In dieser Einsendeaufgabe werden drei Aufgaben beantwortet, die im Anwendungsbereich der Persönlichkeitspsychologie liegen. Die erste Aufgabe handelt von dem Konzept der emotionalen Intelligenz und der EI als gesundheitsrelevanter Faktor. In der zweiten Aufgabe geht es um soziale Unterstützung als Persönlichkeitsmerkmal und die dritten Aufgabe handelt von dem Begriff und der Messbarkeit von Ängstlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Aufgabe C1
1.1 EQ vs. IQ
1.2 Das ursprüngliche Konzept der emotionalen Intelligenz nach Mayer und Salovey (1990)
1.2.1 Erkennen und Ausdruck von Emotionen
1.2.2 Regulation der Emotionen
1.2.3 Nutzbarmachen von Emotionen
1.3 EI - Ein gesundheitsrelevanter Faktor?
2. Aufgabe C2
2.1 Konzept der sozialen Unterstützung
2.2 Soziale Unterstützung als Gesundheitsfaktor
2.3 Soziale Unterstützung als Persönlichkeitsmerkmal
2.4 Bewältigung einer chronischen Krankheit durch eine stabile Partnerschaft
3. Aufgabe C3
3.1 Ängstlichkeit
3.2 Zwangsstörungen
3.3 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
3.4 Behandlungsmethoden der zwanghaften Persönlichkeitsstörung
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
EI Emotionale Intelligenz
z.B. zum Beispiel
SSRI Selective Serotonin Reuptake Inhibitor
1. Aufgabe C1
Im Unterkapitel 1.1 werden zunächst einmal die Begriffe Emotionale Intelligenz und kognitive Intelligenz voneinander abgegrenzt. Im nächsten Unterkapitel erfolgt dann eine Darstellung und Erklärung des Konzepts der Emotionalen Intelligenz nach Mayer und Salovey, wobei anschließen eine Diskussion im darauffolgenden Kapitel erfolgt, ob die Emotionale Intelligenz als gesundheitsrelevanter Faktor betrachtet werden kann.
1.1 EQ vs. IQ
„Emotionale Intelligenz“. Ein Fachbegriff, der im Jahre 1990 durch den Psychologen John D. Mayer und den Sozialpsychologen Peter Salovey eingeführt wurde. Der Begriff basiert auf dem Konzept der Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner und lässt sich auf den Kerngedanken von Edward Lee Thorndike zurückführen, welcher sagte: „Der beste Mechaniker einer Fabrik wird als Werksmeister scheitern, wenn ihm die soziale Intelligenz fehlt.“(Goleman, 2006, S. 83)
In diesem Zusammenhang sei auch Daniel Goleman erwähnt, der 1995 sein Buch „EQ. Emotionale Intelligenz“ veröffentlichte, welches das Konstrukt der emotionalen Intelligenz in die populärwissenschaftliche Literatur brachte.1
Emotional intelligentes Verhalten bezieht sich laut Mayer und Salovey auf die Wahrnehmung und den Umgang mit den emotionalen Zuständen einer selbst und anderer Personen. Individuen mit einer höheren EI sind impulskontrolliert, können sich selbst motivieren und haben die Fähigkeit ihre eigenen Stimmungen zu regulieren.2 Aufgrund der Selbstbeherrschung lassen Sie sich nicht von starken Emotionen wie Angst oder Wut leiten, weshalb diese Menschen meist erfolgreich in der Ehe, der Erziehung und dem Beruf sind.3 Laut Neubauer und Freudenthaler (2002, S. 205-232) besteht ein weitgehender Konsens darüber, dass die Fähigkeit, sich in alltäglichen Lebenssituationen intelligent zu verhalten und soziale Anforderungen erfolgreich zu meistern, nur teilweise von der akademischen Intelligenz abhängt, die durch verschiedene IQ- Tests erfasst wird. May und Kullmann nach steht die emotionale Intelligenz als „Gegensatz zur Rationalen Intelligenz“ (2009b, S. 93-94). Das Konzept der EI beschreibt demnach Fähigkeiten des Selbstmanagements, der Selbsterfahrung und auch Fähigkeiten und Kompetenzen im Bezug auf den Umgang mit anderen Individuen. (May & Kullmann, 2009a, S. 86).
Doch inwiefern unterscheidet sich emotionale Intelligenz von der kognitiven Intelligenz? Wie definiert man „klassische“ Intelligenz? „Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst.“ (Boring,1923) Neben dieser operationalen Definition lässt sich Intelligenz als „the mental abilities necesarry for adaptation to, as well as selection and shaping of, any environmental context“ (Sternberg, 1997, S.1030) beschreiben, was inzwischen breite Zustimmung findet. Nach dieser Definition äußert sich Intelligenz vor allem durch Problemlösefähigkeiten, das effektive Nutzen von Erfahrung und Übung, abstraktes und logisches Denken sowie die generelle Lernfähigkeit.
Eine einheitliche Definition von Intelligenz zu finden ist deshalb so schwierig, da diese auf drei verschiedenen Analyseebenen beschrieben werden kann: als einheitliches Merkmal, als Eigenschaft die aus wenigen Komponenten zusammengesetzt ist und als Eigenschaft, die aus mehreren Komponenten zusammengesetzt ist.4
Spearmans Theorie (1927) nach besitzt jeder Mensch eine allgemeine Intelligenz, auch g- Faktor genannt. Intelligenz wird hierbei als einheitliche Persönlichkeitseigenschaft betrachtet, die alle kognitiven Funktionen beeinflusst. Demnach korrelieren die Leistungen fast aller geistigen Fähigkeiten positiv miteinander. Schneidet das Individuum bei einer intellektuellen Aufgabe gut ab, so kann der Erfolg im Allgemeinen auch auf andere Aufgaben übertragen werden.5
Cattels Theorie (1987) nach gibt es zwei Typen von Intelligenzen. Die flüssige und kristalline Intelligenz. Ersteres bezeichnet die Fähigkeit des spontanen Denkens, z.B. Schlussfolgerungen zu ziehen oder Beziehungen zwischen Konzepten zu verstehen. Die kristalline Intelligenz spiegelt das Langzeitgedächtnis wider und ist das Faktenwissen über die Welt.6
Betrachtet man die Intelligenz jedoch als vielschichtige Eigenschaft, so lassen sich eine Menge voneinander getrennter Prozesse erkennen. Beim Lösen von Tests oder alltäglichen Dingen wie Lesen, Rechnen und Schreiben lassen sich aufgrund einer Analyse der Inforationsbearbeitungsprozesse viele unterschiedliche Prozesse bestimmen, die daran beteiligt sind. Zu den Prozessen gehört das Erinnern, Wahrnehmen, Verstehen, Aufmerksamkeit, Strategien, schlussfolgerndes Denken und Vieles mehr.7
1993 gelang es dem Psychologen J. B. Carroll ein Modell der Intelligenz zu kreieren, dass alle Analyseebenen berücksichtigt: Die Three-Stratum-Theorie der Intelligenz. In der Theorie findet man auf der obersten Ebene die allgemeine Intelligenz (g). Die darunter liegende Ebene beinhaltet acht breite Intelligenzfaktoren und darunter 69 spezifische Fähigkeiten, die den breiten Intelligenzfaktoren zugeordnet werden. Die Theorie verdeutlicht die Komplexität und gegenseitige Abhängigkeit aller intellektueller Fähigkeiten und stellt eine sinnvolle Verknüpfung verschiedener Intelligenzmodelle dar.8
Emotionale und kognitive Intelligenz sind demnach gut voneinander abzugrenzen. Während Intelligenz „[…] die globale Fähigkeit eines Individuums [ist], zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich erfolgreich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen.“ (Wechsler, 1975, S.135-139), handelt es sich bei emotionaler Intelligenz und die „Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und unseren Beziehungen umzugehen.“ (Goleman, 1998, S. 387)
1.2 Das ursprüngliche Konzept der emotionalen Intelligenz nach Mayer und Salovey (1990)
Mayer und Salovey gehen davon aus, dass Aufgaben aus dem alltäglichen Leben nicht nur kognitive Informationen enthalten, sondern auch affektive Informationen. Diese werden ebenso wie kognitive Informationen enkodiert und verarbeitet. Die Autoren äußerten die Vermutung, dass die Verarbeitung interpersonell verschieden geschieht und dass verschiedene Mechanismen die Basis für emotional intelligentes Verhalten sein könnten (Mayer & Salovey, 1993). Zu nennen wäre das Ausmaß an Emotionalität selbst, da sich Menschen hinsichtlich der Frequenz und dem Ausmaß ihrer Grundstimmungsschwankungen unterscheiden. Beides hat Auswirkungen auf die kognitiven Prozesse. Individuen unterscheiden sich hinsichtlich des emotionalen Informationsflusses. Die Emotionen werden nicht nur direkt erlebt, sondern von Gedanken über diese Emotionen begleitet, welche den Informationsfluss regulieren und kontrollieren (Mayer, Salovey, Gomberg-Kaufmann & Blainey, 1991). Dies können sowohl restriktive Gedanken wie z.B. „Ich muss mich jetzt zusammenreißen“ als auch offene Gedanken wie z.B. „finde es heraus“ sein. Die offenen und emotionaleren Gedankenstrategien scheinen im Gegensatz zu den restriktiven Gedanken mit einem höheren Maß an Empathie verknüpft zu sein (Mayer et al., 1991). Auch neuronale Faktoren können die Funktion der emotionalen Intelligenz beeinflussen (Mayer & Salovey, 1993). Die Forschungsergebnisse führten Mayer und Salovey zu der Annahme, dass es sich hierbei um einen Fähigkeitsbereich handelt, der sich von der allgemeinen Intelligenz unterschiedet. Emotionale Intelligenz wird von Ihnen definiert als „the subset of social intelligence that involves the ability to monitor one`s own and other`s feelings and emotions, to discriminate among them and to use this information to guide one`s thinking and actions.“ (1990, S. 189) Emotionale Intelligenz ist sehr nah mit der intrapersonalen Intelligenz verbunden, welche dazu befähigt, eigene Gefühlszustände zu erkennen, zu unterschieden und sie zu benutzen, um das eigene Verhalten zu steuern. Interpersonale Intelligenz beschreibt diese Fähigkeit spiegelbildlich für die Enkodierung, Verarbeitung und den Umgang mit den Gefühlen anderer Menschen (Siebert, 2006, S.8). Der Fokus liegt somit nicht auf der Wahrnehmung der Information oder dem Umgang mit dieser Information, sondern auf der Verarbeitung emotionaler Reize und Prozesse.
Emotionale Intelligenz wird nach Mayer und Salovey in drei Teilbereiche aufgeteilt: Erkennen und Ausdruck von Emotionen, Regulation von Emotionen und Nutzbarmachen von Emotionen.
1.2.1 Erkennen und Ausdruck von Emotionen
Ein wichtiger Aspekt der EI ist die korrekte Wahrnehmung der eigenen Emotionen und Affekte und der angemessene Ausdruck dieser Emotionen. Der Ausdruck der eigenen Gefühlswelt erfolgt häufig in verbaler (Sprache), als auch nonverbaler Art (Körpersprache), weshalb die Wahrnehmung und Interpretation der eigenen Gefühlswelt in gewissem Maße einem Prozess der reflexiven Metakognition gleicht. Neben der Verarbeitung der eigenen Gefühlswelt, spielen auch die Gefühle Anderer eine große Rolle. Diese korrekt wahrzunehmen und zu interpretieren bildet die Basis der EI. Insbesondere bei der Fähigkeit zur Wahrnehmung nonverbaler Emotionen Anderer gibt es große interindividuelle Unterschiede, da dies mit der Fähigkeit zum eigenen emotionalen Ausdruck zusammenhängt.9 Empathie gilt demnach als Kernelement von emotional intelligentem Verhalten und setzt den Zugang zu den Emotionen Anderer und den Eigenen voraus.10
1.2.2 Regulation der Emotionen
Auch bei der Fähigkeit zur emotionalen Regulation nehmen Mayer und Salovey (1990) interindividuelle Unterschiede an. Bewusste Regulierung wird dann wichtig, wenn die Person die eigenen Gefühle als nicht situationsangemessen betrachtet. Diese Fähigkeit ist vor allem in sozialen Interaktionen wichtig. Prozesse bei der Regulation der eigenen Emotionen laufen sowohl bewusst als auch unbewusst ab, der emotionale Zustand jedoch lässt sich beeinflussen. Voraussetzung ist allerdings die korrekte Wahrnehmung und Unterscheidung dieser Emotionen. Die Regulation erfolgt auf unterschiedliche Weisen, z.B. durch bewusstes Ablenken der Aufmerksamkeit, Veränderung der kognitiven Bewertung, Beeinflussen der eigenen Stimmung oder auch das Vergleichen mit anderen Menschen.11 Neben den Eigenen lassen sich auch die Emotionen Anderer regulieren.
1.2.3 Nutzbarmachen von Emotionen
Der letzte Bereich der EI ist das zielgerichtete Einsetzen von Emotionen zur Problemlösung, da sich Stimmungen auf verschiedene kognitive Prozesse auswirken (Salovey & Mayer, 1990). Folgende Bereiche gelten hierbei als relevant: flexibles Planen, kreatives Denken und stimmungsgelenkte Aufmerksamkeit und Motivation. Flexibles Planen beschreibt hierbei den Einfluss von Emotionen auf ein geplantes Vorhaben. Die Einschätzung zukünftiger Vorhaben unterliegt somit auch emotionaler Schwankungen, wobei der Erfolg einer Planung je nach Gefühlszustand positiver oder negativer eingeschätzt wird. Ein positiver Gemütszustand scheint sich auch positiv auf die kreative Lösung von Problemen auszuwirken. Auch die Aufmerksamkeit wird durch Emotionen beeinflusst, wobei eine erhöhte Aufmerksamkeit verbunden mit den Emotionen auch als Motivator fungieren kann.12
1.3 EI - Ein gesundheitsrelevanter Faktor?
Wütend sein kennt jeder. Wut ist ein bekanntes Konstrukt, das jeder hin und wieder mal erlebt. Hat man diese jedoch nicht ausreichend unter Kontrolle und ärgert man sich schon fast auf chronischer Weise, so kann dies zu physiologischen Auswirkungen, wie z.B. Gefäßverengungen oder erhöhtem Blutdruck, kommen welche wiederrum zu Herzinfarkten oder anderen chronischen Herzkrankheiten führen können (Franken, 2004, S. 120). Unsere Emotionen haben also nicht nur Einfluss auf unser Verhalten und unsere Entscheidungen, sondern auch auf unsere Gesundheit. Untersuchungen von Slaski und Cartwright zeigen, dass Personen mit einer hohen emotionalen Intelligenz Erlebnisse besser verarbeiten und tendenziell ein besseres Wohlbefinden aufweisen als Personen mit einer niedrigen emotionalen Intelligenz.13 Des Weiteren besteht ein Zusammenhang zwischen emotionaler und kognitiver Intelligenz. Personen, die soziale Situationen besser einschätzen können, können auch ihre kognitive Intelligenz besser einsetzen.14
Emotional intelligente Personen, die einen guten Zugang zu ihren Emotionen haben und diese auch sinnvoll interpretieren und nutzen können, leben gesünder als Menschen mit einer niedrigen emotionalen Intelligenz. Negative Affektivität steht nach einigen wissenschaftlichen Belägen im Zusammenhang mit verstärkten körperlichen Beschwerden, da eine geringe emotionale Intelligenz verbunden mit negativer Affektivität und sozialen Hemmungen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen, welches aufgrund des chronischen Stresses zu Herz- Kreislaufproblemen oder Magen- und Darmproblemen führen kann. Menschen mit geringer emotionaler Intelligenz fällt es nämlich tendenziell schwerer Stress wahrzunehmen und damit umzugehen.15
Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz hingegen weisen eine bessere psychische und physische Gesundheit auf, da diese Stress besser wahrnehmen und aufgrund der Selbstwirksamkeitserwartung besser damit umgehen können. Die Stresssituation wird im Gegensatz zu weniger emotional intelligenten Menschen nicht als belastend, sondern als Herausforderung angesehen, was wiederum zu einer guten Gesundheit beiträgt.16 Laut Isen (2000) dient ein hohes Maß an Intelligenz nicht nur grundsätzlich der Leistungsfähigkeit und der Kreativität, sondern auch der kognitiven Flexibilität.17
Unter Anderem zeigt auch eine Studie von Downey, Mountstephen, Lloyd, Hansen und Stough (2008), dass sich emotional Intelligente Kinder in Fächern wie Mathematik, Kunst, Geografie und Naturwissenschaften leichter tun, weshalb gesagt werden kann, dass emotionale Intelligenz auch am Arbeitsplatz oder in der Schule von großem Vorteil ist.18
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine hohe emotionale Intelligenz mit einer guten Gesundheit einhergeht. Seine emotionale Intelligenz zu verbessern bringt also prinzipiell nur Vorteile mit sich. Fördernd sind unter Anderem Meditationen und anderen Übungen, die bei der Akzeptanz und der Steuerung von Gefühlen helfen.
2. Aufgabe C2
Zunächst wird im Unterkapitel 2.1 das Konzept der sozialen Unterstützung erläutert und im folgenden Kapitel darauf übertragen inwiefern soziale Unterstützung und Gesundheit zusammenhängen. In den darauffolgenden zwei Kapiteln wird soziale Unterstützung zunächst als Persönlichkeitsmerkmal analysiert und danach diskutiert inwieweit eine stabile Partnerschaft bei der Bewältigung einer chronischen Krankheit helfen kann.
2.1 Konzept der sozialen Unterstützung
„Social support is defined as the resources provided by other persons.” (Cohen & Syme, 1985b, S. 4) Eine sehr allgemeine Definition sozialer Unterstützung. Soziale Unterstützung wird demnach als Ressource bezeichnet, die von anderen Personen geliefert wird, damit belastende Situationen von einem Individuum bewältigt werden können. Die Ressourcen können emotionaler, instrumenteller und informationeller Art sein.19
Eine einheitliche Definition von sozialer Unterstützung zu finden, ist wie bei dem Begriff „Intelligenz“ äußerst schwierig, da die Unterstützungs- und Netzwerkforschung mittlerweile ein Sammelkonzept darstellt, welches durch verschiedene Merkmale wie Inhalt, Quellen und Art von Unterstützung gekennzeichnet ist. Soziale Unterstützung stellt ein Teil des sozialen Netzwerkes dar und steht gleichzeitig damit in Wechselwirkung.20
Laireiter fasst die Grundideen verschiedener Definitionen zusammen wonach soziale Unterstützung aus sozialen Beziehungen und Interaktionen besteht, welche die grundlegenden Bedürfnisse eines Menschen nach Identität, Zuneigung, Sicherheit, Information und Rückhalt befriedigen, aus denen sie „Kraft und Stärke für ihre Lebensbewältigung schöpfen, sie damit ihr Befinden stabilisieren und ihre psychische und somatische Gesundheit aufrecht erhalten. (Laireiter, 2009, S.15)“ Die Grundidee wird außerdem in vier Bereiche mit unterschiedlichen Bedeutungen eingeteilt: Soziale Unterstützung als Ressource, im Sinne von Informationen, als unterstützendes Verhalten und als Bedürfnisbefriedigung. Mithilfe dieser vier Bereiche generiert Laireiter eine umfassende Definition, die soziale Unterstützung als „ein komplexes System [beschreibt], dass […] soziale Rahmenbedingungen, im Sinne von Personen […], die las Ressource zur Verfügung stehen, beinhaltet, wie auch die soziale Interaktionen, in denen diese Ressourcen […] vermittelt werden […] wie auch soziale Wahrnehmungen, die […] das Gefühl der Unterstütztheit generieren und zur Bedürfnisbefriedigung beitragen. (Laireiter, 2009, S. 63)“
2.2 Soziale Unterstützung als Gesundheitsfaktor
Bereits Mitte der 70er Jahre konnten unterschiedliche Studien beweisen, dass soziale Unterstützung hilft „Risiken [zu] vermeiden […], dass Sie die Gesundheit fördert, Stress abpuffert, Belastungen bewältigen hilft und zur Wiedererlangung von Wohlbefinden beiträgt (House/Umberson/Landis 1988, Vaux 1988, Nestmann 1988, Röhrle 1994).“21 Besonders der Zusammenhang zwischen Mortalität und sozialer Unterstützung stand bei vielen Untersuchungen im Fokus. Dass es eine Assoziation zwischen Mortalität und fehlendem sozialen Netzwerk gibt zeigen die Ergebnisse.
Des Weiteren zeigten Studien, die sich auf konkrete Erkrankungen beziehen, dass es ebenfalls eine Assoziation zwischen sozialer Unterstützung und dem Gesundheitszustand gibt, bezogen auf Krankheitsbilder wie grippaler Infekt22, Hüftfraktur23 oder Depressionen24. Seeman fasst zusammen, dass das Netzwerk sozialer Beziehungen dynamische und komplexe Systeme repräsentiert, die sich auf die Gesundheit auswirken.25 Vor dem Hintergrund des korrelativen Zusammenhangs zwischen sozialer Unterstützung, Gesundheit und Wohlbefinden, stellt sich die Frage welche Rolle soziale Unterstützung in diesen Prozessen spielt. Nach Heller und Rook (2001) hat soziale Unterstützung in Bezug auf Gesundheit und Krankheit folgende fünf Funktionen:
1. Durch Aktivitäten, die zur Identifikation mit und Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe führen, entsteht soziale Integration,
2. durch das erfolgreiche Ausfüllen einer Rolle und durch positive Bewertung von Mit- gliedern des sozialen Netzes entwickelt und stabilisiert sich das Selbstwert- und das Identitätsgefühl einer Person,
3. durch Aktivitäten im sozialen Kontakt, die Belastungen mindern und Wohlbefinden fördern, regulieren sich Affekte,
4. durch konkrete, praktische Hilfestellungen und durch die Förderung individueller Kom- petenzen erfolgt Hilfe bei der Bewältigung konkreter Belastungen,
5. durch die soziale Einbindung und Regulation wird sozial akzeptiertes, erwünschtes und gesundheitsförderliches Verhalten gefördert.
Auch wenn der Wirkungsmechanismus von sozialer Unterstützung auf die Gesundheit bis heute unklar ist, gibt es verschiedene Theorien dazu: Seeman erklärt den Zusammenhang von Sozialer Unterstützung und Gesundheit dadurch, dass sich soziale Isolation und nicht unterstützende soziale Interaktionen (z.B. Betreuung eines Ehepartners, der schwer krank ist) in niedriger Immunabwehr und erhöhter neuroendokriner und kardiovaskulärer Aktivität auswirken, während sozial unterstützende Interaktionen das Gegenteil bewirken.26 Eine ähnliche Annahme trifft Stansfeld, der verschiedene Leitungsbahnen dafür verantwortlich macht, dass innerer oder äußerer Stress (verursacht durch soziale Situationen) das Immunsystem und die neuroendokrinen Reaktionen des Körpers beeinflusst.27
[...]
1 Vgl. Borsley/Kasten (2019), S. 47
2 Vgl. May/Kullmann (2009a), S. 87
3 Vgl. May/Kullmann (2009b), S. 85
4 Vgl.Siegler et al. (2016), S. 277
5 Vgl Myers (2014), S. 401
6 Vgl. Siegler et al. (2016), S. 277- 278
7 Vgl. Siegler et al. (2016), S. 278
8 Vgl. Lohaus/Vierhaus (2019), S.153
9 Vgl. Mayer et al. (1990), S. 772-781
10 Vgl. Mayer et al. (1991), S. 13
11 Vgl Siebert (2006), S.13-14
12 Vgl. Siebert (2006), S. 16-17
13 Vgl. Slaski/Catwright (2002)
14 Vgl. José (2016), S. 44-45
15 Vgl. Maltby et al. (2011), S. 771
16 Vgl. Maltby et al. (2011), S. 708-709
17 Vgl. Salewski und Renner (2009), S. 146
18 Vgl. Maltby et al. (2011), S. 709
19 Vgl. Asendorf (2009), S. 131
20 Vgl. Hukeljic, (2010)
21 Vgl. Nestmann/Stiehler (1998)
22 Vgl. Cohen et al. (1997), S. 1940-1944
23 Vgl. Shyu et al. (2006), S. 501-506
24 Vgl. Liang et al. (1999), S. 983-995
25 Vgl. Seeman (1996), S. 442-451
26 Vgl. Seeman (1996), S. 442-451
27 Vgl. Stansfeld (1999)
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