Diese Seminararbeit beleuchtet die Entwicklung der kirchlichen Ämter – Diakonat, Presbyterat und Episkopat – in den ersten drei Jahrhunderten der Kirchengeschichte. Sie untersucht, wie sich aus einfachen Gemeindestrukturen eine hierarchische Ordnung formte und welche Rolle biblische sowie außerbiblische Quellen bei dieser Entwicklung spielten.
Der Text bietet zunächst eine allgemeine Einführung in die drei Ämter, basierend auf Definitionen im Lexikon, im Katechismus der katholischen Kirche und in biblischen Texten. Anschließend wird die geschichtliche Entwicklung der Ämter anhand verschiedener Gemeindestrukturen in Jerusalem, Antiochien, bei Paulus und weiteren frühen christlichen Gemeinden detailliert betrachtet. Abschließend werden Gedanken zur modernen Diskussion über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt angeführt.
Inhaltsverzeichnis
A) Einleitung
Das ”Problem des Amtes” und erste Erläuterungen
B) Hauptteil
1. Allgemeine Erklärungen über die drei Ämter
1.1. Die drei Ämter im Lexikon
1.2. Die drei Ämter im Katechismus der katholischen Kirche
1.3. Die drei Ämter und ihre Erwähnung in der Bibel
2. Geschichtliche Entwicklung
2.1. Formen der Gemeindeleitung in der Jerusalemer Urkirche
2.2. Formen der Gemeindeleitung in Antiochien
2.3. Formen der Gemindeleitung in den paulinischen Gemeinden
2.4. Episkopoi und Diakonoi bei Paulus
2.5. Episkopoi und Diakonoi in der Didache
2.6. Die sogenannte Presbyteralverfassung
2.7. Pastoralbriefe
2.8. Gemeindeleitung zur Zeit Clemens Romanus
2.9. Formen der Gemeindeleitung bei Ignatius von Antiochien
C) Schluß
Einige Gedanken zur Zulassung der Frauen zum Priesteramt
Die Entwicklung der drei kirchlichen Ämter Diakonat, Presbyterat und Episkopat in den ersten drei Jahrhunderten
A) Einleitung
Bei der Beschäftigung mit der Entstehung der kirchlichen Ämter stieß ich auf einen Artikel, wo vom ”Problem des Amtes” gesprochen wurde. Nun stellte sich mir die Frage, weshalb hier die Rede von einem ”Problem” ist. Nachdem ich diesen Artikel weitergelesen hatte, wurde mir klar, daß sich schon seit geraumer Zeit immer wieder Wissenschaftler damit beschäftigten, wie und warum sich überhaupt ein richtiges kirchliches Amt in der alten Kirche entwickelt hat. Wenn man sich diese Frage stellt, gelangt man früher oder später zum geschichtlichen Teil der Entstehung der kirchlichen Ämter. Dieser Bereich der alten Kirchengeschichte ist anfangs sehr kompliziert und benötigt ein längeres Studium verschiedener Quellen. Nachdem ich mich länger damit beschäftigt hatte, konnte ich mir mehr darunter vorstellen und dieses Thema wurde, je mehr ich mich mit ihm beschäftigte, immer interessanter und durchsichtiger. Doch nun zur eigentlichen Entwicklung der kirchlichen Ämter:
Die Amtsformen Diakonat, Presbyterat und Episkopat, also Diakone, Priester und Bischöfe sind uralt. Es gab außer diesen drei Ämtern auch noch andere Dienste und es sind auch nicht die ältesten Ämter der Urkirche. Es gab vielfältige Formen des Gemeindelebens, der Gemeindeordnung und der Gemeindeleitung. Etwa gegen Ende des 2. Jahrhunderts bildeten sich schließlich die hierarchisch gestuften Ämter: Diakon, Presbyter und Bischof heraus. Diese waren die damals scheinbar wirksamsten und angemessensten Formen. Anfangs gab es nicht die hierarchische Gliederung des Dreieramtes, diese entwickelte sich erst nach und nach, es gab auch kein nebeneinander von Diakonen, Presbytern und Episkopen.
Anfangs waren Diakone und Episkopen in den paulinischen Gemeinden als Leiter bekannt, Presbyter waren noch gänzlich unbekannt.
Außerdem gab es Presbyter als Leiter von Gemeinden, die keine Diakone und Episkopen kennen. Das Bild der Gemeindeordnungen ist etwas kompliziert, deshalb gibt es eine Vielfalt der Dienste und Ämter, die in den neutestamentlichen Schriften erkennbar sind.
B) Hauptteil
Um zuerst eine allgemeine Übersicht über die drei kirchlichen Ämter zu geben, werde ich, bevor ich zur geschichtlichen Entwicklung der drei kirchlichen Ämter übergehe, zuerst einen allgemeinen Einblick in die Ämter Diakonat, Presbyterat und Episkopat geben. Dafür habe ich jeweils in einem Lexikon, im Katechismus der katholischen Kirche und in der Bibel unter den jeweiligen Begriffen nachgeschlagen. Anzumerken wäre hier noch, daß das von mir verwendete Lexikon kein theologisches Lexikon ist.
1. Allgemeine Erklärungen über die drei Ämter
1. 1. Die drei Ämter im Lexikon
Diakon (griechisch diakonos: Diener), eines der ältesten Weiheämter in der christlichen Kirche. An drei Stellen des Neuen Testaments (Philipper 1, 1; 1. Timotheus 3, 8 und 12) ist von Diakonen in enger Verbindung mit Bischöfen die Rede. In der altchristlichen Kirche entwickelte sich das Diakonat weiter. Der Diakon wurde der Gehilfe des Bischofs, von dem er die Weihe erhielt und dem er allein verantwortlich war. Er verkörpert den geistlichen Diener Christi.
Nach neutestamentlichem Zeugnis wurde das Diakonat gestiftet, als die Apostel sieben Männer zum Dienst an den Tischen auswählten (N. T., Apostelgeschichte 6, 1-7). Nach dieser Überlieferung blieb die Zahl der Diakone, die im Dienst eines Bischofs standen, lange Zeit auf sieben beschränkt. In Rom waren die sieben Diakone mit der Vermögensverwaltung des Bistums betraut und übten beträchtliche Macht aus. Im Mittelalter verlor das Diakonat jedoch seine Funktion und Bedeutung. Es gehörte zu den geistlichen Ständen und war lediglich eine Durchgangsstufe auf dem Weg zum Priesteramt.
In der Tradition der römisch-katholischen Kirche ist es Teil der liturgischen Funktion des Diakons, demjenigen zu assistieren, der die Heilige Messe zelebriert. Die liturgische Handlung, die den Diakon vor allen anderen kennzeichnet, ist die Lesung des Evangeliums während der Eucharistiefeier.
Die meisten protestantischen Kirchen haben das Diakonat als Laienamt ohne liturgische und sakramentale Funktion ausgestaltet. Eine Funktion des Rates der Diakone einer Gemeinde kann darin bestehen, das Kircheneigentum zu verwalten.
Heutzutage versucht die römisch-katholische Kirche und einige anglikanische Kirchen, das Diakonat dadurch wieder aufzuwerten, indem es Diakone auf Lebenszeit weiht, die einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit ihrem geistlichen Amt in der Gemeinde widmen, ihren Lebensunterhalt aber durch einen weltlichen Beruf verdienen.1
Priester (zu althochdeutsch prestar, über kirchenlateinisch presbyter: Gemeindeältester, von griechisch presb ý teros: verehrter Ältester), in der Religionsgeschichte ein Mittler zwischen den göttlichen Mächten bzw. einem Gott und den Menschen. Der Beruf des Priesters taucht erstmals in den vorderasiatischen Kulturen der Jungsteinzeit und in den frühen Hochkulturen auf, in denen die immer stärker ausdifferenzierte Religionsstruktur und ein esoterischen Regeln unterliegender Kult spezielle Fachleute in Glaubensfragen notwendig machte.
Nach jüdischem Gesetz wurden die Priester für den Dienst im Tempel und am Altar aus dem Stamm Levi gewählt. Die eigentliche Priesterschaft in Israel war jedoch den männlichen Nachfahren Aarons vorbehalten. Nur sie durften Opfer bringen, über die Reinlichkeit wachen und dem Volk die mosaischen Gesetze erläutern. Mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 verschwand die Vorstellung einer Priesterschaft aus dem Judentum.
In der katholischen und orthodoxen Kirche sowie verschiedenen anglikanischen Kirchen ist der Priester, früher ausschließlich ein Laie, Mitglied des Klerus. Er liest die Messe und spendet die Sakramente, mit Ausnahme der heiligen Weihen, die ausschließlich dem Bischof vorbehalten sind. In der evangelischen Kirche wird diese Vorstellung einer speziellen Priestergruppe abgelehnt, da nach der Idee des so genannten Priestertums durch die Taufe alle Gläubigen zu Gott auf der gleichen Stufe stehen.2
Bischof (griechisch ep í skopos: Aufseher), in den christlichen Kirchen von der Frühzeit an oberster Priester, Hirte und Lehrer einer oder mehrerer Gemeinden, meist in einem bestimmten geographischen Gebiet. In der römisch-katholischen, den östlich-orthodoxen und den meisten anglikanischen Kirchen ist der Bischof ein Geistlicher, der durch die Bischofsweihe besondere Machtbefugnisse des geistlichen Amtes sowie besondere Vorrechte in der Verwaltung inne hat. Abgesehen von der anglikanischen erkennnen nur wenige protestantische Kirchen das Amt eines Bischofs an. Wo dies der Fall ist, wird dem Bischof keine außerordentliche priesterliche Befähigung zugeschrieben. Vielmehr ist er nur ein Geistlicher, der von den Mitgliedern der Kirche mit der Führung und Gestaltung der kirchlichen Angelegenheiten betraut wird.
In den frühesten Tagen der Christenheit wurden die Bezeichnungen Bischof und Presbyter oft in gleichem Sinne gebraucht. Erst allmählich nahmen die Wörter unterschiedliche Bedeutung an, wobei der Bischofstitel einen Aufseher der Pastoren wie der Laienschaft bezeichnete. Der Lehre von der Apostolischen Sukzession zufolge, die von der katholischen, der orthodoxen und der anglikanischen Kirche vertreten wird, wird der Bischofsrang auf die Apostel zurückgeführt. Als diese ihre Nachfolger ernannten, übertrugen sie ihnen die apostolische Autoriät. Diese Kirchen beanspruchen eine ununterbrochene Abfolge von Bischöfen seit der apostolischen Zeit. Sie betrachten die Weihe als ein Sakrament, durch das der Bischof mit gewissen heiligen Machtbefugnissen ausgestattet wird, die über die eines Priesters hinausreichen.
Die Bischofsweihe wird normalerweise von drei Bischöfen durchgeführt (darunter ein Erzbischof), wobei diese Zahl erst in der nachapostolischen Zeit gebräuchlich wurde. Der Bischof ist der oberste kirchliche Führer seiner Diözese. Er ist verantwortlich für das geistliche Wohl aller Gläubigen, sowohl des Klerus als auch der Laien, und für die Leitung aller kirchlichen Institutionen in seiner Diözese. Er hat die Befugnis, Bischöfe, Priester und Dekane zu weihen, und in der Liturgie der römisch-katholischen Kirche und in der anglikanischen Kirche ist er normalerweise der Geistliche, der das Sakrament der Firmung spendet.
Innerhalb des Bischofsrangs gibt es eine rechtliche Hierarchie. Ein Erzbischof oder Metropolit ist ein Prälat, der für mehrere Diözesen verantwortlich ist, die zu einer so genannten Erzdiözese zusammengeschlossen sind. Ein Residenzbischof leitet eine Diözese. Wenn diese Diözese zu einer Erzdiözese gehört, wird er auch Suffraganbischof genannt. Der Suffragan hat volle kirchliche Autorität innerhalb seiner Diözese, ist jedoch dem Erzbischof in Angelegenheiten, die sich zwischen den Diözesen ergeben, untergeordnet. Gelegentlich werden Titularbischöfe, etwa Koadjutoren oder Hilfsbischöfe, ernannt, um den Residenzbischof zu unterstützen. Koadjutoren folgen dem Bischof, den sie unterstützt haben, häufig im Amt nach. Dies ist immer der Fall, wenn sie mit dem Nachfolgerecht ernannt wurden. Bestimmte leitende Bischöfe werden als Patriarchen bezeichnet.
In der westlichen und der östlichen Liturgie der römisch-katholischen Kirche wird ein Bischof durch den Papst ernannt. In der orthodoxen Kirche des Ostens wählt das leitende Organ jeder Heiligen Synode den Bischof. Anglikanische Bischöfe werden theoretisch durch das jeweilige Domkapitel unter Berufung auf eine Konzession der Krone gewählt. In Wirklichkeit werden die Bischöfe der Kirche von England allerdings auf Vorschlag des Premierministers hin von der Krone ernannt, weil kein Domkapitel sich die Freiheit nimmt, den nominierten Kandidaten, der mit der Konzession verknüpft ist, zu missachten. In der protestantischen Episkopalkirche der Vereinigten Staaten, einem eigenständigen Mitglied der Anglikanischen Kirchengemeinschaft, wird der Bischof von einer Versammlung bestimmt, vorbehaltlich der Zustimmung anderer Diözesanbischöfe. Dieses Verfahren ist in verschieden Regionen der Welt bei den meisten unabhängigen Kirchen der Anglikanischen Kirchengemeinschaft üblich.3
1. 2. Die drei Ämter im Katechismus der katholischen Kirche ”
Artikel 6 - Das Sakrament der Weihe
1536 Die Weihe ist das Sakrament, durch welches die Sendung, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, in der Kirche weiterhin ausgeübt wird bis zum Ende der Zeit. Sie ist somit das Sakrament des apostolischen Dienstes. Sie umfaßt drei Stufen: den Episkopat, den Presbyterat und den Diakonat. (...)
Kurztexte
1592 Das Amtspriestertum ist vom gemeinsamen Priestertum dem Wesen nach verschieden, denn es verleiht eine heilige Vollmacht zum Dienst an den Gläubigen. Die geweihten Diener üben ihren Dienst für das Volk Gottes aus durch Lehrtätigkeit [munus docendi], durch den Gottesdienst [munus liturgicum] und durch die pastorale Leitung [munus regendi]. 1593 Von Anfang an wurde das geweihte Amt in den drei Stufen der Bischöfe, Priester und Diakone übertragen und ausgeübt. Die durch die Weihe übertragenen Ämter sind für die organische Struktur der Kirche unersetzlich. Ohne den Bischof, die Presbyter und die Diakone kann man nicht von Kirche sprechen.
1594 Der Bischof empfängt die Fülle des Weihesakramentes, die ihn in das Bischofskollegium eingliedert und zum sichtbaren Haupt der ihm anvertrauten Teilkirche macht. Als Nachfolger der Apostel und Mitglieder des Kollegiums haben die Bischöfe an der apostolischen Verantwortung und an der Sendung der ganzen Kirche teil unter der Autorität des Papstes, des Nachfolgers des hl. Petrus.
1595 Die Priester sind in der Priesterwürde mit den Bischöfen vereint und zugleich in der Ausübung ihrer seelsorglichen Aufgaben von ihnen abhängig. Sie sind dazu berufen, die klugen Mitarbeiter der Bischöfe zu sein; sie bilden um ihren Bischof das ´Presbyterium`, das zusammen mit ihm für die Teilkirche verantwortlich ist. Sie werden vom Bischof mit der Betreuung einer Pfarrgemeinde oder mit einer besonderen kirchlichen Aufgabe betraut. 1596 Die Diakone sind Amtsträger, die geweiht sind, um Aufgaben im Dienst der Kirche zu versehen. Sie erhalten nicht das Amtspriestertum, doch überträgt ihnen die Weihe wichtige Ämter im Dienst am Wort, in Liturgie, Seelsorge und Caritas. Sie sollen diese Aufgaben unter der pastoralen Autorität ihres Bischofs ausüben.”4
1. 3. Die drei Ämter und ihre Erwähnung in der Bibel
Der Begriff Diakon v. griech.: diakonos, Diener wird in der Bibel in Phil 1,1, in 1. Tim 3,8- 12 und in Röm 16,1-2 erwähnt.
Phil 1,1:
"Anschrift und Gru ß:
Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, mit ihren Bischöfen und Diakonen."
1. Tim 3,8-12:
"Die Diakone:
Ebenso sollen die Diakone sein: achtbar, nicht doppelzüngig, nicht dem Wein ergeben und nicht gewinnsüchtig; sie sollen mit reinem Gewissen am Geheimnis des Glaubens festhalten. auch sie soll man vorher prüfen, und nur wenn sie unbescholten sind, sollen sie ihren Dienst ausüben. Ebenso sollen die Frauen ehrbar sein, nicht verleumderisch, sondern nüchtern und in allem zuverlässig. Die Diakone sollen nur einmal verheiratet sein und ihren Kindern und ihrer Familie gut vorstehen. Denn wer seinen Dienst gut versieht, erlangt einen hohen Rang und große Zuversicht im Glauben an Christus Jesus."
Röm 16,1-2:
” Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die Dienerin der Gemeinde von Kenchreä: Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht; sie selbst hat vielen, darunter auch mir, geholfen. ”
Der Priester bzw. das Priestertum wird im alten Testament vor allem im Buch Exodus 24,12 - 40,38 erwähnt. Hier geht es vor allem umdie Einsetzung des priesterlichen Dienstes durch Mose im Auftrag Gottes.
So bekommt zum Beispiel in Ex 24,12 - 31,18 Mose den Auftrag, zur Errichtung des Heiligtums auf dem Berg und zur Einsetzung des priesterlichen Dienstes. Darauf folgen Anordnungen über die Anfertigung der Priestergewänder (28,1 - 43), über die Priesterweihe (29,1 - 37) und Vorschriften für den Kult (Ex 29,38 - 30,38).
Das Priestertum und die Priester im Neuen Testament:
Die Heilung des Aussätzigen: Mt 8,4; Mk 1,44; Lk 5,14 nachdem Jesus den Aussätzigen gereinigt hatte, sagte er zu diesem: "geh(t) und zeig(t) (dich) euch dem Priester ..."
im Hebräerbrief wird Christus die Würde des Hohenpriesters verliehen, in Hebr 5,5-7 heißt es: "So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde des Hohenpriesters verliehen, sondern der, der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du./ Heute habe ich dich gezeugt, wie er auch an anderer Stelle sagt: Du bist Priester auf ewig/ nach der Ordnung Melchisedeks."
Bischof - Episkopos; wörtlich: Aufseher wird erwähnt in Apg 20,28, in Phil 1,1 und in 1.Tim 3,1-7
Apg 20,28
"Gebt acht auf euch und auf die ganze Herde; in der Euch der hl. Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat."
Phil 1,1
"Anschrift und Gruß:
Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, mit ihren Bischöfen und Diakonen."
1. Tim 3,1-7
"Der Bischof:
Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe. Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren; er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig. Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen.
Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen? Er darf kein Neubekehrter sein, sonst könnte er hochmütig werden und dem Gericht des Teufels verfallen. Er mußauch bei den Außenstehenden einen guten Ruf haben, damit er nicht inübleNachrede kommt und in die Falle des Teufels gerät."
”2. Geschichtliche Entwicklung
2. 1. Formen der Gemeindeleitung in der Jerusalemer Urkirche
Die Formen der Gemeindeleitung und des Gemeindelebens in der Jerusalemer Urkirche sind sehr aufschlußreich. Die einstige Annahme, daß die drei Ämter aus dem Zwölferkollegium als Nachfolger der zwölf Apostel entstanden wird nach heutigem Verständnis nicht mehr bestätigt. Als Paulus um 35/37 nach Jerusalem kam, traf er von den Zwölfen nur noch den Kephas (Gal 1,18 f.) , und bei seinem zweiten Besuch war das Zwölferkollegium schon abgelöst und verschwand daraufhin aus der Geschichte, ohne eine weitere Spur zu hinterlassen. Bei diesem Besuch verhandelte Paulus mit Jakobus, Kephas und Johannes, dem Dreiergremium, das als die maßgebliche Jerusalemer Urgemeinde repräsentierende Autorität - wenigstens für Paulus - galt. Dieses Dreiergremium wird in Gal 2,9 als die "Säulen" bezeichnet.
”Im Bericht der Apostelgeschichte vom sogenannten >>Apostelkonzil<< in Jerusalem werden als ein auch für die Gesamtkirche entscheidendes Führungsgremium neben den Aposteln die Ältesten (Presbyteroi)genannt (Apg 15,2.4.6.22 f.; vgl. 16,4), die bereits Apg 11,30 unvermutet als Empfänger einer Kollekte erwähnt werden.”5
Paulus erwähnt weder die Apotel noch Presbyter, das kommt daher, daß es entweder noch keine Presbyter gab, daß Paulus sie nur übergeht, da er ihnen keine Entscheidungskompetenz für die Gesamtkirche zugesteht oder daß das Presbyterium lediglich eine lokale Leitungsinstanz ist. Beim letzten Aufenthalt des Paulus in Jerusalem (55/56) gilt das Presbyterkollegium als fest etabliertes, einziges Führungskollegium mit ihrem Sprecher Jakobus. Wobei die Entstehung dieses Führungskollegiums unbekannt ist, die Apostel erwähnt Paulus gar nicht mehr.
Ein weiteres Kollegium waren die Sieben Männer. Diese waren für den "Dienst für die Tische" zuständig, als Entlastung der Zwölf, die sich dadurch vor allem auf den ”Dienst am Wort” konzentrieren konnten. Die Sieben waren das Leitungskollegium der selbständigen Jerusalemer Gemeinde, der Hellenisten. Auch das Leitungsgremium, die "Siebenmänner" ist nach dem Tod der sieben bzw. mit dem Untergang Jerusalems erloschen.
Durch die Vielfalt der kirchlichen Ämter und die stetige Ablösung und Veränderung dieser läßt sich schließen, daß weder der historische Jesus noch der erhöhte Herr Anweisungen für die spezielle Einrichtung bzw. Ausgestaltung eines bestimmten Amtes Anweisung gegeben hat.
2.2. Formen der Gemeindeleitung in Antiochien
Anfangs gab es in Antiochien im Gegensatz zu Jerusalem keine Gemeindevorstände. Lukas nannte fünf Männer, die als Propheten und Lehrer bezeichnet wurden, an erster Stelle Barnabas, an letzter Paulus, die als antiochener Gemeindeautoritäten fungierten. Ein Apostel wird hier als Wandercharismatiker gesehen, der von einem Ort zum anderen zieht (sich nur ausnahmsweise endgültig in einer Gemeinde niederläßt),das Evangelium verkündet, die Gemeinde lehrt, stärkt und ermahnt, und Eucharistie feiert. Feste Gemeindeämter wurden in Antiochien nicht ausgebildet.
2. 3. Formen der Gemeindeleitung in den paulinischen Gemeinden
Hierbei muß man berücksichtigen, daß Paulus selbst Antiochener war und seine Vorstellungen von Gemeinde und Gemeindeleitung dort geprägt wurden. Deshalb sind auch Ansätze davon in den paulinischen Gemeinden zu finden.
Im ersten Korintherbrief schreibt Paulus:
(1. Kor 12,7) "Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt." Das heißt: die Ordnung der Gemeinde soll für alle von Nutzen sein, dazu verleiht der Geist jedem die Gnadengaben zur Auferbauung der Kirche. ALLE sollen je nach ihren zuerteiten Befähigungen, Diensten und Leistungen ihren besonderen Beitrag zum Wohle des einen Leibes erbringen. (1. Kor 12,25)
Es gibt verschiedene Charismen (z. B. Weisheitsrede, Wunderkräfte Prophetie...) , das sind Gaben vom Geist Gottes zum Nutzen aller.
Diese Charismen sind zum Teil bedeutender zum Teil unbedeutender. Haben aber kein amtlich bestätigtes Verhältnis untereinander. Da sie einen Dienst für alle leisten, haben diese Charismen grundsätzlich denselben Rang. Es gibt in den paulinischen Gemeinden Charismen erster Stelle: Apostel, zweiter Stelle: Propheten und dritter Stelle: Lehrer.
Diese Titel sind Reflexe der Gemeindeordnungen, die Paulus in Antiochien kennengelernt hat, mit kleinen Umfunktionierungen.
Paulus hält es auch für möglich, daß alle Gemeindemitglieder prophetisch reden können, wenn sie vom Geist dazu berufen werden, es geht dabei um die Offenbarung von Geheimnissen, um die Auferbauung der Mitchristen und um Zuspruch, Ermunterung und Trost.
Die Tendenz zur Ausbildung fester personengebundener Ämter war in den paulinischen Gemeinden nicht besonders stark, das ist in den Paulusbriefen erkennbar. Ausnahmen sind die Erwähnung von prohistamenoi und kybernesis.
Prohistamenoi könnten bestimmte Gemeindemitglieder sein, die besondere Aufgaben übernommen haben. Ob die kybernesis einer bestimmten Personengruppe zugefallen sind, muß offen bleiben.
Der Wanderapostolat der Antiochener hat in den paulinischen Gemeinden einen neuen Inhalt bekommen. Apostel ist für Paulus der durch eine Erscheinung des Auferstandenen unmittelbar zum Zeugnis und zur Verkündigung des Evangeliums berufene Gesandte Christi. Ein dauerndes Amt mit fest umschriebener Vollmacht gab es bei Paulus nicht. Laut Aussagen der Apostelgeschichte hat Paulus Presbyter als Leiter der Gemeinden eingesetzt, Paulus selbst schreibt aber anders über seine Form der Gemeindeordnung.
2. 4. Episkopoi und Diakonoi bei Paulus
In seiner Anrede in Phil 1,1 grüßt Paulus u.a. Episkopen und Diakone. Dies ist die literargeschichtlich erste Nennung dieser Ämter in der Geschichte des Christentums, er schreibt aber nichts über die Aufgaben der Episkopen und Diakone.
Sie sind Träger bestimmter Funktionen der Gemeinde, haben fürsorgende, verwaltende und leitende Aufgaben, sie sind nicht vor- oder übergeordnet, nur der Gemeinde zugeordnet.
Der Begriff Episkopos bedeutet Aufseher. Anfangs waren Episkopen zur Durchführung und Aufsicht von Finanz-, Bau-, Münz-, und Verwaltungsangelegenheiten, also praktische Dinge bestimmt. Später wurden diese Aufgaben erweitert und hinzu kamen geistliche Aufgaben.
Diakonos wird nicht erwähnt, aber in Röm 16,1-2 erwähnt er den weiblichen diakonos Phöbe: "Ich empfehle euch Phöbe, die Dienerin der Gemeinde von Kenchreä. Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht; sie selbst hat vielen, darunter auch mir geholfen."
Exkurs:
” Es war um das Jahr 57 n. Chr. -eine Zeit also, in der Reisen eigentliche ein Vorrecht der Reichen war und wo die meisten Reisenden Männer waren. (...) Es war etwas ganz außerordentliches, wenn eine Frau, und dazu noch allein, von Griechenland nach Rom reisen konnte; und ohne Zweifel hat diese Reise Phöbes Horizont gewaltig erweitert. Daneben führte die Reise Phöbe auch mit vielen Glaubensgeschwistern zusammen und lehrte sie so, daßsehr verschiedene Menschen Christen sein können. Das Ziel der Reise war die Christengemeinde in
Rom, der Phöbe einen wichtigen Brief des Apostels Paulus zuübergeben hatte. Das Bewußtsein der Wichtigkeit dieses Auftrages hatte ihr in so mancher kritischen Situation geholfen. Phöbe war eine alleinstehende Frau, aber sie war deswegen nicht einsam; ihr Leben war alles andere als leer. Warum? Weil sie bereit war, zu dienen, sich ihren Mitmenschen zur Verfügung zu stellen. Sie wußte: Für andere da sein, das vertreibt die Einsamkeit - besonders wenn man alleinstehend ist.
Dieses Gesetz würde Phöbe auch in Rom erleben. Die Christen dort würden sie nicht wie eine Fremde behandeln. Ihr wichtigstes Gepäckstück, die Briefrolle des Paulus, enthielt eine herzliche Empfehlung und Bitte: >>Gebt ihr jede Hilfe, die sie braucht.<<(Röm 16,1-2) Wir spüren in diesen Worten etwas davon, wie sehr Paulus Phöbe schätzte. Schon seit langem hatte er einen Besuch in Rom geplant (Röm 1,13), und jetzt nahm erüber Phöbe und diesen Brief den ersten Kontakt mit den römischen Christen auf. Erst drei Jahre später würde er selbst nach Rom kommen können; bis dahin würden die dortigen Christen ihn durch die Augen Phöbes sehen. Es war ein gewisses Risiko für Paulus, daßdas Bild, das die römischen Christen sich von ihm machen würden, so sehr von der Darstellung eines anderen Menschen abhing; aber mit Phöbe konnte er dieses Risiko eingehen. Sie war eine untadelige Frau, die in Wort und Tat bewiesen hatte, daßihr Herz für Gott brannte. Sie war fähig, seriös und vertrauenswürdig. (...) Römer 16, 1-2 ist die einzige Stelle der Bibel, wo Phöbe erwähnt wird. Wir wissen nichts genaueresüber ihr Leben, auch nicht, wie sie zum Glauben an Jesus Christus kam. Aber wir können wohl sicher sein, daßdieser Glaube das große Fundament und der Mittelpunkt ihres Lebens war. Sie war fest in die große neue Familie Gottes eingebunden. In dem Ausdruck >>Schwester<<, mit welchem Paulus Phöbe bezeichnet, liegt eine gewisse Würde. Mitten in einer Gesellschaft, in der die Frau viel weniger galt als der Mann, entstand in den christlichen Gemeinden eine geistliche Gemeinschaft, in welcher die Frau ihren Platz als gleichberechtigtes Glied in der Familie der Kinder Gottes einnehmen konnte (Gal 3,28). Dies galt auch für Phöbe. Ihr Dienst in der Gemeinde Jesu war kein zweitklassiges Leben; es war Erfüllung und Vorrecht. (...)
Phöbe hatte keinen Mann, aber sie resignierte nicht. Sie bejammerte ihre Einsamkeit nicht, sondern benutzte sie, um anderen Menschen zu dienen. Sie wußte, daßgerade eine Alleinstehende, die nicht für Mann und Kinder zu sorgen hat, besonders frei für den Dienst in der Gemeinde ist. Sie benutzte diese Freiheit unter anderm dazu, Paulus, dem großen Apostel und Bruder in Christus (der ebenfalls alleinstehend war), helfend zur Seite zu stehen. Wir wissen nicht, ob Phöbe ein regelrechtes Amt innehatte (z.B. eine Diakonisse war) oder ihren Dienst >>inoffiziell<< tat. Das erste könnte man vielleicht aus Paulus` Bezeichnung >>Dienerin der Gemeinde<< entnehmen, das letztere daraus, daßsie Paulus und anderen persönlich half. Aber wie es auch im einzelnen war - Phöbe ging es immer wieder darum, nützlich und hilfreich zu sein, für Gott und ihre Mitmenschen. ” 6
Diakonia sind bei Paulus Dienste und Leistungen materieller und geistiger Art sowohl in der Gemeinde wie auch übergemeindlich und Apostolat und Verkündigung.
Wer die Diakone und Episkopen zu ihrem Dienst bestellt hat, und ob bzw. wie sie ihr Amt weitergaben, erfährt man nirgendwo. Man nimmt an, daß Diakone aus den Gemeinden erwuchsen und Episkopen seitens der Gemeinde eingerichtet und bestellt (evtl. durch Wahl) wurden. Die Billigung durch apostolische Autorität hat wohl sehr zur späteren Durchsetzung beider Amtstitel beigetragen, ist aber noch weit von den heutigen Formen entfernt.
2. 5. Episkopoi und Diakonoi in der Didache
Die Didache ist die Apostellehre oder auch Zwölfapostellehre, sie enthält Bestimmungen über Leben, Gottesdienst und Leitung der Gemeinde, ist also sozusagen eine Gemeindeordnung.
In der Didache sind anfangs wandernde Charismatiker, die als Apostel und Propheten bezeichnet werden, erwähnt. Ihre Aufgaben sind: Gemeinden lehren, diese zur Erfüllung der Gebote anhalten und Eucharistie feiern.
Später werden bewährte Männer durch Wahl zu Episkopen und Diakonen bestellt, diese sind ortsansässig, lehren und unterweisen die Gemeinden halten Gottesdienste ab und bilden untereinander ein Kollegium.
Die Funktionen von Bischöfen und Diakonen sind unterschiedlich aber einander zugeordnet. Presbyter sind dem Didachisten unbekannt.
2.6. Die sogenannte Presbyteralverfassung
(=Apg, Jak, 1. Petr)
In der Presbyteralverfassung sind Presbyter festinstallierte Amtsträger, die ein Hirten- bzw. Leitungsamt ausüben.
Von den Presbytern wird rastloser, wachsamer und uneigennütziger, von Herrschsucht freier Dienst für das Heil der Gemeinde verlangt. Ein Presbyter ist von Gott berufen, für die gesamte Gemeinde verantwortlich, er ist ein Gemeindeleiter mit amtlicher Vollmacht und Autorität. Presbyter sind hier bedeutend mehr, als Episkopen und Diakone in Philippi und in der Didache.
Im Laufe der weiteren Geschichte glichen sich beide Verfassungsformen (die Episkopal- und Presbyteralordnung) allerdings an, bzw. gingen ineinander auf.
In der Apostelgeschichte 20,28 lassen sich Bemühungen erkennen, Presbyter und Episkopen gleichzusetzen, hier werden Presbyter von Paulus als episkopoi bezeichnet.
2.7. Pastoralbriefe
(1./2. Tim, Tit)
Der Verfasser der Pastoralbriefe ist unbekannt. Die Pastoralbriefe sind an Gemeindeleiter adressiert.
Es gibt folgende Ämter: Bischof, Presbyter und Diakon.
Die Ämter des Bischofs und des Presbyters sollen durch Aufwertung des Presbyteramte gleichgestellt werden, es ist keine hierarchische Stufung erkennbar.
Aufgaben von Presbytern und Bischöfen sind die Sorge für die Gemeinde, Bewahrung der Lehre, Vertretung und Verteidigung der apostolischen Lehre und deren Weitergabe durch eine Sukzessionskette: Apostel ==> Apostelschüler ==> Schüler.
Hier findet die erstmalige Ordination durch Handauflegung des Apostels und des Presbyteriums statt (2. Tim), diese hat sich in der Geschichte des kirchlichen Amtes bis heute durchgesetzt. Dadurch kann die Gemeinde nun an der Amtseinsetzung nicht mehr beteiligt sein.
Die Anforderungen an die Diakone gleichen der des Presbyters und des Bischofs, man vermutet, daß sie mit der Verwaltung von Geldmitteln und der Weitergabe des Glaubensgutes beauftragt wurden, sie hatten eine angesehene, jedoch nicht näher bestimmbare Stellung.
2. 8. Gemeindeleitung zur Zeit Clemens Romanus
Die Leitung der Gemeinden von Korinth und Rom lag bei den Presbytern.
Presbyter wurden als Eposkopoi bezeichnet und übten das episkopale Amt aus.
Clemens Romanus läßt die von Jesus gesandten Apostel nicht zu Presbytern, sondern zu Episkopen und Diakonen einsetzen und läßt auch weitere Vorsorge für das "Bischofsamt" treffen. "hydrimenos topos leitourgia" schreibt:
Ein Amtsträger ist legitimiert durch den letztlich auf Gott zurückgeführten Sendungsauftrag: Gott sandte Christus, dieser die Apostel, diese setzten ihre bewährten "Erstlinge... zu Episkopen und Diakonen" ein und gaben Weisung, daß nach deren Tod andere bewährte Männer ihr Amt (leitourgian) übernehmen sollten.
Die Amtseinsetzung erfolgte also durch die Apostel oder Apostelschüler und später durch andere angesehene Männer unter Zustimmung der gesamten Gemeinde.
Diakone wurden bei Clemens Romanus nicht erwähnt.
Die Presbyter-Episkopen (werden hier so bezeichnet) üben ihren Dienst für die Herde Christi aus, die einzige spezifische Funktion ist die untadelige, heilige Darbringung von Opfergaben, dies entspricht wahrscheinlich der Eucharistie.
2. 9. Formen der Gemeindeleitung bei Ignatius von Antiochien
Ignatius von Antiochien bezeugte schon um 110 n. Chr eine klare, hierarchische Stufung der Ämter. Alle neutestamentlichen und übrigen frühchristlichen Schriften kennen nur die kollegiale Leitungsform. Ignatius zufolge leitet zu dieser Zeit schon der Monepiskopos die Gemeinden, diese Zeugnisse waren bis in die fünfziger/sechziger Jahre des zweiten Jahrhunderts die einzigen für den Monepiskopat. Weiter ausführen möchte ich die Entstehung des Monepiskopats nicht, da dies an dieser Stelle zu weit führen würde, wichtig ist nur zu wissen, daß ”Ignatius eine erste Theologie des Monepiskopats bot: der eine Bischof repräsentierte den einen Gott in der Ortskirche (ekklesia); daher soll nichts ohne den Bischof geschehen.”7
Rätselhaft bleibt, wie es möglich war, daß sich ein einzelner Presbyter an die Spitze seiner Kollegen stellen konnte, ohne daß man etwas von einer Rebellion gehrt hat.
Diese Form der Gemeindeleitung legitimiert Ignatius durch die Verkündigung eines himmlischen Urbildes, diese Legitimation galt bis in die Reformationszeit als nahezu unangefochtene, gültige Kirchenordnung.
Ohne den Bischof darf nach Ignatius niemand etwas in der Kirche tun: Taufe, Eucharistie, Agape, Ehe können nur unter seiner Leitung bzw. mit seinem Einverständnis vollzogen werden. Diese Ordnung ist das Abbild der himmlischen Ordnung: Der Bischof tritt an Gottes Stelle, die Presbyter an die Stelle der Ratsversammlung der Apostel und die Diakone an die Stelle Jesu Christi.. Alle sollen die Diakone achten wie Jesus Christus, ebenso den Bischof als Abbild des Vaters, die Presbyter aber wie eine Ratsversammlung Gottes und wie eine Vereinigung von Aposteln.
Auf eine historische Rechtfertigung der bischöflichen Stellung verzichtet Ignatius einfach. Er beruft sich auf die unmittelbare göttliche Legitimation der irdischen Hierarchie durch das urbild der himmlischen. Mit dieser unanfechtbaren Begründung hat sich das hierarchisch gegliederte kirchliche Amt, für das es im Neuen Testament noch kein Zeugnis gibt, in der Geschichte der Kirche wirksam durchgesetzt.”8
Ich möchte nun zum Abschluß noch einige Gedanken einfließen lassen, die man sich hier speziell zum Thema Frauenpriestertum machen könnte, vor allem im Hinblick auf das vielfach benutzte Argument, das Frauenpriestertum sei nicht möglich aufgrund der Einsetzung des Priestertums durch Jesus Christus.
C) Schluß
Die Kirche hat sich vor allem in den ersten drei Jahrhunderten erlaubt, die Dienste und Ämter anders zu interpretieren, weshalb ist dann die Zulassung von Frauen im Priesteramt nicht möglich? Folgende Gründe werden bei der Diskussion über das Frauenpriestertum gegen die Zulassung der Frauen zum Priesteramt verwendet:
” 1. Die Tatsache der Tradition
Niemals ist die katholische Kirche der Auffassung gewesen, daß die Frauen gültig die Priesteroder Bischofsweihe empfangen können.(...)
1. Das Verhalten Christi
Jesus Christus hat keine Frau unter die Zahl der Zwölf berufen.(...)
2. Die Handlungsweise der Apostel
Die apostolische Gemeinde ist dem Verhalten Jesu Christi treu geblieben. (...)
3. Die bleibende Bedeutung der Verhaltensweise Jesu und der Apostel
Wenn Jesus, so sagt man, weder den Frauen noch seiner eigenen Mutter ein Amt übertragen hat, das sie den Zwölfen zuordnete, so liegt der Grund darin, daß die historischen Umstände es ihm nicht gestatteten, (...)”9
Diese Ausführungen sollen an dieser Stelle erst mal genügen, hier muß entgegen all dieser Argumente gesagt werden, daß diese allesamt widerlegt werden können, durch die einzige Tatsache, daß Jesus Christus keines dieser drei Ämter eingesetzt hat, so daß man ebenso behaupten könnte, Jesus hätte überhaupt kein kirchliches Amt gewollt, sonst hätte er bestimmt noch vor seinem Tod festgelegt, wie ein kirchliches Amt auszusehen hat, und wer dafür bestimmt werden kann. Weiter könnte man auf den häufigen Kontakt Jesu zu Frauen schließen, daß Jesus
Hübner Reinhard Die Anfänge von Diakonat, Presbyterat und Episkopat in der frühen Kirche, in: Rauch Albert/Imhof Paul, Das Priestertum in der einen Kirche. Diakonat, Presbyterat und Episkopat, in: Koinonia. Schriftenreihe des ostkirchlichen Instituts Regensburg 4, Aschaffenburg 1987, 45-89 bestimmt auch Frauen zu den Ämtern Diakonat, Presbyterat oder Episkopat zugelassen hätte. Außerdem hätte Jesus bestimmt niemals eine Diskriminierung einer Personengruppe (hier die Frauen) gewollt, da dies seiner gesamten christlichen Lehre widersprochen hätte, und deshalb auch die kirchlichen Ämter für Frauen (vielleicht ja auch in einer anderen Form) zugänglich gemacht.
Trotz allem wird nun auch den Frauen nichts anderes übrigbleiben, als die Tatsache, daß das Frauenpriestertum auch weiterhin für unbestimmte Zeit nicht eingeführt werden wird, anzunehmen. Ich möchte nun mit der Sichtweise Papst Johannes Pauls II. zum Ende kommen, der in seinem Brief an die Frauen (29. Juni 1995) schreibt:” Vor diesem Horizont des ´Dienstes` - der, wenn er in Freiheit, Gegenseitigkeit und Liebe erbracht wird, des wahre ´Königtum` des Menschen zum Ausdruck bringt - ist es möglich, ohne nachteilige Folgen für die Frau auch einen gewissen Rollenunterschied anzunehmen, insofern dieser Unterschied nicht das Ergebnis willkürlicher Auflagen ist, sondern sich aus der besonderen Eigenart des Mann- und Frauseins ergibt.”10
[...]
1 "Diakon", Microsoft ® Encarta ® 98 Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
2 "Priester", Microsoft ® Encarta ® 98 Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
3 "Bischof", Microsoft ® Encarta ® 98 Enzyklopädie. © 1993-1997 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
4 Ecclesia Catholica: Katechismus der Katholischen Kirche. 1993 als Urtext geltende Ausgabe. R. Oldenbourg Verlag, München - Libreria Editrice Vaticana 1993. ISBN 3-486-56038-7. S. 415 S. 429-430
5 Hübner Reinhard Die Anfänge von Diakonat, Presbyterat und Episkopat in der frühen Kirche, in: Rauch Albert/Imhof Paul, Das Priestertum in der einen Kirche. Diakonat, Presbyterat und Episkopat, in: Koinonia. Schriftenreihe des ostkirchlichen Instituts Regensburg 4, Aschaffenburg 1987, 45-89
6 Gien Karssen Frauen der Bibel Hänssler - Verlag, Neuhausen - Stuttgart 4. Auflage 1985 S. 194 -197
7 Wilhelm Gessel Zentrale Themen der alten Kirchengeschichte Zum Umgang mit der Tradition der Kirche Verlag Ludwig Auer Donauwörth 1. Auflage 1992 S. 41
8 Der gesamte geschichtliche Teil wurde von mir inhaltlich zitert aus:
9 Verlautbarungen des apostolischen Stuhls 117 Apostolisches Schreiben von Papst Johannes Paul II. über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre zur Frage der Zulassung der Frauen zum Priesteramt (15. Oktober 1976) 22. Mai 1994 1. veränderte Auflage 1995 Herausgeber: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
10 Verlautbarungen des apostolischen Stuhls 122 Brief Papst Johannes Pauls II. an die Frauen 29. Juni 1995 Herausgeber: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
- Citation du texte
- Bianca Pistel (Auteur), 2000, Die Entwicklung der drei kirchlichen Ämter Diakonat Presbyterat und Episkopat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98621
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