Diese Arbeit handelt von der Entwicklung und zentralen Ideen der pädagogischen Arbeit Maria Montessoris. Keine andere Reformpädagogik hat sich derartig verbreitet wie die von Maria Montessori. Hilf mir, es selbst zu tun, dieser Satz ist die Hauptidee der Montessori-Pädagogik. Dies bedeutet, dem Kind die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Erfahrungen zu machen, und die notwenigen Materialien bereitzustellen, die es dazu benötigt.
Die Montessori-Pädagogik fördert und fordert außerdem individuelle Intelligenz und kreative Fähigkeiten zur Problemlösung. Sie trainiert, um auf eigenen Beinen zu stehen und Unabhängigkeit zu gelangen. Ziel ist es, eine starke Persönlichkeit und Selbstbeherrschung zu schaffen. Jedoch wachsen Kinder in unserem Jahrhundert von klein auf mit einer Vielzahl von Technologien und Medien auf.
Das Bildungssystem erzieht passive Kinder, die inaktiv sind. Außerdem sind die Unterrichtsstunden meistens Lehrer dominant gestaltet und unübersehbar ist, dass Kinder Schwierigkeiten beim Problemlöseverhalten haben. Um dies zu verhindern wird in der Montessori Pädagogik dem Kind Bewegungsfreiheit und Aktivität in einer zuvor vorbereiteten Umgebung ermöglicht, wo seine eigenen Interessen entdecken und ausüben kann.
INHALT
ABSTRACT
1. EINLEITUNG
2. MEILENSTEINE IN DER BIOGRAFIE MARIA MONTESSORIS
2.1. Die Geburtsstunde der Montessori Pädagogik
2.2. Entstehung der Pädagogik als Wissenschaft
3. ZENTRALE IDEEN DER MONTESSORI PÄDAGOGIK
3.1. Hilf mir, es selbst zu tun
3.2. Mathematischer Geist und die Sinnesentwicklung
3.3. Die Entwicklungsstufen
3.3.1. Die erste Stufe der Entwicklung (0-6 Jahre, Säuglings und Kleinkindzeit)
3.3.2. Die zweite Stufe der Entwicklung (6-12 Jahre, Kindheitszeit)
3.3.3. Die dritte Entwicklungsphase (12-18 Jahre, Adoleszenz)
3.3.4. Die vierte Entwicklungsphase (18-24 Jahre, Reifealter)
3.2 Entwicklungsmaterialien und ihre Aufgaben
3.2.1 Das Kinderhaus
3.2.2 Beispiel für Montessori-Material
4 MONTESSORI UND IHRE LEHREN IN DER PÄDAGOGISCHEN ARBEIT HEUTE
4.1 Verankerung in der aktuellen Entwicklung und Lernpsychologie
4.2 Pro und Kontrastimmen zur Montessori-Pädagogik
5 FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
ABBILDUNGSNACHWEIS
Abstract
Keine andere Reformpädagogik hat sich derartig verbreitet wie die von Maria Mon- tessori. Hilf mir, es selbst zu tun, dieser Satz ist die Hauptidee der Montessori-Päda- gogik. Dies bedeutet, dem Kind die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Erfahrungen zu machen, und die notwenigen Materialien bereitzustellen, die es dazu benötigt.
Die Montessori-Pädagogik fördert und fordert außerdem individuelle Intelligenz und kreative Fähigkeiten zur Problemlösung. Sie trainiert, um auf eigenen Beinen zu stehen und Unabhängigkeit zu gelangen. Ziel ist es, eine starke Persönlichkeit und Selbstbeherrschung zu schaffen. Jedoch wachsen Kinder in unserem Jahrhundert von klein auf mit einer Vielzahl von Technologien und Medien auf. Das Bildungssystem erzieht passive Kinder, die inaktiv sind. Außerdem sind die Unterrichtsstunden meistens Lehrer dominant gestaltet und unübersehbar ist, dass Kinder Schwierigkeiten beim Problemlöseverhalten haben. Um dies zu verhindern wird in der Mont- essori Pädagogik dem Kind Bewegungsfreiheit und Aktivität in einer zuvor vorbereiteten Umgebung ermöglicht, wo seine eigenen Interessen entdecken und ausüben kann.
1. Einleitung
Als Begründerin der Montessori-Pädagogik legt Maria Montessori großen Wert auf die Entwicklung des Kindes zu einer eigenständigen und mündigen Persönlichkeit. Der Mensch ist nur selbst in der Lage seine Fähigkeiten zu entwickeln und sich in Gesellschaft zu etablieren. Dabei soll die Montessori-Pädagogik den Menschen ab dem Kindesalter durch ein pädagogisch-didaktisches Konzept begleiten. Für Maria Montessori ist dabei die vorbereitete Lernumgebung wichtig welche dem Kind ein vielfältiges Angebot an Materialien anbietet, durch die das Kind selbstständig seine Fähigkeiten erproben kann.
In dieser Arbeit werden die Fragen, Was veranlasste Maria Montessori zur intensiven Beschäftigung mit der Erziehung im Kindesalter? und, Welche Techniken und Methoden verwendete und entwickelte Maria Montessori? beantwortet. Die wichtigste Literatur, die für diese Arbeit verwendet wurde, ist eindeutig die von Eva SCHUHMACHER, welche das Fachbuch mit dem Titel Montessori-Pädagogik verstehen, anwenden und erleben geschrieben hat.
Zu Beginn der Arbeit wurde die Biografie Maria Montessoris behandelt, da das pädagogische Werk und die Biografie eine wichtige Einheit bilden. Anschließend wurden die zentrale Ideen der Pädagogik vorgestellt und das Entwicklungsmodell nach Montessori beschrieben. Des Weiteren beinhaltet die Arbeit aktuelle Erkenntnisse aus der Entwicklungs- und Lernpsychologie sowie unter kritischen Reflexionen ausgeführten Pro- und Kontra-Argumente von unterschiedlichen pädagogischen Fachkräften. Schließlich dienen die in dieser Arbeit vorhandenen Abbildungen und Originalzitate zum besseren Verständnis des Montessori-Konzepts.
Das Hauptziel dieser Arbeit ist allerdings interessierten Lesern und Leserinnen eine einfache und vor allem informationsreiche Einführung in die Montessori-Pädagogik zu bieten. Außerdem soll sie dazu dienen, dass ErzieherInnen sich intensiver mit der Montessori-Pädagogik beschäftigen und den Kindern die Chance geben die Unabhängigkeit durch Selbsttätigkeit zu fördern. In dieser Arbeit wird auch gezeigt, wie sich Kinder selbst besser entfalten können, um das Selbstvertrauen zu erlangen.
2. Meilensteine in der Biografie Maria Montessori
Maria Montessori wurde am 31.August. 1870 in Ancona, Italien geboren und ist das einzige Kind einer bürgerlichen Familie. Ihr Vater Alessandro Montessori (1832-1915) war ein römischer Finanzbeamter und ihre Mutter, Renilde Montessori (1840-1912), stammte aus einer wohlhabenden Familie. Die autoAbbildung wurde aus urheberrechtlichen ritäre Erziehungsmethode ihrer Mutter verlangte Gründen von der Redaktion entfernt. Abbildung 1 Maria Montessori, 1913 von Maria selbstdiszipliniert und pflichtbewusst zu sein. Schon damals musste Maria bei der Hausarbeit1 helfen und sorgte für Harmonie in der Familie. Die Mutter ließ auch nicht zu, sie zu verwöhnen und behandelte sie sehr rücksichtsvoll.2 Wegen der beruflichen Versetzung des Vaters lebte die Familie Montessori für zwei Jahre in Florenz und letztlich in Rom, wo Maria ihre ganze Schul- und Arbeitszeit verbrachte. Schon in der Grundschule war zu erkennen, dass Maria mathematisch-naturwissenschaftlich sehr interessiert und begabt ist. Sie war eine auffällige Schülerin, weil sie sehr ehrgeizig und selbstsicher war. Im Gegensatz zu ihren Mitschüler/innen war sie begeisterungsfähig, arbeitete immer engagiert mit und zögerte nicht laut zu sprechen. Es wird sogar berichtet, dass sie krank im Bett lag und meinte sie könne nicht sterben da sie noch viel zu tun habe.3
Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.
Abbildung 1 Maria Montessori, 1913
Nach der Grundschule beschloss Maria anstatt dem Mädchengymnasium die polytechnische Oberschule zu besuchen und absolvierte diese mit gutem Erfolg. Anschließend wollte sie Ingenieurin werden und studierte die Fächer Mathematik, Physik und Naturwissenschaften. Doch sie änderte ihre Meinung, trat zur Abschlussprüfung an und wollte Ärztin werden. Im Jahre 1892 fing Maria Montessori das Medizinstudium in Rom an. Ihre Mutter unterstützte sie während des ganzen Studiums, doch ihr Vater war dagegen, weil er nur das Beste für seine Tochter wollte und wusste, dass das Studium der Medizin Schwierigkeiten mit sich bringen wird.
Die Studienjahre waren für sie nicht einfach, da das Medizinstudium damals für Männer gedacht war. Montessori war Vorurteilen und Ungerechtigkeiten ausgesetzt. Sie durfte an Leichen nicht gemeinsam mit den Mitstudent/innen arbeiten und musste in Vorlesungen in den hinteren Reihen sitzen.
Trotz dieser schweren Jahre setzte sie sich durch und beendete mit großem Ehrgeiz ihr Medizinstudium mit ausgezeichnetem Erfolg. Sie beeindruckte ihre Professoren und Mitstudent/innen.4
Im Jahre 1896 wurde Montessori die erste Ärztin in Italien und Abgeordnete im internationalen Frauenkongress in Deutschland. Sie hielt ein Vortrag für die Rechte der berufstätigen Frauen, welches in der internationalen Presse veröffentlicht wurde.5 Nach dem sie ihre Promotion erlangt hatte begann sie in einem Kinderkrankenhaus in Rom zu arbeiten und beschäftigte sich mit Kindern mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigung. Damals begann sie sich auch für Pädagogik und Didaktik zu interessieren. Sie arbeitet fleißig und studierte gleichzeitig die Geschichte der Pädagogik. Montessori war von den Schriften des Arztes Jean Marc ITARD und dem Sonder- und Heilpädagogen Edouard SEGUIN sehr überzeugt und führte eine Studie durch. Sie testete, welche spezielle Fördermaterialien vor allem beeinträchtigten Kindern bei der Sprachentwicklung helfen könnten. Es stellte sich heraus, dass durch die von ihr entwickelten Materialien „zurückgebliebene“ Kinder das Lesen und Schreiben genauso wie die normalen Schulkinder erlernen können.6
Ab 1899 war sie die Leiterin eines Heilpädagogischen Instituts in Rom, was sie aber nach zwei Jahren sein ließ. Ein Jahr davor kam ihr Sohn Mario Montesano auf die Welt. Wer sein Vater ist, ist anfechtbar. Mario lebte die ersten zwölf Jahre in Obhut einer Pflegefamilie auf dem Land. Sie beschloss Mario nicht bei sich zu behalten, da sie Angst hatte, dass sie von der Gesellschaft ausgeschlossen oder ihren Ruf verlieren könnte. Nachdem die Betreuermutter starb, lebte Mario bei seine Mutter und war bis zu ihrem Tod bei ihr. Er spielte auch nach dem Tod seiner Mutter eine große Rolle bei der weltweiten Verbreitung der Montessori-Pädagogik. Während Maria als Leiterin am medizinisch-pädagogischen Institut in Rom arbeitete, lernte sie Dr. Gui- seppe MONTESANO, den zweiten Schulleiter und gleichzeitig ein Kollege in der psychiatrischen Klinik kennenlernen und schon bald heirateten sie.7
2.1. Die Geburtsstunde der Montessori Pädagogik
Im Jahre 1907 war Montessori mit ihren siebenunddreißig Jahren bereits eine bekannte Wissenschaftlerin. Sie setzte ihre Arbeit in San Lorenzo am ersten Kinderhaus fort, wo die Kinder wegen der Armut anfangs nur eine geringe Anzahl an Lernmaterialen zu Verfügung hatten. Sie stellte zahlreiche Beobachtungen an, wie Kinder mit den didaktischen Materialien umgingen. Die Ergebnisse waren erfreuend: Die Kinder beschäftigten sich intensiv mit den Materialien, so dass sich deren Konzentrationsfähigkeit stärkte und sie besser miteinander umgingen. Das Ergebnis zeigte auch, dass Kinder schon im Alter von vier bis fünf Jahren lesen und schreiben erlernen können. Die Zuneigung und Begeisterung der Kinder für die „Sinnesmaterialien“ und die daraus folgende Disziplin brachten überraschende Erfolge. Aus der ganzen Welt kamen Besucher nach San Lorenzo und beobachteten die mit Hilfe durch die Montessori-Methode entstandene soziale und freundliche Umgebung. Im Oktober 1907 wurde das Kinderhaus von der größten italienischen Sozialleinrichtung, Uma- nitaria in Mailand, unter der Leitung einer engen Freundin von Montessori, Anna Maria MACCHERONI, eingeweiht. Umanitaria übernahm auch die Herstellung der Materialien, die aber von Montessori weiterentwickelt wurden.8
2.2. Entstehung der Pädagogik als Wissenschaft
Im Jahre 1909 wurde in Citta di Castello in der Villa la Montesca der erste Kurs zur wissenschaftlichen Pädagogik eröffnet, wo auch Maria Montessori ihr erstes Buch Il methodo della padagogica (Die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik) vorstellte.9 Il Metodo wurde in vierzig Jahren fünf Mal in italienischer Sprache in neuen Auflagen veröffentlicht. Absätze und Bilder wurden hinzugefügt, Begriffe verändert oder Namen gestrichen. Das zeigt, dass sich immer mehr Menschen für die Erforschung der psychischen Entwicklung des Kindes und vor allem für die Montessori- Methode interessierten. Menschen kritisierten, forschten und versuchten das Denken und die Überlegungen Maria Montessoris zu verstehen. Somit entwickelte sich die Methode Montessoris zur Wissenschaft.10
3. Zentrale Ideen der Montessori Pädagogik
Aus den damaligen Vorlesungsübertragungen Maria Montessoris ist bekannt, dass die Biografie und ihre didaktische Arbeit eine Einheit bilden. Sie war auch davon überzeugt, ihre Beobachtungen und Theorien in die Praxis weiter zu denken. Man spricht also von einem praktisch-didaktisch und materiell unterstützten pädagogischen Konzept. Nach Montessori verfügt jedes Kind über einen „inneren Bauplan“ und das Kind ist der Baumeister seiner selbst.11
„Jeder Mensch ist von allen verschieden, in jedem wohnt ein eigener, schöpferischer Geist, der aus ihm ein Kunstwerk der Natur macht“.12
3.1. Hilf mir, es selbst zu tun
Nach Maria Montessoris Meinung können Kinder13 in den ersten Lebensjahren nach der Geburt nicht erzogen werden, da jeder Mensch mit einem göttlichen Schöpfungsplan auf die Welt kommt, welcher von außen nicht beeinflussbar ist. „Der Mensch hat eine angeborene Tendenz zur vollständigen Selbstentfaltung“.14 Das heißt, bis zu einem bestimmten Alter ist Unterstützung nicht notwendig. Das Kleinkind sollte respektiert werden, wenn es sich wünscht etwas selbst zu machen. Dabei muss der Erwachsene Geduld haben, auch wenn das Kind dauernd Fehler macht, muss es diese selbst erkennen, um dadurch unabhängig werden zu können. Wenn dem Kind das Vertrauen geschenkt wird, folgt auch das Zutrauen und damit wird das Individuum des Kindes gefördert.15
Maria Montessori weist auch auf die Bedeutung des Sensiblen Perioden hin. Sie finden in unterschiedlichen Altersgruppen statt und sind schwer zu erkennen. Diese Phasen sind abhängig von äußeren Reizen, die einen großen Einfluss auf das Erlernen von beispielsweise Lesen oder Sprechen haben. Das Kind benötigt in den ersten sechs Lebensjahre eine besondere Lernbereitschaft und Intensität, da es in seiner Entwicklung verschiedene Stadien mit unterschiedlichen Interessengebieten durchläuft, die aber vorrübergehend sind. Falls Kinder in diesen sensiblen Zeiten dauerhaft missachtet werden, können Entwicklungsstörungen wie Stimmungsschwankungen, Aggressionsprobleme oder Neigung zu Gewalt auftreten.16 Die Weltoffenheit des kindlichen Individuums wird auch stark thematisiert. Bereits jeder Säugling hat die angeborene Kraft und die Fähigkeit sich weiterzuentwickeln. Montessori übernimmt für diesen Punkt zwei englische Begriffe: Nebule (Nebel), dessen Bedeutung das Vorhandensein nebelhaften Potenzials thematisiert. Mneme hingegen stellt die Muse der Erinnerung dar. Durch das vitale Gedächtnis merkt sich das Kind die für sich nötig empfundenen Handlungen und Verhaltensweisen und erlernt dabei seine Kultur. Dem Kleinkind erlaubt also Mneme bestimmte Situationen wie das Unterscheiden von Gut und Böse individuell zuzuordnen.17
Ein weiterer wichtiger Punkt, der in den Sensiblen Phase vorkommt, ist der Absorbierende Geist. Das Kind lernt mühelos und ohne große Anstrengung, also unbewusst die Sprache seiner Kultur. In jedem Neugeborenen ist die Anlage zu erforschen und inquisitiv Neues zu entdecken. 18
„Der Mensch ist darauf ausgelegt, neugierig die Welt zu erkunden. Dieser Trieb ist angeboren, das heißt alle Kinder bringen ihn mit, alle Kinder wollen lernen, wissen, mitgestalten, verändern.“ 19
Ein Kleinkind tut sich laut Montessoris Erkenntnissen beim Erlernen einer Fremdsprache oder einer Sportart leichter als ein Erwachsener. Wir beherrschen unsere Muttersprache, weil es der Absorbierende Geist in den ersten Lebensjahren dem Kind ermöglicht. Bereits in den ersten Monaten schaut das Kind auf die Lippen der sprechenden Menschen und ahmt die Laute nach. Erst mit einem Jahr spricht das Kleinkind bemüht die ersten Wörter und möchte sich ausdrücken. Dem Kind wird es also bewusst, dass Sprechen etwas bedeutet. Eine neue sensible Phase beginnt mit circa drei Jahren. Das Kind zeigt großes Interesse an der Sprach und der Wortschatz erweitert sich so rasch, sodass er schon mit sechs Jahren aus mehreren tausend Wörtern besteht. Für den Aufbau der Muttersprache hat also die Sensible Phase eine wichtige Bedeutung.16 17 18 19
„Treffend sagt Maria Montessori, der Erwachsene könnte zwar sein Land verteidigen und seine Grenzen schützen, das Kind aber bewahre der Nation durch die Sprache die geistige Einheit.“20
Die Vitalität, die Montessori mit Horme, was in der griechischen Mythologie für eine Personifizierung energetischer Aktivitäten steht, bezeichnet, ist bei jedem Kind unterschiedlich hoch. Diese Weltoffenheit ist aber von außen, also mit der Erziehung verbunden. Denn wenn die Neugier des Kindes durch fehlende Anreize oder Missachtung geschwächt wird, wird das Kleinkind verkümmern.21
3.2. Mathematischer Geist und die Sinnesentwicklung
Mathematischer Geist basiert auf Ordnung und Struktur. Auf die Genauigkeit einer Arbeit zu achten ist für Maria Montessori eine Kindheitserfahrung. Sie ist der Meinung, dass der Mensch von Geburt an nach Ordnung strebt und alles weitere wie Strukturierung oder Systematisierung von der Ordnung ausgehen.
„Für das Kind ist die Ordnung das, was für uns der Boden ist, auf dem wir stehen, was für den Fisch das Wasser ist, in dem er schwimmt. Im frühen Kindesalter entnimmt der Menschengeist seiner Umwelt die Orientierungselemente, deren er für seine späteren Eroberungen bedürfen wird.“22
Ordnung und Struktur kann auch bei der Entschlüsselung der speziellen Sprach- codes, Satzformulierungen und Zuordnung der Wörter sehr förderlich sein. Montessori meint, dass ohne eine äußere Struktur kaum eine innere entstehen kann.23
Durch die Sinneswahrnehmung lernt das Kind sich selbst und die Welt kennen. Bereits im Mutterleib beginnt die Entfaltung der Sinne. Durch Bewegungen und Berührungen bekommt das sich entwickelnde Gehirn die nötige Nahrung und kann sich an die Umwelt anpassen. Dies kann aber nur durch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt stattfinden. Um wahrnehmen zu können braucht das Kind die Hand. Montessori deutet die Hand als „Werkzeug menschlicher Intelligenz“24 und meint, dass sich manuelle Tätigkeiten positiv auf die Charakterbildung des Kindes auswirken.
„Die Intelligenz des Kindes erreicht ein bestimmtes Niveau, ohne sich der Hand zu bedienen; mit der manuellen Tätigkeit erreicht es ein höheres Niveau; und das Kind, das sich der eigenen Hände bedient hat, hat ein stärkeren Charakter“.25
Das Kind braucht ein vorbereitetes, vor allem ein hygienisches Umfeld für die physiologische Entwicklung seiner Sinnesorgane. Außerdem sammelt das Kind in seinem Unterbewusstsein jede Menge von Eindrücken und strebt nach einer inneren Ordnung, dabei versucht es auch zwischen den für sich bedeutenden und zufälligen Wahrnehmungen zu unterscheiden. Klar ist aber, dass jedem Kind ein unendliches Bedürfnis nach Bewegung angeboren ist, und dieses fördert auch seine Sinnes- und Intelligenzentwicklung stark.26
„Ohne Zusammenarbeit der Intelligenz mit der Bewegung kann es keine Erziehung der Sinne geben.“27
Montessori weist auch darauf hin, wie wichtig es ist Sport schon im Kindesalter zu betreiben, damit das kindliche Selbstbewusstsein steigt.28
Eine der wichtigsten Erforschungen Maria Montessoris ist die Polarisation der Aufmerksamkeit. Sie begegnete diesem Phänomen erstmals bei einem dreijährigen Mädchen in ihrem ersten Kinderhaus Casa dei bambini im Jahre 1907. Das Kind war so stark in ihre Arbeit mit einem Holzzylinder vertieft, dass sie sie zweiundvierzig Mal wiederholte und sich von der Umfeld nicht stören ließ, bis es seine innere Harmonie fand. Die Übungsmaterialien Montessoris wurden sehr bedächtig entwickelt und hergestellt, sodass das Kind seine Konzentrationsfähigkeit stärken kann. Damit das Kleinkind innerlich seine Ruhe findet muss es freizügig, selbstständig, selbstdiszipliniert und mit einer seelischen Gesundheit arbeiten. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, kann innerlich und gleichzeitig äußerlich Frieden erlangt werden. Schließlich deutet der Begriff Normalisation auf eine selbstversunkene Stimmungslage hin, die auch durch Bildungsmaterialien beeinflussbar ist.29
[...]
1 Wgl. Abb. 1: https://de.wikipedia.org/wiki/Maria Montessori (Zugriff am: 12.02.2020)
2 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.18
3 Ebd. S. 18ff
4 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.22
5 Vgl. Venohr, 2014, S. 5
6 Vgl. Ebd, S.23
7 Vgl. Klein-Landeck, 2019, S. 12
8 Vgl. Veneohr, 2014, S. 7
9 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.24f
10 Vgl. Montessori, 2012, S.XXIIIff
11 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.32
12 Montessori, 2009
13 Montessori, 2005
14 Carl, 1988, S.100
15 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.35
16 Vgl. Schuhmacher. S.35ff
17 Vgl. Ebd. S. 37f
18 Vgl. Venohr, 2014, S.15
19 Montessori, 1987, S. 59
20 Standing, 1957, S. 82
21 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.38f
22 Montessori, Kinder sind anders, 1987, S.64
23 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.39f
24 Schuhmacher, 2016, S. 41
25 Montessori, Grundgedanken der Montessori Pädagogik, 1949/2008, S.73
26 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.41ff
27 Montessori, Grundgedanken der Montessori Pädagogik 1949/2008, S.74
28 Vgl. Schuhmacher, 2016, S.43
29 Vgl. Ebd, S. 43ff
- Quote paper
- Anonymous,, 2020, Die pädagogische Arbeit von Maria Montessori. Entwicklung und zentrale Ideen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/993049
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