Vorwort
Die folgende Arbeit stellt eine Synthese der Unternehmensgeschichte der Austria Haustechnik Aktiengesellschaft mit einer Analyse der aktuellen Firmensituation unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten dar, wobei die Jahre 1989 – 1999 als Betrachtungszeitraum herausgegriffen wurden.
Nach reiflicher Überlegung wurde der Entschluss gefasst, die vorliegende Arbeit in zwei Teile zu gliedern. Im ersten Abschnitt wird der historische Werdegang des Unternehmens beschrieben, wogegen der zweite Abschnitt die eigentliche Betriebsanalyse, beginnend mit einem Unternehmensprofil, das dem Leser einen ersten Einblick in die „Materie – AHT“ verschaffen soll, über die Analyse der Rechtsform des Unternehmens, der Geschäftsfelder und Geschäftsbereiche, der Kennzahlen und last but not least des Marktes und der Rahmenbedingungen, darstellt.
Das Ziel dieser Arbeit ist es dem Leser einen Einblick in die Entwicklung der AHT in den letzten 10 Jahren, ergänzt um eine vollständige Firmengeschichte, zu gewähren und es ihm zu ermöglichen, sich eine Vorstellung über die aktuelle Situation und Position eines ihm doch viel-leicht nicht bekannten Unternehmens im nationalen und internationalen Wettbewerb zu bilden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Das Wesen einer Historischen Betriebsanalyse
Erstes Kapitel
Die Gründung der ersten Eisenhämmer
Die Rottenmanner Eisenwerke im 18. und 19. Jahrhundert
Josef Pesendorfer
Josef Pesendorfers Erben
Die Gebrüder Lapp
Die Rottenmanner Eisenwerke im 20. Jahrhundert
Die Rottenmanner Eisenwerke AG
Die Palten - Stahlindustrie GmbH Rottenmann
Die Verwertung des Betriebsgeländes nach dem Zweiten Weltkrieg..22
Das Schweiß- und Röhrenwerk Rottenmann
Die Firma „Rast und Gasser"
Fa. Bauknecht - Paltenstahlwerke Ges.m.b.H
Die Gründung der Austria Haustechnik Ges.m.b.H
Zeittafel
Zweites Kapitel
Unternehmensprofil der Austria Haustechnik AG
Grobanalyse
Strategische Ziele
Betrachtung der Rechtsform des Unternehmens
Die Austria Haustechnik Ges.m.b.H
Die Austria Haustechnik Aktiengesellschaft
Der Börsegang
Die Geschäftsfelder und Geschäftsbereiche der AHT
Der Geschäftsbereich Kühlung und Tiefkühlung
Der Geschäftsbereich Industrielle Zulieferung
Die Geschäftsbereiche und Geschäftsfelder im Rückblick
Ausblick der einzelnen Geschäftsfelder
Entwicklung der wichtigsten Kennzahlen
Bilanzkennzahlen
Gewinn- und Verlustrechnungs- Kennzahlen
Beschäftigtenkennzahlen
Markt und Rahmenbedingungen
Marktstruktur in der Eiscremeindustrie
Marktstruktur in der Lebensmittelindustrie
Konsumtrends
Marketing und Vertrieb
Die Hauptkonkurrenten
Beteiligungen und Akquisitionen
Der Anhang
Bildergalerie
Patente der AHT
Verzeichnisse
Tabellenverzeichnis
Verzeichnis der Grafiken
Abbildungsverzeichnis
Quellen und Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Quellen
Literaturverzeichnis
Vorwort
Die folgende Arbeit stellt eine Synthese der Unternehmensgeschichte der Austria Haustechnik Aktiengesellschaft mit einer Analyse der aktuellen Firmensituation unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten dar, wobei die Jahre 1989 - 1999 als Betrachtungszeitraum herausgegriffen wurden.
Nach reiflicher Überlegung wurde der Entschluss gefasst, die vorliegende Arbeit in zwei Teile zu gliedern. Im ersten Abschnitt wird der historische Werdegang des Unternehmens beschrieben, wogegen der zweite Abschnitt die eigentliche Betriebsanalyse, beginnend mit einem Unternehmensprofil, das dem Leser einen ersten Einblick in die „Materie - AHT" verschaffen soll, über die Analyse der Rechtsform des Unternehmens, der Geschäftsfelder und Geschäftsbereiche, der Kennzahlen und last but not least des Marktes und der Rahmenbedingungen, darstellt.
Das Ziel dieser Arbeit ist es dem Leser einen Einblick in die Entwicklung der AHT in den letzten 10 Jahren, ergänzt um eine vollständige Firmengeschichte, zu gewähren und es ihm zu ermöglichen, sich eine Vorstellung über die aktuelle Situation und Position eines ihm doch vielleicht nicht bekannten Unternehmens im nationalen und internationalen Wettbewerb zu bilden.
Herrn Univ. - Prof. Dr. Stefan Karner, der mir die Bearbeitung dieses Themas ermöglichte und die Arbeit betreute, danke ich in aufrichtiger Weise für die ausgezeichnete Unterstützung und sein großes Verständnis, nicht zu vergessen seine wertvollen Anregungen.
Graz, im Juni 2000
Einleitung
Das Wesen einer Historischen Betriebsanalyse
Die Firmengeschichte gilt heutzutage in vielen Ländern als etablierter Bereich der Geschichtswissenschaft, soweit sie unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten mit dem Ziel der wissenschaftlichen Erkenntnis betrieben wird. Sie darf nicht mit Werbung, Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit oder mit anderen Wünschen und Interessen des Unternehmens, dessen Geschichte man analysiert, verglichen werden.[1]
Von Seiten einzelner Unternehmen und Unternehmer haben seit jeher Bedürfnisse bestanden, sich mit der eigenen Vergangenheit zu beschäftigen. Diese Aufgabe übernahm in manchen Fällen der Unternehmer selbst in Form einer Autobiographie, in anderen Fällen wurde sie an das Unternehmen delegiert, welches dann die Geschichte recherchierte, dokumentierte und eine Schrift verfasste. So erfreulich der Umstand solcher Publikationen für die Nachwelt ist, muss trotzdem bedacht werden, dass solche Aufzeichnungen auch beim besten Willen subjektiv gefärbt sind oder sein können.[2]
1971 wurde der „Verein der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiete der Unternehmerbiographie und Firmengeschichte“ gegründet. Von den Mitgliedern dieses Vereines wurde unter anderem ein Katalog für historische Betriebsanalysen erarbeitet, der vier Ziele umfasste: [3]
- Die Wirtschaftsgeschichte blieb bis heute im wesentlichen eine Geschichte einzelner volkswirtschaftlicher oder anderer größerer Einheiten. Erst der nach betriebswirtschaftlichen Verfahren eingerichtete Katalog, dessen Kriterien an die Erarbeitung und Gestaltung solcher Schriftstücke angelegt wurden, kann zur Systematik wirtschaftsgeschichtlicher Untersuchungen und damit zur Wirtschaftsgeschichte, die auch die Entwicklung innerhalb der Unternehmen und Betriebe berücksichtigt, führen.
- Die gründliche Durchleuchtung der Betriebe, vor allem auch hinsichtlich der Sozialstruktur, führt zu Ansätzen einer Sozialgeschichte.
- Wissenschaftliche Erkenntnisse werden sich auch für die Betriebswirtschaftslehre ergeben, womit die historische Betriebsanalyse zu einer wichtigen Hilfswissenschaft der Betriebswirtschaftslehre werden kann.
- Wichtige Entscheidungen innerhalb von Unternehmen bewirken oft Folgen, deren Auswirkungen erst viel später erkannt werden, worin ein wesentlicher Aufgabenbereich der Firmengeschichte begründet ist: Erst aus den Untersuchungen über Entscheidungen in der Fir- ma und deren Auswirkungen erwachsen Hilfsmöglichkeiten für bevorstehenden Entscheidungen der Unternehmensführung.
Die historische Betriebsanalyse lässt sich als „das auf wissenschaftliche Methoden beruhende Erfassen und Analysieren jener Tatbestände, die den historischen Werdegang eines Unternehmens charakterisieren“, verstehen.[4]
Vom „Verein der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiete der Unternehmerbiographie und Firmengeschichte“ wurde ein Katalog erstellt, der die wichtigsten Punkte für das Abfassen von historischen Betriebsanalysen enthält. Dieser beinhaltet unter anderem die Eigentumsund Rechtsform, die Organisation, die Geschäftsfelder und Geschäftsbereiche, Finanz - und Rechnungswesen, Produktion einschließlich der technischen Entwicklung und dem Lizenzwesen, die soziale Struktur einschließlich Fluktuationen und das Verhältnis des Unternehmens zu seiner Wettbewerbsumwelt.[5]
Sowohl die historische Betriebsanalyse, als auch die Firmengeschichte, sind aufgrund der Berücksichtigung geschäftspolitischer Gesichtspunkte und Entwicklungen in der Vergangenheit und deren Wirkungen auf gegenwärtige Handlungsweisen in Verbindung mit den Zukunftsinteressen und Tendenzen weniger die Aufgabe eines Historikers, sondern eher die eines Wirtschaftswissenschaftlers.[6]
Erstes Kapitel
Firmengeschichte
Die Gründung der ersten Eisenhämmer
Die Stadt Rottenmann gilt ab dem 13. und 14. Jahrhundert als zentraler Ort des Paltentales[7]und des Landgerichtes Wolkenstein und war Umschlagplatz für die Verarbeitung und den Handel mit Eisen. Auch die regionale Organisation der Eisenverarbeitung hatte in dieser Zeit ihren Sitz in dieser Stadt.[8]
Vier Faktoren waren damals für die Bedeutung Rottenmanns für die Eisenverarbeitung und den Handel mit Eisen wesentlich.[9]
Der geologische Aufbau der Grauwackenzone brachte die notwendigen Bodenschätze, durch die reichlich vorhandene Wasserkraft an der Palten und an den Nebenbächen wurde die Verarbeitung des gewonnenen und herangeführten Eisen möglich gemacht, die reichen Holzvorkommen sorgten für das damals einzig vorhandene Brennmaterial und auf dem immer stärker frequentierten alten Verkehrsweg, der ehemaligen Römerstraße, wurde für die für die damalige Zeit problemlose Zu- und Abfuhr gesorgt.
Da in der näheren und weiteren Umgebung von Rottenmann seinerzeit große Mengen Eisenerz, aber auch Kupfer und Silber (Bärndorf, Oberzeiring, Oppenberg) abgebaut wurden, gewann die handwerksmäßi- ge Verarbeitung dieser Metalle in Rottenmann schnell große Bedeutung. In der Stadt arbeiteten damals bereits Sensen-, Blech-, Messer-, Hacken-, Büchsen-, Achsen-, Pfannen- und Kupferschmiede.
Um 1452 entstanden an der Palten, am Strechenbach und in Singsdorf die ersten Eisenhämmer als Vorreiter des späteren Rottenman- ner Eisenwerkes. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts existierten in Rottenmann sieben große Eisenhämmer, die sich im Besitze der Gewerken Von Hoffmann, Dietz, Fürst, Stanzinger, Pechhacker, Hildebrandt, und der Augustiner Chorherren befanden. Natürlich wurden die Eisenhütten aufgrund der Verwendung fließenden Wassers als Triebkraft für die Eisenhämmer an der Palten, außerhalb der Stadtmauern, angelegt.
Trotz des allgemeinen wirtschaftlichen Niederganges während des Dreißigjährigen Krieges und der Auswirkungen der Gegenreformation kam es zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu einem großen Aufschwung im obersteirischen Eisenwesen[10]. Im Paltental selbst existierten zwar keine Eisenbergbaue, trotzdem entstand in diesem Gebiet eine lebensfähige Eisenindustrie. Das hauptsächlich aus dem Vordernberger Gebiet stammende Erz wurde über das Liesingtal und den Walder Sattel nach Rottenmann transportiert und hier verarbeitet.[11]
Die Hammerwerke wechselten oft ihre Besitzer. Von einer Beständigkeit konnte keine Rede sein, außer der Besitz war durch ein Lehensband verankert, oder er stellte ein unveräußerliches Familiengut dar.
Zwischen 1574 und 1650 warteten viele Hammerherren vergeblich auf Roheisen. Wer Lebensmittel als Gegenleistung anbieten konnte, kam noch am ehesten zu diesem wertvollen Rohstoff. Die Hammerwerke verkauften ihre Erzeugnisse nicht über Händler, sondern selbst.[12]
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Tabelle 1: Verkaufspreise der Rottenmanner Hammerherren[13]
Die Rottenmanner Eisenwerke im 18. und 19. Jahrhundert
Die Franzosenkriege verschlechterten die Wirtschaftslage im Enns- und Paltental sehr. Die Sensen- und Hammerschmiede waren zwar vom Kriegsdienst befreit, so dass genug Arbeitsplätze vorhanden waren, aber es gab kaum Möglichkeiten das erzeugte Eisen abzusetzen. Daher wurde nur auf Vorrat produziert. Andererseits kam es, ausgelöst durch die Verpflegung der Soldaten, Gefangenen und der Besatzungsarmee, sowie durch den Kriegsdienst der Bauernsöhne und Knechte, die für den Nachschub sorgen sollten, auch zu einer Verknappung der Lebensmittel. In dieser ausgesprochen schwierigen Zeit konnten sich allerdings einige finanziell gutgestellte und fortschrittliche Rad- und Hammergewerken durchsetzen und das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Leben in Rottenmann bestimmen.[14]
Josef Pesendorfer
Zu den bedeutendsten Männern zählte Josef Pesendorfer, der, obwohl er ein Laie war, einen Eisenhammer nach dem anderen aufkaufte. Er erkannte sehr rasch, dass die Kleinindustrie mit den größeren Betrieben nicht mithalten konnte und es vieler technischer und organisatorischer Fähigkeiten bedurfte, um die Herstellungskosten herabzusetzen. Josef Pe- sendorfer war einer der ersten, die erkannten, dass der Holzvorrat um Rottenmann nicht bis zur Neige ausgeschöpft werden konnte und daher andere Brennstoffe mit hohen Kosten zugeführt werden mussten. Es galt einen zumindest gleichwertigen Brennstoff zu finden, diesen in die Rot- tenmanner Eisenwerke zu transportieren und dort die Öfen auf den neuen Brennstoff umzustellen. Er entschied sich dabei für Torf, das im Ennstal reichlich vorhanden war und die Braunkohle als Rohkohle vom Heizwert her deutlich übertraf.[15]
Josef Pesendorfers Erben
Nach dem Tode Josef Pesendorfers am 22. Februar 1856 ging die Übernahme durch seine Erben nicht ganz so reibungslos über die Bühne, wie er es sich vorgestellt hatte. Aus Gründen der hohen Erbabfertigungen war es nicht möglich, dass ein oder zwei Söhne die Werke weiterführten. Der gesamte Besitz wurde daher von den 21 Erben zu gleichen Teilen gerichtlich eingeantwortet und der Betrieb in „Eisenwerke Josef Pesendor- fers Erben" umbenannt[16].
Der ererbte Besitz konnte durch den Ankauf ausgedehnter Liegenschaften und Waldungen sogar noch bedeutend vergrößert werden. Damit war der von Josef Pesendorfer eingeschlagene und von seinen Erben fortgesetzte Weg der Zusammenlegung aller Rottenmanner Eisenwerke abgeschlossen. In Rottenmann bestand nun ein leistungsfähiger und wettbewerbstüchtiger Großbetrieb, der dadurch begünstigt war, dass er alle für die Erzeugung notwendigen Materialien von eigenen Besitzungen beziehen konnte.
Der Umschwung, der sich im Eisenhüttenwesen vollzog, bedingte vielfach Änderungen bzw. Modernisierungen der Betriebseinrichtungen und des Organisationsablaufes. Umfangreiche Neu- und Umbauten sowie technische Verbesserungen mussten vorgenommen werden.[17]
Die Gebrüder Lapp
Im März 1892 gingen die Rottenmanner Eisenwerke an die Gebrüder Lapp. Die neuen Eigentümer waren Daniel und Friedrich August Lapp und Schwager Ludwig Mayer. Im Rottenmanner Eisenwerk wurden eine Reihe von Erneuerungen und Verbesserungen vorgenommen. Die reichlich vorhandenen Wasserkräfte wurden mit besonderen Turbinenkraftwerken nutzbar gemacht, anstelle der alten Zerrennfeuer kamen Stahlwerke, und technisch ausgefeilte Walzwerke ersetzten die Hämmer.
Für die Erzeugung des nunmehr notwendigen Stroms wurden vier Elektrizitätswerke gebaut, wovon zwei am Strechenbach und die anderen an der Palten standen. Von ausgesprochener Bedeutung für das Eisenwerk war die 1906 erfolgte Inbetriebnahme des ersten Stahlschmelzlichtofens in der Monarchie. Im gleichen Jahr kam auch der erste Lastkraftwagen zum Einsatz. Man verfügte sogar über ein eigenes Sägewerk südlich des Haltestellengebäudes der neuen Bahnlinie.[18]
Die Rottenmanner Eisenwerke im 20. Jahrhundert
Die Rottenmanner Eisenwerke AG.
Der Erste Weltkrieg hatte auch auf die Rottenmanner Eisenwerke negative Auswirkungen. Da die Arbeiter und Beamten zum Wehrdienst einberufen wurden, kam es zu einer großen Verknappung an Arbeitskräften. Die Verknappung der Rohstoffe und der Verlust von Absatzgebieten, die zum Teil zu Feindesland geworden waren, sowie die Knappheit an Lebensmittel, führte zu einer rapiden Verschlechterung der Auftragslage und sogar zur Stillegung einzelner Betriebszweige.
1928 wurde die Fa. Gebrüder Lapp in eine Aktiengesellschaft mit der Bezeichnung „Rottenmanner Eisenwerke AG, vormals Gebrüder Lapp" umgewandelt.[19]In der Sitzung am 14. Mai konstituierte sich die Hauptversammlung und bestellte den Verwaltungsrat, dem nachfolgende Herren angehörten:
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Tabelle 2: Verwaltungsrat der „Rottenmanner Eisenwerke AG., vormals Gebrüder Lapp“[20]
Dir. E. Mosing, Vorstandsmitglied der „Allgemeinen Österreichischen Bodenkreditanstalt“ wurde zum Vizepräsidenten gewählt, wobei die Stelle des Präsidenten erst zu einem späteren Zeitpunkt bestellt werden sollte.
Die Rottenmanner Eisenwerke bestanden aus einem Stahl-, einem Walzwerk, einem Blechwalzwerk, einem Kaltwalzwerk, der Grau- und Weicheisengießerei und der Achsenfabrik. Als die Allgemeine Österreichische Bodenkreditanstalt ihren Geschäftsbetrieb aufgeben musste, sprang die Kreditanstalt bzw. die Vereinigte Kreditanstalt Wiener Bankverein als Bankverbindung ein.
1937 konnte der Gewerke Schmid - Schmidsfelden mit der Verlegung der Blech und Eisenwerke Styria AG vom Murtal nach Rottenmann und dem gleichzeitigen Zusammenschluss mit der Rottenmanner Eisenwerke AG., vormals Gebrüder Lapp, das örtliche Eisenwerk vor dem Zusammenbruch retten. Die Werke von Wasendorf, Hietzendorf, Aichdorf und Paßhammer sollten mit allen Einrichtungen, Maschinen und Geräten bis zum 31. Dezember 1939 nach Rottenmann übersiedelt werden.[21]
Folgende Ziele wurden damals von den zusammengelegten Betriebe formuliert:[22]
- Die in Rottenmann bestehenden Wasserkraftanlagen, die etwa 3000 PS lieferten, wurden auf eine Leistung von 5000 PS ausgebaut, was eine Verarbeitung der vom Styriawerk übernommenen Erzeugnisse ermöglichte.
- Die technischen Werkseinrichtungen und Anlagen waren zu modernisieren.
- Es waren so rasch wie möglich die erforderlichen Wohnbauten zu errichten.
Der Personalstand der zusammengelegten Werke umfasste rund 100 Angestellte und 1.000 Arbeiter. Die Zusammenlegung selbst wurde als wirtschaftliche Notwendigkeit angesehen, da einerseits eine Betriebsfortführung notwendig war und andererseits das drohende Problem der Arbeitslosigkeit eingedämmt werden konnte. Durch die Sicherung der Arbeitslage begann eine Zeit des wirtschaftlichen und sozialen Aufschwungs. Am besten ist dies anhand der Produktionszahlen zu erkennen: Im Bereich des technisch verbesserten Martin - Ofens konnte die Produktion von rund 30 auf 60 bis 75 Tonnen Tagesleistung gesteigert werden.
Das Glanzstück der Rottenmanner Eisenwerke, das sogenannte Trioblockwalzwerk wurde jedoch verkauft, da es laut einer offiziellen Bs- gründung für österreichische Verhältnisse zu groß war.
Bald verbreiteten sich Nachrichten über die Verlegung des Walzwerkes nach Liezen und der Stahlerzeugung nach Krems an der Donau. Die Gründe hierfür waren wirtschaftliche Planungen zur Ankurbelung der österreichischen Wirtschaft, die nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich umgesetzt werden mussten. Der schon 1938 begonnene Ausbau der Rüstungsindustrie wurde nun in verstärktem Maße fortgesetzt.[23]
Die Vorgeschichte zur Gründung des Stahlwerkes in Liezen durch die Industriellenfamilie Schmid - Schmidsfelden lag schon einige Jahre zurück. Das Schmidsche Walzwerk „Styria Wasendorf AG" sollte stillgelegt werden, da sich das Werksgelände auf einem Kohleflöz befand, den die Alpine Montangesellschaft durch ihr Fohnsdorfer Werk abzubauen beabsichtigte. Dem Hauptgesellschafter des Styria Werkes, Schmid - Schmidsfelden, mussten daher Vorschläge zur Ablöse bzw. Auflassung des Werkes gemacht werden. Da eine finanzielle Ablöse aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war, sah man ein Tauschgeschäft vor: Dieses hatte einen Abtausch mit der Rottenmanner Eisenwerke AG, vormals Gebrüder Lapp, vor, wobei die Rottenmanner Aktien durch einen CA - Kredit in Höhe von 4,1 Millionen Schilling aufgewertet werden mussten. Zusätzlich musste sich die Alpine zur Übernahme sämtlicher Übersiedlungs- und Restaurierungskosten verpflichten. Nach längeren Verhandlungen konnte man die Tauschverträge unterzeichnen und mit Stichtag 31.11.1937 übergab die Schmid - Gruppe der Alpine 50,06 % der Styria Aktien und erhielt dafür von der CA 50,09 % der Rottenmanner Aktien. Die Weiterbeschäftigung sämtlicher Rottenmanner und Wasendorfer Arbeiter wurde gleichzeitig garantiert. Außerdem erhielt die Rottenmanner Eisenwerke AG das Recht, das Wasendorfer Werk bis 1. Oktober 1938 auf eigene Rechnung weiterzuführen. Letztendlich kam es aber nie zu einer echten Betriebszu- sammenführung.[24]
Ab dem Jahre 1938 verhandelte die Schmidgruppe mit den zuständigen Reichsstellen über neue Betriebsstandorte. Eine endgültige Entscheidung ist allerdings erst am 2. September 1939 über Anordnung dieser Reichsstellen gefallen.
Demnach wurde die Schmidhütte Nachfolgebetrieb des Rotten- manner Werkes, von dem es unter anderem die Gießerei und die Herdplattenfabrik übernahm. Die Hütte Liezen wurde als reiner Rüstungsbetrieb konzipiert, der nach dem Kriegsende wieder aufgelassen werden sollte. Am 25.12.1939 wurde die Schmidhütte Liezen, Schmid & Co. KG. gegründet. Aufgrund von Schwierigkeiten konnte man erst im Jahre 1941 teilweise mit der Produktion beginnen. Der geplante Vollausbau war erst im Jahre 1944 beendet.[25]
Die Schmidgruppe verfügte somit während der ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs über vier Betriebe. Am 27 Februar 1942 wurde jedoch das Werk Wasendorf stillgelegt.
Die Palten - Stahlindustrie GmbH Rottenmann
Am 1. Juli 1942 wurden die seit Januar 1941 als Rüstungsbetrieb geführten Rottenmanner Eisenwerke als „Paltenstahlindustrie Ges.m.b.H“ aus der Schmidgruppe ausgegliedert und an ein Wehrmachtsunternehmen veräußert. Erzeugt wurden vor allem Geschützgranaten, Panzergranaten, Flakgranaten, Handgranaten, Panzerfäuste, Bomben, Panzer - Kettenglieder und Panzer - Kettenradnarben.
Die Rottenmanner Eisenwerke, die ihren Betrieb in Rottenmann an die Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie in Berlin unter der Fa. Palten - Stahlindustrie GmbH abgetreten haben, trugen von nun an den Firmenwortlaut „Palten - Stahlindustrie GmbH Rottenmann“. In der Zeit zwischen 1942 und 1943 waren 1.293 Arbeitnehmer in der Palten - Stahlindustrie GmbH. beschäftigt.[26]
Das Bild der Stadt Rottenmann hatte sich durch die Anpassung der Werksanlagen an die Kriegsgüterproduktion wesentlich geändert. Eine große Halle als Gesenkschmiede samt den nötigen Nebengebäuden war entstanden. Das Seitenbachbett wurde zugeschüttet, die alten Schlote wurden umgelegt und die veralteten Werksgebäude wurden teils abgetragen, teils neu umgebaut. Um Sabotage und Spionage zu verhindern, wurde die gesamte Werksanlage eingezäunt und ein Werksschutz eingesetzt.
Am Westausgang der Stadt wurde ein großes Barackenlager errichtet. Darin wurden von 1942 - 1943 etwa 700 ausländische Zivilarbeiter, ferner Kriegsgefangene Franzosen und Italiener untergebracht. Zur Unterstützung der Produktion waren auch „Hilfswillige“ im Rüstungsbetrieb beschäftigt. Die Werksanlagen wurden 1944 wesentlich erweitert und ausgebaut. Außerdem erhöhte man die Anzahl der ausländischen Arbeiter auf 1.000 Personen. Diese waren in einem großen Barackenlager am westlichen Ende des Ortes notdürftig untergebracht.[27]
Nach dem Krieg wurde das Werk von der sowjetischen Besatzungsmacht als „Deutsches Eigentum“ völlig demontiert. Dabei wurden mehr als 1300 Maschinen und Geräte nach Russland verfrachtet.[28]
Die Verwertung des Betriebsgeländes nach dem Zweiten Weltkrieg
Das riesige Betriebsareal der Paltenstahl - Industrie GmbH wurde als ehemaliges „Deutsches Eigentum" von der staatlichen Montanunion AG verwaltet. Alle Versuche, industrielle Aktivitäten zu setzen, waren nur von sehr bescheidenem Erfolg gekrönt.
Verschiedene Firmen versuchten sich in den Folgejahren im Werksbereich zu etablieren. Sie hatten jedoch trotz des großen Bedarfs am Markt nur kurzfristigen oder mäßigen Erfolg, wobei meist die Schließung oder die Übernahme der Produktion durch Nachfolgefirmen erfolgte. Zu diesen Unternehmen zählten unter anderem der Bügeleisenerzeuger Stator, das Schweiß - und Röhrenwerk Hämmerle, die Nähmaschinenfabrik Rast und Gasser und der Möbelhersteller Select Möbel.[29]
Es begann eine Zeit der Aufbauarbeit, die jedoch aufgrund einer fehlenden langfristigen Konzeption im Hinblick auf geeignete Produktionen wenig Erfolg zeigte. Die Herstellung von landwirtschaftlichen Maschinen wie Miststreuer oder Eggen brachte nicht die gewünschten kaufmännischen Erfolge, auch die Produktion eines Dieselkraftfahrzeuges, „Palten- diesel" genannt, war zum Scheitern verurteilt.
Ein ehemaliger Mitarbeiter, der Produktionsleiter Leo Renner erinnert sich an diese Zeit wie folgt:[30]
„In der ehemals verstaatlichten Industrie entstand nach dem Kriegsende der Plan, in Österreich wieder eine Autoproduktion aufzuziehen, wobei vom Ministerium hierfür ein Budget zur Verfügung gestellt wurde. Kurzfristig wechselte ich aus der Fertigung in die Planung des „Palten- diesels". Die gesamten Planungsarbeiten für das Chassis wurden in Rottenmann durchgeführt, der Motor wurde aber von der AVL List GmbH in Graz entwickelt und hergestellt. Dazu wurde für rund ein Jahr ein Mitarbeiter dieser Firma nach Rottenmann als Projektleiter und Berater abgestellt. Das gesamte Projekt wurde unter der Federführung der Fa. AVL List abgewickelt. Nachdem auch die von der Fa. Westfalia geplante Karosserie geliefert wurde, konnte mit dem Bau der ersten Prototypen begonnen werden.
Insgesamt 5 Fahrzeuge wurden komplett fertig montiert und bei verschiedenen Anlässen ausgestellt, außerdem wurden laufend Probefahrten durchgeführt. Der „Paltendiesel" wäre 1946 produktionsreif gewesen. Mangels verfügbarer Geldmittel wurde dieses Fahrzeug jedoch nicht in Rottenmann produziert. Im Jahre 1947 wurde das Projekt Paltendiesel über Vermittlung der AVL List nach Spanien verkauft, wo es auch letztlich zur Produktion kam."
Die Erzeugnisse von Elektrogeräten für der Haushalt, die von der Fa. „Stator"[31]wahrgenommen wurde, konnte sich nur in den Jahren 1945 bis 1948 halten. Kurzfristig (1944-1945) verlagerten auch die Steyer Werke einen Teil ihrer Kugellagererzeugung nach Rottenmann.[32]
Das Verwerten des riesigen Betriebsareals war unter den gegebenen Bedingungen als äußerst schwierig anzusehen.
Das Schweiß- und Röhrenwerk Rottenmann
Im östlichen Teil des Werksgeländes erzeugte die Fa. „Schweiß- und Röhrenwerk Rottenmann“ mit Inhaber DI Rudolf Hämmerle ab dem Jahre 1947 nahtlos gezogene Präzisionsstahlrohre und vorübergehend auch Kühlschränke. In mühseliger Aufbauarbeit wurde der Betrieb modernisiert und beschäftigte schließlich 210 Arbeiter. Es wurden dabei für die Fertigung ältere Maschinen und Geräte zugekauft und bestehende Einrichtungen repariert und teilweise sogar selbst hergestellt. Neben den geschweißten Gas- und Wasserleitungsrohren und dem „Volkskühlschranksystem Absorber“ wurden auch Schraubenzwingen, Bürosessel, Schneckengetriebe und Schistöcke gefertigt. 1949 wurde das bisher gemietete Areal vom Inhaber käuflich erworben. [33]
Die Firma „Rast und Gasser“
1953 kaufte die im Jahre 1868 gegründete und somit älteste Nähmaschinenfabrik Österreichs, die Firma „Rast und Gasser“, unter der Leitung von DI Otto Goschenhofer das ehemalige Industriegelände der Achsenfabrik und des Lappgartens und produzierte dort die damals für ihre gute Qualität bekannten Rast & Gasser Nähmaschinenmöbel und ab dem Jahre 1965 auch sonstige Möbelprodukte.
Die im Wiener Stammwerk im Rohzustand gelieferten Oberteile, die sogenannten Nähmaschinenköpfe, wurden in Rottenmann fertiggestellt und montiert. Erzeugt wurden Koffernähmaschinen oder fix in Schränken installierte Nähmaschinen. [34]
1971 ging der Mutterbetrieb in Wien in Konkurs. Es gelang jedoch den Rottenmanner Betrieb aus der Insolvenz herauszuhalten und an das Unternehmen. „Selekt Möbel" mit der Inhaberin Anna Jäger zu verkaufen. Dieser Betrieb erzeugte Möbel in allen möglichen Holzarten überwiegend für die Fa. Quelle und lieferte diese auch selbst aus. Die Produkte wurden zum größten Teil in Österreich verkauft, einen geringen Teil exportierte man in die Schweiz. Die Fa. Selekt Möbel beschäftigte in Rottenmann je nach Auftragslage zwischen 80 und 120 Mitarbeiter. 1976 ging das Werk, aufgrund unfachmännischer Geschäftsführung wie es hieß, in Konkurs. Das Areal und die darauf befindlichen Gebäude bzw. Hallen gelangten in weiterer Folge in das Eigentum der Fa. Bauknecht.[35]
Fa. Bauknecht - Paltenstahlwerke Ges.m.b.H
Im Jahre 1950 erwarb der deutsche Industrielle Gottlob Bauknecht die Paltenstahlwerke und baute sie zur „Bauknecht - Paltenstahlwerke Ges.m.b.H." mit Schwerpunkt der Erzeugung von Kühl- und Gefriergeräten, Elektromotoren und Haushaltsgeräten aus. Erst diese Übernahme der Paltenstahlwerke setzte den vielen vergeblichen Versuchen und Bemühungen ein Ende und brachte den seit Kriegsende erhofften wirtschaftlichen Aufschwung.
In wenigen Jahren war es möglich den Beschäftigungsstand von 137 auf rund 2.000 Personen im Jahre 1976 aufzustocken. Die Produktion wurde von etwa 150 Kühl- und Gefriergeräten und 200 Elektromotoren im Jahre 1961 auf 2.000 Kühl- und Gefriergeräte und 10.000 Elektromotoren arbeitstäglich ausgebaut. Die engagierte Industrieführerschaft der Bauknecht Gruppe, das dem Standort Rottenmann vermittelte Know - How sowie die EFTA Mitgliedschaft Österreichs mit den daraus resultierenden Zollerleichterungen begünstigten die äußerst positive wirtschaftliche Entwicklung.
Die räumlichen Voraussetzungen wurden durch Anbauten an die bestehenden Produktionshallen im westlichen Firmenbereich im Ausmaß von 12.000 qm und im östlichen Firmenbereich im Ausmaß von ca. 3.000 qm geschaffen.[36]
1967 begann die Fa. Bauknecht in einer bestehenden und in einer eigens dafür errichteten Halle mit der Produktion von Küchenmöbeln. Die Fertigung der Küchenmöbel und der Bauknecht - Geräte brachte den Vorteil, dass die „komplette Küche" nunmehr aus einer Hand kam und somit Möbelkörper und Geräte exakter aufeinander abgestimmt werden konnten, was ein erfolgreiches Konzept darstellte. Darüber hinaus wurde im Jahre 1975 mit der Produktion von Dunstabzugshauben begonnen.
1974 geschah allerdings die Verlegung des Elektromotorenbaues nach Spielberg.[37] Diese Ausgliederung wurde von der Firmenleitung mit der nunmehr möglichen Erweiterung der Kapazitäten auf dem Sektor der Kühl- und Tiefkühlindustrie begründet.
Schon im Jahre 1978 begann sich die Zerschlagung des Werkes abzuzeichnen, als die Kühlschrankerzeugung aus Rottenmann entfernt und nach St. Avold in Frankreich verlegt wurde. Nun war sowohl die Kühlschranks- als auch die Motorenproduktion von Rottenmann abgezogen worden. Ein kleiner Ersatz bestand in der Einrichtung einer Produktion für Dunstabzugshauben und Elektrowärmespeicher.
Von dieser Entscheidung war auch die Errichtung des Zentrallagers in Büschendorf im Jahr 1976 mit einer bebauten Fläche von 17.500 qm und die Zusammenführung der österreichischen Firmen Bauknecht Paltenstahl - Industrie GmbH und der österreichischen BauknechtHandelsgesellschaft zur Firma Bauknecht - Austria beeinflusst.
Mit der Installation der ersten EDV - Großanlage im Jahre 1977 wurde Rottenmann zur zentralen Verwaltungsstelle der Bauknecht - Austria GmbH erhoben.
Am 1. Jänner 1979 wurde die Österreichische Bauknecht - Handelsgesellschaft Ges.m.b.H mit der Fa. Bauknecht Austria fusioniert.
Der wirtschaftliche Niedergang des Bauknecht Mutterwerkes führte letztendlich zum Konkurs im Jahre 1982.
Durch gravierende Änderungen am Europäischen Markt und auch am Weltmarkt, ausgelöst durch die Ölkrise sowie durch Überkapazitäten in der Haushaltsgeräte - Industrie, konnte das neue Werk St. Avold nicht planungsgemäß in Betrieb gehen. Das Werk war mit einer Jahreskapazität von 1.000.000 Kühl- und Gefriergeräten konzipiert worden. Die hohen A> laufkosten und die schwierige Marktsituation führten die Bauknechtgruppe schließlich 1982 in die Insolvenz. Zu diesem Zeitpunkt waren in der Bauknecht GmbH mehr als 3.000 Personen beschäftigt und man versuchte alles zu unternehmen, um die Fortführung der beiden Betriebe zu ermöglichen.[38]
Im Mai 1982 zog die Insolvenz der Bauknecht Mutterfirma in der Bundesrepublik Deutschland auch die zwei steirischen Bauknechtwerke in die wirtschaftliche Unsicherheit. Nachdem die Kooperationsverhandlungen mit der AEG für eine europaweite Motorenlösung gescheitert waren und das Stammhaus Bauknecht in Stuttgart den Zahlungsverpflichtungen für gelieferte Waren gegenüber der Bauknecht Austria nicht mehr nachkommen konnte, musste der Ausgleich beim Handelsgericht in Wien angemeldet werden. [39]
Die Gründung der Austria Haustechnik Ges.m.b.H
Nach der Insolvenz der Fa. Bauknecht in den Sommermonaten 1982 kam es zur Übernahme des Werkes Rottenmann und des Werkes Spielberg durch die Gesellschaft für Bundesbeteiligungen an Industrieunternehmen (GBI).
Zur Fortführung des Werkes wurden drei Auffanggesellschaften gegründet:
- die Austria Haustechnik Ges.m.b.H. für das Werk Rottenmann
- die Austria Antriebstechnik Ges.m.b.H. für das Werk Spielberg
- die Betriebsgrundstückverwaltungs Ges.m.b.H. zur gemeinsamen Verwaltung der Liegenschaften
An diesen Auffanggesellschaften war die im Eigentum des Bundes stehende Gesellschaft für Bundesbeteiligungen an Industrieunternehmen Ges.m.b.H. (GBI) zu zwei Dritteln und die im Landeseigentum stehende Landesfinanzierungsges.m.b.H. zu einem Drittel beteiligt.[40]
Die GBI wurde von den Eigentümern mit der Aufgabe ins Leben gerufen, für in Schwierigkeiten geratene Industrieunternehmen Auffanggesellschaften zu finden, die Betriebe zu sanieren, das heißt, wirtschaftlich gesicherte Eigentumsverhältnisse zu schaffen, das Management für die Weiterführung auszuwählen und ein Sanierungskonzept auszuarbeiten. Danach sollte eine Verwertung des Unternehmens bei Erhaltung der Arbeitsplätze im größtmöglichen Ausmaß erfolgen. Am 16. April 1983 nahm die neugegründete Austria Haustechnik (AHT) ihre Geschäftstätigkeit auf.
In Deutschland wurde die gesamte Haushaltsgeräteproduktion inklusive der Bauknechtvertriebsgesellschaft und auch der Markenname „Bauknecht“ vom Philips Konzern übernommen. Dieser Umstand hatte für die AHT fatale Auswirkungen, denn diese hatte für ihr wichtigstes Produkt, die Haushaltsgefriertruhe, weder einen Markennamen, noch konnten die bisherigen wesentlichen Vertriebswege benutzt werden. Philips gab auch die Order, dass die übernommenen Bauknecht Vertriebsgesellschaften ab sofort ihren Bedarf vom konzerneigenen italienischen Gefriertruhenhersteller zu beziehen hatten. Durch diese problematische Vertriebsstruktur kam es im Herbst 1984 zu einem enormen Umsatzeinbruch, der die AHT sogar die Schließung des Werkes befürchten ließ.[41]
Mrgrtften öffentlichen finanziellen Mitteln wurden daraufhin Investitionen getätigt und die veralteten Produktionsstrukturen durch neue zukunftsweisende Einrichtungen ersetzt.[42]Die neu bestellten Geschäftsführer Quantschnig und Kopf hatten in weiterer Folge in Zusammenarbeit mit externen Betriebsberatern und in Abstimmung mit der GBI ein strategisches Unternehmenskonzept auszuarbeiten und dieses in drei Jahren beginnend 1985 zu realisieren.[43]
Wesentliche Inhalte waren die Neuausrichtung der gesamten Produktpalette mit zeitgemäßer EDV Unterstützung in der Verwaltung, in der Entwicklung und in der Produktion. Darüber hinaus waren die Küchenmöbelproduktion, die Kabelkonfektionierung und der Werkzeugbau auszugliedern. Die Umsetzung des strategischen Unternehmenskonzeptes erforderte Investitionen in der Höhe von 300. Mio. Schilling. Diese beinhalteten die bauliche Sanierung des Betriebsgebäudes, die Verbesserung der betrieblichen Infrastruktur und die Errichtung eines Zubaues zur östlichen Küchenproduktionshalle. Auch die Belegschaft trug durch einen 10%igen Lohn- und Gehaltsverzicht sowie durch intensive Mitarbeit bei der Sanierung bei.
Gemäß den betrieblichen Zielsetzungen wurde 1985 die Küchenproduktion aus der AHT ausgegliedert und in ein selbständiges Unternehmen mit der Firmenbezeichnung „ROTHE Möbelproduktions- und Vertriebsgesellschaft“[44]umgewandelt, jedoch 1996 an die Assmann Ladenbau verkauft. Am 15. März 1987 wurde die Kabelkonfektionierung an die Firma „Rottenmanner Kabeltechnik“, heute „Eltrona - Rottenmanner Kabeltechnik (RKT)“, veräußert. Am 1. Juni 1987 folgte der Verkauf des Werkzeugbaues an die deutsche Mössner - Gruppe. Dieser Betrieb wurde 1995 geschlossen.[45]
Wenige Monate nach der Gründung der AHT konnte die Firmenleitung über eine volle Auslastung und eine gesicherte Produktion berichten. Die Produkte selbst waren hinsichtlich Qualität und Preis marktgerecht. Durch die Gründung des Nachfolgebetriebes konnte man die ungünstige Aufsplittung des Werkes in mehrere Firmen auf einen Standort erneut vermeiden. Mit einem weiteren Investitionspaket wurde die künftige Konkurrenzfähigkeit der AHT weiter abgesichert, die Vertriebsaktivität verstärkt und der Bereich Entwicklung entscheidend ausgebaut.[46]
Am 1. Oktober 1988 übernahmen die Gebrüder Rothenberger als Mehrheitseigentümer von der GBI die AHT. Frau Almuth Graefe trat als Vertreterin der Minderheitseigentümer Bartusch / Graefe / Hödt in die Geschäftsführung der AHT ein.
Die positive Entwicklung der Ostmärkte durch den Fall des eisernen Vorhanges, die verstärkten Vertriebs- und Entwicklungsaktivitäten sowie die Kooperation mit den Betrieben der Gebrüder Rothenberger ermöglichten der AHT die Einstellung der immer stärker unter Druck geratenen Produktion von Haushaltsgefriertruhen. Mit dem verstärkten Vertrieb der weiterentwickelten Eiscremetruhe gelang es die Umsatzeinbußen zu kompensieren. Die Aufnahme der Produktionssparte industrielle Zulieferung schaffte ein weiteres Standbein.
Mit der Erschließung neuer direkter Vertriebswege für die von der AHT entwickelte „Jumbotruhe“ als Kühl- und Tiefkühlinsel an bekannte Supermarktketten wie REWE, SPAR und ALDI gelang der AHT ein weiterer großer Vertriebserfolg.
Zur Jahresmitte 1993 wurde die AHT rückwirkend mit 1. Jänner in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und mehrheitlich zu 71% an die amerikanisch / englische Investorengruppe Citycorp / Netwest verkauft. Dem Management wurden 9% der Aktien überlassen, den Altgesellschaftern verblieben 20 %. Steven Koltes übernahm als Vertreter der Mehrheitseigentümer den Vorsitz im Aufsichtsrat.
1993 errichtete die Fa. Spedition Herbst aus Graz in Rottenmann ein neues Auslieferungslager und übernahm ab diesem Zeitpunkt die Vertriebslogistik der AHT.[47]
Aufgrund ihrer qualitativ hochwertigen Produkte und ihrer Verlässlichkeit am europäischen Markt und in Übersee konnte sich die AHT einen guten Namen bei ihren Abnehmern sichern. Der beste Beweis dafür ist der bereits zum fünften Male zuerkannte Qualitätspreis der Phillipsgruppe.[48]
Weiters bescheinigte die Österreichische Vereinigung zur Zertifizierung von Qualitätssicherungssystemen der AHT die Einführung und Anwendung eines Qualitätssicherungssystems nach Ö - Norm ISO 9001/EN 29001.[49]
1994 konnte das geplante AHT - Lizenzprojekt mit dem thailändischen Gerätehersteller TDM - eine Eiscremetruhenproduktion in Thailand - realisiert werden.
Mit der Entscheidung, im Jahr 1998 das Unternehmen an die Börse zu bringen, konnte man zum ersten Mal einen Umsatz realisieren, der die Milliardenhürde überschritt. Durch die Abgabe von zwei Drittel ihres Aktienpaketes übergab der bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrates Steven Koltes den Vorsitz an Dr. G. Tichy, den neu nominierten Vorsitzenden der nach dem Börsengang nun im Streubesitz befindlichen AHT AG.[50]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1]Vgl. Treue, Wilhelm, Die Bedeutung der Firmengeschichte für das Selbstverständnis und das Ansehen der Unternehmen, in: Firmengeschichte, Unternehmerbiographie, Historische Betriebsanalyse, Wien 1971, S. 16.
[2]Vgl. Brusatti, Alois, Zur Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (ÖGU), in: Matis, Herbert (Hrsg.), Historische Betriebsanalyse und Unternehmer. Festschrift für Alois Mosser, Wien 1997, S. 21.
[3]Vgl. Brusatti, Alois, Zur Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (ÖGU), in: Matis Herbert (Hrsg.), Historische Betriebsanalyse und Unternehmer. Festschrift für Alois Mosser, Wien 1997, S. 22.
[4]Vgl. Greiner, Heidemarie, Historische Betriebsanalyse als Weg zur Erkenntnis und Aktivität, in: Firmengeschichte, Unternehmerbiographie, Historische Betriebsanalyse, Wien 1971, S. 26.
[5]Vgl. Geißler, Franz, Gedanken zur historischen Betriebsanalyse, in: Historische Betriebsanalyse, Quellen und Darstellungen. Wien 1973, S. 12.
[6]Vgl. Treue, Wilhelm, Die Bedeutung der Firmengeschichte für das Selbstverständnis und das Ansehen der Unternehmen, in: Firmengeschichte, Unternehmerbiographie, Historische Betriebsanalyse, Wien, 1971, S. 17f
[7]Vgl. Weiß, Karl (Hrsg.), Rottenmann- Von der ersten Besiedelung bis zum zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke, Rottenmann 1995, S. 43.
[8]Vgl. Pfau, Josef, Festschrift zur Jahrtausendfeier der Stadt Rottenmann, Rottenmann 1952, S.48.
[9]Vgl. Schwaiger, Karl, Weiß, Karl, 50 Jahre Siedlungsgenossenschaft Rottenmann. Rottenmann - Einst und heute, Rottenmann 1999. ( = Schwaiger / Weiß), S. 213.
[10]Vgl. Pfau, Josef, Festschrift zur Jahrtausendfeier der Stadt Rottenmann, Rottenmann 1952, S. 98.
[11]Vgl. ebd., S. 215.
[12]Vgl. ebd., S. 217.
[13]Vgl. ebd., S. 222.
[14]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 226.
[15] Vgl. ebd., S. 230.
[16]Vgl. Stockinger, Franz (Hrsg.), 700Jahre Stadt Rottenmann 1279-1979, Rottenmann 1979, S. 71.
[17]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 237.
[18]Vgl. ebd., S. 239.
[19]Vgl. Stockinger, Franz (Hrsg.), 700Jahre Stadt Rottenmann 1279-1979, Rottenmann 1979, S. 71.
[20]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 246.
[21]Vgl. ebd, S. 247.
[22]Vgl. ebd., S. 246.
[23]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 247.
[24]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 246.
[25]Vgl. ebd., S. 248.
[26]Vgl. Karner, Stefan, Die Steiermark im Dritten Reich. 1938-1945. Aspekte ihrer politischen, wirtschaftlich - sozialen und kulturellen Entwicklung, 3. Auflage, Graz - Wien 1994, S. 25 7.
[27] Vgl. Schulchronik der Volksschule Rottenmann.
[28]Vgl. Stockinger, Franz (Hrsg.), 700Jahre Stadt Rottenmann 1279-1979, Rottenmann 1979, S. 32.
[29]Vgl. Stockinger, Franz (Hrsg.), 700Jahre Stadt Rottenmann 1279-1979, Rottenmann 1979, S. 71.
[30]Vgl. Weiß, Karl, Universitätsstadt Rottenmann. Aufbruch ins 3. Jahrtausend, Rottenmann 2000. (=Weiß), S. 226.
[31]Vgl. Stockinger, Franz (Hrsg.), 700Jahre Stadt Rottenmann 1279-1979, Rottenmann 1979, S. 71.
[32]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 249.
[33]Vgl. ebd., S. 250.
[34]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 250.
[35]Vgl. Stockinger, Franz (Hrsg.), 700Jahre Stadt Rottenmann 1279-1979, Rottenmann 1979, S. 72.
[36]Vgl. Weiß S. 227.
[37]Vgl. Schweiger / Weiß, S. 252.
[38]Vgl. Weiß, S. 228.
[39]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 250.
[40]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 252.
[41]Weiß S. 229.
[42]Schwaiger/ Weiß, S. 253.
[43]Vgl. Geschäftsberichte für die Jahre 1983, 1984 und 1986.
[44]Vgl. Geschäftsberichte für die Jahre 1984 und 1985.
[45]Vgl. Weiß, S. 230.
[46]Vgl. Schwaiger/ Weiß. S. 253; Geschäftsberichte für die Jahre 1983, 1984 und 1986.
[47]Vgl. Weiß, S. 231.
[48]Vgl. Geschäftsberichte für die Jahre 1983 - 1998.
[49]Vgl. Schwaiger/ Weiß, S. 254; Geschäftsberichte für die Jahre 1989 - 1999.
[50]Vgl. Weiß, S. 231.
- Citar trabajo
- Alexander Stocker (Autor), 2000, AUSTRIA HAUSTECHNIK AG - Eine Firmengeschichte und Betriebsanalyse mit Schwerpunkt der Jahre 1989 - 1999, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97
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