Vortrag zur ,,Klassik" Stichpunktform
Definitionen:
- ,,Klassik" = zeitlich und räumlich festlegbare Epoche, in der ein Volk das ,,Maximum seiner Bildung" erreicht (beste Kunstwerke)
- ,,Klassisch" = ,,absolut vollkommen", gemessen an der Antike (nicht an eine best. Zeit gebunden)
- Quelle liegt im militärischen und polit. des römischen Staates:classicusbedeutet ein zur ersten Steuerklasse Zugehöriger
- Cicero und röm. Schriftsteller Aurelius Gellius machten Begriffserweiterung: "scriptores classici" = herausragende Autoren und "klassisch" = "vorbildlich" und "mustergültig"
- gesamte griechisch-römische Antike (Höhepunkten unter Perikles und Augustus), Renaissance in Italien (Dante, Tasso), das 16. und 17. Jhd. in Spanien (Cervantes, Calderon) und das Elisabethanische Zeitalter in England (Shakespeare) waren gemeint
- franz. Literatur ist Thomas Sebillet durch "Art poetique" (1548) als erster mit dem Attribut "classique" versehen _ Blütezeit jeder europ. Lit. = klassische Epoche
- Umgangssprache ,,Klassiker" = Dichter oder Schriftsteller, der zu einem über den Geschmacksstreit erhabenen Bestand unserer literarischen Tradition gehört
- ,,Klassiker"= nicht nur Goethe und Schiller, sonder auch Hebbel, Grillparzer, ...
- im 18. Jhd. ist das ,,Klassische" erst durch die Auseinandersetzung mit den aus der Antike überkommenen Kulturgehalten entstanden
- D. = 2 "klassische Epochen" (1.) um 1200: Königsgeschlecht von der "Staufischen Klassik" (2.) Blütezeit um 1800 (Goethe, Schiller...) ,,Weimarer Klassik" _ Begriffsveränderung: "klassisch" = Lit. die sich in Form und Inhalt auf die Antike Griechenlands und Roms bezieht
Ziele:
- Klassiker erstrebten die Erziehung und Bildung des Menschen zu einer harmonischen, in sich widerspruchsfreien Persönlichkeit
- Bildungsmittel sollte d. Kunst sein (neuer Begriff der Kunst entstand: nicht mehr die schöpferische Willkür des Kraftgenies der Sturm-und-Drang-Zeit, das sich keinem Gesetz, keiner Regel unterwirft, war das künstlerische Glaubensbekenntnis, sondern das Erkennen und Erfüllen der als zeitlos verstandenen objektiven Gesetze der Kunst)
- Gesetze erschienen den Klassikern in den Werken der Antike am besten verwirklicht (Goethe und Schiller waren überzeugt, dass die Menschen des klassischen Altertums ihr Leben heiter und glücklich gelebt haben, Geist und Natur, sittliches Verhalten und ungezwungene Sinnhaftigkeit waren, nach ihrer Vorstellung, bei den Griechen noch nicht auseinandergefallen, sondern bildeten eine beglückende Harmonie)
- franz. Rev. Forderte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, dies wirkte in d. dt. Klassik fort, die letztlich die Ideologie einer Revolution bürgerlicher Umgestaltung in sich trug
politische Situation:
- Zeit um 1800 ist geprägt von polt. Unruhe, Unsicherheit und großen Umwälzungen
- Krise des "Ancien Regime" in Frankreich hatte auch auf das deutsche Reich Einfluss: Man hatte rechts des Rheins nicht nur von der Französischen Revolution gehört, sondern auch ihre Auswirkungen gespürt (z.B. Herrschaft der Jakobiner in Mainz)
- durch Ermordung Ludwig XIV. gingen die Urteile über die Vorgänge in Frankreich auseinander; Schiller, Goethe und Kant wandten sich nach den Septembermorden enttäuscht und entsetzt von der Revolution ab, während Herder weiterhin an deren Idealen festhielt (Freundschaft zu Goethe litt)
- Georg Foster, Joseph Görres, Johann Heinrich Campe und Wilhelm von Humboldt zog es nach Paris (fanden revolutionären Vorgänge zu faszinierend und zu bedeutend)
- Kampf um eine Verfassung, revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonarpartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus).
Kulturelle Voraussetzungen:
- Gefühlskultur der Empfindsamkeit
- radikale Subjektivismus des Sturm und Drang
- Vernunftorientierung der Aufklärung
- philosophische Werke des Idealismus und die kunsttheoretischen und kunstgeschichtlichen Studien Winckelmanns übten Einfluss
Verschiedene klassische Epochen:
- in Renaissance, Begriff "Klassik" = griechisch-römische Antike (klassische Sprachen, klassische Philologie) und deren Höhepunkte: im griechischen Altertum die Epoche des Perikles, im römischen Altertum die Zeit unter Augustus ("Goldene Latinität")
- später Begriff "Klassik" = auch andere Völker und Epochen, z.B. Renaissance in Italien (von Dante bis Tasso), auf die Zeit von Calderón und Corvantes in Spanien, das Elisabethanische Zeitalter in England (Shakespeare), auf die Epoche Ludwig XIV. in Frankreich (von Corneille bis Racine) und um 1800 in D. ,,Weimarer Klassik"
Klassische Literatur:
- werden allgemeine und grundsätzliche Themen aufgegriffen
- Themen bevorzugt, die das überzeitliche Interesse beanspruchen können _ "Genialischen" wird weniger Beachtung geschenkt (Literaturauffassung = Reaktion der Autoren auf Zeitumstände, z.B franz. Rev.)
- anstatt soziale Missstände zu beklagen, strebte man Versöhnung des Individuums mit dem Staat an (Streben nach Harmonie und Humanität spiegelt sich in allen lit. Gattungen wieder)
- besonders Drama entsprach den Ansprüche der Autoren (vorherrschende Dramentypen waren Ideendrama, in dem eine Idee dargestellt wurde ("Iphigenie" von Goethe), das Geschichtsdrama [historische Stoffe, die für die Gegenwart um 1800 neu gedeutet wurden, z.B. Schillers "Wilhelm Tell"]
- Schillers Dramen verwenden oft Freiheitsidee im Mittelpunkt
- im Roman wird meist d. Lebenslauf eines Helden gestaltet, der zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft wird und kommt so zu einer neuen und vollkommene Identität ("Wilhelm Meisters Lehrjahre" 1795/96, Goethe)
- in Lyrik wendet man sich vom Erlebnishaften ab (auch in Gedichten und Balladen werden überzeitlich gültige Probleme und Themen in den Mittelpunkt gestellt, vor allem griechisches und asiatisches Kulturgut werden in die klassische Lyrik aufgenommen)
- Balladenjahr 1797: "Bund" Goethes und Schillers _ produktiver Schub beider Autoren auf dem Gebiet der Lyrik (Musenalmanach von Schiller und Goethe entstand mit: Die Bürgerschaf, Die Kraniche des Ibykus, Der Ring des Polykrates, Die Brait von Korinth, Der Zauberlehrling, sowie Der Gott und die Bajadere Balladen; beste Beispiele S&G sind: Grenzen der Menschheit, Das Ideal und das Leben, Die Götter Griechenlands oder Lied von der Glocke)
Lyrik
- Neigung der Kl. zum Typushaften, zu Ordnung und Maß löste die Lyrik der Epoche aus ihrer volkstümlichen Verwurzelung _ Abkehr von der Formfreiheit des St. u. Dr.
- Grenzen zw. Vers und Prosa werden wieder scharf gezogen, Sprache wird als künstl. Werkstoff behandelt
- Themen: Ordnung der menschlichen Gesellschaft, Gesetzlichkeit des Lebens, sittliche Verantwortung des Menschen und geschichts- und kulturphilosophische Betrachtung
Epik
- antike Versepos richtungweisend für das epische Schaffen der dt. Kl.
- vor allem die hohe Auffassung von Homer war ausschlaggebend für die Wesensbestimmung des Epischen im allgemeinen und die Mustergültigkeit des Versepos im besonderen
Drama
- bestimmt durch: Mythos von Zeitlosigkeit und unbedingten Mustergültigkeit der antiken Kunst
- Sprache dieser auf Innerseelisches gerichteten Dramatik ist gebunden an den stilisierenden, gleichzeitig jedoch lockeren jambischen Vers
- Architektur dieser Dramen ist sparsam und streng durchkomponiert, sie konzentriert sich auf wenige Grundlinien, was sich in der Beschränkung der Personenzahl, des Schauplatzwechsels und der Einheit im Zeitablauf ausdrückt
Musik
- ist zw. 1780 u. 1830 im deutschsprachigen Raum als Kl. bezeichnet
- findet ihren Höhepunkt im Schaffen Haydns, Mozarts und Beethovens (Wiener Klassik)
Kunst
- basiert auf wiederkehrenden Kunstströmen, die sich bewusst auf antike, meist griechische Vorbilder berufen (dieser Rückgriff = Historismus)
- Vertreter: Claude - Nicolas Ledoux, Jean Auguste Dominique Ingres, Antonio Canova
- Citation du texte
- Ronny Dierschke (Auteur), 2000, Klassikvortrag in Stichpunktform, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98950
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