in welchen sie sich kritisiert fühlen, mit starken Emotionen, die von außen schwer nachvollziehbar sein können.
(5) Soziale Isolierung/Entfremdung
Charakteristisch für das Schema der Sozialen Isolation ist das fehlende Zugehörigkeitsgefühl in sozialen Situationen bzw. zu Gruppen. Betroffene haben das Gefühl, sie seien anders als andere und fühlen sich häufig unverstanden. NachRoedigerentsteht dieses Schema häufig im Jugendalter als Folge von Mobbingsituationen durch Peers bzw. aufgrund von Ausgrenzung wegen der sozialen oder ethischen Zugehörigkeit(ebd., S.35).
2.2.2 Schemadomäne: Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung
(6) Abhängigkeit/Inkompetenz
Besteht das Schema Abhängigkeit/Inkompetenz, fehlt es den Betroffenen an Orientierungskompetenz. Sie haben das Gefühl alltägliche Dinge nicht allein bewältigen zu können, weshalb sie bei kleinsten Entscheidungen die Meinung anderer erfragen, um Handlungssicherheit zu gewinnen. Roediger führt die Entstehung des Schemas auf die Vorwegnahme von Entscheidungen sowie die fehlende Förderung von Kompetenzen durch die Bezugspersonen zurück(2018, S.35).
(7) Verletzbarkeit
Die Entstehung des Schemas Verletzbarkeit wird gemäß Roediger durch überängstliche und überbehütende Bezugspersonen gefördert(2018, S.35). Daraus folgt die Überzeugung im Alltag permanent von einer Katastrophe bedroht zu sein. Young et al. unterscheiden zwischen drei verschiedenen Arten von Katastrophen:
a) Erkrankungen (z.B. Angst vor Herzkreislauferkrankungen, Krebs, etc.)
b) Äußere Katastrophen (z.B. Bedrohung durch Naturkatastrophen, Terrorismus, technisches bzw. menschliches Versagen)
c) Emotionale bzw. psychische Katastrophen (z.B. Angst vor Psychosen, Schizophrenie, etc.)
(8) Verstrickung/Unentwickeltes Selbst
Kennzeichen des Schemas Verstrickung/Unentwickeltes Selbst ist ein starkes Verbundenheitsgefühl zur Familie bzw. dem Partner. Dies schränkt häufig die Eigenständigkeit und Individualität der Person ein. Die Einschränkung beruht gemäß Roediger auf der Tatsache, dass Entscheidungen in Abstimmung mit den Familienmitgliedern getroffen werden(2016, S.82). Bei fehlendem Kontakt zur Familie bzw. dem Partner entsteht ein Gefühl von Orientierungslosigkeit, Leere und/oder Unsicherheit(ebd.). Ebenso sind Betroffene der Meinung, dass sie selbst für das Glück bzw. Überleben ihrer Angehörigen verantwortlich seien. Die Ursache für die Entstehung des Schemas ist, soHandrock, Zahn und Baumann, die Herstellung eines Abhängigkeitsverhältnisses durch Schuldgefühle oder die Internalisierung des fehlenden Abgrenzungsverhaltens einer Bezugsperson von deren Eltern(2016, S.254).
(9) Erfolglosigkeit/Versagen
Durch eine überkritische Haltung und die unrealistische Einschätzung der Leistungsfähigkeit des Kindes, entsteht bei diesem der Eindruck, es sei den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen(Graaf et al., 2013, S.32). Person bei denen das Schema Erfolglosigkeit/Versagen vorliegt, trauen sich selbst wenig zu, da sie davon überzeugt sind, sie würden versagen. Diese Versagensängste können auf einen Lebensbereich begrenzt sein oder sich auf mehrere Lebensbereiche beziehen.
2.2.3 Schemadomäne: Beeinträchtigung im Umgang mit Begrenzungen
(10) Anspruchshaltung/Grandiosität
Die Entstehung dieses Schemas wird durch nachgiebiges Erziehungsverhalten, fehlende Grenzsetzung, starke Leistungsorientierung und Idealisierung des Kindes begünstigt(Roediger, 2016, S. 82f.). Charakteristisch für das Schema Anspruchshaltung/Grandiosität ist die Überzeugung, man sei etwas Besonderes und müsse sich deshalb nicht an gesellschaftliche Normen oder Konventionen halten. Durch eine starke Ich-Zentrierung und fehlendes Einfühlungsvermögen entstehen überhöhte Ansprüche an das soziale Umfeld. Nach Damm geht diese hohe Erwartungshaltung oft mit einer geringen Frustrationstoleranz einher(2010, S.47). Außerdem kann sich das Schema in übermäßigem Konkurrenzdenken äußern, mit dem Bestreben möglichst viel Macht und Kontrolle zu haben. Zum Teil erwarten Betroffene eine permanente Unterordnung ihres sozialen Umfelds, zugunsten der eigenen Wünsche bzw. Bedürfnisse, und versuchen das Verhalten der Personen in ihrer Umgebung zu kontrollieren.
(11) Unzureichende Selbstkontrolle/Selbstdisziplin
Young et al. schreiben Personen mit dem Schema unzureichende Selbstkontrolle/Selbstdisziplin eine geringe Frustrationstoleranz zu, die sie daran hindert, ihre Ziele zu erreichen bzw. ihre Emotionen zu kontrollieren. Dies führt häufig zu verstärktem Vermeidungsverhalten im Hinblick auf unangenehme Situationen. Das Meiden von Verantwortung, Konflikten und allgemeine Anstrengungen führt dazu, dass die Betroffenen Selbstwertgefühl14 und Integrität15 verlieren. Die Ursache dieses Schemas sind fehlende Vorbilder, von welchen adäquates Verhalten erlernt werden kann und die fehlende Aufforderung des Kindes zum Aufschub seiner Bedürfnisse.
2.2.4 Schemadomäne: Übertriebene Außenorientierung und Fremdbezogenheit
(12) Unterordnung/Unterwerfung
Charakteristisch für das Schema Unterordnung/Unterwerfung ist das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse hinter den Erwartungen oder Wünschen anderer. Dies geschieht um erwarteten negativen Folgen (meist Bestrafung, Verlassenwerden oder Wutausbrüchen) zu entgehen. Die Überzeugung, dass beim Ausdruck der eigenen Bedürfnisse, negative Auswirkungen folgen, wird in der Kindheit erlernt. Ursächlich dafür ist die fehlende Berücksichtigung der Bedürfnisse des Kindes durch die Bezugspersonen. Das Schema äußert sich häufig in maladaptiven Symptomen, wie z.B. Suchtmittelmissbrauch, psychosomatische Symptome, passiv-aggressives Verhalten oder unkontrollierte Wutausbrüche.
(13) Aufopferung
Nehmen Personen mit dem Schema Aufopferung die Bedürfnisse anderer Personen wahr, versuchen sie diese ohne Aufforderung zu erfüllen und vernachlässigen dabei ihre eigenen Bedürfnisse. Ziel des Schemas ist es, die Bindung aufrecht zu erhalten, Schuldgefühlen zu entgehen oder andere Menschen nicht zu verletzen. Eine solche Haltung entsteht gemäß Roediger bei Kindern, die häufig an der Problembewältigung der Eltern bzw. anderer wichtiger Bezugspersonen beteiligt waren(2018, S.36). Handrock et al. sehen die Ursache des Schemas in der Parentifizierung16 von Kindern(2016, S. 257f.). Parentifizierung wird problematisch, sobald an das Kind Aufgaben herangetragen werden, die dessen Kompetenzen übersteigen und seine Bedürfnisse missachten(Graf & Frank, 2001, S. 317f.).
(14) Streben nach Zustimmung und Anerkennung
Kennzeichen dieses Schemas ist, dass Betroffene ihr Selbstwertgefühl überwiegend aus der Zustimmung und Anerkennung durch andere Menschen ziehen. Darunter leidet oft die Entwicklung des eigenen Selbst, da die Personen sich stark von den Ansichten anderer beeinflussen lassen. Als Resultat werden häufig Entscheidungen getroffen, die für die Betroffenen unbefriedigend sind. Zusätzlich reagieren sie oft übertrieben auf Ablehnung. Das Streben nach Zustimmung und Anerkennung äußert sich zum Teil in einer starken Fokussierung auf gesellschaftliche Werte, wie Status, Erscheinung, soziale Akzeptanz, Geld oder Erfolg. Wenn Bezugspersonen einem Kind nur dann Anerkennung entgegenbringen, wenn es sich nach ihren Vorstellungen verhält, fördern sie die Entstehung dieses Schemas.
2.2.5 Schemadomäne: Übertriebene Wachsamkeit und Selbsthemmung
(15) Negativität/Pessimismus
Bei Personen mit dem Schema Negativität/Pessimismus liegt der Fokus der Wahrnehmung auf den negativen Aspekten des Lebens. Übertrieben negative Zukunftsvorstellungen führen dazu, dass Betroffene Angst vor Fehlentscheidungen haben, sich ständig sorgen und eine übertriebene Wachsamkeit aufweisen. Charakteristisch sind außerdem häufiges Beschweren und das Vermeiden von Entscheidungen. Betroffene gehen davon aus, dass sich positive Gegebenheiten in naher Zukunft ebenfalls zum Negativen wenden werden. Ursächlich für die negative Grundeinstellung ist nach Roediger ein Erziehungsstil, der durch Angst geprägt ist und dadurch positive Erfahrungen verhindert(2016, S.84).
(16) Emotionale Gehemmtheit
Liegt das Schema Emotionale Gehemmtheit vor, können Betroffene ihre spontanen Gefühle, Impulse oder Gedanken nicht ungehindert ausdrücken, da sie Schuldgefühlen, Ablehnung oder Kontrollverlust entgehen wollen. Die häufigsten Formen der emotionalen Gehemmtheit beziehen sich auf:
a) Gefühle von Ärger und Aggression
b) Positive Impulse (z.B. Freude, Zuneigung, sexuelle Erregung, Spiel)
c) Den Ausdruck von Gefühlen, Bedürfnissen oder der eigenen Verletzbarkeit
d) Die Überbetonung von Vernunft und Herabsetzung von Emotionen
Roediger zufolge wird die Entstehung dieses Schemas durch Verhalten gefördert, dass auf impulsives und spontanes Verhalten eines Kindes mit Sanktionen oder Herabsetzungen reagiert(2016, S.84).
(17) Überhöhte Standards/Übertrieben kritische Haltung
Eine überkritische Haltung der Bezugspersonen und die damit verbundenen überhöhten Leistungsanforderungen an ein Kind, tragen zur Entstehung dieses Schemas bei(ebd., S.84). Durch die Internalisierung hoher Standards entsteht eine geringe Selbstachtung sowie eine stark kritische Haltung sich selbst und anderen gegenüber. Betroffene setzen sich stark unter Druck, haben Probleme sich zu entspannen, Spaß zu haben und zufriedenstellende Beziehungen aufzubauen. Die häufigsten Formen überhöhter Standards sind:
a) Perfektionismus, Überbewertung von Details und Unterbewertung der eigenen Leistung
b) Starre Regeln und der Zwang, diese befolgen zu müssen (inkl. übermäßig hoher moralischer, ethischer, kultureller und religiöser Werte)
c) Übermäßiger Fokus auf Zeit und Effizienz der eigenen Handlungen
(18) Bestrafungsneigung
Kennzeichen des Schemas Bestrafungsneigung ist der Grundsatz, dass Fehler bestraft werden müssen. Werden die Erwartungen der Betroffenen nicht erfüllt, reagieren sie, sich selbst und anderen gegenüber, oft wütend, strafend, intolerant und/oder ungeduldig. Zudem haben die Personen Probleme damit anderen zu verzeihen. Roediger macht für die Entstehung dieses Schemas starre Regeln verantwortlich, deren Verstoß hart bestraft wurde(2016, S.84).
2.3 Das Modus-Modell
Ein Schema ist schwer ertragbar, da durch dieses bedrohlich wirkende, negative Emotionen ausgelöst werden(Young et al., 2008, S.67-76). Um mit diesen Emotionen besser umgehen zu können, entwickeln betroffene Bewältigungsstrategien(ebd.). Wird eine Bewältigungsstrategie vermehrt angewandt, kann sich daraus ein Bewältigungsmodus entwickeln(ebd.). Dieser steuert dann das aktuelle Erleben und Verhalten einer Person(ebd.). Modi gelten als maladaptiv, wenn sie auf kindlichen Bewältigungsstrategien beruhen und dadurch neue Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten im Erwachsenenalter verhindern(ebd.). Roediger spricht hier von einer Fixierung des Entwicklungsstandes, wodurch die Weiterentwicklung der Person verhindert wird(2016, S.85). Young et al. unterscheiden zwischen zehn Schemamodi(2008, S.79). Hierzu zählen verschiedene Kind-Modi, Innere Kritiker*innen bzw. Bewerter*innen, Bewältigungsmodi (fight, flight und freeze) und der Modus des kompetenten Erwachsenen(ebd.). In der Literatur wird der Modus des kompetenten Erwachsenen überwiegend als Modus des gesunden Erwachsenen bezeichnet. Da in der Sozialen Arbeit kein Auftrag zur Heilung besteht, wird in dieser Arbeit auf die Bezeichnung des kompetenten Erwachsenen zurückgegriffen.
2.3.1 Kind-Modi
Befindet sich eine Person im Kind-Modus, werden jene starken Emotionen aktiv, welche entweder durch gelungene oder misslungene Bedürfnisbefriedigung in der Kindheit entstanden sind und unterbewusst in den Schemata gespeichert wurden(Handrock et al., 2016, S.86; Reiß et al., 2016, S.31). Diese Gefühle sind oft mit kindlichen Bewertungen der Situation verbunden und können von der Person, die sie erlebt, nur schwer kontrolliert werden (ebd.). Die daraus resultierenden Reaktionen wirken von außen betrachtet oft unangemessen und kindisch(Jacob & Arntz, 2011, S.42).Young et al.(2008)beschreiben vier verschiedene Kind-Modi, die häufig auftreten: Der Modus des verletzlichen, ärgerlichen, impulsiven bzw. undisziplinierten und glücklichen Kindes (S. 79).
(1) Modus des verletzlichen Kindes
Unter dem Modus des verletzlichen Kindes werden Gefühle der Verlassenheit, Einsamkeit, Trauer, Hilflosigkeit, Angst, Schwäche und Kraftlosigkeit zusammengefasst(Roediger, 2016, S.112). Des Weiteren können Gefühle des Nicht-verstanden-Werdens, der Wertlosigkeit sowie des Ausgeliefertseins empfunden werden(Zarbock, 2014, S.61). Welche Emotionen ausgelöst werden, hängt von dem im Hintergrund wirkenden Schema ab(Roediger, 2016, S.112).
(2) Modus des ärgerlichen Kindes
Werden intensive Gefühle von Wut, Ärger, Frust oder Trotz wahrgenommen, die als Folge von unfairer Behandlung bzw. der Frustration eines wichtigen Kernbedürfnisses auftreten, liegt der Modus des ärgerlichen Kindes vor(Reiß et al., 2016, S.32). Um eine Verwechselung zwischen den einzelnen Modi zu vermeiden, ist es sinnvoll die Auslöser der Wut näher zu betrachten: Sollten Personen Wut äußern, die nicht auf die Frustration eines Grundbedürfnisses zurückzuführen ist, kann vom Modus des impulsiven bzw. undisziplinierten Kindes ausgegangen werden(Zarbock, 2014, S.62). Wird Wut zur Abwehr oder Attacke des Gegenübers eingesetzt, kann dies auf einen maladaptiven Bewältigungsmodus (siehe Kapitel2.3.3) zurückgeführt werden(Reiß et al., 2016, S.32).
(3) Modus des impulsiven/undisziplinierten Kindes
Charakteristisch für den Modus des impulsiven bzw. undisziplinierten Kindes sind unüberlegte Entscheidungen, bei welchen die Konsequenzen des Handeln nicht beachtet werden(ebd., S.32). Dies dient der direkten Befriedigung auftretender Impulse(ebd.). Die Bedürfnisse anderer Personen werden während der impulsiven Handlungen nicht wahrgenommen und berücksichtigt(ebd.). Sollte eine kontinuierliche Befriedigung der auftretenden Impulse nicht möglich sein, kann es zu inneren Spannungszuständen kommen, die z.T. nur schwer auszuhalten sind(Roediger, 2016, S.113). Hintergrund dieses Verhaltens sind fehlende Grenzsetzungen in der Kindheit (ebd.).
Zarbockunterscheidet zwischen dem impulsiven und undisziplinierten Kind-Modus. Das Gefühl, andere würden die eigene Freiheit einschränken wollen, ordnet er dem Modus des impulsiven Kindes zu. Außerdem beschreibt er, dass Betroffene sich häufig persönlich angegriffen fühlen, sobald andere ihrer Meinung widersprechen. Aus diesen Wahrnehmungen resultiert oft Ärger oder Wut. Der Modus des undisziplinierten Kindes zeichnet sich, so Zarbock, durch eine fehlende Bereitschaft aus, langweilige bzw. routinierte Aufgaben zu erledigen. Dies kann auf die niedrige Frustrationstoleranz von Betroffenen zurückgeführt werden. Gemäß Zarbock trägt sie dazu bei, dass Betroffene Probleme beim Verfolgen langfristiger Ziele haben. Ferner schildert Zarbock, dass Personen im Modus des undisziplinierten Kindes häufig über Langeweile klagen(2014, S.63).
(4) Modus des glücklichen Kindes
Der Modus des glücklichen Kindes ist im Gegensatz zu den anderen drei Modi der adaptive Modus17. Ist er aktiviert, fühlen sich die Betroffenen geliebt, akzeptiert, verstanden, sicher, verbunden, zugehörig, zufrieden, kraftvoll, optimistisch, sorglos, neugierig, frei und/oder entspannt(Handrock et al., 2016, S.83; Reiß et al., 2016, S. 41f.; Roediger, 2016, S.113; Zarbock, 2014, S.63). Die Erwartung, selbstwirksam handeln zu können, lässt sich nach Roediger ebenfalls dem Modus des glücklichen Kindes zuordnen(2016, S.113). Dieser stellt eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung von Konflikten dar(ebd.). Der Modus kann u.a. durch Sex, Verliebtheit, Spielen sowie Tanzen aktiviert werden(ebd.).
2.3.2 Innere Kritiker*innen und Bewerter*innen
Innere Kritiker*innen und Bewerter*innen entstehen durch die Internalisierung maladaptiver Anteile der Eltern oder anderer Bezugspersonen bzw. Vorbilder (Autoritäten, Peers, religiöse Instanzen)(Zarbock, 2014, S.71-73). Daneben unterdrücken sie die Kind-Modi(Roediger, 2016, S. 119f.). In der Literatur werden die Inneren Kritiker*innen und Bewerter*innen überwiegend als Elternmodi bezeichnet. Da durch diese Bezeichnung der Fokus zu sehr auf die Eltern gelenkt wird und dabei andere wichtige Bezugspersonen wenig Beachtung zukommt, orientiert sich diese Arbeit an der Bezeichnung von Roediger (2018), welcher von inneren Kritiker*innen und Bewerter*innen spricht. Es wird zwischen drei dysfunktionalen Kritiker*innen bzw. Bewerter*innen differenziert: strafende Kritiker*in bzw. Bewerter*in, leistungsorientiert fordernde Kritiker*in bzw. Bewerter*in und emotional fordernde Kritiker*in bzw. Bewerter*in.
(1) Strafende Kritiker*in bzw. Bewerter*in
Kennzeichen für die strafende Kritiker*in bzw. Bewerter*in ist Selbsthass, der sich in einem demütigenden, kritisierenden, entwertenden und strafenden Umgang mit sich und/oder anderen äußert(ebd., S.121). Die Betroffenen erlauben sich keinen Spaß oder Genuss und betreiben keine Selbstfürsorge, da sie der Ansicht sind, sie hätten das nicht verdient(Faßbinder et al., 2011, S.27). Zudem können sie Hilfe von außen nur schwer annehmen(Zarbock, 2014, S. 73f.). Meistens gehen die Personen mit sich selbst härter und unnachsichtiger um, als mit Personen in ihrem Umfeld(ebd.). Treten Schwierigkeiten im eigenen Leben bzw. in dem enger Bezugspersonen auf, machen sich die Betroffen häufig dafür verantwortlich(ebd.).
(2) Leistungsorientiert fordernde Kritiker*in bzw. Bewerter*in
Hohe Leistungsanforderung und eine starke Selbstverurteilung bei Misserfolgen, sind charakteristisch für die leistungsorientiert fordernde Kritiker*in bzw. Bewerter*in(Faßbinder et al., 2011, S.27). Für die Entstehung können häufig überfordernde Ansprüche seitens der (schwachen, kranken bzw. leidenden) Eltern bzw. anderer Bezugspersonen verantwortlich gemacht werden(Zarbock, 2014, S. 74f.). Daneben kann dieser Modus auch durch Modelllernen übernommen werden(ebd.). Die Betroffenen spüren einen inneren Zwang überfordernden Leistungsansprüchen auch im Erwachsenenalter nachzukommen(Roediger, 2016, S. 121f.). Dies geschieht oft auf Kosten der eigenen Freizeit, Phasen der Entspannung oder dem Genuss des eigenen Lebens(ebd.). Auswirkungen dieses Modus sind nach Roediger einerseits unterordnendes bzw. aufopferndes Verhalten (Modus des Erduldens, siehe Kapitel2.3.3). Andererseits beschreibt er eine Überkompensation (siehe Kapitel2.3.3) im Sinne einer Anhäufung von Luxusgütern oder Titeln(ebd.).
(3) Emotional fordernde Kritiker*in bzw. Bewerter*in
Aufgrund der emotional fordernden Kritiker*in bzw. Bewerter*in haben die Betroffenen überhöhte Ansprüche an sich selbst, die auf ihre sozialen Beziehungen abzielen(Zarbock, 2014, S. 74f.). Diese äußern sich gemäßFaßbinder et al.in dem Gefühl für das Wohlergehen der Personen im Umfeld verantwortlich zu sein(2011, S.27). Deshalb verspüren die Klient*innen den inneren Zwang, sich um andere zu kümmern und deren Probleme zu lösen(Zarbock, 2014, S. 74f.). Unter diesem inneren Zwang leiden oft die Bedürfnisse der Betroffenen, da sie diese automatisch zurückstellen(Jacob & Arntz, 2011, S. 48f.). Stehen die Personen dagegen für ihre Bedürfnisse ein, empfinden sie häufig Schuldgefühle, beschreiben sich als egoistisch und machen sich deshalb Vorwürfe(ebd.). Ein weiteres Merkmal für diesen Modus ist, dass sich die Personen häufig nur schwer von den Gefühlen anderer Menschen abgrenzen können(Faßbinder et al., 2011, S.27). Der Modus entsteht dadurch, dass Eltern oder andere Bezugspersonen dem Kind eine zu hohe, altersunangemessene Verantwortung übertragen haben, da sie selbst überfordert, krank oder schwach waren(Jacob & Arntz, 2011). Im Zusammenhang mit diesem Modus steht häufig das Phänomen der Parentifizierung oder eine psychische Erkrankung einer wichtigen Bezugsperson(ebd.).
[...]
1 Ein maladaptives Schema ist die unbewusste Speicherung von negativen Beziehungserfahrungen aus der Kindheit(Roediger, 2016, S.77).
2 Eine Selbstwirksamkeitserfahrung bezeichnet ein Ereignis, bei dem eine Person ihr eigenes Handeln als dienlich erlebt und den Erfolg ihrer eigenen Kompetenz zuschreibt.
3 Der Selbstwert ist das Resultat aus der Beurteilung der eigenen Person(Schütz, 2017b, S.1526).
4 Sozialer Status beschreibt Stellung eines Individuum innerhalt der Gruppe sowie die damit verbundene Anerkennung und Rechte(Kirchler; Stark, 2017, S.1620).
5 Intrinsische Motivation beschreibt das Ausführen von Tätigkeiten, mit dem Ziel eine positive Erfahrung während der Durchführung herbeizuführen(Schiefele, 2017, S.1016).
6 Identität ist die Wahrnehmung der eigenen Person, die sich aus der dauerhaften Interaktion mit der Umwelt und Rückschlüssen aus bisherigen Erfahrungen zusammensetzt. Sie beinhaltet Komponenten, wie z.B. Alter, Geschlecht, Herkunft, Gruppenzugehörigkeit, Beruf, Sozialer Status, etc.(Lucius-Hoene, 2017, S.769).
7 Kognition ist ein Sammelbegriff für automatische mentale Prozesse (z.B. Wahrnehmung, Denken)(Gigerenzer, 2017, S.898).
8 Dysfunktionale Schemata sind unbewusste Muster, die Personen daran hindern, ihre Fähigkeiten auszuschöpfen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
9 Funktionale Schemata sind unbewusste Muster, die Personen als Ressource dienen und ihnen ermöglichen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
10 Internalisierung bedeutet, dass Personen die Werte, Normen und Verhaltensregeln von Personen in ihrer Umgebung aufnehmen und in ihr Selbst integrieren(Wirtz, 2016, S.425).
11 Ein unkonditionales Schema, ist ein unbewusstes Muster, dass direkt durch mangelnde Bedürfnisbefriedigung und die damit verbundenen straken negativen Emotionen entsteht(Roediger, 2018, S.37).
12 Unter einer Schemadomäne werden Schemata zusammengefasst, die durch ähnliche negative Erfahrungen im Hinblick auf die Befriedigung eines bestimmten Grundbedürfnisses entstanden sind und deshalb ähnliche Themen behandeln(Roediger, 2016, S.78); (Zarbock, 2014, S.76).
13 Ein konditionales Schema, ist ein unbewusstes Muster, dass durch starke negative Emotionen entsteht, die durch ein bereits bestehendes Schema ausgelöst werden(Roediger, 2018, S.37).
14 Selbstwertgefühl beschreibt die Wahrnehmung der eigenen Person als wichtig und wertvoll.
15 Integrität bezeichnet die Übereinstimmung von Werten und Zielen einer Person mit deren Verhalten.
16 Bei der Parentifizierung verschiebt eine Person die Rollenerwartungen an ihre Eltern auf den Partner bzw. wie in diesem Fall, auf ihr Kind(Boszormenyi-Nagy; Spark, 2015, S.209).
17 Ein adaptiver Modus ist die Reaktion auf ein Schema, dass in der Kindheit aufgrund von gelungener Bedürfnisbefriedigung entstanden ist und positive Emotionen auslöst.
- Citation du texte
- Éloi Niederwieser (Auteur), 2020, Sozialpädagogische Beratung. Entwicklung eines Reflexionstools zur Ressourcenaktivierung auf Grundlage des schematherapeutischen Ansatzes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/997107
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