Oft verstehen wir bei einem Sprechakt etwas anderes, als wirklich gesagt wurde. Wir implizieren eine weitere Bedeutung neben der rein semantischen in das Gesagte. Zum Beispiel bei Witzen ist das oft der Fall:
Ein Mann reibt an einer Flasche und ein Dschinnie erscheint und sagt ihm, daß er einen Wunsch frei hätte. Darauf sagt der Mann: ,,Ich wünsche mit eine Autobahn von hier nach Hawaii." ,,Das ist zu schwierig," sagt der Dschinnie. Darauf sagt der Mann:" Dann erkläre mir die Frauen." Der Dschinnie erwidert: ,,Zwei- oder dreispurige Autobahn?"
Der Hörer versteht jetzt wahrscheinlich, daß Die Erklärung der Frauen weitaus schwieriger sein muß, als eine Autobahn zu bauen. Aber wieso versteht er das? Denn genau das hat der Dschinnie nicht explizit behauptet. Würde er nur von dem Gesagten ausgehen, wäre der Witz nicht komisch. Also impliziert er eine andere Bedeutung, um den witzigen Gehalt des Sprechaktes zu erkennen.
In der Pragmatik sagt man allerdings nicht implizieren oder Implikation, sondern man spricht von implikatieren oder der Implikatur. Die pragmatische Implikatur ist hier von der semantischen Implikation, die die einfache logische Schlußfolgerung aufgrund der rein wörtlichen Bedeutung von etwas gesagtem darstellt, abzugrenzen.
Der Hörer implikatiert also einen propositionalen Gehalt. Wie kann er das so einfach machen? In dieser Arbeit versuche ich den Vorgang einer Implikatur deutlich zu machen. Es werden die verschiedenen Typen der Implikatur erläutert, und erklärt, wie eine Implikatur entstehen kann. Als Literatur hierzu wird hauptsächlich P. Grice und J. Meibauer, sowie ferner Davis, Levinson und Authenrieth hinzugezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Kooperationsprinzip nach Grice und die Konversationsmaximen
- Der Schlußprozeß
- Implikatur durch Verletzung der Maximen
- Implikatur durch Befolgung der Maximen
- Ersetzen oder Umstellen der Maximen
- Die Modalitätsmaxime und ihre Sonderstellung
- Eine fünfte Maxime?
- konversationell oder konventionell
- Typen der konversationellen Implikatur
- konventionelle Implikatur
- & oder UND
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der Implikatur, d. h. dem Verstehen von zusätzlicher Bedeutung, die in einem Sprechakt implizit enthalten ist, aber nicht explizit ausgedrückt wird. Ziel der Arbeit ist es, den Prozess der Implikatur zu erklären und die verschiedenen Typen der Implikatur zu erläutern.
- Das Kooperationsprinzip nach Grice und die Konversationsmaximen
- Implikatur durch Verletzung und Befolgung der Maximen
- Unterscheidung zwischen konversationeller und konventioneller Implikatur
- Die Bedeutung der Modalitätsmaxime
- Beispiele und Fallstudien zur Veranschaulichung der Implikatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Phänomen der Implikatur vor und führt in die Thematik der Seminararbeit ein.
- Kapitel 2 erläutert das Kooperationsprinzip nach Grice und die vier Konversationsmaximen, die für das Verstehen von Implikaturen relevant sind.
- Kapitel 3 analysiert die Funktionsweise von Implikaturen, indem es die Prozesse der Implikatur durch Verletzung und Befolgung der Maximen beschreibt.
- Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Unterscheidung zwischen konversationeller und konventioneller Implikatur.
- Kapitel 5 behandelt die Modalitätsmaxime und ihre besondere Bedeutung für das Verstehen von Implikaturen.
Schlüsselwörter
Kooperationsprinzip, Konversationsmaximen, Implikatur, konversationelle Implikatur, konventionelle Implikatur, Modalitätsmaxime, Sprechakt, Verstehen, Bedeutung, Bedeutungserweiterung, Pragmatik.
- Citation du texte
- MA Julia Mann (Auteur), 1999, Implikaturen - Entstehung und Typen einer Implikatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9783