Humanwissenschaftliche Forschungsmethoden sind notwendig und dazu geeignet, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge und Abläufe zu erkennen und zu optimieren. Die Basis der Umfrageforschung bilden die unterschiedlichen Methoden der Humanwissenschaft, das beinhaltet, die schriftliche Befragung, das Interview, die Gruppendiskussion, die Beobachtung, das Experiment und die Inhaltsanalyse. Resultat dessen soll sein, Handlungsempfehlungen für das gesellschaftliche Leben abzuleiten.
Der Erkenntnisgewinn durch die empirische Forschung stellt sich als notwendig für die Entwicklung der Gesellschaft dar. Die in der Humanwissenschaft festgelegten und etablierten, allgemeingültigen Qualitätskriterien werden dem Umfang und der Komplexität einer wissenschaftlichen Arbeit jedoch kaum gerecht, laut Heesen. Im vorliegenden Scientific Essay wird vordergründig das Interview als humanwissenschaftliche Methode unter Beachtung der Qualitätskriterien untersucht. Dabei ergibt sich folgende Problemstellung: Entspricht das qualitative Interview als Untersuchungsmethode den wissenschaftlichen Qualitätskriterien und wird es ihnen gerecht?
Im weiteren Fortgang werden zuerst die verschiedenen Typen des Interviews differenziert und erläutert. Anschließend werden Qualitätskriterien mithilfe von Literatur und unter Berücksichtigung der Position des Autors belegt. Das Interview gehört zu den gängigsten und am häufigsten verwendeten Untersuchungsmethoden in der Humanwissenschaft. Die im folgenden beschriebenen Interviewformen bestehen aus unterschiedlichen Frageformen und Vorgehensweisen. Geschlossene beziehungsweise standardisierte Interviews legen die Fragen fest und geben präzise Antworten vor, nach Art von Multiple-Choice. Quantitative Interviews werden vordergründig für die Erhebung von statistisch auswertbaren und übertragbaren Aussagen genutzt, da die Fragen festgelegt sind und exakte Antworten gegeben werden.
1 Einleitung
„Wir leben in einer Wissensgesellschaft, in der für jeden Einzelnen und auch für die Gemeinschaft die Verfügbarkeit von Wissen Einfluss auf die Lebensqualität hat.“1 Humanwissenschaftliche Forschungsmethoden sind notwendig und dazu geeignet, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge und Abläufe zu erkennen und zu optimieren. Die Basis der Umfrageforschung bilden die unterschiedlichen Methoden der Humanwissenschaft, das beinhaltet, die schriftliche Befragung, das Interview, die Gruppendiskussion, die Beobachtung, das Experiment und die Inhaltsanalyse.2 Resultat dessen soll sein, Handlungsempfehlungen für das gesellschaftliche Leben abzuleiten.3 Der Erkenntnisgewinn durch die empirische Forschung stellt sich als notwendig für die Entwicklung der Gesellschaft dar. Die in der Humanwissenschaft festgelegten und etablierten, allgemeingültigen Qualitätskriterien werden dem Umfang und der Komplexität einer wissenschaftlichen Arbeit jedoch kaum gerecht, laut Heesen.4 Im vorliegenden Scientific Essay wird vordergründig das Interview als humanwissenschaftliche Methode unter Beachtung der Qualitätskriterien untersucht. Dabei ergibt sich folgende Problemstellung: Entspricht das qualitative Interview als Untersuchungsmethode den wissenschaftlichen Qualitätskriterien und wird es ihnen gerecht?
2 Hauptteil
Im weiteren Fortgang werden zuerst die verschiedenen Typen des Interviews differenziert und erläutert. Anschließend werden Qualitätskriterien mithilfe von Literatur und unter Berücksichtigung der Position des Autors belegt. Das Interview gehört zu den gängigsten und am häufigsten verwendeten Untersuchungsmethoden in der Humanwissenschaft.5 Die im folgenden beschriebenen Interviewformen bestehen aus unterschiedlichen Frageformen und Vorgehensweisen. Geschlossene beziehungsweise standardisierte Interviews legen die Fragen fest und geben präzise Antworten vor, nach Art von Multiple-Choice. Quantitative Interviews werden vordergründig für die Erhebung von statistisch auswertbaren und übertragbaren Aussagen genutzt, da die Fragen festgelegt sind und exakte Antworten gegeben werden.6
Halboffene beziehungsweise semi-strukturierte Interviews orientieren sich an einem Leitfaden, der relevante Themen vorgibt, allerdings keinerlei bestimmte Fragen oder Antworten vorschlägt.7 Der Befragte muss frei antworten. Um eine gewisse Vergleichbarkeit herstellen zu können, müssen die relevanten Themenkomplexe allerdings beibehalten und bedient werden8. Bei offenen beziehungsweise narrativen Interviews kommt weder ein Leitfaden noch ein vorgefertigter Fragebogen zum Einsatz. Diese Form des Interviews teilt sich in drei Phasen: Eröffnung, Nachfrageteil und Bilanzierung9. Hierbei „wird sehr viel Wert auf die erzählgenerierende Eröffnungsfrage gelegt“10, der Befragte ist folglich in der Bringschuld etwas Subjektives zu erzählen.11 Die interviewte Person soll offen und wahrheitsgemäß antworten, um eine themenbezogenen Narration zu führen mit verwertbarem beziehungsweise aussagekräftigem Ergebnis.12 Der Interviewte steuert dabei den Befragungsprozess13, er soll für sich persönlich entscheiden, welche Themen relevant erscheinen und auf welcher er detailliert eingehen möchte. „Vielmehr fungiert das Thema als Dach der Narration des Interviewten, sodass aber die Strukturierung und die individuelle Schwerpunktsetzung jeweils dem Interviewten überlassen bleiben.“14
Für die qualitative Forschung eignen sich laut Misoch Interviews, mit halboffenen und offenen Befragungen, bei denen der Interviewte freien, subjektiven Beantwortungsspielraum hat, sodass das Ergebnis die Verknüpfung verbaler und non-verbaler Kommunikation darstellt.15
Im Folgenden wird sich auf das qualitative, halboffene „face-to-face“ Interview bezogen und entsprechend der wissenschaftlichen Qualitätskriterien untersucht.
Laut Bernd Heesen gibt es keine Qualitätskriterien, die die Komplexität einer wissenschaftlichen Arbeit vollumfänglich bewerten können.16 Dennoch wird anhand der nachfolgenden Kriterien die Eignung des Interviews als humanwissenschaftliche Methode bewertet: Relevanz, Originalität, Objektivität, Nachvollziehbarkeit, Überprüfbarkeit, Reliabilität, Validität, Prägnanz und Logik der Argumentation laut Bernd Heesen.17 Das Qualitätskriterium der „Relevanz“ richtet sich vorrangig an den Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit, hierbei geht es um die Themenwahl und gesellschaftliche Wichtigkeit der Ergebnisse. Wird ein Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz gewählt, zielt die Befragung auf ein höheres Interesse der Allgemeinheit ab.18 In Bezug auf das Interview kann hier gesagt werden, dass ein „ansprechendes“ Thema zu mehr Redebereitschaft des Befragten führen kann. „Originalität“ beschreibt die kreative Beantwortung der Forschungsfrage.19 Das halboffene Interview eignet sich hierfür hervorragend, da dem Befragten ein großer Spielraum gewährt wird. „Objektivität“ beschreibt den Zustand der völligen Unvoreingenommenheit und Neutralität sowohl dem Befragten als auch dem Thema gegenüber. Dies gestaltet sich jedoch als kaum umsetzbar, da besonders in der quantitativen Forschung der Forschende involviert ist. Er lässt durch seine Person und Persönlichkeit sowohl unbewusst als auch indirekt Wertung einfließen.20 Eine wertfreie Beurteilung und Befragung innerhalb eines Interviews gestaltet sich mehr als schwierig, da der Forschende selbst zum Messinstrument wird.21 Folglich ist eine absolute Objektivität nicht erreichbar, da jede Betrachtung subjektiv oder zumindest intersubjektiv wahrgenommen wird.22 Das Ziel der qualitativen Forschung ist es aber, neutrale und unverzerrte Ergebnisse zu erhalten.23 „Nachvollziehbarkeit“ beschreibt die transparente Vorgehensweise, um schlüssige Ergebnisse präsentieren zu können und diese gegebenfalls zu bestätigen oder zu widerlegen.24 Dieses Kriterium ist abhängig von der Erfüllung der vorhergehenden Kriterien. In Worte gefasste Antworten können nicht wie Daten numerisch geprüft werden aufgrund der Komplexität jeder individuellen Persönlichkeit. Die Varietäten der Persönlichkeiten spielen in ein „face-to-face-Interview“ besonders hinein. Dieses Kriterium kann also ebenfalls nur unzureichend erfüllt werden. „Überprüfbarkeit“ aller Aussagen müssen durch Quellen und aktuellem Zitierstand belegt werden.25 Der Befragte kann schwierig persönlich Erlebtes belegen. Der Forschende kann andererseits eine Lüge des Befragten kaum identifizieren. Auch sind Auslassungen, die der Befragte bezüglich bestimmter Themen macht, eine Lücke, die die zu erzielenden Resultate verfälschen können.26 Das Kriterium ist also nur bedingt erfüllt, da die wahrheitsgetreue Aussage von hoher wissenschaftlicher Relevanz in der Forschung ist. Hierbei spielt auch die Prozessualität eine Rolle, die nicht nur den intellektuellen Wert des Resultats heraushebt, sondern auch die Überprüfbarkeit des nicht linearen Forschungsprozesses.27 „Reliabilität“ wird deutlich in dem Zitat „Die unsystematische Varianz über Messungen eines Merkmals hinweg reflektiert die Ungenauigkeit der Messung und somit die mangelnde Reliabilität des Messinstruments.“28 Ein exakt gleiches, beziehungsweise übereinstimmendes Interview mehrere Male durchzuführen, ist so gut wie unmöglich.29 Die Durchführung des Interviews anhand unterschiedlicher Interviewer birgt die Gefahr der Verfälschung der Ergebnisse, durch die abweichende Befragung.30 Dies wird als die „Systematische Verzerrung (...)“ durch die Variation der Interviewer bezeichnet („Interviewer- Effekt“).31 In persönlichen Befragungen tritt dieser Effekt häufiger auf, als zum Beispiel in telefonischen Befragungen.32 Eine exakte und präzise Replizierbarkeit ist nicht zu gewährleisten. 33 Das Kriterium der „Reliabilität“ ist im halboffenen, qualitativen „face-toface Interview“ nicht erfüllt, da laut Misoch der Forschende zum Erhebungsinstrument wird.34 „Validität“ bezieht sich auf die Gültigkeit der Interpretation und die Angemessenheit der Messwerte.35 Das Interview als humanwissenschaftliche Methode erfüllt das Kriterium der Validität. Die „Prägnanz“ als Kriterium, welches auf „kurze“ und „knappe“ Antworten abzielt, ist ebenfalls schwierig zu erfüllen, da die Antwort des Befragten von seiner aktuellen Emotionslage und der Art zu kommunizieren abhängig ist.36
[...]
1 Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 8.
2 Vgl. Bendisch R., Balzert, H., Wissenschaftliches Arbeiten, W3L
3 Vgl. Rammstedt, B., Qualitätsstandards, 2014, S. 3
4 Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 16.
5 Vgl. Mey, G.; Mruck, K., Qualitative Interviews, 2017 S. 249.
6 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019, S. 2.
7 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 13.
8 Vgl. Mey, G.; Mruck, K., Qualitative Interviews, 2017 S. 252.
9 Vgl. Mey, G.; Mruck, K., Qualitative Interviews, 2017 S. 251.
10 Mey, G.; Mruck, K., Qualitative Interviews, 2017 S. 251.
11 Vgl. Mey, G.; Mruck, K., Qualitative Interviews, 2017 S.251 Z. 18f.
12 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 41.
13 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 44.
14 Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 14 Z. 1ff.
15 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 14.
16 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 16.
17 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 15.
18 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 16.
19 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 17.
20 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 248.
21 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 214.
22 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 17.
23 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 248.
24 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 19.
25 Vgl. Ebd.
26 Vgl. Mey, G.; Mruck, K., Qualitative Interviews, 2017 S. 267.
27 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 32f.
28 Vgl. Rammstedt, B., Qualitätsstandards, 2014, S. 28.
29 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 250.
30 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S.63.
31 Vgl. Jedinger, A., Michael, T., Interviewer Effekt, 2019, S. 366.
32 Vgl. Jedinger, A., Michael, T., Interviewer Effekt, 2019, S. 367.
33 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 250.
34 Vgl. Misoch, S., Qualitative Interviews, 2019 S. 248.
35 Vgl. Rammstedt, B., Qualitätsstandards, 2014, S. 20.
36 Vgl. Heesen, B., Wissenschaftliches Arbeiten, 2014, S. 26.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2020, Anwendung der wissenschaftlichen Qualitätskriterien auf die Humanwissenschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/995007
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