Perikles von Athen
(In einer kurzen Zusammenfassung)
Perikles wurde 495 vor Christus, in einer Zeit, da durch die Schlacht bei Marathon die Überlegenheit der Griechen den ersten sichbaren Ausdruck gewann, geboren. Seine Mutter Agariste war eine Urenkelin des Tyrannen Kleisthenes von Sikyon und eine Nichte des athenischen Staatsmannes Kleisthenes. Der Vater, Xanthippos, hatte nach wechselvollem politischem Schicksal zuletzt als Flottenkommandant erfolgreich gegen die Perser gekämpft ( 479 v.Chr.) und wurde als Nationalheld verehrt.
Perikles richtete 473-472 v.Chr. als Choregen eine Tetralogie des Aischylos aus, zu der auch dessen Perser gehörten. 463 v. Chr. Ist er einer der Ankläger im Bestechungsprozess gegen Kimon*, den Exponenten der konservativ-reaktionären; 462 - 461 v.Chr. gelingt ihm mit seinem Parteifreund Ephialtes*, dem Haupt der Demokraten die Entmachtung des Areopags* zu Gunsten des Rates der Fünfhundert, in der Folge mit der Einführung des Besoldung für wichtige Staatsmänner ein weiterer, entscheidender Schritt zur Sicherung der Demokratie. Seit der Verbannung Kimons und der Ermordung des Ephialtes (461) zu größerem Einfluß gelangt, tritt er doch erst seit dem Tod Kimons ( 450, kurz nach dessen Rückkehr) als der athenische Staatsmann in den Vordergrund.
Perikles verlegte die Kasse des Delisch-Attischen Seebundes von Delos nach Athen, auch sorgt er für den glänzenden Ausbau der 480 von den Persern verwüsteten Akropolis. Er schließt 445 einen Dreißigjährigen Frieden mit Sparta, das kurz zuvor seine Anregung, einen allgriechischen Kongress nach Athen einzuberufen, zum Scheitern gebracht hatte. Seit 443 Stratege, zwingt er 441 bis 439 das abgefallenen Samos in den Bund zurück; in Italien gründete er die Kolonie Thurioi. 431 kommt es zum lange befürchteten Krieg mit Sparta. Obwohl Perikles die Invasion auf Attika nicht Verhindern kann, behauptet er sich im Oberbefehl, bis die Pestepidemie von 430 den allgemeinen Unmut durchbrechen läßt: Er wird wegen Unterschlagung angeklagt, verurteilt, bald aber rehabilitiert und wieder zum Strategen gewählt, stirbt aber schon ein halbes Jahr darauf an der Pest. Die Blütezeit Athens wird nach ihm als das » Perikleische Zeitalter « bezeichnet.
PERIKLES
(und das perikleische Zeitalter)
Mit dem Namen des Perikles verbindet man die Vorstellung vom »Perikleischen Zeitalter« als einer Glanzzeit, ja der klassischen Periode griechischen, und insbesondere athenischen Lebens in Kunst, Dichtung, Wissenschaft und Politik. Ob man die athenische Demokratie mit Solon , mit Kleisthenes oder mit Ephialtes anfangen lässt, wird bei vielen Historikern unterschiedlich beurteilt; einig sind sie, dass Perikles, als deren eigentlicher Repräsentant ein halbes Jahrhundert der Blüte, des geistigen und kulturellen Aufstiegs, »des attischen Reiches Herrlichkeit« schuf und das Gepräge gab.
Ihm verdankt man die glänzenden Tempelbauten auf der Akropolis, deren Reste die Nachwelt noch heute bestaunt, er gilt als der Mittelpunkt eines Kreises erlauchter Geister, zu dem der Tragiker Sophokles, der Historiker Herodot, der Bildhauer Phidias gezählt werden, ihn bewundert man als einen Politiker, der durch Rede und Tat das Volk zu führen verstand und dabei doch »aus vollster Überzeugung Demokrat« gewesen ist, in dem Sinne freilich, daß er »unter Demokratie das Zusammenarbeiten aller Volksgenossen verstand«.
Von Perikles selbst ist so gut wie kein Wort authentisch überliefert. Auch wenn wir direkte Reden im Geschichtswerk des Thukydides lesen, aber ihre Formulierung und Gedankenführung stammt nach dessen eigenem Zeugnis von dem Historiker selbst. Den Biographen des Perikles, Plutarch, trennt von seinem Gegenstand ein Zeitraum von fast sechshundert Jahren. Die moderne Perikles-Literatur schließlich, zumal die deutsche, ist nicht frei von teils gesuchten, teils unbewußten Beziehungen zu Vorstellungen der eigenen politischen Gegenwart (Bismarck, Einigung des Reiches, Weltkrieg, Führer, Wiedervereinigung), sind es doch immer wiederkehrende politische Grundsituationen, in die das Leben und Wirken des Perikles verstrickt ist.
Sein Eintritt in die Politik erfolgte zögernd, erst von der Mitte des fünften Jahrhunderts an war er wirklich der erste Mann im Staate. An innenpolitischen Opponenten unterschiedlicher Gefährlichkeit fehlte es ihm nie; das Verhältnis zwischen ihm und den Bürgern Athens erscheint in der periklesfreundlichen Literatur weit harmonischer, als es in Wirklichkeit gewesen ist.
Was spätere Schriftsteller - vor allem Plutarch - über seine Jugend, seine Erziehung, seine Lehrer im einzelnen zu berichten wissen, lässt sich nur vermuten; wie sich seine Jugend gestaltete, können wir uns nur aus der Kenntnis von Familientradition und Zeitumständen ausmalen. Immerhin, es waren die Perserkriege, die in die Zeit der Kindheit fielen und das elterliche Haus unmittelbar betrafen. Der Vater Xanthippos, erbitterter Gegner des Marathonsiegers Miltiades, wurde 484 aus Athen verbannt, die Familie suchte in Salamis Zuflucht, wurde aber 480 vor der entscheidenden Schlacht bei Salamis zurückgeholt. Im Jahr darauf kommandierte der Vater als Stratege die athenische Flotte siegreich im östlichen Mittelmeer und wurde so zu einem der Nationalhelden, in denen man damals das Symbol für Freiheit und Einigkeit der Griechen insgesamt sah. Doch muß er bald gestorben sein, denn im Jahr 473/72 hat der nun etwa zwanzigjährige Perikles für die Aufführung einer Tetralogie des Aischylos - zu der die älteste uns erhaltene Tragödie Die Perser gehört - den Chor gestellt, ist also im Besitz seines eigenen Vermögens gewesen. Dies ist der erste gesicherte Fixpunkt, ein vor knapp hundert Jahren am Südabhang der Akropolis ausgegrabener Stein enthält in einer längeren Liste seinen Namen als Choregen - eine frühe und kostspielige Ehre. Erst zehn Jahre später beginnt er in dem damals dafür üblichen Alter an die politische Öffentlichkeit zu treten. Wir sehen nun Perikles in der Tradition seines Vaters und seines Großonkels mütterlicherseits, des Kleisthenes, des eigentlichen Begründers der attischen Demokratie, an der Seite der Demokraten, »entgegen seiner Natur«, wie Plutarch bemerkt, zunächst noch im Schatten des Ephialtes, des damaligen Hauptes der Demokraten, in Gegnerschaft vor allem zu dem mächtigen, die Geschicke Athens weithin bestimmenden Kimon dem Sohn des Miltiades. In dem 463 gegen Kimon angestrengten Bestechungsprozeß wird Perikles zu einem der Ankläger gewählt, hält sich aber betont zurück, ergreift, wenn wir der Überlieferung glauben dürfen, nur einmal das Wort, wie denn der Prozeß auch mit Freispruch endete. Doch war nun der Weg in die Politik geebnet, Hand in Hand mit Ephialtes wurden die ersten Reformmaßnahmen eingeleitet. Die Abwesenheit des Kimon in Messenien benutzten beide 462 dazu, die Kompetenzen des Areopags, der Hochburg der Aristokraten, in der Jurisdiktion zu beschränken und weitgehend dem Rat der Fünfhundert zu übertragen. Als Kimon nach seiner Rückkehr versuchte, die Beschlüsse rückgängig zu machen, mußte er das mit zehnjähriger Verbannung bezahlen. Der politische, nie richtig aufgeklärte Mord an Ephialtes noch im Jahr 461 konnte das Erstarken der Demokraten nicht aufhalten und verschaffte dem Perikles größere Einflußmöglichkeiten, wenn er auch noch weit davon entfernt war, der allein maßgebende Staatsmann in Athen zu sein. Besonders auf außenpolitischem, das heißt vor allem militärischem Gebiet sind es vorerst noch andere Namen, die im Vordergrund stehen, und die ersten von Perikles selbst geleiteten Unternehmungen sind zunächst von nur mäßigem Erfolg begleitet gewesen. Jedenfalls konnte Kimon nach seiner Rückkehr aus der Verbannung 451 wiederum an die Spitze des Staates gelangen - ob aufgrund förmlicher Versöhnung mit Perikles, wie Plutarch meint, ist ungewiß - , und es begann eine kurze Phase der Rivalität zwischen beiden Politikern, bis Perikles durch den Tod des Kimon 450 nun tatsächlich die größte Macht im Staat erlangte. Jetzt konnte er über die Einführung der Richter-, Rats- und Schauspielerbesoldung hinaus größere Aufgaben in Angriff nehmen, vor allem das Bauprogramm auf der Akropolis, wenn ihm auch in Kimons Schwiegersohn Thukydides (dem Sohn des Melesias) ein heftiger Opponent entgegentrat, dessen er sich 443 durch die Verbannung (Ostrakismos auf zehn Jahre) zu entledigen wußte. Jetzt erst kann in vollem Sinne von dem Zeitabschnitt gesprochen werden, in dem Athen, wie der Historiker Thukydides es formuliert hat, »dem Namen nach eine Demokratie, in Wirklichkeit aber die Herrschaft des ersten Mannes gewesen ist«. Ihren sichtbaren Ausdruck fand diese Stellung in der alljährlichen Wiederwahl zum Strategen, jenem wichtigsten Amt, das Perikles in früheren Jahren schon gelegentlich innegehabt hatte und das ihm nun, da es ihm (im Unterschied zu den jeweils wechselnden neun Strategonkollegen) kontinuierlich zur Verfügung stand, zur Grundlage seiner dominierenden politischen Macht wurde. Entsprechend wurde die Opposition gegen Perikles nunmehr indirekt geführt, indem man seine nächste Umgebung durch Prozesse bedrohte, den ihm befreundeten und geistesverwandten Philosophen Anaxagoras und seine zweite, ungewöhnlich geistvolle »Frau« Aspasia (die Verbindung war rechtlich ein Konkubinat), die wegen Asebie (Gottlosigkeit) angeklagt wurden, sowie den Bildhauer Phidias, den künstlerischen Berater des Perikles, den man wegen Unterschlagung belangte. In den ersten Jahren des Peloponnesischen Krieges schließlich flackerte die Opposition wieder kräftiger auf und hätte Perikles fast zu Fall gebracht, wäre er nicht 429 das Opfer der damals grassierenden, fälschlich genannten Seuche geworden.
Welches sind die Leistungen und Fehler dieses Mannes gewesen, und inwiefern konnte er den Geist eines Zeitalters prägen? Den Ausgangspunkt bilden die Maßnahmen zur »Demokratisierung«: Die auf die Entmachtung des Areopags folgende Einführung des Richtersoldes, der Beamtenbesoldung und der Theatergelder, Hand in Hand damit die Erweiterung der Gerichte auf insgesamt sechstausend Geschworene, ferner die Einrichtung eines festen Dienstsoldes für Landheer und Flotte. All das ermöglichte auch den Bürgern der unteren Einkommensklassen aktiv an der Staatsverwaltung teilzunehmen, während zuvor die Beamten - die bei den einfacheren Verhältnissen der frühen Zeit auch weniger zu tun hatten - den wohlhabenden Schichten angehörten und dem Gemeinwesen ganz selbstverständlich unentgeltlich dienten. So kann man urteilen: »Das Volk war jetzt Herr der Gerichte und Herr des gesamten öffentlichen Lebens.« Der Gedanke der Gleichheit und Freiheit aller Bürger ohne Rücksicht auf den Besitzstand entspringt denn auch dem Selbstverständnis der perikleischen Demokratie.
All diese Reformen, in der Tendenz zum Fürsorge- und Wohlfahrtsstaat hin, waren nicht Selbszweck, sondern dienten dem Ausbau von Macht und Einfluss vor allem des Perikles selbst. Die Bindung aller ethischen Werte an den Machtgedanken von der imperialen Größe Athens bestimmte überhaupt Reden und Handeln des Perikles auf allen Gebieten. Dem Anwachsen der attischen Macht dienten auch alle außenpolitischen Aktionen des Perkles. So gelang es ihm, gleich in den ersten Jahren seines »Prinzipats« bald nach dem Tod des Kimon einen Ruhepunkt in den Feindseligkeiten durch die Abgrenzung von Interessensphähren zu erreichen, mit den Persern durch den sogenannten »Kalliasfrieden« (449/48), mit den Spartanern durch einen 446/45 auf dreißig Jahre geschlossenen Frieden, durch den Athen auf seinen Einfluß in Zentralgriechenland zwar verzichten mußte, dafür aber die athenische Seemacht inihrer ohnehin schon vorhandenen Übermacht kräftig gestärkt werden konnte. Sichtbarer Ausdruck für den Herrschaftsanspruch Athens war die 454 vorgenommene Verlegung der Kasse des Attischen Seebundes von Delos nach Athen, unter dem Vorwand, Delos sei von den Persern bedroht. Die verlegung der Bundeskasse nach Athen ermöglichte dem Perikles, nun auch die Wiederherstellung der durch die Perser zerstörten Heiligtümer auf der Akropolis in Angriff zu nehmen. Es gelang Perikles zahlreiche Bürger als Künstler und Arbeiter zu beschäftigen und damit auch finanziell zu versorgen.
Die Konzentration der Macht in Athen und auf der Gegenseite, in Sparta den Verbündeten aus den Perserkriegen, führte , wenn auch ungewollt, zu einem Gegeneinander, an dem die Polis und schließlich die Griechen als politische Kraft überhaupt zerbrach. Perikles hatte einen Plan verfolgt, der nach Abschätzung der Machtmittel und -möglichkeiten Athen theoretisch den Sieg hätte bringen müssen. Perkles mußte nun vom Volk Opfer verlangen und hatte trotz verzweifelten Bemühens, das Volk nicht mehr auf seiner Seite. Ein tiefer Riß tat sich auf, den er nicht mehr schließen konnte. Als Sechzigjähriger hatte er keinerlei Vorsorge für seine Nachfolge getroffen und sein Kriegsplan wurde dadurch vereitelt, dass er selbst von der pestartigen Seuche hinweggerafft wurde.
Das Urteil der Nachwelt über ihn wird begünstigt, durch die Tatsche, dass die Politiker, die nach ihm die Geschicke Athens leiteten (Kleon, Nikias, Alkibiades), an sein Format nicht heranreichten.
Auch mein Urteil:
,,Ein glänzend begonnener, nach dem Tod des Anführers durch eigene Fehler verlorener Krieg. Die höchste Blüte und der Keim zu tragischem Untergang sind hier dicht beieinander."
Quellenverzeichnis
,,Die Grossen" Band ½, Sammelbiographie
,,Macht und Ohnmacht der Großen", Gerhard Venzmer
Die Fremdwörter konnte ich diesmal leider nicht erklären, da die Zeit knapp war am Wochenende und mir die passende Literatur fehlte.
- Arbeit zitieren
- Alexandra Hirsch (Autor:in), 2000, Der Ausbau der attischen Demokratie im perikleischen Zeitalter. Leben und Wirken des Perikles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98748
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