Referat über ,,Der geteilte Himmel" von Christa Wolf
- Von Daniel Abler am 10.02.2000
1. Kurzbiographie : Christa Wolf
- 18.03.1929 : Geburt in Landsberg/Warthe (jetzt Polen)
Eltern: Lebensmittelgeschäft
Oberschule in Heimatstadt
- ab 1945 : in Cammelin / Mecklenburg
- 1949 : Abitur in Bad Frankenhausen, SED-Beitritt
- 1949-1953 : Germanistikstudium in Jena und Leipzig
- 1951 : Heirat mit Schriftsteller Gerhard Wolf
- 1952 : Geburt ihrer Töchter Annette und Katrin
- 1953-1962 : Lektorin bei verschiedenen Verlagen
Aufenthalt in Lungensanatorium
Studienaufenthalt in Waggonwerk Ammendorf, Brigadenmitglied
Zirkel schreibender Arbeiter
- 1955-1977 : Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR
- 1959 : Veröffentlichung ihrer ersten Erzählung ,,Moskauer Novelle"
viele Reisen
- seit 1962 : freie Schriftstellerin
- 1963-1967 : Kandidatin des Zentralkomitees der SED
- Juni 1989 : Austritt aus der SED
- 1982-1993 : Dozentin am verschiedenen Universitäten und Mitglied mehrerer Akademien (auch an ausländischen: z.B. Ohio State University)
1.1. Weitere Werke:
- ,,Moskauer Novelle" (1961)
- ,,Juninachmittag" (1967)
- ,,Nachdenken über Christa T." (1968)
- ,,Kassandra" (1983)
- Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Sammelbänden
- Kritiken
1.2. Auszeichnungen:
- 1961: Kunstpreis der Stadt Halle/S.
- 1963: Heinrich-Mann-Preis
(für ,,Der geteilte Himmel")
- 1985: Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur
- 1987: Nationalpreis 1. Klasse
1.3.
1.4. Informationen zum Roman:
- Wolf folgt Aufruf des ,,Bitterfelder Weges": ,,Greif zur Feder, Kumpel!"
- Findet Stoff für Roman im Waggonwerk Ammendorf
- Mit mehreren Manuskripten unzufrieden reportagenhafte Berichte polit. Kritischer Auseinanderset zung mit Teilung Deutschlands
- Herausgabe 1963
- Innerhalb eines Jahres 160000 verkaufte Exemplare
- Problematik der Teilung Deutschlands zwei Jahre nach Mauerbau noch stark im Bewusstsein der Menschen vertreten
- Einbeziehung der eigenen Biographie in Romane (Arbeitsstelle in Waggonfabrik, Chemiker zum Freund,...)
- 1964 von DDR-Regisseur Konrad Wolf verfilmt (DEFA)
- meistdebattiertes Buch der DDR
- etablierte CH. Wolf als renommierte Prosaschriftstellerin und begründete ihren Ruhm
2. Personenkonstellation:
2.1. Hauptpersonen:
- Rita Seidel: - 19 Jahre alt, Büroangestellte, später: Lehrstudium
- hat Kriegsgeschehnisse als Flüchtlingskind miterlebt, jedoch die Nachkriegsjahre recht unbetrübt in ihrem Heimatdorf verbracht
- trifft fundamentale Entscheidungen rasch und intuitiv
- entwickelt sich von einem unbekümmerten, naiv interessierten Mädchen zu einer emanzipierten, die Initiative ergreifenden Frau
- soll offenere, unvoreingenommene Sehweise und Beurteilung der sich konstituierenden sozialistischen Gesellschaft demonstrieren
- Manfred Herrfurth: - 29 Jahre alt, Chemiker
- durch die Erziehung im Nazi-Deutschland und ein problematisches Elternhaus geprägt
- baut sich einen ,,Schutzwall" aus Zynismus, Gleichgültigkeit und Kälte auf
- kann sich nicht mit der ,,neuen Gesellschaft" identifizieren
- Flucht nach West-Berlin
2.2. ,,Positive" Nebengestalten:
(werden ideologisch problematischen Charakteren -wie Manfred und seinen Elterngegenübergestellt)
- Erwin Schwarzenbach: - hat Rita zum Lehrerstudium bewegt
- besitzt Ritas Vertrauen
- Rolf Meternagel: - beeindruckt Rita durch Ehrlichkeit und seinen Einsatz im Waggonwerk
- richtet sich durch seinen eigenen Einsatz zugrunde
3. Inhaltsangabe:
Der Roman ,,Der geteilte Himmel" spielt hauptsächlich in zwei Zeitzonen. Zum einen in einer Gegenwartsebene und zum anderen in einer Reflexionsebene, in der Rita nochmals wichtige Stationen ihres Lebens in chronologischer Abfolge bis zur Gegenwart durchlebt und die schließlich mit der Gegenwartsebene zusammenfällt.
In den ,,letzten Augusttagen des Jahres 1961" erwacht Rita Seidel nach einem Unfall, der sich später als Selbstmordversuch herausstellt in einem Krankenhaus. (Gegenwartsebene) Im Sommer 1959 lernt sie Manfred Herrfurth kennen und flüchtet von ihrem eintönigen Dasein als Büroangestellt in einem kleinen Dorf, indem sie mit Manfred zusammen nach Halle/Saale zieht. Dort beginnt Rita ein Studium als Lehrerin (von Erwin Schwarzenbach vermittelt) und ein damit verbundenes Arbeitspraktikum in einer Waggonfabrik (um Lebenserfahrung zu sammeln). Dieses stellt auch den eigentlichen Schauplatz des Romans dar:
Rita entwickelt hier die Bereitschaft, sich, trotz aller Mängel Streitigkeiten und Intrigen im Werk für den Aufbau des Sozialismus zu engagieren; angespornt wird sie dazu vor allem vom Brigadier Meternagel.
Rita stärkt durch diese Kontakte ihr gesellschaftspolitisches Bewusstsein, entfremdet sich jedoch zugleich von Manfred, da dieser der DDR skeptisch gegenübersteht. Als schließlich sogar eine von ihm verbesserte Spinnmaschine, die er im Februar 1961 in einem Werk vorstellt, von Wirtschaftsbürokraten abgelehnt wird, reist er in den Westen. Manfred bleibt, getrieben von Enttäuschung über das System der DDR - obwohl er ursprünglich nur an einem Chemikerkongress teilnehmen wollte - in West-Berlin. Da Rita diese Haltung nicht versteht und sich, als sie ihn dort - kurz vor dem Mauerbau - besucht, fremd fühlt, kehrt sie wieder in die DDR zurück. Die Handlung endet mit einem seltsamen Unfall (Selbstmordversuch) Ritas am 13. August 1961 (Beginn des Mauerbaus).
Innere Handlung
In der Erzählung wird der Werdegang einer jungen unbekümmerten Frau zur emanzipierten Vertreterin der sozialistischen Gesellschaft dargestellt. Diese Entwicklung wird zudem durch Ritas Erfahrungen im Waggonwerk unterstützt, da diese ihr Einsichten in das wirkliche Leben des ,,Arbeiter- und Bauernstaates" vermitteln, ihr Selbstbewusstsein als Mensch (und als Frau) stärken, sowie allmählich ein Gefühl der Zugehörigkeit in ihr entwickeln.
Das Ende des Romans (Ritas Entscheidung gegen Manfred) bestätigt ebenfalls die zuvor angedeutete Entwicklung; so wäre die Entscheidung des naiv-fröhlichen Dorfmädchens Rita mit Sicherheit auf Manfred gefallen, die Wahl der emanzipierten, gesellschaftlich reifen Frau musste jedoch anders aussehen.
Christa Wolf zeigt aber auch klar die Probleme auf, die die ältere Generation mit der Integration in die ,,neue Gesellschaft" hat (Manfred).
Die Aussage des Titels fasst gegen Ende der Erzählung die gesamte Handlung nochmals abschließend zusammen(,,Den Himmel wenigstens können sie nicht zerteilen..") und symbolisiert die Teilung der Welt, die sich in der Teilung des Himmels fortzusetzen droht.
4. Interpretation:
Thomas Beckermann (,,Text+Kritik" / 46, edition text + kritik München):,,Ihre Erzählung ,,Der geteilte Himmel" lässt sich nicht auf eine simple und unglückliche Liebesgeschichte reduzieren; in ihr geht es um das Generationsproblem in der sich konstituierenden Gesellschaft, um das Verhältnis von der Arbeit und menschlicher Entfaltung, um das Dilemma der nationalen Spaltung und dann eben auch um die Entscheidung zwischen einer persönlichen Liebe und dem gesellschaftlichen Auftrag des Einzelnen."
Therese Hörnigk (Christa Wolf, Steidl Verlag, Göttingen 1989, S. 91):,,Christa Wolf stellt ihrer Protagonistin eine Reihe von Personen zur Seite, die ihr helfen, den individuellen Konflikt zu bewältigen [CH.W.]...betont ihre emotionale Beteiligung, indem sie Betroffenheit und Bereitschaft zum Mitleiden und zur Parteinahme in ihren Text hineinschreibt."
Sonja Hilzinger (Christa Wolf, Sammlung Metzler / 224, Stuttgart 1986, S.21):,,Obwohl Wolf dazu neigte, ,,die Methode der Stilisierung und Symbolisierung zu überfordern, den Symbolen zu viel zuzumuten" (Schlenstedt, 1964,151), bleibt als positiv festzuhalten, dass es ihr gelang, die Methode der Stilisierung und Symbolisierung überhaupt gegen einen allzu engen Begriff von sozialistischem Realismus zu verteidigen als Befreiung von Naturalismen und als Rehabilitierung von Anspielung und Andeutung."
Anna Chiarloni (Christa Wolf - Ein Arbeitsbuch, Luchterhand Literaturverlag, Frankfurt am Main 1990, S.30):
,,Die vorurteilslose Beobachtung der Wirklichkeit, die daraus folgende Erneuerung der literarischen Formen und die einer Prosa, die sich der offiziellen Epik entgegenstellt, erwachsenden Widersprüche sind Zeichen für die Suche nach neuen Wegen in der Literatur der DDR."
5. Eigene Meinung:
Diesen Kritiken kann ich nur beistimmen.
Es ist Christa Wolf gelungen ein Werk zu verfassen, das sich mit den Problemen der Teilung Deutschlands und des Sozialismus kritisch auseinandersetzt. Da sie Kritiken an dem sozialistischen System der DDR häufig nicht direkt äußern kann, greift die Autorin auf eine Vielzahl von Metaphern zurück und ,,zwingt" den Leser (durch ihren Schreibstil) häufig zu eigenen Auslegungen ihrer Andeutungen. Auf der anderen Seite stellt sie aber auch einige Probleme der sozialistischen Realität unverschlüsselt dar und entgeht damit einer allzu ausgeprägten Pauschalisierung, wie beispielsweise Episoden um Meternagel zeigen (Dieser verausgabt sich völlig für die Fabrik und vernachlässigt seine Familie und sich selbst so sehr, dass er sich schließlich körperlich zu Grunde richtet.)
Zynismus: Selbstbehauptung (wegen übermächtiger Schicksalsdrohung) auf Askese und Verzicht zurückgezogen
Brigade: in DDR: aus mehreren Angestellten bestehendes Kollektiv, nach produktionstechnischen Gesichtspunkten zusammengefasst
Ziel: hohe Arbeitsleistung
Protagonist/in: erster Schauspieler, Regisseur; allgemein führender Verfechter einer Idee Realismus: Stilrichtung
Wirklichkeitsgetreue Darstellung der menschl. Umwelt, im beginnenden Industriezeitalter Wendung zu sozialen Fragen sozialistischer Realismus
- Citation du texte
- Daniel Abler (Auteur), 2000, Wolf, Christa - Der Geteilte Himmel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97950
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