Die vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit HIV-positive Menschen von Stigmatisierung - bedingt durch ihre Diagnose - betroffen sind und welche Folgen dies mit sich bringt.
Da die Stigmatisierung von HIV-Positiven in den verschiedenen Ländern der Erde stark variiert und eine ganzheitliche Übersicht bzw. ein direkter Vergleich nur schwer durchführbar ist, wird in dieser Arbeit hauptsächliche auf die Intensität und die Folgen der Stigmatisierung HIV-Positiver in Deutschland eingegangen.
Derzeit leben in Deutschland schätzungsweise 88.400 Menschen mit HIV (human immunodeficiency virus) bzw. mit AIDS (acquired immunodeficiency syndrome). Dies sind Menschen, die neben ihrer krankheitspezifischen somatischen Probleme auch mit den Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung zu kämpfen haben.
In den 1980er Jahren wurde AIDS als eine schnell verlaufende, unheilbare und unabwendbar tödliche Krankheit angesehen. Diese Faktoren brachten eine massive psychosoziale Belastung für HIV-Infizierte mit sich. Gleichzeitig entstand in der Bevölkerung ein starkes Assoziationsfeld von Drogenabhängigkeit, Promiskuität und nicht normkonformer Sexualität (wie z. B. Homosexualität). Seit Auftreten der Infektionskrankheit gilt dem Problem der Stigmatisierung besondere Beachtung. Trotz umfangreicher bevölkerungsbezogener Präventions- und Aufklärungskampagnen sind HIV-Infizierte noch immer Diskriminierungen im beruflichen und im privaten Umfeld, aber auch bei medizinischer Versorgung ausgesetzt.
Auch wenn HIV nicht mehr als die „Schwulenseuche“ – wie anfangs bezeichnet – betitelt wird, gibt es dennoch auch heute noch einige diskriminierende Merkmale, die im Zusammenhang mit HIV und AIDS häufig auftreten.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Gender-Hinweis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Einführung
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Struktur der Arbeit
1.4 Forschungsmethode
2. HIV-Betroffene in Deutschland
3. HIV als Stimga
4. Intensität und Folgen des HIV-Stimgas
4.1 Auswirkungen auf das soziale Leben
4.2 Auswirkungen im Gesundheitswesen
4.3 Auswirkungen in der Arbeitswelt
4.4 Auswirkungen auf das Sexualleben
4.5 Auswirkungen auf das Reiseverhalten
4.6 Psychische Auswirkungen
5. Diskussion
Literaturverzeichnis
Gender-Hinweis
Aus Gründen der leichtbareren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Seminararbeit die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen oder dritten Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 : Geschätzte Anzahl der HIV/Aids Erkrankten Ende 2016 in Deutschland
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 : selbstgewählte aktuelle / ehemalige Gruppenzugehörigkeit von HIV-Positiven
Abbildung 2: Negative Gefühle in Verbindung mit HIV / Stigmatisierung
1. Einleitung
„Die (...) deutlich gewordene Diskriminierung im Alltag ist nicht überraschend, aber völlig inakzeptabel. Unser Ziel bleibt eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. Die Politik und die gesamte Gesellschaft sind aufgerufen, sich dafür einzusetzen. Die Bundesregierung muss HIV-Positive und chronisch Kranke endlich ausdrücklich unter den Schutz des Allgemeinen Gesetzes zur Gleichbehandlung (AGG) stellen. Arbeitgeber und Berufsverbände sind aufgefordert klarzustellen, dass HIV kein Hinderungsgrund ist, wenn es um die Ausübung des Berufes geht. Und nicht zuletzt kann sich jeder einzelne Mensch fragen, wo sein eigenes Denken und Handeln von Vorurteilen und Ängsten geprägt ist. Informationen und realistische Bilder vom Leben mit HIV sind die besten Mittel, damit umzugehen. Diskriminierung ist heilbar!“ - Carsten Schatz, Mitglied des Vorstands der Deutschen AIDS-Hilfe1
1.1 Einführung
Derzeit leben in Deutschland schätzungsweise 88.400 Menschen mit HIV (human immunodeficiency virus) bzw. mit AIDS (acquired immunodeficiency syndrome).2 Dies sind Menschen, die neben ihrer krankheitspezifischen somatischen Probleme auch mit den Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung zu kämpfen haben.
In den 1980er Jahren wurde AIDS als eine schnell verlaufende, unheilbare und unabwendbar tödliche Krankheit angesehen. Diese Faktoren brachten eine massive psychosoziale Belastung für HIV-Infizierte mit sich. Gleichzeitig entstand in der Bevölkerung ein starkes Assoziationsfeld von Drogenabhängigkeit, Promiskuität und nicht normkonformer Sexualität3 (wie z. B. Homosexualität). Seit Auftreten der Infektionskrankheit gilt dem Problem der Stigmatisierung besondere Beachtung.4 Trotz umfangreicher bevölkerungsbezogener Präventions- und Aufklärungskampagnen sind HIV-Infizierte noch immer Diskriminierungen im beruflichen und im privaten Umfeld, aber auch bei medizinischer Versorgung ausgesetzt.5
Auch wenn HIV nicht mehr als die „Schwulenseuche“ - wie anfangs bezeichnet - betitelt wird, gibt es dennoch auch heute noch einige diskriminierende Merkmale, die im Zusammenhang mit HIV und AIDS häufig auftreten.6
1.2 Ziel der Arbeit
Die vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit HIV-positive Menschen von Stigmatisierung - bedingt durch ihre Diagnose - betroffen sind und welche Folgen dies mit sich bringt.
Da die Stigmatisierung von HIV-Positiven in den verschiedenen Ländern der Erde stark variiert und eine ganzheitliche Übersicht bzw. ein direkter Vergleich nur schwer durchführbar ist, wird in dieser Arbeit hauptsächliche auf die Intensität und die Folgen der Stigmatisierung HIV-Positiver in Deutschland eingegangen.
1.3 Struktur der Arbeit
Für die Beantwortung der Forschungsfrage wird zunächst ein Überblick über die HIV- Situation in Deutschland verschafft. Anschließend wird die Bedeutung von HIV als Stigma kurz dargelegt und die daraus resultierenden Folgen auf die Lebensbereiche soziales Leben, Gesundheitswesen, Arbeitswelt, Sexualleben, Reiseverhalten und psychische Auswirkungen untersucht. Abschließend werden die Ergebnisse sowie die Arbeit selbst kritisch bewertet.
1.4 Forschungsmethode
Diese Arbeit beruht auf Literaturrecherche. Ausgangspunkte für die Erarbeitung der Fragestellung sind überwiegend die Deutsche Aidshilfe, deren Untergruppierungen sowie das Robert Koch Institut.
Die formale Gestaltung dieser Arbeit richtet sich nach dem FOM-Leitfaden zur formalen Gestaltung von Seminar- und Abschlussarbeiten, Stand Februar 2018.
2. HIV-Betroffene in Deutschland
Da, wie unter Punkt 3. noch erläutert wird, das HIV-Stigma eng mit den damit verbundenen Lebensumständen bzw. Gruppenzugehörigkeiten verbunden ist, soll die nachfolgende Tabelle 1 einen Überblick darüber verschaffen, welche Personengruppen in Deutschland konkret von HIV betroffen sind (bezogen auf Geschlecht, Sexualität und Übertragungsweg).
Tabelle 1: Geschätzte Anzahl der HIV/Aids Erkrankten Ende 2016 in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an Robert Koch-Institut, Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland, 2017, S. 535
3. HIV als Stigma
Eine HIV-Infektion bzw. das Krankheitsbild AIDS gilt global als Stigma.7 Der Begriff des Stigmas (altgriechisch für „Brandmal“, „Punkt“ oder „Stich“) geht auf die Rechtspraxis der griechischen Antike zurück. Dort wurden Menschen als Akt der Bestrafung Male in den Körper geschnitten oder gebrannt um für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, dass es sich bei dieser Person um eine sozial unerwünschte oder unreine Person handelt.8
Im aktuellen Sprachgebrauch ist der Begriff des Stigmas nicht mehr alleine auf körperliche Merkmale beschränkt. Stigmatisierende Merkmale können auch nicht für jeden ersichtlich sein, wie z. B. der Serostatus „HIV-positiv“. Darüber hinaus kann sich ein Stigma auch auf bestimmte Arten der Lebensführung (z. B. Promiskuität) oder auf diverse Gruppenzugehörigkeiten (z. B. Homosexuelle) beziehen. Die herabwürdigende Macht des Stigmas erreicht es dadurch, dass es dem Außenstehenden als Indikator für vermutete weitere, oftmals nicht beobachtbare, negative Charakterzüge oder Persönlichkeitsmerkmale dient.9 10 11 So werden bei einer HIV-Infektion oft weitere Attribute wie Homosexualität, Promiskuität, Sexarbeit oder Drogenkonsum vermutet.1011
Weiter ist zu nennen, dass eine HIV-Infektion weniger Mitgefühl als z. B. eine Krebserkrankung auslöst. In einer repräsentativen Schweizer Studie kam heraus, dass das Mitgefühl für einen an AIDS Erkrankten noch weiter sinkt, wenn es sich dabei nicht um einen Heterosexuellen, sondern um einen Homosexuellen oder einen Drogenabhängigen han- delt.12 Diese Studie zeigt, dass das HIV-Stigma stark mit der Zugehörigkeit von anderen Randgruppen zusammenhängt.
Der gesellschaftliche Blick auf HIV hat sich seit den 1980er Jahren deutlich gewandelt. Während zu dieser Zeit in vielen Ländern - inklusive Deutschland - noch Zwangsmaßnahmen wie Quarantäne, Zwangstestungen, Vermerk der Infektion in die amtlichen Ausweispapiere oder sogar verpflichtende Tätowierungen für HIV-Positive diskutiert wurden,13 sind heute HIV-Positive, nicht zuletzt durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz - vor solchen Maßnahmen geschützt. In den 1980er Jahren hielten noch 36 % der Bundesbürger eine Ausgrenzung von HIV-Positiven für gerechtfertigt,14 aktuell sind dieser Meinung nur noch ca. 3 %.15
4. Intensität und Folgen des HIV-Stigmas
Die weltweite Initiative PLHIV (people living with HIV) Stigma Index bietet seit 2008 ein Tool zur Messung und Erforschung von Diskriminierung HIV-Positiver. Seit Start des Programms nahmen mehr als 90 Nationen an der Erhebung teil und befragten insgesamt über 1.000.000 Menschen mit HIV.16 2010 begann Deutschland durch die Deutsche Aidshilfe mit der Planung und Durchführung dieser Studie, welche 2012 veröffentlich wurde und erstmals Daten zur Stigmatisierung HIV-Positiver in der Bundesrepublik lieferte. Die Studie basiert auf der Auswertung von insgesamt 1.148 geführten standardisierten Interviews. Die Stichprobe setzte sich u. a. überwiegend aus homosexuellen Männern, Frauen, Heterosexuelle, Trans- & Intersexuelle (2 %), Migranten, Menschen mit (ehemaligem) Drogenkonsum und Sexarbeitern zusammen.1718 Die Gruppenzugehörigkeit der Stichprobe wird in Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung 1: selbstgewählte aktuelle / ehemalige Gruppenzugehörigkeit von HIV- Positiven
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an Deutsche Aids-Hilfe e. V., Positive Stimmen verschaffen sich Gehör!, 2012, S. 53
Im Folgenden wird die Diskriminierung von HIV-Positiven in den Bereichen soziales Leben, Gesundheitswesen, Arbeitswelt, Sexualleben, Reiseverhalten und psychische Auswirkungen dargelegt.
[...]
1 Vgl. Deutsche AIDS-Hilfe, Deutsche AIDS-Hilfe veröffentlicht erstmals Daten zu Diskriminierung von Menschen mit HIV, 2012, o. S.
2 Vgl. Robert-Koch-Insitut, Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland, 2017, S. 535.
3 Vgl. Dinkel, A. u. a., Stigmatisierungserleben bei HIV/AIDS: erste deutsche Adaption der HIV-Stigma Skala (HSS-D), 2014, S. 22.
4 Vgl. Rosenbrock, R., Schmidt, A. J., Aids. Neue Herausforderungen für die soziale und medizinische Prävention, 2012, S. 535.
5 Vgl. Deutsche AIDS-Hilfe, 1148 positive stimmen fordern: Keine Diskriminierung von Menschen mit HIV, 2012, S. 14.
6 Vgl. Wagner, A., Wierz, V., Die Verbreitung der HIV-Infektion, 2011, o. S. Quelle: In Anlehnung an Robert Koch-Institut, Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfekti- onen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland, 2017, S. 535
7 Vgl. Aggleton, P., Wood, K., Malcolm, A., HIV-related stigma, discrimination and human rights violations, 2005, S.4.
8 Vgl. Goffmann, E. Stigma: Notes on the Management of Spoiled Identity, 1965, zitiert nach Stürmer, S., Salewski, C., Chronische Krankheit als Stigma: Das Beispiel HIV/AIDS, 2009, S. 267.
9 Vgl. Stürmer, S., Salewski, C., Chronische Krankheit als Stigma: Das Beispiel HIV/AIDS, 2009, S. 267.
10 Vgl. Deutsche AIDS-Hilfe e.V., Positive Stimmen verschaffen sich Gehör!, 2012, S. 17 - 18.
11 Vgl. Aggleton, P., Wood, K., Malcolm, A., HIV-related stigma, discrimination and human rights violations, 2005, S. 7.
12 Vgl. Hornung, R., Helminger, A., Hättich, A., Aids im Bewusstsein der Bevölkerung, 1994, S. 495 -
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