Ethik
Literatur: Peter Singer: Über Ethik In: Peter Singer: Praktische Ethik1
Peter Singer liefert in diesem Text an erster Stelle Beschreibungen darüber, was Ethik nicht ist und gibt uns dann Erklärungsversuche, was es ist und wie es verstanden werden soll.
Ethik muß praxistauglich sein, das heißt, daß sie Anwendung in unserem täglichen Leben findet. Es ist nicht ein System von kurzen Regeln. Der Sinn moralischer Urteile ist es, das Handeln zu leiten.
Singer ist Utilitarist („Das größte Glück der größten Zahl“) und attackiert in diesem Text Kants Verständnis für Lüge. Dieser meint, daß Lügen unter keinen Umständen erlaubt sind. Dem widerspricht Singer, er meint, daß eine Lüge unter gewissen Umständen als gut, in anderen als schlecht beurteilt werden kann. Die Beurteilung sei abhängig von den Folgen der Lüge. Auch das Nichtlügen kann inhuman sein. Singer stellt sich damit gegen Kant, der die strenge Pflicht zur Wahrheit vertritt (Pflicht um der Pflicht willen).
Ethik muß völlig unabhängig von der Religion betrachtet werden, sie ist nicht mit theologischen Ideen verbunden. Singer führt hier den klassischen Einwand gegen die theologische Ethik an. Wenn Gott eine Handlung gebilligt hat, weil es „gut“ ist, so ist „gut“ unabhängig von der Gottheit, weil die Sache an sich gut ist. Wenn Gott eine Handlung allerdings deshalb gebilligt hat, weil er Gott ist, so ist „gut“ nicht unabhängig und unterliegt der Willkür Gottes. Dies würde einen Abspruch der moralischen Werte des Menschen darstellen. Es kann nur eine von Gott unabhängige Ethik geben, da diese sonst dem Gutdünken Gottes unterworfen wäre. Schon Platon befaßte sich mit der Frage, ob für die Definition von „gut“ eine Gottheit nötig sei.
Wir sind eingebettet in unsere Gesellschaft und trotzdem gibt es universelle Moralen. So gibt es beispielsweise in keiner Gesellschaft die Ansicht, die die Tötung von Menschen gut heißt. Moral ist unparteiisch (das heißt: Ausnahmen nur, wenn diese gut begründet sind, alle Menschen sind gleich - „jede Stimme zählt als eine Stimme und keine Stimme zählt als mehr als eine Stimme“) und universell.
Singer spricht in seinem Text auch über den Relativismus und zeigt auf, daß dies nicht bedeuten müsse, daß unterschiedliche Kulturen in grundsätzlichen Ansichten nicht übereinstimmen können. Hierbei kritisiert er auch den Marxismus und erwähnt Engels.
Moral ist nicht reduzierbar auf die Moralpsychologie. Es nützt nicht, sich auf gängige Ansichten der Gesellschaft zu berufen, vielmehr sind normative Gründe nötig.
Der Subjektivismus macht ein ethisches Urteil abhängig von der Person, die ein ethisches Urteil billigt oder nicht billigt. Ethik ist also dieser Ansicht nach subjektiv. Moralische Normen sind aber allgemein gültig, es gibt so etwas wie eine objektive Moral. Moralische Urteile sind nicht gegen Kritik von außen immun, so meint Singer.
Singer erklärt danach die Auffassung von Ethik. Nur zu tun, was für die Person selbst wichtig ist, ist zu wenig; die Allgemeinheit muß mit einbezogen werden. Hier spricht Singer ganz im Sinne der Utilitaristen, die das Gemeinwohl über das Glück des Individuums stellen.
Anschließend kommt Singer auf die Frage der Universalität zu sprechen. Er beantwortet die Frage der Herleitbarkeit von ethischen Theorien im Sinne des Utilitarismus. Ethik und Moral haben als definiertes Merkmal die Universalität. Der Utilitarismus hat einen universellen Standpunkt und daher kommt er zur Konklusion, daß der Utilitarismus eine akzeptable Theorie sei. Dieses Argument ist allerdings absurd, weil es mit jeder anderen Theorie austauschbar ist.
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1 Stuttgart: Reclam 1984
- Citation du texte
- Nanni Mundl (Auteur), 2000, Peter Singer - Über Ethik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99642
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