Severin Sollberger
Der Luchs
Steckbrief
Merkmale
Der Luchs ist ein Säugetier und gehört in die grosse Familie der Katzen. Er hat ein rötlich- braunes geflecktes Fell und grosse dreieckige Ohren an deren Spitze schwarze Haarpinsel aufstehen. Deshalb auch sein Spitznamen ,,Pinselohr". Seine kurze Schnauze wird von einem breiten langhaarigen Backenbart umrundet. Der Luchs unterscheidet sich auch durch seine relativ hohen und langen Beine und seinem kurzen Stummelschwanz von der Hauskatze. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 80-130 Zentimeter und die Höhe 15-25 Zentimeter. Ein Ausgewachsener Luchs kann bis 30 Kilogramm schwer und höchstens bis 22 Jahre alt werden.
Verbreitung
Der Luchs wird in vier Hauptarten und mehrere Unterarten unterteilt. Der Kanadaluchs lebt in Kanada, Alaska und im Norden Amerikas. Von der Südkanadischen Grenze bis nach Mexiko trifft man im Busch- und Heideland auf den Rotluchs. In Spaniens und Portugals Buschwäldern, hat der stark gefleckte Pardelluchs seine Jagdgebiete.
Der Eurasische Luchs früher in Mitteleuropa und Asien weit verbreitet, benannt je nach Gegend Tibetluchs, Sibirischer Luchs, Kaukasischer Luchs, wurde fast ausgerottet.
Heutzutage wird er im Bayerischen Wald, Jugoslawien, Österreich und in der Schweiz versuchsweise wieder ausgesetzt.
Lebensraum
Der Luchs lebte früher in allen Wäldern Europas. Heutzutage findet man ihn nur noch in den oben erwähnten Ländern. Er bevorzugt Nadelwälder und Waldgehölze mit dichtem Unterholz. Der Luchs ist ein Bodenbewohner, aber äusserst geschickt im Klettern. Deshalb findet man sein Lager oft in Felshöhlen, aber auch unter Baumwurzeln oder in hohlen Bäumen. In seinem Revier, das je nach Wildbestand zwischen 1000 und 10000 Hektaren schwankt, legt der Einzelgänger auf Beutesuche zum Teil weite Wanderungen zurück. Lustigerweise benutzt er dabei oft von Menschen angelegte Pfade, wie Forststrassen oder Skispuren. Da der Luchs erst in der Dämmerung aktiv wird, bekommen wir Menschen ihn leider höchst selten zu sehen !
Paarung
Paarungszeit
Man sieht in den Zoos die Luchse viel zusammen, aber in Wirklichkeit sind sie Einzelgänger. Den grössten Teil des Jahres durchstreifen sie allein ihren gros-sen Lebensraum. Es kommt darauf an wie viele andere Tiere, die der Luchs frisst, im Lebensraum leben; dann kann es eine Fläche von bis zu 500 Quadratkilometer sein. Normalerweise sind die Gebiete der Luchsmännchen grösser als die der Weibchen und sie können auch mehrere <Weibchengebiete> beinhalten. In einer einzigen Nacht legen Luchse sogar in unzugänglichem und steilem Gelände mehrere Kilometer zurück. Während der Paarungszeit, der sogenannten Ranzzeit im März, in der die Luchse für Nachwuchs sorgen, müssen sich die Männchen und die Weibchen aber treffen.
Wie aber gelingt es den Luchsen in ihren unübersichtlichen grossen Waldarealen sich zu finden? Während des ganzen Jahres setzen die Luchsin und der Kuder zwar Harnmarken ab; aber während der Ranzzeit mehr als sonst. Die Tiere spritzen kleine Mengen von stark riechendem Urin an unauffälligen Stellen wie an Wurzelstöcken oder vorspringenden Steinen; genau auf Nasenhöhe hin. Mit diesen, recht lange haftenden Duftmarken können sich die Luchse gegenseitig informieren. Einerseits helfen die Duftmarken den Tieren sich während der Paarungszeit zu finden und andererseits dienen sie sonst über das ganze Jahr hinweg, jede Begegnung miteinander zu vermeiden.
Diese Markierungen sind aber auch für die Menschen durchaus wahrnehmbar. Die Männchen und Weibchen können sich aber auch durch unheimlich tönendes Bellen verständigen. Weil Kuder während der Ranzzeit Streifzüge unternehmen, kann es durchaus möglich sein, dass sich zwei für die gleiche Luchsin interessieren. Wenn sich ein Kuder für eine Luchsin entschieden hat, beobachte er sie meist zu erst eine Weile. Wenn sich zwei Kuder für die gleiche Luchsin entscheiden sind Rivalenkämpfe nicht auszuschliessen. Der Geschlechtsunterschied ist bei diesen Tieren nicht sehr auffällig:
Das Männchen hat eine etwas kräftigere Gestalt als das Weibchen und er hat auch den umfangreicheren Backenbart, der auch ein wichtiger < Stimmungsbarometer > ist. Der Backenbart macht den sonst schon so breiten Kopf noch etwas eindrücklicher.
Wenn sich die Männchen und die Weibchen endlich gefunden haben, machen sie zuerst oft lange Verfolgungsspiele und gehen gemeinsam auf Jagd. Aus den sonst so verlassenen Einzelgängern wird für kurze Zeit ein Paar < Schmusekatzen >. So sitzt das Männchen zum Beispiel an einer unübersichtlichen Stelle. Die Luchsin nähert sich dann von hinten und streift mit ihrer Körperseite dem Männchen entlang und bleibt mit hocherhobenem Schwanz vor ihm stehen. Sie lässt sich das Hinterteil beschnuppern und setzt sich dann hin. Sogleich beginnen die beiden einander zu pflegen; sie belecken die ganze Kopfpartie und den Nacken ausgiebig; somit wird das Fell auch gleich gekämmt. Die zusammengekniffenen Augen verraten auch, dass die Tiere die Entspannung geniessen. Nach einigen Minuten als das immer so weiter geht, sitzen sie aufrecht nebeneinander und beobachten die Umgebung.
Später liegt die Luchsin einige Meter vor dem Kuder. Das Männchen trottet zu ihr hin, stösst sich mit seinem Kopf leicht an ihrem. Das Weibchen antwortet dann mit einem zufriedenem < Kopfstüber >. Dieses vertraute Kopfstossen ist bei allen Katzen sehr bekannt. Bevor die Paarung eigentlich richtig beginnt, kommen zuerst ein paar Tage, an welchen sich die kennenlernen müssen. Durch Beschnüffeln und Belecken zeigen sich die Luchse gegenseitig ihre freundliche Stimmung. Der Kuder beschnuppert auch viel das Hinterteil und die Geschlechtsöffnung des Weibchens, die nur wenige Tage paarungsbereit ist.
Auf den Bildern unten sieht man, wie das Weibchen mit erhobenem Stummelschwanz stehen bleibt. Das Männchen nähert sich von hinten und springt ihm auf. Während der Paarung hält der Kuder die Luchsin mit den Zähnen am Nackenfell fest. So bleiben die Luchse ungefähr drei Minuten miteinander verbunden. Das Männchen entlässt dann seine Samenflüssigkeit in die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Wenn die Vereinigung zu Ende ist, trennen sich der Kurde und die Luchsin unter Drohen und Fauchen. Meistens verlässt das Männchen nach der Paarung den Lebensraum des Weibchens und sucht eine andere Luchsin aus, damit er erneut um Paarungsrechte werben kann.
Jungtiere
Geburt
Die Tragzeit der Jungtiere dauert ungefähr 70 Tage. In diesen Tagen durchstreift das Weibchen grosse Teile seines Gebietes um einen geeigneten Wurfplatz in einem möglichst unzugänglichen Versteck zu suchen. Der Wurfplatz befindet sich meist unter der Höhlung eines Wurzelstockes. Wenn die Höhlung nicht gross genug ist, erweitert die Luchsin sie mit ihren Vorderpranken. Luchse können bis zu vier Junge werfen, meist sind es aber zwei. Wenn die Jungen im Mai / Juni zur Welt kommen, haben sie noch ein beigefarbenes und seidiges Fell und ihr Geburtsgewicht beträgt 200-300 Gramm. Ihre Augen haben sie zirka die ersten zwei Wochen noch geschlossen. In den ersten Lebenstagen sind die Jungtiere viel bei der Mutter und geniessen ihre Körperwär- me.
Wenn sie hungrig oder unruhig sind, lässt sie die Mutter an ihren Zitzen, an der Bauchunterseite, Milch trinken. Auch nur auf die kleinste Störung reagiert die Mutter empfindlich. Sanft packt sie dann ihre Jungen mit den Zähnen am Nak- ken und trägt eines nach dem andern an einen neuen sicheren Platz. Während die Jungtiere in der Schnauze der Mutter sind, wehren sie sich nicht, denn sie fallen in die sogenannte Tragstarre und baumeln dann wie leblos in der Luft. Erst wenn die Luchskinder schon mehrere Tage alt sind, lässt sie die Mutter für kurze Zeit alleine und geht in der Nähe auf Jagd. Aber schon lauern die ersten Gefahren! Während der Abwesenheit der Mutter könnte ein Fuchs, ein Marder oder gar ein Greifvogel den Kleinen gefährlich werden. Es ist eine schwierige Zeit angebrochen, einerseits brauchen die Jungen intensive Betreuung, aber andererseits muss das Muttertier Beute schlagen, um sich selber zu ernähren. Denn der Vater beteiligt sich an keinen von beiden (Beutefang und Betreuung).
Auf Entdeckungsreise
Auf den kürzeren Streifzügen dürfen Jungtiere bereits mit. Bei der Beutejagd in der Dämmerung, nimmt die Mutter ihre Jungen aber noch nicht mit. Sie kann die Jungluchse jetzt schon länger alleine lassen. Wenn die Luchsin ein grösseres Tier wie ein Reh oder eine Gemse erbeutet, ist der Fleischvorrat für einige Tage gesichert.
Die Fleckenmusterung ist bei den Luchsen sehr unterschiedlich. Die Farbe des Fells ändert sich mit den Jahreszeiten. Zum Beispiel im Sommer tarnt den Luchs das Sommerfell als rötlich-brauner Erdfleck. Im Winter macht das graubraune Winterkleid das Tier zwischen Steinen und Baumstämmen geradezu unsichtbar.) Mehrere Wochen leben die Jungtiere in der Nähe ihres Wurfplatzes. Aber ab Juli / August gehen sie immer auf grössere Streifzüge.
Sie reagieren sehr neugierig auf Bewegungen in der Umgebung, zum Beispiel auf Blätter, die sich im Wind bewegen. Wenn zum Beispiel Drosseln raschelnd im dürrem Laub nach Würmern picken, verlocken sie die Jungluchse zu einem ersten Anschleicheversuch. Grosses Erstaunen beim Luchs-Junior: Der gefiederte Leckerbissen flattert in gewaltige Höhen davon. Wenn der Mutter aber das Spiel der Jungen zu lästig wird, äussert sie ihren Unwillen mit einem tiefen Knurren, das tönt wie das Knurren eines Hundes. Die Jungluchse werden fünf Monate lang gesäugt, bekommen jedoch schon im Alter von 35-40 Tagen Fleischnahrung.
Wenn die Luchsin wieder eine Beute gerissen hat, bringt sie die Jungtiere häufig in die Nähe des Fleischvorrates. Dort ruht die Mutter mit ihren Jungluchsen aus, um sich am Abend am Beutetier satt zu fressen.
Gefahren im ersten Lebensjahr
Wenn die Jungluchse knapp ein Jahr alt sind, profitieren sie noch vom Jagderfolg der Mutter. Wenn sie dann bald auf sich alleine gestellt sind, folgt eine harte und schwierige Zeit. Die Jungen müssen versuchen ein eigenes Revier zu finden. Es muss gross genug sein und es muss auch viel jagdbares Wild haben. Auch genügend Verstecke sind wichtig. Die besten Reviere gehören aber meistens schon den erwachsenen Tieren. So stehen den halbwüchsigen Luchsen lange und oft gefährliche Wanderungen bevor. Viele von ihnen magern dann ab und sterben an Erschöpfung, Unterernährung oder an einer Krankheit. Viele Jungtiere werden aber auch beim Überqueren einer Strasse, Opfer eines Unfalls; nur wenige Jungluchse überleben also das erste Lebensjahr. Weibchen können schon ab dem zweiten Lebensjahr Junge zur Welt bringen, Männchen sind erst mit drei Jahren geschlechtsreif. Unter guten Bedingungen, werden Luchse 16-18 Jahre alt. Die ältesten Luchse können aber mit Glück bis zu 22 Jahre alt werden.
Fährte / Spur des Luchses
Die Spur des Luchses ist mittelgross. Man erkennt den Luchs am Beispiel von Schnee-Spuren oder Erd-Spuren an den grossen dreieckigen Sohlenballen mit den vier hufeisenförmigen angeordneten gleich grossen Zehenballen. In der Erde sieht man die Krallen aber nicht, sondern nur im Schnee. Die Spurenstellung ist ähnlich wie bei anderen Katzen. Bei der normalen Gangart, dem Schreiten, hinterlässt der Luchs eine Spurenbahn aus Doppeltritten, weil er die Hinterpranken in die Vorderspuren setzt. Die Schrittlänge beträgt 40 Zentimeter, auf der Flucht bis zu 150 Zentimeter.
Auf der Suche nach Beutetieren bringen Luchse in ihrem Lebensraum weite Wanderungen hinter sich. Sie gehen aber immer wieder die gleichen Wege: Die Wechsel- oder Luchspässe. Auf ihren Streifzügen benutzen sie auch Pfade, Forststrassen und Skispuren der Menschen, um leichter voran zu kommen. Die Luchse sind eben mehr heimlich als scheu. Manchmal verraten sich die < Heimlichtuer > aber auch. Der aufmerksame Beobachter findet vielleicht ein Haarbüschel an einem Brombeerast, noch besser, Trittsiegel in der feuchten Erde des Waldes oder im Schnee. Dieser Pfotenabdruck sieht aus wie die vergrösserte Spur einer Hauskatze Die einzelnen Abdrücke haben die
Grösse einer geballten Faust.
Weil in der Erde der Abdruck der Krallen fehlt, unterscheidet sich die Spur klar von derjenigen eines Hundes. Die Katzen ziehen nämlich ihre Krallen beim Gehen in fellbedeckte Hauttaschen ein. So bleiben die Krallen auch nadelscharf für den Einsatz beim Beuteschlagen oder beim Klettern auf einen Baum. Früher verfolgten die Forscher vor allem die Luchsspuren im Schnee, um über das Verhalten, Wanderungen und Jagderfolg des Luchses mehr Auskunft zu erhalten. Heute aber, werden den einzelnen Luchsen kleine Sender, zum Beispiel vor der Aussetzung, um den Hals angepasst. Mit Hilfe dieser Sender können die Luchse per Funkpeilung verfolgt werden und man erfährt so, was sie <treiben>.
Artenschutz
Hier bei uns in der Schweiz gibt es nur noch ungefähr 100 Luchse. Aber trotzdem will fast jeder siebte Schweizer, dass der Luchs wieder gejagt werden darf. In Schweden gab es während den 60er Jahren noch sehr viele Luchse, aber dann, weil er so viel gejagt wurde, gab es dann nicht mehr so viele.
(Zirka 600-800 Tiere) Dennoch ist die Jagd, die pro Jahr einen Monat lang dauert, nicht begrenzt. Also darf man so viele Tiere töten wie man will. Während die einen den Luchs jagen, machen sich die anderen Sorgen um ihn. Der Pelz der Luchse wird in der Menschenwelt sehr oft gehandelt. Deshalb trägt eine Organisation in Grossbritannien den Namen LYNX (Auf lateinisch Luchs), dieser Name ist sehr bekannt, weil diese Organisation gegen den Pelzhandel ist.
Ernest Thompson Seton war früher auch ein Jäger des Luchses. Auch jetzt, nach zwanzig Jahren, mag er sich noch gut an einen Luchs erinnern, den er erschossen hat. Er sagt auch selber, dass er bis heute das kindliche Erstaunen in den grossen sanften Augen nicht vergisst, mit welchen das Tier ihn anschaute, als er abdrückte. Ein Luchs bekehrte auch die Frau des Indianerhäuptlings Grey Owl, von der Fallenstellerei zum Tierschutz. Der letzte Luchs, den sie gefangen hat, hatte seine Pfoten bis auf die Knochen < abgenagt >. Der Luchs brachte auch Frank Conibear dazu, eine schnelltötende Falle zu entwickeln, die aber von der Pelzindustrie nur zögernd angenommen wurde. Conibear sagte auch, dass ein Luchs in der Falle viel länger am Leben bleibt, als jedes andere Tier.
Conibear hat sogar zweimal erlebt, dass ein Luchs drei Wochen in einer Falle überlebte. Als er damals zu seiner Falle kam, lebten die Tiere noch, aber sie waren sehr dünn. Die Pfoten des Luchses sind so gross, dass, wenn er nicht genau in die Mitte der Falle tritt, < nur > eine oder zwei Zehen eingeklemmt werden. Mit der Zeit aber dringen die Spitze der Falle immer tiefer ein, so dass die Knochengelenke durchtrennt werden. Manchmal kommt es auch vor, dass die letzten Zehenglieder abbrechen und der Luchs wieder frei ist. Der Fuss ist in der Falle meist erfroren, sodass das Tier sterben muss.
Tierquälerei ist auch ein Kernpunkt der Kampagne gegen den Pelzhandel, aber nicht der einzige. Man hat schon so viele grossartige Tiere getötet, nur dass man das Fell bekommt. Mit dabei sind zum Beispiel auch der Eurasische Nerz, der Ozelot, der Tiger und der Luchs.
Gegner der Pelzindustrie befürchten, dass die Wildtierbestände diesen Verlust nicht verkraften, welchen ihnen der Pelzhandel zufügt. Zum Beispiel auch in den 80er Jahren waren so grosse Verluste, da wurden jährlich knapp 19 Millionen Wildtiere mit der Fallenstellerei getötet, das ist fast viermal so viel wie im letzten Jahrhundert im gleichen Jahrzehnt ! Seit 1988 ist der Handel zum Glück stark zurückgegangen.
Auf den ersten Blick haben die Gegner des Pelzhandels den Markt mit ihren Drohungen an Vernunft und Moral in die Enge getrieben. Aber auch die Befürworter haben Argumente für ihren Standpunkt. Sie sagen, es sei ein Fortschritt in der Fallenstellerei, der für einen weniger schmerzhaften Tod der Pelztiere sorgt. Ausserdem gehe es ihnen um die Erhaltung von bedrohten menschlichen Kulturen, nämlich der Ureinwohner von bestimmten Gebieten, dessen Fallenstellerei es ihnen ermöglicht, im Land ihrer Vorfahren das Leben und deren Lebensweise fortzuführen. (Etwa die Hälfte der kanadischen Fallensteller sind indianischer Herkunft.) Sie halten auch zu recht fest, dass die Pelztiere Nordamerikas im Prinzip durch die Fallenstellerei nicht bedroht sind, was selbst bei den heutigen hohen Ausbeutungen gilt.
Als Beweis für diese Behauptung müssen wir uns nur die Rotluchse anschauen. Bis Mitte der 70er Jahre spielten sie in der Pelzindustrie kaum eine Rolle; denn ein gutes Rotluchsfell hatte höchstens zehn Dollar wert. 1973 änderte eine Reihe von Tagungen im Washington D.C. plötzlich alles. Abgesandte aus 80 Ländern erarbeiteten ein Abkommen namens CITES ( Convention of International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora). Ihr Ziel war die Verhinderung der Ausbeutung von Tieren und Pflanzen, die vom Aussterben bedroht sind. An erster Stelle der Liste standen: Leoparden, Geparden, Jaguare und andere Fleckkatzen. Da diese Tiere nicht mehr gejagt werden durften, suchte die Pelzindustrie noch andere Pelztiere und fand sie in Amerika, wo es diverse Arten von gefleckten Pelztieren in grosser Anzahl gab. Seither mussten auch drei weitere Arten in Südamerika in die Liste aufgenommen werden; der Ozelot, der Oncille, der Tigeriltis und noch die Salskatze, die vom Aussterben bedroht sind.
Der kleine Rotluchs kam aber fast ungeschoren davon, obschon die Preise auf 300 Dollar pro Fell stiegen und Ende der 70er Jahre jährlich ( ! ) zirka 94000 Tiere getötet wurden. Dass die Rotluchse aber trotzdem überlebten, verdanken sie sich selbst, weil sie die starken Verluste durch eine hohe Fortpflanzungsrate ausgleichen konnten. Aber ein bisschen trugen auch die Naturschutzbehörden dazu bei, indem sie wissenschaftliche Untersuchungen in Auftrag gaben, die Jagdzeiten und Fangzahlen zu begrenzen und auch sonst einiges, um eine dauerhafte Nutzung zu ermöglichen. Ihre Gegner halten ihnen aber immer wieder vor, dass ihr Vorgehen alles andere als nützlich gewesen sei. Es ist ihnen immerhin gelungen, den US- Export von Rotluchsen jahrelang zu verhindern mit der Begründung, dass die Regierung ohne wissenschaftlich festgelegte Bestandzahlen nicht sicher sein könne, dass die Tötungsrate durch Fallenstellerei keine Bedrohung darstelle.
Der Rotluchs kann in den USA endlich wieder überleben. Die Bestandzahlen betragen ungefähr 700`000 - 1`500`000 Tiere. Die Bejagung führt aber nicht unbedingt zur Ausrottung einer Art. Die Nordamerikanische Pelzindustrie kann sich rühmen, weil sie bisher noch keine Art ausgerottet hat. Aber das heisst natürlich nicht, dass sie keinen Schaden anrichtet, so wie auch ein Mensch krank werden kann, ohne gleich zu sterben, kann auch ein Teil einer Art reduziert werden, ohne dass sie ganz verschwindet. Genau das ist den eigentlich guten Absichten der Pelzindustrie in den letzten Jahren mit dem Kanadaluchs geschehen. Wieder begann alles in einer Zeit, in der man machte, was man wollte. Um 1970 waren bei den Modemarken Langhaarfelle die absoluten Renner, wobei der durchschnittliche Preis für einen Luchspelz im Laufe eines Jahres von 40 auf 400 Dollar stieg. Besonders schöne Felle erzielten bis zu 1000 Dollar. Wegen diesen Preisen, die noch nie so hoch waren, verfolgten die Pelzjäger den Luchs in den 70er Jahren mit aller Macht und brachten deshalb jährlich bis zu 37`000 Felle auf den Markt; dass sind doppelt so viele wie im Jahrzehnt davor in einem Jahr. Ernst wurde aber die Lage, als die Fangquoten selbst in den mageren Jahren des Luchs- Schneeschuhhasen-Kreislaufs hoch blieben.
Wenn die Anzahl der Luchse sonst schon tief ist, darf man sie nicht noch zusätzlich bejagen. Die Luchse überleben also auch die ganz mageren Jahre.
Wegen der hohen Fellpreise und der ungenügenden gesetzlichen Schutzbestimmungen der 70er Jahre wurden vielzuviele Luchse getötet. Dadurch blieben auch zu wenig übrig, um in den nächsten Jahren wieder für genügend Nachwuchs zu sorgen. Die Bestandszahlen lagen deswegen zwischen 1981 und 1991 sehr niedrig. In der kanadischen Provinz Alberta wurden zum Beispiel in den 70er Jahren am höchsten 23`000 Luchse gefangen, in den 80er Jahren noch 14`000 und in den 90er nur noch 3`000 Tiere, aber man hat trotzdem nicht weniger Rücksicht genommen, und versuchte, so viele Luchse wie möglich zu fangen, damit man sie nachzüchten kann.
Beutetiere
Man hat durch Nahrungsreste von verschiedenen Tieren herausgefunden, was der Luchs auf seinem < Speisezettel > hat. Von 88 Nahrungsfunden in der Schweiz sind zum Beispiel 48 Rehe, 30 Gemsen und fünf Hasen vom Luchs gefressen worden. Es wurde auch nachgewiesen, dass der Luchs auch Murmeltiere, Jungfüchse und Eichhörnchen frisst; Vögel und kleine Nagetiere wie Mäuse aber höchst selten. Nur in der Not frisst der Luchs auch Aas und aufgefundene tote Tiere. Die Rehe, Gemsen und Hirschkälber sind so gross, dass der Luchs sie gerade noch überwältigen kann. Das Gewicht dieser Beutetiere entspricht nämlich etwa dem des Luchses. Für die Luchsinnen, die die Jungen betreuen, ist es besonders wichtig, solche Tiere zu erbeuten; denn an einem Hasen können sich die Mutter und die Jungen wohl kaum satt fressen. Den Jungluchsen scheint das Jagd- und Tötungsverhalten angeboren zu sein.
Aber sie müssen zuerst doch auf die Erfahrungen der Mutter zählen. Wenn sie mit ihr auf der Jagd sind, können sie viel lernen. Der Luchs jagt kranke und geschwächte Tiere, aber auch gesunde und starke Tiere. Um zu Überleben tötet unser < Meister Pinselohr > alles, was er erwischen kann! Nachdem er die Beute getötet hat, frisst er sie an Ort und Stelle. Dabei bevorzugt der < Feinschmecker > die kräftigen Muskelpakete der Hinterkeulen.
Wenn er für den Moment genug gefressen hat, versteckt er die Beute vor anderen Fleischfressern wie Füchsen, Adlern, Kolkraben und Wildschweinen. Wo sie noch nicht ausgerottet sind, gehören auch die Bären und Wölfe zu den Nahrungsdieben. Deshalb scharrt der Luchs mit den Vorderpranken Schnee, Laub, Gras, feine Äste oder lockere Erde auf den Nahrungsvorrat.
Wenn der Luchs während der Mahlzeit nicht gestört wird, kehrt er immer wieder zurück, um Nachschub zu holen. Nach einigen Tagen ist vom Beutetier nur noch wenig übrig: der Kopf, die Wirbelsäule, die Läufe, der Magen, der Darm und das Fell. Alles Fleisch samt dem Innereien wie Knorpeln und Knochen, wurde vom Luchs alles gefressen. Solange der Vorrat noch da ist, bleibt der Luchs gewöhnlich in der Nähe des Versteckes. Am Tag zieht er sich meist in steile Waldhügel zurück, wo er kaum jemals gestört wird. Ab und zu nimmt er auch gern ein Sonnenbad auf einem warmen Felsen. Bei feuchtem Wetter bevorzugt er aber trockene Plätze unter hervorragenden Felsen. Er wird erst gegen Abend wieder aktiv und geht auf Jagd. Er nimmt, wie fast immer, ein bis drei Kilogramm Fleisch zu sich und dann leckt und putzt er sich sorgfältig.In den nächsten paar Tagen kann er sich dann wieder ein bisschen ausruhen; denn ein Reh, eine Gemse oder ein Hirschkalb reicht nämlich für fünf bis sechs Tage. Mit vollem Bauch geniesst er also lange Ruhezeiten. Wenn die Beute aber schlussendlich ganz verzehrt ist, geht der Luchs wieder auf Wanderschaft. In einem anderen Teil seines Lebensraumes, oft Kilometer weit vom letzten Beutefang, versucht er sein Jagdglück erneut.
- Arbeit zitieren
- Severin Sollberger (Autor:in), 2000, Der Luchs. Lebensraum, Merkmale und Artenschutz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97894
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