Die Dolchstoßlegende ist die nach dem Ersten Weltkrieg verbreitete These, dass Teile der deutschen Heimatbevölkerung, besonders aber Gruppen der sozialistischen Linken oder sogar die ganze Sozialdemokratie, durch ihre revolutionäre Tätigkeit das ,,im Felde unbesiegte" deutsche Frontheer ,,von hinten erdolcht" und dadurch der Zusammenbruch Deutschlands verschuldet hätten. Mit dem Aufgreifen dieser These, die durch Untersuchungen (Dolchstoßprozess, 1925) Untersuchungsausschuss entkräftet wurde, suchte sich die ehemalige militärische Führungsspitze (u. a. Generalfeldmarschall P. von Hindenburg und General E. Ludendorff) der Einsicht zu verschließen, dass die Ursachen der deutschen Niederlage in der machtpolitischen und militärischen Situation des deutschen Reiches im Herbst 1918 lagen. Die Dolchstoßlegende knüpft eine sachliche unzutreffende Verbindung zwischen der militärischen Niederlage und den revolutionären Bestrebungen in Deutschland bei Kriegsende; sie entwickelte sich zu einer Kampfparole der politischen Rechten gegen die Linke. Die Nationalsozialisten gebrauchten sie gegen die Weimarer Republik und ihre Regierungen. In der zeitgeschichtlichen Forschung gilt die Dolchstoßlegende als widerlegt. - Die totale Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg ließ keine Dolchstoßlegende aufkommen.
Angesichts der ausweglosen militärischen Lage des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg und sozusagen als Vorleistung für einen annehmbaren Friedensvertrag auf der Grundlage der Vierzehn Punkte des US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson erfolgte Ende September 1918 erstmals die Bildung einer parlamentarischen Regierung mit dem Prinzen Max von Baden als Reichskanzler an ihrer Spitze. Im Zuge der Novemberrevolution kam es zum völligen Zusammenbruch des monarchischen Systems in Deutschland: Am 9. November verkündete Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms II. und übertrug die Regierungsgeschäfte an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert; der Kaiser ging noch am selben Tag ins Exil.
1. Beschreibung der Dolchstoßlegende
Die Dolchstoßlegende ist die nach dem Ersten Weltkrieg verbreitete These, dass Teile der deutschen Heimatbevölkerung, besonders aber Gruppen der sozialistischen Linken oder sogar die ganze Sozialdemokratie, durch ihre revolutionäre Tätigkeit das ,,im Felde unbesiegte" deutsche Frontheer ,,von hinten erdolcht" und dadurch der Zusammenbruch Deutschlands verschuldet hätten. Mit dem Aufgreifen dieser These, die durch Untersuchungen (Dolchstoßprozess, 1925) Untersuchungsausschuss entkräftet wurde, suchte sich die ehemalige militärische Führungsspitze (u. a. Generalfeldmarschall P. von Hindenburg und General E. Ludendorff) der Einsicht zu verschließen, dass die Ursachen der deutschen Niederlage in der machtpolitischen und militärischen Situation des deutschen Reiches im Herbst 1918 lagen. Die Dolchstoßlegende knüpft eine sachliche unzutreffende Verbindung zwischen der militärischen Niederlage und den revolutionären Bestrebungen in Deutschland bei Kriegsende; sie entwickelte sich zu einer Kampfparole der politischen Rechten gegen die Linke. Die Nationalsozialisten gebrauchten sie gegen die Weimarer Republik und ihre Regierungen. In der zeitgeschichtlichen Forschung gilt die Dolchstoßlegende als widerlegt. - Die totale Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg ließ keine Dolchstoßlegende aufkommen.
2. Fakten zur Beschreibung der militärisch-politischen Wirklichkeit 1918
Angesichts der ausweglosen militärischen Lage des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg und sozusagen als Vorleistung für einen annehmbaren Friedensvertrag auf der Grundlage der Vierzehn Punkte des US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson erfolgte Ende September 1918 erstmals die Bildung einer parlamentarischen Regierung mit dem Prinzen Max von Baden als Reichskanzler an ihrer Spitze. Im Zuge der Novemberrevolution kam es zum völligen Zusammenbruch des monarchischen Systems in Deutschland: Am 9. November verkündete Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms II. und übertrug die Regierungsgeschäfte an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert; der Kaiser ging noch am selben Tag ins Exil.
- Im Spätsommer 1918 beurteilt die Oberste Heeresleitung die militärische Lage als hoffnungslos.
- Forderung der obersten Heeresleitung an die Reichregierung: das sofortige Absenden eines Waffenstillstandangebotes.
- Grundlage der Waffenstillstandsverhandlungen sollten die 14 Punkte des USPräsidenten T. W. Wilson sein.
- Am 26.10 wurde Ludendorff auf eigenen Wunsch entlassen; er überließ somit die Verantwortung dafür, wie aus der militärisch aussichtslosen Lage die Konsequenzen gezogen wurden, den Zivilisten.
- Am 28.10.1918 änderte die Reichsregierung die Verfassung zugunsten einer parlamentarischen Regierungsform.
- Vom 08.11 bis 11.11.1918 fanden die Waffenstillstandsverhandlung im Wald von Compiègne statt. Das Waffenstillstandsabkommen entsprach einer bedingungslosen Kapitulation.
Deutschland musste neben den besetzten Gebieten im Westen das gesamte linke Rheinufer (einschließlich Elsass-Lothringens) räumen, das von den Alliierten besetzt wurde. Rechts des Rheins wurde eine 35 Kilometer breite entmilitarisierte Zone geschaffen. Außerdem verlangten die Alliierten, dass die deutschen Truppen ihre Stellungen in Österreich-Ungarn, Rumänien und der Türkei verlassen sowie umfangreiches Waffen- und Munitionsmaterial, Fahrzeuge und Lokomotiven abliefern mussten, um eine Wiederaufnahme des Krieges durch die Mittelmächte unmöglich zu machen. Dies bedeutete nahezu die Entwaffnung der deutschen Armee. · 09.10.1918 wurde Deutschland eine Republik. Die Politiker dieser Republik unterzeichneten das Waffenstilstandsabkommen, beunruhigend aber war, dass die Generäle des kaiserlichen Militärs diesen Vertrag nicht unterzeichneten. · Am 10.11.1918 dankte Kaiser Wilhelm II ab und floh nach Holland.
Aus diesen Fakten ist klar ersichtlich, dass die Dolchstoßlegende nur eine Verdrehung der Wirklichkeit ist. Nicht die Regierung, sondern die Oberste Heeresleitung hatte die Kapitulation gefordert. Sie versuchte sogar jede Schuld von sich zu weisen und überlies der neuen Regierung die Konsequenzen. Ebenfalls akzeptierte Generalfeldmarschall von Hindenburg das Waffenstillstandsabkommen ohne jegliche Einwände. Doch gerade er der nichts für eine Verbesserung der Bedingungen getan hatte, sprach später von dem Meuchlungsmord.
3. Urteile, Meinungen zur Dolchstoßlegende
Eduard Bernstein, Sozialdemokrat, geboren 1850 in Berlin:
Statt des gesellschaftlichen forderte er den moralischen Bruch mit dem Kaiserreich. Es stand für ihn außer Frage, dass Deutschland Schuld am Krieg hatte. Die neue Regierung sollte ihr Volk darüber rückhaltlos aufklären. "Machen wir uns doch frei von den Ehrbegriffen der Bourgeoisie, nur die Wahrheit, die volle Wahrheit kann uns nützen", forderte er seine Parteifreunde immer wieder auf. Doch sein Drang nach Wahrheit ging den Genossen auf die Nerven, eine Aufklärung der Kriegsschuld wollten sie dem geschlagenen Volk nicht zumuten. (aus: http://www.welt.de/daten/1999/01/16/0116lw59219.htx )
Martin Niemöller, Sohn eines Pfarrers bewertet die Situation 1918 wie folgt:
,,Es ist der Begriff der Kameradschaft im Kriege so viel gepriesen worden. Was
Kameradschaft wirklich bedeutet, haben wir erst gelernt, als sie nicht mehr existierte. Die Jungen, in entbehrungsreichen Jahren ohne väterliche Autorität aufgewachsen, liefen bis auf Ausnahmen davon oder ließen sich fangen. Sie waren nicht bereit, um des tapferen Nachbarn willen auszuhalten, sie wollten nur ihren Kopf retten, gleichgültig, was den Kameraden nebenan geschah. Woher sollten sie auch von dem Zusammenhalten der alten Frontsoldaten wissen, da sie nicht die Zeit hatten, sich in die Frontgemeinschaft hineinzuleben. Sie wussten nicht, wofür sollten sie kämpfen. Wir wussten es ja auch nicht mehr, wir hielten aus, weil ein anständiger Kerl eine Sache, für die so viele Opfer gebracht worden waren, irgendwie anständig zu Ende bringen muss."(aus: http://www.aleph99.org/etusci/ks/t1a1.htm )
Heinrich August Winkler: ,,Deutschland war zu industrialisiert für einen völligen Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. Für hoch industrialisierte Gesellschaften ist ein starker Bedarf an der Aufrechterhaltung der Dienstleistungen von Staat und Kommunen, das heißt: an administrativer Kontinuität, kennzeichnend. Beide Faktoren, der Grad der Demokratisierung und der Grad der Industrialisierung, wirkten objektiv revolutionshemmend. Sie erklären, warum die deutsche Revolution von 1918/19 nicht zu den großen Revolutionen der Geschichte gerechnet werden kann."(aus: Ein deutscher Menetekel. In: Ders./Alexander Cammann (Hg.), Weimar. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1918-1933. München 1997, S. 15 ff)
Ebert und Scheidemann sicherten sich die Unterstützung der unter dem Befehl der Obersten Heeresleitung stehenden Freikorps. Die allerdings vertraten ganz andere Ziele, nämlich solche der Rückeroberung der Macht für die reaktionäre Rechte.
Hier liegt in der Tat der große Fehler, dass es nicht gelungen ist, wie etwa in Österreich, für diese Regierung der Volksbeauftragten eine Truppe von mehreren tausend Mann zusammenzubringen, die in der Lage gewesen wären, Putschgelüste von rechts und Aufstandsversuche von links so niederzuhalten oder zumindest so abschreckend zu wirken, dass solche nicht zum Tragen gekommen wären oder es bei kleineren Scharmützeln geblieben wäre. (von: Hartmut Soell, Von der Machterschleichung zur Machtergreifung: Ü berlegungen zum Ende der ersten deutschen Republik. In: Christoph Gradmann/Oliver Mengersen (Hg.), Das Ende der Weimarer Republik und die nationalsozialistische Machtergreifung. Heidelberg 1994, S. 9 ff.)
- Arbeit zitieren
- René Hensel (Autor:in), 2000, Die Dolchstoßlegende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98453
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