Themenkomplex Erkenntnis und Wahrheit
Literatur: René Descartes: Meditation über die Erste und Beginn der Zweiten Meditation
In: René Descartes: Meditation über die Philosophie1
Zwei der Grundfragen der Erkenntnistheorie, die auch als Epistemologie bezeichnet wird, sind „Was können wir wissen?“ und „Was bedeutet Wahrheit?“ Eng mit der Erkenntnistheorie in Verbindung steht die Wissenschaftstheorie.
Die Erkenntnistheorie besteht aus zwei Teilstücken:
- Kohärenztheoretischer Ansatz
- Fundamentalistischer Ansatz
Der Kohärenztheoretische Ansatz geht davon aus, daß es nicht so ist, daß wir eine sichere Wissensbasis haben können. Unser Wissen ist nicht ewig gültig, sondern muß ununterbrochen ergänzt und überdacht werden. Ein absolut sicheres Wissen ist nicht möglich. Wissen ist ein komplexes System, das in sich zusammenhängt. Ein Vertreter dieses Ansatzes ist Neurath.
Der Fundamentalistische Ansatz beginnt bei der phänomologischen Wahrnehmung und arbeitet sich hoch zu den Objekten. Die Tätigkeit des Denkens kann nicht bezweifelt werden. Descartes ist ein Paradebeispiel für einen Vertreter des fundamentalistischen Ansatzes. Im 20. Jahrhundert war diese Theorie nicht immer populär. Die Suche nach Grundlagen, die für immer Geltung haben sollten, galt als überholt.
René Descartes (1596 - 1650)
Er ist mit Spinozar und Leipniz eine der drei großen Paradefiguren des Rationalismus. Descartes ist in Frankreich geboren und wurde nach dem frühen Tod seiner Mutter von dessen Großmutter erzogen. Er erhielt keine besonders gute Förderung durch den Vater. Mit zehn Jahren kam er ins Jesuitenkloster, in dem er eine fundierte Ausbildung bekam. 1616 ging er an die Universität und zwei Jahre danach kam er auf einer Reise nach Holland. Es folgte eine Europareise. Descartes scheute die Öffentlichkeit. 1628 zog er für zwanzig Jahre nach Holland, vermutlich weil er sich dort freier fühlte.
Dort bekam er Schwierigkeiten mit religiösen kalvinistischen Kreisen und ging auf Einladung der Königin von Schweden an ihren Hof um ihr die Philosophie zu lehren. Kurz darauf verstarb er an Lungenentzündung.
Descartes war nicht nur Philosoph sondern auch Naturforscher. Er wurde durch seinen Rationalismus und die Suche nach dem archimedischen Punkt berühmt.
Das Programm von Descartes beginnt mit der Suche nach dem archimedischen Punkt. Am Anfang steht der radikal-skeptische Zweifel der Täuschung. Er überlegt, ob all das, was er wahrnimmt, nicht nur eine Täuschung, ein Traum sein könnte. Er kommt zu dem Schluß, daß es eine unbezweifelbare Wahrheit gibt, selbst wenn er sich über alles täusche. Diese Wahrheit ist seine Existenz als zweifelndes Wesen. Dieser Punkt ist der entscheidende Knackpunkt, hier trennt Descartes zwischen Körperlichem und Mentalem. Er setzt seine Gedanken fort. Dadurch, daß er als zweifelndes Wesen existiert, existiert er als denkendes Wesen. So liefert Descartes den Beweis, daß es einen Geist gibt. Als denkendes Wesen kann er die Existenz Gottes wissen. Dies ist, so meint Descartes, eine angeborene Idee, die in unserem Geist verankert ist, die wir aber erst erwecken müssen. Gott schafft die Dinge der Außenwelt. Gott schafft körperliche Wesen. Gott schafft auch ihn als körperliches Wesen. Der wichtige Punkt ist hier der Schluß, daß Gott dadurch, daß er körperliche Wesen schafft, auch ihn selbst als körperliches Wesen schafft. In diesem Gedankengang macht uns Descartes körperlich. Allerdings kam es aufgrund seiner Ableitung zu viel Aufsehen. Es stellte sich die oft gestellte Frage, wie Gott, der immateriell und infinit ist, etwas finites schaffen kann. Es ist dies ein unglaublicher Sprung.
Auf die Frage, ob Descartes den Dualismus beendet hat, kann mit einem klaren nein antworten. Er hat nicht bewiesen, wie Seele und Körper zusammengehen.
Spinozar hat einen umfassenderen Begriff gewählt, um den Dualismus der bei Descartes aufgetreten war, zu umgehen. Allerdings ist dadurch auch so vieles in einem einzigen Begriff vereint, daß in sich selbst widersprüchlich ist.
Die Erste Meditation
Der Beginn ist sehr klar. Es handelt sich um keine Sinnkrise, sondern ein Naturphilosoph überlegt über sein wirkliches Wissen. Es geht Descartes darum, die methodologischen Ansätze zu betrachten und aufzugreifen.
Selbst als Rationalist wertet er Sinneserfahrungen nicht. Das Problem ist die Täuschung durch die Sinne. Er fragt sich, was für ein Mensch er tatsächlich ist und ober nicht nur träumen könnte.
Auf Seite 40 kommt Gott erstmals zur Sprache. Descartes bringt es als überkommene Meinung, relativiert aber das Gesagte gleich wieder. Er wiederholt seine Ansicht, daß wir uns über alles täuschen können. Seine Überlegung dazu ist aber, daß Gott vielleicht gar nicht will, daß wir uns täuschen. Die Idee, daß Gott uns nie täuscht, hilft uns nicht, weil wir uns oft täuschen und trotzdem sind wir Kinder Gottes. Er versucht danach einen Konsens zu finden, mußte allerdings bezüglich Gott wegen der Zensur aufpassen. Es stellt sich die Frage, ob das, was wir sehen, nur vorgespielt sein kann und ob es wirkliche Existenz gibt.
Die Zweite Meditation
Er beweist im zweiten Kapitel, daß man zwar einen Körper aber nicht den Geist täuschen kann. Es kommt hier zur Spaltung von Geist und Körper. Descartes kommt zu dem Schluß, daß er aufgrund seines Zweifelns ein denkendes Wesen ist. Nun folgt der archimedische Punkt. Die Prämisse ist folgende: Descartes nimmt an, daß alles, was er sieht, falsch ist und er sucht nach einer Lösung. Es kommt zur Frage, ob er sich in seinem eigenen Zweifel auflösen kann. Das kann allerdings, so Descartes, nicht sein. Denn durch die kognitive Aktivität des Zweifelns muß er zwangsläufig existieren. „Ego cogito, ergo sum“2 Es muß eine Verknüpfung mit dem denkenden Ich geben. Hier erkennt man die notwendige Wahrheit des Rationalisten Descartes.
Im Argument selbst fehlt die Prämisse. Wir können uns aber folgendes denken:
Alles Denkende existiert.
Ich bin ein denkendes Wesen. Konklusion: Ich existiere.
Es handelt sich hier um einen simplen Modus Ponens.
Es stellt sich die Frage, woher ich weiß, daß die Prämissen wahr sind. Die beweist Descartes im ganzen Argument. (logische Interpretation). Wir müssen nicht fragen, ob die Prämissen wahr sind. Es handelt sich um ein performatives Argument, um einen performativen Selbstwiderspruch (d.h. es gibt Äußerungen, die in einem bestimmten Kontext absurd sind und somit nicht gelten können)
Auf Seite 47 geht Descartes das Argument nochmals durch um zu sehen, ob es noch hält. Über die Konstruktion mit Gott kommt er zur finiten Außenwelt. Auch auf Seite 49 wiederholt er sein Argument wieder und bringt alle möglichen kognitiven Möglichkeiten.
Danach, auf Seite 50, folgt das Wachsbeispiel. Er überlegt wie es sich mit den Bildern im Bewußtsein verhält. Das Beispiel soll demonstrieren, wie leicht wir uns von unseren Sinnen täuschen lassen. Wenn man ein Stück Wachs in den Händen hat, versucht man zu erkennen, wie es ist, also etwa die Temperatur, Beschaffenheit, etc. Kommt das selbe Stücke Wachs nun aber ans Feuer so wird es ganz anders. Die Frage ist nun: Ist es tatsächlich anders? Wenn es das selbe ist, muß es einen zugrundeliegenden Substanzbegriff geben. Auf was Descartes mit diesem Beispiel hinaus will, ist, daß unsere Sinneserfahrung uns nicht die Erkenntnis liefert. Ein Körper wird allein von dem Verstand wahrgenommen nicht aber von den Sinnen.
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1 Stattgart: Reclam 1971; Seite 3-54
2 aus: Discours de la methode S31
- Citar trabajo
- Birgit Müller (Autor), 2001, Erkenntnis und Wahrheit Descartes Text Meditation über die erste und den Beginn der zweiten Meditation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99102
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