Calling - Michael Köhlmeier
Inhalt:
Die von Michael Köhlmeier, welcher 1949 in Hard am Bodensee geboren wurde, verfasste Geschichte schildert einen Telefonanruf, in dem ein Mann behauptet den ehemaligen Ehepartner von Elisabeth Muhar in seiner Gewalt zu haben und es entwickelt sich dann ein spannendes Gespräch in dem das Leben von Elisabeths Exmann ständig in Gefahr ist. Die Geschichte ist in der dritten Person aus der Sicht Elisabeths verfasst und die wichtigsten Personen sind Elisabeth Muhar, deren Mann Harry und sein Entführer, dessen Name nicht genannt wird.
Elisabeth Muhar ist eine im Fernsehen beschäftigte Frau, die ein durchrütteltes Leben hinter sich hat. Sie hat keine abgeschlossene Ausbildung, hat jedoch aufgrund ihres Fachwissens im Bereich der Musik eine eigene TV - Show bekommen.
Eines Tages bekommt sie einen Anruf von einem vermutlich geistlich Verwirrten, der behauptet ihren ehemaligen Gatten Harry in seiner Gewalt zu haben. Zuerst denkt sie es will sich jemand einen schlechten Scherz mit ihr erlauben, doch als der scheinbare Entführer ein weiteres Mal anruft, merkt sie, dass es bitterer Ernst ist. Obwohl sie sich von ihm hat scheiden lassen, weil er sie betrogen hat, hat sie ein gutes Verhältnis zu ihm bewahrt und macht sich deshalb auch Sorgen um ihn. Es stellt sich heraus, dass der Kidnapper tagelang irgendwo herumgelungert hat und auf den Richtigen gewartet hat, den er entführen kann. Er hat dann Harry gesehen, ihn mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen und diesen in eine Telefonzelle geschleppt, von wo aus er kniend zuhören muss, wie er seine frühere Gemahlin am Telefon über ihr Leben ausfragt und sie psychisch terrorisiert. Der Entführer versucht ein angenehmes Gespräch aufzubauen. Auf die ständig wiederkehrende Frage von Frau Muhar, was er denn überhaupt wolle, gibt er ihr nie eine Antwort. Sie bittet ihn, mit Harry sprechen zu dürfen, um zu hören, ob er nicht schon getötet worden ist oder ob es ihm gut geht. Als der Kidnapper ihr jedoch mehrmals ihren Wunsch verweigert, legt sie schließlich reflexartiger den Hörer auf, was sie sofort bereut und Angst bekommt Harry deshalb in große Gefahr zu bekommen.
Während des Gespräches zwischen Elisabeth und dem Entführer ihres Mannes hat sie inständig darüber nachgedacht, wie sie die Polizei benachrichtigen könnte. Nun läuft sie schnell in das Obergeschoss ihrer Wohnung, wobei sie sich an der Hand verletzt, um, wenn er ein weiteres Mal anrufen sollte, den Anruf von ihrem tragbaren Telefon anzunehmen. Dies tritt dann auch ein und als sich der Entführer wieder meldet, beschimpft er sie aufs Äußerste. Nun versucht sie aus ihrer Wohnung herauszukommen und jemanden von ihrer schwierigen Situation zu berichten. Dabei muss sie allerdings ausgesprochen vorsichtig sein, um nicht vom Kidnapper ertappt zu werden. Es gelingt ihr bei der Wohnung einer Nachbarin anzuläuten, woraufhin sich eine ältere Dame zeigt. Diese spricht jedoch kein Deutsch, aber Elisabeth hinterlässt ihr einen Zettel, worauf steht, in welche kritischer Lage sie sich momentan befindet. Danach geht sie in ihre Wohnung zurück und muss weiter ohne irgendeine Fremde Hilfe mit dem Entführer sprechen. Nun beginnt er ihr eine Geschichte zu erzählen, die, wie er sagt, sein Leben widerspiegelt Plötzlich läutet es an der Tür, was der Kidnapper am anderen Ende der Leitung auch hört. Er befiehlt Elisabeth an die Tür zu gehen und die Person, welche davor steht zu ihm ans Telefon zu holen. Elisabeth befolgt seinen Anweisungen und als sie die Tür öffnet sieht sie ihre Nachbarin mit dem Zettel, den Frau Mohar zuvor der Ausländerin gegeben hat. Jetzt erklärt sie ihr, warum sie diesen Brief verfasst hat und die Nachbarin geht zum Telefon, wie es der Entführer gewollt hat. Daraufhin entsteht eine längere Unterhaltung zwischen der Frau, die eine Wohnung neben Elisabeth wohnt und dem Kidnapper. Nach einigen Minuten übergibt sie Frau Mohar wieder den Hörer und nun sagt die bereits völlig Erschöpfte dem Entführer, dass er Harry töten solle, denn sie halte diese Anspannung nicht mehr aus. Doch sie bewirkt damit das Gegenteil. Harry wird unerwartet freigelassen und der Terror hat somit ein Ende. Als ihr ehemaliger Mann einige Minuten später mehrmals bei ihr anläutet, öffnet sie die Tür nicht, weil sie keinen Menschen mehr sehen kann.
Charakteristik von Elisabeth Muhar:
Elisabeth Muhar ist eine Frau, die ein durchrütteltes Leben hinter sich hat. Mit 17 Jahren hat sie die Schule abgebrochen und ist nach Irland gezogen. Dort heiratete sie einen drogenabhängigen Musiker, von dem sie sich bereits nach ein paar Monaten wieder scheiden ließ. Von dort weg zog sie nach London, wo sie schließlich als Obdachlose endete. Mit einer Freundin kam sie dann nach Deutschland. Dort erhielt sie sich mit einigen kleineren Jobs, bis sie Heimweh bekam und nach Hause zurückfuhr. Da begann sie mit dem Drogennehmen und lebte fortan weiter ohne Ausbildung und Geld. Elisabeth reiste mit einem bekannten nach Libyen, wurde nach einem Jahr aufgrund einer Krankheit ausgewiesen und kam nach Österreich zurück. Mit 28 erzählte sie in einer Fernsehserie von ihrem Leben und bekam daraufhin sogar eine eigene Fernsehsendung. Kurz darauf lernte sie ihren späteren Gemahlen Harry kennen. Er war ihr immer ein guter Ehemann. Eines Tages fragte sie ihn, ob er schon einmal eine Affäre gehabt hat, und er bejahte diese Frage mit der Antwort, das er schon sieben bis acht gehabt hätte. Sie konnte es kaum glauben, da sie nie auch nur den geringsten Verdacht gehabt (Zitat: ,,Sie stritten sich nie. Nie weinte sie. Von ihm kam nie ein böses Wort."). Sie gingen im Guten auseinander und sie trafen sich weiterhin um spazierenzugehen oder um miteinander zu Essen. Obwohl sie schon längere Zeit geschieden waren, erschütterte sie die Entführung Harrys sehr. (Zitat:,,Sie hatte nie in ihrem Leben Gewalt erfahren und Gewalt die zum Tod führt war ihr fremd. Ebenso hätte ein Engel unten am Naschmarkt wandeln können und in seiner Laune zu ihr hinauf fliegen können.")
Elisabeth ist die absolute Hauptfigur des Werkes. Der Autor erzählt aus ihrer Sicht und man erfährt im Laufe des Buches ihre ganze Lebensgeschichte. Ihre Gefühle werden stets sehr genau und detailliert dargestellt. Sie besitzt kein allzu großes Allgemeinwissen, doch im Bereich der Musik kennt sie sich blendend aus, weil sie früher des Öfteren mit Rock und Pop Musikern zusammen war. Sie bereut die Zeit in ihrem Leben, in der sie sich ,,herumlodern" hat lassen und sie würde diese gerne rückgängig machen. Sie muss dadurch aber auch geprägt und mental stark geworden sein, anders ist ihre wahrlich tapfere Reaktion auf diese Entführung nicht zu erklären.
Kommentar:
Das Werk Calling, welches von Michael Köhlmeier verfasst worden ist, beschäftigt sich mit den Motiven wie Einsamkeit mancher Menschen in einer Großstadt, die Unsicherheit einer sonst so sicheren Privatsphäre und noch einigen Anderen, die jedoch eine geringere Rolle im Buch spielen.
Wie schon erwähnt stellt die Einsamkeit mancher Menschen in einer Großstadt ein wichtiges Motive für die Lektüre dar. Das zeigt sich darin, dass der Entführer von Harry während des gesamten Telefongesprächs mit Elisabeth Muhar keine Lösegeldforderungen oder ähnliches verlangt. Es scheint als würde er jemanden brauchen, der sich mit ihm unterhält, und er das vermutlich auf keine andere Weise erreichen kann. Der Autor will damit wahrscheinlich ausdrücken, dass es besonders in Großstädten wie Wien, der Ort der Handlung, viele Personen gibt, die in Abgeschiedenheit leben und obwohl tausende Menschen um sie herum sind, doch niemanden zu reden haben. Diese unerträgliche Einsamkeit zwingt sie dann zu solchen Taten.
Auffällig ist, dass der Kidnapper davon spricht, dass er aus seiner Lebenssituation heraus dazu genötigt wurde eine Entführung zu begehen. Er tut so als gelte es eine gemeinsame Schwierigkeit durchzustehen und schwelgt gleichzeitig in einem Gefühl von Macht. Der Entführer wird als zwiespältige Persönlichkeit beschrieben. Einerseits beschimpft er Elisabeth aufs Äußerste und es scheint ihm sadistisches Vergnügen zu bereiten sie zu quälen (Zitat:
,,Bist du irrsinnig. Du legst auf ich glaube es nicht. Irgendwann ist meine Geduld zu Ende, dann will ich es womöglich aus sein lassen. Du bist nicht bei Trost.") Doch kurze Zeit später versucht er wiederum ein harmonisches Gespräch aufkommen zu lassen, in dem er sogar Ehrfurcht vor seinem Opfer zeigt. (Zitat:,,Heul dich ruhig aus meine Elisabeth, vielleicht ist es das Beste. Heul dich bei mir aus, das wird dir guttun.")
Ein weiteres wichtiges Motiv ist das der gestörten Privatsphäre. Frau Muhar lebt in einer von äußeren Einflüssen abgeschirmten Welt, weil sie fast keinen Kontakt zu Freunden oder Nachbarn pflegt. Dieser Anruf reist sie aus dieser Welt heraus.
Weitere Motive sind die Angst, welche sich in der Furcht Elisabeths zeigt etwas falsch zu machen, die Hoffnung, dass ihr ehemaliger Gatte unversehrt freikommt und somit diese hohe nervliche Anspannung endlich aufhört, sowie die ständigen Enttäuschungen, dass sie trotz Bemühens keinen Weg aus dieser misslichen Situation findet.
Zu der Form des Buches ist nicht viel zu sagen. Es ist weder in Kapitel geteilt, noch hat es irgendeine andere Gliederung. Das kann vermutlich darauf zurückzuführen sein, dass es im Prinzip ein einziges Telefongespräch ist, das sich auch über keine besonders große Zeitspanne erhebt.
Die Sprache des Buches ist ziemlich einfach. Es kommen kaum Fremdwörter vor und längere Sätze sind ich nur selten vorhanden. Das liegt daran, dass mindestens die Hälfte des Buches direkte Reden sind und es deshalb der Alltagssprache angepasst ist.
Der Autor ist ein persönlicher Erzähler in der dritten Person aus der Sicht Elisabeth Muhars. Er mischt sich kein einziges Mal in die Handlung mit ein.
Zum Schluss möchte ich noch meine persönliche Meinung zu diesem Werk abgeben. Mir hat es eigentlich sehr gut gefallen, was sich auch darauf zurückführen lässt, das es sehr kurz war. Die Handlung sagte mir ebenso zu, weil sie aufregend und spannend auf mich wirkte. Der Aspekt, dass der Autor Michael Köhlmeier eine wahre Geschichte nacherzählt, steigert auch die Dramatik für den Rezipienten. Ein weiterer guter Grund das Buch zu lesen ist, dass die Sprache nicht allzu schwierig ist und man deshalb keine gesteigerte Konzentration benötigt um es zu lesen. Aufgrund der Kürze und der relativ interessanten Geschichte würde ich Calling mit der Note 2 beurteilen.
- Citar trabajo
- Jürgen Tauchner (Autor), 2000, Köhlmeier, Michael - Calling, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98655
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