Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rezeptionsgeschichte des Ikarus-Mythos von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.
Sie konzentriert sich in erster Linie auf deutschsprachige lyrische Texte. Zentral geht es darum eine Perspektive auf die unterschiedlichen Rezeptionen zu erhalten, die eine sinnvolle Einordnung und Zusammenstellung ermöglicht.
Eine besondere Aufmerksamkeit in der Geschichte des Mythos erfährt die Figur Ikarus. Seit Ovid liefert dieser Mythos in vielen Ländern und Kulturen immer wieder neue Interpretationsgrundlagen und wird häufig rezipiert. Dabei erstaunt nicht allein die Intensität der Variationen, sondern auch deren Diversität. Der Ikarus-Mythos erfüllt immer wieder unterschiedliche Funktionen.
Aber nicht nur in der Literatur erfreut sich dieser Mythos einer hohen Beliebtheit– Maler, Bildhauer, Philosophen und Wissenschaftler nutzen immer wieder die gleiche Geschichte, um komplexe Zusammenhänge sinnbildlich darzustellen.
1. Einleitung
1.1. Themenbegründung
Mythen sind lebendig und wandelbar. Sie sind seit der Antike beliebte Erzähl- und Lesestoffe. Der Grund dafür besteht in ihrer Anpassungsfähigkeit. Sie eröffnen Perspektiven und erzeugen Sinnbilder und Symbole. Ihre Figuren sind unerschöpfliche Modelle, die in unterschiedlichen Zusammenhänge enorme Deutungsmöglichkeiten bieten.1
Mythen sind ein Medium zur Kommunikation. In ihnen können komplizierte Zusammenhänge einfach illustriert werden. Die Verwendung der Mythen für praktische Zwecke, vor allem zur Vermittlung moralischer Vorstellungen und Verhaltensregeln, ist sehr alt. Bereits in der Antike erfüllten Mythen diesen Zweck und waren in Griechenland und im Römischen Reich weit verbreitet.2 Im Metzler-Literatur-Lexikon3 ließt man über den Mythos, dass er als Versuch gesehen werden kann, die Welt in ihren Grundzügen zu verstehen und ihren Ursprung zu erkunden. Auch die Kommunikation moralischer, existentieller oder mystischer Gedanken und Grundvorstellungen in Form von Symbolen ist laut Metzler ein wichtiger Bestandteil der Tradierung von Mythen.
Obwohl in den unterschiedlichen Variationen eines Mythos grundlegend immer die gleiche Geschichte erzählt wird, können je nach Akzentuierung bestimmter Motive und Elemente neue Wirkungen entstehen. In der Rezeption des Mythos kann ein Autor seiner Kreativität freien Lauf lassen und durch sein literarisches Schaffen, warnen, ermutigen, belehren, loben und vieles mehr.
Dabei erheben Mythen einen Anspruch auf Geltung der von ihnen behaupteten Wahrheiten.4 Das bezieht sich nicht auf die Bild- wohl aber auf die Deutungsebene.
Das Einbauen des Mythosbegriffs in eine literaturwissenschaftliche Untersuchung, kann nach Iona Craciun die strukturelle Integrität der Arbeit gefährden, da aus literaturwissenschaftlicher Sicht keine klare Definition existiert.5 Um möglichst alle Facetten des Mythos bei einer Untersuchung berücksichtigen zu können, bedient man sich der Mythosbegriffe anderer Disziplinen wie der Philosophie, der Theologie, der Psychoanalyse, der Semiotik oder der Anthropologie.6 Eine andere Möglichkeit stellt die Einordnung in Abhängigkeit der jeweils gewählten Rezeptionsform in eine der drei großen Literaturkategorien (Lyrik, Epik, Dramatik) dar.7 Beide Methoden führen zu unterschiedlichen Ausgangspositionen, die durchaus hinterfragt werden können. Craciun widmet sich diesem Problem und versucht einen literaturwissenschaftlich operationalisierten Begriff zu definieren, der den Anforderungen einer empirische Arbeit gerecht wird.8
Eine besondere Aufmerksamkeit in der Geschichte des Mythos erfährt die Figur Ikarus. Seit Ovid liefert dieser Mythos in vielen Ländern und Kulturen immer wieder neue Interpretationsgrundlagen und wird häufig rezipiert. Dabei erstaunt nicht allein die Intensität der Variationen, sondern auch deren Diversität. Der Ikarus-Mythos erfüllt immer wieder unterschiedliche Funktionen.
Aber nicht nur in der Literatur erfreut sich dieser Mythos einer hohen Beliebtheit - Maler, Bildhauer, Philosophen und Wissenschaftler nutzen immer wieder die gleiche Geschichte, um komplexe Zusammenhänge sinnbildlich darzustellen.9
1.2. Zur Fragestellung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rezeptionsgeschichte des Ikarus-Mythos von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Sie konzentriert sich in erster Linie auf deutschsprachige lyrische Texte. Zentral geht es darum eine Perspektive auf die unterschiedlichen Rezeptionen zu erhalten, die eine sinnvolle Einordnung und Zusammenstellung ermöglicht. Macht die Konstruktion einer chronologischen Abfolge bestimmter Deutungsmuster Sinn oder sollte eine andere Sichtweise gewählt werden, um die einzelnen Variationen einordnen zu können.
Dabei stehen drei unterschiedliche Perspektiven zur Auswahl.
Eine chronologische Sichtweise betrachtet den Ikarus-Mythos anhand der zeitlichen Abfolge von Epoche zu Epoche. Einzelne Motive wie der Sturz des Ikarus werden zwar differenziert aber nicht epochenübergreifend zusammengeführt. Achim Aumhammer10 verwendet in seiner Arbeit zur IkarusForschung diese Perspektive.
Einen anderen Zugang zum Mythos kann die Fokussierung auf zentrale Motive liefern. Dadurch kann unabhängig von zeitlichen Aspekten eine Rezeptionsgeschichte konstruiert werden, die sich wiederholende Muster offenlegt. Ein zentrales Motiv des Mythos wird dabei hervorgehoben. Alle analysierten Texte werden in der Forschung dann auf Verwendung dieses hervorgehobenen Motivs hin untersucht.
Ein dritter Zugang kann die Wahl einer funktionalen Perspektive sein. Sie besteht in der Fokussierung auf die Wirkung beim Leser bzw. in der Fokussierung auf die Kommunikationsabsicht des Autors. Diese Sichtweise bietet die Möglichkeit die Rezeptionslinien zu vergleichen und darauf aufbauend bestimmte Tendenzen in unterschiedlichen Epochen auszumachen.
Außerdem soll diese Arbeit die Entwicklung und Verwendung dominanter Rezeptionsmuster vornehmlich in deutschsprachigen, lyrischen Texten von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart offenlegen. Es geht darum, zu untersuchen, wann bestimmte Deutungsvarianten eine zentrale Rolle spielen und ob sie epochenübergreifende Relevanz besitzen.
1.3. Forschungsstand
Aufgrund der fast 3000 jährigen Geschichte des Ikarus-Mythos und der außergewöhnlich häufigen Rezeption in verschiedenen Ländern der Welt, wäre es zu erwarten gewesen, dass eine umfangreiche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem speziellen Mythos stattgefunden hat. Bis heute scheint jedoch keine systematische Darstellung der Rezeptionsgeschichte zu existieren. Die Forschungsarbeit, die diesem Anspruch noch am ehesten nachkommt, ist das Buch von Karl B. Möller.11 In seiner Studie hat er die Rezeptionsgeschichte des Ikarus-Mythos ausführlich analysiert. Dabei kommt er jedoch zu keinem klaren Ergebnis. Vielmehr beschränkt sich die Arbeit auf einzelne Merkmale, die anhand ausgewählter Beispiele kategorisiert werden. Möllers Arbeit fehlt ein Fazit. Er zeigt bestimmte Ikarus-Varianten auf und deutet sie umfangreich ohne zum Ende eine Zusammenführung seiner Interpretationen darzustellen. Dadurch wird nicht klar, welche Erkenntnisse sich aus seiner Forschung ergeben.
Die Mehrheit der weiteren Forschungsliteratur bezieht sich im Wesentlichen auf die Untersuchung von Phasen und Teilaspekten wie die Arbeit von Joachim Dalfen „Ikarus ging unter ... hoch über den anderen“12 oder der Text von Chiara Marmugi „Interpretationen des Ikarus-Mythos in der Literaturgeschichte der DDR“13.
Erich Unglaub14 konstruiert in seinem Buch „Steigen und Stürzen“ eine funktionale Perspektive und kommt zum Ende zu einigen Erkenntnissen, die er nachvollziehbar darstellt. Er zeigt einen erstaunlichen Wandel des Potentials im Ikarus-Mythos auf und macht die Verwendung bestimmter Muster und Motive wie die Darstellung des Vater-Sohn Verhältnisses und seine Funktion in unterschiedlichen Zusammenhängen transparent. Der Text von Unglaub verfolgt jedoch keinen deutlich wissenschaftlichen Anspruch und kann deshalb nur bedingt zur Klärung der zentralen Fragestellung dieser Arbeit dienen.
Einen anderen interessanten Ansatz findet man bei Joseph Leo Koerner15.
Koerner isoliert das Element des Labyrinths im Ikarus-Mythos. Anhand dieser Konstruktion illustriert er eine Rezeptionsgeschichte, die auf dem Motiv des Labyrinths basiert. Einen besonderen Stellenwert in seiner Arbeit nimmt das Gedicht „Paradise Lost“ vom englischen Dichter John Milton ein.
Koerner zeigt, dass theoretisch viele Elemente im Ikarus-Mythos isoliert werden können, um als Ansatzpunkt für eine literaturwissenschaftliche Untersuchung zu dienen.
Eine weitere relativ kurze Bearbeitung der Rezeptionsgeschichte des IkarusMythos stammt von Christiane Solte-Gresser16. Sie wählt ähnlich wie Koerner einen an ein bestimmtes Element geknüpften Zugriff und analysiert die Rezeptionsgeschichte unter den Aspekten der Herausforderungen und Risiken der Literatur verkörpert durch die Figur Ikarus. Auf der Ebene oppositioneller Unterpunkte vergleicht sie einige ausgewählte Texte. Sie interpretiert Ikarus Streben nach Höherem als metaphorische Emanation literarischer Wagnisse, die unweigerlich Erfolg oder Scheitern nach sich ziehen.
1.4. Methodische Vorgehensweise
Da die literarische Rezeption des Dädalus-Ikarus-Mythos fast ausschließlich aus den Texten Ovids schöpft,17 werden zunächst Ovids zwei konkurrierende Versionen in den „Ars Armatoria“ und den „Metamorphosen“ auf Grundlage der Forschungsliteratur dargestellt.
Dann sollen ebenfalls auf Grundlage der Forschungsliteratur einige Rezeptionsmuster in unterschiedlichen literarischen Epochen aufgezeigt werden. Dieser Teil der Arbeit liefert eine kurze Übersicht zu gängigen Varianten der Mythos-Rezeption in unterschiedlichen Epochen und Kulturen. Er zeigt einen Ausschnitt der Rezeptionslinien, um die Vielfalt der Deutungsspielräume ansatzweise zu illustrieren. Eine genaue Analyse dieses Aspekts würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Dennoch hat sie den Anspruch bestimmte Muster und ihre Verwendung in unterschiedlichen Epochen anschaulich zu machen.
Die verwendete Forschungsliteratur wurde ausgewählt, weil sie zum einen die drei erwähnten Zugänge verwendet, um die unterschiedlichen Rezeptionen zu analysieren und weil sie zum anderen eine umfangreiche Darstellung der vielen möglichen Interpretationsspielräume liefert.
Im letzten Teil der Arbeit werden einige ausgewählte lyrische Texte analysiert und interpretiert. Die Ergebnisse dieses Schrittes sollen dann auf die referierte Sekundärliteratur bezogen werden, um abschließend eine Antwort auf die zentrale Fragestellung dieser Arbeit geben zu können.
2. Ovids Ikarus - Grundlage späterer Variationen
Die späteren Autoren aller Epochen haben für die Verwendung des Ikarus-Mythos in erster Linie Ovids Texte genutzt und als Ausgangspunkt ihrer vielfältigen Variationen gewählt.18 Dazu muss gesagt werden, dass Ovid nicht der Urheber des Ikarus-Mythos war. Die Klärung der Frage nach den Quellen Ovids und ihrer ersten Verwendungsvarianten in der Antike kann jedoch nicht Ziel dieser Arbeit sein. Auch die Forschungsliteratur zeigt dazu kein eindeutiges bzw. abschließendes Ergebnis.19
Ovid verfasste zwei Texte zum Ikarus-Mythos, die sich stark in der Akzentuierung bestimmter Teilaspekte unterscheiden und auf diese Weise unterschiedliche Wirkungsintentionen transportieren. Die erste Version von Ovids Ikarus findet man in den „Ars amatoria“. Der Mythos fokussiert hier den zentralen Aspekt der Unmöglichkeit, dem Liebesflug ein Maß zu setzen.20
Die beiden Protagonisten Dädalus und sein Sohn Ikarus sind im durch Dädalus selbst entworfenen Labyrinth auf der Insel Kreta eingeschlossen und befinden sich in Gefangenschaft von König Minos. Dädalus fürchtet sich nicht vor der harten Bestrafung oder denkt daran sein eigenes Leben zu retten, vielmehr sind „odium“ und „amor“ der Grund für seinen inneren Konflikt.21 Er ist getrieben von Heimatliebe und kann sich nicht vorstellen in diesem Gefängnis, fern von seiner vertrauten Umgebung, zu sterben.22 Es ist ihm sehr wichtig in heimatlicher Erde bestattet zu werden. Dazu ein Auszug aus den „Ars Amatoria“ :
„Sit modus exilio“, dixit „iustissime Minos: Accipiat cineres terra patema meos Et quoniam in patria, fatis agitatus inquis, Vivere non potui, da mihi posse mori.“23
Dädalus sucht aus seiner Heimatliebe heraus eine Möglichkeit zur Flucht und erfindet Flügel, die ihn und seinen Sohn in die Freiheit tragen können. Damit setzt sich Dädalus über den tyrannischen König Minos hinweg. Diese gemeisterte Herausforderung wird jedoch vom Sturz des eigenen Sohnes in den Tod überschattet.24 Bis zu diesem Ereignis demonstriert Ovid durch den Mythos die Macht der Liebe. Der Mut und die innere Stärke, die durch die Liebe zur Heimat motiviert werden, bringen Dädalus dazu, über sich hinauszuwachsen und einen Ausweg zu erschaffen. König Minos vollbringt es nicht die Liebe unter Kontrolle zu bringen, da sie durch Dädalus' Schaffen Flügel erhält. Ovid verbindet den Flug des Ikarus auf diesem Weg mit dem Motiv der Liebe. Die erzeugte Assoziation wird in späteren Zeiten zu einem Leitmotiv.25 Mit dem Sturz ändert sich jedoch gleichzeitig die Perspektive weg von Dädalus hin zu Ikarus. Auch die Sympathie, die vorher klar bei Dädalus lag, wird nun stärker auflkarus verlagert.26 Er löst sich vom Vater und schlägt eine eigene Flugbahn ein. Trotz der Warnung des Vaters fliegt Ikarus so, wie er es möchte und lässt sich nicht kontrollieren. Ovid erzeugt hier Parallelen zwischen Amor und dem geflügelten Knaben Ikarus, die sich beide nicht mäßigen lassen.27
Diesem Umstand ist es geschuldet, dass Ikarus die zentrale Figur darstellt und er trotz seines Scheiterns seinen eigenen Intentionen folgt.
Die römische Öffentlichkeit kritisierte Ovids „Ars amatoria“ stark und lehnte sie regelrecht ab. Ovid erfuhr für sein dichterisches Genie die Strafe der Verbannung.28
Carl B. Möller29 kommt in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, dass die Folge für Dädalus, nicht in heimatlicher Erde bestattet zu werden, die Todesehren nach römischem Kult entbehren zu müssen und das „extremum vale“ von den durch Verwandtschaft und Freundschaft liebgewordenen Menschen nicht empfangen zu können, das Umherirren der Seele in der Unterwelt wäre.30 Teilt man diese Lesart, könnte man auch von Angst sprechen, die zusätzlich zur Liebe in den „Ars amatoria“ thematisiert wird. Aus dieser Perspektive tritt die Liebe zum Heimatland, hinter der Angst das vertraute Land nie wieder sehen zu können, zurück. Eine genaue Analyse dieser Sichtweisen würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
In den „Metamorphosen“ kontrastiert Ovid die beiden Protagonisten stärker.
Zwar wird in beiden Texten die Deutlichkeit der Anweisungen des Vaters, der die drohende Gefahr ahnt, beschrieben, doch der Umgang mit der Missachtung des väterlichen Rats durch Ikarus unterscheidet sich.
„Instruit et natum, „medio“ quo ut limite curras, Icare', ait 'moneo, ne, si demissior ibis, unda gravet pennas, si celsior, ignis adurat. Inter utrumque vola! Nec te spectare Booten autHelicen iubeo strictumque Orionis ensem: me duce carpe viam!' pariter praecepta volandi tradit et ignotas umeris accommodat alas.“31
Sed tibi non virgo Tegeaea comesque Bootae Ensiger Orion aspiciendus erit; Me pinnis sectare datis. Ego praevius ibo: Sit tua cura sequi. Me duce tutus eris. Nam sive aetherias vivino sole per auras Ibimus, impatiens cera caloris erit: Sive humiles propiore freto iactabimus alas, Mobilis aeqoreis pinna madescet aquis. Inter utrumque vola. Ventos quoque, nate, timeo, Quaque ferent aurae, vela secunda dato.“32
In den „Ars Amatoria“ liegt der Grund für Ikarus' Missachtung der väterlichen Anweisung in der durch die Jugend verursachten Risikobereitschaft und Sorglosigkeit.
In den „Metamorphosen“ dagegen ist es eher eine übermütige Begierde nach Höherem, nach einer Aufwertung seiner eigenen Person, die Ikarus zu seinem Kurswechsel animiert.
Die Szene des Höhenflugs ist es auch, in der sich die Kontrastierung der beiden Figuren in den „Metamorphosen“ manifestiert. Dem greisenhaften Vater Dädalus wird der jugendliche Knabe Ikarus gegenübergestellt.33
Ovid hebt die überragende künstlerische Leistung Dädalus' hervor und stellt ihn als Genie dar. Konträr dazu steht der junge Ikarus, der mit seinem Umgang mit den Flügeln spielerische Leichtigkeit und infantiles Unbehagen symbolisiert.34
Der Höhenflug des Ikarus bedeutet hier zumindest aus der Perspektive Ikarus' eine Missachtung der väterlichen Autorität.
Dann wirkt der Sturz des Sohnes als Strafe für den Ungehorsam. Doch das Meer in das er stürzt, wird nach ihm benannt. Dies kommt einem Heldentod gleich.35 Dadurch schafft Ovid in den „Metamorphosen“ eine Situation, die sich gegensätzlich bewerten lässt.
Zum Einen kann der Tod Ikarus' als gerechte Strafe für seinen Übermut und Ungehorsam gesehen werden, zum Anderen als Hinweis auf das Unvermögen des Vaters den Sohn zu erziehen.
Dennoch unterscheiden sich die beiden Versionen von Ovids Ikarus nicht grundlegend. Die vordergründig harmonische Vater-Sohn-Beziehung von Dädalus und Ikarus ist die Grundlage für einen Bewertungskonflikt, der in vielen späteren Variationen benutzt wird und unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten eröffnet.
In diesem Zusammenhang verbirgt sich auch die Ambivalenz des Mythos Ikarus. Vielleicht sind es gerade diese ambivalent interpretierbaren Muster, die den Mythos auszeichnen und ihn so attraktiv für die Variationen vieler Autoren machen.
Aurnhammer sieht das ähnlich und beschreibt die antike Ikarus-Rezeption insgesamt als ambivalent:
„Der Ambivalenz der Vater-Sohn-Relation bei Ovid entspricht die vielfältige Überlieferung des Mythos in der Antike.“36
Ich denke, dass diese Aussage nicht nur für die Antike zutrifft, sondern auch in späteren Zeiträumen enorme Wirkungskraft besitzt.
Auf der Basis der ausgewählten Forschungsliteratur fällt es jedoch schwer eine genaue Spezifikation der zentralen Motive bei Ovid festzumachen. Die Meinungen bezüglich der Akzentuierung bestimmter Merkmale in den „Ars amatoria“ und den „Metamorphosen“ gehen auseinander und sind teilweise sogar widersprüchlich.
Man kann jedoch eine vollständige Verlaufsform skizzieren, die die Matrix für viele folgende Ikarus-Rezeptionen bildet und folgende Phasen zugrundelegen: Schuld, Gefangenschaft, Belehrung, Flucht, Höhenflug und Sturz. Diese sechs Phasen können je nach Wahl des Fokus wiederum in zwei bis drei Abschnitte geteilt werden: Die Vorgeschichte (Schuld und Gefangenschaft) ist begrenzt auf Dädalus. Das tragische Ende (Höhenflug und Sturz) Ikarus bezieht hingegen beide Charaktere ein, denn Vater und Sohn handeln gemeinsam. Die Belehrungsszene kann als dritter Abschnitt gesehen werden, da auch er eine eigenständige Interpretationsgrundlage darstellt.
Basierend auf diesen Elementen des Ikarus-Mythos entwickelt sich in den folgenden Epochen eine umfangreiche und vieldeutige Rezeptionsgeschichte.
3. Die Rezeptionsgeschichte im Überblick
3.1. Zum Deutungsspielraum des Ikarus-Mythos in der Frühen Neuzeit
Die mittelalterliche Dichtung interpretiert den Ikarus-Mythos moralisierend, verwendet ihn innerhalb der mittelalterlichen Morallehre didaktisch und stellt ihn neben christliches Gedankengut, insbesondere den Sturz Lucifers und vereinzelt den paradiesischen Sündenfall.37 Ikarus ist im Mittelalter ein weit verbreitetes Symbol für die „Hybris“.38 Dieses Deutungsmuster spielt auch in der frühen Neuzeit eine zentrale Rolle in der Rezeption. Dennoch entwickeln sich simultan neue Interpretationsspielräume, die immer stärker an Bedeutung gewinnen.
Die Kommunikation über den Mythos arbeitet mit Akzentuierungen bestimmter Merkmale oder fügt neue Elemente hinzu. Dieser Vorgang kann als 'Mythoskorrektur' bezeichnet werden und unterscheidet die Frühe Neuzeit und die folgenden Epochen von der Antike.
Ikarus und Dädalus werden meist gegensätzlich bewertet. Durch Allegorisierung und Ethisierung wird der Ikarus-Mythos mit der christlichen Lehre in Einklang gebracht. In diesem Zusammenhang werden Ovids Metamorphosen als symbolische Erzählung betrachtet.39
Der „Ovide moralise“ vom Beginn des 14. Jahrhunderts hat einerseits im dädalischen Himmelsflug eine Präfiguration von Christi Himmelfahrt als Heimkehr zu Gott gesehen, andererseits mit Ikarus gewarnt vor den Gefahren eines zu niederen Fluges als Symbol zügelloser Leidenschaft oder eines zu hohen
Fluges als Sinnbild des Hochmuts.40
Ikarus wird zum Beispiel für moralisches Fehlverhalten und eröffnet damit Raum für eine positive Rezeption der Dädalus-Figur.41 Ikarus wird als missratener Sohn dargestellt, der nicht in der Lage ist, seiner Sohnespflicht nachzukommen.42 Georg Sabinus etwa sieht im Fall des Ikarus eine Mahnung zur „mediocritas“43. Dieser Gedanke wird vom Germersheimer Arzt Johann Posthius aufgegriffen und in eine Spruchweisheit umgeformt: „Verwegenheit groß schaden bringt“.44 In diesem Zusammenhang sollte auch Johann Georg Schoch erwähnt werden, der Mitte des 17. Jahrunderts Ikarus als warnendes Beispiel illustriert und mit den Worten „auff dem Hochmuth gemeiniglich der Fall folgen (...)“ eine moralische Empfehlung formuliert. Das Gedicht wird in dieser Arbeit in einem entsprechenden Kontext ausführlich analysiert werden.
Auf den ersten Blick zeichnet die Frühe Neuzeit eine klare Linie in der IkarusRezeption, doch die konträre Bewertung der Dädalus-Ikarus-Konstellation differenziert sich allmählich aus.45 Ikarus wird zu einem Sinnbild, das durchaus vielfältige Interpretationsmöglichkeiten anbietet. Nicolaus Reusner zum Beispiel deutet eine argumentative Verschiebung an.46 Er verurteilt Ikarus nicht mehr für seinen kindlichen Ungehorsam, sondern sieht ihn vielmehr als Opfer seines Wissensdrangs. Das heißt nicht, dass Reusner Ikarus nicht verurteilt. Es ist jedoch eine andere Perspektive auf die Frage der Schuld, als bei Schoch. Ikarus fehlt die Kontrolle über sein Verlangen und das ist der Grund für die Verurteilung.47 Nach Aurnhammer48 gibt es fünf poetische Verfahren, die das Deutungsspektrum der Ikarus-Figur in der frühen Neuzeit maßgeblich beeinflussen:
- Komisierung
- Mythenallianz
- Paradoxierung
- Heroisierung
- Antonomasie
Diese Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass sie die mittelalterliche Ovid- Moralisierung zersetzen und die Ikarus-Figur vom Vater lösen.49 Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es keine chronologischen Abfolgen dieser Prozesse zu geben scheint, sondern, dass sie mehr oder weniger gleichzeitig ablaufen und so die Rezeption bzw. den Deutungsspielraum stark erweitern.
Im folgenden Teil der Arbeit werden die erwähnten fünf poetischen Verfahren kurz erläutert und zusammengefasst, da sie auch in späteren Epochen Verwendung finden und somit über die Frühe Neuzeit hinaus hohe Relevanz besitzen. Dies werde ich an den ausgewählten lyrischen Texten im vierten Kapitel der vorliegenden Arbeit zeigen.
Komisierung Der Bewertungsgegensatz von Vater und Sohn wird komisch aufgehoben. So stellt Celio Calcagnini im „Casus Icari“ die Vater-Sohn-Konstellation ironisch dar, indem er die ovidische Anweisung des Dädalus „medio tutissimus ibis“50 witzig widerlegt. Der Sohn antwortet, „es bedürfe eher der Schwimmkunst“.51 Das Komische Element, dass hier in den Mythos eingearbeitet wird, beruht auf einer Verschiebung des Fokus vom Fliegen auf das Schwimmen. Emst Christoph Homburg bedient sich der selben Methode in einem Epigramm. „(...) Rieff Icarus/ du wirst itzt/ Vater / zeigen an / Nicht wie ich fliegen sol / nur wie ich schwimmen kan.“52 Bei David Schirmer wendet sich das Sprecher-Ich sogar direkt an den Vater Dädalus:53
„Vergebens hat dein Sohn gemachet sich zum Sternen / Viel besser wer es ihm / er hette schwimmen lernen.“54
Zusammengefasst wird also der Mythos „korrigiert“ und der Fokus vom Fliegen auf das Schwimmen verschoben, indem gängige Muster revidiert und durch ironische Variationen ersetzt werden.55
Mythenallianz Die Mythenallianz ist eine weitere Methode zur Erweiterung des Deutungsspielraums im Ikarus-Mythos. Sie besteht in der Verbindung des Mythos mit anderen Mythen und erzeugt sozusagen eine Synthese.56 Der Phaeton-Mythos spielt dabei die zentrale Rolle. Sebastian Brant begründet die Mythenallianz von Ikarus und Phaeton in seinem „Narrenschiff ‘ (1494) damit, dass beide Figuren den väterlichen Rat missachten und deshalb sterben müssen.57 Im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts tritt die Vater-Sohn-Beziehung jedoch immer weiter in den Hintergrund. Die Mythenallianz schafft damit nochmals neue Interpretationsspielräume. So ordnet Goltzius in den „Himmelsstürmen“ Ikarus in eine Reihe anderer mythischer Rebellen wie Tantalus und Ixion ein.58 In dieser Darstellung wird das Verlangen nach Wissen und Bildung jedoch aus einer positiven Perspektive geschildert und als humanistisches Ruhmesziel deklariert. Dies ist besonders interessant, da auch die gegensätzliche Interpretation des Mythos, die Ikarus für seinen Wissensdurst verurteilt, gleichzeitig existiert. Dabei wird der Sturz nunmehr als kalkulierbares Risiko gewertet, das beim Streben nach Weisheit eingegangen werden muss.59 So ließt man auch bei Florentius Schoonhovius „Altum sapere periculosum“60
In der Mythenallianz kombinieren Autoren Ikarus mit anderen mythischen Figuren wie Phäeton. So kann die Ikarus-Figur losgelöst vom eigentlichen Zusammenhang neue Sinnbilder illustrieren.
Paradoxierung Bei der Paradoxierung werden die gegensätzlichen Aspekte der Dädalus-Figur und der Ikarus-Figur in Ikarus vereinigt. Dadurch erscheinen widersprüchliche positive Elemente im moralischen Wambild des Sturzes.61
In Nicolaus Reusners Epigramm wird Ikarus wegen seines unstillbaren Wissensdrangs verurteilt. Gleichzeitig lehnt Reusner jedoch das „altum sapere“ nicht prinzipiell ab, sondern wertet es in Bezug auf die humanistische Selbsterkenntnis ab.62 Salopp formuliert beschreibt Reusner also: Wissensdrang - schlecht, Drang nach Selbsterkenntnis - gut. Die sich dabei ergebenden Probleme stehen beispielhaft für diesen Umgang mit dem Ikarus-Mythos.
Die Paradoxierung muss jedoch nicht beschränkt auf die Funktion der Figuren gesehen werden. Auch die Darstellung bestimmter Motive wie das des Sturzes kann paradoxe Züge annehmen und zu widersprüchliche Interpretationsansätze bilden.
Heroisierung Jacopo Sannazaro isoliert bereits zum Anfang des 16. Jahrhunderts Ikarus von seinem Vater. Er stilisiert Ikarus' Handeln als Wagemut und positiviert es dadurch, dass er es als Streben bzw. als Weg zu einem ruhmreichen Tod deutet.
Sannazaro verwendet eine rhetorische Schlussfrage, um den paradoxen Topos von den „kleinen Gräbern großer Helden“ zu invertieren. Dabei nimmt er Bezug auf Pompeius Magnus und Alexander den Großen, die Ikarus durch sein unermessliches Grab übertrifft.63
Die Heroisierung wird durch viele europäische Dichter weitergeführt. Auffallend ist dabei, dass sich die folgenden Rezeptionen auf Ikarus konzentrieren und Dädalus auslassen.
Der Dichter William Drummond überträgt Sannazaros Text in ein Rollengedicht, das von Ikarus gesprochen wird (um 1615).64 Hier betont Ikarus den heldenhaften Charakter seines Flugversuches selbst: „Yet doth Renowne my Losses countervaile. For still the Shore my brave Attempt resounds.“65
Antonomasien Die Verwendung der Ikarus-Figur für Antonomasien spielt in der Frühen Neuzeit eine wichtige Rolle. Diese lockern den Bezug zum Mythos, entkräften die traditionellen Wertungen und vergrößern den möglichen Deutungsspielraum.66
[...]
1 Vgl. Dalfen (2001). S.324
2 Vgl. ebd. S.324
3 Vgl. Metzler-Literatur-Lexikon (1990). S.317
4 Vgl. Marmugi (2018). S.l
5 Vgl. Craciun (2000). Vorwort
6 Vgl. Craciun (2000). S. 1
7 Vgl. ebd. S. 1
8 Vgl. ebd. S. 1
9 Vgl. Marmugi (2018). S. 1
10 Vgl. Aumhammer (2008).
11 Vgl. Möller (1989).
12 Vgl. Dalfen (2001).
13 Vgl. Marmugi (2018).
14 Vgl. Unglaub (2001).
15 Vgl. Koerner (1983).
16 Vgl. Solte-Gresser (2013).
17 Vgl. Aumhammer (2005). S. 139
18 Vgl. Möller (1989). S.21
19 Vgl. ebd. S. 21
20 Vgl. Aumhammer (2008). S. 243
21 Vgl. Möller (1989). S. 3
22 Vgl. ebd. S. 3
23 Übersetzt nach Möller (1989): Ovid Ars amatoria, Verse 25-28 „Dädalus sprach: „Lass enden den Bann, o gerechtester Minos, / Dass mein väterlich Land berge dereinst mein Gebein. / Da mich ein bittres Geschick umhertrieb un in der Heimat / Nicht mir zu leben vergönnt, gönne du dort mir ein Grab.“
24 Vgl. Aumhammer (2008). S. 243
25 Vgl. Dalfen (2001). S.325
26 Vgl. Dalfen (2001). S. 325
27 Vgl. Aumhammer (2008). S. 244
28 Vgl. Möller (1989). S. 5
29 Vgl. ebd. S.5
30 Vgl. Möller (1989). S. 6
31 Übersetzt nach Möller (1989): a.a.O. Metamorphosen Verse 203-209: „Dann unterweist er den Sohn: „Mein Icarus, lass dich ermahnen!/ Halte die Mitte der Bahn. Denn fliegst du zu tief, dann beschwert die/ Welle die Federn, zu hoch, dann wird die Glut sie versengen./ Zwischen Beidem dein Flug! Und schaue du nicht auf Bootes,/ nicht auf den Bären und nicht aufs gezückte Schwert des Orion./ Ich sei dir Führer allein!“ So gab er Richte dem Flug und/ passte den Schultern an das Geflieder“.
32 Übersetzt nach Möller (1989): Ars amatoria Verse 55-64: „Aber Bootes' Gefährten, den schwertumstrahlten Orion/ Tegeas Jungfrau nicht mit spähendem Blick:/ Folg auf den Fittigen mir. Ich werde die Pfade dir zeigen:/ Folge behutsam mir nach, sicher in meinem Geleit./ Denn, wenn der Sonne zu nah wir durch die ätherischen Lüfte/ ziehen, so duldet das Wachs nicht in der Höhe die Glut;/ Doch wenn näher dem Meer mit niedrigen Schwingen wir flattern,/ Netzen die Wogen der See leicht den beweglichen Flaum./ Zieh in der Mitte dahin. Doch fürchte, mein Sohn, auch die Winde;/ Und wie die Luft dich trägt, stelle die Segel geschickt.“
33 Vgl. Aumhammer (2008). S. 244
34 Vgl. Möller (1989). S. 20
35 Vgl. Möller (1989). S. 244
36 Vgl. ebd. S. 245
37 Vgl. Dalfen (2001). S. 73-74
38 Vgl. Unglaub (2001). S. 23
39 Vgl. Dalfen (2001). S.140
40 Vgl. De Boeru (1966). S. 144-146
41 Vgl. Dalfen (2001). S. 140
42 Vgl. ebd. S. 141
43 Übersetzt nach: http://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch/mediocritas „das Maß (halten); der Mittelweg“
44 Vgl. Dalfen (2001). S. 141
45 Vgl. Dalfen (2001). S. 141
46 Vgl. Aurnhammer (2008). S. 249
47 Vgl. ebd. S. 249
48 Vgl. Aurnhammer (2005). S. 141-142
49 Vgl. Aumhammer (2005). S. 142
50 Übersetzt nach: http://www.latein-uebersetzer.com/showlat.php/25212 lat de Medio- tutissimus-ibis.html „In der Mitte gehst du am sichersten.“
51 Vgl. Aumhammer (2005). S. 142
52 Homburg (1662). S. 12
53 Vgl. Aumhammer (2005). S. 142
54 Schirmer (1657). S.128
55 Vgl. Aumhammer (2005). S. 159
56 Vgl. ebd. S. 142
57 Vgl. ebd. S. 142
58 Vgl. ebd. S. 143
59 Vgl. ebd. S. 143
60 Übersetzt nach Aumhammer (2005): „Himmlisches zu erkunden ist gefährlich.“
61 Vgl. Luhmann (1997). S.152-154
62 Vgl. Aumhammer (2005). S. 149
63 Vgl. ebd. S. 152
64 Vgl. ebd. S.153
65 Drummondof Hawthomden(1968).
66 Vgl. Aumhammer (2005). S. 153
- Quote paper
- Markolf Waidele (Author), 2018, Der Ikarus-Mythos in ausgewählten deutschsprachigen Gedichten. Darstellung und Funktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/992185
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