Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. als Spiegel ihrer Zeit und Wegbereiterin
2.1. Gothic novel als Spiegel ihrer Zeit
2.2. Walpole und Radcliffe
2.3. Gothic novel als Wegbereiterin
3. Höhepunkt der Gothic novels: Lewis’ The Monk
3.1. Empörung über The Monk
3.1. The Monk als antiklerikale Literatur
4. Einfluss von The Monk auf Hoffmann: Elixiere des Teufels
5. Hoffmanns Verarbeitung des Gothic-novel -Motivs am Beispiel des Unheimlichen Gastes
6. Schlussbemerkung
1. Einleitung
1790 - 1810. Die Blütezeit der Gothic novels. Verfluchte Schlösser, unheimliche und unerklärbare Geistererscheinungen, unwissende und heimgesuchte Protagonisten, diabolische Antagonisten, Verschwörungen. Diese Strömung der Literatur war lange Zeit unterbewertet, wurde als Hirngespinst, als zu oberflächlich formulierter, dilettantischer Nebeneffekt des Age of Sensibility bezeichnet. Doch der Einfluss, den die Gothic novels auf die folgenden Autorengenerationen hinterließen, ist unbestreitbar. Einer dieser Autoren, der von den Gothic novels beeinflusst wurde, lebte und wirkte zu deren Zeit: E.T.A. Hoffmann.
Seinen Beinamen des „Gespenster-Hoffmanns“ erhielt er von den Kritikern - und auch Lesern -, die ihn nur wegen seines Interesses für die ‚Nachtseiten‘ des menschlichen Daseins kannten. Tatsächlich ist Hoffmann einer der ersten, die sich für das Abgründige, Abseitige, Geheimnisvolle interessierte und dabei erkannt hat, dass die Ansprüche der Gesellschaft auf Unterordnung schwere psychische Deformationen hervorrufen können. Doppelgängertum, Persönlichkeitsspaltungen, Identitäts- und Realitätsverlust, Verfolgungswahn und vieles mehr sind in Hoffmanns Erzählung Reaktionsweisen, die anzeigen, dass der gesellschaftliche Integrationsprozess nicht gelungen ist.
Dass Hoffmann von den Gothic novels beinflusst worden ist, ist wohl unzweifelhaft. Schon die oben genannten Themen wie Doppelgängertum sind typische Motive des Schauerromans. Doch wie genau sah diese Beeinflussung aus? Hat er die Themenspektren einfach nur adaptiert oder hat er sie abgewandelt? Ziel dieser Arbeit soll es sein, neben den Ursprüngen der Gothic novels und deren Wendepunkt auch deren Einfluss auf die deutsche Literatur, insbesondere auf E.T.A. Hoffmann, zu schildern.
2. Gothic novel als Spiegel ihrer Zeit und Wegbereiterin
2.1.Gothic novel als Spiegel ihrer Zeit
Als die ansteigende Sorge um die eigene Individualität, die im frühen 18. Jahrhundert beginnt, mit den kulturellen Ängsten des späten 18. Jahrhunderts kollidierten, trat in England eine völlig neue Art des Romans hervor: die Gothic novel.
In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts sah sich England mit sozialen Unruhen konfrontiert. Die Philosophien eines Shaftesbury, Adam Smith und David Hume - die für einen Großteil des Jahrhunderts die intellektuellen Klassen mit Theorien von Handlung und Motivation, die ihr egozentrisches und selbstverliebtes Benehmen rechtfertigten, versorgt haben - entpuppten sich als unhaltbar. Der Gegensatz zwischen der englischen Ideologie, dass individuelle und kollektive Wünsche und Notwendigkeiten austauschbar, eins seien, und der tatsächlichen Wirtschaft und Politik begann an die Oberfläche zu treten. Vorkommnisse wie die Gordon riots 1780 - ebenso wie die immens bedrohliche Realität der totalen Revolution auf der anderen Seite des Kanals - entblößten genau da einen Bruch der Illusion, was als Zeit und Ort der well-bred gentlemen gedacht war. Diese Zeit wird häufig als England ’ s Darkest Days, The Years of Strain, Years of Unrest oder sogar The Years of Endurance genannt. Arme waren am Verhungern, Meutereien auf Schiffen, in Irland brodelte Rebellion, Preise stiegen unaufhaltsam in die Höhe.
Das Fortschreiten der Industrialisierung, die Zuwanderung in die Städte, die Normierung von Arbeitsmethoden im späten 18. Jahrhundert, ließen eine Welt entstehen, in der ältere, ‚natürliche‘ Wege der Regelung des individuellen Lebens - die Jahreszeiten, das Wetter, einfache Regeln des Austauschs - zunehmend irrelevant wurden. Statt dessen mussten Individuen Wege einschlagen, die nur als Teil eines größeren, sehr viel schwerer zu verstehenden Ganzen Sinn machen. Das Individuum sah sich der Gnade von Kräften unterworfen, die sich in tiefgreifender Art und Weise seinem Verstehen entziehen. Unter solchen Umständen ist es nicht verwunderlich, das Erscheinen einer Literatur zu beobachten, deren Hauptinhalte Paranoia, Manipulation und Ungerechtigkeit sind und deren zentrales Ziel es ist, das Unerklärbare, das Tabu, das Irrationale zu verstehen. Ein neues, Angst einflößendes Genre in einer neuen, Angst einflößenden Zeit. Das Themenspektrum der Gothic novel spiegelt die Ängste und Bedrohungen der damaligen Zeit wider: ein zerfallenes und von Geistern heimgesuchtes Landhaus repräsentiert den bröckelnden, zukunfts- und sinnlos erscheinenden Lebensweg, der Verlust der Identität der englischen Gesellschaft wird zur Suche nach Identität des gotischen Helden.
Die Gothic novel setzt neue Schwerpunkte. Auch, wenn die Charaktere von Kritikern häufig als flat characters bezeichnet werden, wurden die Emotionen der Charaktere auf eine radikal neue Weise dargestellt: ihre tiefsten, innersten Leidenschaften und Ängste werden personifiziert als andere Charaktere, übernatürliche Phänomene und sogar unbelebte Gegenstände. Gleichzeitig scheint die Natur der Ängste, die in diesen Roman repräsentiert sind - Angst vor Einkerkerung und Fallen, vor Vergewaltigung und Gewalt generell, vor dem Triumph von Böse über Gut, von Chaos über Ordnung -, ein spezielles historisches Moment zu reflektieren, das durch die stete Desillusionierung der aufklärerischen Rationalität und durch blutige Revolutionen in Amerika und Frankreich hervorgerufen wurde.
2.2. Walpole und Radcliffe
Der erste Roman, den man als Gothic novel bezeichnen kann, ist The Castle of Otranto (1764) von Horace Walpole, der den Untertitel A Gothic Story trägt. Walpole verknüpft als erster den bis dato nur im architektonischen Bereich gebräuchlichen Begriff der Gotik mit der Literatur. Der Held seines Werkes lebt in einem Schloss gotischer Bauweise und ist gewissermaßen das Schloss. Seine Leidenschaft für die geliebte Miniatur seiner Villa Strawberry Hill war die Inspiration für Walpole, um The Castle of Otranto zu schreiben.
Doch zu den wohl bekanntesten Gothic-novel -Autoren gehört Ann Radcliffe, die mit ihren Werken wie The Mysteries of Udolpho (1794) oder The Italian (1797) zu großem Ruhm kam. The Mysteries of Udolpho waren es auch, die M.G. Lewis zu The Monk inspiriert hatten, doch dazu später mehr. Ihr Stil, ihre Erzähltechniken, waren typisch gotisch und wurden später mehrmals nachgeahmt: lebhafte, junge Mädchen, die im Mittelalter oder in der Renaissance in südeuropäischen, katholischen Ländern - meist Italien, Spanien oder Frankreich -, von besessenen Mönchen oder bösartigen Aristokraten durch isolierte und zerstörte Schlösser oder Abteien, dunkle Wälder oder geheime Gänge gejagt werden. Am Ende bleibt - natürlich - die Unschuld erhalten und die häusliche Harmonie ist wieder hergestellt worden. Die Geschichten sind alle umrahmt von der These, dass Tugend und Glaube in einer leitenden Hand liegen.
2.3. Architektur in der Gothic novel
Die Gothic novels haben ihren Namen - wie schon erwähnt - von Horace Walpole, der ein Faible für gotische Bauwerke hatte. Seitdem sind Darstellungen von Labyrinthen und klaustrophobischen Plätzen in Zusammenhang mit gotischer Architektur der definierende Brauch der gotischen Literatur.
Die Frühromantiker hatten ohnehin das Mittelalter wieder aufleben lassen, da lag es nur nahe, auch dessen Architektur in die Romane und Erzählungen mit einzubeziehen. Schon für Hegel liegt der wahre „Inhalt des Romantischen in der ‚absolute(n) Innerlichkeit“, die in den Kirchen Stein geworden ist.“1 Das Zentrale in der Gotik ist die gerade Linie, die den Erdboden verlässt, aber schließlich doch gezwungen wird, sich mit einer anderen, die in der Parallele ansetzte, zu treffen. Sie steht für den endlichen Ausdruck des menschlichen Wesens nach Unendlichkeit.
Der altertümliche Baustil kommt den Gothic novelists entgegen, da die alten Bauwerke ausgedehnte und unterirdische Gebäudeteile besitzen, abgeschlossen sind nach außen und meist eine abgeschiedene Lage einnehmen. Das Schauerliche an diesen Gebäuden ist das architektonische Detail, mit dem die alten Baumeister Labyrinthe und Treppen, dunkle Gänge, Kellergewölbe oder Verliese geschaffen haben.
Diese schauderhaften Plätze - meist Klöster, Konvents, Schlösser oder Gefängnisse (vieles liegt oft in Trümmern) - wird dazu gebraucht, um beim Leser und bei den Helden Gefühle der Angst, Ehrfurcht, Eingeschlossenheit und Hilflosigkeit zu wecken. Darüber hinaus kann gesagt werden, dass in vielen Romanen der Architektur selbst Leben zugesprochen wird, als ob es eine eigene, böse Intelligenz besäße. Eine mittelalterliche Burg war eine Festung mit einem Ziel: die Macht des Herrn zu erhalten und zu vergrößern. Mittelalterliche Burgen entstanden, als Fürsten vergleichbar unabhängig von ihren Königen waren und somit absolute Macht auf jeden, der in oder nahe der Burgen lebte, ausüben konnten. Solch eine Macht symbolisiert die Burg, das Schloss etc. in den gotischen Romanen. Sobald sich die Opfer oder Gefangenen in den Verliesen einer Burg befinden, ist ihre Schwäche ebenso absolut wie die Macht des Fürsten über sie. Die Burg verstärkt die Macht des Bösewichts und die Schwäche des Opfers, indem sie es dem Opfer unmöglich macht, der Gefahr durch den Fürsten zu entkommen. Ebenso unmöglich ist es, für Verbündete der Opfer als Hilfe von außen zu fungieren, da sie eine uneinnehmbare Festung zu stürmen hätten.
2.4. Gothic novel als Wegbereiterin
Die Gothic novels haben mehr als nur einen kleinen Eindruck bei der Leser- und Autorenschaft hinterlassen, sonst wären sie nicht so häufig und gern gelesen und so häufig und gern nachgeahmt worden. Das Muster der Radcliffe-Romane zum Beispiel war ein begehrtes Nachahmungsobjekt. Auch Themenspektren aus The Monk, auf den später noch näher eingegangen wird, wurden entlehnt. Zum Beispiel Grillparzer und die Verwicklungen in seiner Ahnfrau, Walter Scott und die tragische Liebe zwischen Bois- Guilbert zu der Jüdin Rebecca im Ivanhoe, Victor Hugos verfolgte Esmeralda und der niederträchtige Priester Claude Frollo.
Doch nicht nur direkte Themenentlehnungen fanden statt. Mit den Gothic novels begann die Zeit der Konzentration auf das Individuum und sein Kampf ums Überleben in einer immer mehr mechanisierten, technisierten und schnelleren Zeit. Es findet ein Umbruch statt, mit dem der statisch-klassische Rationalismus von einer Subjektivität abgelöst wird, die sich problematisiert und die in Richtung auf den Bereich des Seelischen, Imaginativen, aber auch der Komplexität des Bewusstseins differenziert. Als große Dichter oder Autoren, die sich mit dieser Art der Literatur befasst hatten, und die ohne Zweifel von der Gothic novel beeinflusst worden sind, wären zu nennen: Marquis de Sade, E.T.A. Hoffmann, Edgar A. Poe und auch und vor allem Sigmund Freud. Sie alle schrieben über die ‚Nachtseiten‘ der menschlichen Existenz, über Abgründe, die sich durch die zunehmende Entfremdung in den Psychen ihrer Protagonisten auftaten.
3. Wendepunkt der Gothic novels: M.G. Lewis’ The Monk
Im Jahre 1796 erschien ein Buch, das wie kein anderes zur damaligen Zeit die KritikerGeister schied: The Monk von Mathew Gregory Lewis. Es war unkonventionell, exzentrisch, extrem. Bei der Leserschaft ein einschlagender Erfolg, bei den Kritiker ein Grund, Alarm zu schlagen, da die Erziehung und die Moral gefährdet sein sollten. Lewis selbst gibt an, das Buch - im Alter von 19 Jahren - in zehn Wochen geschrieben zu haben. Ann Radcliffes Werk The Mysteries of Udolpho habe ihn derart bewegt, sagt er, dass er, quasi als Antwort darauf, The Monk schrieb.
Doch im Gegensatz zu Radcliffe, die eine Meisterin im Spannung erzeugen war, arbeitete Lewis mit extremeren Methoden. Wo Radcliffe beschreibt, wie die Hauptfiguren den üblen Geruch von Toten wahrnehmen, lässt Lewis diese über Leichen stolpern; wo sie beschreibt, was hinter der Tür lauern könnte, öffnet er die Tür. Dieser Unterschied wurde später, mit den Worten Radcliffes, als der zwischen terror und horror charakterisiert. Radcliffe schrieb auf The Monk hin ein Essay, in dem sie darauf hinweist, dass derartige Literatur, wie sie The Monk repräsentiere (die Literatur des Horrors), die Seele und die Fähigkeiten einfriere, schrumpfen lasse und sie sogar beinahe auslösche. Die bessere wäre doch die Literatur, wie sie sie schreibt (die des Terrors), welche die Seele und Fähigkeiten ausdehne und zu einem hohen Grad des Lebens erwecke; die durch die Unbestimmtheit, durch ihre Obskuriät, den Leser zum Erhabenen führe. Radcliffe und Lewis repräsentieren somit die zwei Hauptstränge der Gothic novel: die eine die terror -Autorin, der andere den horror -Autor.
The Monk ist prinzipiell eine von vielen Gothic novels, in denen junge, attraktive Frauen (deren Jungfräulichkeit natürlich Voraussetzung ist) in Terror und Angst durch dunkle, alte, halb zerfallene Gebäude rennen und von einem Psychopathen oder einem Dämon verfolgt werden. Neu ist, dass - nicht wie in der herkömmlichen Gothic novel - die Heldin, nach ihrer von Schreien untermalten Flucht, nicht vom Helden (respektive ihrem zukünftigen Ehemann) rechtzeitig gerettet wird, sondern dass der Bösewicht seine grausige Tat (im Fall von Antonia) vollendet und sie umbringt. Die Helden in Lewis’ Roman stellen wiederum ‚Archetypen‘ der Gothic novel dar: sensible, ehrbare, fühlende Gentlemen, die nicht nur schöne Landschaften beweinen, sondern es auch noch schaffen, in dem Moment zu weinen aufzuhören, in dem die Heldin ihrer Hilfe bedarf. Der Bösewicht, hier: Ambrosio, ist ein dunkler, grausamer, sadistischer Mann (zu dem er jedoch erst durch die Verführung Matildas, eines verkleideten Dämons, gemacht wird), vor dem jede Heldin von dem Moment an, in dem sie ihn zum ersten Mal sieht, dahinschrumpft und Ehrfurcht empfindet.
3.1. Empörung über The Monk
Weshalb aber nun diese Empörung? Ein Grund für die Empörungsrufe der Kritiker beim Erscheinen des Monk war die Genauigkeit, die Akribie, mit welcher Lewis seine schauerlichen Szenen, seine Morde, seine Vergewaltigung beschrieb. Alle vorangegangenen Romane enthielten fast ausschließlich Schilderungen des Was-hätte- sein-Könnens. Lewis füllte als einer der ersten dieses Lücke aus. Sowohl die Leser als auch die Kritiker wurden zum ersten Mal vor vollendete Tatsachen gestellt, aber wurden auch zum ersten Mal im Unsicheren gelassen, weshalb irgend etwas geschieht. Radcliffe und ihre ‚Anhänger‘ versuchten, alles Übernatürliche, alles Mysteriöse zu erklären. Am Ende dieser Bücher war tatsächlich alles erklärbar (oftmals steckten Geheimbünde hinter den mysteriösen Vorkommnissen, deren eigentliches Ziel war, den Held durch einen schon lang geplanten Initiationsritus in ihre Gemeinschaft aufzunehmen). Bei Lewis hingegen wird z.B. die Episode der ‚Bleeding Nun‘ nicht weiter erläutert, oder die Hilfe Raymonds durch den ‚Wandering Jew‘, oder Matildas Pakt mit dem Teufel. All dies geschah wirklich in Lewis’ Roman. Somit verleugnete er als einer der ersten nicht die Existenz des Übernatürlichen, der Geisterwelt.
Ein weiterer Grund war, dass Lewis seinen Roman ab der zweiten Auflage als Member of Parliament herausgab, was er zwar war aber was ein Unding in der damaligen Zeit war. Ein Mitlglied des House of Commons schrieb solch jugendverderbende Schriften. War zuvor die Kritik über The Monk noch in gewissen Schranken geblieben, so überschritt sie diese nun.
Ein dritter Grund für die Empörung über The Monk waren Lewis’ eindeutige Adaptionen deutscher Vorbilder. Im England des späten 18. Jahrhunderts war deutsche Literatur als institutionsgefährdend, als Revolutionspropaganda, als konspirativ verschrien (Deutschland galt als die Heimat der ersten Alchimisten und der Illuminaten). Lewis, der sich von 1792-93 in Weimar aufhielt, lernte dort Autoren mit Rang und Namen kennen (u.a. Goethe, dessen Faust er später zu übersetzen versuchte) und studierte intensiv Deutsch, wodurch er am Ende dieser Periode flüssig deutsch reden und lesen konnte.
Da Lewis in englischer Literatur nichts Schrecklicheres oder erschreckenderes fand als Shakespear, Miltons Paradise Lost und die Produkte der so genannten ‚graveyard school‘ - z.B. Blairs The Grave - kam ihm die neue Horror-Ästhetik der Sturm-und-Drang- Autoren gerade recht, die großen Wert auf Revolte, starke Gefühle und die leidenschaftliche Kraft des Genies legten. In The Monk wird das erkenntlich z.B. in der Adaption von Bürgers Ballade Lenore: Alonzo the Brave, and fair Imogine oder in der sehr freien Übersetzung des Gedichts Der Wassermann: The Water-King, das er in einer Gedichtsammlung von J.G. Herder fand.
Auch folkloristische Schauermärchen nahm Lewis in sein Repertoire mit auf, wie z.B. die Legende der ‚Bleeding Nun‘, die er nach eigenen Aussagen in Deutschland erzählt bekommen haben soll. Der Charakter des ‚Wandering Jew‘ taucht sowohl in Schubarts Gedicht Der ewige Jude auf, das viele der Details für Lewis’ Juden geliefert hat, als auch in Schillers Der Geisterseher, aus welchem auch die Idee stammt, ein Bild einer Madonna als Inspiration für eine Liebe zu einer echten Frau fungieren zu lassen. Auch wird gemunkelt, dass Lewis C.H. Spieß’ Das Petermännchen als Vorbild für seinen Roman gehabt haben soll, in dem der verrückte Held sechs Frauen in den Tod treibt.
Weiterhin waren zu Lewis’ Zeiten in England Übersetzungen von Grosses Genius, Goethes Werther, Schillers Räuber, Flammenbergs Der Geisterbanner oder Veit Webers Die Teufelsbeschwörung zu bekommen, die - obwohl nicht gern gesehen - sehr häufig und gern gelesen wurden. Vor allem Schillers Räuber hatte einschlagenden Erfolg.
3.2. The Monk als antiklerikale Literatur
Es ist nicht verwunderlich, dass Gothic novels, deren Ursprungsland das protestantische Großbritannien ist, meist in katholischen Ländern bzw. im Mittelalter spielen. England galt für dessen Autoren als Vorbild, wie eine Gesellschaft zu funktionieren hatte. Es hatte, dank des Protestantismus, mit religiös-katholisch bedingten Vorurteilen aufgeräumt, steckte in den Ausläufern der Aufklärung, die Industrialisierung schritt eifrig voran, war also der Idealstaat schlechthin. Das hieß, dass jedes Land, das nicht wie England funktionierte, jede Lebensweise, die nicht wie die in England war, automatisch schlecht war. Vor allem der Katholizismus (diese Einstellung ist leider bis heute noch erhalten geblieben und zu sehen in den Auseinandersetzungen in Nordirland). Der katholische Glauben war von Aber- und Fehlglauben geleitet, von Geistlichen, die - wider die Natur des Menschen - dem Zölibat verpflichtet waren, die rafften und scheffelten und Reichtümer um sich häuften. Aber auch die Anhänger dieser Kirche waren eitel, habsüchtig, genusssüchtig, stolz. In den Klerikern und Gläubigen der katholischen Kirche sammelten sich - nach englischer Auffassung - alle Todsünden, und das machte sie zu Zielen ihres Spotts und ihres Zorns.
Hier macht auch Lewis keine Ausnahme, der in seinem Buch katholische Geistliche als Bösewichte auftreten lässt. Er leugnet nicht die Existenz Gottes - wenn Luzifer auftaucht (obwohl dieser mehr als theatralisches Mittel eingesetzt wird), muss auch Gott existieren -, doch werden die Bösewichte in The Monk erst dadurch richtig böse, dass sie von ihrem Glauben fehlgeleitet werden. Ambrosio, der ein begnadeter Prediger ist und seine Predigten Grund genug, allwöchentlich die Kirche zu füllen, ist sich seines Erfolges bewusst und sonnt sich darin; er ist eitel. Diese Eitelkeit wird ihm zum Verhängnis, denn als ihn Matilda verführt, liegt das zum einen an ihren körperlichen Reizen, zum andern an ihrer Aussage, dass sie nur wegen ihm ihr weltliches Leben aufgegeben habe um ihm nahe zu sein. Dies beeindruckt - und bestätigt - den eitlen Mönchen so sehr, dass er sich auf eine Liaison mit ihr einlässt.
Seine Eitelkeit hatte Ambrosio vor seinem Fall in seinem Vorhaben unterstützt, ein Heiliger zu werden (oder zumindest als einer zu erscheinen). Wegen dieser reinen Weste hatte es der Satan auf ihn abgesehen und schickte einen seiner Dämonen, Matilda, um ihn vom rechten Weg abzubringen. Je mehr Ambrosio den Mächten des Bösen verfällt, je mehr er aus den Bändern der Unterdrückung und des Glaubens, die ihn umgeben, ausbricht, um so mehr macht er sich Sorgen um sein Seelenheil. Nicht, weil er innerlich bereut, sondern weil ihm von klein auf die Schrecken der Hölle eingebläut wurden und er schlichtweg Angst hatte. Somit kritisiert Lewis die Methode der katholischen Kirche, die Jahrhunderte lang mit Angst Anhänger fing und hielt.
Der andere Bösewicht (‚Bösewichtin‘?) ist die Äbtissin des Konvents, die in ihrer bornierten Glaubens- und Regelauslegung Agnes tot erscheinen lässt und einkerkert, als sie erfährt, dass diese schwanger sei. Die Grausamkeit, die sie dabei an den Tag legt, entspricht auch nicht gerade der Vorstellung eines Vertreters des gütigen und alles vergebenden Gottes. Schließlich wird sie vom rasenden Mob gelyncht und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Wenn katholische Geistliche im Zölibat leben, das - wie schon erwähnt - unnatürlich ist, werden zwangsläufig sexuelle Triebe unterdrückt, die irgendwann an die Oberfläche treten müssen. So auch in The Monk. Ein Kloster oder Konvent ist nach außen hin immer ein Ort der Ruhe, des Glaubens. Doch was unter diesen Gemäuern geschieht - in den Katakomben und Grüften der Mönche und Nonnen - ist immer das Produkt der sexuellen Triebe, die pervertiert sind; pervertiert durch Entsagung, bildlich stehend für den Preis, den man für Verdrängen zu zahlen hat. Es wird dargestellt, was in den unteren Gewölben von Institutionen sein könnte und was passiert, wenn man den Geist aus religiöser Verzückung heraus in Bahnen der Disziplin und der Keuschheit lenkt.
4. Der Einfluss von The Monk auf E.T.A. Hoffmann : Elixiere des Teufels
Eine der bekanntesten Entlehnungen des Stoffes von The Monk sind die Elixiere des Teufels von E.T.A. Hoffmann. Die Kritikergeister scheiden sich jedoch, ob wirklich eine Entlehnung stattfand, oder doch mehr eine Anlehnung an die Thematik. Seit dem vielzitierten Zitat Heines „In den ‚Elixieren des Teufels’ liegt das Furchtbarste und Entsetzlichste, das der Geist erdenken kann. Wie schwach ist dagegen ‚The Monk’ von Lewis, der dasselbe Thema behandelt“2, wurde in zahlreichen Abhandlungen versucht, die genaue Beziehung zwischen den beiden Romanen herzustellen. Tatsächlich erwähnt Hoffmann The Monk in seinem Werk, spielt es der weiblichen Protagonistion, Aurelie, in die Hände, die es aufschlägt, ein kurzes Stück liest und sofort die Beziehung zum eigenen Leben spürt.
Gemeinsamkeiten sind unübersehbar vorhanden. Beide Mönche sind Kapuziner, sind begnadete Kanzelredner und geraten sogar schon in den Ruf der Heiligkeit. Beide werden von teuflischen Mächten bzw. unstillbaren Sexualtrieben dem Mönchsgelübde untreu und gleiten ins Kriminelle und Triebhafte ab. Weitere Entsprechungen wären Aurelie und Antonia, die beide von verrückt gewordenen Mönchen gejagt werden. Viele behaupten auch, dass sich in Hoffmanns Euphemie Lewis’ Matilda widerspiegelt, doch Medardus interessiert sich ausschließlich für Aurelie; die kurze Liebschaft mit Euphemie ist nur Mittel zum Zweck, um möglichst schnell bei Aurelie zu sein. Der alte Maler trägt auch Züge des ‚Wandering Jew’ aus The Monk: ein Mann, der durch eine Regelübertretung von höheren Mächten gezwungen wird, auf ewig sein Dasein auf der Erde zu fristen. Nur ist das Los des Malers - nicht so das des ‚Wandering Jew’ - begrenzbar, denn er wird erlöst, wenn der von ihm gezeugte Stamm ausgelöscht ist. Auch tauchen in den Elixieren Motive von Inzest, Verwandtenmord, Verlieben in Bildnisse auf, die jedoch typische Motive des Schauerromans darstellen, so dass man wenig über die Entlehnung aus The Monk spekulieren kann. Viele der Gothic novels unterscheiden sich auch nur hauptsächlich in der Verteilung der Namen. Der Ablauf ist mehr oder weniger vorgeschrieben.
Selbst, wenn man sagen will, dass The Monk als Vorbild für die Elixiere fungierte, so muss man Hoffmann doch anrechnen, dass er seinen Figuren viel mehr psychologische Tiefe zugesteht. Lewis hat in seinem Roman oft versucht, die Handlungsweisen seiner Helden mit pseudo-psychologischen Ansätzen zu erklären. Er wollte Ambrosio sowohl als Täter als auch als Opfer darstellen. Doch im Endeffekt läuft alles darauf hinaus, dass der Mönch Ambrosio von den Mächten des Bösen direkt und unmittelbar beeinflusst wurde - durch Matilda. In Hoffmanns Werk ist keine solche direkte Beeinflussung von außen bemerkbar. Man könnte zwar meinen, dass Medardus mit dem Einnehmen des Teufelselixier zum Bösewicht wird, aber das Elixier weckt ja nur Dinge in ihm, die ohnehin schon vorhanden waren, jedoch unterdrückt wurden.
Das soll jetzt nicht heißen, dass Hoffmann den Stoff von The Monk adaptiert hat, ihn nur noch ein bisschen ‚psychologisierte’. Psychologie und Ambivalenz waren in früheren Schauerromanen gewiss vorhanden, nur die Dichte, mit welcher Hoffmann arbeitet, ist neu. Lewis muss mehrmals ‚Schocker’ bringen, um Spannung zu erzeugen. Hoffmann gelingt dies durch seine Gestaltung der Elixiere als Geheimnisroman. Medardus ist von einem Geheimnis umgeben. Jede Tat, jeder Gedanke sind mehr als sie selbst.
Was Hoffmann gewiss nicht von The Monk übernommen hat, ist dessen antiklerikale Haltung. Hoffmann war kein frommer Christ, doch beschrieb er das Klosterleben mit solcher Liebe und Genauigkeit, als ob er einer gewesen wäre. Daran merkt man, dass er ein großartiger Schriftsteller war, indem er Dinge vermitteln konnte, die er nicht aus tiefstem Herzen so empfand. Er nimmt seinen Roman und das Milieu, in dem dieser spielt, viel ernster. Lewis hingegen stellt alle schlechten Seiten des Klosterlebens dar - unterdrückte Sexualtriebe, Neid, Eitelkeit und vieles mehr. Bei Hoffmann glaubt man, dass sich Medardus im Kloster wohl fühlt, dass es für ihn ein Hort der Ruhe und Besinnung darstellt.
Die Liebe zum anderen Geschlecht wird bei beiden fast ausschließlich als sinnlicher Geschlechtstrieb beschrieben. Die Gefühle der Frauen interessieren beide Mönche recht wenig, nur die eigene Lustgewinnung steht im Vordergrund. Doch im Gegensatz zu Ambrosio muss Medardus nichts planen. Seine Wege und die von Aurelie kreuzen sich von allein, er braucht bloß auf seinen guten oder bösen Stern zu vertrauen, um immer wieder auf Aurelie zu stoßen. Auch begeht Ambrosio Verbrechen aus Angst, seinen guten Ruf zu verlieren. Medardus hingegen, weil in ihm Liebesdrang und Vernichtungswillen unbewusst und ungeschieden nebeneinander hausen.
Lewis spielt in The Monk sehr häufig mit dem Doppelgängermotiv, ein typisches Gothic- novel -Stilmittel. Die Charaktere scheinen austauschbar, so dass Antonia ebenso den Part von Virginia de Villa-Franca übernehmen könnte. Die Liebe Ambrosios zu Matilda wird sehr schnell durch die Anbetung Antonias ersetzt und so weiter. Bei Hoffmann ist dieses Motiv noch um einiges vielschichtiger. Medardus’ Doppelgänger, Viktorin, stellt sein triebhaftes Ich dar, das Verbotene, das der Held gerne verdrängt, sein schlechtes Gewissen. Viktorin plant die Frevel, die Medardus ausführt, oder er begeht die Taten, die dieser tun möchte. Medardus wird manchmal Viktorin und Viktorin manchmal Medardus. Viktorins Handlungen stehen für all das, was Medardus unbewusst empfindet: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Schuld, Sünde, Angst, Wahnsinn, Wünsche und Träume. Dass Viktorin am Ende spurlos verschwindet, ohne dass sein Verbleiben auf irgendeine Weise erklärt wird, bedeutet, dass Medardus die Ich-Spaltung und den damit verbundenen Wahnsinn überwunden hat.
5. Hoffmanns Verarbeitung des Gothic novel -Motivs am Beispiel des Unheimlichen Gastes
In Der Unheimliche Gast experimentierte Hoffmann mit den Gothic-novel -Motiven, ja, er drehte sie sogar zum Teil um.
Schon die Überschrift und der erste Satz leiten ein Schauergeschehen ein, das jedoch durch die gesellige Runde, die beschrieben wird, zunächst verdrängt wird. Man beschließt - auch aufgrund des Unwetters, das vor den Fenstern tobt -, sich über Schauerliches zu unterhalten. Interessant ist hier die Opposition von der Süßigkeit des Schauers und des Grauens, die bei den unterschiedlichen Mitglieder der Gesellschaft hervorgerufen werden.
Während des Erzählens schildert Dagobert die Empfänglichkeit des Menschen für Übersinnliches und stellt den Zusammenhang zwischen dem traditionellen Geisterglauben und dem Magnetismus her. Hier zeigt sich ein Motiv, das nicht das erste Mal bei Hoffmann auftaucht: er integriert neue, (halb-)wissenschaftliche Methoden in seine Geschichten. So auch hier, denn die Schilderung Dagoberts entspricht genau der Konzeption der Sensibilität Mesmers. Auch die Erzählung und Deutung von Angelikas Traum weist auf Mesmers Theorie hin, dass Träume Zustände höherer Erkenntnisfähigkeit seien.
Als dann schließlich der Bösewicht auftritt, geschieht das ganz in altbewährter Gothic- novel -Manier: inmitten der Erzählung über Bogislav springt in dem Moment die Tür zum Zimmer, in dem sich die Gesellschaft befindet, auf, in dem es auch in der Erzählung einen gewaltigen Schlag tut. Auch die Beschreibung des Grafen trifft ganz auf den Gothic-novel -Bösewicht zu: „Hinein trat ein Mann, von Kopf bis zu Fuß schwarz gekleidet, bleichen Antlitzes, ernsten, festen Blickes.“3 Alle Mitglieder der Gesellschaft fühlen sich, sobald der Graf hereingetreten ist, auf irgendeine Art und Weise vom Grafen bedroht, obwohl dieser sichtlich nichts bedrohliches an sich hat, er wirkt sogar freundlich, vornehm und anständig. Hier ein Unterschied zu den herkömmlichen Gothic novels: Hoffmann lässt nie richtig Spannung aufkommen, er relativiert die Schauer, die einem bei den ersten Schilderungen des Grafen über die Haut fahren, immer wieder. Er deutet nur immer wieder Angstmomente an - auch vorausweisende - führt sie dann jedoch nicht aus. Die Spannung, die sich aber nichtsdestotrotz beim Leser aufbaut, weil stets Bemerkungen und Beschreibungen des Grafen auftauchen, die ihn einem wieder suspekt erscheinen lassen, wird schließlich aufgelöst, indem man erfährt, dass tatsächlich ein Schauergeschehen vorlag, es nun aber vorüber ist; indem man erfährt, in welcher Gefahr die Protagonisten permanent geschwebt haben.
Mit der Auflösung des Geheimnisses wird jeder - Leser wie Protagonist - quasi gezwungen, an den Magnetismus und seine Wirkungen zu glauben. Somit wäre die Existenz der übersinnlichen Welt ‚bewiesen‘.
Die Gemeinsamkeiten des Unheimlichen Gastes und der Gothic novels liegen also zum einen in der schauerlichen Stimmung, die erzeugt wird, zum anderen in der Darstellung und dem Auftreten des Bösewichts. Weiterhin bestehen Gemeinsamkeiten im Geheimbundmotiv (der Graf war Mitglied in der so genannten ‚unsichtbaren Schule‘) oder im Motiv der Vergewaltigung (der Graf will Angelika gegen ihren Willen heiraten. Da Hoffmann jedoch nie in solche Extreme abglitt wie beispielsweise Lewis, spielt sich seine Vergewaltigung fast und dann auch nur an die bürgerliche Alltagswelt angeglichen ab: sie soll sich durch die Institution der Ehe vollziehen). Wichtiger jedoch als die Gemeinsamkeiten sind hier die Unterschiede:
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Durch diese bewusste Gegensätzlichkeit stellt Hoffmann den Genuss am Schauer in Frage, indem er das Geschehene in die Nähe des Publikums rutschen lässt. Da die Gothic novels alle in einer fernen Zeit oder zumindest in einem entfernten Land spielen, werden die Leser nicht unmittelbar berührt. Sie können das buch genießen als etwas, was schon war, oder was weit weg geschehen ist. Hoffmann lässt jedoch seine Schauergeschichten im damaligen Deutschland spielen. Höchstens zehn Jahre trennen die Leser von den Geschehen, und es spielt im selben Land.
5. Schlussbemerkung
Zweifellos wurde Hoffmann von der Gothic novel, speziell von The Monk, inspiriert, einige seiner Werke so zu gestalten, wie er sie gestaltet hat. Doch das macht ihn nicht zu einem weiteren Schauerroman-Autoren. Im Gegenteil. Er hat die Tradition zwar fortgesetzt, aber doch im Prinzip neu erfunden, indem er psychologische Ansätze, wie er sie bei Lewis fand, um die Psychologie des Unterbewussten erweitert und dieses Unterbewusste so dargestellt, dass es den unheimlichen Charakter der Tradition vertieft und steigert. Der rationale Geist eines Lewis muss immer wieder gewaltsam schauerliche Szenen beschwören und mit Sensationen aufwarten. Da das Schauerliche bei Hoffmann aus dem Innern der Figuren erwächst, ist sein Werk atmosphärisch viel dichter und geschlossener.
Dass die Gothic novel noch nicht tot ist, und noch lange nicht aus den Bücherregalen verbannt wird, sieht man daran, dass Leser und Literaturwissenschaftler - jedes Jahr erscheinen mehrere Abhandlungen zu diesem Thema - gleichermaßen begeistert sind von der düsteren, schaurigen Atmosphäre der Werke. Auch, wenn Hoffmann durch seine Verlagerung des Geschehens in die unmittelbare Nähe des - damaligen - Publikums diesem den delightful terror ein bisschen weniger delightful gestalten wollte, ist es doch heutzutage ein Vergnügen, seine Werke zu lesen. Für uns sind sie wieder delightful geworden, spielen sie doch vor fast zweihundert Jahren.
Literaturverzeichnis
- Hoffmann, E.T.A. Sämtliche poetische Werke. Band 1 & 2. Augsburg. 1998.
- Lewis, Matthew G. The Monk. Oxford. 1995.
- Botting, Fred. Gothic. London. 1996.
- Davenport-Hines, Richard. Gothic - 400 Years of Excess, Horror, Evil and Ruin. London. 1998.
- Deutsche Literaturgeschichte - Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart. 1994.
- Howard, Jacqueline. Reading Gothic Fiction - A Bakhtinian Approach. Oxford. 1994.
- Klein, Jürgen. Der gotische Roman und die Ästhetik des Bösen. Darmstadt. 1975.
- Praz, Mario. Liebe, Tod und Teufel - Die schwarze Romantik. München. 1963.
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- Seeber, Hans Ulrich (Hg.). Englische Literaturgeschichte. Stuttgart. 1999.
- Trautwein, Wolfgang. Erlesene Angst - Schauerliteratur im 18. und 19. Jahrhundert. München. 1980.
- Watt, James. Contesting the Gothic - Fiction, Genre and Cultural Conflict, 1764- 1832. Cambridge. 1999.
[...]
1 Jürgen Klein. Der gotische Roman und die Ästhetik des Bösen. Darmstadt. 1975. S. 129
2 Wolfgang Nehring. Gothic Novel und Schauerroman - Tradition und Innovation in Hoffmanns Die Elixiere des Teufels. In: E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch. Band 1 1992-93. S.36.
3 E.T.A. Hoffmann. Sämtliche poetische Werke. Zweiter Band. Augsburg. 1998. S..594
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- Thomas Koch (Autor), 2000, Die Gothic Novel und deren Einfluß auf E.T.A. Hoffmann, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99053
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