Lehár, in dessen Adern ungarisches, deutsches und französisches Blut floss, war der Sohn eines Militärkapellmeisters. Hochbegabt, kam er schon als Zwölfjähriger als Violinschüler an das Prager Konservatorium. Nach sechsjährigem Musikstudium nahm er einen Posten als Orcherstermusiker in Barmen-Elberfeld an. 1890 entschloss er sich, Militärkapellmeister zu werden. In dieser Stellung kam er 1898 nach Budapest und von 1899 bis 1902 nach Wien.
Durch Franz Lehár erlebte die Wiener Operette einen zweiten Frühling. Das ,,goldene Zeitalter" der Wiener Operette mit den besten Werken von Johann Strauß, Millöcker, Zeller und Heuberger war vorüber und dieser glänzenden Ära folgten magere Jahre, die einen Niedergang dieser Gattung erkennen ließen. Doch nach der Jahrhundertwende traten wieder neue begabte Komponisten hervor, die der Operette neue Impulse gaben. Lehár ist mit seinen melodienreichen Tanzoperetten der stärkste Vertreter des sentimentalen ,,silbernen Operettenzeitalters".
1896 errang er mit der Aufführung seiner Oper Kukuschka in Leipzig den ersten Bühnenerfolg. Erst 1902 fand er den Weg zur Operette. Seit seiner Lustigen Witwe 1905 wurde er zum populärsten zeitgenössischen Operettenkomponisten, der die Gattung neu belebte. Lehárs stärkster Konkurrent war Oscar Straus (1870 - 1954), der in seinem Walzertraum noch einmal die Walzerseligkeit eines Johann Strauß beschwörte.
Zu Lehárs bekanntesten Operetten gehören:
Der Graf von Luxemburg 1909
Zigeunerliebe 1910
Paganini 1925
Der Zarewitsch 1927
Das Land des Lächelns 1929 Friederike 1928
Giuditta 1934
Nachdem er mit 55 Jahren bereits 25 Werke vollendet hatte, schuf er noch bis zu seinem 73.
Lebensjahr eine Folge von stark inspirierten Werken neuer Art, wie zum Beispiel Friederike. Diese heute oft unterschätzten Spätwerke werden von singspiel- und opernhaften Elementen bestimmt. Dazu gehören die musikdramatische Intensivierung der Hauptgestalten, eine Neigung zu ernsten, in resignierter Stimmung verklingenden Handlungen und eine verfeinerte Harmonik und Orchestration.
Den Ausklang seines Lebenswerkes bildete die 1934 an der Wiener Staatsoper uraufgeführte musikalische Komödie ,,Giuditta".
FRANZ LEHÀR
* 30. April 1870 (Komorn/Ungarn)
24. Oktober 1948 (Bad Ischl)
1870 als Sohn eines Militärkapellmeisters geboren 1882 Eintritt in das Prager Konservatorium 1888 Orchestermusiker in Barmen-Elberfeld 1890 Entschluss, Militärkapellmeister zu werden 1898 Budapest
1899 - 1902 Wien
1896 erster Bühnenerfolg mit Kukuschka in Leipzig 1902 Beginn Lehárs, Operetten zu schreiben 1905 Die lustige Witwe wird in Wien uraufgeführt
DIE LUSTIGE WITWE
Operette in 3 Akten von Victor Léon und Leo Stein Uraufführung am 28. Dezember 1905 in Wien
Personen:
Hanna Glawari (S)
Graf Danilo Danilowitsch, Gesandschaftssekretär (T)
Baron Mirko Zeta, pontevedrinischer Gesandter in Paris (T od. Bar) Valencienne, seine Frau (S)
Camille de Rosillon (T) Vicomte Cascada (T) Raoul de St. Brioche (T)
Bogdanowitsch, pontevedrinischer Konsul (Bar) Kromow, Gesandschaftsrat (Bar)
Sylviane Bogdanowitsch und Olga Kromow (Mezzo-S) Praskowia Pritschitsch (A)
Pritschitsch, Oberst (Bar) Njegus, Kanzlist (B)
Eine Dame (Mezzo-S) Ein Diener
Pariser und pontevedrinische Gesellschaft
Guslaren Musikanten
Grisetten Diener
Ort und Zeit: Paris um 1900
1. Akt:
Hanna Glawari, eine junge und sehr reiche Witwe, wird bei einem Fest in der pontevedrinischen Gesandtschaft in Paris von den anwesenden Junggesellen heftig umschwärmt. Baron Zeta möchte sie vor einer Ehe mit einem Pariser zurückhalten, um ihr Vermögen dem finanzschwachen pontevedrinischen Staat zu erhalten. Deshalb soll Graf Danilo sich um Hanna bewerben. Dieser liebt Hanna zwar seit ihrer Jungmädchenzeit, will aber nicht den Anschein erwecken, als sei er hinter ihrem Geld her, und begnügt sich damit, Hannas andere Verehrer zu vertreiben und ihr bei einem Tanz wortlos seine Empfindungen mitzuteilen.
2. Akt:
Valencienne, die Frau Zetas, gerät in eine kompromittierende Situation: sie hat Rosillon, der sich um sie bewirbt, einen Abschiedskuss in einem Pavillon versprochen. Als jedoch der Pavillon vor den Gästen geöffnet wird, tritt Hanna anstelle ihrer Freundin Valencienne heraus und erklärt sich mit Rosillon für verlobt.
3. Akt:
Als Zeta erfährt, wer tatsächlich mit Rosillon im Pavillon war, will er sich scheiden lassen. Er wirbt um Hannas Hand, zieht sich jedoch sofort zurück, als er erfährt, dass Hanna bei einer Heirat ihr Vermögen verliert. Nun kann Danilo erfolgreich um Hannas Hand anhalten. Die ,,lustige Witwe" hat ohnehin die ganze Zeit nur Danilo im Sinn gehabt und klärt ihn jetzt auf, dass sie ihr Vermögen bei einer Heirat zwar verliert - aber nur an ihren neuen Ehegatten, an Graf Danilo.
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- Roswitha Gindra (Author), 2000, Franz Lehár, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98258