Das Buch Ijob ist auch nach über 2500 Jahren thematisch noch nicht bewältigt, das zeigen die zahlreichen Interpretationsansätze und kontroversen Diskussionen anläßlich der Schrift.
Ursache hierfür ist wohl das Problem, angesichts der Existenz Gottes den Grund oder sogar den Sinn für unschuldiges Leiden in der Welt nicht ergründen zu können. In der vorliegenden Arbeit sollen Interpretationsansätze aufgezeigt werden, die in der neueren Literatur zu diesem Thema erschienen sind. Ein besonderes Augenmerk galt hierbei dem Text des Befreiungstheologen G. Gutiérrez, der in seinem Werk "Von Gott sprechen in Unrecht und Leid" die Sprache des unschuldig leidenden Ijob zu Gott untersucht.
Inhalt
1. Einleitung
2. Aspekte der Interpretation des Buches Ijob
2.1. Eine Wette zwischen Gott und Satan
2.2. Unschuldiges Leiden - das Schicksal Ijobs
2. 3. Die Lehre vom Lohn - die Theologie der Freunde Ijobs
2.4. Das Gottesverständnis Ijobs
2.5. Die Reden Gottes
3. Die Frage der Theodizee - gibt uns Ijob eine Antwort?
4. Hat das Leiden einen pädagogischen Wert?
5. Das Klagen Ijobs und die „Dritte Welt“ - ein Appell G. Gutiérrez’
6. Persönliche Stellungnahme
7. Bibliographie
1 Einleitung
Das Buch Ijob ist auch nach über 2500 Jahren thematisch noch nicht bewältigt, das zeigen die zahlreichen Interpretationsansätze und kontroversen Diskussionen anläßlich der Schrift. Ursache hierfür ist wohl das Problem, den Grund oder sogar den Sinn für unschuldiges Leiden in der Welt mit menschlichem Verstand nicht ergründen zu können. In der vorliegenden Arbeit sollen so in erster Linie Interpretationsansätze aufgezeigt werden, die in der neueren Literatur zu diesem Thema erschienen sind. Ein besonderes Augenmerk galt hierbei dem Text des Befreiungstheologen G. Gutiérrez . Eine Vorstellung seines Buches allein erschien mir nach Lektüre der angegebenen Literatur wenig spannend. Vielmehr interessierte mich der Inhalt des Ijobbuches selbst. G. Gutiérrez legt in seinem Werk besonderen Wert auf die Sprache Ijobs. Ihm geht es darum, in Anbetracht unschuldigen Leidens eine Sprache zu finden, in der von einem Gott gesprochen wird, der gut und gerecht ist. Dieses sprachliche Problem wurde von mir bewußt ausgeklammert, da es mir darum ging, das Buch Ijob inhaltlich, auf interpretatorischer Ebene zu erfassen (natürlich erhebt auch G. Gutiérrez diesen Anspruch). Der Text G. Gutiérrez‘ diente mir daher als Diskussionsgrundlage und Vorlage einer möglichen Interpretation.
In Kapitel 2 soll das Buch Ijob inhaltlich dargestellt und interpretiert werden. Eine Diskussion des Textes in Bezug auf die Frage der Theodizee ist in Kapitel 3 enthalten.
Auf der Suche nach dem Grund des Leidens stellt sich jeder auch die Frage nach einem möglichen Sinn. In der Literatur stößt man immer wieder auf das Argument, das Leiden enthalte einen pädagogischen Wert. In Kapitel 4 soll dieses Argument anhand einer Rede des Papstes Johannes Paul II vorgestellt werden (wenngleich dies im Rahmen einer solchen Arbeit nur sehr verkürzt geschehen kann).
Die entscheidende Intention des Werkes G. Gutiérrez’ wird in Kapitel 5 dargestellt und untersucht.
Das Kapitel 6 stellt mit der Darstellung meiner eigenen Meinung zum Buch Ijob und dem Werk von G. Gutiérrez den Schluß der Arbeit dar. Eine
Bewertung der Schrift des Papstes findet hier nicht mehr statt, da dies in Kapitel 4 hinreichend geschehen ist.
2. Aspekte der Interpretation des Buches Ijob
2. 1. Eine Wette zwischen Gott und Satan
G. Gutiérrez beschreibt die Herausforderungen des Satans im Streit mit Gott bezeichnender Weise als „Wette“1. Der Inhalt dieses Wettstreits soll im Folgenden kurz dargestellt werden.
Der erste Teil der „Wette“ zwischen Gott und dem Satan stellt den Anfang des Ijobbuches dar:
„[...] rühr an all das, was sein ist; wahrhaftig, er wird dir ins Gesicht fluchen.“2
Es geht um die Herausforderung des Satans, Ijobs Glauben als berechnend, als abhängig von der Gunst Gottes bezogen auf materielle Güter, zu entlarven. Damit ist das Thema des Ijobbuches bereits genannt: im Vertrauen auf die Absichtslosigkeit des Glaubens in Ijob nimmt Gott die Wette an. Gott gewinnt die Wette. Ijob „äußerte nichts Ungehöriges gegen Gott“3, trotz des Verlustes seiner Kinder und seines Besitzes. So formuliert der Satan den zweiten Teil der Wette:
„ [...] Haut um Haut! Alles, was der Mensch besitzt, gibt er hin für sein Leben. Doch streck deine Hand aus, und rühr an sein Gebein und Fleisch; wahrhaftig, er wird dir ins Angesicht fluchen.“4
Auch nach dem Bestehen der ersten Wette zweifelt der Satan an der Absichtslosigkeit in Ijobs Glauben. Er steigert seine Herausforderung, Ijob soll durch das Erleiden von Krankheiten erneut auf die Probe gestellt werden.
Die Funktion der Krankheit bekommt bei G. Gutiérrez eine noch größere Tragweite als die des leiblichen Todes. So bedeute die Krankheit Ijobs neben dem leiblichen auch den gesellschaftlichen Tod, geprägt von einer Vorstellung, die in einer solchen Krankheit die Vergeltung für ehemals begangene Sünden sucht.5 So kommt der physischen Komponente eine seelische hinzu. Doch trotz Aufforderungen seitens seiner Frau, Gott zu lästern und zu sterben6, sündigt Ijob nicht. Gott gewinnt also auch den zweiten Teil der Wette.
2.2. Unschuldiges Leiden - das Schicksal Ijobs
Der Anlaß für das Leiden Ijobs selbst - eine Wette zwischen Gott und dem Satan - macht deutlich, daß Ijob vollkommen unschuldig leidet. Gerade weil Ijob unschuldig ist, bietet er sich an für einen derartigen Wettstreit. So wird die Geschichte Ijobs zum Modellfall des unschuldig Leidenden schlechthin.7 Ijob beteuert im Laufe der Erzählung in immer vehementerer Form seine Unschuld. In der Auseinandersetzung mit seinen Freunden äußert er sich sehr deutlich zu den Vorwürfen, in der Vergangenheit Sünden begangen und so durch Armut und Krankheit von Gott eine gerechte Strafe erhalten zu haben. Am Ende seiner Ausführungen, bevor Elihu seine Reden hält, wiederholt er ein letztes Mal seine Unschuldsbeteuerungen:
„Wenn ich in Falschheit einherging, wenn zum Betrug mein Fuß eilte, dann wäge Gott mich auf gerechter Waage, so wird er meine Unschuld anerkennen.“8
Ijob verteidigt also seine Unschuld vor Gott und den Freunden. Er versteht sich zwar wie jeder Mensch als Sünder, konkret bezogen auf seine Not jedoch kann er bei sich keinerlei schuldhaftes Vergehen finden.9 Auf seine Aufforderung, ihm seine Sünden zu nennen, antwortet Gott in seinen anschließenden Reden nicht. Hierin ist die Unschuld Ijobs in letzter Instanz bestätigt.10
2.3. Die Lehre vom Lohn - die Theologie der Freunde Ijobs
Die Freunde Ijobs vertreten das traditionelle Gottesverständnis ihrer Zeit11: die sogenannte Lehre vom Lohn. Am deutlichsten formuliert Elifas diese Theorie bereits in seiner ersten Rede:
„ Bedenk doch! Wer geht ohne Schuld zugrunde? Wo werden redliche im Stich gelassen? Wohin ich schaue: Wer Unrecht pflügt, wer Unheil sät, der erntet es auch.“12
G. Gutiérrez interpretiert diese Auffassung mit treffenden Worten:
„Reichtum und Gesundheit auf der einen und Armut und Krankheit auf der anderen Seite sind Vergeltungsmaßnahmen, mit denen Gott, die, die Gutes tun, belohnt bzw. die, die Böses tun, bestraft.“13
Die Argumentationsweise der Freunde ist recht klar erkennbar. Mit dem Anspruch, in der Lehre vom Lohn das wahre Gottesverständnis gefunden zu haben, schließen sie von dem Unglück Ijobs rückwärtig auf Vergehen, die er vorher begangen haben muß. Auch Bildad und Zofar bringen im Wesentlichen keine neuen Argumente dar. Die Absicht der Freunde ist nicht,
Ijob in seinem Leid zu verstehen. Es ist nirgends zu erkennen, daß sie Zugeständnisse im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt ihrer Theorien machen. Vielmehr versuchen sie, als erfahrene Theologen, Ijob von ihrer Lehre zu überzeugen.
„ Ja, das haben wir erforscht, so ist es. Wir haben es gehört. Nimm auch du es an!“14
Eine besondere Rolle nimmt Elihu am Ende der Diskussion zwischen Ijob und den drei Freunden ein. Daß er zu Beginn nicht zusammen mit den drei Freunden genannt wird, deutet schon auf seine besondere Funktion hin.15 Elihu begründet sein anfängliches Schweigen damit, sich der Richtigkeit seiner Aussage als offenbar jüngsten Anwesenden nicht sicher gewesen zu sein.16 Er sieht sich jedoch gezwungen, auf Ijobs Reden zu antworten, als keiner ihm mehr entgegnet. Er distanziert sich so auch von den Freunden Ijobs.
„Ich bin euch aufmerksam gefolgt, doch seht, keiner hat Ijob widerlegt, keiner von euch ihm zu entgegnen vermocht.[...] Sagt nicht: Wir haben die Weisheit gefunden: Gott wird ihn verstoßen, nicht ein Mensch.“17
Inhaltlich setzt sich Elihu von den Freunden Ijobs durch die Erweiterung derer Argumente um das des pädagogischen Moments des Leidens ab. Das Leiden ermöglicht nach Elihu dem Menschen, sein Bewußtsein für Gott zu öffnen.
„ Den Geplagten rettet Gott durch seine Plage und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr.“18
[...]
1 vgl.: Gutiérrez, Gustavo: Von Gott sprechen in Unrecht und Leid- Ijob. Hg. v. Johann Baptist Metz u. Jürgen Moltmann. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1988 (Fundamentaltheologische Studien Nr. 15).
2 Ijob 1, 11
3 Ijob 1, 22
4 Ijob 2, 4f
5 vgl.: Gutiérrez, Gustavo: Von Gott sprechen in Unrecht und Leid- Ijob. Hg. v. Johann Baptist Metz u. Jürgen Moltmann. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1988 (Fundamentaltheologische Studien Nr. 15). S. 28
6 vgl.: Ijob 2, 9
7 vgl.: Gutiérrez, Gustavo: Von Gott sprechen in Unrecht und Leid- Ijob. Hg. v. Johann Baptist Metz u. Jürgen Moltmann. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1988 (Fundamentaltheologische Studien Nr. 15). S. 26
8 Ijob 31, 5f
9 vgl.: Ijob 31, 1-34
10 vgl.: Gutiérrez, Gustavo: Von Gott sprechen in Unrecht und Leid- Ijob. Hg. v. Johann Baptist Metz u. Jürgen Moltmann. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1988 (Fundamentaltheologische Studien Nr. 15). S. 104
11 vgl.: ebd. S. 48
12 Ijob 4, 7f
13 Gutiérrez, Gustavo: Von Gott sprechen in Unrecht und Leid- Ijob. Hg. v. Johann Baptist Metz u. Jürgen Moltmann. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1988 (Fundamentaltheologische Studien Nr. 15). S. 47
14 Ijob 5, 27
15 G. Gutiérrez geht davon aus, daß die Reden des Elihu nachträglich in die Erzählung eingefügt worden sind. Er stützt sich dabei auf die Untersuchungen anderer Autoren wie J. Léveque und R.A.F. MacKenzie. Vgl. hierzu: Gutiérrez, Gustavo: Von Gott sprechen in Unrecht und Leid- Ijob. Hg. v. Johann Baptist Metz u. Jürgen Moltmann. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1988 (Fundamentaltheologische Studien Nr. 15). S. 75f
16 vgl.: Ijob 32, 6- 11
17 Ijob 32, 11;13
18 Ijob 36, 15
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