Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.Der ZyklusSlu_ai
2.1 Vstre_a
2.2 Anekdoty iz _izni Pu_kina
2.3 Slu_ai
3. Zusammenfassung
4. Literaturverzeichnis
4.1 Primärtexte
4.2 Sekundärtexte
4.3 Internetseiten
4.4 Lexika und Nachschlagewerke
1. Einleitung
Es ist schon merkwürdig: Am Ende des 20. Jahrhunderts erlebt ein Autor seine Auferstehung, der bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren Formen des Schreibens und Lebens erprobt hat, die heute noch für die meisten Menschen als ,absurd` und verrückt gelten. Der literarische Außenseiter in Stalins Sowjetreich und Meister der Groteske [...] ist zu einer veritablen Kultfigur geworden (Borowsky 1995b:102).
Dieser Autor ist Daniil Ivanovi_ Juva_ëv1, der sich bereits als Siebzehnjähriger den Künstlernamen Daniil Charms gab (Rausch 1984:236), einen Namen, der durch seine Anlehnung ebenso an das englische harm wie an das französische charme, aber auch an Sherlock Holmes (Urban 1992a:282) bereits die Ambivalenz und Vielschichtigkeit seines Trägers und dessen Kunst in sich birgt.
Obwohl Daniil Charms bei seinem Hungertod in Haft im Jahre 1942 ein umfangreiches sowohl lyrisches als auch Prosawerk hinterließ - das bis heute nicht ausreichend textkritisch ediert worden ist (Urban 1992b:335 und ders. 1995b:461) -, konnte er zu Lebzeiten nur zwei seiner Gedichte veröffentlichen; zu groß war die Diskrepanz zwischen seiner avantgardistischen Dichtung und der offiziellen Kulturpolitik (Martini-Wonde 1988:882).
So isoliert Charms` Werk auch von zeitlicheund sozialen Konturen zu sein scheint, trifft es doch den Nerv seiner Zeit und oszilliert dadurch auf interessante Weise zwischen Kontextgebundenheit und Zeitlosigkeit, auf der das zunehmende Interesse an Charms in der Gegenwart beruht. Seine Texte sind insofern losgelöst von ihrem Entstehungskontext, als daß ihre Absurdität auch auf der rein textuellen und erzählerischen, unabhängig von der thematischen Ebene rezipierbar ist.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand ausgewählter Beispiele aus dem ZyklusSlu_ai, der in vielerlei Hinsicht paradigmatisch für Charms` Prosaschaffen stehen kann, Charms` Kunst der absurden Prosaminiatur zu analysieren und aufzuzeigen, aufgrund von welchen Verfahrensweisen diese vielfach als lapidar und banal erscheinenden Texte als absurd rezipiert werden.
2. Der Zyklus ,Slu_ai`
Der ZyklusSlu_ai,,stell[t] wohl das Zentrum von Daniil Charms' Prosaschaffen dar" (Borowsky 1995b:108). DieSlu_aisind nicht nur der einzige Anhaltspunkt der Verleger heute, wie Charms selber sein Werk in einer Veröffentlichung angeordnet hätte - Prosa, Lyrik und Dialog stehen einträchtig nebeneinander - (Urban 1995a:465), sondern an ihnen kann auch im kleinen Charms' literarische Entwicklung noch einmal abgelesen werden: Von lustigen Begebenheiten über Wortspiele und Irreführungen des Lesers bis hin zu brutalen Geschichten, die in Hunger, Verzweiflung und Tod enden, ist in denSlu_aialles vertreten (Borowsky 1995b:109).
Diese 30 kleinen Geschichten entstanden zwischen 1933 und 1939 und markieren einen deutlichen Einschnitt in Charms' Schaffen: Nach der Zerstörung des OB_RIU und Charms' erster Verhaftung trat in den frühen dreißiger Jahren die Lyrik hinter der Kurzprosa zurück.
,,Der Grund liegt wohl darin, daß Charms seiner verzweifelten Situation mit Gedichten nicht mehr beikommen konnte" (ibid.). Mit seinen absurden Prosaminiaturen schuf Charms ein neues literarisches Genre, um seiner Verzweiflung über ,,das Automatische, absichtslos Grausame und die Entfremdung des Menschen" (W. Kasack 1992, ibid.) Ausdruck zu verleihen.
Wenn dieSlu_aider absurden Literatur zugeordnet werden, so geschieht dies nicht aufgrund ihrer Thematik. Im Gegenteil sind sie oftmals realer als Charms` Frühwerk und spielen durchweg in einer konkreten Alltagswelt. Gegenstand der Erzählungen sind Ereignisse, die den Rahmen des Wahrscheinlichen nicht übersteigen, sondern vielfach sogar überaus banal sind. Sie präsentieren sich als Kurz- und Kürzestgeschichten, denen jedoch alles fehlt, was eine Geschichte ausmacht: thematische Entwicklung, Zusammenhang, Aussage und Abschluß, die es sich zumeist noch nicht einmal zu erzählen lohnt. Die Absurdität dieser Geschichten liegt in der Tatsache, daß sie trotz ihrer Ereignislosigkeit überhaupt erzählt werden und in der Form, in der sie erzählt werden.
Diese grundlegenden Funktionsweisen derSlu_aisollen im folgenden anhand einiger ausgewählter Beispiele verdeutlicht werden.
2.1 `Vstre_a'
Eines der frappierendsten und am häufigsten zitierten Beispiele für Charms' Technik ist
Vstre_a, der neunzehnte der Slu_ai:
Встреча Вот однажды один человек пошел на службу, да по дороге встретил другого человека, который, купив польский батон, направлялся к себе восвояси. Вот, собственно и все (Charms 1994:277).
Eine erste Auskunft über diesen Text gibt seine quantitative Länge bzw. Kürze, die zählbare Anzahl der sprachlichen Zeichen: Hinter einem so kurzen Text vermutet der durch literarische Konventionen geprägte Leser einen Witz, eine Anekdote oder eine Kürzestgeschichte. Im folgenden sollVstre_aunter dem Aspekt der Kürzestgeschichte analysiert werden:
Trotz der Uneinigkeit über Wortzahlgrenzen sowohl nach oben als auch nach unten (vgl. Nayhauss 1982a:5 und Schubert 1997:12) ist nicht jeder narrative Kürzesttext ist auch eine Kürzestgeschichte. Die Kürzestgeschichte stellt den Anspruch, die Charakteristika der Kurzgeschichte - Beginn ohne Einleitung, offener Schluß, straffe, lineare Handlungsführung, Augenblicksfixierung, Symbolwert von Einzelgegenständen (Nayhauss 1982b:66) - in dem Maße zu potenzieren, in dem sie deren Struktur noch verknappt. Durch die geringe Anzahl von Informationen, die die Kürzestgeschichte an der Textoberfläche bietet, ist sie darauf angewiesen, den ,Unterbau' in Form von Eigenleistungen des Lesers durch Implikationen herzustellen (Schubert 1997:59).
Der erste Satz vonVstre_asuggeriert eine Zugehörigkeit zu der Gattung ,Kürzestgeschichte`: Der Handlungsort - eine Straße - wird lediglich mittels Andeutungen evoziert, die Personenbeschreibung -_elovek- ist auf ein Minimum reduziert und ein Einzelgegenstand -pol'skij baton- findet Erwähnung. Die quantitative Reduktion der Teile impliziert Gewichtigkeit eines jeden verbleibenden (Hansen-Löve 1984:12). Derpol'skij batonmuß also von besonderer Bedeutung sein, sonst wäre seine Erwähnung redundant.
Die lakonische Schlußformel ,,Vot, sobstvenno, i vse" jedoch reduziert den Text präzise auf seinen Inhalt, statt darüber hinauszuweisen. Sie raubt dem Leser jede Möglichkeit, die Auslassungen des Texte zu realisieren, auf die sich sowohl Kurz- als auch Kürzestgeschichte stützen, indem sie das Vorhandensein von Leerstellen verneint. Die Tätigkeit des Lesers, unter der Textoberfläche nach einem ,tieferen Sinn' zu suchen, wird somitad absurdumgeführt (Schubert 1997:37).
2.2 ,Anekdoty iz _izni Pu_kina`
DieAnekdoty iz _izni Pu_kinabestehen aus sieben Anekdoten, die alle den Dichter A.S. Pu_kin zur Hauptfigur haben. Ihre Struktur sei anhand der vierten verdeutlicht:
4
Когда Пушкин сломал себе ноги, то стал передвигаться на колесах. Друзья любили дразнить Пушкина и хватали его за эти колеса. Пушкин злился и писал про друзей ругательные стихи. Эти стихи он называл ,эрпигармами' (Charms 1994:290).
Die Anekdote als Gattung charakterisiert eine bekannte Persönlichkeit, eine Epoche oder soziale Gruppe. Wenn sie auch nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, sollte sie in bezug auf die vorgestellte Person oder Situation zumindest plausibel erscheinen (Bürgel 1983:45). Die Anekdote präsentiert einen zunächst verschlüsselten Zusammenhang, der durch die Pointe aufgedeckt wird. Der zu enträtselnde Zusammenhang wird durch die Nennung der Persönlichkeit gesetzt und nicht expliziert (Schäfer 1982:29). Die durch die Namensnennung implizierten Daten, Verhältnisse und Charakteristika müssen dem Rezipienten bekannt sein, von ihm realisiert und mitgedacht werden, will er die Pointe nicht nur vordergründig verstehen (op. cit.:31f.).
Die Pointe entsteht, wenn die erweckten Erwartungen nicht eingelöst werden und ein Moment der Überraschung mit dem der Enttäuschung zusammenfällt (Bürgel 1983:163).
Unabhängig von den Implikationen durch den TitelAnekdoty iz _izni Pu_kinaist der zitierte Text auf Anhieb als Anekdote zu erkennen: Die Nennung Pu_kins läßt den Rezipienten den Rahmen der Anekdote realisieren. Daß Pu_kinrugatel'nye stichiauf seine Freunde schreibt, korrespondiert mit dem Wissen des Adressaten um Pu_kin als Dichter und erfüllt somit den Anspruch an Plausibilität.
Doch der letzte Satz ,,_ti stichi on nasyval ,_rpigarmami'" läuft dem Anspruch an die von der Anekdote erwarteten ,,geistreich-witzigen, blendend formulierten ,Replik'" (Schäfer 1982:7) zuwider, indem Pu_kin mangelnde Originalität bescheinigt und impliziert wird, er sei bereits am Titel der gewitzten Verse gescheitert.
Durch diese sogenannte ,Pointe' wird des Rezipienten Erwartungshaltung - aufgebaut durch die Ankündigung einer Anekdote - enttäuscht, denn als ,gelungen' werden gemeinhin nur diejenigen Anekdoten betrachtet, die den Anspruch an eine unmittelbar wirkende, weil schlagfertige und witzige Pointe erfüllen. Vor diesem Hintergrund wird die behandelte Pu_kin-Anekdote spontan wohl eher als ,Anti-Anekdote' rezipiert werden.
An dieser Stelle muß jedoch angefügt werden, daß - gerade in bezug auf Pu_kin - solch respektlose Anekdoten in der russischen Literatur in einer gewissen Tradition stehen (Borowsky 1995b:105) und Pu_kin-Anekdoten auf dem Gebiet der Satire geradezu eine eigene Gattung bilden (op. cit.:110). Der respektlose Umgang mit historischen Persönlichkeiten und der_ar_, die scherzhaft-satirische Porträtierung von Kollegen, haben in Rußland Tradition und tun der Verehrung des ,Opfers` keinen Abbruch (ibid.).
2.3 ,Slu_ai`
Ein interessantes Beispiel für Charms' Verfahrensweise ist auchSlu_ai, die Titelgeschichte des Zyklus':
Случаи Однажды Орлов объелся толченым горохом и умер. А Крылов, узнав об этом, тоже умер. А Спиридонов умер сам собой. А жена Спиридонова упала с буфета и тоже умерла. А дети Спиридонова утонули в пруду. А бабушка Спиридонова спилась и пошла по дорогам. А Михайлов перестал причесываться и заболел паршой. А Круглов нарисовал даму с кнутом в руках и сошел с ума. А Перекрестов получил телеграфом четыреста рублей и так завжничал, что его вытолкали со службы. Хорошие люди и не умеют поставить себя на твердую ногу (Charms 1994:258).
Die Absurdität dieser Erzählung - wenn man sie denn so nennen darf - scheint zunächst auf der thematischen Ebene zu liegen: Der erste Satz verweist auf einen dem Wahrscheinlichen widersprechenden Handlungsrahmen. Daß jemand stirbt, weil er zuviel Erbsenbrei gegessen hat, scheint das Wahrscheinlichkeitsmodell zu ironisieren.
Der folgende Satz ,,A Krylov, uznav ob _tom, to_e umer" suggeriert einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Aufgrund der angedeuteten Verbindung zwischen Orlovs Tod durch Erbsenbrei und den folgenden Vorfällen muß der Text unweigerlich absurd wirken, denn eine solche Verkettung von Ereignissen ist unwahrscheinlich und überzogen.
Die Textanalyse zeigt jedoch, daß der Zusammenhang zwischen den Ereignissen - wenn überhaupt - ein chronologischer, in keinem Fall ein kausaler ist. Es wird lediglich gesagt, daß Krylov von Orlovs Tod erfahren hat und ebenfalls gestorben ist, aber nichts darüber, ob Krylovs Tod unmittelbar auf Orlovs folgte oder ob er aufgrund von Krylovs Wissen eintrat. Der Zusammenhang zwischen Orlovs und Krylovs Tod besteht lediglich in der Satzfolge, in der darüber berichtet wird.
Der dritte Satz zeigt die inhaltliche Unabhängigkeit der Ereignisse voneinander auf: ,,A Spiridonov umer sam soboj2". Die folgenden Sätze suggerieren, daß in der Folge von Spiridonovs Tod quasi die ganze Familie Spiridonov umgekommen bzw. auf der Straße gelandet ist, sagen jedoch nichts darüber aus, inwieweit die Ereignisse zeitlich so dicht aufeinander folgten, als daß ein tatsächlicher Zusammenhang vermutet werden müßte.
Nach diesem Schema schließt sich der Bericht der weiteren Katastrophen an. Es handelt sich lediglich um eine Auflistung von erschreckenden Begebenheiten, die durch ihre Aneinanderreihung in einem Zusammenhang zueinander zu stehen scheinen, der auf inhaltlicher Ebene nicht gegeben ist.
Aufgrund seiner erzählerischen Struktur ließe sich der Text noch endlos fortführen. Das einleitendeAeines jeden Satzes unterstreicht den Auflistungscharakter der Erzählung, an die sich beliebig viele weitere mitAeinleitendeslu_aianreihen ließen.
Slu_aiist aber auch ein typisches Beispiel für das, was Jakov Druskin meint, wenn er sagt, daß Charms zu denjenigen Künstlern gehört, deren Werk man nicht verstehen kann, ohne ihr persönliches Leben zu kennen: ,,Inneres und Äußeres, Leben und Werk stehen unmittelbar miteinander in Beziehung" (1992:5).
Dem Text eröffnet sich eine weitere Dimension unter dem Aspekt, daß er im Jahre 1937 verfaßt wurde, einem Jahr, in dem Charms miterleben mußte, wie viele seiner Freunde und Bekannten verhaftet und erschossen wurden (Urban 1992a:319-324). Der Schrecken des Stalinismus` kommt zum Ausdruck in den völligen Nichtigkeiten, die zu einer Katastrophe führen: eine Dame mit einer Knute in der Hand zu malen, Erbsenbrei zu essen etc. Dahinter steckt die Angst, wegen jeder Kleinigkeit Gefahr zu laufen, willkürlich verhaftet zu werden, die Charms bereits im August 1934 ausdrückte:
Vollkommen unmöglich ist das Gefühl, daß dich ständig jemand beobachtet. Das habe ich aufschreiben wollen, dachte aber, es könne jemand sehen, daß ich etwas aufschreiben will, und denken, der schreibt jetzt etwas Schlechtes auf. Ständig muß man sich verstellen (op. cit.:312).
In dieser Hinsicht erhält auch der letzte Satz - ,,Choro_ie ljudi i ne umejut postavit` sebja na tverduju nogu" - eine weitere Dimension: Vordergründig scheint er auf ein Eigenverschulden der Personen an all diesen Katastrophen zu verweisen. Unter dem Aspekt des Terror des Stalinismus` jedoch zeugt er von der verzweifelten Suche nach einer Erklärung für das unfaßbare Grauen, die aber so fadenscheinig ist, daß sie die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein des Menschen in dieser Situation noch betont.
3. Zusammenfassung
DieSlu_aialleine würden genügen, ihrem Autor in der modernen russischen Literatur einen
festen Platz zu sichern (Borowsky 1995b:108). Ebenso wie literarisch bedeutsam sind sie repräsentativ für Daniil Charms` Prosaschaffen und können stellvertretend für die Gesamtheit seiner absurden Prosaminiaturen analysiert werden, um Charms` besondere Kunst dieses ganz eigenen Genres aufzuzeigen.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, anhand ausgewählter Beispiele aus denSlu_aiCharms` Konzeptionen des Absurden aufzuzeigen, die sich - in den behandelten Beispielen - nicht auf der thematischen Ebene seiner Texte äußern, sondern sich in deren Form begründen. Charms` Texte übersteigen nicht den Rahmen des Wahrscheinlichen, sondern sind in einer konkreten, ja überaus banalen Alltagswelt angesiedelt.
Die Absurdität eines Teils derSlu_aibegründet sich in der Tatsache, daß hier Geschichten erzählt werden, die so ereignislos sind, daß es sich nicht lohnt, sie zu erzählen und die somit einem grundlegenden Anspruch an das Erzählen widersprechen: ,,Immer ist Gesetz: Erzähle nur, was zu erzählen sich lohnt!" (W. von Scholz in Grothe ²1984:14). Ein solcher Fall ist der TextVstre_a(vgl. 2.1), der nicht nur völlig ereignislos ist, sondern jegliche Suche nach einem tieferen Sinn mit dem abschließenden Satz ,,Vot, sobstvenno, i vse" unterbindet.
Eine andere Konzeption des Absurden präsentiert sich in Texten wie denAnekdoty iz _izni Pu_kina(vgl. 2.2), die durch ihre Anlehnung an eine kanonisierte literarische Form wie die der Anekdote im Rezipienten gewisse Erwartungshaltungen motivieren - in diesem Fall die Erwartung einer geistreich-witzigen Pointe -, die dann nicht eingelöst werden. In denAnekdoty iz _izni Pu_kinawerden die Erwartungen des Rezipienten noch zusätzlich enttäuscht, indem das erwartete Textereignis sich in einer mißlungenen Form - sozusagen in einer Anti-Pointe - präsentiert.
Der dritte analysierte Text,Slu_ai(vgl. 2.3), zeigte eine Form der Absurdität auf, die sich in der Verfahrensweise begründet, zusammenhangslose Ereignisse in einer Form zu präsentieren, die einen inhaltlichen und kausalen Zusammenhang zwischen diesen suggeriert, was angesichts der Natur der Ereignisse abwegig, unglaubwürdig und absurd erscheinen muß. Andererseits istSlu_aiauch ein Beispiel dafür, auf welch interessante und nicht immer offenkundige Weise Charms` Leben und Werk miteinander verbunden sind. Unabhängig von geschichtlichen und sozialen Konturen trifft Charms` Prosa den Nerv der unmenschlichen Realität des Stalinismus`.
Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, daß die lapidare Oberfläche von Charms` Texten Raum und Anreiz für Analysen unter vielerlei Gesichtspunkten bietet und einer der am häufigsten zitierten Sätze Charms` eher heißen müßte:Vot, sobstvenno, ne vse.
4. Literaturverzeichnis
4.1 Primärtexte
Charms, Daniil
1984Fälle. Szenen, Gedichte, Prosa, hg. und übers. Peter Urban. Zürich: Haffmanns. 1992Die Kunst ist ein Schrank. Aus den Notizbüchern 1924-1940, hg. und übers. Peter Urban. Berlin: Friedenauer Presse.
1994Daniil Charms. Tom pervij. Moskva: Viktori.
1995aAlle Fälle. Das unvollständige Gesamtwerk in zeitlicher Folge, hg. und übers. Peter Urban. Zürich: Haffmanns.
1995bFälle. Russisch / Deutsch, hg. und übers. Kay Borowsky. Stuttgart: Reclam.
4.2 Sekundärtexte
Borowsky, Kay
1995a Daten zu Leben und Werk. In: Daniil Charms 1995b, 98-101. 1995b Nachwort. In: Daniil Charms 1995b, 102-110.
Bürgel, Peter
1983Literarische Kleinprosa: eine Einführung. Tübingen: Narr. (Literaturwissenschaft im Grundstudium; Bd. 14)
Druskin, Jakov
1992 Über Daniil Charms. In: Daniil Charms 1992, 5-10. Grothe, Heinz
²1984 [11971]Anekdote. Stuttgart: Metzler. (Sammlung Metzler; Bd. 101)
Hansen-Löve, Aage A.
1984 Beobachtungen zur narrativen Kurzgattung. In:Die russische Erzählung: Utrechter Symposium zur Theorie und Geschichte der russischen Erzählung im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. Rainer Grübel. Amsterdam: Rodopi, 1-45. (Studies in Slavic literature und poetics; Bd. 6)
Kasper, Karlheinz
1993 Absurde Prosa des OB_RIU: Daniil Charms und Konstantin Vaginov. In:Russische Prosa im 20. Jahrhundert: eine Literaturgeschichte in Einzelportraits 1914-1934, hg. ders. München: Fink, 273-279.
Martini-Wonde, Angela
1988 Daniil Ivanovi_ Charms. Das lyrische Werk. In:Kindlers Neues Literaturlexikon, Studienausgabe in 21 Bde., hg. Walter Jens. München: Kindler, Bd. 3, 882f.
Nayhauss, Hans-Christoph Graf von
1982a Vorwort. In:Kürzestgeschichten, hg. ders. Stuttgart: Reclam: 5-8. (Arbeitstexte für den Unterricht)
1982b Vorschläge zur Textarbeit im Unterricht. In:Kürzestgeschichten, hg. ders. Stuttgart: Reclam, 66-68. (Arbeitstexte für den Unterricht)
Rausch, Renate
1984 Daniil Charms. Ein biographisches Stichwort. In: Daniil Charms 1984, 236-252. Schäfer, Rudolf
1982Die Anekdote: Theorie - Analyse - Didaktik. München: Oldenbourg. (Analysen zur deutschen Sprache und Literatur)
Schubert, Susanne
1997Die Kürzestgeschichte: Struktur und Wirkung: Annäherung an die Short Short Story unter dissonanztheoretischen Gesichtspunkten.Frankfurt am Main u.a.: Lang. (Europäische Hochschulschriften: Reihe 18, Vergleichende Literaturwissenschaft; Bd. 87)
Urban, Peter
1984 Editorische Notiz. In: Daniil Charms 1984, 225-235.
1992a Daten zu Leben und Werk von Daniil Charms. In: Daniil Charms 1992, 279-333. 1992b Editorische Notiz. In: Daniil Charms 1992, 335-340.
1995a Bibliographische Notiz. In: Daniil Charms 1995a, 461-466. 1995b Chronologie. In: Daniil Charms 1995a, 467-511.
4.3 Internetseiten
http://userpage.fu-berlin.de/~wschwarz/charms/texte/werk.htm
4.4 Lexika und Nachschlagewerke
Concise Oxford Russian Dictionary Russian-English English-Russian. New York: Oxford University Press, 1998.
Einführung in die slavischen Sprachen, hg. Peter Rehder. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986.
Fischer Kolleg ,Literatur`, hg. Hermann Stadler u. Karl Dickkopf. Frankfurt am Main: Fischer, 41979 [11973].
Nemecko-russkij i russko-nemeckij slovar', hg. V. Karel'skij u. _.L. Ryma_evskaja. Moskva: Russkij Jazyk, 1991.
[...]
1 Diese und alle weiteren Transliterationen des Russischen folgen den wissenschaftlichen Regeln, wie sie von P. Rehder im ,Vorwort` derEinführung in die slavischen Sprachen(1986) angegeben werden.
2 Meine Hervorhebung
- Citation du texte
- Wiebke Reyer (Auteur), 1999, Eine Analyse Daniil Charms` Kunst der absurden Prosaminiatur anhand ausgewählter Beispiele aus dem Zyklus "Slucai", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99331
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