Die Päpstin von Donna W. Cross
Motivation:
In der Zeitschrift ,,Buchjournal" las ich einen Artikel über Donna W. Cross' Roman ,,Die Päpstin". Das Buch wurde hoch gelobt und als spannender Historienroman bezeichnet. So waren auch meine Erwartungen die, einen spannenden, wahrheitsgetreuen, lehrreichen Roman über eine außergewöhnlich Frau zu lesen.
Autor:
Donna W. Cross schrieb den Roman ,,Die Päpstin". Sie lebt in den USA und ist Leiterin eines Schreibprogrammes am Onondaga College im Staat New York.
Donna W. Cross veröffentlichte bisher nur Sachbücher.
Ihr Historienroman ist mitreißend, spannend und gefühlvoll geschrieben. Es ist eine Biographie der Johanna von Ingelheim und die meisten geschilderten Ereignisse sind historisch belegt. Allerdings musste die Autorin, da es von manchen Lebensabschnitten in Johannas Leben nur spärliche Informationen gibt, auch viele Ereignisse hinzuerfinden, was ihr sehr gut gelungen ist und die Geschichte lebhafter und vollkommener macht.
Mit ihrem Roman wendet sich die Autorin wohl vornehmlich an kritische, neugierige und geschichtlich Interessierte Menschen.
Inhalt:
Personenübersicht:
Johanna
geb. 814; lernt bei Matthias schreiben und lesen; lernt bei Aeskulapius Latein, Griechisch, philosophische Denkweisen, Rhetorik etc., besucht Domschule zu Dorstadt; nennt sich später Johannes Anglicus; tritt ins Kloster Fulda ein; tritt Pilgerreise nach Rom an; angesehener Arzt; wird Berater und Arzt im Papstpalast; wird Papst; wissensdurstig, intelligent, kritisch, hartnäckig, ideenreich, mutig, stark, tatkräftig, eifrig, hoch begabt, vernünftig, redegewandt, hoffnungsvoll, tapfer, glaubt an das Gute im Menschen, Drang nach Freiheit, neugierig, fleißig, herzlich, humorvoll, oft ironisch, energisch, liebevoll, warmherzig, diszipliniert; liebt Gerold; stirbt 855 an Fehlgeburt bei päpstlicher Prozession;
Gudrun
Mutter Johannas; scheinbar bekehrte Heidin aus Sachsen; alle Verwandte in Schlacht bei Verden an der Aller verloren; um 804 nach Ingelheim verschleppt; Frau des Dorfpriesters; häuslich, demütig, ungebildet, liebevoll gegenüber Johanna, engstirnig, aufopferungsvoll; erzählt Johanna von den germanischen Göttern und empfindet Johannas Studien als Verrat; stirbt im Alter von über fünfzig Jahren nach nochmaliger Schwangerschaft;
Der Dorfpriester
Vater Johannas; englische Abstammung; arbeitet als Missionar in Sachsen; heiratet sächsische Heidin Gudrun; Dorfpriester in Ingelheim; hart, kalt, grausam, strenggläubig, unerbittlich, ungerecht, unnachgiebig, zornig, brutal, weltverschlossen, boshaft, rücksichtslos, verbittert, bibeltreu, sieht Frauen als minderwertig an; stirbt an einem Schlaganfall in hohem Alter;
Matthias
geb. 808, Bruder Johannas; freundlich, intelligent, verantwortungsbewusst, mutig; lehrt Johanna trotz Verbot das Lesen und Schreiben, freundlich zu Johanna, bewundert die kleine Schwester, sieht Mädchen allgemein trotzdem als unterlegen an, liebt das Leben; stirbt mit 10/11 Jahren;
Johannesgeb. 811, Bruder Johannas; dumm, weinerlich, gierig, naiv, neidisch, bitter, ängstlich, eifersüchtig, grausam, brutal, rachsüchtig, verräterisch, boshaft; stirbt 827 bei Normannenüberfall im Dorstädter Dom;
Aeskulapius
Lehrer Johannas; griechischer Gelehrter, Magister an der Domschule zu Mainz, Interesse für griechische Philosophen, Anhänger der Logik; unterrichtet Johanna zwei Jahre lang, muss nach Griechenland zurück, prägt ihre Weltauffassung, schenkt ihr ihr erstes Buch;
Odo
Lehrer an der Domschule; böswillig, hinterhältig, verräterisch, frauenfeindlich, hämisch, zornig; quält Johanna, weil sie ihm geistig überlegen ist;
Gerold, Markgraf von Villaris Freund/ später Geliebter Johannas; hilfsbereit, mutig, intelligent, liebevoll, nüchtern, sachlich, zurückhaltend, freundlich, warmherzig, beschützend, unbestechlich; Ritter, kämpft für Kaiser Lothar, später Oberbefehlshaber der päpstlichen Garde; nimmt Johanna während ihrer Zeit in der Domschule bei sich auf, verliebt sich in sie, trifft sie in Rom wieder, will sie heiraten; stirbt ca. 855, um Johanna zu schützen;
Richild, Markgräfin von Villaris Frau von Gerold; böswillig, streng, hinterhältig, zornig, grausam, eifersüchtig, häufig übellaunig, kurz angebunden, hart, kalt, unglücklich, unerbittlich; arrangiert aus Eifersucht eine Verheiratung Johannas; stirbt bei Normannenüberfall 827 auf Dorstadt;
Arn
Freund Johannas; Sohn von Madalgis, der Johanna das Leben rettete; gelehrsam, intelligent, hilfsbereit, freundlich, dankbar; rettet und pflegt Johanna, als diese schwer erkrankt;
Arnalda
Tochter Arns, Schülerin und Freundin Johannas; gelehrsam, wissensdurstig, begabt, intelligent; verkleidet sich als Mann unter dem Namen Arnaldo und wird hoher Beamter im Papstpalast;
Sergius
Papst; Freund, Patient und Arbeitgeber Johannas; kindlich, naiv, schwach, gebildet, gewissenhaft, liebt Essen und Trinken; gespaltene Persönlichkeit: manchmal schwach, zügellos, vulgär, gemein und grausam - manchmal kultiviert, intelligent freundlich und stark
Benedikt
Bruder des Papstes, Feind Johannas; machtgierig, hinterlistig, verschlagen, bestechlich, skrupellos; wird hingerichtet, weil er die Staatskasse stahl;
Anastasius
Sohn des Arsenius, römischer Adliger, geboren 814; Feind Johannas; machtgierig, grausam, kalt, intelligent, gewieft, hinterlistig, skrupellos, bestechlich, rational, planend, kalkulierend, berechnend, arrogant, weinerlich, unselbständig; musste im Alter von 10 Jahren die Ermordung seines Onkels im Lateran mit ansehen (Schlüsselerlebnis); kämpft um den Papstthron, erreicht ihn jedoch nie; wird zeitweilig wegen seiner Taten (legt Großfeuer in Rom) exkommuniziert; einige Jahre kaisertreu; einige Jahre Exil im Kloster; streicht Päpstin Johanna aus dem Liber Pontificalis;
Leo
Papst; Freund und Arbeitgeber Johannas; willensstark, durchsetzungsfähig, freundlich, engagiert, klug, unbestechlich; Bau der Leoninischen Mauer als Schutz vor den Sarazenen; wird im Auftrag von Anastasius' Vater vergiftet;
Wichtige Zitate (über den Glauben, Johanna und Frauen im Allgemeinen) :
,,Sie (Johanna) wollte mehr als das, was Gott für eine Frau vorgesehen hatte."
S. 50, Z. 52 - 53
,,Sie war eine seltsame Laune der Natur - männlich, was ihren Verstand betraf und weiblich, was den Körper anging."
S. 143, Z. 26 - 28
,,Jeder sagt, daß ihr Wunsch zu lernen unnatürlich sei."
S. 50, Z. 37
,,Es ist gefährlich und wider der Natur, daß ein Mädchen lesen und schreiben kann."
Matthias, S. 29, Z. 10 - 11
,,Denn der Gatte ist der Beherrscher des Weibes; deshalb sollen sich die Weiber in allen Dingen dem Manne unterwerfen."
Matthias, S. 24, Z. 39 - 41
,, Ich bin der Sohn, und wie jedermann weiß, ist ein Sohn viel mehr wert als eine nutzlose Tochter."
Johannes, S.99, Z. 7 - 8
,,Du hättest den Mund halten müssen. Du bist nur ein Mädchen."
Johannes, S. 51, Z. 16 - 17
,,Ein gebührliches Auftreten [...] ist für eine Dame eine höhere Tugend als die Fähigkeit, lesen zu können."
Richild, S. 154, Z. 26 - 27
,,Wahre Vernunft ist ihrem ganzen Wesen nach eine rein männliche Eigenschaft [...], denn wie allgemein bekannt, [...] ist die niedere Stellung der Frau gegenüber dem Manne angeboren."
vgl. Odo, S.116, Z. 5 - 10
,,Frauen sind von Natur aus nur in sehr begrenztem Maße fähig, logische Schlüsse zu ziehen [...], zumal die brauchbaren Teile des weiblichen Hirns ohnehin winzig klein sind."
Odo, S. 113, Z. 34 - 40
,,Was wider die natürliche Ordnung ist, verstößt gegen den Willen Gottes. Legt die Schreibfeder und Pergament nieder und nehmt statt dessen Nadel und Zwirn, wie es einer Frau ansteht, und bereut Euren Hochmut."
ein Klosterbruder, S. 252, Z. 1 - 4
,,Der Glaube gründet sich auf die Autorität der Heiligen Schrift und nicht auf die Beweise der Logik. Mitunter erschüttern die Menschen ihren Glauben lediglich aus närrischer Neugierde."
Dorfpriester, S. 46, Z. 4 - 7
,,Per mulierem culpa successit. [...] Durch eine Frau entstand die Sünde."
Dorfpriester, S. 16, Z. 16 - 17
,,Eine gelehrte Frau ist niemals keusch."
Odo, S. 184, Z. 26
,,Wenn man wußte, was man wollte, gab es immer eine Möglichkeit."
Benedikt, S. 342, Z. 1 - 2
,,Nur wer handelt, [...], kann etwas bewirken."
Johanna, S.356, Z. 10 - 11
,,Die Liebe zum Wissen ist weder sündhaft noch wider die Natur, sondern eine unmittelbare Folge der dem Menschen von Gott geschenkten Fähigkeit, logisch und vernunftbestimmt zu denken."
vgl. Johanna, S. 47, Z. 14 - 17
,,Magna est veritas et praevalebit - Groß ist die Wahrheit, und sie wird siegen."
vgl. Johanna, S.95, Z. 25 - 28
,,Gott selbst hat uns die Vernunft gegeben. wie könnte sie uns da von ihm wegführen?"
Johanna, S.46, Z. 23 - 24
,,Cogito, ergo Deus est. - Ich denke, also gibt es einen Gott."
Aeskulapius nach dem heiligen Augustinus, S. 46, Z. 27 - 39
Inhaltsangabe:
Johanna von Ingelheim wird im Jahr 814 als Tochter des strenggläubigen Ingelheimer Dorfpriesters und dessen heidnischer Frau Gudrun geboren. Schon sehr früh zeigt das Kind eine außergewöhnliche Intelligenz und Geistesschärfe sowie einen unstillbaren Wissensdurst. Auf ihr unnachgiebiges Drängen hin lehrt ihr älterer Bruder Matthias sie Lesen und Schreiben. Nach dessen Tod übernimmt der griechische Gelehrte Aeskulapius die Ausbildung Johannas und ihres Bruders Johannes.
Johanna hat in ihrer Kindheit stark unter dem Hass und den Schlägen des Vaters sowie unter der Missbilligung aller wegen ihres Unterrichts und ihrer Gelehrsamkeit zu leiden. In dieser Zeit gilt es als widernatürlich und unschicklich, wenn ein Mädchen intelligent ist und unterrichtet wird. Ihr starker Drang nach Wissen hält aber all dem Stand und sie genießt die wenigen Unterrichtsstunden mit Aeskulapius sehr.
Nach zwei Jahren muss Aeskulapius allerdings abreisen, organisiert zuvor aber noch die Weiterführung von Johannas Unterricht an der Domschule zu Dorstadt. Der Dorfpriester aber schickt seinen Sohn Johannes an Stelle Johannas zur Domschule.
Johanna reißt in der Nacht nach Johannes' Abreise von zu Hause aus, folgt ihrem Bruder und erreicht schließlich auch eine Aufnahme an der Domschule. Während ihrer Schulzeit dort wird sie immer wieder von ihren Mitschülern und dem Magister gequält, weil sie ein Mädchen und dazu noch intelligent und ununterwürfig ist. Sie findet aber auch einen Freund, den um viele Jahre älteren Ritter Gerold. Gerold und Johanna entwickeln eine innige Beziehung zueinander. Als Gerold für einige Tage die Stadt verlassen muss, arrangiert dessen eifersüchtige Gattin Richild Johannas Vermählung mit einem anderen Mann. Für die 13 - Jährige Johanna ist dies eine unausweichliche Katastrophe.
Am Tag der Hochzeit Johannas versammeln sich alle Bürger der Stadt zur Trauung im Dom. Während des Gottesdienstes überfallen kriegerische Normannen die Stadt und töten alle im Dom versammelten Einwohner. In einem Altar versteckt überlebt Johanna wie durch ein Wunder als einzige das grausame Massaker. Noch am selben Abend beschließt sie, ihre Identität zu wechseln. Sie kleidet sich in den Gewändern ihres von den Normannen ermordeten Bruders Johannes und macht sich an dessen Stelle auf den Weg zum Kloster Fulda, um dort Mönch zu werden.
Als Gerold nach Dorstadt zurückkehrt, erwarten ihn dort nur noch Schutt, Asche und Leichen. Verzweifelt sucht er nach Johanna, trifft sie jedoch nicht mehr an.
Johanna wird als Bruder Johannes Anglicus ins Kloster aufgenommen und genießt dort ihrer Fähigkeiten wegen bei den meisten Mönchen großes Ansehen. Sie wird in die Heilkunst eingewiesen und tut sich auch bald als außergewöhnliche Medizinerin hervor. Unter anderem rettet sie die von der Ausschließung aus der Gesellschaft bedrohte Madalgis, indem sie beweist, das diese nicht an Lepra erkrankt ist.
Zweimal wird Johannas Geschlecht in ihrer Zeit im Kloster Fulda fast entdeckt: einmal, als ihr Vater unangekündigt zu einem Besuch ins Kloster kommt, um seinen Sohn Johannes dort zu besuchen, Johanna erkennt und sie denunzieren will; das andere Mal als Johanna schwer erkrankt und im Hospital untersucht werden soll, was wahrscheinlich die Entdeckung ihres Geschlechts mit sich führen würde. Aus Angst davor flüchtet sie und lässt sich in einem Boot die Fulda aufwärts treiben. Madalgis' Sohn Arn rettet sie und pflegt sie in seiner Familie gesund. Danach bleibt Johanna, deren wahre Identität in Arns Familie bekannt ist, noch einige Zeit in der Familie und unterrichtet deren Tochter Arnalda.
Da es Johanna bald wieder nach ihrer männlichen Freiheit drängt, kehrt sie in die Identität des Mönchs Johannes Anglicus zurück und tritt eine Pilgerreise nach Rom an. Auch in der heiligen Stadt sind alle Geistlichen und Gelehrten bald von ihrem Wissen und ihrer Geistesschärfe begeistert. Schnell wird sie durch ihre erfolgreiche heilerische Tätigkeit zu einem der geachtetsten und meistbeschäftigten Ärzte der Stadt. Johanna genießt ihr ausgefülltes und freies Leben in Rom dabei in vollen Zügen.
Weil der zu dieser Zeit herrschende Papst Sergius schwer erkrankt, wird Johanna mit dessen Behandlung beauftragt. Nachdem sie ihn kuriert hat, avanciert sie zu dessen Freund und Berater und hilft ihm, sich gegen seinen machtgierigen Bruder Benedikt, durchzusetzen. Eines Tages stellt Benedikt ihr jedoch eine hinterlistige Falle und lässt die unschuldige Johanna in den Kerker werfen.
Wegen eines Streitfalles nähert sich der kriegerische Kaiser Lothar Rom. Da Sergius wieder krank ist und Benedikt den Staatsschatz gestohlen und geflohen ist, wird Johanna wieder aus dem Kerker entlassen. Durch eine kluge List schafft sie es, den Frankenkaiser friedlich zu stimmen und rettet damit Rom vor dem Untergang.
Gerold steht seit dem Normannenüberfall auf Dorstadt, durch den er alles verloren hat, in den Diensten des Kaisers. Bald erreicht auch er Rom, wobei er auf dem Weg dorthin Benedikt mit dem gestohlenen Staatsschatz trifft, diesen festnimmt und in Rom dem Papst ausliefert. Für sein Vergehen wird Benedikt getötet.
Gerold und Johanna treffen sich bald darauf im Lateran. Die alte Liebe flammt wieder auf und nachdem alle Missverständnisse zwischen den beiden geklärt sind, fragt Gerold Johanna, ob sie seine Frau werden möchte. Obwohl sie Gerold mehr liebt, als jeden anderen Menschen auf der Welt, lehnt sie sein Angebot wegen ihrer wichtigen Aufgaben als Mann in Rom ab und die beiden einigen sich, sich nie wieder zu sehen. Daraufhin verlässt Gerold die Stadt, um sich eine neue Anstellung zu suchen.
Zwei Jahre später bedrohen die Sarazenen Rom. Sie plündern den Petersdom und wollen schon Rom vernichten, als Gerold mit seinen Truppen die Stadt erreicht und die Feinde in die Flucht schlägt.
Kurz darauf stirbt Papst Sergius und Johanna beschließt, Gerold jetzt endlich zu heiraten. Doch alles kommt anders, als der neue Papst, Leo, Gerold zum Befehlshaber der päpstlichen Garde ernennt und Johanna zu einem der höchsten Beamtenposten im Papstpalast beruft.
Der machtgierige Bischof Anastasius fühlt sich mit der Wahl Leos übergangen, legt ein verheerendes Feuer in Rom und verlässt nach seiner Entdeckung die Stadt, um dem Kaiser zu dienen.
Einige Jahre später lässt Anastasius' Vater Papst Leo vergiften und holt Anastasius aus dem Frankenreich zurück, damit dieser nun Papst werden kann.
Die Menge Roms aber entscheidet sich gegen Anastasius und wählt den hoch geachteten Johannes Anglicus zum Papst. Damit bekleidet Johanna nun das höchste Amt des Christentums, sie ist Bischof von Rom und der Stellvertreter Gottes auf Erden.
Was Johanna als Papst Johannes Anglicus erreicht, wie es ihr auf dem Stuhl Petri ergeht, was aus ihrer Liebe zu Gerold wird und wie es schließlich zu ihrem tragischen Tod kommt, will ich hier noch nicht verraten.
Kritik:
Am Roman ,,Die Päpstin" kritisiere ich den Titel. Obwohl er wahrscheinlich durch seine Provokation Leser auf das Buch aufmerksam macht und anzieht, nimmt er doch schon vorweg, dass Johanna alle schwierigen und lebensbedrohlichen Situationen vor ihrem Pontifikat meistern wird, um dann Päpstin zu werden. Viele Überraschungen und Spannungsmomente werden damit zumindest abgeschwächt. Ein neutralerer Titel für das Buch wäre z.B. ,,Johanna von Ingelheim".
Außerdem gefällt mir nicht, dass die Personen in diesem Roman entweder zu den ,,Guten" oder den ,,Bösen" gehören. Außer dem gespaltenen Charakter des Papstes Sergius sind alle im Buch beschriebenen Personen schwarz-weiß- gemalt, sie sind entweder vollständig gut und edel oder böse und hintertrieben.
Alles in allem hat der Roman mich aber doch überzeugt, denn die Kritikpunkte sind eigentlich nur Kleinigkeiten, die dem gut erzählten und trotz der verräterischen Überschrift sehr spannenden Buch nicht viel von seiner Qualität nehmen.
Persönliche Beurteilung:
Das Buch hat meine Erwartungen voll erfüllt. Die Geschichte der Johanna von Ingelheim an sich ist schon faszinierend und überwältigend. Im Roman von Donna W. Cross gewinnt sie noch an Schönheit und Spannung, da die Autorin Johanna nicht als Geschichtsfigur, sondern als Frau mit Gefühlen, Ängsten und Sehnsüchten beschreibt. Neben der historisch größtenteils belegten Aufstiegsgeschichte Johannas zur Päpstin, wird noch eine wunderschöne tragische Liebesgeschichte erzählt.
Das Buch war insofern wichtig für mich, als dass es zeigt, was man alles schaffen kann, wenn man nur will. Es macht Mut, sich in einer auch heute noch meist von Männern dominierten Welt durchzusetzen und nach dem Höchsten zu streben.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, denn eine so vielfältige, schattierungsreiche Geschichte wie die der Päpstin Johanna enthält verschiedene Aspekte und Interessensgebiete für jeden. Es ist zwar ein Historienroman, doch zugleich ist es eine Biographie, ein bewegendes Porträt, eine ergreifende Liebesgeschichte, ein packender Krimi um die Machtspiele in Rom und ein einfach nur unterhaltendes Buch.
Da Donna W. Cross noch keinen weiteren Roman geschrieben hat und ihre Sachbücher in Deutschland wahrscheinlich nicht erschienen sind, ist es mir unmöglich, ein weiteres Buch der Autorin zu lesen.
Als Schullektüre wäre das Buch bezüglich des Inhalts wohl geeignet, die Länge macht es jedoch in der Praxis unmöglich, es in der Schule zu bearbeiten.
- Quote paper
- Volker Berg (Author), 2000, Cross, Donna W. - Die Päpstin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98651
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