Diese Arbeit soll den Fall Roselyne Rogg zum Anlass nehmen, folgende Frage zu untersuchen: Beeinflusst der wachsende Ökonomisierungsdruck in der Sozialen Arbeit die Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit? Dazu soll zunächst ein Verständnis von Lohngerechtigkeit entwickelt werden, um dann zu untersuchen, inwieweit diese messbar ist. Es wird an Beispielen aufgezeigt, wie gemessen wird, und dargelegt, welche gesellschaftliche Funktion Modelle für Lohngerechtigkeit haben können.
Darauf aufbauend wird untersucht, inwieweit Sozialer Arbeit qualitativ eine Sonderstellung zukommt und inwieweit sich ökonomische Messprinzipien anwenden lassen. Die Grundlage der folgenden Überlegungen bildet umfassende Literatur aus den Bereichen Soziale Arbeit, Betriebswirtschaft, Ethik und Philosophie, da Lohngerechtigkeit eine interdisziplinäre Thematik ist. Außerdem fließen aktuelle Ergebnisse aus Studien zu Lohnvergleichen in die Ausarbeitung ein.
Anfang August 2018: Medien berichten über einen Skandal – ein horrendes Geschäftsführergehalt sorgt für einen Aufschrei in der Bevölkerung. Dieses Thema ist nicht neu. Das Besondere an diesem Fall ist, dass es sich um eine Geschäftsführerin einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung handelt. Roselyne Rogg bezog in dieser Funktion zuletzt ein Jahresgehalt von 376.000 Euro. Frau Rogg sah kein Problem in der Höhe des Gehalts. Der Aufsichtsrat war anderer Meinung und entließ sie fristlos.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Causa Roselyne Rogg
- 1.2 Fragestellung und Vorgehen
- 2. Lohngerechtigkeit
- 2.1 Tauschgerechtigkeit
- 2.2 Lohn als Tauschgut
- 2.2.1 Messbarkeit von Leistung
- 2.2.2 Alternativer Ansatz: Anstrengung
- 2.3 Vergleichbarkeit von Löhnen
- 2.4 Illusion der Objektivität
- 2.5 Angemessenheit
- 3. Soziale Arbeit
- 3.1 Besonderer Status der Gemeinnützigkeit
- 3.2 Ökonomisierungsdruck in der Sozialen Arbeit
- 3.3 Tripelmandat
- 3.3.1 Verantwortung gegenüber Profession
- 3.3.2 Verantwortung gegenüber Adressaten
- 3.3.3 Verantwortung gegenüber Gesellschaft
- 3.4 Moralische Billigung nach Hume
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des wachsenden Ökonomisierungsdrucks in der Sozialen Arbeit auf die Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit, ausgehend vom Fall Roselyne Rogg. Es wird ein Verständnis von Lohngerechtigkeit entwickelt und deren Messbarkeit beleuchtet. Die Arbeit analysiert die Sonderstellung der Sozialen Arbeit und die Anwendbarkeit ökonomischer Messprinzipien in diesem Kontext.
- Lohngerechtigkeit als Tauschgerechtigkeit und ihre Messbarkeit
- Die Sonderstellung gemeinnütziger Organisationen im Kontext der Sozialen Arbeit
- Der Einfluss des Ökonomisierungsdrucks auf die Lohnfindung in der Sozialen Arbeit
- Das Tripelmandat der Sozialen Arbeit und seine Auswirkungen auf Lohngerechtigkeit
- Moralische Bewertung von Löhnen in der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, indem es den Fall Roselyne Rogg, die Geschäftsführerin einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, mit einem hohen Gehalt, präsentiert. Dieser Fall dient als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Einflusses von Ökonomisierungsdruck auf die Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit in der Sozialen Arbeit. Die Fragestellung der Arbeit wird formuliert und die Vorgehensweise skizziert. Der Fall Rogg veranschaulicht den Konflikt zwischen ökonomischen und sozialen/ethischen Aspekten in gemeinnützigen Einrichtungen.
2. Lohngerechtigkeit: Dieses Kapitel erörtert den Begriff der Lohngerechtigkeit, differenziert zwischen Tausch- und Verteilungsgerechtigkeit und untersucht den Lohn als Tauschgut. Es analysiert verschiedene Ansätze zur Messung von Leistung und Anstrengung als Grundlage für faire Löhne, wobei die Grenzen und subjektiven Faktoren solcher Messungen herausgestellt werden. Die Kapitel beleuchtet die Schwierigkeit, objektive Kriterien für Lohngerechtigkeit zu finden, da subjektive Werte und gesellschaftliche Normen stets eine Rolle spielen. Die scheinbare Objektivität messbarer Kriterien wird kritisch hinterfragt.
3. Soziale Arbeit: Dieses Kapitel befasst sich mit der spezifischen Situation der Sozialen Arbeit, ihrem besonderen Status als gemeinnützige Tätigkeit und dem Ökonomisierungsdruck, der auf diesem Sektor lastet. Es analysiert den Einfluss der Agenda 2010 auf die Soziale Arbeit und die daraus resultierende Verschiebung des Auftrags von Hilfe hin zu Kontrolle. Das Tripelmandat der Sozialen Arbeit (Verantwortung gegenüber der Profession, den Adressaten und der Gesellschaft) wird detailliert erklärt und dessen Konfliktpotential in Bezug auf Lohngerechtigkeit erörtert. Der Abschnitt über die "Zuneigungsgefangenschaft" verdeutlicht die moralischen und sozialen Herausforderungen, die eine Lohnforderung erschweren. Schliesslich wird Humes Konzept der moralischen Billigung im Kontext der Sozialen Arbeit diskutiert.
Schlüsselwörter
Lohngerechtigkeit, Tauschgerechtigkeit, Ökonomisierung, Soziale Arbeit, Gemeinnützigkeit, Tripelmandat, Agenda 2010, Moral, Messbarkeit von Leistung, Anstrengung, Roselyne Rogg.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Einfluss des Ökonomisierungsdrucks auf die Lohngerechtigkeit in der Sozialen Arbeit (am Beispiel Roselyne Rogg)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des wachsenden Ökonomisierungsdrucks auf die Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit in der Sozialen Arbeit, ausgehend vom Fall Roselyne Rogg, einer Geschäftsführerin einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung mit einem hohen Gehalt. Es wird analysiert, wie ökonomische Prinzipien und soziale/ethische Aspekte in gemeinnützigen Einrichtungen in Konflikt geraten.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Lohngerechtigkeit als Tauschgerechtigkeit und deren Messbarkeit, die Sonderstellung gemeinnütziger Organisationen im Kontext der Sozialen Arbeit, den Einfluss des Ökonomisierungsdrucks auf die Lohnfindung, das Tripelmandat der Sozialen Arbeit und dessen Auswirkungen auf die Lohngerechtigkeit sowie die moralische Bewertung von Löhnen in der Sozialen Arbeit.
Wie wird Lohngerechtigkeit definiert und analysiert?
Die Arbeit differenziert zwischen Tausch- und Verteilungsgerechtigkeit und untersucht den Lohn als Tauschgut. Verschiedene Ansätze zur Messung von Leistung und Anstrengung werden analysiert, wobei die Grenzen und subjektiven Faktoren solcher Messungen hervorgehoben werden. Die Schwierigkeit, objektive Kriterien für Lohngerechtigkeit zu finden, wird betont, da subjektive Werte und gesellschaftliche Normen stets eine Rolle spielen.
Welche Rolle spielt der Fall Roselyne Rogg?
Der Fall Roselyne Rogg dient als Ausgangspunkt der Untersuchung. Ihr hohes Gehalt in einer gemeinnützigen Einrichtung veranschaulicht den Konflikt zwischen ökonomischen und sozialen/ethischen Aspekten und illustriert die Problematik der Lohngerechtigkeit in der Sozialen Arbeit.
Wie wird die Soziale Arbeit in dieser Arbeit betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet den besonderen Status der Sozialen Arbeit als gemeinnützige Tätigkeit und den darauf lastenden Ökonomisierungsdruck. Das Tripelmandat der Sozialen Arbeit (Verantwortung gegenüber der Profession, den Adressaten und der Gesellschaft) wird detailliert erklärt, inklusive des Konfliktpotentials bezüglich Lohngerechtigkeit. Der Einfluss von Initiativen wie der Agenda 2010 auf die Soziale Arbeit und die Verschiebung des Auftrags von Hilfe hin zu Kontrolle wird ebenfalls analysiert.
Welche Rolle spielt die Moral in der Betrachtung der Lohngerechtigkeit in der Sozialen Arbeit?
Die Arbeit diskutiert die moralische Bewertung von Löhnen in der Sozialen Arbeit, unter anderem im Kontext der "Zuneigungsgefangenschaft", und bezieht Humes Konzept der moralischen Billigung mit ein.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lohngerechtigkeit, Tauschgerechtigkeit, Ökonomisierung, Soziale Arbeit, Gemeinnützigkeit, Tripelmandat, Agenda 2010, Moral, Messbarkeit von Leistung, Anstrengung, Roselyne Rogg.
Welche Kapitelstruktur hat die Arbeit?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: 1. Einführung (inkl. Fall Roselyne Rogg und Forschungsfrage), 2. Lohngerechtigkeit (inkl. Messbarkeit und Objektivität), 3. Soziale Arbeit (inkl. Tripelmandat und Ökonomisierungsdruck) und 4. Fazit.
- Quote paper
- Birgit Zeitler (Author), 2018, Lohngerechtigkeit in der Sozialen Arbeit. Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/985840